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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920425027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892042502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892042502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-25
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RÜHpUMememlAHreiO >» her -»»ptexpedttio» «da da i« btadd- beKrt «d da Vororten errichteten AoS- »obesieveii «b-rholt: »i»r1rlttlI,rltch^>4H<h bei twtiwaliarr »»glich«» Zusirllung in» Hai >l öchL Durch di« Pos» krjoga für Krntschlend und Oesterreich: oiertel,»yrltch X -.—. Direct« »»glich« Kreuzdaadsend«»« 1»» Ansinnd: «autttch ^ . Di« «or^n.«ns«a»e «ich«inl »glich'/,? Utzr. di, «dad.Uu»,«b, «ochat^i » üd^ Nrölulis« >«ß LrpedMo»: -«»««»««,«ß« s. Abend-Ausgabe. auuutabrocha S bt»'«bend« 7 Uhr. Di»«y«ditioa b >e«n>et non /jftalr,: vtt» A«««'« Gortt«. (Alfa» chntzn). Untverfftälsstratz, I. L«ui» Lisch«. Kechnrtornstr. Ich pur», ad KSutgtxla» 7. tlWM TllgMllll Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rrclamen unter dem Nedacttonsstrtch <«g»» spalte»! S0^, vor den Familiennachnchle» lt> gespalten) 40>ch. Großer« Schritten laut unserem PreiS- verielchaig. Tabellarischer und Ztsiernsatz »ach Hetzern» Tarif. kkxtra-Vetlagcn (gesalzt!, aur mit »er Morgen-Ausgabe, ohne Posldesvrderung SO.—, mit Posib«sörd«ruug ^ 70.-. Montag den 25. April 1892. Xnnahmeschlvß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bonnittag« lO Uhr. Marge u »Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh 8 Uhr. Sei de» Filiale» und Nnnahu,«stelle» je eia« halbe Stunde früher. Znsernte find stet« a» dir Erfiehitto» zu richte». Druck uud Berlag von E. Polj in Leipzig 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 25. April. Schon jetzt darf man der Hoffnung sich hinaeben, daß die von der Socialdemokratie geplante Maifeier mit ihren Demonstrationen zu Gunsten de« Achtstundentage« im ganzen Reiche ohne gröbere und größere Ausschreitungen ver lausen wird. Ueberall sind entsprechende Vorkehrungen ge troffen und zumeist ist auch dir Veranstaltung von Umzügen verboten worden, bei denen e« trotz aller Ueberwachung zu bedauerlichen Scrnrn kommen könnte. Aber nicht überall hat man sich zu einem solchen Verbot veranlaßt gesehen, nicht einmal in allen denjenigen Städten, die von der Socialdemokratie zu ihren Hochburgen gezählt werden. Da« ist bedauerlich nicht nur im Interesse derjenigen Arbeiter, die möglicherweise bei dieser Gelegenheit in Conflict mit den Wächtern der bürgerlichen Ordnung geratbeu, sondern auch im Interesse der staatlichen Autorität. Zweifellos werden die socialdrmokratischen Agitatoren überall, wo Umzüge und andere öffentliche Demonstrationen untersagt sind, auf lene Orte Hinweisen, wo solche Verbote nicht erlassen sind, und au« dieser Unterlassung die Unrechtmäßigkeit oder doch die .Brutalität" der Verbote nachzuweisen versuchen. Da» Reichsamt de« Innern hätte trotz der Verschiedenheit der rinzelstaatlichen Gesetzgebung recht wohl daraus hinwirken können, daß im ganzen Reiche eine Gleichmäßigkeit in Bezug aus die Vorkehrungen gegen Störungen der öffentlichen Ord nung durch die Maifeier herbeigeführl worden wäre. Es ist kaum anzunehmeo, daß eine von dieser Seite ergangene An regung ohne Erfolg geblieben wäre. Die Sonne der Loyalität, welche die polnische ReichS- lagSfraction seit einiger Zeit ab und zu aus Erkennt- lichkeit für dir polcnfrcundliche Haltung des Grafen v. Caprivi scheinen zu lasten kür rathsam erachtet, sticht die Ultramon tanen gar schmerzhaft in die Augen. Der KlrrikaliSmu« ist darüber empört, daß die polnische Fraction auch nur in der einen Abstimmung über die Korvette L aushörte zu sein, wa« sie seit 22 Jahren gewesen: ein willenlose- Anhängsel der Centrumspartei. Dergleichen darf das Ceotruu, nicht eioreißen lassen. Am sichersten aber wird die Wieder holung so unerhörter Vorgänge verhindert, wenn man der polnischen Fraction zu Gemüthe führt, sie habe nicht den mindesten Grund, der Regierung gegen über die Tugend der Dankbarkeit zu üben. Zwar läßt sich nun einmal schlechterdings nicht leugnen, daß die Polen ihren Stablewski zum Erzbischof bekommen und vom Grafen Zedlitz die Miinstrrialversügung io Betreff de- Privatunterrichts in der polnischen Sprache eingeheimst haben. .Wenn man aber", läßt sich die .Germania" an der Provinz Posen schreiben, .objectw sich die Sachlage an steht und vorurtheilssrei überlegt, so wird man zu dem Schluff« bald kommen müssen: die Polen haben noch Manche« zu bekommen." Die« .Manche«" liegt, nach dem .auf dem Gebiet der Kirche die Sache Keffer geworden", natürlicherweise auf dem Gebiet der Schule. Der — vrr muthlich — hochwürvige Correspondent der .Germania' macht in dieser Beziehung seinem gepreßten Herzen folgender maßen Luft: „Wenn wir tn uusrrrr Provinz umschaueu, so finden «tr da zum Lhetl Kreitschuliuspectorru. welche katholischen Schulen vor- stehe», ab« Protestanten sind, oder zwar zu der katholischen Kirche sich bekennen, sich aber höchste»« zu König« Seburtttag tn der Kirche sehen lasten, oft sogar uur tn der prolesiautischen, welche, in der Mischehe lebend, ihr« Kinder protestantisch erziehen lasten, welche endlich aus dem Sterbebette entweder ohne Tröstungen der Kirche sterbe», oder Protestonten werdrn. wie r« unlängst m der steinen Kreisstadt Birnbaum geschehe» ist. Ob solch« Leute die geeigneten moralischen Führer der Schulen sind? Lrompl» tenkunt, Inder dlnl» enowpl» mehr ot« dt« guten. Wir wollen weiter nicht von den hierher versetzten Lehrern au« Westfalen und vom Rhein spreche», welch« nicht nur mit den Kinder», sondern auch mit den Litern schon de« Dialekte« (I) wegen sich gar nicht oder uur schwer verständige» können Sie sind an ihrer Benetzung unschuldig und würden alle gern in ihr engere- Vaterland (I) Heimkehr«». Ob aber ihr Unterricht seinen Iweck erfüllt, ist schon längst entschieden. Eine sehr sonderbare Illustration der Zustände und der herrschenden Geister ist jedensall« das, wa- in Jersitz bei Posen in den letzten Tagen paslirte. In einer Schule waren 4 Stunden für den Religionsunterricht auf dem Plaue verzeichnet. E« scheint aber, daß in dein Schuiinspector die Ueberzeugung auftauchte, 4 Stunde» waren zu viel, denn er setzte die Zahl der Stunden auf zwei fest. Ein Eonimentar ist wohl nicht nothwendig. Wie wird man eine solch« Verfügung entschuldigen, etwa durch den Mangel an Zeit ? Dann hatte man di« Stunden eine« andereu Gegenstandes reducircn können und nicht den Religion«- unlerricht, welcher gerade jetzt so sehr »othwendig ist. Und so giedt eS hier zu Lande manche Mihstände, welche oben nicht bekannt sind." Man darf gespannt darauf sein, welche» Eindruck diese- Klaglied auf die Mitglieder der polnischen Reichstagöfraction — und auf den neuen preußischen EultuSminister machen wird. Die französische Regierung hat zur Ausrechterhaltung der Ruhe und Ordnung während de- morgen beginnenden ProcesseS gegen Ravachol und Genossen und während des l. Mai, an welchem Tage nicht nur die üblichen Arbeiter- Demonstrationen, sondern auch die Wahlen der Municipal- räthr stattfinden, zu sehr energischen Maßregeln gegriffen. Nicht weniger als 150 Anarchisten wurden, wie bereit« gemeldet, in früher Morgenstunde an einem der letzten Tage in Pari« und anderen Orten Frankreichs verhaftet. DaS Geheimniß der Maßregel wurde diesmal so gut bewahrt, baß eS nur Wenigen gelang , sich durch die Flucht der Ver haftung »u rntriehcn. Tie Regierung hat hiermit einen überaus kühnen Streich gewagt, indem es sich tbatsächlich doch nur um eine Praventiv-Maßregel gehandelt haben konnte, welche durch das Gesetz nicht zu rechtfertigen ist und wegen deren da« Ministerium in der Kammer gewiß lebhaft angegriffen worben wäre. Zum Glück für die Regierung haben aber die Verhaftungen selbst das Material zur Rechtfertigung derselben ergeben, indem bei vielen Anarchisten Schriftstücke vorgefunden wurde», welche deren Vereinigung zu verbrecherischen Zwecken außer Zweifel stellen. E« wurde in den Wohnungen der verhafteten kein Dynamit gesunden, dafür aber habcndie BehördenauS den^vorgesnndeiie» Dokumenten die Gewißheit erlangt, daß dir Anarchisten den Tag dcS ProcesseS gegen Ravachot und den 1. Mai auf ihre Weise durch Explosionen an verschiedenen Orten zu feiern beabsichtigten In Argrntenil bei Pari« wollte man die Mairie, dir Kirche und das Polnei-Commissariat in die Luft sprengen, und in Paris war selbst gegen das Instizgebäude ein Anschlag geplant. In Berücksichtigung dieser Gefahren kann man die Maßnahmen, welche Herr Loubet ergriffen hat, nur billigen. Wie man aus Rom meldet, wird das italienische KönigSpaar bei seiner bevorstehenden Reise nach Berlin zum Besuche de- deutsche»! Kaiserpaares von dem Minister Präsidenten di Rudini begleitet sein. Der Besuch bes italienischen Herrschcrpaare» wird, obgleich demselben keine politischen Motive zu Grunde liegen und er einen Act freund schaftlicher Gesinnung und eine Erwiderung des im Jahre 1888 stattgehabten Besuchs deS deutschen Kaiserpaares in Monza zu bilden bestimmt ist, immerhin auch einer politischen Bedeutung nicht entbehren, indem diese Begegnung der beiten Souveraine die zwischen den beiden Hosen und den beiten Staaten bestehenden innigen Beziehungen neuerdings zum Ausdrucke bringen soll. Diese Bedeutung der bevorstehenden Monarchrnzusammcnkunft wird ferner auch durch den Umstand betont. Laß bei diesem Anlässe Marchese di Rudini mit dem deutschen Reichskanzler Grasen Caprivi in persönliche Bc rühruug kommen wird und die leitenden Staatsmänner Italien- und Deutschland» Gelegenheit zu einem Gedanken auStausch über die europäische Situation finden werden. In Betreff deS großen Kohlenarbeiter-StreikS in Durham verlautet, daß, obwohl in voriger Woche die streikenden Arbeiter wiederum eS mit 10 553 «timmen Mehr heit ablchnten, den Vorstand der Bergarbeiter-Bereinigung zur Verhandlung und zu einem Vergleiche mit den Bcrg- wcrkSbesitzern z» bevollmächtigen, doch tcr Sccrctair ter Ver einigung sich an die Besitzer mit dem Anträge aus Ernennung von Bevollmächtigten gewendet hat. Diese solle» in Gemein- chast mit dem Vorstände sich über Vergleich-Vorschläge ver- tänvigen. Wir baben hier mit dem ersten deutlichen Zeichen, daß es mit dem Streik zu Ente gebt, zu thun. Bereit- sind die Arbeiter dcS Neu-Eoptey-Bergwerk- im Westen der Grafschaft Durham, welche der allgemeinen Arbeiter-Ber einigung nicht augehören, indessen mirstreikle» und noch in voriger Woche gegen die Verhandlungen stimmten, am 18. April wieder zur Arbeit und zwar mit 10 Proc. Lvbn- »erabsetzung zurückzekchrt. DaS Bergwerk gehört nicht zu den größte», hat aber immerhin drei Schächte. ES läßt sich erwarten, daß die übrigen der Vereinigung nicht beigetrelcnen Arbeiter, zusammen lOOOO, schnell diesem Beispiele folgen. England hat in den letzten Tagen Sckncestürme und Winker- weiter gehabt, daher wurdc viel Kohle gebraucht, wogegen wegen ter Feiertage die Förderung und Zufuhr nachließ So ist der Preis aller Sorten in London um 50 pro Tonne bei sloitem Geschäfte gestiegen und wird sich auch vor läufig so halte», da die Verhandlungen immerbi» »och Zeit erfordern und vor l4 Tagen die Arbeit nicht wieder in vollem Gange sein kann. Mullk. Neues Theater. Leipzig, 25. April. Wie oft hat man bei neuen Opern das Gefühl, daß man unbeschadet der Handlung dcS Stücke« Personell berauSnehmen, Situationen streichen könne. Wollte man Opcrntexte aus dem Probirsteine der dramatischen Noth Wendigkeit prüfe», so würde Wohl nur ein ganz kleiner Bruch theil sich als Edelmetall auSweisen. Dieser offenbare Fehler in der Entwickelung der Oper entspringt der fälschlichen Stellung, die man dem Drama der Musik gegenüber anwieS; die Componisten wollten vor Allem Musik schreibe», die Text- »rage behandelten sie mit einer Leichtfertigkeit, welche „n Lause der Zeiten sich zu schwerer Gefahr für die Dauer deS ganzen Genres heranbilden sollte. Wie viele schön», hochbrdcuwnd« LperncomPositionen fielen ihrem Text zuni Opfer, man könnte in freiem Citat auSrufen: wer zählt die Opfer, kennt die Namen! Je größer die Gefahr für die Kunst i» der Opernei,twickelung erscheint, um so höher muß das Werk dcS Retters, dcS OpernresormatorS Richard Wagner, gepriesen werten. Er beseitigt mit einem Schlage die fatschen Ansichten über die Bedeutung eines guten Texte-, seine Dichtungen waren Dramen vou logischem Ausbau und festem Gefüge. Man versuche doch auö einem Werke wie dem gestern ausgeführten »^obengrin" irgend etwa- Wcsentliche- heraliSzunebme» uud wird erkennen, daß nach Beseitigung auch nur einer Säule de- Stücke« der Sinn de« Ganzen zusammen stürzen würde. Ter Text hat eben ten Werth eine« Kunstwerkes gewonnen, daS in seinem logischen Zu sanimcnbcing nicht verletzt werben darf. Werke von so übereinstimmendem Werthe der Handlung und Musik haben ein Anrecht auf besondere Bevorzugung aus dem Spielplan der deutschen Oper, nur müßten sie ihrem Werthe e»1- entsprcchcnd und als Bildung-mittel für das Publicum immer mit der nötbigen Sorgfalt vorbereitet, sinngemäß und stilgerecht aufgcsührt werden. Die gestrige Aufsührung des „Lohengrin" war nicht in allen Theilen gleich. Vorzüg liches stand neben Mindcrwerlhigcni, dramatisch Bedeursamc- neben Farblosem. Da« ineiste Lob verdient Herr» Schclper'S Tclraniund, eine Leistung von hervorragender Bedeutung, scharf charakteristisch in der äußeren Erscheinung, anSgesiattet mit alle» Zeichen tiefen Verständnisses für die Große der Ausgabe. Zu der Festigkeit künstlerischer Anschauungen, wie sie SchelperS Tetrainunb rcpräscntirt, ist Herr de Grach noch nicht gelangt. Sein Lvbcngrin ist noch im Werden begriffen und noch zu ebr abhängig von momentaner Disposition. Daß dieselbe gestern nicht immer günstig war, hat wohl der Künstler selbst am meisten bedauert. Am höchsten stand seine Leistungsfähigkeit in, 2. Aufzuge, der, wie schon öfter-, von ganz besonders > lücklicher Auffassungsgabe der Situation zeugte. Wenn andere Darsteller bei Tctrainund'S Borwürfen sich aufgeregt zeigen, ö imponirt Lohengriu-de Grach gerade hier durch eine sehr wirksame Ruhe der Haltung, durch rin Micnenspiel, welches deutlicher die göttliche Sendung de« Gralsritter« charakterisirt, als cS heftige Gesten lhun würden. Fräulein Doxat bot ebenfalls nur Ungleiches. Ganz vorzüglich, mit fortreißender Begeisterung sang sie den Anruf an die Götterz sehr farblos blich ihr Gesang in dem ersten Gespräch mit Ttlramund im 2. Anszuge; die Schuld an diesem Fehler mochte die allzu dänsiae Anwendung deS mv/rg» vooo sein, da- nun cin»ial Fräul. Doxat'S schwache Seite ist. Fräul. Calmbach, eine sehr gewinnende Elsa-Erscheinung, kann nur mit Mühe den Anforderungen der Partie gerecht werden, namentlich machen ikr die Hobe» Töne Mühe, die oft bedenklich unrein waren. Treffliches bot das Spiel im großen Duett; hier, wo die Geschicklichkeit anderer Künstlerinnen fast immer allzu deutlich an ihre Grenze gelangt, bot Fräul. Calmbach ganz UcbcrrascheuteS und zeigte eine seltene Steigerungsfähigkeil ihres schauspielerische» Talents. Der Heerrufer de« Herrn Neidel genügte, nur müßte der strebsame Künstler nicht in die Manier des „KnödelnS" verfallen — wir haben davon schon bes. andern Sänger» genug. Herr Knüpfer war leider nicht in guter Disposition; die Stimme klang angestrengt und die hohen Töne versagten schließlich ganz und so blieben gerade die Glanzstellen der Partie ohne die Wirkung, die Herr Knüpfer vermöge seiner großen stiiiimlichciiBeanlagung erzielen könnte, waS mit unS jeder wohlwollende Vcurlheiler bedauern wird. In der 1. Scene des 3. Auszuges richtete der neue 1. Page, Frl. Cronau, durch eine merkwürdige Consequcnz im Falschsingen eine große Verwirrung an. Die Dame muß sehr wenig musika lische- Gehör besitzen, da sie nicht im Stande war, sich zu corrigiren. Die Chöre waren sehr schwach und Ausgezeich netes leistete nur da- Orchester, daS Herr Capellmeistrr Paur mit sichtlicher Hingebung ansührte. M. Krause. Carola-Theater. -s-Leipzig, 25. April. Thcilweisc neu rinstudirt ging gestern daö Freylag'sche Lustspiel: „Die Journalisten' in Scene, welche« seine Unverwüstlichkeit als Repertoirestück aller deutschen Bühnen stets von Neuem bewährt. DaS Gast spiel Carl SontagS gab Anlaß zur Wiederaufnahme desselben; wir baden die mit größtem Beifall aufgenommene Leistung schon früher besprochen, gestern hat der Gast die Scene mit Adelheid besonders wehmuthig retouchirt, um noch rin größeres Gegengewicht zu geben gegen die anderen, in denen der Uebermuth und gelegentlich die Ungezogenheiten dcS Journalisten zur Geltung kommen. Eine sehr schwierige Rolle ist die Adelheid, welche gestern von Frl. Mancke gespielt wurde; eine Mischung von gesundem Gefühl, muthiger Entschlossenheit und diplomatischer Gewandtheit geben dem Charakter etwas Eigenartiges. Frl. Mancke hob mehr daö frische Lrndsräulei» hervor als die feine Weltdame. Bisweilen gelang ihr auch die Berschmelzung von beiden, wie an der stelle, wo sie von den Geheimnissen erzählt, welche die Bügel von Rosenau einander auSplaudcrn; hier erntete sic lebhaften Beifall Bei der früheren Vertreterin der Adelheid, Fräulein Immisch, lag tcr Schwerpunkt der Nolle nach der anderen Seite. Jedenfalls kann Frl. Mancke noch mehr aus derselben macken al« gestern geschehen ist, wenn sie Muke findet, die Facetten de« Dialog- noch seiner herauSzusckleisen. Dem Obersten dcS Herrn Krause und dem Pirpenbrinck de« Herrn Müller sind wir schon früher begegnet: eS sind Leistungen, welche im Ganzen diese beiden Hauptrollen decken. Der Schmock des Herrn Naabe hatte eine originelle Maske Ferrillrtsn. Moderne Junggeselle«. 19j Roman vou B. W. Zell. «achdruo »ertöt». (Fortsetzung.) Wunderbar klar gefolgert! höhnte Runghrr bitter. Wo aber bleibt der Gatte dieser Freundin wahrend dieser Zeit — da« heißt, wie wäre sein Alleinsein der Welt zu erklären? Es könnte ja mit Deiner vollen Bewilligung, au- Freund schaft für da« Remmelin'sche Hau« geschehen, entgegnet« sie sanft. De» Haushalt könnt« ich auch von dort au» leiten, wir begegnen uns auch ab und zu . . . Wirklich? Zn viel Gnade! spottete er auffahrend, um dann verächtlich hinzuzusrtzen: Lüge und Halbheit überall — bei Dir hätte ich dergleichen allerdings am wenigsten zu finden erwartet, Eornrli«. Wa« mich betrifft, so werde ich zu diesem Komödirnspiel nicht dir Hand bieten. Ich biete volle Frei heit de« Handeln«, aber fordere dafür auch volle Wahrheit deffelben. E« trifft sich gut, daß ich den Minister auf einer kurzen Reise zu begleiten habe, heute Sbrad noch Bi« dahin wirst Du Dich entschieden — aber nein, da« ist ja wohl bereit« unwiderruslich geschehen — sagen wir also, alle« geordnet haben, wie Du e« für gut befindest. Und nun — leb wobll EiSkall klangen dir letzten Worte und er wandte sich zur Thür, ohne nock «ine« einzigen Blick auf ihre zusammen- acsunkrn« Gestalt zu werfen. Nun hob sie sich empor und: ,n,edrich — ich bitte Dich — nicht so, kam e« weich und sichend von ihren Lippen. Hatte er r« nicht vernommen oder batte der schmeichelnd« Glockrnton ihrer Stimme plötzlich alle Macht über ihn verloren? Die Thür fiel zu — sie war allein. Ll« Rungher drei Tage später von seiner Reise zurück- kebrt« und iu debeuder Erregung, wir wohl die Würfel ge fallen fei» mochten, fei» Heim betrat, fand er r« leer und sein Di«»«« benachrichtigt« »h«, daß Krau Gräfin Remmeli» dagewrsen und die gnädige Frau mitgenommen habe. Der Herr Ministerialrath werde auf seinem Arbeitstisch ein Schreiben der Gnädigen vorsinden. Dem war in der Thal so. Aber zähneknirschend zerriß Rungher den Brief, ohne ihn auch nur geöffnet zu haben. 14. Herr Michelson war in Verzweiflung. Was heißt Ver zweiflung — Wutb war c», zitternde Wuth, die ihn erfaßt hatte und sich ausschließlich gegen Melanie von Rathenow, die schöne, hochmüthigr, leichtsinnige Aristokratin, richtete. Länger als drei Monate waren nun vergangen, seit er ihr nicht nur für die alte», sehr erbeblichen Beträge Frist gegeben, sondern weitere ausgiebige Mittel zu standesgemäßen, Leben bewilligt hatte — freilich nicht aus gutem Herzen, sondern in Erwar tung deS brillanten Geschäfts, da« ihm sckließlich durch eine Vermählung der schönen Frau erblühen mußte — durch eine Vermählung in seinem Sinne natürlich. Und nun hatte er ihr schon zwei „Partien" vorgcschlagen, beide gleich alänzend und verlockend nack Herrn Michelson'S Meinung. Der eine war rin alter gichtbrüchiger Bankier mit dem wenig auf regenden Namen Wolf gewesen, der andere ein Grubenbesitzer, Wittwer, Vater von fünf Kindern, der sich Müller nannte. Beide waren schwer reich, mehrfache Millionaire, aber Melanie hatte sie trotz dieser hochachtbaren Eigenschaft nicht einmal sehen wollen. Ich bitte Sie, Herr Michelson — Melanie Wolf, geborene Gräfin Mengen — finden Sie denn, daß es klingt? Gar nicht! Und darum werde ich mich zu dieser Verbindung nicht entschließen. Klingt — klingt! war Herr Michelson aufgefahren. WaS thut da«? Da« Geld im Kasten He.rn Wolf« klingt um so beffsr. Da ich aber leider sehr empfindlich gerade gegen die Klana- färbunz de« Namen« bin, erlauben Sie wohl, daß ich diese Partie «blehne? hatte sie hochmüthig gefragt und dabei war e« geblieben. Bei dem Grubenbesitzer Müller aber hatten sie wieder di« fünf „Müllerknaben" gestört. Eine aanze Müllerei — wo denken Sie bin, Herr Michelson? Ich werde bei diesem Namen die Vorstellung von Mehl u»d Mrhlstaub nicht los» «nd Sie wisse« >a. daß Mehlstaub den Lungen verdcrblick ist. Sehen Sie sich nur weiter um — e- wird sich schon Passenderes finden. Aber Frau Baronin — ter alte Michelson ist nicht dazu da. sich zum Besten halten zu lassen. Dir Millionaire wachsen nicht wie Unkraut aus den Feldern — es ist rare Waare, gnädige Frau! vielleicht gedenken Sie überhaupt nicht zu heirathen ... Gewiß — mit dem allergrößten Vergnügen — nur muß nichts von Mehl oder sonstigem Staub am Namen haften. Und ich Sie zum Besten habe» — ich denke gar nickt daran. Bin ich denn nicht gaiiz in Ihren Händen? Und Sie sind ein sehr kluger Mann, Herr Michelson! So trieb sie eS in toller Laune weiter, war aber dabei so entrückend, daß selbst der habgierige, verknöcherte Gcldmann, dem Geschäft und verdienen in erster Linie stand, sich dem Zauber ihre« Wesen» nicht ganz entziehen konnte und etwas wie ein Gefühl nicnschlicher Schwäche ihr gegenüber empfand. Und so suchte er rastlos weiter aus der Fährte nach Millionairen mit einigermaßen klangvollen Namen — freilich war da da« Finden schwer. Melanien- Zweck, Zeit und immer nur Zeit zu gewinnen, war damit erreicht. Daß sie keinem der ihr von Michelson vorgeschlagcnen Bewerbern ihre Hand reichen werde, stand bei ihr heule genau so fest wie am ersten Tage, La ihr der speculative Gelkiiiann diesen Vorschlag gemacht. Mehr und mehr hatte sie sich dagegen mit einer ankeren Vorstellung zu befreunden gesucht, deren Verwirklichung auch, wie Michelson S Plan. Rettung aus drohender Gefahr und die Möglichkeit eine« FortlebcnS in gewohnten Berhättnisscn versprach — mit der Vorstellung, Bürglin'S Gattin zu werden. Gewiß, sie liebte auch ihn nicht und war sich dessen gewiß, daß sie ihn nie lieben würde. Aber wenn eS denn schon einmal gehcirathet sein mußte, nur um de« lieben Leben« willen — und daS Leben war doch süß und köstlich trotz all seiner Mis-rcl — erschien ihr die Opferung de« eigenen Ich bei Bürgtin noch am wenigsten schwer. Er war ein gebildeter Mann au» guter Familie, der in den besten Kreisen ver kehrte, seine äußere Persönlichkeit war sogar stattlich und ansprechend zu nennen, und wenn nicht seine lächerliche Eitel keit und die fixe Idee de« sein Lebe« zerstörenden Magen- leidcnS gewesen wäre, hätte selbst eine Melanie v. Rathenow sich dieses Gatten wahrlich nicht zu schämen brauchen. Ruch bossle sie zuversichtlich, ihn durch schonungslosen Spott als bald von seinen Einbildungen zu heilen. Dennoch aber brauchte sic auch Zeit, sich an diesen Ge danken zu gewöhnen, und so hatte sie dein Conimerzienrath, als er zwei Tage nach Rungber'ö vermäblnng mit feierlicher Miene erschien, seinen Antrag in aller Forni zu wiederholen »nd ibrc Entscheidung zu erbitten, offen erklärt, das Ganze käme ihr so überraschend, daß sie noch nicht im Stande sei, eine bindende Antwort zu geben. Auch ihm müsse ia ernstere Prüfung eine« so schnellen Entschlusses nur erwünscht sein, und so schlüge sie vor, daß sie beide sich eine Bedenkzeit von seckS Monaten gönnten, während welcher sie sich ernst zu prüfen, sich im Uebrigen aber für völlig frei und ungebunden zu erachte» batten. Bürglin, schon beglückt, nicht ganz abgewiesen zu werden ging auf Alles ein und bat nur, daß ihm während dieser Zeit freundschaftlicher Verkehr verstauet sei, wogegen Melanie natürlich nichts cinznwcndcn batte. von jener Zeit an rechneten nun die häufigen Besuche dcS CommcrzienrathS, von denen Franzi z» Cornelie geplaudert; doch gestattete die ebenso kluge wie stolze Fra» ihrem Verehrer weder vcr- traulichkeit noch irgend welche Rechte — am wenigsten die, sich in ihre siiianzieilen Angelegenbeiten z» mischen, von deren Zcrfabrcnhcil Biirglin freilich keine Abming hatte. Wozu ihn auch vorzeitig cinwcihen? Die Mittel zum Leben bezog sie ja auS ihrem Pact mit Michelson, »nd kam e« durch Nichterfüllung ihrerseits zum Bruch, würde sich daS weitere ja sinken. Biirglin war in alücklichster Stimmung. WaS er Zeit »eines Leben« nur allzusehr entbehrt und darüber zum grilligen Hypochonder geworden war, da» ward ibm jetzt plötzlich in beglückender Fülle zutheil — der ständige Verkehr mit schonen, geistig begabten und gemüthvollen Frauen. Wenn »hm die letztere Eigenschaft bei Melanie nicht besonder» entwickelt schien, so entschädigte ibn für diesen Mangel Fräulein Elsa Hobcnwerth reichlich. Buch dort verkehrte der Rath nämlich medr al« je — natürlich um seines Bilde« wegen, da» der Malerin noch immer nicht in der von ihr anqestrebtrnLollenduna
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