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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911202020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
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Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petstzril« sO^, Reklamen unter dem Redacnonsstrich lsgelpaltenl 1 Familiennachrichlen und A «zeigen verlorener Gegenstände (Kgespallen) 20 L Größere kchrislen laut unterem Preis« verzeichnch. Tabevantcher und Zifiernsatz nach höherem Tarif. Srrr«-Vcilanen (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderung ÜO.—, mit Poslbejörderuog >ll 70.—. Änuahmeschluk für Inserate: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags s Uhr. Sonn- und Festtags srüh 8 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde srüher. Inserate sind stets an die Expedttt«« zu richten. Mittwo« den 2.. Deceniber 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 3. Tecemlier. * Der so plötzlich erfolgte Besuch Seiner Majestät dcS Königs von Dänemark am Berliner Hofe giebt de» Conjecluralpolitiker» wieder viel zu denke», die einen ziehen dadci die Familienbcziebungcn des Königs zu Alexander Ul. und den Umstand in Betracht, daß der König direct vom russische» Kaiser anS der Krim kam. Andere zielten Schlüsse aus dem Zusammenfalle» des Besuchs mit der Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich in Berlin und erinnern an frühere Gerüchte von einer geplanten Fannlien- verbindung zwischen dem preußischen und dänischen KönigS- bause. Beide Bermulhungeii bewegen sich, wie die „Post" betont, aus falschen Linien. Die zweite erledigt sich schon da durch, daß zwischen dem Könige von Dänemark und der Kaiserin Friedrich kein Zusammentreffen statlgcsnnden hat, wohl aus dem einfache» Grunde, weil zwischen Ankunft und Abreise tcs Königs die dazu erforderliche Zeit fehlte. Zn unterrichteten Kreisen wird überhaupt dem Besuche lediglich die formelle Bedeutung einer Höflichkeitsbezeigung beigelegt, als Erwiterung teS Besuches, den Se. Majeilät der Kaifer lurr nach seiner Thronbesteigung dem dänischen KönigSpaare in Kopenhagen gemacht hat. * Die „Nationalliberalc Corrcspondenz" schreibt: Ter Reichskanzler von Caprivi kann mit der Aufnahme, die er bei der zu einer Erörterung der gesammten politischen Lage sich erweiternden ersten EtalSbcrathung gefunden bat, wobl^ zufrieden sein. Er ist eigentlich »irgend-, höchstens bei den Socialdemolraten, auf principiellcu Widerspruch ge- sioßcu. Geradezu demonstrativ sprachen die Parteien der bisherigen Opposition, dieDcutschfrcisinnigcn und das Centrum, chr Vertrauen zu der neue» Regierung aus. Was in ihrem Sinne wesentlich anders und besser geworben ist, worin eigentlich der „neue CurS" besteht, darüber blieb man freilich auch nach dieser Verhandlung im Unklaren. Der persönliche Haß gegen Len früheren Reichskanzler genügt eben bei diesen Parteien, um sie für jeden Nachfolger günstig zu stimmen. Dabei fand die Zusicherung der Unterstützung und dcS Vertrauens seitens dieser Parteien doch sehr erhebliche Einschränkungen. Herr v. Huene meldete bestimmt genug seine Forderungen auf dem Gebiet der Kirche und Schule an; Herr Richter verlangte vollständigen Bruch mit der bisherigen Social-, Colonial- und Handelspolitik und äußerte: Ohne gänzliche Aufhebung der Kornzölle keine Freundschaft! Herr von Caprivi wird sich schwerlich in der Lage sehen, die Forderungen dieser anspruchsvollen „RegicrunczSstntzeii" vollständig zu erfüllen. Indessen die praktischen Entscheidungen über die zunächst vorliegenden gese^geberischen Aufgaben setzen ein grund sätzliches Einvcrständniß über alle möglichen politischen Principicnsragen nicht gerade voraus, und cS sind keine An zcichcn bervorgctrctcn, daß eine Verständigung der Reichs rcgierung mit einer Mehrheit dcS Reichstags über die wich ligsten Anliegen der gegenwärtigen Session, die militairischen Forderungen, die Handelsverträge, die Colonialpolitik, nicht zu erwarten sei Die sogcnannlcn Cartelparteicn werden auch der neuen Regierung nicht anders als mit rein sachlichen Erwägungen gegenüber treten; vor dem Verdacht grund sätzlicher Feindseligkeit sind sic gewiß durch ihre ganze Ver ganzenhcit geschützt- So wird man einem verbällnigmäßig glatte» und befriedigende» Verlaus der gegenwärtigen Reichs lagSscssion entgegen scben dürfen. * Heute kommen im Reichstage nicht die Börsenanträge, sondern werlhlose alle Ladenhüter, einige noch anS dem vorigen SessionSabschnill übrig gebliebene Anträge zur Verhandlung. Auck daö ist ein Nachtheil der Vertagungen, daß man mit solchem Balast von Anträgen sich schleppen muß, die nur den dringenden und wichtigen Anliegen den Platz versperren. * DaS soeben im deutschen Reichstage vertbeiltc Weiß buch über die Vorgänge in Chile giebt ein erfreuliche- Bild der Anerkennung und Achtung, welche die Machtstellung Deutschlands sich in Chile erworben; Freih. v. Gutschmib bat, nach seinen Berichten zu schließen, aus denen der Inhalt des Weißbuchs im Wesentlichen sich zusammensetzt, diese Macht stellung zu einer richtigen Vertretung der dcutscbcn Interessen zu benutzen verstanden. AlS im Norden die ersten blutigen Zusammenstöße stattgefundeu, versah ein deutsches Schiff, die ?,IsiS", unter deutscher Flagge im Dienste des Rothe» KreuzeS dcivSamariterdienst; beide Parteien, besonders aber Lalmaceea persönlich trug stets, selbst als er sich in großer Bebrängniß befand, den deutschen Beschwerden Rechnung; der deutsche Admiral und seine Lsficiere wurden vom Präsidenten mit der größten Auszeichnung behandelt und empfangen, »»d als taS Schlachtengtück zu Gunsten der Ccnzreßpartei entschieden balle, wandlc sich der Admiral Viel an den deutschen Admiral, obgleich der französische Admiral Parrayon dem Paient »ach alter war, uni ihn zur Vermittelung der Ueber gäbe Valparaisos zu ersuchen. Mil mililairifcher Knapp beit und Bescheidenheit berichtet Atmiral Balois über die aufregende» Vorgänge bei der Ucbcrgabe. Der Secrclair des deuiscken Consuls von VoigtS-Rkctz, Herr Girand, hielt eine Ansprache an die Menge, »nd unter tcbbasten Hochrufen au« Teuischland und England räumte das Volk den Platz vor der Intendantur. „Es gelang unS zum großen Glück", fährt der Admiral fort, „einen in kopfloser Aufregung vom Balcon der Intendanz gegebene» Befehle, auf die Menge zu feuern zu vereiteln, dcfscn Folgen unabsehbar gewesen wären. Wir bliebe» zu diesem Zweck mir unser» Adjutanten vor den Geschütze.« nnd Soldaten flehen, die im Begriff waren, den gegebenen Befehl auSzufübrcn." Nicki so schlicht und einfach wie Admiral Valois schildert der Gesandte Freiherr v Gutschmib die Dienste, die er dem Valertande geleistet Er verweilt mit Vorliebe bei dem „decilirlen" Ton, den er angeschlagen, verweist mit Bezug auf seine früheren Berichte gern daraus, daß „weitsichtige Politiker" den Verlaus längst vorbcrgesagl halten, und verfällt zuweilen, obgleich er seine strenge Unparteilichkeit oft genug bervorhebt, in eine so rück haltlose Pa> leinah,»e für tie Cvngref'sislcn, daß diese ihn verleitet, unbewiesene Bchanlungeii als Tkatsache» an seine Regierung zu berichten So bei Gelegenheit de- Bombenanschlag« vom 6. Mai. Die Vertreter ber Congreßpartri weilten damals unter der Zusicherung freien Geleit« in Santiago Eine Unterredung am Morgen war ohne Erarbniß geblieben, sine zweite sollte Nachmittag- um 5 Uhr stattfindc». Darüber berichtet nun Herr v. Gutschmib: „Für denselben Nachmitiag um 4', Uhr halte aber Hör Gobov, gleich »ach Beendigung der vorerwähnten Besprechung, cin Aneural aus sich scldft nnd seine Mimstercollege» ins Werk gesetzt, welches auch pro grammmäßig verlief. Als nämlich die Minister »ach der Kaniincrsipiilig gegen >/«5 Ubr zu Fuß sich nach dem RcgicrnngS- palast zurückbegaben, wurde von zwei Reiiern je eine Bombe zwischen sie geworfen, ron kencn die eine platzte, aber keinerlei Schaden anslislelc. Die beiden Berittenen galoxpirte» davon nnd Niemand verfolgte sie." Die Behauptung, daß Gotoy den A»- chlag selbst »»gestiftet habe, wikerlegt sich dadurch, daß er »nr durch eine» Zufall unverletzt blieb, Leute aber, die mit Schein- altentatc» arbeiten, pflegen in erster Linie darauf Bedacht z» ncbmen, baß ihr eigenes Leben nickt gefährdet wirb. Aus diesem Grunde ber innern Iliiwadrschcinlichkcit »nb im Inter esse ber von ibm selbst lo oft betonten Unparteilichkeit bätle cS zweifellos dem deutschen Vertreter besser aiigestandcn, tie Bcbalivinng als ei» Gerüche zu keiinrcict'iieli, als ikr amt lich den Stcmrel der Tbaisachc anszndrückcn. Im klebrigen bat, wie bereits anerkannl würbe, Herr v. Gutschmid sich tic Vertretung ber geschäftlichen Interessen Dcnlicklanrs stets eifrig angelegen sei» lasse», und wenn i» den besten deuischtii Kreisen Santiagos darüber geklagt wird, baß sie gesellschaft lich von ber deutsche» Gesandtschaft vernachlässigt oder ganz unbeachtet gelassen werben, so ist dies cin Mangel der noib- wendigen gesellschaftliche» Repräsentation der Gesandtschaft, dessen Andeutung wobt genüge» wird, um ihn zu beseitigen. * Von de» Impfgcgnern wird u. A. auch gegen die dritte Ililpfnng beim Militair anaekämpft, indem daraus aufmerksam gemacht wird, daß daS RcichS-Impfgesetz vom Jahre 1874 nur eine Impfung nach dem l. und eine Wiederimpfung im >2. Lebensjahre vorschreibt, eine dritte Impfung aber, wie sie beim Militair auSgciibt werde, nicht verlange Demgegenüber darf darauf verwiesen werden, daß die Impscinrichtiingcn in de» deutschen HecreStheilcn von dem RcichS-Impsaesetz unabhängig- und lange vor demselben entstanden sind. In der PclitionScommission dcS Reichstages, welche über ihre Verhandlungen betreffs der gegen die Impfung ingegangcneii Petitionen kürzlich Bericht erstattet hat, at der Oberstabsarzt l>r. Werner sich über die Frage der Impfungen beim Militair deS Ausführlichen verbreitet. Da nach wurde di« Erfahrung, daß die al» Kinder geimpften Leute vielfach im .8. und selbst im 2. Jahrzehnt wieder empsänglich ür da- Blatterngift werden, in der Armee im Anfänge dicse- IahrbundertS gemacht. Von 1819 an traten in dem preu zischen Heere Pockenerkrankungeu und Todesfälle in wachsen dem, beunruhigendem Umfange auf. Mit den jährlichen Re crutcntranSporlen wurde die Seuche immer wieder cingeschlcppt und gewann dann in den Truppentheilen weitere Ausdehnung. Die Gesabr, wclch^sich hieraus ergab, steigerte die Bemühungen um Abwehr der Seuche. Alle VorbeugungSmaßregel» halfen aber nichts, bis mau entdeckt hatte, daß der durch die Impfung gewährte Pockenschntz einer Erneuerung durch die Wiederimpfung bedürfe. Diese wurde durch eine CabinclS ordre vom 16. Juni 1834 für die preußische Armee all ;cmein eingesührt Tie banerilchc und württembergische lrmec batte die Recrutcuimpfung ebenfalls z» jener Zeit eingesührt. Daß Lurch die Mili'tairiinpfung ein nickt koch genug zu veranschlagender Erfolg erzielt war, beweist der Umstand, daß nach genaueren statistischen Ermittelungen mit deren Einführung die Pocken-ErkrankungS- und Sterbeziffer Nr "una in der Armee sofort erbeblich und dauernd sank. Nu» könnte man aber glauben, daß nach Einführung der Ncvacci Nation im 12. Lebensjahr die Impfung beim Militair in Fortfall kommen könnte Seit etwa I88K kommen durchweg nur Mannschaften zur Einstellung, die in ihrem 12. Lebens jahre gesetzlich wicdergeimpft wurden. ES machte sich die- bei den Reerutenimpsungen allerdings in so fern bemerkbar, als die bei solchen Leuten erzielten Impfpusteln weniger aus giebig an Inball waren. Die Zahl der Mannschaft aber, bei welcher sich die Impfung erfolgreich erweist, ist jetzt nicht merklich geringer, als f'ruder vor dem Rcichs-Impfgcsctz. Es berechtigt die- zu dem Rückschluß, daß sie auch für daS eigentliche Pockengist bis zu einem gewissen Grade wieder empfänglich sein würden, und die« legt der Armeelcitung die Pflicht aus, diese Empsänglichlcit zu tilgen, soweit eS in ibrer Kraft steht. Nur dann kann darauf gerechnet werden, daß die Armee im Frieden und besonder- bei einem Kriege in einem von Pocken beimgesuchtcn Lande seuckensrei bleibt und eine Einbuße an ihrer Schlagfertigkeit nickt erleidet. Wer sich des SicherbeitsgefüblS erinnert, mit welchem die gut geimpften Truppentbeilc im Feldzuge 1870 7 l sich in Pocken- durchseuchte» Ortschaften aufhalten konnten, ohne eine Gefähr dung ihre« GesundbeitSzustandcS befürchten zu müssen, wird aus diesen Schutz nicht verzichten wollen. * Die Berufung dcS Provinzialschulrath-Brand» in Osnabrück zum Vortragenden Ratb in daS preußische CultuSministcrium erfüllt die inmitten der Bewegung für die erziebliche Knabenbandarbcit Siebenden mit Freude und Befriedigung. Gcheimrath Brandt war im Jahre 1880 Milglied der Commission, welche da- preußische UnierrichtSministerium nach Dänemark und Schweden zur Einsicht in die dortigen Slojdbestrebungen entsandte, gehört zu Len Begründer» der heutigen deutschen Bewegung und bat feit 188t »> Osnabrück eine Handfertigkcit-schule eingerichlet, die zu den größten Deutschland- gekört. Wiederbolt war er auch bei den öffentlichen Congressen Vertreter dcS CulkuS- minister- So wird da- Ministerium in ihm also einen Sachverständigen erwerben, der mit der gesammten seitherigen Bewegung vertraut ist und zugleich alle Eigenschaften besitzt, um fördernd und organisatorifch nach dieser Richtung zu wirken. * Ueber die Stadtvcrordnetenwablen in Han no ver wird der „Magkeb. Ztg." von dort geschrieben: Nach unserer Ltöbtcordniing scheidet olle zwei Jahre ein Drittel de« au» 24 Mitgliedern bestehenden Büraervorsteher «(Stadlverord. neten») Collegium« au« Heule fand die Neuwahl diese« aul scheidenden Drittel« statt Selten baden Bürgervorsieherwahlen eine solche Aufregung unter den stimmberechtigten Bürgern »nserrr Stadt hervorgeruse», wie die heult vollzogenen. Seit Wochen fanden In den wahlberechtigten Distrikten Vorbesprechungen statt; in der localen Preis« wurde eifrig für und gegen dir von verschiedenen Seiten ausgestellten Tandidaien Partei genommen, auch privatim agitirt» man mit nicht geringerer Energie. Wäbrend sonst bei dielen Wahlen der Gegensatz zwischen Welten und Liberale» au«« - schlaggebend war, beherrichle die heutigen Wahlen ein andere« Schlag- wort. E« sollten Männer gewählt werden, die, unbeeinfluht von politische» Richtungen, aber dabei doch aus dem Boden der Reicks- versiissmig stehend, bei ibrer comiiiunalen Thätigkeit nur das Wokl der Stadt im -luge z» Kaden käticn. Eine große Partei un erer Bürgerschai» war nicht i» allen Punkten »itl dem biSdengen Wirken niedrerer Bürgervorslekcr einverstanden und kalte aus dem Grunde sich zur Ausstellung anderer Männer als der bis- kerigen enticlilosien. Diese Nickuuig in dem Gros nnic-.cr Burger- sckail hat bei den beuiigen Wable» eine» entschiedenen Sieg davon- leirageu. Tie meiüen i!»er CaudiLnteii sind zum Teil n-.u großen Wehrlieilen aewäblt. Wen» man die gewählte» Bnrgcrvormlnr »och ihrer polnische» Gesinnung grnvpiri, so Kat die welsijche Panel eine eniichicdene Niederlage erlitte»; nur Gckeiiiiralk Brnel ni säst einsiiiiiniig wiedergewählt. Ader auch die Caiididalen der biskcrigen Mehrheit haben nur zwei ihrer LanLitaten durch- gehracht: die Heeren Haaseinan» und Jungk: in den andere» Tislricten sind die von der andere» Partei anigeslelllen Herren znm Tkeil gcg.i, bisherige langjährige Bürgcrvorileher gewähii. Hoffen wir, das, die »eugewählle» Biirgeroorsieher de» Crwariunge». dag sie selbstständig und unabhängig von alle» Einflüssen ihres Ainles warte», in vo.lt»» Mage entspreche». * Aus Alteiibnrg wird n»S vom l. Tecembcr gemeltet: Ter Lanklag wurde heute kurz nach ll llkr von dem bis herigen 2. Vorsitzenden. Oberbürgermeister Oßwatb Allen- bürg, eröffnet. Im Namen des Herzog- begrüßic der neue StaalSminister v. Heltbors tie Landschaft und witmele dem verstorbenen langjährigen LantschasiS - Präsirenien v. SchwarzenselS und dem Wirkt. Gek. Ralk Sonneiifalo ehrende Nachrufe. Er gedachte anck de- Abganges seines Vor gänger- und bat die Landschaft, ihm ihr Vertrauen zu schenken, damit sie gemeinsam arbeiicn könnten znm Segen unseres Vaterlandes Auch der Vicepräsidcnt Oßwald gedenkt in einem herzlichen Nekrologe dcS verstorbene» Präsidenten v. Schwarzenfels, und die LandlagSabgeordnetc» erbebe» sich sammt den Vertretern der Regierung zum ehrende» Getäcklniß von den Sitzen. Nachdem noch der neue SlaatSministcr v. Hell dors und di« neu in die Landschaft eingetrcleiien Mitglieder begrüßt, sowie Vortrag anS der Registranke erstattet worben war, wurde die Sikung geschloffen. Nachmittag- 5, Ubr trat die Landschaft behusS Vornahme der Präsidentenwahl bereits zum zweiten Male zusammen. Nach dreimaligem Wablgange wurden dem Herzog folgende Candidatcn für das Präsidenten Amt vorgeschlage»: Oberbürgermeister Oßrvatd-Altcnburg -n l. Stelle, Geh-Regierung-rath G:rstendergk-Roda an 2. und Müklenbcsitzer Bu rk Hardt-Altcnburg an 3. Stelle. Nach stattgcfundencr Ergänzungswahl von zwei ComniissionSmitzliedern und Verlesung einer ErklärungSschrist an den Herzog wurde die 2. Sitzung Abends 6 Uhr beendet. » » * * * Wie an- Wien berichtet wirb, hat da- fast gleich zeitige Hinschcidcn deS Erzherzogs Heinrich und seiner Gemablin, der Baronin Waibcck, in den Hof- wie in den Bevölkerunaskreisen die tiefste Betrübnis) Hervorgerufe». Ei» trauriges Verhängniß wollte cS, daß der Erzherzog Heinrich, der sich bisher fast immer von Hosfcstlichkeitcn lern gehalten und zum erste» Male gelegentlich der knrzlichen Vcrm'biungS- seicr im Kaiserbause mit seiner Gemahlin bei solchen erschienen ist, bei diesem Anlässe im Verein mit seiner Gemahlin von der schweren Krankheit ergriffen worden, die beiden den Tod brachte. Wie verlautet, bade» die beiden Tabin- aeschicdencn ein vom selben Tage datirtcS Testament hinter lassen und wird die Beisetzung derselben mit Genehmigung des Kaiser- in der Familiengruft zu Bozen stattsindcn. * In der letzten Sitzung deS österreichischen Abgeord netcnHauses verlangte der Antisemit Prinz Liechtenstein Be schränkungen der Großindustrie zu Gunsten de« Kleingewerbes und behauptete, die Linke werde durch das Großcapital beein flußt. Der Liberale Pichler sprach unter großer Erregung der Linken gegen Prinz Liechtenstein Plencr rief: Liechtenstein Fälle nennen. Liechtenstein schwieg, woraus Pichler ibm Unwahrheit vorwarf. Der HandclSministcr trat für die Subvention der DonaudampsschiffsahrlS - Gesellschaft aus Handels- nnd militairischen Interessen ein. Die Belkeiligung an der Cbicagoer Ausstellung sei nothwcndig Gegen den Prinzen Liechtenstein erklärte der Minister, dem Kleingewerbe könne durch Erhöhung der Concurrenzfäbizkcit gcholsc» werden. Tie Eindämmung der Industrie würde das Klein gcwerbe ruinircn. * Der Polenclub des österreichischen Abgeord netenbaust- hat zu der Frage wegen Bildung einer Regierungsmehrheit endlich offene Stellung genommen. Ter Obmann desselben, IaworSki, gab bekanntlich die Erklärung ab, daß der Polenclub an der zu Beginn der Parlaments scssion eingenommenen Politik der freien Hand scstbcilte, daß jedoch, im Falle die hierzu in erster Linie bcrusenc Regierung die Schaffung einer festen Mehrheit veranlassen sollte, der Club, bei der derzeitigen Zusammensetzung dcS Abgeord netenhauses, seine Mitwirkung nur einem gleichzeitigen Zusammengehen mit dem Club der Conservativen »nd der vereinigten deutschen Linken leihen werde. Der Club der Conservativen ist der Hobenwarlclub, ber auö den böbmischen Feudalen, den deutschen Klerikalen und de» südslavischen Abgeordneten besteht Ein Zusammengeben der deulschen Linken mit dieser Fraction kan» al- gänzlich aus geschloffen gelten, und so ist cS zum Glück unmöglich ge worden, daß die deutsche Oppositionspartei zur Stütze des Ministeriums Taafse werde. Eine gedeihliche Resormarbeit auf ivirlbschasltichem Gebiet ist unter diesem Cabmet ohnehin unmöglich, wie der Widerstand de- FiiiaiizministcrS gegen den Antrag Plener, der eine Entlastung der niedrigsten Classen der Erwerb-steuerpflichtigen bezweckte, gezeigt hat Der ganze Nachlaß hätte 600 00» Gulden im Jahre betragen und diese Summe hätte sich auf anderen Gebieten einbringe lassen^ DaS Auftreten de- FinanzministerS zeigte jedoch, daß auch die in jeder Tagung de- Abgeordnetenhauses angelegte Aenderuug der Erwerb-- und Einkommensteuer auf keine Förderung bei dieser Regierung rechnen kann, deren ganze Finanzweisheit in Erhobung der Sieuerzuschlägc bestellt. Unter diese» Umständen ist der einzig ersprießliche Weg für die deutsche Linke die Fortsetzung der seit säst zwölf Jahren durchgefübrten Opposition. Aus die Forderung des Polen- club- nach Berücksichtigung der „nationalen Traditionen" und der „autonomen Grundsätze" desselben batte sie ja ohnedies nur schwer eingeben können Haben die Deutschen so lange auf einen Umschwung der inneren Verhältnisse in Oesterreich gewartet, wird ihnen auch jetzt nicht die Geduld auSgehen Viele Anzeichen beweise» bereit-, baß ein Umschwung nicht »ikbr lange auf sick warte» lassen kann. * Das ganze öffcniliche Leben der Schweiz drcbl sich gegenwärtig um bic Frage der Eisenbahnverstaat lilkung nnb je naher der Tag tcr Abstimmung über den nkans rer Cenkralbakn — der 6. December — rückt, desto lebhafter wirk die gegenseitige Agitation. Selbst innerhalb derselbe» Parteien bcstcbcu Gegensätze über den Aiikaufsplan, und cs ist ganz unmöglich, auch »nr Wakrsck'einlichleilsschlüsse über das Ergebnis; ber Abstimmung zu ziehen. Der Berner „Bund" ick'tci angesichts dieser Sachlage eine» eindringlichen Mahn ruf an die Fiennbe der Verstaatlichung, alle Kräfte für tie Annahme ber Ankanssvorlagc anftnbietcn, und begrüßt bas Eintreten des Bunbespräsirciitcii Welt! für dieselbe. Bei er von attcn Seile» e>nges>a»tcncn Unkaltbarkeil ber gegen wärtigen Zustänoe un Eisenbaknwescn der Schwei; fei zu Kossen, daß die Einwänte der Gegner der Verstaallicknng, bei denen iicuncnllick die von der Eidgenossenschaft zu übcr- ncbniei-.de Sck'iildenlast und der boke Ankaufspreis die Haupt- olle spielen, in ihrer Unstuhbaltigkeil erkannt nnd der Ueber- ang der Balm an den Staat in der entscheidenden Ab- iiiumnng die Mekrkcil sinken werde * Aus Paris Wut gemeldet: Die 7. Kammcrabtbeilung rkannle mii 10 gegen 8 Stimmen die Wahl Lafargue'S für gütig an. * In der Sitzung der fr anzö fischen Deputirtenkammcr am Menlag winde zunächst eine Staatssnbvcnlion von HO 000 Frc». an Bergarbeiter bewilligt, welche bei Monthieur tVoire) eine Koblennnne käustich erworben haben. Daraus wurde die Bcralbung über den Colonial Etat, wieder ausgenommen. Der Uiilerstaatssecrelair Elienne trat in längerer Rede für die Positionen des Budgets ein; die zegenwäriigc Periode der Lck»vierigle>icn würde sofort ikr Ente finden, sobald die Ucbcrzcngung in de» Eolonicn allgemein geworden sei, baß zwischen der Regierung und dem Parlamente cin vollkommenes Einvernehmen in Bezug auf bic Cotoniatpottik besiehe. Der Unter- taatSsecretail ging sodann aus die Lage jeder einzelnen Colonie ein »nd hob zum Schlüsse die Nolbwcndigkcit hervor, cvmmerziellc Absatzgebiete in den Colonien zu suchen und dazu große Colonialgesellschaslen zu gründen. Tie Kamme' nahm mehrere Artikel dcS Erat« an. * Der nunmehrige erste Lord deS Schatzamtes und Leiter deS englischen Unterhauses, Balfour, hat eine geschäftige Woche hinter sich. Es ist kein Tag vorhanden, au welchem er nicht in seiner schottischen Hcimath eine Rede hat halten müssen. An einem Tage betrug sogar die Zabl seiner An- prachen fünf. Wer, wie Herr Balsvur, der erkorene Liebling einer großen Partei geworden ist, an dessen Rcdcgabe» werden in England die größten Anforderungen gestellt. Am Soiliitag verlieb Herr Balfour der Eröffnung de- BazarS der conservativen Arbeitervereine in Edinburg durch seine Anwesenheit daS nöthigc Relief. Seine bei der Gelegenheit gehaltene Rede bot »ichrercs ErwäbnenS wcrlke. Seit der Gründung der Union haben nur zwei irische Odcrsecrctaire da- Amt so lauge inne gehabt, wie er. Herr Balfour ist durch und durch nickt nur vom pbilo- sopkiswen sondern auch vom politischen SkcpticiSmuS erfüllt. Er Kal gewiß Grund, aus seine Erfolge in Irland stolz zu sein. Dennoch meint er, die Zukunft werde erst lehren, ob sic von Dauer sein würden. Eine Hoffnung aber auSzu- sprecken sei, wohj erlaubt, nämlich, daß eS niemals wieder zu einer so riesenhaften agrarischen, mit amerikanischem Gelte bezahlten Verschwörung in Irland kommen werde, wie sie die 6 oder 7 erste» Jahre dcS letzten DceciiniumS gesehen hätten. Eine Frage wie die irische, die Jahrhunderte tanz bestanden habe, könne naturgemäß nicht während tcr AmtS- dauer eines Ministeriums gelöst werden. * John Howard Parncll schifft sich morgen auf dem „Majestic" nach OuccenStow» cin und beabsichtigt, sich nach Paris zu begeben. Er hofft, daselbst die Freigabe der irischen Parteigclder zu erwirke» und die irischen Fractioncn wieder zu vereinigen. Sein Plan geht dahin, alle Parteien aus Grund der Plalfori» von l88.8 unter der Leitung O'BrienS unter einen Hut zu bringe». * Infolge der Zusammenkunft mit dem Nuntius Ferrata empfing Rcbot den Gesandte» beim Vatiean, Lcsdbrr de Behainc, in einer langen Unterredung; derselbe wurde bcaus tragt, dem Papste mitzntkeilc», daß, wenn tie Agitation tcr Bischöfe andaucre, die Regierung sich nicht weiter der Kün digung dcS ConcordatS widcrsetzcn werde. * Der bekannte norwegische Schriftsteller Alexander Kietlanv wird am Sonnabend seine ofsiciclle Ernennung znm Bürgermeister von Stavangcr erhalten. Auf conscrvatiocr und bochkircklichcr Seile herrscht wegen dieser Eriicnniing eine lebhafte Verstimmung. * AnS Bukarest wird gemeldet: Der Minister de- Innern, der KriegSmiiuster und der Minister der öffentlichen Arbeiten haben ihre Temission gegeben. * Wie anS Belgrad berichtet wirb, werden die von gewisser Seite betriebenen serbisch - montenegrinischen An näherungsversuche fortgesetzt. Von monlenkgrinischcr Seite leistet man diesen Bemühungen bereitwilligst Vorschub. AlS neuester Anlaß zum Austausch von Freundlichkeiten wurde die Beherbergung der monicnegrinischc» Auswanderer in Serbien benutzt, indem Fürst Nicolaus von Montenegro ein besonderes Dankschreiben für kie tcn Montenegrinern er wicienen Woblthaten an den König Alexander gerichtet bat. Die Montenegriner, welche sich in Serbien niedergelassen haben, scheinen über diese Woblthaten anders zu denken, denn bekanntlich strebt ein großer Tbcil derselben schon seil Langem die Rückkehr in ihre Hcimath an * Eine in London eingegangene officielle Depesche au- Rio Grande do Sul tbeilt mit, daß die Tbcilnehmcr an dem Aufstande die Waffe» niederlcate», sobald durch den Rücktritt da Fonseca'S die Verhältnisse die verfassungsmäßige Gestalt erhielten und daß seitdem in Rio Grande Alle- ruhig ist. * Nachrichten aus Buenos AyreS rusolge sind die Dahlen fast durchgängig zu Gunsten der Regierungspartei ausgefallen * Die Lage in Cbina gestaltet sich immer ernster, nicht nur für die fremden Geschäfl-leule, die Missionare und die
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