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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189205260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierung teilweise nicht vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-26
- Monat1892-05
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1892
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InsertionShreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Nedactioasstrich (4gv> spulten) ÜO^j. sor den Faintlieaoachrtchte» (b gespalten) 40^. Größere Schrillen laut unserem PreiS« vcrzeichniß. Tabellarischer und Zifferusatz »ach höherem Tarif. Extra-veilanen (gesalzt), nur mit der Morgen - Äurgade , ohne Posldesörderuag ^4 SU—, mit Postbesörderuug 10.—. Annalfmelchlnk fir Inserate: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Marge o-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» j« ein halbe Stunde früher. Jujrrate sind stet« an di« Expebttto» zu richten. Druck uud Verlag von <k. Polz tu Leipzig ^ 267. Donnerstag den 26. Mai 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekauutinachullg. Enthüllung Lage von vormittags Da« 30. Stück de« diesjährigen «richSgesestblatteS ist bei un« eingegangen und wird bi« zum 18. Juni dis. I«. aus dem I Rathhaudsaale zur Einsichtnahme üsseutlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2032. Gesetz, betreffend die Unterstützung von Familien der > zu Friedenrübungen eiuberusenea Mannschaften, vom 10. Mai 1892. Nr. 2033. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständ«» de« Gartenbaues, vom I 7. Mai (892. Leipzig, den 19. Mai 1892. Der Math der Stadt Leipzig. . vr. Georgi. Krumviegel. Lekannlmachung. Anläßlich der am 26. diese- Monat« siartsindenden e« Mendtlssodndenkmal« wird an genanntem To 10 Uhr bis nach beendeter Feierlichkeit die Beethoven - Stratze von der Earola-Brücke bi» zur Graffi-Straße, die Mozart-Stratze von der Albert-Brücke bi- zur Srassi- Straße und die zwischen der Mozart- und Beethoven-Straße gelegene Strecke der Limson-Ttrade für allen Fährverkehr gesperrt. Die Anfahrt zu dem nach der Feierlichkeit stattfindenden Concert kann während dieser Zeit nur am Äeslportal de- Loucerihauses ersolgen. Leipzig, am 21. Mai 1892. Der Rath und das Polizriamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. In Stellvertretung: v. k. 1809. * vr. Schmid. Lekanutmachung. ist Frau Marie Therese Gietzel, Leipztg- Thonderg, Rettzenhataer Straße Nr. 8ü, wohnhaft, als Hebamme für den Stadtbezirk Leipzig mit der Maßgabe verpflichtet worden, daß sie ohne unsere ausdrückliche Erlaubnitz au« dem Stadltheile, in welchem sie jetzt ihr« Wohnung hat, tn einen anderen Staditheii nicht verziehe» darf. Leipzig, de, 23. Mai 1892. Der «ath der Stadt Leipzig. VIII. 2341. vr. Georgi. Diet sofern in Betracht, al« sie gelegentlich das Zsinglcin an der Waage bilden konnten. Tie ultramoiitane Mehrheit war nämlich nur eine ganz knappe: sie besaß untcr 159 Mandaten 8V oder 81, 73 oder 74 kamen auf die liberalen, worunlcr ungefähr zwei Drittel Nationalliberale, ten fliest bildete» einige konservative. Der Bersuch, eine „Mittclpartei" zu ,ründen, war gescheitert. Die Volkspartei (Demokraten) alte ihren einzigen innegehabten Titz wieder verloren; der Socialdcmokratie ist cS bisher noch nicht gelungen, in ten bayerischen Landtag einzutringen; wenn auch die Wahl nicht nach Claffen geschieht, wie in Preußen, und für die Wahl berechtigung kein CensuS epistirt, so ist sie doch eine indirecle, und die Erschwerungen haben bisher die Socialdemokralen scrngehalten, obwohl München im Reichstag durch zwei socialdcmokratische Abgeordnete vertreten ist, welche auch in den nächstgroßen bayerischen Städten die ReichStagSmantalc Tic Kampfesstellung, welche die Ullramontanen gleich zu) ! Beginn der nun ablausenten Legislaturperiode cinnabmcn, ^ spitzle sich schließlich vor zwei Jahren i» der zweiten Session» Periode — der bayerische Landtag tritt bei zweijährige» > Budgets nur aller 2 Jahre zusammen, tagt dann aber sehr lange, 7 bis 8 Monate — zu einem vollständigen Cvnflict > zwischen Regierung und Kaiiimcrmebrheit zu. Obwohl die katholische Kirche im Ganzen sich in Bayern größerer Borrechle erfreut als im übrigen Deutschland, ja sogar als i» anderen kaikolischen Ländern — gaben doch jetzt bei den Debatten über den vcrcilclteii preußischen Schulgesktzciiiwurf bäuerische ultramontanc Blätter zu, daß alles, was in jenem Emwurs für die Kirche in Preußen verlangt war, sic in Bauern bereit» besitze —, wurde ganz mulbwiltig ein Eullurkamps schärfster ! Tonart vom Zaune gebrochen, und besonders wegen einer praktisch ziemlich unwichligcn, über ein halbes Jahrhunderl I Am heutigen Tage ' Re ^ ' vietrich. Erledigt hat sich nufere Bekanntmachung vom 12. diese- Monats tu Betreff der Fabrikarbeiterin Emma Verth« vl»«e«trttt auS Leipzig. Leipzig, deu 24. Mai 1892. Ter Rath her Stadt Li (Ar«en-Amt, Adiheilung I' L. IV». 2039. Hrntschel. Lekanntmachung. lieber da« Vermögen de» Ziegeleibesitzers Mvritz Dieter in Zwenkau ist leiten» des Königlichen Amt-gerichl« Zwenkau am '29. April d. I. Voncur« eröffnet worden. Loncurssvrdrrungen sind bis zum 4 Juni 1882 bet dem Köntgl. Amtsgericht Zwenkau anzumelden. Termiu zur Prüfung der Forderungen steht am 20. Juni 1882, Lärm. 11 Uhr, vor demselben Gerichte an. Der Äemcinjchuldner ist an der Gelellschast Gebr Dieter in Zwenkau beihetligt. Diel« Gesellschaft ist nicht nach den Bestini mungen des Allgemeine» Deutschen Handelsgesetzbuch«, sondern nach denjenigen tu tzii- 1359—1391 de« Bürgerlichen Gesetzbuch» für da» Königreich Sachsen zu brurtheilen. und hastet nach tz. 1378 au« Geschäfte», welch« die Gesellschaft mit Dritten abschließt, jeder Gesellschafter nach seinem Berlustauthril«, im gegenwärtige» Falle also zur Hälfte. De» Gläubigern der Gesellschaft Gebr. Dieter wird deshalb aoheimgegeben, ihren Forderung«autheil dem Moritz Dieter gegenüber rechtzeitig bei Gericht anzumelden. Büsdorf bet Eythro, am 83. Mat 1892. Rechtsanwalt koch, al« Verwalter zum Friedrich Moritz Dieter'sche» Loneurswesen. Lekallutmachullg. pro 1888 wird nicht am 13., sondern am Der Juni-Markt 88. Juni abgebalten. Saalseld - S., de» 28. Mai 18». Der Ma«iftr«t. Lirbnee. Die politische Lage in Sayeru. —» München, Ende Mai. Der Schluß de« bayerischen Landtage« bildet einen um so wichtigeren Abschnitt im Parlamentär,schrn und politischen Leben de« zweitgrößten deutschen Bundesstaate«, al« e« sich nicht nur um einen einfachen Sessionsabschluß, sondern um den Ablauf der ganzen sechsjährigen Legislaturperiode handelt, der ersten, welche vollständig unter die neue Regierung de« Prinzregenten Luitpold fiel. Ein Rückblick aus die Entwi^lung der Ding» während dieser Frist und eine kurze Schilderung der gegenwärtigen Lage dürfte de«halb auch außerhalb der blauwrißrn Grenzpfähle von besonderem Interesse sein. erobert haben. Daß jedoch bei de» nächstjährigen LanvtagS-1 bestehenden VersasslingSbeslimiming, des „Plaectö", d. h. der Neuwahlen die Socialdemokraken wenigstens i>, München und ^ Nürnberg theilweise durchdringen, ist gar nicht unwahr scheinlich. Die inncrpolitische Lage, welche dem jetzt scheidenden Land tag vor 5 bis K Jahren den Charakter ausdrücktc, läßt sich kurz dahin zusammciifasse», daß die Ullramontanen, abgesehen von ihren überhaupt nie befriedigten Prätensionen, besonders miß- muthig und oppositionell gestimmt waren durch die Thalsache, daß ihre aus den Regierungswechsel gesetzten Hoffnungen sehr enttäuscht worden. Der unglückliche König Ludwig ll., welcher zu Pfingsten 1886 iu (geistiger Zerrüttung sreuvillig sein phantastisches Leben in den Fluthen dcS Starnberger Cccö endete, konnte, kurz gesagt, als liberal gelten. De» Prinzen Luitpold und seinen ältesten Cohn Prinzen Ludwig wagten dagegen die Ultramontanen als mehr oder weniger ibren Gefühlen und Zielen geneigt anzusehen. Der einzige Bruvcr König Ludwig'», der jetzige König Otto, kam sür die Regierung, weit damals schon von der Nacht tiefsten, unheilbaren Wahn sinn- umfange», nicht in Betracht. Prinzregent Luitpold behielt jedoch daS — nur vom ultra- montanen Standpuncte aus — „liberale" Ministerium Lutz bei und bezeugte ihm ossiciell uud öffentlich sein volles Vcr trauen. Damals ließ sich die ullraniontanc Verstimmung so weil hinreiße», die NegicrungSunsähigkeit König Ludwigs als nicht erwiesen, seine Entmündigung als ungerechtfertigt zu bezeichnen, kurz, nicht nur oppositionell, sondern zum Thcil gehässig und nahe an da- Illoyale streifend, gegen den Prinzregenten und seine Regierung vorzugehen. Diese un schöne und unkluge Haltung der Rechten gleich bei seinem Regierungsantritt mag mit dazu beigelragen haben, den Prinzregenten zu veranlassen, in der Folge sich den Ansprüchen wie gelegentliche» Liebe-Werbungen von dieser Seile gegen über in der Hauptsache ablehnend und kühl zu zeigen. Ader ohnedies verdient die sachlich gerechte, persönlich liebenswürdige und gut deutsche Haltung des Prinzrege»le» die dankbarste Anerkennung. Wir erinnern in letzter Bczielmng nur daran, wie im kritischen Moment beim Tobe Kaiser Friedrich'- Prinz regent Luitpold nach Berlin eilte, um im Verein mit anderen deutschen Fürsten dem jungen Kaiser bei der feierlichen Ueber> nähme der Krone zur Seile zu stehen und damit den unlöS bar festen Zusammenhalt des Deutschen Reiches dem Aus lande zu documenlircn. Wie der Prinzrcgent die unter Ludwig U. ganz verloren gegangenen persönlichen Beziehungen zwischen Fürst und Volk wieder aufaahni und pflegte, wodurch er mit der Zeit sich wirklicher Zuneigung und Popularität erfreute, so batte er auch alsbald den persönlichen und sreund- schasllichen Verkehr mit dem deutschen Kaiser wieder aus genommen, den Ludwig II. bekanntlich absolut mied. Ebenso ist von hohem Werth, daß der älteste Sohn des Prinz regcnlen und voraussichtliche Thronfolger, Prinz Ludwig, sich nicht nur al« ein Mann frei von jeder Voreingenommenheit, sondern auch als vom wärmsten deutschen Gefühl beseelt gezeigt bat. Die Rede z. B., welche er vor einigen Jahren de» der Eröffnung de- deutschen Turnfestes in München hielt, machte ihres kerndeutschen und schwungvollen Patriotismus wegen weit Uber dir deutschen Grenzen Aussebcn. Er ist bei verschiedenen Anlässen wiederbolt in Berlin ge wesen und hat u. A. kürzlich auch der deutschen Flotte einen Besuch abgestattet. Wir Hallen die Feststellung dieser Thatsachen für nöthig, weil ansänglich gerade Prinz Ludwig, besonder« wegen se Gemahlin — einer Prinzessin von al» ullramontanen Einflüssen zugänglich hingestellt wurde, und die Pflege de- ParticulariSmuS gerate zu rem HauptrUslzeuz unserer Ultramontanen gehört. Prinz Ludwig, wie sein Vater von schlicht bürgerlichem Wesen — seine dcibcn Brüder Prinz Leopold und Prinz Arnulf sind beide MiliiairS, der eine CorpS-, der andere DivisionS-Commandeur —, bat durch rege Theilnahme an zeitgemäßen geistigen und wirthschastlichc» Bestrebungen sich allen Tank verdient. So ist er erst kürzlich durch sein warme- Eintreten sür die Förderung der Main schiffsahrt der Hauplanlaß gewesen, daß die bayerische Regie rung ihre in dieser Beziehung etwas gar zu vorsichtige und conservative B»rkrhr«politik modificirtr. einigermaßen fortschrittlich In Bayern, welche« unter 48 Abgeordneten in den Reich« tag nicht weniger al« 38 EentrumSmitalieder entsendet und dessen Bevölkerung zu mehr al« zwei Dritteln katbolisch, ist begreiflicherweise schon seit einer länger» Reihe von Jahren die Mehrheit der Abgeordnetenkammer ultramontan. In großen Gebieten aus dem Land« gilt der Pfarrer Alle«, und da« macht sich natürlich bei den Wahlen erst recht geltend. In wir tiefem Aberglauben noch ländliche Kreise besangen und wie dieser Geifle«znstand von klerikaler Seite gehegt und ausgenutzt wird, hat erst dieser Tage dir sensationelle Wem- dinger TeufelSau«ireibung bewiese». Jndeß hatten bei den letzten Landtagswahlen die Liberalen erfreuliche Erfolge errungen und ihre Minorität nicht unerheblich verst besonder» wichtig war, daß fl« den Ultramontanen die Münchner Sitze abaenommrn. Gerade dir Uebermacht de- UliramontaniSmn» bei un« hat e« »umeist zu Wege gevracht, daß alle liberale« Elemente mSalichst zusammenhalten, auch de, den vorige» Landtag«wahle» Rationalliberal« und Deutsch sraifinaigr Schulter an Schulter kämpften, und wir somit Waren die Beziehungen zwischen den Herrscherhäusern die besten, so hat ebenso Bayern sich nack wie vor vollständig loyal in die Reichspolitik ringefügt, zu ir^en), welchen wcsent- füns a» standtag nur zwei Parteien, Einig« wenig» Conservative kamen anr in- lichen Differenzen ist es nie gekommen. ES ist nur natürlich, wenn Bayern noch auf gewissen Sonderrechten besteht, und wo etwa noch ein zu viel obwalte», wird sich das mit der Zeit von selbst abschleifen; die Amalgamirung von Nord und Süd kann eben nicht da- Werk weniger Jahre sein, und von einer siebenhunderrjährigen Selbstständigkeit wird doch nicht so leickt ein Stück nach dem anderen fahren gelassen. An maßgebenden Stellen in Berlin ist dem arch immer in ver nünftiger und loyaler Weise Rechnung getragen worden. Es wäre aber gut, wenn gewisse übereifrige norddeutsche Prcß- stimmen ibr bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit erhobene» Geschrei Uber „süddeutschen ParticulariSmuS" etwas weniger laut und ausdringlich erheben wollten, renn derlei Anzapsungen schaden meist mehr, al« sie nützen, klebrigen- sind seit der Regierung des Prinzregenten verschiedene Schritte zur weiteren Vereinheitlichung deutscher Einrichtunaeu ge- (chehen: so bat Bayern aus sein Reservatrccht der Bräunt- kämpften, und wir somit I'cbehe»; so bat Bayern aus di« «ltramontan« und die I wembeiteurrung Verzicht gell Kleidung uud Ausrüstung de« bayerischen'Heere« ist der preußischen ähnlicher gemacht ic. eistet, töiiiglichcii Genehmigung tiräilicber Kiliidgebungcn, eine riesige Hetze veranstaltet. Schließlich ging mau so weil, daS Aanzc CulluSbutgek zu verweigern, welcher ObsttuclionSbcsGluß natürlich nicht aufrecht erhallen werden konnte. Jedenfalls swloß die vorletzte, höchst kriegerische Session neck in Hellem Mißklang, in scharfer GegcnühersleUnng von Ullrainoiilane» und Regierung, welch letztere im Ganzen von der lihcralcii Partei gestützt wurde, odwobl man da« Ministerium durchaus nicht als ein wesentlich liheralcs bezeichnen kann. Wie in Preußen und anterrn deutschen Staaten, so sind auch in Bayern im Lause der Jahre den Ultramontanen manche und schwerwiegende Concessionen gemacht worden, so daß schon Mitte der achtziger Jahre einmal Herr v. Schauß im Landtag der Regierung Ramens der Liberalen zuries: bis hierher und nicht weiter!" Man ist aber doch noch beträchtlich Weiler gegangen. Die Simultanschulen sind schon lange auf den Ausfterheetat gesetzt, eine lange Reibe von kleinen Zugeständnissen ist gemacht worden, für Zurück- berusung der Redemptoristen hat sich die bayerische Re girrung beim BundeSrath — wenn auch anscheinend nicht gerade mit dringendem Eifer — eingesetzt, und schließlich sind hie Altkatholiken geopfert worden, lüde», der Staat sie nicht mehr, wie daö zwanzig Jahre lang geschehen, als Mitglieder der katholischen Kirche anerkannte, sondern rechtlich als Sccte charakterisirte Wenn jedoch die letzte nun abgelaufene LandtagSsession, im crasscn Gegensatz zu der vorangcgangenen, sich außer ordentlich friedlich gestaltete, so war daran weniger eine wirk liche Befriedigung der Ultramontanen schuld, als andere Um stände. Ersten» mußte natürlich die regierungösrcunblichere Stellung, welche daö Cciitrum im Reiche einnakm, auch aus Bayern zilrückwirken. Dann hatte man doch so halb und halb cingeseben, daß man nicht mit dem Kopse durch die Wand rennen konnte, und daß der Prinzregenl selber da» unsinnige Anstürmen sehr Übel ausgenommen halte, war manchen einflußreichen Parteimitgliedern doch unlieb und mahnte rur Vorsicht. Zur besseren Verträglichkeit wirkte aber wesentlich auch die Thatsache mit, daß der von den Ultra- montanen bestgehaßte Mann, der Ministerpräsident v. Lutz, wegen schwerer Krankheit, die ihn bald darauf dahinrassle, aus dem Amte schied und durch den sachlich zweifellos sehr tüchtigen, arbeiiscifrigen und persönlich viel geschmeidigeren, diplomatischen Herrn v. Müller im EultuSministerium ersetzt wurde So ist in der letzten Session nicht nur Alle- bewilligt worden, was die Regierung ursprünglich forderte — und letztere hat, wohl der günstigen Constellalion Rechnung tragend, gerade im CultuSetat viel verlangt — sondern noch weil mehr, als bei Beginn der Session in Aussicht genommen war. Damals, am 1. Lctober l89l, erklärte Finanzminister v. Riedel, die Negierung könne eine Vorlage wegen Erhöhung der Beamtengchalte nicht einbringeu, so sympathisch sie ihr auch gegenüber stehe. Man wußte aber noch nicht, wie sich die ullramonlane Mebrhcit verhalten würde, und sehr vor sichtige» Vorgehen schien sich die Regierung zur Hauptricht- schnur gemacht zu haben. Schließlich hat sie nicht nur die GehaltSerböhungsvorlage cingcbracht, sondern die dafür ge forderten Summen sind im Einvernehmen von Landtag und Regierung sogar noch beträchtlich erböht, der Kreis der von der Verbesserung Betroffene» ausgedehnt worden. Allerdings waren bisher die bayerischen Beamten im Ganzen wohl die schlechtest bezahlten in Deutschland. De» ansänglich wegen ihrer ländlichen Wähler abgeneigten Mitgliedern der Rechten wurde die Sacke dadurch annehmbarer gemacht, daß mit der Gehaltserhöhung-Vorlage mehrere, besonder« dem Lanke zu Gute kommende Vorlagen, zusammengekoppclt wurden: ein Geschenk von 8 Millionen an die Kreise, Milzbrand eiitscvädigung und Gebührencrlcichterung. Eine ausierortentlich günstige finanzielle Situation er leichterte diese und andere Leistungen. Die Finanzpcricdc >888 89 batte mit 68 Millionen Mark Ucberschuß abgc schlossen, l890 ergab einen Ucberschuß von 35 Millionen, und ein ähnlicher konnte für l89i >n Aussicht gestellt werten Auch der so allgemein erhobenen Forderung einer Herabsetzung der Eisenbahnxersonenlarisr wollte die bayerische Regierung gerecht werden; ibr den deutschen andern StaatSbabnverwal tiingeii im Frühjahr >89l vorgclegicr diesbezüglicher Entwurf scheiterte aber bekanntlich an dem Widerstand Preußens, wo derzeit an allen Ecken und Enden gespart werden muß, und man wohl mit Neid auf den noch blühenden Stand der bayerischen Finanzen blicken dürste. Hat doch schließlich unser Landtag sogar den Bau eine» neuen NationalmuseumS bewillig», der noch im vorigen Jahre, als La» Projecl von liberaler Seite m Form eine- LanteSgeschenkeS zum 70. Geburtstag de» Prinzregenten angeregt war, von den Ultramontanen als bc den schleckten Zeiten nicht zu rechtsrrtigcnde Ber schwenkung prrhorrescirt wurde. Die „Regierungsfreundlichkeit'' de« bayerischen CentrumS, ohne daß dabei große Erfolge heimgetragcn worden wären, batte schließlich bei den radikaleren Parteielementen soweit Mißvergnügen erregt, daß dieselbe» sich be, einzelnen Ab stimmungen absondcrten und sogar von einer Spaltung die Rede ist, zu der eS indeß keinesfalls kommt. Wohl hauptsächlich um dieser Strömung Rechnung zu tragen und um vor den ländlichen Wählern eine Großrbat aussübren z» können, in- scenirien in den letzten SessionSlagen die Parteiführer Orterer uud Daller den bekannten Vorstoß gegen den preußischen Gesandten in München, der in den Augen aller UrtheilS- säbizen so kläglich endigte. WaS die nächstjährigen Wahlen anlangt, so dürfte sich da» Vcrhältniß der Parteien kaum wesentlich ändern. Vorerst hat man in Bayern zum Land- tagSschluß so ziemlich aus allen Seiten Anlaß, mit den Leistungen und der Lage leidlich zufrieden zu sein. Haben wir in Vorstehendem versucht, ein Bild der politischen Entwickelung in Bayern au» den letzten Jahren wenigsten» in den markaiilestcn Zügen zu gebe», so behalten wir »ns vor, zur nötbigeii Ergänzung auf Einzelheiten und weitere charakteristische Momente demnächst zuruckzukommell. Die Arbeiterbewegung in England. In keinem andern Lande sind die Arbeiter so gut und fest organisin wie in England. Wenn sie eine» AuSsiand beginnen, so verfüge» sie über die nötbigcn Mittel, um ihn bei einigermaße» günstiger Geschäftslage auch zu einem erfolg reichen Ente zu sübrcn, und die Wirkungen eines größeren Alisstanteö pflegen stet» weite Kreise in Mitleidenschaft zu ziehen, so daß die Arbeitgeber alle Ursache habe», die Oorderlingeii der Arbeiter zu bewilligen, wenn cS irgend in ibrcr Macht siebt. Es ist bekannt, daß die Lobnvcrbälluisse trotz te»! für die englischen Arbeiter noch vielfach im Argen liegen, so daß bei dem großen Ausstand der Dockarbeiter i» London die Bevölkerung zum überwiegenden Tbeil sür die Arbeiter Partei ergriff und die Presse aller Parteien ihr dabei zur Seite stand. Ankers liegen aber die Dinge in einer Zeit wirtbschasllichcn Niederganges »ach den großen Verlusten, welche die Revolulioiien in Argentinien und Cbitr dem englischen Gcldinartl verursacht baden, bei einer Gc- schästSsiockung, die sich in ganz Europa fühlbar macht unv besonders aus die Koblcuprcisc und aus den Eisenbablivcrkebr znrückwirkt. Eine solche Zeit ist nickt geeignet, um Forde rungen der Arbeiter nach Lobnerhöhung und Herabsetzung der ArbcilSzeil durchzusührcn; Aussländc in (elcher Zeitlage pflege» vielmehr die entgegengeseyle Wirkung zu babcn, wie der AuSsiand der Kohlcnarbciicr in Durbani überzeugend darthul. Statt der beabsichtigte» Lohnerhöhung von 5 Proc. sichen die Arbeiter jetzt vor der Notbwendigkeit, eine Lohn- Herabsetzung von l3l/, Proc. hinzunebinen, oder übcrbaupl aus weitere Arbeit vorläufig z» verzichte» Die Entscheidung lautet dahin, daß sich die Arbeiter einen Abzug von lO Proc. gefallen lassen, andernfalls de» AuSstand fortsctzen wollen. Gleichzeitig werden AuSständr der Cemcntarbeiter in Kent und der Ewcrsührer angeküildigt. Alle diese Unlcriichinunge» sind aussichtslos für die Ar beiter, und dennoch scheint die AuSstandSbewcgung in England eher im Wachsen als in der Abnahme begriffen. Die Be- niübuiigcn, den Achlsiunden-ArbeilStag durchzusepen, sind nie zuvor mit regem Eifer betrieben worden, sreilich vorläufig ganz erfolglos. Diese Erscheinung sübrk zu der Erwägung, ob denn die Arbeiter auch darüber nachgedackt haben, unlcr welchen Voraussetzungen ihre Forderungen allein aus Anuabme zu rechne» haben. Die Führer der deut schen Socialdcmokratie haben stet- aus die wissenschaftliche Grundlage ihre» Programms hingewicsen und die Sache so dargeslcllt, als ob die volkSwirlhsckasiliche» Lehren nur von ihnen allein richtig ersaßt und verstanden würde». Die Erfahrung aber bat gelehrt, daß diese angebliche geistige Ueber- lcgciibcit über die Vertreter der BolkSwirtbschast nur eine ganz haltlose Anmaßung ist. DcrBuchdrucker-AuSstand war ein vollgilligc» Zeugniß sür den Mangel an Bcrständniß sür die volkSwirthschastlichcn Lehren und Grundsätze seitens der Socialdemokratie. Tie Forderung nach Lohnerhöhung ist nicht lösbar ohne Rücksicht aus die Erwerbsverhältnisse, man kann nicht einen Gegensatz der Interessen zwischen Arbeitgeber und Arbeiter in dem Sinne ausstellen. daß der Arbeiter nur in Masse zu fordern braucht, um seinen Wünschen auch die Erfüllung zu sichern. Da» ist der Stand punkt, welcher de» Arbeitgeber grundsätzlich als Ausbeuter der Arbeitskraft Anderer betrachtet und jeden AuSstand als eine Handlung der Nolhwchr aussaßt. Daß diese Auffassung falsch ist, beweisen die Vorgänge in England, wo bei den Arbeitern weil mehr Vcrsiändniß für die volkSwirthschastlickc Seite der Frage zu finden ist als in Deutschland, weil die Frage dort länger aus der Tagesordnung steht und weil man dort systematisch und nicht ohne entsprechende Mittel vor- zugebe» pflegt. DaS führt unS auf den Achtstnnden-BrbeitStag. Da» Interesse sür dir Durchsetzung dieser Forderung de- vor geschrittenen SocialiSniuS ist in England besonder» rege, wie die Vorgänge der letzten Woche gezeigt haben, aber die Re gierung teiltet diesen Bestrebungen entschiedenen Widerstand. Sowohl Salisbury wie Gladstone haben sich gegen diese Neuerung erklärt, aber die Anwälte der Forderung haben sich dadurch in ihrem Eifer nicht abkühle» lassen. Mau erkennt aus den Bemühungen der englischen Arbeiter, ibrc Lage zu verbessern, daß sie sich im Stande dcS Wettbewerbe» mit den Arbeitgebern um die Erzielung de« größtmöglicheu Portheil«« auS ihrer Verbindung befinden. Diese Auffassung hat so lange ihre Berech tigung, als ein offenbare- Mißverhältniß von Leistung und Gegenleistung, zwischen Arbeitgeber und Arbeiter besteht. Der Zustand war vielfach vorhanden und ist auch jetzt noch nicht beseitigt, besonder- in Bezug auf die weibliche» Arbeiter, aber durch die Ausstande der letzten Dccennien ist auch schon theilweise die Grenze erreicht oder überschritten, bi» zu welcher die Arbeitgeber noch leistungssähig sind und ein Inter esse au der Fortsetzung ivrer Unternehmungen haben. Nur die volle Freiheit der Bewegung aus dem Gebiete der Handels- und GewerbStbätigkeit fubrt zu der Blüthe beider ErwcrbSzweige, und mit dieser Blüthe steht das Wohl und Wehe der Arbeiter in lebendiger Wechselwirkung. Das Wesen von Handel und Industrie besteht in der Bewegung; nur durch die fortwährende Veränderung in den Aussichten auf Gewinn und Verlust erhalten Handel und Wandel den Antrieb zu ibren böcbstcn Krastäußerungen. Wird Alle« scstgelegt, wie eS die Socialisten zu wünschen scheinen durch Feilstelliing de« Bchtstunden-Arbeitstage« und durch dauernde Lobnbetlimmnng, dann wird der Unternehmungs geist gelähmt und e- tritt allgemeine Stockung im Er werbsleben rin. Die Lohnsteizerungen und Herabsetzungen '' »fr mit eingewirkt !yre Arbeitszeit haben unzweifelhaft mit eingewirkt auf
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