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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920523025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892052302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892052302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-23
- Monat1892-05
- Jahr1892
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Ql, dt ,r I»a«iL. 7er 140 Äodo, 4t, No. , V.i-t- irrttd« »orckso, ivaiam lad tllr U» >I»d ! kiol»- -roicdt« i»d«odt, r Vel», II» aait .«doaS» l» »oad »tr»cdr lraa««> LM >, »ro»M IM dl» IidoaN« o » «II» S. »Mt. laal-^all «t«ad»r- Ld»r 4', ?»cd»t7- SILi <I«r .^)a»d»r - »al <l,r »Miaaoa", ^oa« (4 b> d»r, ktl S» d> „Ntio» 7,») ,»,!>» -> ^rSoipd ,»«» »» SlbonuementSpreiS I» h«t HnnpteMeditio, «tz« d«, >» Gleitzt- . bezirk und den vorottr« «richte«» Aut» ll--bestelle!, ,h geholt: vtrrtrljüdrlich^SLO. bei ziveimallger täglicher Zustell»«g int -aut 5.50. Durch die Post bezogen kür Teuljchlaud und Lefterreich: vierieliährlich S.—. Direct« ragl.ch« Kreuzdtndjendu»» :»» Autload: «»«»tltch —l «,—. Die Morgen.«»«,ob. «schotn»-glich '/,7 Uhr. die Abend-Ansgod« lüocheut»,« b Uhr. Rrßactio» ,»8 ErvedMo»; 3»tz«u»e«,ass» 8. Di, Lrp«dltson ist SochMlog« n»u,t«rbroch«, «M»tt vou früh S dt« Ld«ld« V lltzr. Filiale«: VN» »«««'« Tortt». («lfpG Hatz». UotversttSttftratz» I« d«nts Lösch«, üatharinrnftr. 1t. W». u»d K»,t,««tatz 7. Abend, Ausgabe. UchMcrIagMatl Anzeiger. Legan für PoM, LocalgrsMe, tzandels- «nd GeMstsverkehr. Jnsertio«-preis Die «geipaltene Petltzsile 80 Pj>. k«kl,,n,n unter demRed»«1i,»tstrich <4H0» ipalleui ÜO^, sor d»u ffamilicunachrtchle» lb geivalten) 40 4. «rögere Schrille, laut uiijerem Preis, vcrzeichuib. TabeLariicher und giffrrusatz ,«ch hoher»« Toni. Shtra»vet>«ar« igeialz»), ,»r mit d»r Mulsiea-Auoaad« . oh»i Postb»i«rb«»»g M.—. m,t Postdesilrd«»», ?0>—, Zinnahmeschl«! fSr Inserate: >d,»».>utgad«: Bormtttagt 10 Uhr. Morge u.Uutaad«: N,chmiU»g« t Uhr. Sonn- u»d J»sttag« früh S Uhr vei »ea giliti«» und Annnhmeftell»« j, rtne dulde Stuod« früher. Lnjrratr sin» ft»- „ dte Er»r»ttt«» »0 richte» Druck uud Bering von G. Pol» ftt Lrthzig ^- 262. Montag dm 23. Mai 18V2. 8«. Jahrgang Politische Lagesschau. * Lripzig. LS. Mai. Da< anmuthige Frage- und Antwortspirl: -Kommt der Zar? Kommt er nicht?" ist in neuester Zeit wiedkr in de» Vordergrund der volitischen Erörterungen grrUckt und es >st unau«bletblich, daß diese Frage, nachdem der Telegraph endlich gemeldet hat, der russische Kaiser habe seine Staaten verlassen und reise auf dem Weg zur See nach Kopenhagen, in der nächsten Zeit manchen publicistischen Federn noch rerch» lichen Stofs »u mehr oder weniger scharfsinnigen Betrachtungen geben wird. Wir haben k»in» Neigung, un« dieser Beschäftigung hinzugeben, sondern denken, wir in Deutschland könne» r> ruhig adwarlrn. was der russische Selbstherrscher in Bezug aus die Erfüllung der Pflichten der inleraativnalen Höflichkeit zu lhun gedenkt. Aus etwa« Weitere« würde der Besuch de« Zaren in Berlin wohl auch nicht hinauslausen. Wa« man dein deutschen Kaiserhau« bieten zu können glaubt, davon Irgt eine Mlttheilung der „Pester Eorrespondenz" Zeugniß ab, nach welcher die Reise de« Zaren nach Berlin fallen gelassen worden sei. Der Zar würde hingegen wünschen, dem Kaiser Wilhelm in Stettin einen Besuw abzustalten, gegen Berlin hege der Zar eine Abnrigunä. Also der russische Kaiser will so gnädig sein, auf der Rückreise von Kopenhagen Deutschland zu berühren, aber er bestimmt den Ort. wo die Begegnung stattfinben soll. Wir wollen vor läufig noch Zweifel begen, daß die gedachte Mittheilung auf Wahrheit beruht — sollte e« doch der Hall sein, nun dann ist e« Wohl außer Zweifel, daß auf die starke Zumuthung die rechte Antwort gegeben werden wird. Da« Wort de« Fürsten Bismarck hat auck heute noch seine Berechtigung: „Wir haben nicht nölhig, Rußland nachzulaufen". Der bayerischeAntrag beim Bunde«rathr auf W ied e r- »ulassuag der Redemptoristen ist am Freitag durch Ver handlungen in der Münchener Kammer der Reichsnithe wieder ,n Erinnerung gebracht worden. Freiherr von Hertliag hat die bayerische Regierung ersucht, ihren Einfluß aufzuwenden, damit der Antrag im Bunde«rathe durchdrlna«. vor Zurück ziehung de« preußischen BolkSschulgese-e« have er» so führt« der Redner au«. Bedenken gehabt, zu drängen, um der in einer „großen Action" befindlichen preußischen Regierung nicht -Un bequemlichkeiten" zu brreiteu, je» aber soll« man die Aus weisung der Redemptoristen aufheben, „um di« herrschend« Beunruhigung zu beschwichtig«»!" Der Cultutminister hat darauf erwidert, der bayerische Redrmptoristenantrag sei im Bu»d»«rath noch nicht zur Behandlung gebracht: wenn di« bayerische Regierung nicht drängr, so thue sie r« im Interesse de« Anträge« Wir glauben nicht, daß di« taktische Behandlung de« Anträge« wesentlichen Einfluß auf dir schließlich- Entscheidung de« BuudeSrathr« üben kann. E< handelt sich bei dem Anträge um d>« Frage, ob die Rrdemptoristen unter da« Iesuitengesetz fallen oder nicht. Dies« Frage ist durch Beschluß de« Buudesrathr« vom 20. Mai 1878 bejaht worden; die Eonaregation der Rr demptoristen ist mit dem Orden der Gesellschaft Jesu für ver wandt erklärt und demgemäß vom Gebiete de« Deutschen Reiche« auSgeschlosien worden. Der bayerische Antrag be hauptet, daß diese Verwandtschaft zu Unrecht angenommen se und verlangt demgemäß di« Aufhebung de« Buudr«rath«- beschluffe« vom Jahre 1873. Danach besteht die Aufgabe füe den Bunde«rath dem bäuerischen Anträge gegenüber darin, die Frage der Brrwaodtichaft der Redemptoristen mit den Jesuiten im Sinn« de« Reich«gesetze« einer erneuten Prüfung zu unterziehen und je nach dem Ergebnisse derselben der Auf fassung der bayerischen Regierung beizutretrn oder nicht, lieber den gegenwärtig« Stand der Angelegenheit im BundrSrathe ist nicht« bekannt» doch hat man im Allgemeinen dem Anträge von vornherein wenig günstige Aussichten zu erkennen wollen Sollte dir Auffassung der bayerischen Regie runa richtig sein, so müßte entweder der BundrSrath im Jahre 1873 von irrigen Voraussetzungen »»«gegangen, oder — müssen ihm von d,r bayerischen Regierung seht neue Thal- achen vvrgeleat sein, welche die damalige Entscheidung um- lohe». Da« Letzter« ist, wie zuverlässig vertäutet, nicht der fall. E« bleibt also nur die Frage, ob der Bunde«ra«h im ckahr« l87S einen Orrthum begangen ha«. Dir Vermulhung, daß man damal- in der Eilr da« Wesen der Redemptoristen- "»naregation nicht genügend ersorscht habe, hat aber wenig )ahrsch«inlichkeit für sich. U«b«r da« Programm de« neuen italienischen Ministerium« ist etwa« Zuverlässige« noch nicht bekannt. Au« den Ansichten, welch« Giolitti al« Abgeordneter ent wickelt hat, läßt sich uni so schwerer aus da« Regierung«- Programm seine« Eabin,l« schließen, al« in den Parlament«- reden Giolitti « naturgemäß da« kritische, negative Element vor- waltetr. Irdrnsall« wird sich da« Parlament sehr bald witder mit der leidigen Frage der MililairauSgade zu beschäftigen haben, sei e« nun aus Anregung der Regierung oder einer Gruppe von Abgeordneten. Die Freund« einer Beschneidung der MilitairauSgaden haben eine Stütze für ibre Ansichten in dem bekannte» Artikel der „Liamburger Nachrichten" ge funden, den man allgemein dem Fürsten B itz m a rck zuschreivt. In diesem Artikel wird bekanntlich auSgesührt, daß die Kaiser» mäckrte r« Italien nicht verübeln dürste», wenn diese» seine Militairmacht seinen wirthschaftlichen Kräften anpasie, und daß Italien, gleichgillia wie stark ^sein Herr sei, stet« «in werthvoller Bu»de«gtnoflr bleivr. Man darf begierig sein, ob da« Ministerium auf diese Aufforderung hin nunmehr in «in« Beschneidung de« Heerc«budget« willigt. Bor der Hand liegt rin» telegraphische Meldung au- Rom vor, daß inan in den dortigen maßgebenden politischen Kreisen einig in der Anschanuna sei, Italien dürfe seine militairische Machtstellung nicht schwächen, e« wird jedoch zweckmäßig sein, die Er klärungen abziiwarten, mit welchen da» Eabinet Giolitti vor dir für den 25. Mai cinberusenen Kammern treten wird. Au« Anlaß der Lerathungen über di« Revision der Berfassuna, dir gegenwärtig in Belgien stattsinden, herrscht» zwischen den beiden parlamentarischen Körperschaften insbesondere auch darüber Streit, ob eine proportionrll« Bertrrtuna der Minderheiten ia der revidirtr« Verfassung festzusetzen wäre. Dir Repräsentantenkammer halt« diesen Punct zunächst, am 10. Mai, abgelehnt, worauf daun der Senat den entgegengesetzten Beschluß saßt«. Lm >0. Mai mußt« hieraus d» Rrpräseatantrnkammer sich mit her Angelegenheit von Neuem befassen und nahm nunmehr den entsprechenden Artikel mit 75 gegen 22 Stimmen an, nachdem der Ministerpräsident Beernaert die BertrauenSfrage gestellt hatte. Die klerikal« Kainmer- mehrheit mußte Überhaupt bei dieser Debatte über die Ver- fassungSreviston mehrfach da« „snorlScic, ckoll' intellotto" bringen, insbesondere in der Frage de« Referendum«, da« ursvrünglich von den Klerikalen mit aller Entschiedenheit bekämpft wurde, obgleich ihnen sehr wohl bekannt war, welche« Gewicht der König gerade aus diesen Punct der Verfassunglreviüon legte. Der klerikale Parteiführer Worfle fügte sich erst m lehter Stunde, behielt sich jedoch vor, ,n der Constituante semen Gtandpunct von Neuem geltend zu machen. Haben doch die Beschlüsse der Repräsentanten- kammrr und de« Senat« nur die Bedeutung, daß sie der einzuberufenden Constituante unterbreitet werden. Der klerikal« Parteiführrr betonte denn auch in der Kammer ausdrücklich, daß er an seinem Standpuncte in der constitui« rendru Versammlung selbst dann festhalten würdh wenn da« klerikale Ministerium di« CabinetSsraae stellt«. Der liberale Abgeordarte Ianson zog nur dir Consrqurnz dieser Erklärung, indem er daraus hinwie«, daß dir Erklärung Woeste « gewisser maßen da» Todesurtheil de« Ministerium« darstrlltr, da« über keine Mehrheit mehr versüßen würde, sobald ein Theil der Klerikalen selbst sich endgiltig von ihm l»«sagt. Vou diesem GestchtSpuncte au« sind diese jüngsten Debatten der Kammer sehr bedeutsam. Der französische KriegSniinistcr de Freycinet Kat abermals «ine Maßregel zur Verstärkung der Wehr kraft der Republik in Vorschlag gebracht Bereit« auf Grund de« Gesetze« vom 21 Juni l8«0 hat de Freycinet behufs Heranziehung de« Territorial-Heere« zur activen Verwendung »n Felde die Bildung von sogenannte» ge mischten Infanterie- und CavaUeric Regimentern (rögluwnis mixt«,) angeortnet. Tie geinischt«» Insanterie-Ncg»»e»>tr bestanden au« den vierten Bataillonen der Sud DwistvnS- Regimcnter und den beiden ersten Bataillonen der ent sprechenden Territorial-Regimenier oder au» einem Bataillon Reservisten und an« zwei Bataillone» Territorialer Nu» Hai, wie bekannt, Herr de Freycinet de», Ministerralhe einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch welchen die Dienstzeit in der Armee geändert wird Bisher hatte jeder Franzose zu dienen drei Iadre in der activen Armee unk sieben Iadre in der Reserve derselben, serner sechs Jahre in der Territorial-Armee und neun Jahre in der Reserve derselben. Der KriegSniinistcr beantragt nun die Erhöhung der Dienstzeit in der Reserve der activen Armee von siebe» auf zehn Jahre und dafür die Heradsekung der Dienstzeit i» der Territorial Armee um drei Jahre. Al- Zweck dieser Maßregel wird die Um bildung der sogen gemischten Regimenter bezeichnet, die in Zukunft nicht niebr aus Tcrritorial-Bataillone», sondern an« einem Linien-Bataillon und au- zwei Bataillonen Reservisten, also au« vollkommen mililairisch auSgebilteten Soldaten be stellen sollen Der Wertk der gemischten Regimenter für den Feldkrieg wird durch dies» Mapreael bedeutend crböbt Da e« in Frankreich 145 sogenannte Sub-DivisivnS Regimenter aiebt, so dürste die Zahl rer rSutmont» wlxtos cbensalls l 15 betragen, und wird dir Territorial-Armee im Mobitisirung» falle auch nach dieser Aenterung noch weitere I t5 Territorial Regimenter zu 3 bi« 5 Bataillonen aufstellen. Deutsches Reich. Berlin, 23. Mai. (Privattelegramm.) Nachdem di« konservative Fraction de« Abgeordnetenhäuser mehrere Sitzungen über die „Juden frage" berathen, ohne daß ein Einverständniß erzielt wurde, wird beabsichtigt, die Formu- lirung de« Programm« bi« zum Beginn der RrichStagSsesston zu vertagen. * Berlin, 22 Mai. E« ist nunmehr officiell entschieden, daß der Schluß der Landtagstagung erst nach Psingsten erfolgen wird Die zweiten Lesungen de« Gesetz entwurf« über die Localbabnen mit Privatanschlußbahnen, sowie de« Militäranwärtcrgesetze« und der Vorlage, betreffend da« Dienstcinkommen der Lehrer an den nichtstädtischcn öffent lichen höheren Schulen sind zwar zu Ende geführt, aber die Bericht« können erst in nächster Woche sestgcsiellt werden. Einige Tage müssen verstreichen, bi« diese Vorlagen zur zweiten Lesung ins Plenum gelangen dürsten. Bi« dahin ist da« bis herige Arbcitßmaterial im Abgeordnetenhaus« aber ausgebraucht und e« muß schon au- diesem Grunde eine Vertagung de« Abgeordnetenhauses bi« nach Pfingsten rintrelen. Da« Herren haus hat Zeit, vom 27. d. M. ab. den bisherigen Arbeit« stoff zu bewältigen. Die Entscheidung über die drei ge nannten Vorlagen wird aber auf alle Fälle erst nach Pfingsten fallen können. HH Berlin, 22. Mai. Eine Zeitung bringt die Nachricht der Abgeordnete Bebel habe die Absicht, sein Amt al«Partei Casflrer wegen eine« hartnäckigen Hai-leiden« nieder zu legen, auch habe er gleichzeitig einen Vertreter dafür in der Person de« Abgeordneten Schippet yorgeschlagen. Dies« Nachricht leidet an innerer Unwavrsck>einlick>keit. Denn wenn auch Bebel schon seit geraumer Zeit sich aus einer Erholung« reise befindet (er weilt augenblicklich bei seinem Schwieger lohn in Zürich, der dort Arzt ist), so denkt er nicht ent sernt daran, sich zurückzuzirhro, ja er bat vielmehr neuer ding« Arbeiten ausgcführt, dir nicht in sein Reffort, sondern in da« dr« Parteiserrelair« gehören; wir meinen seine Corre spondenz mit dem Au«lande in der Frage der Unterstützung oppositioneller Socialisten Und am allerwenigsten würde er Schippel zu seinem Nachfolger verschlagen, denn «r haßt ihn. Soll er doch in einer FraciivnSsitzung zu ihm gesagt haben: „Wenn ick, die Macdt Kälte, würde ick. Sie zermalmen!" — Während früher die socialdemotratische Wander- agilaiio» mehr privater Natur war. wird st« jetzt vom Parltivvrstande geleite« Motkenbuhr bereist die Rheinprovinz. und der Reichsiagsabgeordnele Förster-Hamburg ha» vom Parieivorstand den Auftrag erhalten, Schlesien zu bereisen Er wird seine Tour am l8. Juni beginne» und drei Wochen lang in Schlesien Vorträge Hallen und agitire» Die dadurch entstellendcn Kosten müssen die betreffenden Bezirke resp. Provinzen tragen und nur. wenn die Partei in einer Gegend sehr schwach vertrete» ist. gewährt die Centralcaffe einen Zuschuß — D>e socialtemokratische Partei bekommt immer mehr Risse, indem sich die oppositionellen Ele mente überall auch formell abzweigen. In nächster Zeit werden sicher an vier Orten wieder Bereine der Unavhängigen gegründet werden. — In tem ursprünglichen Reiseprogramm de« italienischen KönigSpaareS bezüglich des Besuche« am Berliner Hose ist keinerlei Aenderung «iiigclrcten Wie die M Ncuesten Nachr " hervorbevcn, war allerbing« anfänglich die Begleitung des damaligen Mniisterpräsidentc» Rndun vor gesehen. Nach Umschwung der Verhältnisse wird kein Minister da« italienische Königspaar begleiten und um so mehr, als c« vom Anfang a» geplant war, der Besuch lediglich einen l»,politischen Charakter tragen und dennoch den greisbaren Beweis des Fortbestandes herzlicher Beziehungen zwischen der italienischen Königs- und der deutschen Kaiserfamilic tragen. Uebrigen« wird da« italienische KöniaSpaar mindestens auf einen Tag von Potsdam nach Berlin yerüberkommen — Die Klerikalconservativrn behaupten bekanntlich gern, daß sie allein in den ewigen Wahrbeiten de« dog matischen EvristenthumS einen sichern Maßstab für die Bc- urtheilung und Entscheidung aller Fragen besäßen Um so bezeichnender ist e«, daß die ultramvntan« Presse in der Be urteilung der Wemdingcr Irufelsaustreibung weit auseinandergebt. Manche CentrumSblätter stecken den Kopf einfach i» de» Sand und glauben dadurch die unangenehme Geschichte au« der Well schaffen zu könne» Andere ultra- montane Blätter gehen mit dem Pater Aurelian so wenig säuberlich um, baß sie nur noch einen Schritt weiter zu gehen brauchten, um auch mit allen moderne» Wnndrr- waffern, Marienerscheinunaen »nd Sligmatisirten aufzu räumen. Dafür werden sic nun von einer dritte» ultra montanen Preßgruppe hart angelassen; man sagt ihnen auf den Kopf zu, daß sie von dem »loderncn Zeitgeist, von der Aufklärung angekränkelt seien. Da« Sigl'schc „Vaterland" sagt sein Sprüchlein also her: tt« scheint, daß auch die „katholische" Nedactivn der Tremonia von einem besonder» hochnäsigen, absprechenden und «ingebildcten Teufel besessen ist, einem rechten Preußtiiieusel, de» ihr nutzulreiben auch der I'. Aurelian kaum fertig brächte. Tasi der Preuß vom Teufel nicht« wissen will, da« macht da» schlechte preußische Be- wissen. ES ist aber recht gut. daß e» einen Teufel giebt, und daß er zuweilen »inen z» sich nehmen darf; denn sonst wäre mit gewissen Leuten gar nicht mehr zu Hausen. Der „Aschaffenburger Zeitung" zufolge wurde der haupt- betbriligle Kapuzinerpater Aurelian von Wrmding nach Lohr versetzt. D. Im Reicks »Postgebiete, bezw. den älteren preußischen Provinzen, sind t32 Postämter I Claffe zur Besetzung mit versoraungSberechtigten Offic»eren al» Post- directoren bestimmt. Diese Postämter sind nach dem Um fange ihre» Verkehr« in vier Gruppen ringetheilt Bisher erhielten die Postbirectoren der ersten Gruppe 4200 die der zweiten Gruppe 3000 und 3800 -ckk, die der dritten Gruppe 3100 -F und die der vierten Gruvpe 3000 .4k Gehalt Vom 1. April d. I. sino die Gehälter wesentlick aufgebessert, auch sind die festen Sätze derart verändert, daß ein Minimal- und Mapünalgehalt augrnolumcn ist. Die Fe<»iH«tsir. Gerettet. l7s Novelle von Alexander Römer. N»ch»run »«»««»». (Fortsetzung.) Al» sie die Thür geschloffen, schlug «S Mitternacht, folgerst« stand unbeweglich in der Mitte de» großen Gemache». Kunstwerke, welche er von seinen Reisen mit« gebracht, Marmorbilder, Nachbildungen der Antike» füllten die Nischen und Ecken. Der Zeu« voa Otrikoli hob sein mächtige« Haupt ihm gegenüber, ein geflügelter Herme« schwebte auf flüchtigen Sohlen, die Diana vou Versailles spannt« ihren Bogen Ja, soin Leben war reich und bewegt gewesen, e« hatte «me Zeit gegeben, wo der Cultu« dr« Sckönen ihn berauscht, wo er an Ideale geglaubt — fl« war lange ver sunken. An du Götterbilder hatte sein Auge sich gewöhnt, in den Schmutz, dir Niedrigkeit, die Gemeinheit dr« Leben« hatte er tief hineingebli«, — Alle« war käuflich. Alles hatte seinen Preis. Gab ,« doch noch irgendwo unter der FLul- niß andere Factorea? Würde er sei» Gewissen belastet ge suhlt haben, wenn dir Klein« da versunken wäre? Ihr Vater, der elende, zerstört« Mensch stand plötzlich vor seinem inneren Auge — wie der jäh« Freudmstrabl über sein Gesicht geflogen, al« er gemeint, er käme zu ihm Hin — versunken und vergeffm — bei lebendigem Leibe, da« war furchtbar. Da« packte anch ihn, den harten, nüch ternen Volaerseu. E, raffte sich anf an« dr» Grübeleien, dir sonst nie seine Art waren Er setzte sich an seinen Schreibtisch und warf rin paar Zeile» hin. an Thekla — vielleicht — auch in diesem Augenblicke, wo so viel Fremde« in ihm emporblühte, berechnete er etwaige vortheile — vielleicht war dir« «in» gute Gelegenheit. Thekla znrückznrns«, ,n sein Han« — e« wäre ihm lieb, der Welt wegen — der Welt wegen ,Ich hahe yM» FUHzng getha» hent' Nacht", schrie» er, „und weiß noch nicht, ob einen gut«,. Die Braut dr» Doctor« WelSler suchte den Tod in den Wellen — ich zog sie heraus und sie liegt hier in Deinem Zimmer, in Deinem Bett. Willst Du kommen, ihre Beichte zu hören? Ich verstehe mich nicht auf so etwa«, und die kleine Lebensmüde scheute vor mir, als sei ich der Gottseibeiuns, der sie holeu wollte. Viel leicht bangt auch Dein Doctor nach seiner schönen Braut, dann kannst Du rhm ja Notiz geben Andrea« volgrrsen." Erich war, al- er Thekla vrrlaffeu» in seine Wobnung ge gangen. Sevrcke packte und kramte noch, r« sah kayl au« in den Räumen, alle entbehrlichen Möbel und Geräthe waren schon in die neue Heimstätte geschafft Seveckr war mürrisch und niHt froh bei seiner Arbeit. Der alte Getreue hatte sich eine Heirath seine« jungen Herrn ander« gedacht. In der ersten Zeit war er ganz au» dem Häuschen gewesen und rathlo«, rein unbesinnlich hin- und heraelaufru zwischen der Park- und FerdinandSstraße, wo de« Doctor« Iunggesellen- wohnuna sich befand E« war doch rein unmoglich, Laß der Herr und di« Frau Orneralin sich von dem Sohne lossagten — von ihrem Trick, den er noch auf seinen Armen getragen. Aber e« war so l Der einzige Sohn schlich wir rin Dieb um da« Hau- seiner Eltern, wo seine Mutter krank lag, dir ein fremder Arzt behandelte. Stürzt da nickt die Himmel-decke ein! Wie haßte Sevrcke da« glatte hübsche Gesicht, da« sei nem vrrgöttertrn jungen Herrn den Kopf verdreht. Dir WeibS- leut' — die verdammten WribSleut'! „Du mein HerrjrsI" Sevrcke blickte von seinem Koffer aus und in seine« eintrrtendrn Herrn Gesicht. Wa« war denn nur lo«? Der sah ja au« — Sevrcke war auf gesprungen wie rin ILnalioa mit seinen steife« Beinen, der erschrockene Alte, er wollte seinen Herrn stützen, ihm einen Stuhl Hinrücken, er meinte wahrhaftig, daß er umfallen würde. Aber nein, da saß er schon — er reichte ihm Stock und Hut hin, ließ sich dir Stiesel auSzitheu, stützte den Kopf i» die Hand, und sagte müde und weicy: „Laß mich allein, Alter" ^vollen der Herr Doctor nicht, «za Gjgs As» ?" Stunzzngck Kopffchütteln. Langsam schob sich Sevrcke au« der Thür, er hoffte immer» der Herr sollte ihn noch zurückrufen. Draußen seufzte er schwer auf. „Wenn« doch vorbei wäre mit der vertrackten HeirathSgeschichte", murmelte er — „dann sollt' er« schon verwinden." Am anderen Morgen um 7 Uhr kam die ganze elend« zerlumpte Gesellschaft, welche der Doctor umsonst curirte. Da« humpelte dir Treppen herauf, da« stöhnte und jammerte, murrte auch wohl — denn sie waren nicht Alle dankbar für den gespendeten Trost und die billige Hilfe Scvecke nahm sich zuweilen die Erlaubniß, Diesen oder Jenen, den er besonder« auf« Korn genommen, anzuranzen, aber sein Doctor war allezeit gleichmüthig zu Allen. Srvecke trug da« Frubstück hinein. Er hatte sich heute Morgen absichtlick ein wenig verspätet. Wenn er auch eine Rüge bekam, e« schadete nicht« Sein Herr mochte immerhin ein Biertelstlindchen länger schlafen, sah gestern Abend au«, al« sei e« ibm bitter notbig Aber — du meine Güte — Seveckr prallte beinahe zurück. Sein Herr war gar nicht im Bett gewesen Angckleidet saß er da, genau aus demselben Fleck wie gestern Abend, und sah ihn an, als ob er seine Gedanken gar nickt beieinander hätte Scvecke setzte da« Theebrett hin, daß die Kanne und die Taffe zusammenklirrten, seine alten Füße wankten unter ibm. „Herr!" begann er, aber Erich erhob stck und winkte ibm, zu schweigen Gegen diese Miene gab es »inen Appell Erick trank einen Schluck Kaffee, nahm auck etwa« von dem Brödchen und trat dann strammen Schritte« in da« Sprechzimmer Ruhig und geordnet war der Verlauf Er hörte Jeden, fragte und verordnete Dann, al« der Letzte gegangen, nabm er selber Hut und Stock „Wollen Herr Doctor nicht den Wagen?" /Nein — später." E« war jetzt rin Viertel nach 8 Uhr. So früh ging er nie aus die Patien»enrunde, er la» dann noch erst, schrieb Briefe, macht« Notizen Sevrcke sah ihm kopfschüttelnd mit bebendem Herzen nach Erich ging in die groß, Schicßgafse. Der thausrische Morgen kühlt« ihm die heiße Stirn. Sein Schicksal mußte sich jetzt entfchriden Hatte Llfg ihn wirklich byhggen und betrogen? Die ganze Nacht halte er darüber gegrübelt und r« nicht zu glauben vermocht. Unten in, dunklen Hausflur begegnete er Angela. Er fragte nach Lisa. Die se, fort, entaegnete sie ihm, seit gestern Abend schon, die Mutier fei in großen Aengsten, aber sie habe gemeint, Lisa sei Wohl zu ihm gegangen „Zu mir?" Erich stand wie betäubt. „Nun ja — r» schien mir so, als bätten Sie einen Zank mit ihr gehabt — Lisa war so verstört und sonderbar — und da dachte ich. als sie so spät noch sortgelaufen, sie sei bei Ihnen, um sich zu versöhnen." Er sah sie mit einem unbeschreiblichen Blicke von der Seit« an De« Mädchen- Gefühl für Sitte und Schicklichkeit war völlig abgestumpft. „Und Sic wissen gar nicht, wo Lisa ist, und haben sich auch nicht darum gekümmert?" fragte er Sei» Ton und seine Miene mochten sie rinschüchtern, sie wandte sich ab und entgegnetc kleinlaut: „WaS sollten wir denn macken? Ich wuptc nickt, wo ich sie suckeu sollte. Der Maler Bolacrscn ist übrigen» eben zur Mutter hinaus- gcgangcn. Bietleickt bringt er Nackricht von ihr." „Der Maler Bolgersen?" Da« Cbao« wurde immer dicktcr. Erich eilte aber jetzt dir Treppen hinaus, ihm schwindelte. Wo war Lisa? Oben angckommen, mußte er still flehen, um Athen, zu schöpfe». Sei» kräftiger Körper erlag fast dem Ringen und Kämpfen dieser letzten Tage. Eine laute, harte Männerstimme redete drinnen. Vor dem Brausen an seinem Ohre konnte er die Worte nickt verstehen. Er klinkte dir Thür auf und trat ein. Sein Klopsen war nicht gehört worden. Bolgersen stand mit dem Rücken ihm zugcwcndrt. Am Fenster saß Frau Heloisc, da« Gesicht in den Händen ver graben Man kannte alle möglicken Stellungen und Geberden an dieser Frau und konnte sic sich eigentlich nur redend und declamircnd vorsiellen. In dieser zusammenaesunkenrn Haltung, mit dem schweigend verhüllten Antlitz, erschien sie sremd und unheimlich. Den Eintrrtrndeu bemerkten die Beiden nicht, und Erich lchnt« erschöpft an der Wand de« Schrankes, der an dry Tyür stand. (Schliß sglgb)j j!
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