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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920506027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892050602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-06
- Monat1892-05
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e»i>Utie >e Ud»r ». I« U» I« »>UK» VA. - «1« » roo«r 1 v» - Abonnementspreis kn der Hauvlexpedition oder den im Stadt, bezirk und de» Bororten errichteten Au-- aobestellen abgehott: vterteijäbrlich.^4^0. bei zweimaliger täglicher Zustellung ln« -au« 4 öchO. Durch die Post bezog«» für Deutschland and Oesterreich: viertel,»hrlich ^4 S.—. Dirert» täglich« Krenzbaudiendung tn« Antlaud: monaUtch V.—. Di« Morgen-AuSqabe erscheint täglich L,7 Uhr, die Abend-An-gade Wochentag« b Uhr. Nrdarlion and Expedition: Jotzauuesgassr 8. Dl» Expedition ist Wochentag- ununterbroche» geölsi»«« vou jrüh 8 dt« Abend« 7 Uhr. /Malen: VN« Me««'» Sortim. (Wfretz säht». Universität-straß« 1 ti«»is rische. »ulharinenstr. 1«, pari. u»d >»,tg«pla» 7. 231. Abend-Ausgabe. lWMMgMalt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgtMte, Kandels- und GcMstsverkehr. InsertionSpreiS Die Kgcipaltene Petitzcile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redaction-strich (lg»« wallens bU^. sor den KamiliennachrrchteK ch gespalten) «Uch. Größere Schritten laut unsere« PretS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern!»» nach höherem Larls. Ertra-Veilagen (gesalzt), n»r mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung -4 60.—. mit Postbeforderung 70. —. Annahmelchluß für Inserate: Abend-An-gabe: Bormittag« !0 Uhr. Morgen.Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag- früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Annabmesielleu je ein» halbe Stunde früher. Inserate sind stet- an dt« Krtzetztti«» zu richten. Drnck und Verlag von E. Polz tn Leipzig «xreita^ den 6. Mai 1892. 86. Jahrgang S4.7Ü 102.— u>2 — »7,7» ro».— »so.— ros.— 10«.— »Scho 108,— 7»,»0 12R— ios.ro »Scho »vcho 11R— lllcho 10875 150.— ISIcho Ivö^— V3,— 12»,— »»,- 1^50 147.— so,— e>0.— «Scho 20t«.- ILÜch» W.- ITScho ISS,— 1»o.— s- 50.— I»s,»o ISSchv »«.— vo.— ov.- «o,s» 70chv ov.so llb.io !14.S0 !1bchO 751, »1?4 11»'« 110.70 272-. > 1VSS0 141.10 ISS,so 140.20 140,70 >S«ch0 110,SV 1S1,- 110.20 00,SÜ ovchs SSL71, Scho .14.7» !08,7S -74.— IÜ0.- l4s,ao «a llSS» ».»1 5S.S» 121. 50« » 8SR S7 SS »71, »»» p«r irr»»»».) Lu«r. >kr»wu> l 0 S»ll»o >ruvr«a: <>o„ >s«»d«r- Strow »»Iräeiu » -t- ?»c»«rk- <« d) <l»r 6»r«>". pro» <« ») 0 -kaM- vawxtar wir »»»« »» »dar»- » K«4 1 Politische Tllgesschau. * Leipzig, 6. Mai. DaS neue Berggesetz für Preußen ist gestern endlich unter Dach gebracht worden, wenigstens in zweiter Lesung, Die enkgiitige Beschlußfassung in dritter Lesung wird vom Abgeordnetenkausc möglichst rasch derbeigesübrt werben. Diese vieluuistrittene Ergänzung des reichSrcchtlich geordneten ArbeilerschutzeS mit Bezug aus die preußischen Bergwerks- betriebe schließt vorläußg die Kette jener großen social- politischen Leistungen der Gesetzgebung, die vor zehn Iakrcn aus Grund der kaiserlichen Botschaft begonnen wurde». Die nächsten Iabre mögen der Nachbesserung gewidmet bleiben; grundsätzliche und bedeutsamere 'Neuerungen werten nicht zu erwarten sein. Handel und Wandel kan» sich nun aus der Grundlage der Reformgeseye einrichte». Den Abschluß der Berathnng bildete »och ein langer Streit um den Maxi malarbeit Stag. Zu Gunsten der Einführung desselben balle das Eent rum eine erneute Erhebung durch die Behörden verlangt und in der vorgeschlagenen Resolution deutlich genug anklingen lassen, wobinauS die Erhebung ihren Weg nehme», zu welchem Ziele sic streben solle. Derartige bevormundete Erhebungen sind stei« nur dazu angeiha», die Begehrlichkeit der Socialtemokrate» zu wecke», den stetige» Fortgang der großen Betriebe zu störe» und scbl cßlick durch Streiks zu schädige». Besser, man unterläßl von vornherein, was man doch nicht einsübren kann, und unter läßt auch, das Unerreichbare als möglich zu bebaute!». B.n diesem GeslchtSpuncie auS übernahm eS vr. Hammachcr, ke» »ltramonlancn NesolittionSaiitrag energisch zu bekämpfe». Wo die gesuiikhcillichen Berbältniste die Feststellung eines MaximalarbeitStagS erfordern, ist ja die Bebörde befugt, ihn anzuordnen. Was darüber hinansgcbt, muß Sache der freie» Beroiibarung bleiben. Eine Erhebung über das Be- dürfniß eines allgemeinen Arbeitstages wäre keöbalb nicht nur, wie der Handelsminister meinte, nicht „notd- wentig", sondern, wie l)r. Hammachcr seststellte, direct schädlich für die Interessen der Arbeiter wie der Arbeit geber. Die Eonservativen, mit AuSnakmc de« Frei herrn von Hammerstcin und de« Herrn Stöcker, waren der selbe» Ansicht und stimmten gegen da« Eenlrum, dem aber die Deutschst eistnnigeii Beistand leisteten, obwohl sie sonst da« Geben- und Gcschevenlasseu mit „Entschiedenheit" vertreten. Dock' wurde der EentruinSanlrag abgelehnt, die Kette ist also in Wahrheit geschlossen, die Borbereilung neuer grundsätzlicher und licfareiscnder socialpolitischer Neuerungen hat zunächst einmal ihr Ende erreicht. Wie „Post" und „Krciizzeilima" heute übereinstimmend bchauptcn, sind die Nachrichten über den Tag, an dem der König und die Königin von Italien in Potsdam zum Besuch unseres KaiserpaareS cintrcffe» werden, mit Borsicht aufjliiiebmen. Der herkömmlichen Gepflogenheit, de» Tag des italienischen EoiistitutionSfesteS, den !>. I»»i, auf heimatd- lichem Boden zu verleben, werde daö italienische Königspaar auch j„ diesem Iabre treu bleiben; nach dem Feste dürste al-danu die Abreise »ach Potsdam erfolgen, doch seien bin dende Beschlüsse noch nicht gefaßt. Die letzten Ereignisse in der ilalienischrn Deputirle»kauii»er, auf die wir Weiler unten urückkommen, werden zweifellos Beranlassiing zu dem Gerüchte ielen, das Nciseproject sei ganz ausgcgebeu. Wie ärgerlich dasselbe dem Batican ist, crgiebt sich aus folgender Aus lassung de« päpstliche» „Mouit. de Rome": erinnert sich der samose» Reise Wilbelm'S II. lm Oktober 1888, als der deutsche Kaiser als Triumphator die Alpen zu überschreiten und dte Halbinsel wie ein erobertes Land zu be- treten schien. Lri-pi siand damals aus der HSHe seiner Macht und der Dreibund ichlng die große Trommel. Die kaiserretie sollte nach den Gedanken des Ticlatorü einen Tvppelzweck erreichen: die Apotheose de» deutsche» Bündnisse- feiern und die röniiiche Frage in der Umarmung de« König« Humbert mit dem jungen deulichcn Herrscher ersticke». Statt dessen hatte der Saiserdcluch eine schnurgerade entgegengesetzte Wirkung, ES war der erste Ring der Kelle, welche zum Sturz de» Tictaivr» lohne Bon dielei» Tage ob daiink die Unpopulariiäi de» dcniscki.ilnlieniichen Bunde» .... Ter Dreibund macht gegenwärtig eine Krisis durch, au» welcher er icher nicht unberührt berovrgehen wird: mehr und mehr erscheint er dem Laude als ein Zeichen des Fluches, al» die wahre Grund- »nache seiner »ainenlose» Leiden Er ist zu einer schweren Keile geworden, zu einer furchtbaren Last, »iitcr deren Gewicht da» ganze Land erliegt. Unter dieie» Umstände,, kan» die polnische Wirlung de» König-beiuch- in Berlin nur eine nudeilvolle sei» Ais Wilhelm II. 1888 die Alpe» überschritt, schien er die Apv- iheose des Dreibundes seicr» zu wollen. Kan» inan nicht sage», daß König Humben bei seiner Berliner Reise Las Begrabniß desselben veranstallel?" Gerade diese und ähnliche Kmidgcbungen werden indcß den König Humbert veranlasse», uiiier allen Umständen seine Neise auszusübren und den hämische» Feinten des Drei duiidcS den Beweis zu liefern, daß der Bund trotz der Zcrfabienbkit der italienischen Parlciverbällnissc, die de» wahren Grünt der „namenlose» Leiden" des Landes bilde», nicht die j,einigste Erschnlleiung erlitte» hat und erleide» wird. Wir konnten bereits i» einem Tbeil der Auflage der Morgennummer den für seine Urheber beschämende» Ans zanz des Kampfes melde», welchen die Inngezechen im österreichischen Abgeordnetenhaus gegen den Justiz- minister Grase» Schönbor» hcrausbeschivoren ballen. Nach nahezu achtstündiger Sitzung hat das Abgeordnetenhaus gestern mit erdrückenher Mehrheit, mit 288 gegen tt Stimmen, de» Uebcrgang zur Tagesordnung »her den A»- klageantrag gegen de» Iusti zinin istcr beschlossen. Mil den Inngezechen stimmte» zwei Allezechc», Dostal und Zucker, zwei mährische Ezcchc» und die Siidslaiven, in deren Namen der Kroate Bianchini die Zustiinmung zum Antrag damit begründete, daß sie die slawische Solidarität und die Mißbilligung des gegenwärtige» Regiernngsshstems mit ibrer Abstimmung bekunde» wollte». Eine glänzende Rede hielt Plener. In ebenso maßvoller als cingebcnktr Weise wies er die Berechtigung der Negierung »ach, die Abgrenzung im VerordnungSwege verfüge» zu könne» Mil Rücksicht ans tic siede de« Iustizininisters Grasen Schönbor» bedauerte Plciier, daß der Minister diesen Slandpnnel nicht ossc» genug betont und damit Berwirrmig und Berbitterung i» den Gcmiilbcr» hcroorgcrnsen babe. Lehr versöhnlich bekandclie Plener die Iuiigczechen. Der Uebcrgang z»r Tagesordnung werde von ihm nicht als politische Spitze gegen sie beantragt, sondern lediglich zur Wahrung de« RechlstaiidpuiicteS. Tie Jung czeche» seien jetzt die führende Partei Böhmen«, ib»e» liege die Pflicht coiisolidircnder krästigcr und fleißiger Tbäligkcit ob. Böhmen könne eine Geiniilj>ssti»i»i»»g »ickil lange er trage», welche zum Bürgerkriege sichre» müßte. Wider Erwarte» sollte die Debatte nicht ohne eine» Scan dal ende». Als der Jungezeckic Herold seine Rete mil den Worten geendet, daß daß böhmische Bvlk den Proccß nicht verlieren werte, wenn eS auch hier ini Hause den Proccß verlöre, mischte sich in den tosende» Beifall der Iliiigezecheii das Beisallllalschen der Galerie, ausgehend von den Frauen der jnngezechischen Abgeordneten »nk czecbischcn Tludeitten. Unter de» lärmenden Rufen „Galerien raumen!" und de» prclestirciidcn Gegen rufe» der czechischen Abgeordneten vermochte endlich der Präsident die Räumung der Galerien zu verfügen, was nicht ebne Widerstand einiger Galeriebesucher durchgesübri werten konnte Unter großer Unruhe wurde da»» die Al." ftimmuna vorgcnoiiiiiiLii, die daö Eingangs erwähnte Ergebnis; batte. Die Antisemiten, einige Pole» und der Slowene Gregore fehlten bei der Abstimmung. Die Nothwendigkeit einer Reorganisation des bri tischen Heeres geht aus dem Berichte des Wantage EomitöS so zweifellos hervor, daß ei» Widerspruch dagegen nur von Fanatikern, nicht von Politiker» erhoben werte» könnte. Wenn gleichwohl vv» de» Widersacher» des Ministeriums Salisbury der Versuch gemacht wird, die össcntliche Meinung Englands mit demselben blinden Boruriheil gegen jede mililai- riscbe Kraslaiispaniinng zu erfülle», wie nia» cs, abgesehen von Franlreich und Rußland, bei den „BolkSniännern" de« festländischen Europa« beobachte» kann, so erhellt daraus, daß bier wie dort die lärmendste» Parlaments und BersainnilniigSkorypbäen keineswegs auch die besten Patrioten sind. Nach genauester Schätzung von zuständiger Seite ist der Mindcstbetrag, um den das brili'chc Kriegsbndget jährlich erhöbt werden müßte, 2 Millionen Psnnd Sterling — 40 Millionen Mark, i» Ansehung des britischen NationalreichlbnniS gewiß kein zu hoher Preis, wenn sich dafür ei» wirklicher Fortschritt er reichen läßt. Die Alternative laiilet nicht, ob England eine mehr oder minder brauchbare 'Armee, sonder» ob eS über banpt eine Armee, oder aber eine in Uni- ormen steckende Schaar von Kindern »nd Kranken babe» will? Höchstwahrscheinlich dürste die Frage der Heeres Reorganisation z» de» meist »iiistritteiien Positionen des louimeutc» WablscldziigeS ge hören. Daß ei» Sieg der Partei Glatstcnc die Aussichten einer rationellen Umgestalinng des Heerwesens nicht verbessern dürfte, liegt im Wesen der Sache. Der englische RadicaliSmnS hält es in Mililairlrage» mcbr mit leinen tcntschen als seinen französische» Gesinnungsgenosse», d b. er „leugnet Alles und erwartet de» Gegenbeweis", dessen Eonclntenz er natürlich nieinals anerlcnnt Die Eonservalivcn ihrerseits machen lein Hebt ans ihrer Geneigtheit, das Lank i» de» Stand zu s-tze», sich im Ernstsallc ans ei» wirkliche«, statt ans ein Schemdeer stützen zu können. Es bleibt abzuwarle», ob ihre in dieser Frage uiilengbar vorhandene moralische Stärke am Tage der Eittschcidnng nicht zu einer wahl- laltischcii Schwäche sich gestaltet. Tie Lage in Rom bat sich über Nackst i» einer Weise verändert, die man gestern »och nicht voraussebcn »nd die nur ans den unberechenbare» Zwischenfällen bervorgebe» konnte, welche ersabrnngsgeinäß in der italienischen Botts- Vertretung von Zeit zu Zeit sich abzuspiclc» pflegen. In ganz ähnlicher Art. wie Erispi am 81 Januar ldl'l siel, bat gestern das Eabinel Rndini das Schicksal einer parlamcn- tarischc» Niederlage genossen, welche unzweiselbast zu seine», Rücktritt führen wird. Mit l!i8 gegen 185 Stimme» lehnte die Deputirtriitammer die von dem Ab geordnete» Grimatdi beantragte Tagesordnung ab, wonach die Erklärungen der Regierung gebilligt werten sollten. Acht Abgeordnete enthielte» sich der Abstim mung. Die Entscheidung führte der Abgeordnete Giolitti herbei, welcher die Regierung scharf angriss unk mit der von ibm geführte» Gruppe bei der Abstimmung der lvpposition sich anichloß. Tic Majorität, welche gegen Rndini sich crllärt hat, ist zwar nicht groß, aber sie reicht »ach den Grundsätze», welche die in Italien bestehende parlamentarische Regier»»,zs sorin bedingt, vollständig hi», »in den Stur; des jeweiligen Eabinetv nnahänderllch zu mache» Was nack dem gestrigen Kamniervolum werden und aus welcher Grundlage es bei den schwankenden Parlciverhällnissen gelinge» soll, ei» neues Ministerium zu bilden, das entzieht sich aller Berechnung, und darüber weiten sich die heterogenen Elemente, die gestern die Niederlage Rutini'S herhelsükrtcn, wahrscheinlich selbst nicht im Klaren sein. Bor der Hand babe» wir eS mit einem politischen EbaoS, mit einer Krisis ohne Ente zu thun, und I wenn nicht der König von Italien mit fester ,t?and in die- sclhe cingrcifl, dann dürfte sicherlich »ichls Gutes daraus hervorgehen Wir lassen nachstehend die heute über den Stand der Tiligc ciiigeirosfeneii Meldungen folgen: Rom, 5 Mai Bei der hniligen Kainniersitzniig waren die Logen übelin»!, etwa dreihundert Abgeordnete waren anwesend, dir Minister oollzühtig erschiene». Es liiini»! das Wort Gtvltlii. Dieser erklärt, die Regierung wolle znriet ans einmal, nachdem sic uittbittig so lange Zeit habe verstreich,» lasten. Wen» das Budget ini t-rdinariniil eine» Aussall unsmeiie, so solle vorerst dieier gedeckt werden. Da- Land, dessen Hau-halt geregelt sei, könne iniincrhin 80 Millionen jährlich für Eisenbatnibaulen austiehmrn. Er babe jedenialls nicht den Mulh, dem Lande deute neue Opfer zuz»m»«hen. Tie Lchotzeassc sei zudem schlecht verwaltet, die Ainanzeiiiwurse unzweckmäßig Au- all' diese» Gründen werde er arge» das Eabiuel stimme»; denn rider den Personen stehe das Interesse des Landes Dieses solle und müsse seinen Berpslichluiigen auch »ach außen Nachkomme»; eS wäre jedoch verderblich, ihm heule Lpser jnzunitllticii, weiche die wirthjchasilichc Lage verschlimmern würde». ES spricht sodann Ellen« edensallS gegen die Regie- rnng. Noch vier weitere Redner sind eingetragen. Da- Votum wird deute erwartet, es wird loahrscheinlich eine lchwache Mehrheit nr die Regierung ergehe». Rom, ö Ma>. Kaiinilersitzung. Fortsetzung. Der Borsitzende verliest elf Tagesordnungen »nd erldeilt Grimatdi da» Wort' Dieter beaulragl, die Erklärungen der Regierung zur Kenntniß z» nehme». Dicpiiige», welche bisher mit der Regierung gingen, löttnle» sie jetzt nicht verlaßen. Ihr Programm bleibe »»verändert, es beiße: Eripariiink, organilche Reiorinc», Erhöhung der Einnahmen. lLari», deftige Proteste l Martini fragt, warum denn, da das Pro gramm dasselbe geblieben, der Finauziuinisler Eoloiiibo au-gelreteu set. Die Kainuirr habe der Regierung Alte» bewilligt, auch die Rednctio» der Brihiihoule». damit sie incht tage» könne, daß da- Programm an de» «vndeliiitkieße» der Abgeordnete» gescheitert fei, und nun fordere Ne Loch neue Llcncrn. Da» lei »ichi ei» Programm, sondern Progruinintoßgkeit. und euie solche Regierung verionge eine besonder« Boliinachl, ,t»l organische Rcsornie» binnen zwei Jahren au-- zinuhren Ja, wollen Sie denn noch zwei Jahre leben? Keine Spur. ßHeiierkeii.) Ich muß gegen Rndini stimmen. Ein Mann, weilt,,r ßcb leibst nicht veciranl, verdient kein Vertrauen. Rom, 5. Mai. 'Aach Griiiialbi begründeten Ellen«, Martiin, Nveilo, Earmnie, Vrila und Prinettt die von ihnen «tn- gebrachl.n Tagesvibnungen, die sich gegen da« Eabinet au»svrechrn. i-ulerlt vegrniidele e>»e von ihm eingedrachl« Tage«ordnung zu oiiiiifien des Eabinel». Satandra und Bonghl beaittroglea dilaiorische Tagesord»»»ge» Hieraus veriheidigic sich der Schatz- minister Luzalti gegen die vorgcbrachten Be>ck>uldigungen. Der Minislerpräsidenl Rndini erklärte, er accepilre die Tagesordnung Grnnaldis. Tie gegen da- Eabinet vorgeb,achten Beschuldigungen lliusie er zuruckweiie». da» Programm desseiden habe sich Nicht ge- ändert; die gegenwärtige Situation fei dadurch kervorgerufen, daß er weder sein« College», »och d«e>e»>ge», dte ihn siet« unierstützt batten, hat» verlassen wolle». Hieiaus begann di« Kammer die Ad- siliiiinung über die Tagesvrdnuug Grmialdi's. ßioiii, 5. Mai, Tie Kauimcr lehnt« die Tage-orhnung Gri- matdi's, wonach die Kamnier dir Erklärungen der Regierung billigt und zur Tagesordnung übergeht, mit 108 gegen 18Ü Glimmen ab. Rndiiii erktarle, er werde die Befehle de« König« entgegeunehmen. Die Sitzung wnrde uuigedoben. Rom, i>. Mai In Abgeordneienkreisen verlautet, der Mini« sterralh habe gestern Abend über leine Demission beralhen. Der Miiilslervlustbenl di Rndini werde heut« dem Kvnig die ttittlassuug des EabiiieiS eiilrerchen. Rom, 0. Mai. Tie Teputirtenkammer ist aus heute eluberusen, um Mitthcllunge» der Regierung entgegenzunchineu. Deutsches Reich. ll Berlin, 5. Mai. Während die SonntagSruhevor- sehrtstcn für da« Handelögcwcrbe nach Verlauf von nicht mehr ganz zwei Monaten, am l Juli d. I., zur Geltung gelangen und gegenwärtig überall in den Gemciuden die deswegen »olbwendigen Anordnungen vorbereitet werten, kann »och liiimcr nicht abgesehen werden, wann c« möglich sein wird, die Bestimmungen über die Sonntagsruhe in der Industrie und im Handwerk i» Krast treten zu lassen. Diese Bestimmungen bilden den Nest der letzten Gewerdcord- iiuiigsiiovclle. Gerate sic aber bcbaudeln eine» Gegenstand, der sich infolge der Mannigfaltigkeit feiner einzetnen Tbeile für ein generelle Regelung alißerortentlich schwierig gestaltet. Der Ge- danke, daß ten Arbciierii die Sonntagsruhe verbürgt werden soll, ist in alle Kreise so lief eiiigedrungen, daß eS absurd sein würde, wenn man aiinebiiic» wollte, die Sonntag-rude in dem in jenem Gesetze in Aussicht genommene» Umianac würde den Arbeiten, an einzelne» Stellen nicht gegönnt. Jedoch hat sich bei näherem Eingeben in die Materie immer deutlicher ge zeigt, daß dies« SomitagSrube nicht so leicht drcretirt werden kann, wie die für das Handelsgewerbe, wenn man Feiiilletsn. Gerettet. 3f Novelle von Alexander Römer. «»»dru« ,er»«»en. (Fortsetzung.) Lisa atbmet freier, sie berichtet von ihren Erlebnissen, von ihren Studien und wie sic da« Staatsexamen jetzt mit AuS- zeicbiiunz gemacht Ihr Dasein ist so gesondert von dem der Ihren verstoßen, ihre Anschauungen sind völlig andere, als die hier herrschenden, auch ihre LebenSgewobnbciten sind eS Sie ist aber zu jung, um da« sofort z» erkennen, sie fühlt sich während des PlaudernS wohl, glücklich, beimathlich angeweht »nd ist unbewußt im Geiste schon wieder in der Sphäre, für welche sie gebildet worden. Ta — ein schriller To» — d>e Klingel der Elagcnlhür. „Das ist der Dockorl" ruft Angela „Klrrrrr! Ich keime seine Ar«, de» Strang zu zieben." Angrla bat mit über schlagenen Beinen am Fenster gesessen und mit den Absätze» ihrer rotbrn Pantoffel» den Tact z» den Rete» der Anderen geschlagen Jetzt springt sie auf und schlüpft in die Kammer, um „in ihre Schube zu fabren", wie sie sich auSdrückt. Die Mutter wirst ibr ärgerlich den einen, in der Eile ver lorenen Pantoffel nach. Lisa klopsl da« Herz in bebender Erwartung. Sie bat beim Änsmalen der WiebersehenSsreuden kindisch gewähnt, sie müsse ihrem lieben Freund, dem Doctor, koch an den Hal« fliegen, wie vor zcbn Iabren, ihn noch oben an der Treppe erwarten und seinen Namen rufen Seit sie ibn gestern Abend auf dem Bahnbof gesehen, weiß sie, daß auch da« anders geworden Sie sind Beide zehn Jahre alter. Da stebl er in der Thür — warum sind ihre Füße denn wir angewurzelt? Er ist nicht mehr der schlanke Mann mit vem schmalen Gesicht und den leuchleiiken Augen, wie jener Jüngling von 25 Jahren, er bat jetzt einen großen Bart, ein volle«, breite« Antlitz und mächtige Schultern, Seine Augen blicken so tief »nd ernst und durchdringend unter den buschigen Brauen hervor und seine Stimme „Guten Morgen, meine liebe, kleine Lisa!" O das ist ja doch noch der alte To», den sie sogar i» ihren Träumen gebört. und nun brickt »S in ibr hervor, sie erhebt die Arme und die Augcn — tritt aber dock» zurück, läßt die Arme wieder sinken und legt nur ihre kleine Hand in die seine. Er stebt vor ihr und lächelt aus sie herab. „Kleine Lisa — wir sind groß geworden, eine innge Dame, und müssen nun wobt ander- mit einander verkehren, als ehemals " Angela steht unbemerkt in der Thür und lackt. Sie macht der Mutter allerlei Zeichen, der alte Peter« ist a»S seinem Schlaf erwacht, er sitzt ansreckt in seinem Lcbiistuhl, faltet di« dürren Hände und sagt traumbaft: „Ein Bilk!" Krau Heloise aber ruft in ihrem unvermeidlichen Pathos: „Da» Kind ist überwältigt, Herr Doctor! Diese« erste Wiedersehen — e- ist wie >n einem Roman." Erich Weitster läßt plötzlich Lisa'S Kant los und Wendel sich »m. Einen Moment hat auch er die Umgebung und die Wirk lichkeit vergessen. Er fährt ein paar Mal mit der Hand durch sein dichtes Haar, tritt dann zu dem Alten, de» er halblaut Einige« in Betreff seines Zustande- fragt, — er bebandelt den armen alle» Man», der an einem langwierige» unheilbaren Leiden krankt, seit Jahren so sorgfältig wie de» vornehmsten und reichsten Patienten — und rückt sich dann einen Srubl neben Lisa. Sic soll ihm erzählen von ibrer Reise, von den letzten Erlebnissen in der Pension, dem Examen, ihrer Ecnsur. Sie bolt diese herbei auS ihrem Leberkoffercken, da« noch nickt ganz auSgepackt, er steht sie durch und freut sich daran. Brieflich türben sic einander bi« auf die allerletzten Tage siet» alle« mitgelheilt. Er hat ibr geistige« Wachsen und Werte» verfolgt und beobachte« mit dem Interesse Desjenigen, der den ersten Grund dazu gelegt, jetzt überrascht ih» doch der Anblick ihrer körperlichen Entwicklung Sic ist das Ebenbild der Mutter geworben — der gesäbrlichen Mutter. Es steigt ibm aus einmal so beiß und angstvoll herauf — ibr Gott ist >a ander», gottlob völlig ander-, auch Wesen, Haltung und Manieren grundverschieden, aber die Schönheit, die siiinberllckende Schönheit hal fl« geerbt. Dasselbe pracht volle Goldbaar, dieselbe» regelmäßigen Züge, dieselbe» strableiiden 'Augen DaS verheerende Leben, in dem diese gealterte Frau Unschuld und Glück verloren, hat das berrliche Gesäß nicht ganz zn zerstören vermocht, Frau Heloisc kann zn Zeile» noch »ia,estä»isch auSsehen — liier liegt der Zauber »»berührter Reinheit, lieblicher Unschuld über den schön ge bildeten Zügen der Tochter — Gott erhalte sic so. Er beobachtet sie, während sic setzt auigcthaut ist »nd lebhaft redet. Dazwischen aber wirbelt in seinem Hirn ui, ausbörlich der Gedanke: „Sie muß hier wieder fort, so bald als möglich, wieder zu fremden Leute», wieder hinaus i» die Welt." „Sie waren Alle gut zu mir", sagt Lisa jetzt, „Frau Schröder war wie eine Mutter, aber ich füblic mich dock oft reckt verlasse» »nk fremd. Wie dankbar bin ich, endlich auch einmal kakcim sein zu dürfen" Die Mutier nimmt sie in ihre Arme und herzt sie, Angela küßt sie ans den Mund. Erich WclSler wendet sich, ibm läuft ein Schauder über, ihm ist es, al« bliebe» Flecken zurück von der schwesterlichen Berührung aus der zarten reinen Wange, Angela itt ihm im Grunde der Seele fatal, er hätte sie packen »löge» und rufen: Hand weg! Er weiß iiichlS mehrz» sage», seine Zunge ist trocken, sein Hirn beiß Lisa's Stimme klmgi wie Lerchengezwitschcr zwischen da« schrille bohc Lrgan Angela'« und da« sonore Patho« der Mutter. Des Alte» Slökiic» — er leitet bäusig Schmerzen und Kat sich da« gleichmäßig a» gcwöbnt — klingt hinein wie der bösen Geister Lmal. Es ist wie ein wüster Iraiim, wo man ganz Ungeböriges aben teuerlich beisamen finde» »nd planlos darin umhcrtastet. Er rafft sich gewaltsam empor »ud schickt sich an, z» geben Der Alte Iiält seine Hand fest und winselt: „Doctor, verlassen Sic die Lisa nicht; Sie haben damals darauf gedrungen, daß sie von uns fort und in die Pension sollte, wo sie fein gewöbnt ist. Sie dürfen sie jetzt nicht verlassen." Lisa tritt hastig Hera». „Papal" rust sie erglühend, „ich bin jetzt ein große« Mädchen und babe etwa» gelernt durch deö Doctor- Güte. Ich kann fortan allein für mich sorgen, hoffentlich auch noch ein wenig für Euch." S»e sieht abbittcnd zu Erich empor. „Dumme Life!" brummt Angela halblaut und schlägt denen im Rücken ein Schnippchen. „Welch hübsche Kleider babcu Sie Lisa geschenkt", sagt sie laut mit eine», nicht miß- ziivcrstebeiidoi S lreisblick aus ibre fadenscheinige Fahne, „haben -Lic es schon bemerkt, Mama hat Keule auch zur Feier des Tages das neue schwarze von Ihne» an — wenn Sir nicht da wäre», was sollte» wir wohl machen!" Lisa's bestürzter, verlegener GcsichlsauSdruck ist zum Erbarme». TcS Doelorö Miene» werken finster wie die Nacht, seine Auge» schiejsc» Blitze ans Angela. Er hätte sie erwürge» möge». Er gicdi Frau Heloisc einen Wink, ibn biiiauszngelcilen, und drängt Lisa, welche dasselbe thun will, zurück. „Bleib, Kind", sagt er in verändertem, berrischem Ton, „ich babe noch mit Deiner Mutter z» reden." Draußen leknt er >n der kleine» enge» Küche und mäßigt mit Gewalt sein trga», es wäre sonst donnernd bcraus- gepoltert. „Sehen Sie min, daß ich Reckt hatte? Wie wird, wie kann ihr Leben hier werdcn ? Ibr Leben ward losgelöst von dem alte» Boden, und »instte eS werten — Sie wissen c« so gut wie ich. warm» Eine Thorbot. ein Wahn ist es. zu denken, daß es sich auch nur für eine Zeit lang wieder verknüpfen ließe Ick sagte Ihnen damals Alle«, ick verhehlte Ibnoi nickt die Eonseglieiizc», Sic willigte» ein, Sie wollten Ihr Mulierberz zum tüpser bringen für da« Wohl und Glück Ihre- Kindes. Sriltem — wie v>el Kämpfe hatte ich bereits " er stockt Frau Heloise steht in der Haltung einer Magdalena — die Fra» macht immer Posen — sie läßt die Anklagen über sich hiiislulho, und sagt einstweilen gar nicht« dazu — und er vermag auch nickt Alles anszusptechen. Wie er nur mit Geld und immer wieder Geld da« Hallen ihrer Versprechungen ertauscn mußte, wie niedrig sie seine Güte, sein Inttresse an dem Kinde ausgeiintzt Nachgcbo, bat er müssen, wie ein Schwächling, wol er da« Kind nicht verderben lassen konnte, mit nun — sie hat ihre unbrstre,tbaren Mutterrechtr, sie bat ibr Kind sebcn wollen — eS nicht ganz verkaufen — wie sic st» auSgetrückt So ,st Lisa hier, den Einflüssen dieser Mutier, dieser Schwester proSgcgcdcn, in Gefahr, täglich, stündlich verletzt zu werden in ihren reinen, kein
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