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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911203010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-03
- Monat1891-12
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Abom»e«e«tSprekS t» dir Haaptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Au«, aabestellen abgeholt: vierteljährlich-^« üO, bei zweimaliger täglicher Zustellung >n» Van» ückü. Durch di» Poll bezogen iur Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich 6.—. Directe täglich« »reuzbaadjeuduag tu« Ausland: »ouatüch -ät S-—. Dir Morgeu-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, bi» Lbeäd-TuSgade Wochentag« b Uhr. Lr-aclion und LrpeLMo«: AndaiinrSgafic 8. Dt, Izpedilton ist unnnterbrochea ga- issnel von früh v bi« »dend« 7 Uhr. Filialeu: ktt, Me»«'» Sartt«. <U1sreff Hätz«). Unlversitätssiraße 1, Louis Lösche. jktharinenstr. 1«, pari. und König-Platz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Morgen-Ausgabe. WpMer und TagMall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GcMftsverkehr. Donnerstag den 3. December 1891. JnsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespalteu« Petit, »eile 20^, Reelanien unter dein Redaettons- strich («gejpaltrnj .'>«>>>>. vor den Familien- »achrichier. I6qeipalten> «0.^. Abend-Ausgabe: die Kgeipallene Petitjeile 40^ Reklamen unter dem Redaclivasstrich l« gespalten) l >t, Famuieuiiaeyllchteit uov Anzeigen verlorener tttegeuslande nigetpaltru) 20 ^ Gröbere Schriften laut unserein Preis- vcrztichiilst. Tabellarischer und Ztjjünsatz uach höherem Tarif. trrtra-Beilagen (gesalzt), nnr mit der Peoraca-Ausgabe, ohne Poslbesarderuug vO.—, mlt Postbejorderuag 70.—». Ännahinkschlub für Inseratr: Abend-AuSgabe: Vormittags 1V Udr. Morgen-Ausgabe: Nachm-llag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 0 Uhr. Bei den Filialen und Annadmeslelleu ;« ein« halb« Stunde früher. Inserate s>nd stets an di« Expr-tltoa zu richten. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lrkanntmachllng. Hierdurch wird bekannt gegeben, dag das «rue LiuScr-Lranlentzaus (Leipzig-Rcudnitz, Platzmannslraße) mit Anfang Trrrinbcr d. I. zur Ansnahmc kranker Linder jede» Alters eröffnet werden wird; und zwar werden vom l. Decemder an nicht anftrckend krankr Kinder und vom 7. . . auch ansteckend kranke Kinder (Scharlach, Diphtherie u. s. w.) ausgenommen. Die Verpslegnngskosten sind dein Charakter der Anstalt entsprrchend möglichst niedrig gestellt und sind siir einen Monat im Voraus zu bezahlen. Mit Ärankencasseiivorständen bleiben besondere Vereinbarungen Vorbehalten. Weitere Ausschlüsse gicbt jederzeit gern die Unterzeichnete Direktion. Leipzig, am SO. November 1801. Dir Direktion des SindcrkrankcnhauseS. Med.-Ralh Pros. Or. Heubner, Direktor. Lekainllilillchung. Wegen Einlegung von WasserleilungSröhre» wird die Probsthaidaer Strafte im Stadtbezirk Leipfig-ffonnrwitz in ibrer Ausdehnung vom Mühlgraben bis zur Bornaischen Straße von Donnerstag, de» 2. dieses Monats ab, aus die Dauer der Arbeit,» sür allen Fatzrbrrkrbr gesperrt. Leipzig, am 1. Tecembcr 1801 Ir 14266. Ter Math der Stabt Leipzig. vr. Georgs. Leist istner. Lkkliniltmiichllllg. die Ltcucr-NcstgcschästsftcUe im Ltadthause zu Alt-Leipzig betreffend. Im Anschlüsse an unsere, am 27. vorigen Monats in diesem Blatte veröffentlichte Bekanntmachung bestimmen wir, dass die auf den zweiten diesjährigen Eiulommensteuertermin — 15. und ItO. September — rückständig gebliebenen Steuern «nd Abgaben vvm »irrten Trccinbrr dieses Jahre« ab nur an di« Steuer-Restgeschästrstelle im Stadthaus« zu Alb Leipzig »» bezahle» sind. Leipzig, den 1. December 1891. Ter Math der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Köch. Utrmietlilllltz. I» den nachgenanntc», der Sladtgcmeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Micthrüuine gegen viertel-, bez. halb- jährige Kündigung anderweit zu verinielhen: 1) Markt Nr. 1 — Nathhans — das nach dem Markte heraus gelegene Verkani-gewülbe Skr. 5. 2) Mark» Nr. 1 — '.Uaililians - das an der Ecke des Salz, gäßchens und dem Naschmarkte gelegene Verkauss- aewölbe Nr. 30. I) NaschmarN Nr. 4 - Altes Bürsrngedände - das nach dem Salzgätzche» herans gelegene Verkaussgewülbe Nr. 2 init NicdcrlagSraum. 4! Nrtchsstraftc Nr. 1 eine in der 3. Etage gelegene, auS 2 drcifenstrlgen, 2 zweifenstrigen und 0 eintcnstrigen Stuben, Küche, Speisekammer »nd sonstigem reichlichen Zubehör be stehende Wohnung. 5 Neichastraftc On. ff ein Hausstand mit angrenzender Kammer. 6 Salzgäftchklt Nr. 2 eine in der I. Etage gelegene, aus 7 Stuben, 3 Kammern, Küche und Zubehör beltehendr Wohnung. 7i Niiiversitätostraftk Nr. 22 eine in der 3. Etage de« Hintergebäude- gelegene kleine Wohnung. 8) Magaziitgaffc Nr. 27 ein Verkaussgewülbe mit 2 Lager- räumen. 0) Marschadstrafte Nr. 2 — Frnrrwcbrdepot — in Leipzig Nruduitz die in der 8. Etage links gelegene, neu vorgerichtele nnv aus 4 Stuben, 1 Kannner, Küche und Zubehör hestehcnde Wohnung. 10) Marschalstraftc Nr. 2 — FenerwehrSepot — in Letpitft-Neudintz eine in der 4. Etage »ach hinten heraus gelegene, aus 1 Stube, 2 Kammer». Küche und Zubehör bestehende Wobnung. II) Zweiiianiidorsr, Strafte Nr. 1 — vor,». NathhauS in Lktpzia-A»ger-8ro»tc»dors eine IN der 2. Etage g,. legene, auS 2 Stuben, 2 KaituNcrn, Küche und Zubehör de- stehende Wvhmuig 12 Schulst»aftr N>. I I — Alte Schule — i» Ltipz>«-rho»- brrg eine im Patterre gelegene, besonders siir einen Tischler oder Glaser pass,»de Werkstatt mit Lagerplatz. 13> «cmrinbcamtsstraftc Nr. <t tu Lcipzig-Linbruau die im Parterre links gelegene Wohnung, bestehend anS Stube, Kammer und Küche, zu Niedcrlagszwccke». 14) Kurze Strafte Nr. 12 i» Lctpztg-Plagwit» — effemal Nathhausgruiidsttick — eine in der 3. Stage gelegene, ans 1 Salon, 4 zweifenstrige» und 3 eiusenstrige» Stuben, Küche und Zubehör bestehende Wohnung. 15) Hauptstrafte Nr «<i — Alte Schul« — ln Lripzig- Lleinzschocher eine in der 1, Etage rechts gelegene tu Wohnung. 16) Lchleuftiger Weg Nr. 18 in Leipzig-Sleitlzschocher eine in der 1. Etage gelegene kleine Wohnung. Tie Miclhräuine unter I—5 sind vom 1. April k. IS. ab und die übrigen sofort zu vermiethc». Mielhgesnch« werden auf dem Rathhaus«, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, «ntgegengcnommen. Leipzig, den 23. November 1801. Der Natt »er Stadt Leipzi« I» 4651. vr. Triindliu. Krumbiegrl Montag, den 7. December ». I.< sollen von Vormittags Uhr a» aus dem Kahlschlage in Ablh. 27b des Burgauer Reviers in der sogenannten Liubeiiancr tLottgr. dicht an der grünen Linie, in der Nabe der Leutzicher AUeebrucke 152 Stück Eichen-Nufttlötze 2> 06 cm Miltcustärk« u. 2—13 w Länge, -und unter den öffentlich aushaiigenden Bediiiguuge» und gegen die übliche Anzahlung a» Ort und Stelle meistbietend vetkaust werden. Zusauimcukunst: aus dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 28. November 180l. De» «aths Forftdepntation. 02 - Buchen- - 19 17 . » 8 » 27 Ahorn- » 18 34 - . 4-10 - 31 » Eschen- » 1731 - » 4— 9 » 57 - Rüster». . 17 52 - . 4—14 . 10 - Maßhold.« - 20,28 . - - 4— 9 » 1k Linden- » 21 56 - - 4—11 . 1 Ellern- - 18 - » 6 » 100 - deiche»- und tssche» Tchirrffülzrr. Concursverfahre«. In dem Eoncursversadren über da« Vermögen de« Schuhsabri 'rate, Anton Laub z» Wclftenfkt« ist in Folg» eine« von dem Gemeinichuldner gemachte» Vorschläge« zu einem Zwang«vergirich« Zergleichstermin auf de» 18 Deeember I8»I. vormtttoa« »1 Uhr. vor dem Königlichen Amtsgerichte hierseldst, Ztinmer Nr. 7, an- beraumt. Der ZwangSvergleichsvorschlaq und dl» Erklärung de- Gläubiger. Ausschüsse« über die Aunehindarleit desselb«» sind aus der Gerichts- ichreiberet. Zimmer Nr. S, aiedergeleg» und können dort «tngebhen werden, «echmsst«. d«, 88. «ooemder 1«1. ««tck^richl. «tzttz. D llntzholzauctio». Lkklnrntmachung. Am 6. Oktober d. I. ist einem hiesigen Trödler von einem un- gesahr 16 bi- 17 Jahre allen Menschen von mittlerer Gestalt und mit gesundem Gesicht, welcher sich Franz Pieler genannt hat und mit braunem Zacket und dunklem Fitzbut bekleidet gewesen ist, eine ilberne Remontoir-Ankeruhr, welche die Fabriknummer 77280, auf der Euvette die Inschrift „Zur Lonsirmalion Ostern 1880" und in der Mitte der Rückseite ein cingekritzeltes „A" trägt, zum Kauf an- geboten worden. Da sich der >unge Mann über seine Person ous- zuwesscn nicht vermocht Hot, ist ihm von dem Trödler nur ein Theil des geforderten Kaufpreises mit dem Bemerke» ausgezahlt worden, das, ihm der Rest auagezahlt werden würde, sobald er seine Legitimationapapiere vorlegen werde. Trotz seiner Zusage, dies zu thun, ist der Mensch bei den, Trödler nicht wieder erschienen, und da die angesiellte» Erörterungen ergebe» haben, dast auch die von ihm über ieme Perion dem Trödler gegenüber gemachten Angaben unwahr gewesen sind, liegt die Vrr- iuuihuiig »ah«, daß die Uhr durch eine strafbare Handlung erlangt worden ist. Wir ersuchen daher jeden, welcher über den Ligenthümer der Uhr oder über dir Person des Verkäufers derselben irgend welche Angaben zn machen vermag, dies ongejaumt in unserer Lriminal ablheilung zu thuu. Leipzig, den 30. November 1801. Da« Poltzelowl Der Stabt Lelpzta. VII. 4446. Brrtschnetder. Aecker. Sparkasse Likbertwolkwih. Unter IKaranttr der ein ei» de. Reserven: »««.«24 t»4 Sparvcrkchr vom I. Januar bis 30. Nvvember 1801. 8523 Einzahlungen im Betrage von 1,048,524 ./t 80 5865 Rückzahlungen ... 761,204 >4 04 Berzinsung der Einlagen mit 2',"». Expcditivnszcit: Montags und Donnerstags. Dir ZweiggrschüstSstellc in Stötteritz exprdirt jede» Donners- lag Nachmittag von 5—7 Uhr. Tie Sparcassritverwaltttiig. Dyck. Die Lolonialfrage im Ucichstage. Die mit Spannung erwartete vorgestrige NcichStazSsitzung ist ohne große Aufregung vorüber gegangen, die Beratbung bewegte sich, abgescbcii von der Rete de« Herrn vr. Bam- bergcr, in rubigcr und rein sachlicher Weise, welcher Verlaus durch die geschickte Behandlung des BeratbiingsstoffcS durch den Geb. Raid Kayser erleichtert und begünstigt wurde. Wir habe» i» »cuhster ^eit schwere Verluste an Männern gehabt, welche sich um die Entwickelung unserer jungen Eolonie in Lstasrika große Verdienste erworben babcn, uud wir babc» dadurch an moralischem Einfluß an Ort und Tlelle un zweifelhaft Einbuße erlitten. Einer solchen Lage gegenüber erscheint eine rubige und würdige Haltung des Ncichslagcs als die allein richtige. Mit der Taktik des Herrn Bam- berger, welcher sich auf den Standpunct stellt: „Habe ich nicht gesagt, daß es so kommen werde und müsse" und .Sekt Jbr nun nickt eiu, daß eS am besten ist, die Eolonicn so schnell als möglich wieder loS zu werden?" ist es nicht gcldan, sondern cS kommt darauf an, Mittel und Wege zu finde», wie daö Geschehene durch um so größere Erfolge wieder auS- znglcichen ist. Ein Abgeordneter, welcher von Ve. Peters »ich:« Andere« zu sagen weiß, als daß er ein tüchtiger, uner schrockener Mann sei, der cs verstanden babc, 50 Mjstw„eu Deutschen Ungelegenbciten zu bereiten, ist nickt ernst zu nehmen. Mit solcken „Witzen" ist die Ausgabe, welche uns in Ost asrika gestellt ist, nicht gelöst, wir haben zu erforsche», wo der Fehler liegt und in Zukunft weitere Fehler zu vermeiden DaS Zukunftsbild, welches Gras Arnim von unser» Eolonicn entworfen hat, ist lachend und hossnungSvoll. DaS Netz von Eisenbahnen, welches volkreiche Städte u»d frucht bare Gebiete mit euiander verbindet, der lebhafte Dampser- verkebr, durch welchen der Austausch der Erzeugnisse Afrikas und Europas vermittelt wird, kann nur anregend aus die cvlouisatorische Thätigkeit wirken, aber Graf Arnim hat die Zukunft im Berdältniß zur Gegenwart zu sehr in den Vordergrund gestellt. Es widerspricht den Thatsachen, wenn Graf Arnim bebauptet, daß eS notbweiidig war, nach der Niederwerfung des von Buschiri und Bana Heri geleitete» Aufstandes andere Berwaltungsgruntsätze cinzusühreii. Graf Arnim hält eS für richtig, daß an die Stelle des Systems Wissman» daS System Swden getreten sei DaS ist e- gerade, was wir und viele Andere mit uns bestreiten, daS System Soden war verfrüht, und eS ist noch keineswegs fest- gestellt, daß Wissmann nicht auch im Frieden die Leitung der Eolonie bätlr sachgemäß gestalten können. Gras Arnim meint, daß auch Wifsmann den Untergang der Expedition Zelcwski'S nicht balle verhindern können. DaS bestreiten wir, denn er würde wahrscheinlich dies« Expedition nicht unternommen oder anders organisirt haben. Er balle von den organisatorischen Talenten ZelewSkiS al« StalionSchcf eme hohe Meinung, aber in militairischer Bezirbung hielt er ihn nicht für geeignet, die Führung unter vorzugsweise schwierigen Verbältniffen zu übernebmen. Wir halten die Ablösung de« SvstcmS Witsmanu durch da« System Soden während riuer noch unerprvdlen UebergangSzcit für den schwersten Fehler, der überhaupt in Lstasrika begangen worden ist, noch schwerer al» den der Prci»gebung Zauzibar« uud Witu«. Daß di« gegenidttlig« Auffassung de« Grafe» Aruim nicht die entsprechende Zurückweisung erfahren hat, erregt unsre Verwunderung unk wir beklagen eS. Im Uebrigen haben wir aus der vorgestrigen Beralhung ersebc», daß die Stimmung brr großen st)!ebrkeil beS Reicks tagrS der Erkaltung und weiteren Entwickelung unserer Eolonie» günstig ist, und daß die UnglUckSjälle, welche wir in neuester Zeit zu beklagen hatten, nicht die Wirkung gehabt habe», welche Herr Vr Bamberger gewünscht bat. Die ganze Angelegenheit ist von Seiten des Reichstages mit einer Zurück ' allung behandelt worden, die unseres ErachtenS zu weit gebt. S hätten unbeschadet der Zwecke, welche wir verfolgen, die Ursache» der Ungliickssälle freimütdigcr erörtert werden könne». ES bandelt fick dabei nicht um Personen, sondern um die Sache, wie eS Gras Arnim ganz richtig bezeichnet bat, um Systeme Während eines UebergangSzustandeS ist der Wechsel sowohl in den Personen, welche an der Spitze stehen, wie im Systeme zu vcnncidcn, daS beißt in den Grundsätzen, nach welchen die ^rganisaliou uud die Verwaltung gesübrt wird. Wissmann wurde zu einer Zeit abberiisen und durch Soden abgclöst, als »och nicht die mindeste Sicherheit darüber bestand, ob der durch die glücklich bestandenen Kämpfe ausgcrichlete Friede auch von Dauer sein werde. Die Keime zu weiteren Kämpfen waren bereits erkennbar, als Wissmann die Expedition »ach dein Kiliiiiandscharogcbict beendet hatte. Damals war die Lage in Lstasrika so günstig, als sic nur irgend gewünscht wcrdcu konnte, aber eS mußten Bürgschaften gegeben werden für die Dauer, und diese ließen sich allein durch militairische Maßregeln erreichen. E- kam eine Zeit, in welcher die be- stcbenden Verhältnisse dadurch befestigt werden mußten, daß man Gewehr bei Fuß den weitere» Verlaus der Entwicklung beobachtete und je nach der Haltung der Bevölkerung die Maßregeln einrichlete. Statt dessen wurde eine Eivil-Derwaltung cingcführt mit der erklärtcu Absicht, von icyt ab nur friedlich mit den Eingeborene» uud sonstigen Bewohner» der Eolonie zu ver lebten und fertig zn werden. Daß diese an sich sehr löbliche Absicht nicht auszulührcn war, ergab sich bereits zwei Monate nach dem Amtsantritt des Herrn v. Soden Die gegen dir Wahcbc ausgerüstete Expedition unter Führung ZclcwSki'S war der überzeugende Beweis für dir Thalsache, daß die Periode der kriegerischen Unternehmungen gegen die feindlichen Vtämuir in Ostafrika noch nicht abgeschlossen sei, und Liese Unternehmung mißglückte, wahrscheinlich weil die Wahl de» Führers uuzwcckmäßig war bei aller sonstigen Tüchtigkeit des leider gefallenen Prcmicrliculcnant« v. Zclcwöki. Der Reichstag hat sich über diese hochwichtige Frage am Dicnötag nicht ausgesprochen, vielleicht in der Absicht, den Schwerpunkt der Bcraibungen in die Budgetcoinmissioii zu verlegen. Das geschieht mit OrganisativnS-Angclegcnkcilcn, besvukcrS militairischer Natur immer, aber cS sragt sich, ob diese Rücksicht i» dem vorliegenden Falle geboten war. Wen» ei» Abgeordneter die Einführung des Systems Soden an Stelle des Systems Wissmann sür richtig erklärt, dann muß auch die Acußcrung der cntgezeiigcsctzlcn Meinung gestaltet scui, und diese ist unterbliebe». Tie Eolonie in Lstasrika liegt den« größte» Theilc de« deutschen Volkes sehr am Herzen, und eS ist ein berechtigte« Verlangen, daß an der geeigneten Stelle, wo die öffentliche Meinung zum Ausdruck kommen kann, ohne auf ein anderes Hinkerniß zu stoßen, als auf die Stimme des Leiters der Versammlung, auch daS gesagt wird, waS die große Mehrzahl der Wähler denkt und wünscht. Die Presse hat in dieser Beziehung nur ei» untergeordnetes Gewicht, ibre Be mühungen kommen erst dann zur vollen Geltung, wenn sich der Reichstag bannt einverstanden erklärt. Die Bewilligung der verhältinßmäßig kleinen Forderung sür Eolonialzwcckc bietet keine Schwierigkeiten, aber auch eine unbedeutende Summe ist verschwendet, wenn sie nicht richtig angewendrt wird. DaS System Soden ist, ganz abgesehen von der Person nach der überwiegende» öfseullichcn Meinung nicht daS richtige. eS muß durch ein i»iliIair>schcS System abgclöst werken, bis in Ostafrika der Grad von Ruhe herrscht, welcher die Durch führung der friedliche» deutschen Adsichlen ermöglicht. Die Ernennung de« EapitainS Rüdiger zum Stellvertreter des Herrn von Soden enthält die Aiierkcunung der Richtigkeit dieser Auffassung an der Eentralstclle. * Leipzig, 3. December. * Der Kaiser hat der „Wcimarischeii Zeitung" zufolge i» HuminelSbain daS nachstehende Handschreiben an den Herzog zu Sachscn-Altenburg gerichtet: Meine gegenwärtige Aiitveicnheit hicrielbst und der mir zu Theil gewordene Überaus herzliche Empfang in Euer Hoheit Landen giebt mir die willlouinieiie Gelegenheit, Eurer Hoheit eiu Zeichen meiner Achtung und Wcrthjchätzung dadurch zu geben, dich ich Eure Hoheit hier»»! er I» suite des Thuringijchen Husaren-Regiments Nr. 12 stelle. Indem ich wünsche, dag es Eurer Hoheit Freude machen wird, die Uniform diele» Regime»!- anzulegen, verbleibe ich mit der Versicherung der ausrichligstcn Frcundschast Eurer Hoheit sreundwilliger Vetter Wilhelm. * Der Kaiser empfing beule im Neuen Palais zu PotS dam den Gouverneur von Kamerun Zimmerer, sowie den Ehcf der Victoria-Expedition Oscar Borchert und beehrte sodann dieselben mit einer Einladung zur FrühstückStasel. Die Herren Zimmerer und Oscar Borchert werden in den nächsten Tagen nach Afrika abreisen. * Fürst Bismarck wird am 7. December in FriedrichSruh eine Deputation cuipsangen, welche ihm den Ehrenbürgcrbrie der Stabt Siegen überreichen wird. * Der Reichskanzler richtete an alle Mitglieder des Reichstages, welche Karten bei ihm abgegeben Haben, Ein ladungen zu einem parlamentarischen Diner. Des beschränkten Raumes wegen empfängt der Reichskanzler die Gäste nacheinander am 3., 6. und 8. December. * Die BundeSrathS-AuSschüsse sür Handel und Verkehr und Justizwesrn haben nach langen und sehr eingehenden Erörterungen sich über eine Reihe von Vorschriften über die Invalidität«, und Altersversicherung der Hausgewerbetreibenden der Tabaksabrikation schlüssig gemacht. Diese Vorschriften, welche bereit« am 4. Januar tS02 in Kraft treten sollen, beziehen sich aus ll verschiedene Puncte, die sich selbstverständlich an da« Invalidität« - und AlierSversicherunaSgesey eng emschließen. In der Hauptfach« wird di« verstch»ru»i«pflicht nach ß. 1 des gedachten Gesetze« aus solche selbstständige Gewerbetreibende lHau-gewerbclreibende) crllreckt, welche in eigenen Betriebs liätten im Aufträge und sür Rechnung aneercr Gcwerbe- treibenden «.Fabrikanten, Fabriklausleulc, HaiitclSlcutc) mit der Herstellung oder Bearbeitung vv» Eigarren oder anderen Tabaksabrikaicu beschäftigt werke», und zwar auch dann, wen» diese Hausgewerbetreibende» die Roh oder Hilsssloi'e selbst beschaffen, und auch sür die Zeit, während welcher sie vorübergehend sür eigene Rechnung arbeiten. Jedoch findet das keine Anwendung aus solche HaiiSgewcrbetrcidende, die daS Geschäft regelmäßig sür eigene Rechnung betreiben und nur gelegentlich von andern Gewerbetreibenden sür deren Rechnung beschäftigt werden. * Den Berliner „Politischen Nackrichten" zufolge treten demnächst Eomiuissare der RcichSämter nir Inneres, Justiz und Schatzamt, sowie des preußischen Ministeriums der Finanzen, Lankwirlbschast und für IunercS zusammen, »m darüber zu beratben, ob und welche Maßnahmen zur Besei tigung der Mißslände an der Produktenbörse zu er greifen sind. * Von Herrn Eugen Wols wird dem „Aerl. Tazebl." geschrieben: Emin Pascha soll einen Brief an daS Gouvernement in Dar-eS-Salaam gesandt haben, worin er die Mittheilung macht, er betrachte sich nicht mehr als in deutschen Diensten siebend. Seine bewaffnete Macht beim Verlassen de« deutschen Juleresscngebiclcö bestand aus fünfzig Sudanesen. * Der BezirkShauptuiann von Bagamouo und Führer der 2. Eompagnic der Schutztruppc RockuS Schmidt ist aus Berufung in Berlin eingctrofseii. Er sollte »och im Lause dieses MonatS die Fahrt nach Wcstafrika anlreleu, da er al« Nachfolger des Freiherr» v. Gravenreulb zum llrcichseominiffar für daS südliche Kamerun ausersclien war. La aber Haupr- maiin Schmidt in letzter Zeit am Trvpensiebcr gelitten batte, so mußte er sich hier einer ärztlichen Untersuchung u»ter- zicbcli, welche ergab, das; Leber und Nieren in einer Weise gelitten haben, daß seine Ucbersiedelung »ach tropischen Ge bieten sür jetzt nicht möglich ist. Er wird daher zunächst in Deutschland bleiben und kann also für die Stellung in Süd- kamerun vorläufig nicht mehr in Betracht komme». * AuS Kairo wird gemeldet, daß die von Major v Wissmann in Egypten »»geworbenen 300 sudanesischen Recrulen in Suez nach Dar cS Salaam eingcschisst wurden. Wissmann selbst ist noch nicht im Stande, Kairo zu verlassen. » * In der österreichischen Delegation führte der KriegSminisler bei der Generaldebatte über das Heere« ortinarium auS, er könne weder für, »och gegen zweijährige Dienstzeit sich auSsprecheu. Da« dculfcke Muster könne nicht einfach auf österreichische Verhältnisse augcwantk werden. vorerst müßten die iivlbwciitigeu Vorbebn-gungen geschaffen werden, nämlich bedeutend erovbtcr Piäse»;- stand, vermehrte Unlcrojfieicr-Schulen, Verbesserung der Lage der Uiilerossieicre. Die Generaldebatte wurde geschlossen. Bei der Spccialdcdalte führte Professor Billrotb seine Au sichten betreffs der Verwundeten in Folge der modernen Waffen auö. * In einer am Dienstag Abend in der Burgvoglci zu Basel abgehallcncii, von etwa 2000 Personen besuchte» Ver sammlung wiederholte der Präsident de« BuudeSrathcS, Wclu. in einem zweistündigen, mit lebhaftem Beifall ausgenommeneu Referate die bereu- in der Bundesversammlung uud der Versammlung in Brugg Vvrgelragencn Argumente für d:c Verstaatlichung der schweizerischen Eentralbahn. Der Redner betonte dabei. Laß der Rücklauf der Bahn im Hin blick auf die schweizerische Zoll- und Frachtpolnik, im Interesse der Evncurrcnzfähigkeit der Industrie und des Handels gegenüber dem Auslände, sowie wegen der voll»- wirlhschastlichen Unabhängigkeit der Schweiz dringend ge boten sei. * Die internationale Eonserenz betreffs der gesund beitlichen Angelegenheiten Egyptens wird am 5. Januar 1802 i» Venedig zusammeiitreten. Die Einladungen zu derselben sind von Oesterreich Ungarn im Einvernehmen mit Italien und England ergangen. * Die chinesische Regierung bat aus Anfrage die Nach richten über Unruhen in der Ost-Mvngolei als sebr übertriebe» dargestelll und bezeichnet die Bewegung als localer Natur und ungefährlich. Das klingt cigenthümlich gegenüber den Zeilungsberichlen. Bcschvnigungspvlitik sollte die chinesische Regierung nicht treiben. Ter Aufstand in der Mandschurei bedroht in erster Linie die christlichen Europäer, i» weiterer Folge aber auch die Herrschaft der gegenwärtigen Dynastie in Ehina. Für die Mächte ergicbt sich die Notbwcndigkeit, zu dieser neuen und schwierigen Frage Stellung zu nehme». Ein rasches n»d gemeinsames Vorgehen in Ehina erscheint dringend geboten, und iuc- bcsondcre Frankreich, welches seit jeher da« Protcclorat über die Ebristen daselbst übte, kann angesichts der Vorgänge in Ostasien nicht gleichgiltig bleiben: seine alten Traditionen, welche auch von den heutigen Republikanern nicht vcr leugnet werden, erlegen ibm die Pflicht aus, die Ebristen in Ebina zu schützen. Ein durchgreifender Erfolg aber kann nnr erzielt werden, wenn die Mächte einig siuv. Andernsall müßte Frankreich wohl Bedenken tragen, eine selbstständige Action einzuleiten oder auch nur diplomatische Vorstellungen in Peking zu erbeben. Bisher erscheint die Frage allerdings berechtigt, ob zwischen den Mächten die wünschcnswertbc Uebcreinslimmniig besteht und ob nicht vielmehr grundlegende Meinungsverschiedenheiten vorhanden sind. Tie Ebinesen rechnen aus die Uneinigkeit der Mächte und sink eifrig bc müht, sie zu trennen. Sie sticken einen Gegensatz zwischen Rußland und England, ja selbst zwischen letzterem und Frankreich »u schaffen. Man war im „Foreign-Lffiec" ge neigt, die Suzeränelat Chinas über Tonkin anzuerkenucn, und gegenwärtig will nian sogar die Oberhoheit Chinas über Btrma gellen lasse». Aber man sollte in London wokl bedenken, daß, wenn die katholischen Missionen der Willkür der chinesischen Bevölkerung preiSgegeben werden, auch die englischen Missionen vom Untergänge bedroht sind. Auch die chinesische Regierung sollte, wenn sie den großen Aufstand der Daiping« nickt vergessen bat, erwägen, wie viel sür sie selbst aus dem Spiel« sre»r. Die Furcht v«r den Aufständischen
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