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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920528015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-05
- Tag1892-05-28
- Monat1892-05
- Jahr1892
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t» der tzauptexpeditto» »her de» im Stad». b»»trk »t däi Vorort«, «rrichtetr» A»<- gavestrllr» »bgrholt: vierteljährlich1.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung io« -aus 5L0. Durch die Post bezöge» für Teutschlaud o»d Oesterreich: vierteifährlich 6.—. Direct» täglich« Kreuzbandseuduag tut Anslaat: ar»a«tlich . Die Morgnr-Au-gab« erfchrtut täglich'/,? Uhr, dir Abend-Autgab« Wo che» lagt b Uhr. Ntdarliou,nd Lr-edittoa: J,h«»,e-,aff« 8. Die Erpedttton ist Wochentag« »aauterbroch«» ,«öffnet von früh 8 bi« Nb«»d« ? Uhr. /Male»: vtt« »Irmm « Sorti«. Mlfr«» -atz»), Uolversitätsstraß, 1, L««t» Lösche, S-t-orinnistr. 1«. Part. u»> »chlichtpla» 7. . J«je^io»SpWs» ^ Die Sgrspaltme Petitznls LOlffZg. Kerl,men unter dem Rrdactlousstrich käa»^ spaiteu) 50 sj, oor den FamtllrauachrWr» (h gespalten) 40 sz. ^ Größere Schriften laut auserem Prrit« verzeichaiß. Tabellarischer irnd Zifferosatz »ach höherem Tarif. »rtra-veiiage» (gefalzt), u»r mit der Morgea-Su-gabe, ohne Postbefärderuag 60.—, mit Poftbesörderuag ^ 70.—. Annahmeschluß fir Inserate: Abead-An-gab«: vormittag» 10 Uhr. Margea»Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Soun- und Festtag« früh 9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen j« eia» halb« Stund« früher. b, Inserate si»d stets an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz to Leipzig ^-27«. Sonnabend den 28. Mai 1892. 8V. Jahrgang Bestellungen für den Monat Juni auf das Leipziger Tageblatt zum Preise von 2 Mk. bei täglich zweimaliger freier Zustellung in s Haus nehmen entgegen sammtliche Zeitu ngsspedi teure, sowie die Hauptexpedition: Johaunesgasse 8, die Filialen: Katharnrenstratze 14, Kömgsplatz V und Uuiversitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 1 Mk. 05 Pfg. für Monat Juni — abgeholt werden: Arndtstratze 35 Herr R. 0. Ltttel, Colonialwaarenhaudlung. Peterskirchhof 5 Herr )1nx Xlerlli. Buchbinderei. Beethovenstrahe 1 Herr I'deoü. Roter, Colonialwaarenhandlung. Psasfendorfer Ttrahe L Herr Rritx »ober, Colonialwaarenhaudlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Rerw. Zle88lie, Colonialwaarenhandlung. Nanftsches Gäuchen 0 Herr Rrleitr. Reeller, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Strafte 11 Herr Rrust 11ro8, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Ttemweg 1 Herr 0. Rnriellurrim, Colonialwaarenhandlung. Löhrstrafte 15 Herr Liluard Hetzer, Colonialwaarenhandlung. Schützenstrafte 5 Herr InI. 8el»üml< I»en, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstrafte 0 Herr Raul 8e1»re1der, Drogengeschäft. Westplatz 32 Herr II. Rittrlell, Cigarrenhandlnng. Nürnberger Strafte 45 Herr 11. R. 4R)reeIit, Colonialwaarenhandlung. Porkstrafte 32 (Ccke Berliner Ltras;e) Herr O. ^nuke, Colonialivaarenhandlung. Zeitzer Strafte 35 Herr V. Rl'vcker, Cigarrenhandlnng. in Anger-Crottendorf Herr Rodert kölner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr R. lieber. Cisenbahnstraßc 6. « Connewitz Frau Reeder, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr II. Orütxinrum. Zschvchersche Straße 7 a. - Gohlis Herr Hi. Rrttrseke, Mittelstraße 5. - Reudnitz Herr N'. Ruxinrliin, Marschallftraße 1. » Lindenan Herr R<1. R. ANUer, Wettiner Straße 61. , - Herr verud. N'eder, Mützengcschäft. Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr K. ÜLnIrjed, Reitzenhainer Straße 58. Die Expedition des Leipziger Tageblattes, Johannesgasse 8, führt auch Bestellungen auf Reiseubonuemeuts von beliebig vorgeschriebener Zeitdauer aus. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SS. Mai, Bormittags nnr bis S Ühr geöffnet. RxpvüMou Ü68 I^elpLlser Duxedlattes. Colonialpolitisches. — Loa dem Dirigenien der Eolonialabtheilung de» Auswärtigen Amte». Herrn Geheimrach Kayser, ist am 23. d . wie der „Hamb. Corr.'^ mttthellt. in Berlin die erste, aus Port Said datirte 'Nach richt nach seiner am 11. dS. von Neapel erfolgten Abreise eingtgaiigen. Derselbe thellt mit, daß der „Kaiser" bei der Durchfahrt durch die Meerenge von Messina ziemlich schweres Wetter zu bestehen hatte, sich hierbei aber vorzüglich bewährt habe. Abgesehen davon, Laß mancher Passagier unter der Seekrankheit zu leiden hatte, war doch da- Befinden sowohl Geheimrath Kayjer's selbst wie der Herren, die in seiner Gesellschaft die Reise mitmachen, bei der Ankunft in Port Said ein durchaus befriedigendes. In Tanga ist der Dampfer fahr- planmäßig am 31. Mai fällig. Während es ursprünglich im Plane des BeheimrathS Kayser lag, außer Tonga die sämmilichen größeren Küstenplätze, wie Paugani, Dar-es-Salaam, Bagamoyo, Kilwa, Lindi und Mikindant zu besuchen, ist es inzwischen zweifelhast geworben, ob er seine Fahrt bis zu dem südlichen Theile des Schutzgebietes wird aurdehnen können. ES wird dies lediglich von der Zeit und den Umständen abhängen. Wenn Herr Kayser nicht das Land in seinen hauptsächlichsten Thetlen kennen lernen will, dann dürste die Reis« wenig nützen. — Ja den neuesten Berichten aus Südwestafrika wird lebhaft gewünscht, daß ein Arzt sich an einem der neueren Centren der Aasiedelnag uiederlafsen möge, der dort eine lohnende Thätigkeit finden würde. Er müßte nach Art der Schisfsärzte sein eigener Apotheker sein und besonders Augeakrankheiten behandeln können. Er müßte natürlich viel im Lande herumreisen. Die Arbeiten eines Apothekers verrichtet gegenwärtig der Lazarethgehils« der Schutztruppe ia Windhoek. — Bauinspector Schran ist mit Urlaub au- Kamerun in Berlin eingetrosfea Er hat wiederholt im Aufträge des ReicheS Rrgierungsoauten in den Eolonien ausgesührt und auch bis zum Tage seiner Abreise den Bau der Hasenanlagen in Kamerun geleitet. Die letzteren nehmen einen erfreulichen Fortgang, so daß man hofft, biS zum August nächsten Jahres, vorausgesetzt, daß nicht besondere unvorherzusehend« Schwierigkeiten eintrcten, den Bau vollendet zu haben. Wie wir bereits früher kurz miltheilen konnten, bandelt e» sich zunächst um die Herstellung eines etwa 500 in langen Pier-, der von dem 2 m unter der Fluthhöhe liegenden niedrigsten Wasserstand aus ausgebaut wird. Von diesem Pier aus wird als dann eine Landungsbrücke in den Fluß hineingebaut, zu deren beiden Seiten in Zukunft die Schiffe löschen und laden können. Auf der Landungsbrücke selbst führt ein» schmalspurige Eisenbahn zum Ufer und längs desselben uach rechts und links zu den Faktoreien. Endlich sollen noch »in Slip, sowie Werkstätten zur Schifssrrparalur gebaut werden. Man hotte Anfangs gefürchtet, das, mit der In angriffnahme der erforderlichen Erdarbeiten die Malariabactllen gefördert werden könnten. Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt, während sie bei Abholzung größerer Urwaldsrrecken bisher stets zu- getroffen ist. Die Erfahrungen, die Bauinspector Schran mit der Ausführung von Tropenbauten nach dem Monier'schen System gemacht hat, haben di« in dasselbe gesetzten Erwartungen gerecht. — Einem vom 3. d. M. datirte» Privatbriese aus Zanzibar entnimmt die „Schlesische Zeitung" die folgenden Mittheilungen: „Demnächst soll «ine Expedition unternommen werden, an welcher der Gouverneur Freiherr von Soden selbst theilnehmen wird, und die für die Entwickelung der Lolonie und die Erschließung de« Innern von großem Interesse sein dürfte, da sie die Erforschung de» Rnfidsch i betrifft. — Mit dem in den nächsten Tagen hier «tutreffenden Reichspostdampscr „Bunde-rath" treffen für d,e Miss- maan'sch« Expedition 100 S uda nes« n-s ol baten rin, welche gleich nach saadani übrrgesührt wrrden, um von dort sodann nach der Ende Mai zu erwartenden Ankunft Major von Wiffmann'S mit dem Dampfer uach dem Zambesi gebracht zu werden. Nach hier kürzlich eingetroffenen Nachrichten ist Emin Pascha aus seinem Rückmarsch zur Küste krank in Bukoba eiagetroffen und vorläufig dort grblteben." — vr. Karl Prt«r«, der, wie es hieß, in Natal einen längeren U»f»»thalt zu nehme» b«abstchtigt«, um sich von de» Folge» seiner letzten Fiebererkrankung zu erholen, hat sein« Erholungsreise süd- wärt« weiter fortgesetzt und ist inzwischen in Eapsiadt cingetrossen. Tie Wirkungen des Klimas machen sich aus den ReconvaleSccnlen in bester Weise bemerkbar, so daß Hoffnung vorhanden ist, daß llr. PeterS sehr bald aus seinen Posten wird zurückkehren können. Socialpolitisches. Jugendliche Bergarbeiter. Aus einer Anzahl obcrschlesischcr Gruben ist, wie die „Schles. Zig." miltheilt, seit einiger Zeit eine Neuernng zur Einführung gelangt, die nach Lage der in Betracht kommenden Verhältnisse als dankenrwerth bezeichnet werden muß. Die Söhne der oberschlesischen Bergarbeiter, die erfahrungsgemäß zum weitaus größten Theile sich später dem Berufe des Vaters zuwcnden, entbehrte» bisher in der Zeit vom Austritt auS der Schule bis zur Vollendung ihres 16. Lebensjahre» fast ausnahmslos der segensreichen Einwirkung einer geordneten festen Thätigkeit. Tie Gesetzgebung sowohl wie die natürlichen Bedingungen des Grubenbetriebes erschwerten die Be- schäfligung der jungen Leute der angeführten Altersclasse unter Tage, und diese Beschästigung wird in Zukunst durch die neueste Gesetz- gedung völlig unmöglich gemacht werden Tie jungen Burschen aber über Tage zu beschäftigen, unterließen die Grubenverwaltungcn all gemein, weil die hier sich darbietcnde leichtere Arbeit in erster Linie den unter Tage nicht mehr verwendbaren Berginvalide», meist Familienvätern, Vorbehalten werden muß, und wohl auch weil es ihnen bequemer war, von der Beschäftigung der jungen Leute unter 16 Jahren überhaupt Abstand zu nehmen. Infolge dieser Verhältnisse blieb der BcrgmannSsohn in den zwei aus seine Entlassung aus der Volksschule folgenden Jahren in der Regel mehr oder minder sich selbst und dem Zufall über lassen. Bald hatte er vorübergehend Beschäftigung, aus einem Bau, als Bote, in der Landwirihschast u. s. s., bald aber keine. Daß er sich stets mit besonderem Eifer der Aufsuchung von Arbeitsgelegenheit gewidmet hätte, kann kaum behauptet werden. Jedenfalls verdiente er, obschon er dazu hinlänglich de- fähigt gewesen wäre, nicht regelmäßig seinen Lebensunterhalt, der nun von der Familie bestritten werden mußte. Schlimmer noch war der Umstand, daß der junge Mensch, aus der Schulzucht ent lassen, der Zucht geordneter Thätigkeit entbehrte, also dem Müßig gänge verfiel und überdies (es handelt sich hier fast durchweg um polnisch - oberschlesische Elemente) nicht in der Uebung der deutschen Sprache erhallen wurde, die er in der Schule Halle lernen und sprechen müssen. Die Grubenverwaltungen übernahmen in,olge dessen die jungen Leute, sobald sie das Alter von 16 Jahren erreicht hatten, in einem namentlich moralisch minderwcrlhigcn Zustande, und diese Thatsache hat nun endlich dazu geführt, Abhilfe zu schaffen, auch wenn damit für die Verwaltungen einige Unbequem lichkeiten verbünde» sein sollten. Eine Anzahl von Verwaltungen namentlich größerer Gruben hat es sich nämlich in letzter Zeit angelegen sein lassen, die Bcrgarbeiterknaben bald nach dem Aus tritt aus der Schule über Tage zu beschäftigen. Freilich reicht die vorhandene Arbeit, da man doch die BerginvaliLen nicht ent- lassen kann, weitaus nicht hin, um die große Zahl der zur Ver fügung stehenden Knaben voll zu beschäftigen. Aber man glaubt mit Recht, Laß es weniger auf die volle, als auf die regelmäßige Beschäftigung und deren Zuchtwirkung ankommt, und so ist man dazu übergegangen, für die in Rede stehenden Arbeitskräfte zwei Halbtagsschichten einzurichten, eine am Vor- und eine am Nach mittag, mit einer Arbeitsdauer von je sechs Stunden. Tie eine Hälfte der Knaben wird also auf den betreffenden Gruben vor mittags sechs Stunden, die andere Hälfte Nachmittags sechs Stunden beschäftigt. Die Verwaltungen sind mit den Ergebnissen dieser neuen Änrichtung durchweg sehr zufrieden. Sie. rühmen alle, daß dadurch die oben aufgezählten üblen Folgen des bisherigen Zu- standes verschwinden. Man kann daher nur wünschen, daß die neue Einrichtung bald allgemein ia Oberschlesien ringesührt werde» möchte. iSberamtsrichter Ritter E. F. Mannsfeld f. Zwei der größeren Amtsgerichte des Königreichs Sachsen erlitten in diesen Tagen durch da» Hinscheiden vortrefflicher Jusliz- beamten herben Verlust, da» zu Freibera durch das Ableben eines seiner Vorsitzenden, Paul Theodor Große, eine» Sohnes unsere» Locaihistortkers Karl Große Geschichte der Stadt Leipzig von der ältesten bi» aus die neueste Zeit. Leipzig 1837—42") und das hiesige Amtsgericht durch den vorgestern ersolqten raschen Tod des LberamtS- rtchter« Ernst FrtedrichMan nsseld, Ritter« de« kgl. sächs. Verdienst- orden» 1. Elaffe. Bride Juristen, der Letztere als der Aeltrre einige Semester früher, waren hier immatncultrt als Studirende; der Erster» und Jüngere nicht gleich als Jurist, sondern erst als Theolog uud Philolog Oberamtsrichter Mannsseld hat sein Leben aus nabezu 62 Jahre, Amtsgerichtsrath Groß« aber das setnige aus 56 gebracht Manns feld'« Inscrtpttoa fällt ia da« erst« Rectorat«jahr de» Raturrecht«- Lehrer» F. A. Schilling (niedrigste Frequenz der Hochschule, z. B. nur 216 Nichtsachsen). AIS Geburtsort ist BurkhartSgrün angegeben. Aus einer Jäger- (Förster-) Familie des sächsischen Waldgebirges flammend, wenn ich nicht irre, war er nachmals ein eifriger „fädrlen- und gewehrgcrechter" Waidmann und als tüchtiger Schütz oftmals zu königlichen Jagden zugezogen, wie ich aus dem Munde deS ver- klärten Patrioten oft vernommen habe. In Leipzig aber wiiltc Mannsseld seit seiner Versetzung an daS königl. Bezirks gericht (I87l) als Rath, unter Tireetion des Geheuncn Jusliz- ralh vr. xur. Rothe, dann des Geheimen Raids Pelsch, bei der Einrichtung der Amtsgerichte alS LbcramtSrichtcr. Im Jahre 1887 war er einer von Len 8 sächsischen Juristen, die von König Albert niit den Insignien des Verdienstordens decvrirt wurden. Tie Leipziger Fraternität von 1621 betrauert, wie die „Iduna", in ihm ein liebenswürdiges joviales Mitglied, das sich in letzter Zeit in Folge schwerer Schickjaisschläge leider von der Geselligkeit fern hielt. vr. Karl W. Whistling. Der Leipziger Stahlstecher Joh. August Uleger f. Nus Nürnberg kommt eine Trauerkunde vom HimmelsahrlS- tage. Ein namhafter Künstler des Grabstichels, in Leipzig von einem mehr als vierzigjährigen fleißige», betriebsamen und erfolg reichen Wirken in ftinem Fach wohlbekannt und hochangcschcn, der Stahl- und Kupferstecher Johann August Wcger »oii.. ist im Alter von nahezu 69 Jahren „nach — es ist beklagenswerlh — langen und schweren Leiden" Donnerstag kurz nach Mittag gestorben. Tausende von Stahlstichen haben das Wcgcr'jche Atelier weit über Sachsens, Deutschlands, ja Europas Grenzen hinaus bekannt und geachtet werden lassen. Ich erinnere nur a» die Fürsien- bildnisse, di« seit Jahrzehnten die Jahrgänge der Gvibaischen Hof- kalender und die als Beilagen die „Allgemeine Modcn-Zcitung" «seit 1815!) meist wahrhaft schmücken. Außerdem haben umfangreiche Stahlsllch-Prachtwerke ihm Ehre und erlesene Kundschaft eingebracht. Der „Modenzeitung" vom Jahre 1886 (Nr. 14) verdanken wir ein gelungenes Siahlflich-Portratt des Künstlers, ausgesührt von Sohnes Hand, von Theodor Wcger, und «ine Lebensskizze aus der Feder der Redaction, die damit den treuen künstlerischen Mitarbeiter seit vierzig Jahren zu ehren suchte. Gleichzeitig erschien damals das 6000. Portrait des Ateliers I Di« Lebensskizze lautete damals: „August Wcger ist am 28. Juli 1823 in Nürnberg geboren. Er wurde ein Schüler der dortigen Kunstakademie und bildete sich unter Leitung des tüchtige» Maler- und Kupferstechers Petersen in der Kupserslccherkunft au«. Im Jahre 1811 wandte er sich nach Leipzig und trat in das Atelier des berühmten Kupferstechers Lazarus Gottlieb Sichling ein. Bereits seit 1815 liefert er, wie gejagt, die Stahlstich- VvrtraitS für die „Allgemeine Moden-Zeitung". Die Weger ichen PortraitS werden in der Mehrzahl durch den deutsche» Buch handel in der ganzen Welt verbreitet; nicht selten sind von einzelnen Platten weit über zehn Tausend Exemplare gedruckt worden. Ais besondere Arbeiten August Wegcr's sind zu er wähnen: „Eine Reise nach Finland (vierzig Platte» nach Lelgemälden), das große Vogeleier-Werk (Bacnsch), ein unter Pio- tectorat der Czaremna herausqegcbencs russisch-armenischeS Werk, das „Deutsche" und das „Russische Helden-Aibuin" (Türr'sche Buch- Handlung), PortraitS im Gothaftchen Hoskalender und die großen Bildnisse des Kaisers und der Kaiserin von Rußland, die in mehr als hunderttausend Exemplaren im russischen Reiche verbreitet sind." Theodor Weger, der ältere Sohn des Verstorbenen, war besten treuer Mitarbeiter schon seit Jahren und übernahm nun, als der Vater 1885 nach der GeburtSstadl zog, und behielt sorlan die Leitung des trefflichen Ateliers, und zwar mit dem besten Erfolge, wie die au» demselben fort und fort hervorgebenden neuen und neuesten Arbeiten oft glänzend bestätigen. Das Atelier war gerade B. mit der Vollendung eines Bildnisses größter Timcnsion von ronprinz Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich 111.) beschäftigt, als der Tod Kaiser Wilhelm'» 1. eintrat und die Kaiserkrone aus den Sohn überging. Das Weger'sche Portrait wurde dadurch das erste, welche« der deutschen Nation von ihrem neuen Kaiser dar gebracht ward. Der englische Hos zeichnete den Künstler dafür besonders aus vr. Karl W. Whistling. Hausväteroerban-. 8 Leipzig, 27. Mai. Die Monatsversammlung des Haus- Väterverbandes im 1. Bezirk der Nicoiaigemeinde, welch» am vergangenen Mittwoch slattsand, war weniger zahlreich besucht als die vorhergehenden. Ter schöne FrühlingSabcnd hatte unzwriiel- hast seine Einwirkung gellend gemacht; immerhin waren doch einige fünfzig Mitglieder erschienen. Ter Vorsitzende, Herr ArchidiakonnS vr. Bin kau, sprach im Anschluß an den unmittelbar vorauigegangenen Vortrag des Herrn Prosessor vr. Pietschet, wrlcher den evaugelische» Go Uesdiensi be- handelt hnite, über die heiligen Handlungen in der evan gelische» Kirche, vernwchte aver an diesem Abende nur die eine Välsle seines Gegenstandes zu bewaliigen, während die zweite einer patcrcn Versammlung oorbedallen bleiben muß. Ter Herr Redner »'zeichnete es von vornderein als seine Absicht, sich in seinen AuS- ührnngen aus die gottesdienstliche Seile der heilige» Handlungea zu beichränken und die mit denselben verbundenen GlaubenS- vorsiellungc» von der Belrachlung anSzuschließcn, wozu ja ohnehin die Zeit i» keiner Weise ausgereicht haben würde. Er ging von einer kurzen Beieilchtuug des Wesens alles Gottesdienstes aus, welchen er als aus die Erneuerung, Befestigung und Vertiefung »nscrer Ge- mcinschast mit Gott gerichtet bczeichnele, welchem Ziele auch alle gottes dienstlichen Handlungen zu dienen bestiinint sind. Daraus liest er eine Darlegung des Wesens der Sakrninente folgen, indem er dabei, wie auch später bei der Behandlung der einzelnen deftigen Handlungen, die wesentlichen Unterschiede der römisch.tatbviischen Lehre bervor- bob, da rS in der gegenwärtigen Zeit verjcharslcr eonsessivnellcr Gegensätze sür de» eoaugelischen Ebrifien loünjchcnswertb sei, auch darin ausreichend Bescheid zu wisse». Von einzelne» heiligen Handlungen wurden sodann Taufe, Eonfiriiiativn und Abend- »iah IS sei er besprochen, indem der Vortragende in großen Zügen die geschichtliche Enlwickelung derselben nnd ihre gegenwärtige Gestalt in der ebangelischcii Kirche schilderte, woran sich eingehendere Betrachtung besonders wichtiger Punc'.e anschloß, wie der Frage nach der Berechtigung der Kinbcrtause und der eingcschlagenen Wege, um die Abendmahlsseier in großen Sladtgemeinden wirksamer zu gestalten. Aus diese AuSsübriingen solgte noch eine kurze, aber interessante Debatte, an welcher sich außer dem Vorsitzenden Herr Geheimralh Professor Vr. Kuntze und der alS Gast mit anwesende Herr Direktor Vr. Barth belheiliglen. Während der Erslere, dem Gcsanimtcharaklcr des gegenwärtigen Geschlechts entsprechend, ba uscht leicht lange bei ein und derselben Sache aiiszuballen vermöge, eine Kürzung »nscrer Gottesdienste nainenilich dadurch besürwortele, daß >»a» zn einem etwa« schnelleren Tempo des Gemeindegcsanges übergehe, wies der Letztere unter Anderem aus die schöne Abendmahls- seier in Len hcrrnbulischen Gemeinden und aus die Förderung hin, welche alles gottesdienstliche Lehen aus der noihwendigen Zer- theilung unserer großen Stadtgemeinden gewinnen werde. Nniverittät. N. >Vü. Leipzig, 27. Mai. Sonnabend, den 28. d., Mittag» 12 Uh» findet in der Aula deS Augustcuins die Antritts-Bor- lesung des außerordentlichen Professors in der philosophischen FacuIIät Vr. Walter König statt. Gegenstand: „Die phbsi- talischen Grundlagen der heutigen Meteorologie". Pros. Vr. König liest gegenwärtig über Gas» und Dämpse und zeigte außerdem mit I>r. pliil. L» Blanc gcnicinschastlich ein „physikalisches Colloquium" an. Ai» Physikalischen Institut, Thalslraßc 35, sungirt er als erster Assisienl. Leipziger Lehrerverei«. 'Nach Ausnahme der ncuangrincldelcn Herren, durch die die Mit- gliedrrzahl des Vereins die stattliche Höbe von 1200 erreichte, nahm Herr »reisig, königl. Anstaltslehrer aus BrüunSdorf, das Wort zu dem ans der Tagesordnung sichenden Hauptgegenslande, „Die erziehliche Behandlung der verwahrlosten und sittlich gefährdeten Jugend". 'Nach dem Hinweis, daß diese» Thema gerade jetzt eine vielseitige Erörterung erfahre und daß es auch aus dem kommenden Lehrertage in Halle behandelt werde» solle, bcleuchtctc Redner xucrsl die sociale, dann die pädagogische Seite dieser Frage. Er erlaXerle eingehend den Begriff „sittliche Verwahrlosung"»»- charalterisirte diese al« rinenZusiaiid des GcmütheS und Charakters, bei dem diesittlichen Gesühle nicht entwickelt oder abgestumpft sind und der Wille eine dem Sitten- gesetze zuwidcrlauscndc Richtung eingenommen hat oder einzunetzmen droht. Eie entsteht in den meisten Fällen durch vernachlässigte Crzicbung. Verwahrloste Kinder bat es zu allen Zeiten gegeben, doch hört man aus der Vergangenheit nichts, daß dagegen etwas geschehen sei. Franke und Pestalozzi waren die ersten, die solche Kinder saiiimelteni ihnen sind andere gefolgt. Eine große Anzahl von RettungShäusern sind, in Sonderheit von der inneren Mission, gegründet worden; 18R> gab es nur 17. 1848 bereit« 48, 1867 ober 291 solcher Anstalten. Sachsen besitzt 22 mit 422 Zöglingen. Tancben wirken auch christliche Erziehungsvrreine. Der erste Staat, der sich solcher Kinder »»nahm, war Sachsen. 1821 wurde Hier die Anstalt Braunsdors gegründet und hat seitdem mit Größt»,nners- dors zusammen weit über «X100 verwahrloster Kinder erzosten Sachsen ist bis ziemlich aus die neueste Zeit der einzige tn dieser Beziehung wirkende Staat geblieben. Das Thema der gegenwärtigen Bewegung bezüglich dieser Frage ist, daß mehr geschehen muffe. ES müssen Repressiv» und Praventiv-Maßrcgeln getroffen werden. Turch «inen Blick aus di« Statistik Le« deutschen Gesäaguißwesen« werst d«r Vor»
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