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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920608013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892060801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892060801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-08
- Monat1892-06
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RbURRkWERls^lkk^F t» der Haupteppebltio» »her de» I« Stads- bezirk and de» Vororte, «richtete» A»S- aadestell«, »bgeholt: vtertrliöhrltch ^4L(H bei zweimaliger täglich« Zustell,»g tu« Haut ^l LLO. Dnrch di» Post bezogen für Deutschland „d Oesterreich: vteneljöhrlich S-—. Direct» tägliche sdrenzbandsenduug tu« Auliaud: ««atUch ^4 . Di« Morge»A«Sgab« «scheint täglich'/,? UhL die Uheud-AuSgah, Vach«,tag« b Uhr. Ledartto« »»> Lrpeditto«: Jahnnne-naG« 8. Di«En»edttio» ist Wochentag« unnntrrbroche» »Sffnet vo» früh 8 bi» «be»d« 7 Uhr. Filiale,: Vtt« «E»'s Snrlt». («Rn» H«»,^ UaiversitLtSstrah« 1. Sagt« Ltsche, »atharinenstr. 1t. pari. und «Sni^pla» 7. Morgen-MnsgaBe. mnM.TllgebM Allzeiger. Legan für Politik, LocalgesMe, Handels, «nd GesMsverkehr. ^-28S. Mittwoch den 8. Juni 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Di» «nd Lekanutmachung. ie ASPhaltirun« »er Hatzen Gtrotze ,»Nischen «atzlen- Eltsrnstratze soll an einen Unternehmer »«düngen werden. Die Bedingungen und AngebotSsormular für diese Arbeiten liegen in unser« Ttesbau-Verwaltung, Rathhau«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, au« und können daselbst ringeich,n od« gegen Entrichtung der Ge- bühren im Betrage von OHO welche auch in Briefmarken etngesendet werden können, entnommen werden. Den unberücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig ausgetretenen Bewerbern wird diese Gebühr wieder zurückerstattet, weun dieselbe innerhalb 8 Tagen nach Bekanntmachung der «folgten Vergebung zurückverlangt wird. Bezüglich« Angebote sind »«siegelt und mit der Ausschrist: „Angebot auf die Asphaltirniia der Hatzen Strotze »»aische» Katzien» und Sltsrnstratze" versehen ebendaselbst, und zwar bi« zum 1L. diese« Manat» 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Lagebote abzu» lehnen. Leipzig, de« S. J,»i 18S2. De« «nttz« der «ladt Leipzi, Io 2649. - Glr»tzentzan-De»utati»n. Lekanillmachmig. Die A<phaltiruag der Roßstraße soll au «tarn Unternehmer ver dungen werden. Die Bedingungen und Angebolssormular für diese Arbeiten liegen in unser« Ttefbau-Brrwaltung, Rathhau» 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, au- und können daselbst «ingeschen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von OHO^l, welche auch iu Briefmarken eingesendet wrrden können, entnommen werden. Den »»berücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig anfgrtretenen Bewerbern wird diese Gebühr wted« zurückerstattet, wenn dieselbe innerhalb 8 Tagen nach Bekanntmachung der «folgten Vergebung zurückverlangt wird. " ' Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: lat «ns dt« ASptzaltirung der «atzstratzr" mselbst, und zwar dt« zu« IS. diese« Monat« „Gngedat versehen ebendaselbst, und zn Nachmittag« S Uhr einzureichen. D« Rath behält sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 8. Juni 1892. 1°. 2ÄL De« Math« der «t«dt Leipzig Etratzendau-Drputatian. Lirscheuverpachtung. Di« diesjährige Rntzung von den fi«caltfche« Kirschdiume« an de« Straßen der nachaenannten AnitSstraßenmeisterbezirke soll gegen safarttar paar« Brzahlung und unter den sonstigen bei Eröffnung der Termine bekannt zu gebenden Bedingungen im Wege de- Meistgebot« -ffentlich »»erdachtet werdeu, »nd zwar: Kreit««. de« Ist. Jnni ds«. I«., »an Barmtttaa» 1V Utzr an, 1» »«»ttzase „»«« Ztmmrrtzas" in Varna di« Nutzung d« -irschalleen im Bezirke der AmtSstratzenmeifter Haaaa«»» in Varna uud vrtmm in Ladstadt, 2) Sannaden», de« 11. Jnni ds«. I« »an varmtttags 1« Utzr an, im Niimmler'scheu Restaurant am vatzntzafe zn Kratzburg di« »utzmlg d« ktrschalleen im Bezirke de« «Mt»ftratzen«rtstrrs rodrmaiu» »«selbst, Mantaa, den isi. Jnnt ds«. J»^ »an Nachmittag« 4 Utzr an, 1« Gasttzafe „»«« Krandrtn," in VraiNsch die Nutzung der Ktrschalleen im Bezirk» de« AmtSstratzenmeifter« Xoadort »«selbst. Näher« L»«k»»ft üb« dt» einzelnen Straßen und deren Unter- abthetlunge», sowie üb« di« »»zahl der anstehenden Kirschbäume crthetle» di« vorgenannte» Amt-straßenmeist« und die Wärt« der einzelnen Etraßenabtheilungen. KSntgl. Etratzen- «. «asserdan» Känigl. vandermalteret Jnspeetta» Letprtg» Varna» am LS. Mai 1892. Michael. Bahmana. Diebstahls-Lekauntmachuns. Gestohlen wurd« laut dt« erstatteter Anzeige: 1) «iu Geldbetrag von 8» ^4 in einem 20-Markstück, 3 Zehn- Markstücken und div. Silbermünze, am 28. v. M.; 2) eia« silberne Nemantairutzr mit Secunde, »«zierler Rück- feite, sowie neufilderner Kette mit länglichen Gliedern und Schild- lroteinlag«, ein» schwarzlederue vriektasche und Legitimatton»- karten, auf ,.6«I Loäler" lautend, ein Ratentzkst, betitelt: „Von der Wiege bi» zum Grabe", und «In weißleiuene« Handtuch, „A 8." od« L." gezeichn« am SO. v. M.; 3) eia« siltern« Damen-Nemantairntzr mit Goldrand und ein« Blumenverzieruug auf dem Zifferblatt, sowie mit aahängender kurzer silberner Kette mit 2 Quasten, am 10. v. M.; 4) «i» Canpa« der Graz-Köflacher Bahn über 6 fällig per 1./7. 92, und ein Lettztzandschetn üb« »tu« für 130 ^4 verpfändet« Aktie derselbe» Bah», am 2. d. M; v) «in Gammeriibertztetzer von dunkelgrünem Stoff mit schwarzem Futter, Stoffkraaen, einer Reih« bläulichen Etoffknöpfru und Stoff- Henkel mit der Bezeichnung „vonlsetiou , am 21. v. M.; g) et« Krauenmantrl vo» dunkelblauem Stoff, mit Stuart kragen und Pelerine, mit schwarzem Posameuteudesatz, am 29. v. M. 7) ein Paar Reitstiefel»»» fast »en, mit Sporenkasten und roihem Lederfuttrr; et» Eammernderrtetzer von rehbraunem Stoff mit braunem Futter, wentg ,«tragen: et« Rack von dunklem Sommerstoff mit kleine» LarrSs von roch« Seide; eine schwarze Kammgar«West« und eine Nest« vo» graublauem, kletucarrtrtrm EommerRoH. am 20 V. M; 8) » sage». Treppexkävse, von «ichenhvlz gedreht, ca. so am hoch, i» et»« Kugel auslausend, am ?. v. M.; 9) et» Handwaae«, mittel,r^. vienädrig, bra»» gestrichen, mit der Firma Vokal", ohne dt« Hintere Sperrieist», am L. d. M.: 10) e» a»«geschlachtete« Tchtaeft«. i» 2 Hälfte, getheNt, am 27, v. M. Klwalgi Watzrnebmnngen üb« de» verblieb der ^stöhle,«» G zenstä»»« ad« üb« de» Thäter sind »»gesäumt bet »usera Tr,«t»»l-Ubttz«tl»ng zur Anzeige z» bringe». Leipzig, am ?. gä»t 1892. satamt »« »tadt Leipzig. Lirschenverpachtlmg. Die diesjährige Kirschennutzung an den fi-calischen Straßen de« Bauverwaltereibeztrk« Leipzig soll Sonnabend, den 11. Jnni 18V2, von Vorm. I« Uhr an tu» Saale de» hiesigen Schi>huliicherinn»ns«hause« (Schtotzgassr Nr. 1<» meistbietend gegen sofortige Baarzahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Die in Frage kommenden Straßenabiheilungen und lknter- abtheilungen, tngleichen die Anzahl der darauf anstehenden Bäume ind vor dem Termine au? den in den Händen der Herren AmtSstraßen- meist« und der sämmtlichen Straßenwirt« de« Bezirks befindlichen Berzeichnissen zu ersehen. Leipzig, am SO. Mai 1892. Konigliche Stratzen- SSntgliche Vanvcrwalteret. «nd WaficrhaniNspectton. Freiwillige Versteigerung. Erbthrilung-halb« soll Montag, den 2V. Juni 18LS, Vormittag- lO Uhr das zum Nachlasse d« Wollwaarenhändlerin Grnestine Wtlhrlmtne Mterisch in Oschay gehörige, aus der hiesigen Hospitalstraße gelegene Ha»»- »nd Gartengrundstnck Hol. 292 des Grund- und Hypolhekenduchs, Nr. 314 deS Brand- Catasters, welches 14,8 Ar umfaßt, mit 11 200 ^4 zur Brandcasse eingeschätzt und sachverstäudigerseits auf 18 SO« 4l aewürdert wordeu ist, an hiesiger Gerichtsstell« meistbieteud ver steigert werden. Erstehung-lustige werden ersucht, sich zu obigem Termine a» hiesiger GenchtSttrlle rinzufinden. Die Versteigerungsbedingungen sind au- dem an L« Gerichts- tafel aushängendcn Anschläge ersichtlich. Oschatz, am 4. Juni 1892. La» KSnigliche Amtsgericht. Lehmann. Nationale und internationale Feste. Eine solche Häufung von Festen, wie die letzten Tage sie gebracht haben, ist noch kaum dagcwesen. Am 5. Jnni war da« italienische BersassuiigSsest und an demselben Tage be gann das Turner- und Studrntenfest in Nancy, am 6. Juni wurde der 25. Jahrestag der Krönung des Kaisers Fra») Josef als König von Ungarn in Pest gefeiert und am 7. Juni fand die Begegnung der Kaiser Wilhelm und Alexander in Kiel statt. Kurz zuvor empfing da- deutsche Kaiserpaar den Besuch der Königin und der Königin-Regentin der Nieder lande und am 2. Juni wurde die Verlobung deS rumänischen Thronfolger- mit der Prinzessin Maria von Edinburgh be kannt gemacht. Ber dem italienischen VersassungSscst gab sich eine sehr erfreuliche Gesinnung der Bevölkerung für LaS Biindniß inil Deutschland kund durch den Nus der vor dem Quirinal ver sammelten Menge .Es lebe Deutschland, es lebe unser Ver bündeter", welchen sie an den von der Parade zurückkebrcnden deutschen Botschafter Grafen SolmS richtete. Einen dis harmonischen Gegensatz dazu bildet freilich der Beschluß der Budgelcommission der ilaltenischen Kammer, das vorläufige Budget nur für einen Monat zu bewilligen. Man kann nicht sagen, daß dieser Beschluß geradezu dreibundseindlich sei, aber die inneren Schwierigkeilen, mit welchen Italien seit längerer Zeit zu kämpfen ha», werden dadurch verlängert. Die öffentliche Meinung des Landes ist durch die fortgesetzten Agitationen der Opposition so verwirrt und erschüttert, daß vor Auflösung und Neuwahl der Kammer kein der Tauer fähiger Zustand m Italien zu erwarten ist. Das Fest der Turner und Studenten in Nancy hatte nicht mit Unrecht die Besorgniß erweckt, daß bei diesem Anlaß Ueberschwenglichkeiten geschehen köiiiileii, welche in Deutsch land Verstimmung erzeugen würden. Ein nicht unbedenklicher Anlauf war dazu in Luneville genommen worden, wo der Wort führer der ezcchischen Turner Podlipny beim Festmahl dc- MunicipalralhS zu Ehren der böhmischen Gäste erklärte, daß die Ezechen ein Zweig der großen slawischen Bölkcrfamilie seien, zu welcher auch das große russische Reich gehöre, und hinzusügtr, keine Macht könne gegenwärtig verhindern, daß Ezechen und Franzosen sich die Hand reichen. Die weiteren Berichte über den Verlauf der Festlichkeiten beziehen sich meist ans daS Bcrhältniß de» Episkopats zur französischen Regierung, welches durch Ansprachen der Bischöfe von Verdun und Nancy zum Ausdruck gebracht worben ist, und auf den Vorbeimarsch der Truppe» vor dem Präsidenten der Republik. Die französische Regierung ist sichtlich bemüht, den nationalen Charakter des Festes aufrecht zu erhalten, während seine internationale Natur unzweifelhasl ist. Ta- Krönungsfest in Pest ist durch seltsanie Lebenszeichen der Opposition im ungarischen Reichstage eingcleitct worden. Sie hat gegen den DnaliSmuS Widerspruch erhoben, also gegen die Grundlage des gegenwärtigen Zustandes in Oester reich-Ungarn, sie hat sich gegen österreichische Abzeichen bei der ungarischen Gendarmerie erklärt, schließlich aber dock der Jubelfeier für den 25. Jahrestag der Krönung de- König« zuaestimmt. Daß die Ungarn noch zum großen Theil politische Kinder sind, haben sie durch d,e Verhandlung und Abstimmung über den von den ,Hamb. Nachr." ge brauchten AnSdrnck „Oesterreichische Monarchie" bewiesen, am liebsten hätten sie eS gesehen, wenn Graf Szapary durch sein verstandiar« und besonnene« Auftreten in dieser An gelegenheit zu Falle gekommen wäre. Mit solchen Politiker» ist nicht zn rechten, sie müssen vorsichtig behandelt wrrden. damit sie keinen Schaden anrichten. Da» Hauptrreigniß dieser Tage ist die Zusammenkunft in Kiel, welche unter den Umständen, unter denen sie statt- gesunden hat, eine gewisse politische Bedeutung erhält. Wenn wir auch die Betrachtungen de« Eorresvondenten der .Bert. Bors.-Ztg." nur als Da« gelten lassen, was sie sind, so ist doch nicht zu leugnen, daß die Festlichkeiten in Nancy durch da« gleichzeitige Zusammentreffen de« deutschen und russischen Kaiser» «ine erhebliche «bschwächung ihre« inter nationalen EharalterS erfahren und daß selbst ein bloßer HSslichkeitSact de« russischen Kaiser« -egen den deutschen ohne Z«dr politisH« Bedeutung dir Hornungen der französischen Hrißspern» sehr herabdrücken «er Zar wird vv« gen, en werten, weiwe an Hoheuzollen. und Romanow erm.'-rn. Der Thron o'^r v«^ de» Kaiser Alexander bei den Lcichenscicrlichkeilen für-U. o nm in Berlin, denjenigen Monarchen. 1?'^" Preußen und Nachfolger als deu.scher Ka.,.r und Ko.'.g^ou ^rei.ßen die Ansrechlerballung der breuiitschas Pflichten, Her, legte. Es ist eine tigcnthumllche Colli, on d w m welcher sich die Obcrhaupker großer besmden. sollen den Ueberlieferungen folgen welche derBer tt § Fleisch und Blut Uberacgangen s'"d. sie Halm «ber ° 'lnieresscn ibrcs Hause« wahrzunchmen und der curw 01c Thalsachen gegebene» Entwickelung Nc<h"iMH zu : Familie,..Verbindungen uud Vcrwant«,ch^ wenia in Betracht, »ur die Zeilverhaltnissr üben ihre ^1 in >>A Wenn auch die russischen Panslawisten noch s° HN'g>rach Vollendung des i», Jahre 1877 begonnenen ab-r",ch ''. schluß gediehenen Werkes verlangen. dic Zeillage verbietet ein solch!« U»,-r„-h».c.., weil der No.hstand d-S r-or-ü-n Jah - noch ,» schwer empfunden wird und weil weiiigAussicht vor handcu .st, daß darin bald eine «enderung '"U«'-' w»d - Fassen wir den Eindrnck der gegenwärtigen Festlichkeiten in Europa kurz zusammen, so erscheint er als eine Le- sestiaulia der Zustande, welche sich noch vor Kurzem sehr un- sicher und schwankend darstellten. Diese Bcsestigung,st nicht 0 turchgr-isend. daß sic als endg.lt.g angesehen weichen könnte; b.c Ursachen, welch- den W-Itfr.-den sett langer Z-.t gefährden, haben nickilS von ihrem bisherige» Gs.w.cht ein- gebüßt, aber die Zeitverhältnisse haben sich verändert, sie lind gewaltsamen Schritte» zur Veränderung der Lage nicht günstig, es besteht im Gegentheil da« Bestreben, den ütatus gun ansrccht zn erhalten. Die Frieden wahrende Kraft des Dreibundes hat sich niemals glanzender er- wiesen, als gegenwärtig, da doch augenscheinlich ein auf Krieg sinnender Bund der mi!leleuropa,,chen Staaten die günstigste Gelegenheit hätte, gegen da« von HungcrS- nolh geschwächte Rußland einen Angriff zu unternehme». Wenn die Sache sich umgekehrt gestaltet hatte, wenn etwa Deutschland von einem so schweren Unglück betroffen worden wäre wie Rußland, dann würden die Kronstädter Feste wohl onidere Folgen gehabt haben als platonische FreundschastSkund- aebungcn einer der beiden gegen den Dreibund vereinten Machte. In Zeiten, welche der Verwirklichung sogenannter Missionen der Völker günstig sind, treten Beziehungen persönlicher und verwandtschaftlicher Art vollständig zurück, da «hält die Leidenschaft de» Vertritt vor der kühlen und besonnenen Erwägung der Uinstäude, der Einzelne geht im Ganzen aus, und davon ist auch der Herrscher de« Landes nicht aus genommen. Wenn aber Gefahren im Innern droben, deren Umfang und Tragweite sich nicht übersehen läßt, dann kommen plöhlick wieder menschliche Regungen zur Gel tung, die Fürsten erinnern sich ihrer Beziehungen zu Denen, die sie noch vor Kurzem in Tod und Verderben zu stürzen bereit waren. DaS Unglück ist der natür liche Gegner deS UcbermutheS, cS macht anspruchslos und bescheiden, und wer von dieser Macht niedergeschmettert ist, sagt hochfahrcnben Plänen Balet und begnügt sich mit Dem, was er hat, ja er ist vollauf zufrieden, wenn e« ihm nicht entrissen oder geschmälert wird. Die Zusammenkunft in Kiel ist eine Folge deS NothstandeS in >7 russischen Re gierungsbezirken; man setzt nicht ohne Grund daran aus, daß Kaiser Alexander nicht nach Berlin gekommen ist, aber bei der Reisebercilschast Kaiser Wilhelm s war das Opfer nicht allzu groß, was er seinem Oheim mit der Fahrt nach Kiel brachte. Jetzt kommt cö ans die Dauer und den Um fang der Nachwirkungen deS russischen NothstandeS an, um für die Sache de« Friedens einen auSrcick,enden Gewinn zu erzielen, und allem Anschein nach wird Rußland langer Zeit »nd wirksamer Reformen bedürfen, um sich von dem letzten Schlage zu erholen. * Deutsches Reich. * Berlin, 7. Juni. Römische» Berichten entnimmt ein mit den vati caniscken Verhältnissen vertrauter Bericht erstatter ber „Magdeburgischen Zeitung" die Mitlhcilung, daß i»i Vatican die nenliche Katholikenversammlung in Magdeburg einen besonder« angenehmen Eindruck hervor- aernfen hat, den u. A auch ber Papst selber im Gespräche bezeugt haben soll. Eine derartige Versammlung in de» Mauern einer Stadt, die in den conscssionellen Fedcrkämpsen »in die zweite Hälfte des IN. Jahrhunderts den protestan- »scheu Ehrennamen „unsercö Herrgotts Kanzlei" geführt hat, konnte allerdings am Tiber nur freudige Gefühle Hervorrufen. Freiherr v. Schorlenier-Alst wird Wohl gewußt haben, wes halb er die angestreble Führerschaft der CcnIrumSpolitik nach der schnellen Abwirthschastung der Ballest«,» und Huene gerade mit dieser Versa»,mlung eingeleiter hat. Da neben soll man sich im Valican mit Bezug aus Deutsch- land nai»enil,ch um die Frage der Feuerbestattung kümmern, natürlich im entschiedensten gegensätzlichen Sinne; angeblich hat der Münchener Nuntius Agliardi in dieser Richtung besondere Weisungen empfangen und soll seinen ganzen Einfluß gegen die betreffende Bewegung aufbiele». Beständige Eommentare erregt im Valican noch immer die französische Kirchcnsrage. Wenn sich nach dem Grafen de Mun von den französische» Klerikal,»onarchisten jetzt auch der päpstliche Zuavensübrer von 1870. General de Ebarettc den päpstlichen Befehlen »nlerwvrsen hat, dann zeigt be' zeichnender We.sc gerade der Episkopat eine nachhaltigere Wider- ttandsfahigkeit. In dieser Beziehung läßt sich da« Verhalte» des Bischof« Turinatz von Nancy gegenüber dem Präsidenten Earnot bei dessen dortigem Besuche wohl als lehrreich hervor- srt'l'ch halte kurz vorher der Justiz- und EuItuSmin.ster die Aushebung de« Sequester» über da« Grhall de« Bischof« gegenüber den Bitten der mit der Republik nolh gedrungen versöhnten Klerikalen abaelehnt. Auch da« Ein- gehen der Ner.kal monarchistischen .D«sensr" wird in Nom al« Zeichen de« innerlich fortgesetzten Nerikalen Widerstante- grgeu die republikanische Politik de« Papstes auszefaßt Da« urch weiland Bischof Tiipanloup von Orleans begründete Organ warf dem Nerikalen Somit« noch «inen Erlraa ab und « «am erwartet» man von seine« Eintrets» für di« Die 6 gespaltene Petttzeile LO SfA; Reklamen unter demRedactioaSstrich (4gG spalten) bO^g, vor den FamilirnaachrichtrN (b gespalten) 40-P . Größer« Schriften laut naseve» Pal«. Nerzeichoiß. Tabellarischer and Ztss«»latz »ach höherem Tarif Grtro-Veil««»» (gefalzt), »nr «lt ha Morgen-Aulgab«, oha« Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung 70.--. Aunahmeschluß fLr Z»ser«te: Ldend-AaSgab«: Vormittag« 10 Uhr. Marge».Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sona- and Festtags früh 9 Uhr. Bei dea Filialen und Annahmestelle» je ein« halb« Stund« früher. Jnsernt, stad stet« an Re Erstetzttt«» Druck und Verlag von S. Pol» in Leipzig 86. Jahrgang republikanische .Versöhnung-Politik" de» Papste« eine be sondere Wirkung; aber zum offenen Widerstande gegen die oberste kirchliche Autorität deS KatholiciSmuS unfähig und zu der ihm aiigesoiilienrn politischen Schwenkung nicht gewillt, , daS Blatt das Verschwinden von der publicistischcn ^.'erstäche und damit eine stumm beredte letzte Gegen demonstration vor. Offenbar ist Leo XIII. mit der Oppo sition des französischen KlerikalmooarchiSmuS noch immer keineswegs völlig fertig. Berlin, 7. Juni. (Telegramm.) Wie die Abend blätter hören, ist ein bestimmter Termin für die Reise deS italienischen KönigSpaareS nach Potsdam noch nicht festge stellt. Thatsache ist e«, daß man weder auf der hiesigen Botschaft, noch bei Hofe etwas Bestimmte« über den Zeitpunkt weiß, während für daS Eintreffen deS Königs von Schweden der l5. oder 1V. Juni seststcben soll. — Ter russische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Schuwalosf, welcher bereit« am gestrigen Vormittag von hier nach Kiel abzurcisen gedachte, hat in Folge hier rin- gegaiigeiier Nachricht seine Abfahrt verschoben; er begab sich „och am Vormittag zum Kaiser in da« Neue Palai«, von wo er Mittags hierher zurückkchrte. Erst Nachmittag« >/,3 Uhr erfolgte alSdann auf der Lehrter Bahn die Abreise d«S Bot schafters, sowie der Mitglieder der Botschaft von hier nach Kiel. — Die „Nordd. Mg." weist in einer längeren Ausführung ans die Gefahren hin, die für das Gelingen der deutschen Abtheiluna in der Aus stellung von Chicago in der Ablenkung der Auf merksamkeit der deutschen Industrie durch das Project der Berliner Weltausstellung liege» würde. Dir Anf- fassung, daß das i» Chicago Verabsäumte i» Berlin werde nachgcholt werden können, sei irrlhllmlich. Es handle sich nicht um die bloße Besorgniß vor der Störung der Vor bereitungen für Chicago durch Bestrebungen sür Berlin, sondern um eine thatsächiich cinaetretene empfindliche Hemmung der Vorarbeiten. Die Organisation der deutsche» Abtheilung sür Chicago müsse aber gegenwärtig ungesäumt endgillig bis ins Einzelne sestgelegt werden; jede Versäumniß könne nnwiedcrbringlichrn Verlust verursachen. — Zu der morgen stattfindenden Frier der Einweihung des Langenbcck- HauseS tras bereits eine Reihe nanihastcr Chirurgen de« In- und Auslandes ein. Di« .Deutsche nicdicinische Wochen- schrist" veranstaltet eine FestauSaah« mit Beiträgen von Bergmann-Berlin, Czerny-Heidelberg, Trendelen- burg-Bonn und Andcren. Prof. v. Bardeleben ist heute von der Kaiserin empfaiigen worden. — Der diesseitige Botschafter in Petersburg, General «.Schweinitz, wird demnächst einen dreimonatigen Urlaub zu einer Erholungsreise nach Deutschland antretcn, von deren Wirkung einstweilen abhängig gemacht ist, ob seine Gesundheit ihm weitere« Verbleiben im Amte gestattet, wie e« von der Regierung lebhaft gewünscht wird. — Der .Mageb. Ztg." wird von hier geschrieben: .Wenn jetzt eine Berliner Correspondenz der .Schles. Zeitung" mit besonderer Betonung zu melden weiß, eS bestehe die Absicht deS Kaisers, den Fürsten BiSmarck zum Präsidenten deS StaatöratheS zu ernennen, so bin ich in der Lage, verbürgt melden zu könne», daß diese Angaben, wie alle ähnlichen in derselben Richtung, die in der letzten Zeit auf- gelaucht sind, aus haltloser Erfindung beruhen. E« ist von allen diesen Dingen hier niemals die Rede gewesen." — Die parlamentarischen Arbeiten, die in der nächsten Woclie wieder ausgenommen werde», dürften leicht eine größere Ausdehnung erfahren, al« bis jetzt angenommen worden ist. Auch daS Gesetz über Anstellung der Militair- anwärter im Gcmeindediciist wird noch einmal an da« Abgeordnetenhaus gelangen. Die von letzterem angenommene Fassung wird von der Regierung im Herrenbause, wie e« beißt, für »nannehmbar erklärt werden. Es dürfte dort die Zustellung der Regierungsvorlage erfolgen. DaS Schicksal der Landgemeinde-Ordnung für Schleswig-Hol stein ist durchaus noch in der Schwebe. E« sind darüber noch lebhafte Debatten zu erwarten. * Kiel, 7. Juni. (Telegramm.) Der russische Kaiser begab sich >0'/i Uhr an Bord des .Hobenzollern", um den Kaiser Wilhelm zu begrüßen» und verweilte daselbst 2» Minuten. Uw IN/« Uhr erwiderteKaiser Wilhelm den Besuch auf dem .Polarstern". Bei dem Besuch auf dem .Hohcnzollern" begrüßte der Kaiser Wilhelm den Zaren an der Steucrbordtreppr. Beide Kaiser, welche die Uniform ihrer resp. Regimenter trüge», umarmten und küßten sich. Auch bei dem Besuch des Kaiser« Wilhelm auf dem .Polar stern" war die Begrüßung eine sehr herzliche. Um IN/« Uhr fuhren beide Kaiser auf dem blauen Kcuserboot nach der Barbarossabrücke und begaben sich in lebhaftem Gespräch »ach dem Schlöffe, wo das Frühstuck staNsaiid. Nach demselben begaben sich beide Majestäten, Prinz Heinrich, der Großfürst Tyrcnsolgcr und daö Gefolge in einem kleinen Dampfer an Bord verschiedener Panzerschiffe und inspicirten dieselbe». Beim Verlassen eine- jeden Panzerschiffe» wurden Salul- scbüffe abgegeben. Später soll auch eine Fahrt nach dem Nordostseccanal unternommen werden. — Entgegen der früheren Bestimmung beabsichtigt der Zar bi- morgen früh in Kiel zu verweilen * Breslau, 7. Juni. (Telegramm.) In der ver gangenen Nachl wurde der Bahnassistent GeiSler in der Nähe der Oberschlesischen Bahn mittelst Revolvrrschusse» getödtet. Die Alientälcr, der Lithograph Karl Brach mann und der Schustcrgeselle Karl Maiwald, feuerten, al« sie von der Polizei verfolgt wurden, mehrere Schüsse ab, welche den Schutzmann am Unterkiefer schwer und den Wächter an der Hand leicht verwundeten. Die Festnahme der Atten täter ist noch nicht gelungen. (Berl. Tagedl.) s Gera, 6. Juni. Ter SretSverein Gera de« Ver bände« Deutscher Handlungsgehilfen hat r« sich seit seiner Begründung zur Ausgabe gestellt, vermittelnd zwischen Prin cipal» und Gehilfen zu treten, vestehende Schöben und Klüfte zur Zusriedenheit beider Theile zu beseitigen und zu Überdrücken. Neuerdings geh» derselbe, dem Beispiel» verlchledener größerer HandelSplötz« folgend, mit dem Plaue der Errichtung einer Lehr» lingeoblheilung al« LehrlingSdahriin vor. ES sollen nimltch dies»nigen Lehrling«, w»lch« dem Vereine seiten« der Principal« überwiesen werden, die srrte Zeit, weich« ihnen di« Sonntags ruhe gewöhn, in einem besonderen Zimmer de« verein-local» zu- bring«», ,»h zu,« unter Aussicht her V»rsta»h«mttgUrd«r bei Uute»
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