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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920502022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892050202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892050202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-02
- Monat1892-05
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W» V« LÄ° »I. So. »r looo "iL^G «r»«v«r ^prU- >r looo > »ooor »»t,r occp — per tto- sr 1SM M»i, « «5.. b^S 0.. 8^1 6., ML -»SIL U». — >r«2. — ! W.7V. »re«» r»Lir. SIL der- «)L, ?rl»ol>. cia. l» 7.00.- r Zt»t > lir. o S. — 11» - »»°tr- ir s>» r«l»»r d v,r wwi»- sixll ctllo» ci»r«o>i ctr» >1» cd tll taksr > V«r- ' v»r- küvre 8»cic. lton»t sniii- 8»cL. irotilr, c L6.7L vövor -sin. i»r« > trotr > »»»- >ktr«r k rar !«r»t« r p«r I» »1X1 SV»«» »» atelit > w»» »t»«« «od»r UrS»r Ur«o- »rvor. » Sen ü»r«- »r»i« >t» ccil kilr » i»r -otieli, m be ll »»- bevS« «Lllr tid«r- iäiov d«llSs -lF». t M«1ll« »»«ll -rL»ll t»eb« <t»»- >ll»r» Voll , llll- öüer- t 1p« 0.70 !«t»il 1 Op« >rS«ll »»»«» llvr» >k»ll- oU«. cäsrt. -ScUt id»r- »d»r- Abmme«e«tsprer» A her Havptexprdttio» ob« dr» t» Stad». bezirk und de» Borort«» errichtet«» Au«, aabestellen » bgeholt: vierteljährlich al 4^Ü( »et zwrlmollarr täglicher Zustellung in« Hau» a» büO. Durch dt« Post bezoara tär Deutschland »nd Oesterreich: vterrehährlich 8.—. 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Bel dru Filialen und Annahmestelle» je ei« halbe Stund« früher. Znserate siud stet« -n dt» Gg»«»tttä» t» richte». Druck und Verlag »»» L. Polz l» Leipzig ^-223. Montag den 2. Mai 1892. 8V. Jahrgang politische Tagesschau. * Leipzig, 2. Mai. Dir überreiche Fülle von telkaraphischen'Nachrichten, die au» allen europäischen Ländern über den Verlauf der social- demokratischen Maifeier rinlaufen, liefert den Beweis, daß man überall diese Feier al» rin politische» Ereignist erste» Range» angesehen oder wenigsten« gemeint hat, sie könne zn einem solchen sich gestatten, «rfreulichrrweis« gebt au» alle» bi« jetzt vorliegenden Nackrichlen hervor, daß Ausschreitungen nirgrnd« vorgekommen sind und Anlaß zum Cuischreile» der iWächlr» der Ordnung nirgend» geboten worden ist. Ta» wird man adrr weniger den Beranstaltern der Kundgebung zu Gute schreiben dürfen, al« vielmehr den getroffenen Vor sichtsmaßregeln und dem Wetter, da« der Entfaltung größerer und fortreißcnder Demonstrationen nirgend« günstig war. Es wäre aber auch eine Kurzsichtigkeit ebne Gleichen, wen» man lediglich au« dem äußeren Verlauf derartiger Kund gebungen auf ihre Bedeutung schließen wollte. Die »leisten Vorbereitungen zu großen politischen und socialen Um wälzungen werden in der Stille getroffen und verlieren da durch nicht« an ihrer Bedeutung. Und ein neuer Act der Vorbereitung war auch dir gestrige Maifeier. Daß sie nirgend« zu einer Einkehr benutzt worden ist, daß nirgend« die Ver anstalter und Redner darauf hingewirsen haben, wie wenig Nutzen dir Arbriterwelt von der socialdemokratischen Be wegung gehabt, da« bedarf für Jeden, der den Charakter sociatdemokratischer Festlichkeiten kennt, keine« besonderen ZengnisseS. Wie sehr die Redner au« naheliegenden Gründen sich gestern auch gemäßigt haben: überall haben sie gleichwohl den Haß gegen unsere Staat«- und Gesellschaftsordnung ge nährt und in ihren Zuhörern da« Bewußtsein der Solid« rität und der Macht de« »Proletariat«' gestärkt. Wer von einem „verregnen" und „Verkrachen" der diesjährigen Mai feier reden wollte, würde sich selbst betrügen und den stillen Triumph der Veranstalter noch erhöhen. Der Besuch de« Zaren in Berlin wird jetzt auch dem „Hann. Cour." von einer Seite bestätig», welche, wie er jagt, kein Dementi erfahren wird. Ob der Besuch bereit« amtlich in Berlin avisirt sei, steh« noch nicht fest. Doch rechne man in Hoftrrisen bestimmt mit der Aussicht und r« seien auch bereit« Hlvrkehrimgrn getroffen, um den Gast -«ffre« Kaiserhofes angemessen unterzubringen. Derselbe werde in einem der kaiserlichen Schlösser i» der Näbe von Potsdam wohnen, wenn er kommt. Die Zarin komme nicht mit naä, Berlin. Erfreuen wird diese Nachricht schwerlich irgend ein Herz »nd auch wohl kaum ein andere« betrüben. Selbst in Frankreich ist man nachgerade der Ansicht geworden, daß ein Besuch de« Zaren in Berlin eine politische Bedeutung nickt haben könne und werde, »nd hat die Nervosität abgelegt, die früher bei ähnlichen Ankündigungen sich bemerkbar machte. Und wen» Frankreich nicht« besorgt, welchen Anlaß zur Freude sollte Deutschland haben? E« ist in unserer egoistischen Zeit erfreulich, zu sehen, daß e« noch uneigennützige Bestrebungen girrt, daß edle Menschen aller Nationen thätig an einem Werk arbeiten, besten Zweck lediglich ist, der leidenden Menschheit zu dienen. Ein solche« menschenfreundliches Werk ist die Vereinigung de« Rothen Kreuze«, dir in diesen Tagen in Rom ihre S. internatio nale Cvilferenz abgehaltrn hat. Dort waren zusammrn- aeströmt die Vertreter der Vereine de« Rothen Kreuze« a»< fast allen Ländern Europa», au« Nord» und Süd Amerika, vom Longo und au« Japan. Selbstredend hatte Italien die meisten Drlegirten entsendet, dann war an Zahl Deutsch land am stärksten vertreten. E« würde zu weit führen, wollten wir dir Namen der fast 200 Männer a»f- fkhrrn, welche hier im großen Saale de« altrhrwürdigrn Capitol» zu gemeinsamer Arbeit zusammenkamrn. Die schwierigste und Hauptfrage bildete die Thätigkeit de» Rothen Kreuze» im Seekriege während oder nach dem Kampfe auf hoher See oder an der Küste. Die Beantwortung ist derart schwierig, daß sie in einer Eongreßdcbaite nicht erfolgen kann, und die Frage wurde dcöbalb »ach sebr interessantem Meinungs austausche zum weiteren Studium einer Eommission übergeben und die CvmitöS beordert, mit ibren Regierungen dieselbe zu berathen und jene zu bestimme», sich auf diplomatischem Wege zu verständigen. Auch über dir Tbeilnahme des Rotben Kreuze» an den FriedeiiSiiianövern zwecks Ausbildung de» Personals und de» Sammelns von Erfahrung konnte kein definitiver Entschluß gefaßt werden. Ist scheinbar die Conferenz rcsultatloS verlausen, so hat sic dock die edle Sache der Humanität insofern gefordert, al- die Vertreter wiederum i» persönliche» Verkehr getreten sind u»o in freier Rede nnd im vertrauten Gespräche ihre Meinungen auSgetanscht baden. Hier gab e« keine politische Svaltmig, keinen Dreibund oder französisch-russische Allianz. Unter dem Zeichen de- Rothen Kreuze» herrscht nur da« eine Gesetz, die eine Ausgabe: die Wunden zu heilen »nd zu stillen, welche die Zwietracht der Völker in blutige» Kriegen schlägt. Und in de» letzten Kriegen hat dakb Rotbe Kreuz aus den Schlachtfeldern und in La;a- rethen de« Segen« genug gestiftet; manche Familie verdankte dem ausopferiiten Mntbe und der Pflege der KreuzeSritter ibrro Ernährer oder ihren Sobn, viele Schmerzen sind durch sie gestillt, viele Thränen getrocknet worden. E« ist Tbatsache, daß trotz der großen Mehrheit, über welche da« Eabinct Szapary im ungarische» Abgeord netenhaus verfügt, dasselbe während der Sitzung am 27. April sich in kritischer Lage befand. In dieser Sitzung fand bei Bcrathung des Budget« de« Ministeriums de- vinnern die bekannte hitzige Debatte über da- schwarzgelbe Portepse der ungarischen Gendarmerie - Ossiciere statt. An« dieser Debatte konnte man so reckt ersehen, welche Macht der Chauvinismus und Separatismus auf die Gemütbcr selbst der lammfrommste» Abgeordneten der RcgiernngSpartei ge Wonnen bat. Die Ossiciere der dem Ministerium de« Innern unterstehenden Gendarmerie tragen dieselben Dienstabzeichen wie die Honvcd Ossiciere, und die Honved-Armee führt gesetzlich gleiche Abzeichen wie die gemeinsame Armee; der oberste Kriegsherr bestimmt tiefe Abzeichen. ES ist That» sache, daß die von der Negierung seslaestellte Unisormirung und Au«rllft«,g stit l l Jahren unbeanstgndet >« O«- brauche ist, aber der HinSweiS auf de» zweiköpfigen Adler und ans die schwarzgelbe Farbe an der Uniform der Gendarmerie hat doch sofort wie ein rotbcS Tuch aus das ungarische Staatsbewnßlscin der Abgeordneten aller Parteien gewirkt. Die Aenßerung de« Ministerpräsidenten, daß da« militairische Nnseben der Gcndarmeric-Osficiere mit der Gleich heit der militairiscken Abzeichen znsammenbänge, wurde al« Schanke und Schmach, als Verbrechen gegen da« nationale Gefühl bezeichnet. Die Regierungspartei erschrak über den »löglichc» Vorwurf unpatriotischer Gesinnung nnd suchte die Parteiführer zu irgend welcher Form de- Rückzuges zu be stimmen. Graf Szapary mußte seinen Getreuen mit so sortigem Rücktritte drohen, wenn sie ihn im Stiche ließen, ver Präsident mußte eine willkürliche Pause in der hoch- erregten, an die Wehrgcsctzdebattk erinnernden Verhandlung behiis« Einpeitschung der abwesenden Abgeordneten der Re girrungspartri einireten lassen, damit schließlich bei der oppo sitionellerscit« geforderten namentlichen Abstimmung über die von Polonyi »nd Apponyi gestellten Beschlußanträge aus Be seitigung de« Doppeladler» »nd de« schwarzgelben Portepse« der Gendarmerie-Ossicierc und Ersatz durch Abzeichen und Farben der ungarische» Staatlichkeit die knappe Mehrheit von 8S Stimmen da» Cabinet stützte. Von den gegenwärtig in Griechenland herrschenden öffentlichen SichrrhrilSzuständen wird folgende« wenig erbauliche Bild entworfen: Fast jeder Regierungswechsel in Griechenland ist von einer bedeutenden Zunahme der Ver brechen begleitet, dir während ver Wahlen ihren Höbe punct erreicht. Diesmal tritt dieses Shmptom besonde S stark bervor, weil an Stelle de« verjagte» Kordoni (n»m cko xuorro der Dklpannisten) eine Verwaltung getreten ist, von der Jedermann und der z>. t. Straßenränder am allerbesten wissen, daß sie eine vorübergehende sein wird nnd daß es ikr nur darum zu tbnn ist, bei den Wahlen einstic Erfolge zu erringen. Außerdem giebt eS immer eine Menge Leute, welche trotz Blutschuld unter der srüberen Verwaltung Sckutz fanden und n»n, in Folge des Wechsel«, sich vogelsrei fühle». Schließlich greifen auch Anhänger der gefallenen Partei zur Waffe, ui» Racke zu übe». Aus solchen Factore» ungcsäbr sink die zahllosen Verbrechen zn erklären, welche seit dem l. Mär; in ganz Griechenland ans der Tagesordnung sind nnd unter welche» die räuberischen lieber fälle de» ersten Platz einnebmen. Die Räuberei war niemals völlig a»«gcrvllkt, da stet« flüchtige Verbrecher, Deserteure u. tcrgl. über die türkische Grciize berilbcrkommen und sich in Thessalien „von ihrer Hände Arbeit" »ähren. Diesmal ist eS aber eine Räuberei mit politischem Hintergründe. Hunderte und aber Hunderte flüchtiger Verbrecher oder enllausencr trästinge tnrckstrciscii beritte» und in Banden raS Land nnd verschaffe» sick gewaltsam den Lebensunterhalt, scheue» auch vor Entführung, Brandlegung und Mord nicht zurück, wobei das aber ihren Tbatcii den politische» Charakter giebt, daß sic fast ausschließlich die Gegenpartei heimsuchc». Tie Negierung hatte znlctzt gewisse Maßregel» verfügt, man hatte eine concentrische Treibjagd gegen raS Gesindel begonnen, aber leider ohne viel Erfolg, da cS sich zeigt, daß die Land bevölkerung anS Furcht ihren Ouälcr» »och Vorschub leistet Stelleuweije war es zn dramatisch bewegten Kämpfen unk sörmlichen Schlachten zwischen Räuber» und Militair ge komme». Zu einer radicalcn Maßregel jedoch, zur Ver hängung dcS Ctandrcckts, konnte sick die Regierung nicht entschließe» aus Besorgnis,, sich die Wahlen dort zn verderben. Diese Lauheit bewirkt, daß die Verbrechen weiter gedribe» und auch anderwarl« Nachabmnng sinken. Nackstebeud sei, nm ein Vild der SicherlieitSziistände zu bieten, die Auslese au« den Zeitungen de« gestrigen Tages znjanimengcstcltt. In Trikkala wurden zwei Viehhändler von einer Bande überfallen, schwer mißhandelt und ihrer Baarschast, 80V Dr., beraubt. In Polo wurde der Aufseher einer Partie Arbeiter ermordet und seiner Baarschajt, t.',<><> Fr., scraudt. In der Nacht »on »»»»orgcstcrn überfiele» sechs Bewaffnete die Station ArbladokampoS der Eisenbabn Mily Kalamala, schlossen da» Gebäude ein und forderte» von dem Station« vorsteber die Herausgabe aller Gelder nnd seiner im Station« Hanse wohnenden Schwester. Merkwürdigerweise gebrauchten die Räuber keine Gewalt, wicwobl sic nur durch eine Glas tkür von dem .Finimcr des StasioiisvorstantcS getrennt waren, und begnügten sich mit der Mitnahme einiger Werth gegenstände, scheinen aber die Drabtleitung abgeschiiitten zu haben, worauf sie schießend abzoge». Um da- Bild zu ver vollständigen, verzeichnen die Blätter die Zusammenstöße politischen Charakter«, welche alle blutigen Ausganz batten So geht e«, in Varianten, Tag für Tag fort. Die Maifeier. * Der Telegraph bat gestern nnd in der verflossenen Nacht bereit« einen ziemlich klaren und umfassenden Uebcr blick Uber den Verlaus der von der Socialdemvkratic in ganz Europa veranstalteten Maifeier gegeben. Heute liege» au« ten, Inlande und de», Auslande nur unwesentliche telegra phische Nachträge vor, die wir hier folgen lassen: * DreSIau. l. Mai. Trotz des sehr schlechten Wetters wurde die Malseier hier unter zahlreicher Bethciiigung abgehattea. Ruhe- störungen sind nicht vorgrkommen. * Magdeburg, 1 Mai. Lee Tag verlies hier ohne Au» schreitungen. Die gestern Abend zur Borseier in verschiedenen Sladtthcilen veranstalteten Localversaninilunge», tn welche» über die Bedeutung des 1. Mai gesprochen wurde, waren schwach besucht Heute zeigten die Strohe» ihr gewühnliche« «„«sehen. Oessentliche Umzüge waren polizeilich untersagt worden. * Hannover, l. Mai. Die Maifeier der Soclaldemo- krate» verlies hier bis >etzt sehr ruhig, »iachmiitag« fand in Bellavlst» eine svcialislnche Versammlung halt, in welcher der Neich«- tag-abgeordiikle Meister die Festrede hielt. Auch Volksbelustigungen verschiedener Art wnrdcn daselbst veranstaltet. * Köln, l Mai Die Matstier ist bisher vollkommen ruhig verlausen. Die Vetheiligung an dem Umzüge war erheblich geringer als Im Vorjahre. ^ * München, 1. Mal. In dem von 4000 Männern überfüllten ^aale des „Münchener Kindl"-Keller» sprach gestern der Abg. Voll mar zur Vorjeier de« ersten Mai über die Bedeutung de» Achtstundentage«. Redner verurtbeilte scharf die Attentate der Anarchisten, deren Gednnlengebäude er al« verkehrt bezetchnete. Er hasst lest, dah die Soc aldeinvlratie ohne blutige Gräuel ihren Weg versvlgen werde. Unler frenetischem Beisall der Versammlung trat er entschieden für die Rechte der Frauen ein. * Stuttgart, l. Mai. Dir aus Anlah der Maifeier statt gehabten drei Vormiliagsversannnlnngen waren gut, aber wtiiiger als tm Vorjahr besucht. Die i» den Versammlungen gehaltene» Reden wurden begeistert ausgenommen. Ts wurden Relolutione» angenommen, in denen ein achtstündiger NormalarbeiiSlag, ein sechsstündiger Arbeilotag für Minderjährige, der AuSIchluh der Frauenarbeit von gesundheitsschädliche» Gwerbrn, da« Verbot der Nachtarbeit der Frauen, die Ausdebnng de« Trunksnchtsgesetzc« und die Einführung staatlicher Arbeitsinspectoreu, die znr Hälft« ans Arbeitern bestehen, gesordert wurden. * Part«, 1. April. Die bedeutendste Arbelterversammlung fand Nachmittag» im Favic-Saalr statt, etwa liOOO Personen waren an-' wesend. Die Redner sprachen sännntlich für den Achtstundentag. Der Mnnicipalrath Vailland erklärte, die Arbeiterpartei würde dieses Iahr zum letzt,» Mat Schritte bet der Regierung versuchen, tollten dieselben ersoiglos bleibe», würden enrrgilchere Mittet angewendet werden. Der jocialisiischc Teputirte Lavy verdammt» energisch da« Vorgehen der Anarchisten. Er sei zwar ein Anhänger der Revolution, aber ein Feind von Thnamitatlrntaten. (Lebhafter Beisall.) Ts wurde eine Tagesordnung zn Gunsten de« Achtstundentage« und zur Unterdrückung der Placirung-burraux angenommen. * Marseille, t. Mai. Art einen, heute an de» Grenzen de« WetchhNde« der Stadt nbgkhalten Meeting kam e« zu Streitigkeiten, die Polizei muht» etnschrelten und nahm » Verhaftungen vor. CavaUerikabtheilunge» säuberten den Platz. * Pari», 2. Mai. Der ganze gestrige Abend verlief voll- ständig ruhig, um 9 Uhr kehrten di« Truppen in d!« Sas«rn«n zurück Die Miinicipalwahlen sind in der Provinz in gröhter Ruh« und Ordnung von Statten gegangen, ausgenommen in 4 «einrinden in Südsraiilreich, wo die Wahlurnen weggenommen wurden. Di« bis jetzt ans den Städte» bekannten Wahlrejultatt sind den Re publikanern günstig. " Lüttich, 2. März. Gestern Abend 8'/, Uhr fanden zwei Explosionen von Dvnainilpatrvne» statt, die eine bei dem Senator Telp« und die andere bei dessen Sohne. Materialschaden beträcht- lich, Personen wurden nicht verletzt. Um tO Uhr fand dir dritte Explosion im Ehor der Kirche St. Martin statt Die werthvvlle» Chors wurden säinmtlich zerstört und in den benachbarten Häusern ans 900 Meter wett die Fenster zerdrückt. Weitere Patronen mit brennenden Lunten wurden nnschäbltch gemacht. In der Stadt herrscht große Beunrubianng. * Amsterdam, 2. Mai. Die Stadt hatte gestern ihr gewöhn liches Sviintagsan-sehen, di« ArbkttkrverlainnilnNg vertief ganz rnhlg. * Amsterdam, 2. Mat. Die Kundgebungen der Arbeiter tm ganzen Lande können als beendet angesehen werden, st« sind ohne Zwischenfall verlausen. Nur aus Leeuwarden wird »an hrnte gemeldet, daß gestern nach einem Meeting »tn Handgemenge zwischen Arbeitern und der Polizei sich entspann. Der Abend war stürmischer, viele Fensterscheiben wurden eingeschlogcn. Die Lavallerte unter stützte die Polizei bei der Miderherstellung der Ruhe. * Bern, t. Mai Abend«. Alle hier ktngetrosfene» Telegramme melden ruhigen Verlaus der Maifeier. Das Wetter war säst tn der ganzen Schweiz regnerisch Tie Soclaldemokraten In Zürich haben die Hanplseier aus den ersten schöne» Sonntag verschoben. * London, I. Mat. Heute krllh wurde dicht an der Mauer de« Arsenal- i» Woolwich eine schwarze Handtasche ausgesnnden, welche acht tbeil» mit Dynamit, theil« mit Schießpulver oesülltr Büchten enthielt. In der Tasche soll sich auch eine Anzahl Schriften in fremden Sprachen befunden haben. Der Inhalt wird morgen von dem Inspektor für Sprengstoffe untersucht werden. Vas Lrbe der Muhme. (Sin Vttd an» dem Leb»«.) von Jda Vock. N«kdn>a »eetsinc. «»». „Wir lange sie hrnte Abend wieder bleibt, schon >/,9 Uhr! Gewiß wartet der Franz wiedtk auf sie, und da»Heimkon>mrn wird vergessen", so sprach die alte Waschfrau Maler vor sich hin, während sie mit dem Rücken der runxeligrn, gicht- gekrümmten Hand die angtlaufrnen Fensterscheiben abwischte und i« da» Dunkel de» Februarabend« HInau» spähte. Dir Alte bewohnte die Nein». Niedrige Parterrewohnung im Seiten gebäude der Gcbeimrath Bär'schen Villa. Sie batte dieselbe «l« miethkrtirn Wohnsitz mit Licht und Feuerung nebst einer kleinen Pension aus Lebenszeit vom Grheimrath erhalten, al» man ihr ihren guten Mann, welcher lange Jahre Kutscher bei Gekeimrath» gewesen war. sterbend in» Hau» gebracht. Er batte sein Leben für dir Herrschaft in dir Schanze ge schlagen «nd war von den durchgehenden Pferden ae'chleift worden. Manche» Jahr war seitdem verflossen — sie hatte ihr Kreuz redlich getragen im Leben. Bor eigentlicher Noth war sie geschützt gewesen. Ne hatte al« Wäscherin noch reich lich Verdienst gehabt — aver ihr liebebedürstige» Herz konnte nicht allein sein, und al» Ihre einzige, verwiltwete Schwester auf dem Todtenbettr lag, hatte ste deren einzige« Kind, dir da mals dreijährige Lott^ ,u sich genomniea und in der Furcht Gotte« zu erziehen gesucht. — Die Lotte war jetzt eine ge- schickte Plätterin und verdiente hltdsche« Geld: freilich steckte auch ei« gnt Dheil Putzsucht in dem jungen Dinge, und di« alte Muhme mußte ihre aan»r Autontät aufbirten, daß nur immer etwa» von Lotten » Verdienst auf die Sparkasse kam. Nun batte di« Lotte ihr Herz an einen justgen Mann gehängt, der zwar als Schriftsetzer era aut Stück Geld verdiente, aber eben so leichtsinnig und genußsüchtig »ie Lotte war, mit seine« Gelbe nicht weis« umging, dafür aber „di, schlechten leiten", „den erbärmlichen Verdienst", -die lange, lang» rdeitszei? u»» „dt, ungerecht»« Princhx«" aukUtgtr. Draußen tobte der Tbauwind, da» Wetter war plötzlich umaeschlagen, ein häßlicher kalter Regen schlug an die Fenster; die alte Frau ging fröstelnd znin Ofen, um neue ikobleu auf die Glutb zu legen. Ihre alte Katze war ihr zrsolgt und rieb sich schnurrend de» Rücke» am Knie der alten, die vor drin Ofen kauerte. Die Maler strich lieb kosend mit der Hand über da» Fell de» Dbiere«, dann erbeb sie sich, stellte zwei geblümte Tasten und Butter und Brvd ans den Tisch, ruckte die blecherne Kaffeekanne von der heißen Ofenplatte: er sollte nicht auskochen, der gute Kaffee! — E« war zu unverantwortlich von der Lotte, so lange zu bleiben! — Sie seht« sich in den alten, lederüberzogene» Sorgenslubl, rückte die Hornbrille mit den großen, runde» Gläsern zurecht und griff nach der auf der Sopbalebn« liegenden, alten Hanl postille und fing an zu lesen. Eine wolilige Wärme und Stille war in dem kleinen Stübchen, einfache, alte, gediente Möbel, aber fest und dauerhaft, überall leuchtende Sauber keit und Ordnung. Da» friedvolle, ehrliche, von schneeweißen Haaren umrahmte Gesicht der alten Frau — umstrahlt vom Lamprnschimmer — die alte Schwarzwälder Udr hob au« und schlug langsam vollwichtig 9 Schläge. Dir alte Frau sah aus» die Katze neben ihr auf der Sophalehne fuhr sick mit der Pfote waschend über da» Gesicht. Die Mnbme lächelte: „Ei, Mietz, du putzt dich ja nochl Da giebt e» also noch Besuch", und im Anschluß an ihre Wo.tr tönten Schritte unter dem Fenster. Die Tbür öffnete sich, »nd herein trat rin frische» junge« Märchen von vielleicht 20 Iabren, während rin nur wenige Iabrr älterer, junger Mann mit einem lauten „Guten Abend, Mubmr Malern! ' noch in der offenen Tbür stehend, beharrlich seine Füße aus dem in dem Hau«flue liegenden Abtreter reinigte. „Nun, Franz, komm' nur Herrin, »nd mach' endlich die Tbür zu, e» wird ja völlig kalt!" rief da« junge Märchen, indem «» zu gleicher Zeit dru Arm um di« Schultern der alten Frau legte. „Gelt, Muhme, es ist spät heute geworden, aber Du schiltst nicht! Der Franz wartete unten ani Haus«, und er jbat r» nicht ander», ich mußte erst «in Gla» Bier mit ibm trinken." Die alt« Frau schüttelte mißbilligend den Kops, schlua das Buch zu uu» hott« de« Kaff,« aus de« Ose». Sie goß die Taffen voll und bot dem jungen Manne, der e» sich schon auf dem Eopba bequem gemacht, die Katze obne Weitere« berabgestoßen hatte und »ngenirt seine Cigarre rauchte, auch eint Tasse an. Lotte hatte sich rasch ibres Mantel» »nd ihrer Capvttr entledigt und subr, vor dem Spiegel siebend, mit der Hand ordnend durch ihre Stirnlöckcken „Nun, Lotte, ich dächte, r« würde Zeit, daß Du an den Tisch kämest; ich habe Deinetwegen eine Stunde länger mit dem Kaffee gewartet." „Ach Dn gute, liebe Mnbme, nun wollen wir aber auch gleich trinken. Franz, wo hast Du den» da- Packet?" wandte sie sich an den jungen Mann. „Ach, da» habe ich gewiß im „Bürgergarten" liegen taffen". „O web, Muhme, Franz batte gefüllte Psannkuchen ge kauft, wir wollten mit Dir Kaffee trinken " „Sieb, da» kommt von dem langen Sitzen in der Restau ration. Ich weiß nicht, Kinder", bub dir alte Frau an, „wie Ihr da» 'mal in Euer», Ehestand« anSsübre» wollt! Da kannst Du bei Deinem Verdienst als Schriftsetzer nicht viel sparen: und Tu, Lotte, solltest vernünftiger sein und da« Geld besser zu Ratbe ballen, so schnell verdient man eine Mark nicht, wie Ihr sic vrrau-gabt; da werdet Ihr da« Hriralhen wobt noch manch Jährchen binauSsctneben müssen!" Da» junge Mädchen schwieg und schaute verlegen aus ihren Bräutigam. „Nein, Mnbme. daran denken wir nickt!" entgegnete Franz herausfordernd, „im Grgenlbeil, wir sind beute Abend einig geworden, sobald al» möglich zu beiratben. Die Lotte soll sich nickt mehr mit der Plätterei beriimanälen, das fehlte: von früh bi» spät am Ptattbrrt bei den seinen Herrschaften »u sieben» den seinen Firlefanz sür die Gesellsckast zn plätten, da» ist auck so eine neumoditcke Sklaverei, ick leite eS nickt länger; wir beiratben znin März, und darum bin ick noch mit herauSgekommeo heut« Adeav, um Ihnen da- zu sagen, Muhme!" Die alte Frau hatte sich in ihren Stuhl zurückgelrbnt, und da» Strickzeug in ihren nimmerrubenden Händen war ibr in den Sckoog gesunken: .Heiratben?" fragte fl« schmerzlich erstaunt: .Iotte wird >m Herbst 20, und Du, Franz, bist noch nicht 24 Jahr, alt; Du solltest erst Erfahrung sammeln und nicht ein ander Menschenkind mit in« Elend ziehen. Ich war 90 Jahre alt, al« ick meinen seligen Mann heiratbete >i»d habe meinen Becker Trübsal »och redlich leere» müssen; und wenn ick auch keine eigenen Kinder gehabt habe, so habe ich an der Lotte, die nach ihrer Ettern Tode sonst in« Waisen haus gekommen wäre, redlich Mntterpflichtci, zu erfüllen ge sucht. »nd ich würde eS einst in der Ewigkeit ihren Eltern gegenüber z» verantworten haben, wenn ich euch beide un- ersabrcuc Menschenkinder in« Unglück rennen ließe." „Nun, Mubme, ich bin j»na, ja, aber ich versiehe mein Fach, und wir geben große» Dingen entgegen. Wir müsse» mehr verdienen, wir wollen die Prineipale schon zwingen: mit dem Lohne gehl cs nicht mehr. Nun, die Zeit wird Alle« lehren — doch ich will gehen. Die Tbatsache steht fest, Mubme, Lotte »nd ich heirathen in vier Wochen. — Gute Nackt zusammen!" Er ging Die alte Frau erhob sich schmerzlick seufzend und verschloß die Flurlbür. Dann nahm sie Holz hinter dem Ösen bervor »nd schnitzelte kleine Späne „zum leiqltren An- brcnnen morgen früh", während dann und wann ein schwerer Senszcr ihre Brust bob »nd der sorgenvolle Ausdruck nicht von ibrem Gesickte wich. Da« junge Mädchen batte sich hin und her zu schaffen gemacht und vermied e», dir Mubme an- zuscben. Doch al« sich jetzt die alte Frau wie gebrochen in ibren Sinkt fallen ließ, war e» mit ihrer Fassung vorbei: Leise weinend legte sie ibr Gesicht an dir Wange der alten Frau: „Gute, liebe Mnbme, Du gehst mit mir. Du sollst seben, es wird Alle» gut Frau; ist von Herzen gut» nur etwa« hitzig; aber e« wird schon Alle« Keffer gehen, al« Du denkst. Wenn ich erst vrrbeirathet bin. kann ich immer noch zuver dienen, Franz braucht c» gar nicht zu merken". „Kinv, Kindl erwiderte dir alte Frau schmerzlich, „das ist schon nickt da« Rechte, daß Du hinter Deine« Mann-S Rlicken etwa« tbnn willst Ich fürchte, ich habe frblgrgriffen, daß ich Dich nicht in einen rechtschaffenen Dienst that »nd Dick plätten lernen ließ. Ihr seid z» früh selbstständig, ihr jungen Leute, da» ist r« eben, worum mir bangt, wenn ich an E»rr Zukunft denke. Die Unzufriedenheit Franz«»« in seinem Berufe, dir Aufreizung seiten« gewissenloser Menschen, denen er nur zu willig Gehör schenkt. »»
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