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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920517020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-17
- Monat1892-05
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Sacharinenstr. 1«. vart. und Etnigtptatz ?. Abend-Ausgabe. UchMrLWMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. JnsettionSpeesL Die 6 gespaltene Petttzeile 20 AH ^ Reklame, unter de« Redactionsstrich >4ge stalten) 50-H, Sor den Famliieanachrichtrü G ge,palte») 40-ch. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer «ud Ztffernsotz »ach höhere« Tarif. Extra-vetlagen (gesalzt), a»r «lt HS Morgeo - Ausgabe, ohne Poslbesärderuug 8t 60.—, mit Postbesürderuug 70. -. ^u«ahmrschluß fir Ivserale: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. vei den Filialen und Annahmestelle» je et»» dalbe Stund« früher. Inserate sind stet« an die Erpedttt«» zu richte». Druck uud Verlag von L. Polz t» Leipzig 251. Dienstag den 17. Mai 1892. 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 17. Mai. Unsere gestern ausgesprochene Vermuthung, daß die Aus lassung des Organs der preußischen Conservativen, der „Cons. Corresp.", über die Ahlwardt'schc „Juden- flinten"-Agitation und das in den Händen der conser vativen Fraclion des preußischen Abgeordnetenhauses befind liche „zahlreiche Material" selbst in den Kreisen der preußische» Conservativen lebhaftes Befremden erregen werde, hat sich rasch bestätigt. Heute liegt in dem unter der „Oberleitung" des Herrn v. Helldorf erscheinenden „Cons. Wochenbl." ein Artikel vor, der mit der größte» Entschieden heit gegen jene Kreise austritt,die durch allerhand dunkle Andeu tungen den gewissenlosen Agitator unterstützen und zu seinen Helfershelfern sich machen. Das Blatt schreibt: „Unter Leuten, die sich die Fähigkeit und den Willen für ein ruhiges Urtheil auch in den gegenwärtige» Zeiten bewahrt haben, wird wohl die Ansicht allgemein dahin gehe», daß vermuthlich einige Unregelmäßigkeiten und Pslichlwidriakeiten untergeordneter Organe als substantieller Kern des ganzen Lärms zum Vorschein kommen werden und daß die Historie von der Judcnschast, die sich in Cobtenz zur Herbeiführung des Unterganges des preußischen Staates verschworen hat und jetzt zur Erreichung de« Ziels bei Isidor LSwe invalide Flinten baue» läßt, eine auSgetragene Verrücktheit ist. Man ist unter denselben verständigen Leuten, soviel wir sehen, einstimmig der Ansicht, daß das Vorgehen Ahlwardt's objectiv alte Merk male des Laudesverraths an sich trägt Geletzt, Herr Ahlwardt wird heut» nach Spandau geschickt. Dann tritt morgen eine von Tausende» besuchte Volksversammlung zusammen, in der, wenn sie auseinandergeht, ein Theilnehmer veii, anderen zuraunt, daß das die Juden durch großartige Bestechungen zuwege gebracht hätten: Herr v. Schelling hätte so und so viel, Graf Eaprwi >o und so viel, und — nun. noch Häher stedead« Personen den und den Betrag erhalten. Alles ganz zuverlässig, aus bester Quelle geschöpft! So dt« „echten" Antisemiten, die „Ganzen". Die sogenannten „gemäßigten" begnügen sich, wenn sie aus ihren Provuizreisen gefragt werden, ob wir denn wirklich in so furchtbaren Zuständen lebten, vieldeutig mit den Achseln zu zucken. Der Kundige weiß, daß wir hier kein Phantasiebilv zeichnen, sondern getreu nach der Wirklichkeit portraitiren. Man entschließe sich doch end- tich, da« Uedel, in dem wir stecken, i» seiner wahren Gestatt zu sehen. Es ist bekannt, daß in den niederen Volksschichten auch die abe»te««rlichste» Legenden Eingang finden und alsdann u». ausrottbar kestsitzen. Nun, di« Signatur der Gegenwart ist die, daß di« Recrptionssähigkeit für grotesken Unsinn sich auch zum Theil aus di« gebildeteren politisirenden Kreise ausgedehnt hat — oder daß man in diesen Kreisen doch keinen Anstand nimmt, von dem Köhlerglauben und dem Ammenmärchen als Masse zu taktischen Zwecken Ge brauch zu machen, und sich an dem ins Land gesetzten Brand die Hände wärmt. Dieser Wahnsinn der Skrupellosigkeit in der Wahl der Mittel, der nie nach dem Ende fragt, der an jedem Pseiter rüttelt und keinen Tragbalken unangetastet läßt, vielleicht nur um einen Haß zu sättigen und einen Rachedurst zu kühlen, oder um einen großen Hausen hinter sich zu sammeln, aus den gestützt man der Krone seinen Willen dictirrn kann, — das ist die Tollheit, di« immer weitere Kreise ergreift, und mit der wir in unser Verderben hiaeiatreiben." Zum Schluß fordert das „Cons. Wochenbl." in unzwei deutigster Weise die Regierung auf, nicht nur gegen Ahlwardt, sondern auch gegen jene Helfershelfer einzuschreiten, die ihm zu seinem wohlfeilen Ruhme verhelfen und die leicht beweg lichen Massen durch Erregung von Besorgnissen in ihre Netze zu ziehen suchen. Dieser Schluß lautet: „Wir sind weit entfernt, di« eigenartig« „Grüße" Ahlwardt'« zu verkennen. Aber das Pitdestal, aus dem er steht, haben ihm andere Leute geschaffen und erhalten ihm andere Lenke, ohne deren vorbereitende gelinde srcundirende und auSbeutungssreudige Thätigkeit man ihm für seine» Humbug ganz etwas Anderes als Lorbeerkränze reichen würde. Wollte also die Regierung ihre Energie der Repression nur nach der Sette diese« sonderbarsten aller sonder- baren Bolksheiligen wenden, so würde sie lediglich an eine», Symptom curiren und dir wahre» Wurzeln des Uebels unberührt stehen lassen." Wo in einer Partei solche Gegensätze, wie sic in der „Conservat. Corr." und im „Conservat. Wochenbl." offen zu Tage treten, auf einander platze», ist an eine Einigung über ein neue« Parteiprogramm natürlich nicht zu denken, am wenigsten an eine Einigung über eine feste Stellung zur „Iudensrage". Es kann daber auch nicht befremden, daß die mehrfachen Sitzungen, in denen die conservative Fraction des reußischen Abgeordnetenhauses die inneren Parieiangelegcn- eiten beratden bat, zu einem greifbaren Resultate nicht geführt babcn Die „Echtes. Ztg." schreibt darüber: „Es ist richtig, daß der Veriucd, den Beschluß der Fraktion aus möglichste Beseitigung des Einstusses des Reichstagsabgeordneten und HerrenhausimtgliedeS von Helldorsf in der Elsereoinniission abzuschwächen und eine Brücke zur Aussöhnung zu schlagen, keinen Erfolg hatte. Es wurden nur die ehrenwerthcn per>ön- lichen Motive des Herrn von Helldorff anerkannt, der sachliche Gegensatz zu seinem öffentlichen Auftreten in der Voiksschulsrage aber au,recht erhalten. Bei den Berathungcn über ein neues Pro- gramni zeigten sich vor Allem große Schwierigkeiten, den verschiedenen Wünschen, die laut geworden sind, gerecht zu werden, ohne aus anderen Setten in der Partei Anstoß zu erregen. Tie« gilt nament lich auch von einer klaren Stellungnahme zur „Iudensrage". Während die Einen den gegenwärtigen Zeilpunct, in dem der Radau- Antisemitisinus eine« Ahlwardt immer mehr abwirthschaslet, eine solche Slcllungnahme gerade für geeignet erachten, jeden Andere ans demselben Grunde eher schädliche Folgen für die Partei voraus, wenn diese sich auch nur dem Scheine ausjetzen wollte, als ob sie mit dieser Sorte von Voikssrenndcn etwas gemein Iiätte. Materiell sind die Gegensätze in der Partei über Aenderungen des Programms nicht ausgeglichen worden; man ichemt sich vielmehr im Wesentlichen, um keinen Zwiewatt zu erregen ober sortznsetzen, mit einer mehr formellen Verständigung begnügt zu Huden." Tie jüngsten Abstimmungen im preußischen Ab geordneten h a n se buben zwei bcmerkenSwertbcErscheinungen zu Tage gefördert. Zunächst ist die Novelle zum Berggesetz einstimmig, also auch voni Centrum, angenommen worden Wenn man sich vergegenwärtigt, mit welcher Leiden schaft diese Partei wochenlang über das „von den National- liberalen verhunzte" Gesetz geeifert und die Leidenschaften in den Bergarbeiterkreiscn gegen dasselbe aufgewühlt hat, so hätte man erwarten sollen, daß daS Centrum seinen Widerspruch auch im Abgeordnetcnbausc bis zuletzt ausrecht erhalten würde. DaS hat Pt« Partsi aber wohlweislich nicht gclhan, sondern sie häk mit ihrer Zustimmung schließlich anerkannt, daß das Gesetz zum Mindesten doch erhebliche Verbesserungen gegen den bisherigen Zustand enthalte. Wozu aber dann dieses aiishetzende Vorgehen, wenn man wirklich nur daS Ziel des Schutzes und der Fürsorge für die Arbeiter im Auge bat und nicht agitatorische Nebenzwecke verfolgt? — Eine andere bemtr..uSwertbe Abstimmung ist die der conservativen Partei gegen die neue Landgemeinde-Ordnung für Schleswig-Holstein. Die Partei begründete ihren'Wider spruch damit, daß sie nicht für ticAusdebnuiig einer noch »ncrprob- ken Neuorganisation auf bisher damit verschonte Provinzen stimmen, auch erst die große Communalsteucrreform abwarten wolle. DaSsindganznichtigeEinwände. Nachdem die Reform der Landgemcinteordnung für den größten Tkeil der preußischen Monarchie vollzogen und in bewährter Wirksamkeit ist, müssen »othwendig auch die noch rückständigen Provinzen Nachfolgen. Daran kann auch der Widerstand der Conservativen nichts ändern. Allein sie wollten wieder einmal ihren Mißmull) über die gegen ihren Willen zu Stande gekommene Land- gemeinderesorm, über Ken Minister Herrfurth und so Manches, waS in neuerer Zeit geschehen, Ausdruck geben. Für die noch immer in der Partei überwiegende Stimmung ist dieses Votum bezeichnend. Der aus dem ungarischen Jnsurrcctionskriege im Jabre 1848—18iS bekannte General Georg Klapka ist nach einem beute unS auS Pest zugegangenen Telegramm gestorben. Georg Klapka war am 7. April 1820 in Tcniesvar geboren, gekörte anfänglich der österreichischen Armee an, aus welcher er 1848 austrat, um sich nach AuSbruch de- Ausstandes der neuen ungarischen Regierung zur Verfügung zu stellen, die bald von seinem großen inilitairischen Talent den ausgiebigsten Gebrauch machte. Die für die Ungarn siegreiche Schlackt von Jzsaszag wurde hauptsächlick durck sein gcsckickieS Eingreifen ent schieden. Nock aus dcmScklackiseld überreichte ihm Kossulb das GeueralSpateut und das böcksle Ehrenzeichen. Klapka schlug dann weiter die Oestcrreicker in der entscheidende» Schlacht bei Nagh Sarlo, tu>ch welche Komern befreit wurde. Eine Zeit lang bekleidete er auch den Posten des ungarischen KricgSministerü. Es kamen dann die Streitigkeiten zwischen Kossulb und Görgey. in denen Klapka vergebens zu vermitteln versuchte. Auch später, als das Glück der Waffe» sich gegen die Ungarn wandlc, hielt er sich außerordentlich tapfer und eine seiner glänzendsten Waffentbaten bildet die Vertbeidigung der Festung Komoin während einer Zeit, in der schon das ganze übrige Ungarn überwältigt war. Klapka wurde die ehrenvollste Capitulaticn gewährt; er begab sich alsdann in daS Ausland, von wo er im Jahre 1867, »ach dein Ab schluß deö Ausgleiches, amueslirt wurde und mit der Regierung nach Ungarn zurücklekrte. Er ward zwar in den Reichstag gewählt, ist aber nicht mehr in den Vordergrund der politischen Ereignisse getreten. Die italienische Ministerkrisis ist endlich beendet; am Sonntag bat das neue italienische Cabinet den Eid in die Hände dcS Staatsoberhauptes abgelegt und gestern habe» die Minister von ihren Aemtcr» Besitz ergriffen. Nack dem bisherigen Verlaus der Dinge lönnle man wohl au» Vorsicht die Frage auswersen: Wann wird die nächste italieniscke MinisterkrisiS gemeldet werte»? Indessen wir wolle» als Freunde Italiens vor der Hand dem Cabinet Giolitli nickt mit Mißtrauen begegnen, sondern, freilich auch ohne irgend welchen Optimismus zu bekunden, ruhig abwarten, wie und in fv>e weit cö den Lckwierigleitcn gewachsen sein wird, tie eö ohne Zweifel bei seinem Amtsantrilt vorsintct. Einen ersten Beweis seiner Thätigkeit bat bereits der neue Minister de« Auswärtigen, Brin, gegeben, indem er säniml licken am italienisckenHofe beglaubigten Vertretern der fremden Mächte eine Note zukonimcn ließ, nach welcher er eS alS seine vorncbmstc Ausgabe betrachtet, die guten Be ziehungen zu be» auswärtigen Staaten zu pflege». DaS Ministerium Giolitli Brin weist als Vereinigung vo» Elementen der Linken und deS linken Centrum« eine weil gleichartigere Zusammensetzung aus, als daS Cabinet Nudini- Nicotcra, das so entschiedene Gegensätze auSziigleicken suchte, wie sie einerseits zwischen dem der Rechten aiigebörcntc» Conscilpräsidcnlen Rudini und dem zur sortgeschrilieiic» Linken zählenden Nicotera, andererseits zwischen, dein letztere» und Luzzatti Vorhände» waren. Bei der jüngsten MinisterkrisiS zeigte sich die Unhaltbarkeit solcher Zustande; konnte eS doch geschehe», daß milsten in der Krisis die Parteigänger Nicotcra'S sich an den Ministerpräsi denten wendete», um diesen zum Preisgcbcn eines anderen College», Luzzalli'S, zu veranlasse» Die Schwierigkeiten, tie sich den, neuen Ministerium entgegensttllel!, werden vor Allem sachlicher Natur sein, da es eben daraus ankommt, einen Ausweg aus der beikien Finanzlage zu finden. Aller dings laute» auch die jüngsten Nachrichten über die gesteigerte Ausfuhr Italiens günstig, während die verringerte Einfuhr von den italienische» Blättern ebenfalls im giinstiacn Sinne gedeutet wird. Nach ossieicller Angabe ist der Wertk der Einfuhr in den ersten vier Monaten dcS laufenden Iabrcö »in 42r/io Millionen Lire geringer gewesen als im gleichen Zeitraum des vorigen JabreS; der Werth der Aussudr stellte sich im Berglcich zu derselben Periode teS JabreS 1891 um Millionen höher Der neue Conseilpräsidcnt wird auch insofern eine» schwierigen Stand haben, als er neben dem Conseilpräsidil»» nickt blos das Portefeuille des Innern, sondern interimistisch auch das jenige des Schatzes übernommen bat. Freilich bat CriSpi seiner ^jcit gleichfalls mehrere Ressort» geleitet; allein es wird sich erst zeigen müssen, ob Giolitli, der bisher sich zu meist nur als eine Autorität in Finanzangelegenbeiten er wiesen bat, den gesteigerten Ausgaben gewachsen ist. Der Unterstützung der Linken und de» linken CentrumS, insbesondere CnSpi'S und Zanardclli'S, darf er sich allerdings zunächst versichert halten lieber die Aufnahme, welche das neue Cabinet in der italienischen Presse findet, wird der „Voss. Ztg." telegraphisch auS Rom berichtet: „Tie nun erfolgte Bildung eines unverblümt link-liberalen Eabinets hat nicht de» Beifall der gemäßigten Presse. Tie „Opi- nione" tadelt Giotitti wegen dieses Unternehmens, welches Teprelis und Erisp« me gewagt hätten, und findet unbegreiilich, dasi die parlamentarische Grundlage des Eabinets, anstatt nach Kräften erweitert zu werden, nicht eininal in der geiainoilen Mehrheit des b. Mai gejucht ist, sondern aus die fortschrittliche Fraction beschränkt worden ist. Tie „J ta lie" sicht ein gutes Zeichen für die Ausgleichung der finanziellen und niilitairisckcn Ansprüche >in Verbleiben Pellvur'»nd Eaittl Bons, beklagt aber, daß letzterer der einzige Vertreter de- Oder- bauies nn Eabinct ist. Ter „Popoto Romano", welcher nicht zu den Bewunderer» Gioiittl's und Briu's gehört, jagt, angesichts der Fragen, welche gigcnwürtig an der Spitze stehen, flößen die neuen Minister durch ihre Sachkunde im Einzelnen, durch die er höhte Gicichanigkcit des Ministeriums und durch die proklische Ver anlagung da» größte Vertrauen für das Gelingen ein. Die „Ri- iorina" ist entschlossen, an die gesicherte und glorreiche Zukunft Italiens erst dann wieder zu glauben, wenn Giolitli durch CriSpi erieyl ist, kennt unler allerlei Belehrungen und Warnungen an, daß man vom Eabinet mehr hoffen als fürchten dürfe. — Auch Bonacei, EUena und Fincchiaro hatten vor Annahme der Portefeuilles Unterredungen mit Crispi." Nach den bis jetzt vorliegenden Meldungen über den Aus ter am Sonntag in Griechenland stattgesundenen Kamulcrwahlen hat die Partei Trikupis einen über wältigenden Sieg errungen und alle Nachrichten, die darauf vorbereiteten, werden durch den thalsächlichen Ausgang der Wahle» in niigcbeurem Maße nbertroffcii. 210 Wahlen waren ini Ganzen zu vollziehen und aus 207 Wahlkreisen ist daS Ergebniß bekannt. Danach sind den Trikupistcn 160, der jetzigen Regierung 5 »nd nur >2 Mandate der Partei DelyanniS, die außer der Partei TriknpiS hauptsächlich iir Betracht kam, zngesalle». Nack dem Bekaiintwerdcn deö Wahl ergebnisse» begab sich König Georg im offcncn Wagen in die WobnunavonT r ikn p iS undbcglückwünjchteihn zuscinemWahl- erfolge. DerKönig wurde von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Die Bildung eines Ministerium» unter Trikupis ist sicher. KonstanIvpnloS, der jetzige Ministerpräsident, wird wahrscheinlich in das neue Ministerium eintrclen. Die Wablen vollzogen sich überall i» größter Ordnung, aus genommen i» Athen, wo gestern NacktS ein blutiges Handgemenge stattfand, bei dem eine Person getödtet und mehrere andere schwer verletzt wurden Tic gegenwärtige Lage in Griechenland, soweit eS als Nachbarstaat der Türkei in Betracht kommt, verdient besondere Aufmerksamkeit. Dort ist, wie in Italien, die politische Krisis eine Folge der ver drießlichen finanziellen Lage. Man braucht dabei nur an das auf 15«» stehende Gvldagio zu erinnern. Die Haupt aufgabe der neuen Regierung wird darin bestellen, daS Budget in da» Gleichgewicht zu bringen Bekanntlich mußte bisbcr bei jeder Fälligkeit vo» StaatSconpcnS eine neue Anleihe ausgenommen werden, uni ihr gerecht zu werden TaS Deficit >m Budget kommt, wie aller seits zugegeben wird, von den A r m e e a » S g a b e n, in welche» Griechenland eS mit den Großmächten gleich tbnn will. Sink diese Ausgaben unentbehrlich? Griechenland, welche» von keiner Seite betrobt ist. könnte rnbig und in Frieden leben Tie Ereignisse haben ibm eine schöne Stellung in der Weltgeschichte geschaffen. WcSbalb soll c« diese aufs Spiel setze», indem eS einigen Ehrgeizigen freien Lauf läßt oder gar sich AiiiieiionSgclüsleii bingiebl, wo selbst der jetzige Besitzstand nicht einmal genügend verwaltet ist? Die Zeit der Eroberungen ist vorüber. Der Grieche ist guter Seemann, aber smleckler Soldat; daran müssen die Lenker deö Staatsschiffcö wohl denken. Fersilletsn. Gerettet. iLs dtovelle von Alexander Römer. Nachdruck »erdeien. (Fortsetzung.) Thekla stieg die Glutb der Scham und Entrüstung in die Warzen. Wie kam sic nur dazu, dem Onkel von der Sache zu sprechen. Seine Auffassung, seine Reden darüber ekelten sie an. Ibr Herz war beklemmt und schmerzzerrissen. Der Onkel war im Innern sehr froh, jetzt genau auf der richtigen Fäbrtr zu sein, er konnte nun dein Jungen fest zu Leibe geben. Mußte erfahren, wie weit die Geschichte eingesädclt war, und dann reine Bahn machen, bevor er fortging. Nur keine solche hängende Liebschaften im Rücken lassen, wo die Entiernung bei der zur Schwärmerei neigenden GcmüthSanlage deS Neffen vielleicht der weiteren Verhimmelung Vorschub leisten konnte. Von ernstlichen Banden konnte hier gottlob keinen- sall« die Rede sein Bolgersen schwieg klugerweise noch eine Weile und ging auf eigene Hand auf die Suche. Er wollte daS Mädchen gern selber einmal sehen. Da« geiang ihm bald. Er begegnete ibr ein paar Mal mit der Schwester, der Angela, an ihrer Seite. Potztausend ja, bübsH war da« Ding, war schon dazu angelhan, einen Mann narrisch zu mach»». Mochte ein Glück sein, daß gerade jetzt solch eine Sturmfluth von Glück- wünschenden und Weihrauchstreuern um den Arthur herum war, vollauf genug, um auch den festesten Kozff ein bi-Hen zu verdrehen. Er würde sich sonst darüber geärgert haben und gefürchtet, daß sic ibm den feinen, ehrlichen Jungen ver dürben, jetzt mochte es ganz gut und heilsam sei». Auf alle Fälle fort mit ihm, sobald al» möglich^ Hier auf der Terrasse konnte da- neue Bild aur ein paar Tage ausgestellt werden, mußt« gleich weiter mit anderen aus die große TournSe. Dar auch ganz gut so — machte ihm keinen so gewaltigen Ruh«. Dn Künstler soll über seinem Werke stehen, und er in sei»« Liebesjeligkrtt »«r trunken »ad geblendet gewesen und gar nicht Herr seines Pinsels und seiner Farben. Ter Künstler — der Künstler! Trr mußte den Menschen wieder auS de» Fallen herauSreißcn, in die seine Füße sich verstrickt. Arthur war wirklich in einen wirbelnden Strudel gerissen, er fand kaum Zeit, Lisa zu sehe». Auck seine Gedanken waren so in Anspruch genommen, daß ibr Bild in den Hintergrund treten mußte. Der Onkel betrieb seine Abreise nach Italien mit Sturm. Jetzt war eS März, er konnte den Frühling noch auSnützen, ebe die Hitze ihn vertrieb und arbcilSunfäbia machte DaS Studium der alten Meister war ihm jetzt noibwendig, e« galt kein Säumen, er hatte viel erreicht in jungen Jahre», aber jetzt erst reckt galt es, sich aufruraffcn, um nicht in Schlassbcit und süßliche Manier zu verfallen. Arthur hörte ihm zu wie ein Träumender. Der Onkel batte Recht — so war seine ungeheure Begeisterung, welche Lisa's Schönheit in ihm anaejacht, eine triiaerischc Flamme, ein Irrlicht gewesen? Die Wirkung, die er sicher zu erzielen erwartet, war nicht vorhanden. Er merkte eS auck an den Genossen, die sonst neidlos seine Erfolge beglück wünschten, daß sic nicht begeistert waren von seinen, letzten Werk. Da- war eine schwere Erfahrung. Cr sehnte sich selbst hinweg — hin zu diesen gefeierten Tempeln der Kunst, zu den Quellen, auS denen sic Alle noch heute schöpfen mußten. Der Künstler gewann die Oberhand in ihm, der Mensch trat zurück. Er sah Lisa flüchtig. Sir nahm glühenden Aiitheil an seinem Erleben, ganz begreifen konnte sie e» doch nicht. Er hatte auch nicht Zeit, nicht Gelegenheit, sie mit hinein- zuzieben in seine Welt. Daß sein Bild nicht gefiel, machte sie sehr traurig. Sie war überhaupt traurig, seit die Sitzungen aufgehört. Da war Alles barmonisch gewesen, ein Ruhen in den Ge filden der Seligen, scitdcr- Aufregung. Unruhe, Sorge, Kamps. Der Doctor redete ihr von Abreise. Sie sollte zu Frau Schröder in die Pension zurück, bi» sich eine Stelle siir sie gefunden Jetzt fort von hier, fort von ihm! Die Mutter redete ihr vor. wie e» pflichtvergessen und grausam sei, den kranken Baker zu verlassen, ehe die Noth e» fordere. Der Vater werde nicht mehr lange leben, und wenn e» auch nicht heiter und hübsch und opulent >m Elternbause sei, wie in der Pension, ein Kind solle auS- harrcn in so schwerem Falle. Wenn sie diese Argumente den, Doctor inS Feld führte, seufzte er, nabm seinen Hut und ging Sic batte dann das Gefühl, er zürne ihr. Er wollte sie fort haben, weil er fand, daß die Ihre» nicht zu ihr paßten — besonders Angela war ihm zuwider — sic verstand eS wohl — aber dennoch Ach! ihr Herz klammerte sich jetzt an das Bleibe», Gedanken an Trennung von ihm wollten nicht Wurzel fassen. Wenn sie ibrem lieben Doctor das nur batte sage» dürfe», »nd wie sie ihre Zukunft ganz verändert ins Auge faßte. Aber Arthur forderte jetzt gebieterisch ibr Schweigen. Da traf sie wie ein Blitz Artbnr'S erste Andeutung von Trennung, von seiner Reise »ach Italien. Er hatte srüber von Loschwitz und Blascwitz gesprochen, von einem stillen, bescheidenen Heim, welches sie fick da gründen - wollten — diese» — eS trieb ib» alle», von ihrer Seite, weit über dir Alpen hinweg. Sie stand stumm und starr, und ihr kleiner Mund bebte. Sie war so jung und unerfahren. „Und wann kommst Tu zurück?" fragte sie endlich mit bebender Stimme. „Ich kann eS nicht bestimmen", erwiderte er. „Ich bin nicht unabbängig, beeinfluß! durch meine 3Rldic», meine Arbeit, durch de» Onkels und Wünsche —" „Und ich — ich kann Dich nickt begleiten?" Er lächelte wehmlithiz. Ihre une-fahrene Unschuld rührte ihn. „Nein, Lisa, daS geht nicht. Tu — Du, ja vielleicht mußt Du dock erst eine Stelle annehmen. Hier bei den Deinen bleibe auf keinen Fall." „Und die Welt darf nicht wissen, daß ich Leine Braut bin? Auch der Doctor nicht?" „Ich habe mit meinem Onkel noch nicht gesprochen. Lisa, Er muß der Erste sein, der seine Einwilliffunz giebt; ick habe ibm viel, meine ganze Ausbildung al- Künstler zu verdanken, er betrachtet mich al- seinen Sobn." „Warum sprichst Du nickt mit Deinem Onkel?" Arthur wurde roth. Wie sollte er ihr sagen, warum er sich scheute, ibm von seiner Liebe zu sprechen. Aber wie er so vor ibr stand und ihre unschuldige, berechtigte Frage börte, nabm er sich vor, dem Onkel vor seiner Abreise Alles zu sagen. Ihm war freilich recht beklommen bei diesem Ent schlüsse zu Mutbe. An, nächste» Tage nahm er in der Tbat einen Anlauf dazu. Bolgersen, sofort merkend, woher die Glocken läuteten, legte seinen Pinsel nieder, stellte sich in breite Positur und sad dem Beichtenden unbequem gerade und scharf in LaS Gesickt. „WaS? Wie? Die Lisa PeterS? die Schwester deS bckaiiiilcn Modelle-, die Tochter der verrufenen Frau, die wolllest Du bciratbcn? Du bist toll, Junge." Er pfiff glcichmlilbig ein paar Tacle und wendete sich wieder zu seiner Leinwand. Artdnr war alles Blut in das Gesicht gestiegen. „Onkel, ick liebe das Mädchen, verlobte mich mit ihr, sie ist durchaus ehrbar. Doctor " „Ja. ja, ja, ich weiß, Doctor WelSler hat sie erziehen lasse» Bist doch noch recht grün. Junge, wenn Du nicht witterst, daß er da» für sich getlian hat. Laß sic ihm, rathe ich Dir, der ist ja ein so wunderlicher Kauz, reicher Mann dazu, der macht sie vielleicht z» seiner Frau. Du — Unsinn — hast Deine Tändelei m,k ihr gehabt, jung' Blut will sein Neckt babcn — aber wenn Du darum gleich in» Ehtfoch kriechen sollst, daS wäre schlimm." „Onkel! Deine LebcnSansichlcn — nun, so viel muß ich Dir sagen, ich theilc sic nickt." „Und ick nickt die Deinen, Grünschnabel. Thue, was Tn willst. Pflegt ja so zu sein, wenn die Brut flügge geworden, riskirt sie de» eigenen Hals Geb, beirathr Deine Dnlcinea, nimm sie mit nach Italien oder bleibe hier mit ibr, im herzinnigen Verein mit ihrer sauberen Sippe, erlebe mit ibr, was aller Wahrscheinlichkeit nach mit ihr zu erleben ist — wir zwei Beiden sind geschiedene Leute dann, daS wirst Du Dir auch schon selber sagen!" „Onkel!" Der weiche, bittende Ton de« AuSruses machte keinerlei Eindruck Im Gegcittbcil, der Ali« drehte sich um und blitzt« den Neffen mit so zornfunkclndcn Augen an, daß da« Fr«««
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