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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920514026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-14
- Monat1892-05
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Polltlsche Tagesschau. * Leipzig, 14 Mai. 3» mehr der extrem« Flügel der preußischen Con- servativen sich bemüht, die Partei zum Abrücken von den Mitttlparteien und zum Anschluß an da« Eentrum zu bringen, um so rauher müssen die Federn diese« Flügel« sich angeweht fühlen von dem ungestümen Drang« der ultra montanen Heißsporne im ganzen Reiche, auch ihrerseits in der extremste» Weise auszuirrien und ihre letzten Ziel« zu «inhüUen. Am allerpeinlichsten aber muß den Herren v. Hammerstein und Stöcker da« Gebühren der bayerischen Eeittrumssübrer Datier und Orlerer sein, die gestern in der bayerischen Abgeordnetenkammer das »Licht*, da« sie bereit« vor einige» Tagen im Finanzau«schusse hatten leuchten lasten, nochmal« anzündeten. 3n diesem Lichte stehen die Herren wahrhaft glorreich und al« begehrenSwerthe Bundesgenossen der preußischen Konservativen da! E« fehlte nur noch, daß sie für da« Fallenlassen de« Zedlitz'schen Schulgesetzentwurfeö den in Wemdingen auSgetnebeuen Teufet veranttvorllich machten und Herrn Stöcker al« klassischen Zeugen dafür auf- riesen, daß e« wirklich der leibhaftige Satan gewesen sei, der den Zedlitz'schen Entwurf von der Vildfläche verschwinden ließ! Den Teufel haben sie aüerding» au« dem Spiele ge lassen, dafür aber sich sörmlich mit der Spionage gebrüstet mit der sie den preußischen Gesandten in München umgeben, um Einsicht in fein« vertraulichen Berichte an seine Regierung zu «rlanaen und dadurch rin Mittel zu gewinne», um die eigene Regierung, dl« mit berechtigtem Selbstgefühl jede fremd« Einmischung in die inneren bayerische» Angelegen heiten abwehrt, zu einer Einmischung in innere preußische Angelegenheiten zu drängen. Herr v. Crailtheim Hai kiese« Gebahren mi« der ganzen Schärfe gekennzeichnet, die er bei seiner gebotenen Rücksichtnahme aus die bayerische Eentrumspartei zu entwickeln in der Lage ist; zwischen der preußischen und der bayerischen Regierung wird also der Zwischenfall keine Differenzen und nicht einmal einmal eine Mißstimmung bervor- rnfen Aber den angeblich alleinigen Pächtern preußischer Loyalität und alleinigen Wächtern der Rechte der preußischen Krone muß e« schneiveod iu di« Ohren gellen, daß die von ihnen umschmeichelte bayerische EentrumSpartei da« Recht sür sich in Anspruch nimmt, den preußischen Gesandten in München durch die Mittel der Spionage und der Pression zum Mundstück de« bayerischen ^Patriotenthum«" zu machen. Eine Lehre freilich werden dir Herren v. Hammerstein und Stöcker au« diesem Vorg'nzr schwerlich riehen. Wann Kälte hochmüthiger Unfehlbarkeil-dünkel sich ze belehren lassen? Und haben denn die bayerischen Patrioten etwa- viel Anderes gewollt, al« wa« di« Herren vom extremsten Flügel der Teulschconservaliven in Preußen wollten? Auch diese wollten ja nur die preußische Krone nach ihrem Willen lenken und die Rathgcber der Krone zu ihrem Mundstücke machen. Auch die Lintrrtruppen haben sie nie verschmäht. Um so peinlicher ist r« allerdings, auch Anderen dort zu begegnen. «» den zehn bayerischen Teufeln de« Pater« Aurelian gehen di« ultramontanen Blätter mit ehrerbietigem Schweigen vorüber; ««könnte diesen Herrschaften ja bestallen, in «in« der ultramontanen Blätter zu sabren Denn von einem Wesen, welches seinen Wcbnsitz mit Borliebe in einem Schwer» ausschlägt, kann mau sich aller mögliche» Schand «baten verseben. klebrigen« wird zur Erbauung und zum Trost« der deutschen klerikale» Presse ein Gegenstück zu der TeuselauStreibung in Wemding aus Dahom»» berichtet, wo die Fetischpriester noch nicht unter dem Zwange der in Gesetzen sestgelegie» Errungenschasten der Ausklärung leben, der im Eulturslaate Bayern glücklicher Weise de» Ester der „schlichten und würdige» Orrensleuie ob,»: Falsch" zügell. Im Reiche de« schwarzen König« Bebaust» herrscht seit einiger Zeit di« Grippe, unk da die Leucht ielbst die Arl-eiler de« König« nicht verschonte, die ilnn in Allada ein Schloß baue» sollten, so gab er Besebl, nach der Person z„ forschen, die alle seine Unterlhanen krank mache Die Felischpriester erkannten die Hex« in einer buckligen armen Frau i» Weitab. Sie habe» sie lobten lasse» und ibren Leichnam ausgrhängt. Wen» der Buckel verschwunden ist, so vertüiitcu sie, wird auch di« Seuche aufhören. Graf Taaffe wird nächste»« Gelegenheit baden, mit seinen Freunden, de» Iungczechen, die er tauge genug getätschelt, ein ernste« Wort ru reden, den» sie setzen ihn, jetzt lhatsächlich den Stuhl vor die Thür. Neulich ricih der Führer der Iungczeche», der Abg. Gregr, i» einer », Schlau ge haltenen Rede, die ezechischen Gemeinden möchieii alle Ge schäfte, welche sie sür de» Staat im übertragene» Wirkung«- kreise zu führen pflegen, ablehnen, so lange die Wecke «s- dorfer Berfügung nicht zurückgezogen sei. Dieser Anregung hat jetzt di« Gemeindevertrelung in Horaz- diowitz Folge gegeben, indem sie dem dortige» Steueraiitt anzeigle, daß sie Anfang 3u»i aushören werde, die TtaalSstcuern einzuhebe». Es verlauiel, daß noch ankere Gemeinden diesem Beispiel folge» werden. Bon dieser ArbeilSeinsteUuiig ist vielleicht nur »och ein Schritt zu der Weigerung, überhaupt Slaaissteuern z» zahle». Fürwahr, es sind recht erbauliche Zustände, welch« die Taaffe'sche Staats kunft in Böhmen gezeitigt hat. Bon einem Tag« heißt es zum andern, daß da« neue italienische Eabinet gebildet sei, immer aber kommt Wieder die Nachricht, daß noch Verhandlungen über die Be setzung mehrerer Ministerposteii schwebe», und auch nach einer Meldung von beute, Sonnabend, aus Rom siebt die Sacke so, daß Giolitli endgilttg den Vorsitz und da« Portefeuille de« Innern, Brin das Reffort des Aeußcrn, Bonacci das A»it de« IuslizministerS und Martini dasjenige des UnterrichiSiiiinisters übernommen haben, während die Verhandlungen über die Besetzung der andere» Posten fortdauer». Hinzugesügt wird, man nehme jetzt an, daß die Eoiisttttiirung de« Eabinet« am Soniltag erfolgen werde. Der Ami-rauer des neue» Eabinet« bringt man ganz allgemein keine großen Hoffnungen eiitgegen Ta« Eabinet Giolitti ist ein Ministerium von „Erispi s Gnaden". E« wird Erispi im geeigneten Moment geringe Mühe kosten, Giolitti zu stürzen und selbst Minislerpräsibenl zu werde». Durch seine» intimen Freund Zaiiardelli wurde Erispi b« wogen, sein Veto gegen den Einlritt Brin's in da« Eabinet zurückzunebmen. Mehr al« die Hälfte der Minister »nd der Unterstaat«secretaire sind entschiedene Parteigänger Erispi «. Außer Brin und Ellena sind Alle Personen zweite» Range«. Da e« sich aber um politische und persönliche Freunde bandelt, so bat e« EriSpi vorgezcgcn, vor der Haut keine Opposition zu machen. Der russische „Swjet" widmet den Vorgängen in Lodz eine» Leitartikel, der zwar nicht« Reue« bringt, dessen Spitze aber daraus hlnausläuft, die Deutschen für diese Unordnungen verantwortlich zu mache» Lodz sei ein ganz deutscher W>»kel und dir deutschen Arbeiter schleppte» den Svcialismu« in Rußland ein,dessen Boden man bis tabni al« ganz unzugänglich sür denselben z» betrachten Veranlassung batte. „Diese ganze Agitation", so schließt der Anstel »ach Erzählung de« Hergangs, „ist rein fremden Ursprungs Sie zeigt, daß die ans Denlschland übergesiedelic» Deulsckeii die Bcrbintnng niil ihrem trübere« Vaterland iiiilerhalleii und mii sick nach Rußland nickt n»r ibre Ke»ittn>ß »nd ihre Tbätigkcil bringe», sonder» auch die Eorrupliou der Sphäre, >u welcher sie ausgewachsen sind." Daß solcker dc»iscksel.,klicker Uiisiii» in eine», russische» Panslawisieiiblatt z» lesen ist, kann »ichl Wunder »ebine», den» die Hetzern gegen Teulschlaiid gehört zum Berns dieser Art von Piche In Wiillickleit waren es di« polnische» Arbeiter uud das iiiigedildele ruisiicke Vaueriivolk, welche die Lotzer Un ruhen bervonlesen. Die Warschauer Blätter verösseiiilicken übrigen« »ochEinzelbeilen über die Unnikc», wvnach diese «>»«» sörmlich revoliilionaire» Ebarakler trugen. Während mebierer Stunden Ware» die Streikenden Herren der Stakst plünkerle» eine ganze Reibe von Läden und begingen zablloie Umbale». Mehrere Eoinpagnien Kosackc» erwiesen sich zu schwach, sic wurden von de» Meuterei» »ul Sleinwürse» zurückgekräiigi Erst das Hera»!üllen der gesamniieii Lotzer Inivpeu machte dem Slralienausslank ei» Ente. Vier Persone» saiideii bicrbei den Tod. Die Zabl der Verwunden» ist sekr groß. Mehrere lOssiciere wurden durch Sleinwürse gefährlich verwundet. Die Gesaiiiiiilzahl der Verhafteten übersteigt Tausend. Ans Washington ist in diesen Tagen, wie schon kurz genieldcl, eine 'Nachricht ciiige,za»gen, welche nusern Vellern lenseilü des Eanals, den Engländern, wenig Behage» verur sacht. Danach hat der ilordanicrikaiiische Slaaisseerelair Vlaiue beim Ausschüsse sür die auswärtige» Angelegenheiten die Frage i» Anregung und -ur Erörterung gebracht, ^.'b die Zustimmung de« Eougresse« für die Annexion der Sand wich-Uns et» an Nordamerika zu erlangen sei. Die Mitglieder dcö Ausschusses sollen der 3tec günstig sei». Das Hauplargilmcnl, welches sür die Eiuverleibiliig aiigesllbrl wurde, ging tahm, daß die Sandwich-3»s«l» de» Verkliiigien Slaaic» >m Stille» Oeea» am nächsten liegen und von Sa» Francisco au« >» allst Tage» mtt gewöhnliche» Segelschiffe» zu erreichen seien, sowie daß e» wünschenswerlb wäre, einen so willstige» strategischen Piinct wie Honolulu unter die Flagge der Vereinigien Staaten zu bringen »nd ih» nicht in den Besitz England» fallen zu taffe» Wir sind überzeugst daß so glatt, wie Bruder Jonathan sich die Aneignung einer so wichligcn 3»sel- gruppe im Stillen Lcea» teilst, die Verwirtlichung dieser Absicht sich »ichl ausiührcn lasse» wird, denn c« giebl außer England auch noch andere seefahrende Nationen, die bei dieser Sache ein Wort iiiitzurete» da« Recht haben. Teutschcö Reich. tst) Berlin, l.'l. Mai. Nach angestrengter Arbeit in der Eominission und im Plenum ist beule endlich die Novelle znin Berggesetz in dritter Lesung zum Abschluß gebracht worden. Tamil ist wieder ein bedeutender Schrill vorwärts geihan ans dem Wege der Förderung de« sociale» Friedens, und die Regierung wie da« Abgeordnetenhaus habe» von 'Neuem ihre wohlwollende und arbcilcrsreuudliche Gesinnung bethäligl. Es war da« um so lchwicriger, als das Eentrum sich hier unter der kemagogischc» Führung de« bekannten Kaplans Dasbach und des wohlwollenden, aber ganz »» praktischen Abg. Hihe z» agitatorischen Vorschlägen hinreiste» ließ, welche weit über das berechtigte 'Maß binauegnigen. Der Fortgang der Veralbungen wurde besonders gelörterl durch die Sachkunde de« Abgeordneten I)r. H an, mach er, welcher stets die richtige Grenze zu finde» weiß zwischen den berechtigten uud erfüllbaren Forderungc» der Arbeiter und den absolut »olbwendigeii Bedingungen de« Betriebe« Heute gelangte noch eine Resolution zur Annahme, welche die Regierung um Vorlegung einer weilere» 'Novelle zu,» Berg gesey ersucht bebuss Resvlin der 3»stitlition der Knappschasls vereine. Die Reform soll in der Richtung erfolgen, daß die KiiappschaftSälteste» und die von diesen zu wählenden Vorslandsmil^lieker aus der Mitte der Arbeiter i» ge heimer Wahl gewählt werke» Die Resolution wurde ,» namentlicher Abstimmung mit 147 gegen l!i« -lim»««» angenommen, nachdem sich Abg. 1>r Hammacher ür dieselbe erklärt balle Der größere Theil der National- liberalen sliminle dafür, die beiden Minister v. Boelticher und Herrsurlk i» ihrer Eigenschaft al« Abgeordnete dagegen. Der Hantelümiiiister v. Berlepsch lehnte e« ab. den Sland- pniiel der Regierung zu der Frage stmdzugebe», bevor dir Abstimmung ersotgl war. Wir werden also erst in der nächste» Session aus der regelmäßig dem Landtage zugebenden Uebersillil über die Stellungnahme »er Regierung zu gefaßten Resolutionen erfahren, ob die SlaalSregierung geneigt ist, dem Wuiischc rer Mehrheit de« Hause« Rechnung zu tragen. — 3n den Eommlssionen ist man gestern Abend »nd beule Vormittag ei» gutes Stück weiter gekommen. Die Geicye über die T e r t i ä r b a h n e n und Uber die Gleichstellung der Lebrer an nichtstaatlichen uiil denen an staatliche» böbere» Lekranstalten sind in erster Lesung fertig gestellt. Die zweite Berathung wird >ete»salls lchneller vorschreiien. Da« letztere Gesetz wird in den Lebrerkieisen dringend ersehnt und in parlamentarischen Kreisen wird die Hoffnung scsigeballc», daß c« gelingen werde, diese Vorlage in dieser Session zu verablchicdcu. Regierungsseitig wurde »lilgelheilt, daß auch die Fürsorge sür die Hinierl-liebene» der Lehrer an höheren Eommunal- aiistalicii baldigst gesetzlich geordnet werde» soll, ferner daß die einheitliche Regelung des Rang- und Titelwesen« sür dl« Lebrer der böbere» Schule» demnächst erfolgen werde. 3n der Tertiärbablicoiiiiuissio» tkeilie Minister Thielen mit, daß die Regierung de» größten Werlh ans die Fertigstellung dieses Gesetze« lege, da bei dein Ministerium seil längerer Zeit zahlreiche Gesuche von Eviniiiiuie», Eorporationen und Privatleuten vorliegen, welche Eoncessionen zum Bau vo» Valme» unlersler Ordnung nachsucht». An« dieser Mit- ibeiliing wurde heute gefolgert, daß di« Session in keinem Falle vor Erledigung diese« Gesetzes geschlosst» wird, wodurch sie sich jedenfalls über Psingilen verlangen, da das Herren haus »ach ossieieller Belannlmachung de« Herzog« von Ralibor erst am 27. Mai wieder zusammentritt. Be- »icrkcnswerlb ist übrigens, daß von der Eoinmisston de« Abgeordnetenhauses die vom Herreiibau« angenominene Bc stiminui'g, nach welcher die Terliärbabne» verpflichtet sein sollte», di« Subaltern- und Nuterbeamtenstellen mit Militaira,«Wärtern z» besetzen, einstimmig abgetchnt wurde — Ter Beslchti.tiing de« 4 Gardr-N«gimtnt«z.A. in Spandau am Dienstag wobitte» auch sämmtltche Schulkinder bei. Wie der „A. s. t. H." meldet, hat nach seinem Erscheine» ans dem Paradcselte der Kaiser Lurch einen Adjutanten seine» bezügliche» Wunsch auf dem Rath banse überbringen lassen. 3» Folge dessen wurden die Schulen, darnnler das Gymnasium, am Vormittag geschlossen. Eine weilere Meldung sagt: Fittiszehn Minuten später stürmten 5>l)tzn Schultinder nach dem Parateselve. — Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Sohn de« Prinzen Aid recht, Seeondelieuteiiaiit vom 1. ltzardereginmit j»F»ß, t» zum Premierlteulenani befördert worden. — Das Relchs-Bersicheruiiasanit hat in einer neuerdings »rgan- genen Eiil'cheiduiig die VerslcheruiigSpflichl der landräth- iiche» Bureaubeaiiiten anerkannt. Dl« lttriind«, wtlchr »u dieier Eiilfchciüinig geführt habe», diiriten, dem „Berliner Tageblatt'' znivlge, auch bei alle» in der Polizei- und Slemeindeverwallung beichailigic» Bnreaiigebilse», sofern f„ (behalt beziehen uud nicht mii Peiisioiioderechiigung angeiieUI sind, zutrejsen. Dt« Ar»,«, behorden sind deshalb von zusiäudiger Seil« er>»cht worden, sür die Befchassuna vo» O»1lI»»g«Iarlcn und di» »achlrägllch« B«r- weiidung der Beitragtinaeke» in gehöriger Anzahl und Höh« Sorg» zu trage». — Wie die „Kreuzztg." vernimmt, wird der deutsch» Botschafter iu Petersburg, General der Infanterie und Gerettet. Wj Novell« von «lerander Römir. slachSni» »er»««e». sFortsetzung.) Der alt« Mann legte dir Hand über die Angen, er konnte sick nickt besinnen. Atle versunkene Zeiten stiegen vor seinem umnebelten Geiste herauf. War er au« dem Erdenrlend erlöst und erwachte er auf einem anderen Sterne? War da« nicht Heloise — die einst reine, schön«, anßebetete Braut? Und war da« nickt er selbst, wie er gewesen >n der Vollkraft seiner Jugend? Wie eine Traumviflon betrackttete er die Knienden Seinen Segen wollten sie — auck zu einem Bunde für da« Leben — aber für ein Leben auf einem anderen (Sterne — hier war Alles untergegangen, zerstört. — Malen wollte er sie — seine Heloise? — Ei» Gretchen. ja — und er war ja auch ein Maler — aber nein, eine Kleopatra sollte e« sein — als Kleopatra batte er sie gemalt. Freilich mußte sie ihm sitzen — ohne Modell konnte ein Maler nicht malen — freilich, freilich! Lisa barg schluchzend ihr Haupt in de« Vater« Sckooß. Er redete irre, er verwechselte sic mit ihrer Mutter, «rtbur mit sich selbst — sein Geist war verworren, aber seine Hand ruhte segnend auf ihrem Scheitel und auf dem «rtbur«. Sie erhoben sich und L,sa« thräneaüberströmte« Antlitz barg sich an de« Geliebten Brust. Ihaea war ernst und feierlich zu Muthe Als Artbur ging, sagte er sich: „Wie Du auch um sie wirst kämpfen muffen, welche Opfer sie Dich kosten mag, sie ist von nun an die Deine für Zeit und Ewigkeit.* Al« Nachfeier zum Künstlerseft gaben General Welslers einen Eostümball Es sollten alle Eingeladenen ohne Maske in den Eestümen, welche sic aus dem Fest ge tragen. erscheinen, und man versprach sich viel Vergnügen und einen schönen Anblick. Der Maler Vvlgersen mit Thekla und ihrem Bruder waren unter den Geladenen. Volgersen batte den Lustspieldickter Moliör« im Fesizuge kargestellt, sein Anzug war oriainill, die Allongeperrück« paßte zu seinem breiten lustigen Gesicht. Thekla stand die Edeldaiiieiilraml jener Zeit vortrefflich, sie hatte Aufsehen erregt und war sehr gefeiert worden. Der General WelSler mit Gemahlin und Soh» waren nicht im Gewerbebause gewesen, sie wollten sich jetzt in den eigenen Räumen einen conccntrirteren und auserleseneren Genuß verschaffen. Erick kalte bei dieser Gelegenheit seine Anwesenheit zu- sagrn müssen und hielt auch Wort. Es war ibin »» klebrigen nicht unlieb, Thekla zu treffen und von ibr vielleicht »och etwa« Uber das Fest, dem sie ja beigewoknt, zu erforschen. Die Sorgen um Lisa beschäftigten ihn noch immer mehr, al- er sich selber eingesteken wollte. Ob Thekla Lisa dort gewahrt — ob sie durck ihren Bruder vcn den Pelcrse»« etwas erfahren Ein unbestimmter Verback», Laß Artbur von Linden seine Hand bei der Sacke im Spiele gebabt, hatte sick in seiner Seele festgesetzt. Er batte Lisa »fällig in der großen Menge gesunde», erkannt, au« einer cdenklicke» Situation erlöst und ihr einen Wagen besorgt — war da« sein ganzer Antbeil daran? Erick batte Thekla lange nicht gesehen, seit jenem Abende nicht, wo er sie bei seiner Mutter getroffen und ihr sein Herz auSgescküttet. Er begrüßte sie freudig und herzlich. Sie erschien ihm als eine ganz Andere heute Äbcnv in dem fremden, kostbaren Putze, sie war wirklich eine königliche Erscheinung Er war eine sehr ernsthafte Natur, solcher Mummenschanz war idni eigentlick zuwider, aber beute batte auch er aufder Mutter Geheiß, die e« kür unerläßlick erklärt, ein Uebrige« thun und ein fremd Gewand anlegen müssen SeinlangjährigerTienerSevecke,solcker Dinge ungewohnt, batte M'ihe genug damit gehabt Die Allonge- perrücke war ihm ,n beiß, gegen da« Zeitcostüm batte er sick gewebrt. und da ohnehin eine buntgcwvrfelte Menge mit- unterlirf, so war auch er al« flandrischer Meister in schwarzem Samnitbabit mit dem Hute mit weißer, wallender Feder erschienen Sie behaupteten Alle, er sähe prächtig au«. Sein ironi sches Lackeln antwortete solchen Eomplimcitteii. Er versuchte es und es gelang ibin, Thekla beiseite in eine Feiisternisckc zu zieken. Er konnte nicht »unbin, sie zu bewundern, wen» er auch sein Auge sür Fraueuscköiibeil erstorben geglaubt. War er den» verwandelt und wurde er in seine» allen Tage» noch wieder zum jungen Fant und Schwärmer? Sckon an dem Abende, als Lisa'« Erscheinung ihn so berückt, halte er sich dasselbe gefragt. Thekla war eine Andere, als Lisa, aber cS war, als ob der fremde Putz auch über sie einen fremde» Zauber ausgoß. Ihre Auge» blickten heute Abend anders, als sonst. Ihm ward plötzlich beklommen, als er jetzt, abgesondert von der Gcscllsckaft, in der Fensternische hinler Le» großen Palmen, die, auf beben Postamente» siebend, ihre Fächer über ihren Köpfen wiegten, ihr gegenüberstand. Er faßte sich und begann ihr zu erzählen von seine» neuen Sorgen um Lisa. „Tie sind meine gütige Freundin, welche meine Gedanken tbeilt", sagte er weich, „ich >»»ßle Ihnen auch diese jüngsten Erlebnisse berichten Ibr Bruder bat meinem Schützling Ritterdienste geleistet, wissen Sie'Nähere« davon?" „Arthur?" fragte sic überrascht. Nein, sie wußte nichts davon. Es war ibr auf dem Feste aufgesaUcn, daß Artbur zerstreut und aufacreat gewesen, sic batte überhaupt seit einiger Zeit da- Gesüyl, als beschäftige ibn Besonderes — damals auf der Terrasse hatte er dag schöne Mädchen ge grüßt — also schon gekannt — verschiedene Gedanken und Verinuthlingkn flogen durch ibren Kopf. Sie sprach aber einstweilen keine einzige derselben auS. Immer diese Lisa! Er, dieser ernste Doctor, redete in höherem Schwung, als er von Schönheit sprach, Len Ein druck schilterte, de» ihr Anblick an jenem Abend aus ihn gemacht. Cie hatte sick heiter, leicht und glücklich gefühlt vor wenig Minuten noch, jetzt empfand sie plötzlich ein wildes Sckmerzgefübl Er war dieser Lisa verfallen, sie, LaS junge, leichtfertige Kind, berückte ibn und verrieth ihn. Wie war cö nur möglich, daß er ein solcker Tbor und so blind war. Heimlich war sie zu dem Fest gegangen, umgarnle ibn mit Lügengeweben, Bei der Mutter rermuthete er solche, bei der Tochter nicht, wenn ihre Heimlichkeit ihm auch unwiderleglich offenbar wurde Aber wie stand Arthur zu den Dingen? Eine innere Stimmc sagte ihr, daß ihr heißblütiger Bruder belbeiligt sei. Die M»ük aus dem Tanzsaal nebenan übertöntr beinahe ibr Gesoräck. Man sah das Wirbeln der phantastischen Paare, Tbcllao Auge» richteten sich dahin, sic war zerstreut. Ibr Brüter Arthur lehnte in der Flügeltbnr mit ernster Miene, er, der sonst der flotteste Tänzer zu sein pflegt«. Erich bemerlte ibre Zerstreutheit, er deutete sie al« An- tbcillosigkcit. Freilich — wie tnrsic er auch verlangen, daß sie immer seinen Gedanteiigäiigen folgen sollte — da«, was ibn so sehr beschäftigt«, ihm Sorgen schuf, langweilte sie natürlich Was lüminerte sie auck Lisa. Und doch — er ward sich bewußt, daß er sich sckon daran gewöhnt, von ihr imiiicr verstanden zu werten. Ein neues, lange nicht ge kannte« Gefühl stieg ihm herauf — die Sehnsucht nach einer gleichgesinnten Seele, »ack einer ebenbürtigen Gefährtin. Der Geranie, >» Worte gefaßt, stank plötzlich vor seinem Geiste. Er crsckrak davor, wie kam er dazu? „Was denken Sie den» jetzt zu tbun ? Meine« Erachten« sind Sic den Verhältnissen gegenüber ganz macht!»«", sagte Tbclla in einem nierkwürdig lalle» Tone. Eö war ibin wie ein Stich, w,e ein Eimer kalten Wasser« über sei» warmes, ja beiße« Empfinden. „Ich langweile Sie", cnlgcgiiete er mit einem bitteren Lächeln, „und bitte um Verzeihung". Sie sah ibn an, ibr Blick war beredt — er erinnerte sich später oft »och an denselben. „Sie sollen nickt in den Banden dieser übel Beleumundete» bleiben", sagte sie, schwieg aber tan», als sllrckle sie schon zu viel gesagt zu haben. „Fürchten Sie sür meinen R»s?" meinte er mit leisem Anflug von Ironie im Ton. „Wo ein Mann «in Werk an- säugt, soll er c» zu Ende führen, so weit seine Kraft reicht. Ich denke, die meine ist noch nicht ganz zu Ende." Sie erröihele dunkel und wandte sich ab. Ihr Onkel trat vom Tanzsaal herein, er erblickte die Briden unter den Palmen. „Da steckt sie", ries er in seiner derben Weise, „im ver traulichsten töte-L-tete mit dem Herrn Doctor. Na, da« muß ich sagen — man fragt mich da überall nach meiner
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