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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920423025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892042302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892042302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-23
- Monat1892-04
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I, d« HauptexPedtttoii od« de» t« St»d^ tezirk u»d de» Vororte» errichtete» vut« oadeslellen »b-rholt: vierteljährlich ^»4^,0, bei »weimaliger täglicher Zustellung int b«u« S SL Durch dt« Post bezog«« für Deutlchluud »ud Oesterreich: vterte>,ädritch > L—. Direct» täglich« Dreu-bandjeadung l>» A»«l«»d: muüattich . Di- Morgen.«»»«»», «schont »glich>/,7 Nhr. die «dr»d.«^gade wocheatngB S Uhr. Redartto, «ad Lr»eMo«: A»tz«u»eS»,>i 8. Dirlrpeditton tstvochentag» »»»»terdroche» «Sffnet «» früh 8 bi» «bend» 7 Uhr. Fili«le«: vtt» m«««'» vnrtt«. (Ws«tz Hsh»), Unlversitübtstrast« 1« L««t» exch». «ilharinenstr. Ich pnrt. u»d »,tg»plat 7. Abend-Ausgabe MMcr.Tagtblatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesMe, tzan-els- und GeschMverkehr. JnsertionSPreA Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclameii unter dem Rcdactioa»strich (4g»' spalten) öl)«z, Sor de» Familieunochrichle» (b gespalten) 40/ch Brößere bchristea laut unsere« Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zlssernsatz nach höherem Taris. Kptra-Veilugcn (gesalzt), nur ml» de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderur.g 60.—, mit Postbesördrrung 70.-. Inuahmeschlaß für Inserake: Abend-AuSgabr: vormittag» 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn, und Festtag» früh 9 Uhr. vri de» Filialen und Annahmesttllra j« ein»' halb« Stund« früher. Inserate stad stet» an dt» EzDedtttn» zu richten. Druck und Verlag von E. Potz t» Leipzig Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 24. April, Vormittags nur bis v Uhr gcvfsnet. IdXpoiUtlou lies I-e1p/-Ixer Tonnabend den 23. April 1892. 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. April. Zu dem eisernen Inventar der ultramontanen Agitation- mittel gehört die sog, römische Frage. So arg, wie in den siebziger Jahren, wo man Stroh von dem angeblichen Aerkerlager PiuS' IX, als Reliquien verkauft haben soll, kann man'« mit ihr allerdings nicht mehr treiben; aber aus den .Katholikentagen" ist sie noch immer ein sehr beliebtes Thema. Zndeß fangt das ultramontanc Publicum nachgerade an, der ewigen Resolutionen mUde zu werden; cS möchte, wie eine vor einiger Zeit in Aachen veranstaltete Petitionsbewegung bewies, endlich einmal etwas wir eine That scheu. Der alte Wiodthvrst hatte eine wahre Virtuosität darin, seinen Zuhörern auf den Katholikentagen den Ein druck iu machen, als ob er demnächst im Reichstage Himmel und Hölle für die Wiederherstellung der weltliche» Macht des PapstthumS in Bewegung setzen würde, dann aber von der Sache fein still zu schweigen und im nächsten Jahre dasselbe Spiel von Neuem zu beginnen. Seinen Nachfolgern und Testament-Vollstreckern mag das nicht so leicht werden; aber die Gründe, eine parlamentarische Erörterung der römischen Frage zu unterlassen, waren für sie nur um so zwingender. Sie würden das eben erst geschaffene hoffnungS- sreudige Verhältuiß zur NrichSrcgierung durch Aufwerfung dieser Angelegenheit mit einem Schlage zerstört haben. Nach der Katastrophe deS preußischen VolksschulaesetzeS hat sich diese Situation »un freilich wesentlich verändert. Muß da- Ccntrum, schon um seiner Selbsterhaltung willen, auch im Reiche wiedsr in die Opposition einlenkrn, so wird r» nicht ver meiden können, neben anderen Forderungen de« Ültramonta- nismu» auch der römischen Frage die langst erwartete Ehre anzuthun. Aber waS e» fürchtet, ist dabei, abgesehen von seinen ständigen Anhängseln, den Polen und den Welfen, go allein zu stehen. Deshalb wendet e» sich jetzt an die Eon- servativen um Hilfe. Im „Deutschen Abelsblatt", dem Organ der zum größten Theil auS Protestanten bestehenden deutschen AdelSgenossenschaft, setzt «iu Katholik auseinander, wie eS auS principiellen Gründen der Legitimität und Auto rität Pflicht des gesummten conservativen Adels sei, für die Wiederherstellung der weltliHril Macht deS PapstthumS ein» zutreten, und er stellt auch ein derartiges ausdrückliches An sinnen an den protestantischen Adel bereits ganz bestimmt in Aussicht. Die „Germania" hat ganz Recht, wenn sie den bloßen Ausdruck diese- Aufsatzes iu der genanoten Wochenschrift als ein bedeutsames Zeichen der Zeit behandelt. Bisher haben die deutschen Conservativen eine Betheiligung an dem Feldzuge für daS Dominium tvmporals abarlehut. Jetzt, nachdem sich ein Theil von ihnen als dienstfertige Kampfgenossen der schärfsten > klerikalen Reaction erwiesen hat, hält man sie für reif, um ihnen auch diese Zumuthung machen zu können. ES wird interessant sein, zu sehen, wie dieselbe ausgenommen wird. Protestanten können die Nothwcndiakeit einer weit- lichen Herrschaft des Papstes schon grundsätzlich nicht an« -nennen. Unter den obwaltenden Umständen aber bedeutet die Kordenmg dieser Herrschaft dir Negation der Ber pflichtungen, welche Deutschland dem Königreich Italien gegenüber übernommen hat. Giebt eS einen protestantischen Conservativen, der die Verantwortung für diese Negation auf sich nehmen möchte? In der „Weser-Zeitung" lesen wir heute: „Ziemlich un beachtet ist der Besuch deS Fürsten Reust ä. 8, am deutschen Kaiserhose vorüberaegangcn. Und doch be deutete derselbe, wie derjenige des GroßherzogS von Mecklcn- burg-Strelitz, eine politische Aussöhnung. Fürst Heinrich XXII. war niemals in Berlin, auch nicht bei der von sonst sämintliche» deutschen Fürste» besuchten Reichstags eröffnung am 25. Juni 1888. Zweifellos hängt auch dieser Besuch mit der Wendung in den Verhältnissen zu dem Perzog von Cumberland zusammen. Auch die legitimistischsten der deutschen Fürsten glauben jetzt demnach entweder an eine bevorstehende völlige Aussöhnung des Welfen- sürsten mit dem Deutschen Reiche, oder sie halten ihn doch mindestens jetzt für genügend abgefunden." Es wäre sehr erfreulich, wenn diese Auffassung als richtig sich erwiese. Die in Greiz erscheinende „LandeSzcituna" läßt freilich noch nicht bemerken, daß sie von einer „politischen Aussöhnung" etwas weiß. Vielleicht aber sicht sich daS Blatt, daS gleich so vielen anderen officiösen Organen nicht selten Politik auf eigene Hand macht, durch dir Auslassung der „Weser-Zeitung" ver anlaßt, a» maßgebender Stelle über die Bedeutung deS fürst lichen Besuches in Berlin Erkundigungen einzuzieben und daS Crgebniß derselben milzutheilen. In Frankreich werden, obwohl die Meldung, Ko tonn sei durch die Dahoniecr erstürmt und diese seien bereits Herren von Porto Noovo, bis jetzt keine Bestätigung er fahren hat, nach wie vor ernste Befürchtungen in Bezug auf Dahomeb gehegt. Die schwierige Lage der Franzosen in jenem Theil deS dunklen ErdtheileS tritt immer deutlicher hervor. Es läßt sich nicht annehmen, daß daS Colvnialamt, wenn es sichere Kunde über den Fall von Porto Noovo hätte, diese zu verschweigen wagen sollte. Einen oder wenige Tage später würde ja doch die Tbatsache von anderer Seite ber bekannt werden. Aber daß Porto Noovo und die sonstigen Kilstenplätze von den geringen franröstschrn Be satzungen nicht gehalten werden können gcgennvcr der zur Zeit sehr Wohl bewaffneten starken Uebermachl der kriegerischen Dahomerr, leidet attch keinen Zweifel. Der Fall dieser Ort schaften und di« Besetzung der Küste durch Behanzin würde aber nicht blv- für die Franzosen, sondern für alle an der Gnineaküst« Handel treibenden und theilweiS Land besitzenden Colonialvölker von großer Wicktigkcit sein. Die Franzosen sind jetzt gezwungen, mit großen Kosten und Verlusten DaS nachzuholen, waS sie sich beim Regierungsantritt Behanzin'S vor 1*/» Jahren mit einem geringen Aufgebot von Energie zu thun nicht entschließen konnten. Der Regenzeit wegen kann aber ein zur Demüthigung Behanzin'S führender Feldzug erst in etwa 7 Monaten begonnen werden. Bis dahin wirb Behanzin unbestraft bleiben. Er kann im günstigsten Falle jetzt nur auS den Küstenorten wieder vertrieben werden. In den Kammern wird man allerdings das Cabinet nicht verant wortlich machen können, denn Abgeordnete wie Minister stimmten auS bekannten Gründen in der möglichst schwäch lichen Behandlung der Dahomrh-Frage überein. Zu stür mischen Austritten wird eS gleichwohl kommen und die Stel lung des ohnehin erschütterten CabinetS wird wenigstens nicht dadurch gestärkt werben. Wenn man den neuesten Nachrichten auS Rom Glauben schenken darf und kein weiteres Nachspiel erfolgt, so kann man annehmen, daß die italienische MinistrrkrisiS nun endlich ihre Lösung gefunden hat. Der am Donnerstag Abend abgehaltene Ministerratb fand endlich das Leitworl zur Beseitigung der Schwierigkeiten: der Militairetat wird d» Grundlage diese» G-dankenS haben sich all- M.tgU-d r o-- bisherigen Ministeriums Rudi," unt Ausnahme des 6 > z Ministers Colombo ziisamme.igefnnden und ein Lrog" ' würfen, welches i». Wesentlichen Folgendes rur R.ch 'ch . ^ .„„„nt: Der nächstjäliiige Feblbetrag. n,it30.die„Opinionc">n,t50M,ll,°nen^ "^orschläaen LnzzalliS durch die Emfübrung deS Zu bö ch nmonopols und eine Umgestaltung der Bors n- t-ne mit einem Erträgnisse von sesechSP!.llio..e. dnch Erböbuna der PensionSbe.trage der Beamten .m Gesammtbetragc von drei Millionen, "'"'4^ auf allen Gebieten der Berwaltiinz m der Hobe von f n,zeb'i Millionen Lire gedeckt werden; für b>- uußerordentlichc Necreesorderiingc» soll durch eine starke E,»,chra»k»ng der 'ilnSaabcn für Massaua. insbesondere V-r»„»deru»g der dowgc» Garnisonen, Weiler durch itellmia Besteueruna der vom Heeresdren -ö efre lleu sowie Berminderniig der Zahl Angestellten m en Arsenalen und Mil',tairwerk,lallen S-sunde» werden Vom GesichlSpiiiicle der gesammt - europäischen sZoUl.k muh dw endlich gefundene Lösung der italienischen CabinetSkrisiS auch wenn sie nur ei» vorläufiger Nothbchcls ^>n sollte, in so fern mit Befriedigung begrüßt werde», als sie die ^nt,chlvssenhe> Italiens bezeugt, seine Geltung ,m Ratbc Europa« selbst um de» Preis schmerzlichster Opfer unversehrt zu bewahre», der Sache des Friedens kann hieraus uur Vorlhcil erwachfcn. Cs ist begreiflich, daß daS Familienfest, welche- demnächst im dänischenKonigShause begangen werden wird, in Folge der weitverzweigten Bcrwa»vtschaftS.Be;>ebungcii dieses Hauses schon vorher eine üppige Leaendenbildung zu Tage fördert. ES sind europäische Gegensätze, die sich bei dieser Gelegenheit kreuzen. Der Zar und ber Prinz von Wales reichen sich in Kopenhagen als nabe Verwandte die Hände, der König von Griechenland ruht im Vaterhause von seinen RcgierungSstrapazen aus uud der Herzog von Cumberland erscheint als die Verkörperung deS welfischeu Gedankens, der „och imnier auf daö innere politische Leben in Deutsch laud einen leichten Schatten wirft. Kein Wunder, daß ge schäftige Federn auS diesem kleinen Fürstencongreß, bei dem anßer den Genannten der Bruder deS deutschen Kaisers und der Kronprinz von Italien vertreten sein werde», schon jetzt allerhand phantasiereiche Erörterungen und Spekulationen emporsteigen lassen, während cS für ernste Politiker doch sehr angezeigt erscheint, den Tbatsachen nicht vvrauSzneilen und nicht außer Acht zu lassen, daß die Feier am dänischen KönigShof ihrer ganzen Natur »ach ein dynastisches Fainilien- sest ist, mit dem die große Politik nach unserem Dafürhalten nichts zu thun hat. Gegenüber den verschiedenen Gerüchten, die bald diese, bald jene Persönlichkeit bezeichnen, welche dazu auöersehe» sei, Herrn von GierS als Leiter der auswärtigen Politik Ruß lands zu ersetzen, unter welchen Gerüchten besonders jenes, wonach der russische Botschafter i» Wien, Fürst Lobanow, zu diesem Amt berufen werden dürste, wird von gut unler- richteter Seite betont, daß man in Wiener, mit der russische» Botschaft Fühlung habenden Kreisen bisher keine bezüglichen AnhaltSpuncle hat und der Meinung ist, die Gerüchte seien nur dem naheliegenden Umstände zuzuschreiben, daß. wenn die Notbwendigteit einer Ersetzung des Herrn von GierS sich ergeben sollte, sein Nachfolger ohne Zweifel in dem Kreise der hervorragendsten Vertreter Rußlands im AnSlande zu suchen sein wird. Deutsches Reich. ^ Berlin, 22. April. Der Colonialrat h hielt hente von 1 Uhr an seine letzte Sitzung ab, über deren Verlauf zur Ergänzung der telegraphischen Meldungen daS Folgende zu berichten ist: Der Vorsikende Geh. Rath Dr. Kayser machte Millheilnngen über die Vertheilung der Summe, welche seiner Zeit für die bei der Witu-Expedition Küntzel'S Beschädigten gespendet worden ist. Von dieser etwas mehr als 100 000 ./t betragenden Summe ist weitaus der größte Theil im Sinne deS Spenders und nach den Be schlüssen deS Colonialratbs bereits zur Auszahlung gelangt; ein kleiner Theil soll jetzt noch nachträglich Hur Verlheilung kommen. Der Colonialrath beschloß demgemäß. Die Com mission für die Zollordn ung in Ostafrika schlug eine längere wichtige Resolution vor, auf die wir noch zurück- koniincn werden. Die Resolution wurde nach Begründung durch Herrn Herzog und nach kurzer Debatte einstimmig an genommen. Ebenso fand eine Resolution des Geh. NathS Langen einstimmige Annahme, welche lautet: „Wenn auch der Colonialrath zur Zeit die von Herrn Hohmann (Zoll- dircctor in Ostafrika) beantragte Vermehrung der Zoll- stätten nicht befürwortet, so empfiehlt derselbe dennoch die Beschaffung von mehreren schncllsegelnden Zollkuttern zur wirksameren Ucberwachung der Küste". Die in Betreff der Sclaverei eingesetzte Commission hat den „Fragebogen", welcher bestimmt ist, zunächst an die Behörden in den Schutz gebieten zur Beantwortung unter Betheiligung sonstiger Sach verständigen, Missionen io. eingesandt zu werden, durchberalhe» und schlug nun dem Colomalrath 28 Fragen vor. Diese wurden einstimmig gutaeheißen. Ebenso gegen einige Stimmen eia Antrag Langen: „Ist cS zweckmäßig, gesetzliche Bestim mungen zu erlassen, um die eingeborene Bevölkerung zur ArbeilSsteLung a. für öffentliche, ti. für private Zwecke heran zuziehen und cvent. welche? Außerdem schlug die Commission eine Resolution vor, welche nach Begründung durch den Referenten Consul Weber und nach kurzer Debatte im Wesentlichen unverändert einstimmig angenommen wurde. Dieselbe lautet: „Der Colonialratb spricht seine Ansicht dahin aus: 1) daß der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Be strafung deS Sclavenhandels, jedenfalls insoweit einer Ergän zung bedarf, als die schwersten Verbrechen mit dem Tode bestraft werden sollen; 2) daß auch solche Handlungen als besonder- strafbar anSzuzeichnen sind, welche mit der Thril- nahme an Streifziigeu auf gleiche Stufe zu stellen sind; 3) daß tz. 234 Str.-G -B zur Anwendung zu bringen ist, auch wenn die darin bedrohten Handlungen in einem Gebiete begangen werden, worin sie nicht mit Strafe bedroht sind; 4) daß eine Verordnung mit thunlichster Beschleunigung zu erlasse» ist, welche in umfassender Weise gegen den durch Eingeborene getriebenen Selavenhandel, Sclavenraub und die damit in Zusammenhang sieben Strafthaten ge richtet ist; 5) daß, wenn in den afrikanischen Schutz- gebieten Araber und Angehörige farbiger im Schutzgcviete nicht heiniischer Stämme als Nichtcingeborene betrachtet werden sollten, ans sie dieselbe» Bestimmungen Anwendung zu finden yätte», wie gegen Eingeborene; 6) daß angesichts der ge- schilterten Gräuel der Sclavenjaaden am Tanganika-See eS dringend geboten erscheint, unter Aufbietung größerer Mittel, insbesondere zur Anlage befestigter Stationen und zu einer verstärkten lleberwachnng der Küste gegenüber den Sklaven» dbauS, innerhalb unserer Interessensphären gegen die Sclaven- räubcr und -Händler vorzugchcn." Hierzu gelangte noch ein Antrag Dr. Hespcr'ö in folgender Fassung zur Annahme: „Der Colonialrath spricht den Wunsch auS, daß bei den zur gesetz- lichc» Regelung der Cclavensrage anzustellenden Ermittelungen auch die in unseren Schutzgebieten thätigen Missionen ge hört werden." Fürst Hohenlohe und Herr von Hvfmann brachten noch die Frage des AuSwanderungögesetzeS zur Sprache und beantragten Folgendes: „Der Colonialrath spricht den Wunsch aus, daß bei der bevorstehenden gesetzlichen 18, Modenre Junggesellen. «oma, von v. W. gell. »«chdniil »er»,»». Da Hot er »um ersten Mas voll de» Blick und sah seine Müller verwundert an. Frau Räthm? Ich kenn« keine. Aber sie ist da — heute, immer. Weißt Du eS denn nicht? Die Gräfin stöhnt« auf und schaute in trostlosem Jammer ans Coruelie. Sie sebea, eS ist Alle- vergeben» — seine Wahnvorstellungen verlassen ihn keinen Augenblick — wollen wir un- nicht lieber zurückziehrn? Aber Eornelie, dir ihn nur zu gut verstand, trat noch näher heran und reichte ihm dir Hand entgegen. Rütteln Sie sich auf, Grak — nicht Hirngrspinast« um- zeben Sie, sondern Wirklichkeit. Icb bin nicht immer da, aber heute bin ich es. Wollen Sie mir kein einzig Wort ginnen? Die hatte eS fest, klar, mit der ganzen Klangfülle ihrer stmpathischen Stimme gesprochen und dabei dr« Kranken «echte m die ihre genommen. All« Scheu, all« Unsicherheit var von ihr gewichen und st« fühlte plötzlich den freudigen Mulh einer echten Krankenpflegerin in sich, die keinen anderen Hekankeu kennt als den, rin Werk barmherziger Mrnscben- üebe zu erfüllen. Und ihr« Stimme, dir Berübrung ihrer Hand thaten Wunder. Wolf Remmelin richtrte sich plötzlich »ns, so straff und gerade, wie man eS der kraftlosrn Gestalt kaum zugetrant hätte. In da» grlbblrichr Gesicht schoß eine Llutwelle und di« Lugen richteten sich mit dem Ausdruck klaren Bewußtseins aus EoraelienS Gesicht El Ist Wirklichkeit — Sie find da — Sie selber und nicht >«e Traumgrstalt . . . Jagen wir den Gpnk doch i» dir Flucht, lieber Graf, lachte die junge Frao unbefangen, dergleichen taugt nicht für be» Hellen Lag — sehen Si« nur, wt« Sie die Gräfin damit erschreckt habenI Und da ich nun einmal hier bin und auch noch nicht allzu bald zu entschwinden gedenke, frage ich Sie, ob wir nicht draußen im Park ein wenig spazieren wollen? Für die Frau Gräfin steht gewiß ein Fahrstuhl bereit — sind Sie einverstanden? Der Graf schonte sie noch immer staunend, zweifelnd an: sein arme« verwirrte- Hirn vermochte augenscheinlich noch immer nickt, dämmerndes Tranmleben und klare Wirklichkeit zu unterscheiden. Als aber Cornelie seinen Arm >n den ihre» legte und der Veranda zuschritt, welche daS Kranken zimmer vom Garten trennte, ließ er sich willenlos fübre» und ein glückseliges Läckeln verklärte allniälig sein Gesicht Als er draußen die Stufe» hinnnierschritt, ßlicb er jedoch plötzlich stehen und schaute zurück. Du koinuist doch mit, Mama? Jetzt ist die Sonne wirk lich da — und sie blendet mich nicht einmal. Die Gräfin winkte ihm nur zärtlich zu. Zu sprechen hätte sie nicht vermocht, denn Freudenthränen erstickte» ihre Stimme. Als Eornelie «ine Dlnnde später die Remmelin'scke Billa verließ, halte sie auf den flehenden Frageblick der Gräfin nur rin kurze», feste«: „Ick komme wieder!" Dan» fuhr sie nach Hause, sich für die Unterredung mit ihrem Gatten zu sammeln, die auch nur noch einen Tag hinanSznschieben sie jetzt für Sünde gehalten hätte. 1». ES herrschte bereit« starke Dämmerung, als Nungher etwa« athemlo« die Treppe zu seiner Wohnung hinansticg Er batte der Verabredung nach Cornelie bei den NalbcnowS gestickt und war beunnihigt, sie dort nicht zu finden. Sollte sie plötzlich erkrankt sem? Die Nachricht von der Krankheit Remmelin'S batte sie so erschüttert und ihr liebe» Antlitz war ihm ganz blaß und verstört erschienen, als er gegangen. Im Speisezimmer fand er die Lampen angezündet, den Tisch behaglich gedeckt wie stet« um diese Zeit, nur Eornelie, di« ihn bier zu erwarten pflegte, war nicht anwesend. Hastig durchschritt er die Räume bi« zu ihrem Gemach — da saß fl« am Fenster, die schöne Gestalt vom letzten Schein Däm merung nur undeutlich beleuchtet. Gott sei gedankt, daß ich Dich sehr, Cornelie! Welch ei» Schreck» hast Du m,r «ingrjagt, böse Frau! Bei Me lanie fand ick Dich nicht und auck hier tratest Du mir nicht > entgegen wie sonst — wirst Du mich tbörickt schelten, daß ich das erstarrende Gefühl batte, irgend ei» böser Zauberer habe, mir mein Glück nicht gönnend. Dich entführt? Sie hatte sich bei seine», Einlritt halb erhoben, er aber war mit wenigen Schritten an ihrer Seite und drückte sic nieder in den «L-essel, dabei, zärtlich über sie geiieigt, mit er regter Stimme jene Worte flüsternd. Nicht wahr, der Kopf schmerzte einmal wieder? fuhr er dann wieder fort. Ich sebe ja. cS Hilst Alle» nicht« — wir muffen an Luftveränderung denken. Sic hielt sein Haupt mit beiden Händen fest und schaute ihm voll inS Auge. Du irrst, Friedrich, mein Kopf ist ganz frei, ganz klar — klarer als seit langer Zeit. Und auch mein Her, ist leicht — aber davon sprechen wir später. Erst mußt Du essen, eS steht Alles bereit ... Nein. Liebling, nur Dir dabei Gesellschaft leisten, sagte er. sie empvriiehend. Melanie gab nicht Ruhe, bi» ich mit ibncn speiste. Bürglin war auch di, und so unruhig ich Deiuct- wegen war. konnte ich doch nicht gut ablehucn. Do laß unS hier bleiben und plaudern, Lieber, bat sie Ich habe m.t D.r zu sprechen - ernste, wichtige Dinge, die sich nicht aufschieben layen. Die Stunde ist dazu aeeignet w,e keine — komm, setz' Dich an meine Seite. ' ° ' Tiefe Bewegung zitterte in ihrem Ton und Rungber erkannt« daran« sofort daß e« sich um Ungewöhnliches bandle. E», Angstgefühl stieg beklemmend, unheilkündet in ihm auf — was würde er hören? Wird sick der Schleier endlich heben, der seit Beginn ihrer jungen Ehe verhüllend konnnen stütz?" ^ Glück nich: aus- zu §»zen"^ " brrbeizog, zwang er sich indeß. Ei. ei, meine kleine Frau hat Geheimnisse — schon jetzt? sie zu enthüllen — volle, vertrauen ist die Grundlage jeder vernünftigen Ehe. Daß ich diese« Vertrauen bisher nicht batte, dafür möchte ich vor allen Dingen herzlich deine Verzeihung erbitten, sagte sie endlich leise. Aber ich wollte Deine Rnhe nicht stören — versuchte auch, mich allein durchzukämpfen . . . Und so bekennt meine Frau Königin heute ihre Nieder lage'? versuchte er weiter z» scherzen, obgleich ihm der Ton beinahe in der Kehle erstarb. Nein, mein Freund, einen Sieg — denn ei» fester Ent schluß nach langem Zweifel und Schwanken ist ein Sieg. — Aber laß mich beginne». Ich muß weit auSholen, noch bis vor unserer Vermählung, Friedrich, obgleich cS nicht mein Geheimnis! allein ist, da« ich prcisgebe — und nicht wahr, Du versprichst mir, diese Enthüllungen als eine Beichte zn helrachten und nie und »immer — nach außen hin — davon Gebrauch zu machen? DaS klingt ja unheimlich feierlich, ciitgcznete Runaher bebend. Gleichwohl verspreche ich cS Dir — vorausgesetzt, daß^meinc Ebre durch ein Verschweigen nicht gekränkt wird Sei unbesorgt! Grade weil ich sie rein erhalten will, spreche ich beute. Und »un begann sie, erst leise und stockend, bann iiiimer klarer und fester von jener ersten Begegnung mit Reiiimelii, zu sprechen, die sie gesucht um MelanienS willen. Rungber verhielt sich bei dieser Einleitung durchaus rubig. Es schien ihm so natürlich und erbt weiblich, WaS sie gtlha» — ihr gütiges Herz, das stets bestrebt war, andern zu Helsen, trat dabei klar hervor. Aber als sie, so kurz und lchonend wie nur möglich, auf des Grafen unerwartetes LicbeSgeständniß zu sprechen kam, bebte ein Laut der Empörung von seinen Lippen und er sprang auf. Wie — er hat es gewagt — zu meiner Braut . . . Er sprach von seinem Empfinden, nicht von Wünschen» siel Cornelie sanft, aber fest ein. Es drang wohl ungewollt über die Lippen in dem Bestreben, sein Verhalten Franzi gegenüber zu begründen, und dann — die unheilvolle Krank heit warf vielleicht schon damals ihre Schatten voraus . . . Du vcrlbeidigst warm, murmelte Rungber mit znsammen- gepreßlen Zähnen. Aber weiter — ich will ruhig sein! Und Cornelie sprach Weiler, während er langsam, mit übereinandergeschlagenen Armen und gesenktem Kopf imZimmer aus- und niederschritt Ties und tiefer beugte sich indeß daS Haupt, als Eornelie jetzt von ihren Tcrnpel» und Zweifeln nach der Vermählung sprach, wie sie ihm ihren nasestacn Zustand, ihr« GewiffenSpei», da« nicyt zu ertönend« Mitleid
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