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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-15
- Monat1892-06
- Jahr1892
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JusertionSpreiS Die 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg^' NecIsmen unter dem Nedaction-slrich (4 ge» spalten) 50oZ. vor den FamillrnnachrichteN (t> gespalten) 40-H. GrShrre Echriste» laat «nserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer und Ztffernjatz »ach höherem Tarif. Srkra-Veiiagr« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung >4 60.—, mit PostbesSrderuug ^l 70.-. Äutlahmeschlub fSr Zuserate: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. Lei de» Filiale» und AniiaLmestellr» je et« halb« Stund« früh«. Inserat« sind stet« a» dt, Erpedttt»» «» richte». Druck n»d Verlag von E. P olz ta Leipzig 302. Mittwoch den 15. Juni 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekauutmachung. Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 7. bi- 12. Juni 1892 im Argandbrenncr bei 150 Litern stündlichem Tousum da» I8Ifache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flaminenhöd«. Da« fpectfische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,446. Leipzig, am 13. Juni 1892. De« Raths Deputation zu den Masanstaltcn. Lekanutmachung. Hierdurch machen wir bekannt, daß wir die Nuvolphstraszc in Lri-iig-Kletnzschscher auf die gelammt« Ausdehnung von der Plagwiker bi» zur Bahnhofslraße, sowre denjenigen Theil der Gustav« Adolvhltraße daselbst, welcher von den Grundstücken Nr. 299 und und Nr. 298 de« Flurbuches sür Kleinzschocher zum steuerfrei ver» messenen, im Grundbuche nicht verlautbarten Slrabenraume ab» getrennt worden ist, in das liigenlhum und io die Verwaltung der Etadtaemeind« übernommen daben. Leipzig, am S. Juni 1892. Der Rath Ser Ttadt Leipzig. Io. 2684.vr. Georgi. Vr. Redlich. Lekalllltmachuilg. Wege» vorznnehmender Asphaltirung wird Sie Wintergarten,'trotze. und zwar zunächst aus der Strecke von der Tauchaer Straße bis zur Kreuzung mit dem Babnhosgäßchen vom 15. «. M. ab für den gesummten Fährverkehr gci-rrrt. Mit dem Fortschreiten der Arbeiten wird sodann der weitere Theil der Wintergartenstratze und die Strecke der Vahnhos- stratze zwilchen der Wiiilergaricnslraßc und der Einsahrt zum Dresdner Bahnhof ebens» sür alle» Fährverkehr gesperrt. Während der Dauer dieser Arbeiten hat der durchgehende Fährverkehr die Schützenstraße, später, bei Sperrung der letzt genannten Streck« der Bahnhosstraße, die Schützen- und die Bahn- hofstrabe in der Richtung nach dem Augustusplatz zu benutzen. Leipzig» am IS. Juni 1892. Der Math der Ttadt Leipzig- H 10304. vr. Georgi. Stahl. Lekanntmachung. Die öffentlich ailsgeschriebenen Arbeiten zur Pflasterung der Tternwartenstrahe hier sind vergeben. Di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerb« werden daher ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 9. Juni 1892. , 2892. Der Rath der Ttadt Leipzig. 804. vr. Georgi. Rüling. Lekanntmachung. Nachdem der Abbruch der beiden Grundstücke Königsplatz Nr. 10 und 11 — der alten Handelsschnle und Rnppert's Hos — vergeben worden ist, werden die nicht berücksichtigten Biet« ihr« Angebote hiermit entlassen. Leipzig, den 11. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. v». 2535. vr. Georgi. Lindner. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgelchriebeneu Arbeiten zur Pflasterung der Hohen Ttratze hier sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerb« w«dea dah« ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am S. Juni 1892. r. Der Rath der Ttadt Leipzig. 805 vr. Georgi. Rüting. ivekauntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung von gepflasterten Autzwegabr» gange« in Ali-Leipzig sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Lrwtrber werden daher ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 10. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2894/803.Vr. Georgi.Rüting. Bekanntmachung. In dem der Stodtgemeinde Leipzig gehörigen Eckgebäude an der Markthalle — -urprmzftratze Nr. 11 — sind folgende Mieth. räume, als: 1) da» an der Vrüderstraße gelegene Berkausögcwülbe X von 37,74 qm Flächeugehall mit einem Nebcuraum von 17,80 gm und einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 36,10 qm; 2) das an der derselben Srraße gelegene Vrrkausögcwöibk v von 32,19 qw Flächengehalt mit einem größeren Nebcuraum vou 15,80 qm uod einem kleineren von 2F5 qm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 21,70 qm; 8) da« an derselben Straße gelegene VerkaufSgewülbr 0 von 32,10 qm Flächenaehalt lohne Nebeuraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum vou 21,70 qw; 4) das an d« Ecke der Brüder- und Kurpriazfiraße gelegene Verkaassgewöldr v von 56,80 qm Flächengehalt lohn« Nebeuraum) mit dem darunter tm Kellergeschoß befindlichen Lagemaum vou 45,50 qw sofort auf sechs Jabr« zu vermiechen. Mtetdgesuch« werden aus de» Rathhauf«, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommea. Leipzig, den 8. Juni 1892. z Der Rath »er Stahl Leipzig. vr. Georgt. Krumbiegel. Lram- und Noßmarkt;u Liebertwolkwik Mttttvach, »e« 22. Juni 18»?. Abgaben »erd«, nicht «Hobe». Der Geneeinherath. Dyck. Lteckdriefsertedigung. D« uat« dem 16. April 1892 hin«« dem Kaufmann Alwin Thpktz an« Dessau «laßen« Steckbrief ist durch di« Verhaftung de« Angeschuldtgte» erledigt. Deffnu, d«t IS. gänt 1892. Der N»1ers>ch««s«rtchter »«1» Herzaaltchen LanZgericht«. HranflL Bekanntmachung, (iteneralrevifion über vie Droschke» betreffend. Die Geueralrevlsion über die Troschkcn und deren Bespannung und zwar über diejenigen mit geraden Nummern, al» 2, 4, 6 u. s. w., soll Dienstag, den 21. Juni 1802, auf dem Fahrweg an »er Tribüne der Rennbahn slattsinden. Tie Aufsaliriszeite» werde» wie folgt festgesetzt: ES habe» am gedachten Tage idre Geschirre vorzusahren die Eoncessionare mit )en Ansangsduchftaben L—? Vorniillag» 8 Uhr 6-^ . 9 . X-H . '/.IO - «-S . '„II . 8ck—2 . ',«12 . und zwar derart, daß die Droschken nicht »!wa nach und nach zu anderen als den vorgedachten Slunden anfabren, sondern daß die ammtlichcn zu ein und derselben Zeit vorzujahrenden Wage» aus einmal »nd püuctlich zur sesigesetzlcn Sluude aus dem Ausfahrir- platze, der von den Ausjichirorgaücii am Lage der Revision noch pceiell angewiesen werde» wird, zur Stelle sind. Die üoncejsionare, welche bei Borsuhrung ihrer Nuinmera zu gegen sein müssen, werden insbesondere daraus ausnierkjam ge. macht, daß bei dieser Revision die Droschken durchgehend» gut lackirt, die Schlissen und Rückenlehnen gilt gepolstert und mit rein lichen, keineswegs beseelen Ueberzugen versehen sein müssen. Ferner ist aus die gehörige Instandsetzung der Pferdegeschirre besonderes Augenmerk zu verwenden; dicielben müssen au- gulem Leder,eug bestehen, gul geschwärzt und dem beim Polizeiaiute ausgestellten Prvbcacschirr möglichst angepaßl sein, wie denn überhaupt die Droschken durchgehend» alle» übrigen Bestimmungen in §. 6 des Droschken-Regulativs vom 5. October 1883, die Dienstkleidung der Troschkentühr« aber genau den Borschrijlea in h. 10 des an- gezoaenen Regulativs entsprechen müssen. Zuwiderbandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden nach z. bl des Regulativs deslrast werden und haben die Eoncessionare nach Befinde» überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorjchrists- mäßig vorsahrcnden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, de» 20. Mai 1892. Das Politri-Aink der Ttadt LctpZg. In Stellvertretung: v. k. 1764. Vr. Schmid. Mühlner. Bei der hiesigen Gemeindeverwaltung »st die Stelle eines A»thS- Rk«istratsrS, dem auch di« Verwaltung zweier Krankencassen ob- liegt, anderweit zu besetzen, Ter Stelleninbab« ist sür seine Person pension-berechtigt. Der Gebalt beträgt 1350 die zu hiiuer- legend« Camion 300 Antritt späkksteiis am 1. Juli 1892. Bewerbungen mitZeugnißabichrislen sind bi- zni» 10. Juni 1802 etnzureichen. Persöuliche Vorstellung ist zur Zeit ntchl ersorderlich. Bewerber, die Soldat gewesen sind, werden bei sonst gleicher Be- sähigung bevorzugt. Dahlen, den 10. Juni 1892. Der Ltadtrath Schwalbe. Die Unruhen in Spanien. Spanien ist einer der Hauptherdc der socialistischcn und anarchistischen Agitation, und die gegenwärtigen Ereignisse in Ealahorra und Barcelona erscheinen nur als die Fortsetzung der aiiarchistischeii Bewegung, welche in XercS ihren Anfang »ahm. Die anarchistischen Anschläge wählte» später Paris, Brüssel und Lüttich, auch Barcelona zi„n Schauplatz, und jetzt ist eine Berschmelzung der socialistischcn und anar chistischen Bestrebungen bei den AuSstäuken in Ealaborra und Barcelona zu beobachten. Die feiernden Arbeiter greisen die Eiscnbabnziige an, stürzen die Wagen »m und mißhandeln das Zugpersonal, weil sie eine allgemeine Verkehrsstockung berbeisühren wollen. Schon sind die Abgesandten der Arbeiter auS der Provinz in Barcelona cingctroffen, um den allgemeinen AnSsland zu beschließe». Tic Fabriken haben den Betrieb ciiigestcllt, die Läden sind auf Befehl des Gouverneurs geschlossen worden, um die Habsucht der ausslcbciiden Arbeiter nicht zu reize», welche schon wiederholt Einbrüche und Zerstörungen in den Läden verübt hatten. Täglich finden Zusammenstöße zwischen Truppen und den feiernden Arbeitern statt, die jene mit Skemwürfen und Revolverschussen empfangen und sich als gefährliche Feinde erweisen. Mil welche» Masse» cS Polizei» maniischaftc» und Truppen zu tbnn baden, erhellt daraus, Laß die Zabl der auSslebcndcn Arbeiter am 13. Juni in Barcelona 87 900 betrug, die, wenn der allgemeine AuSsland cintlitt, sich lcickit verdoppeln könne. Da an eine Verständigung zwischen Arbeitgeber» und Arbeitern wegen des DarinctcrlicgenS von Handel »nd Verkehr gar uichl zu denken ist, so ist der rein agitatorische und revolutionaire Ebarakler der Bewegung augenscheinlich, die Saal der »nanS- gesctzten Aufreizungen kcr Besitzlosen gegen die Besitzende» ist in die Halme geschossen und fängt an, blutige Früchte zu tragen, da« ist der Sinn der Unruhen, welche gegenwärtig in Barcelona ihren Hauplsitz haben. Der internationale Eharalter der Bewegung ist nicht zu leugne», nur sind die Beziehungen der socialistisch und anarchistisch gesinnten Arbeiter von Volk zu Volk nicht in dem Sinne ausrufasscit, daß eine organisirte inlcrnationale Leitung mit einer Art von Papst an der Spitze bestände, sondern da» Gift, welche- die Agitatoren seit einer Reihe von Jahren zahlreichen Arbeiter» aller Rationen cingcslößl haben, beginnt seine Wirkungen zu üben. Die Änar- chislen haben alle Ursache, das Licht zü scheuen, ibre Anschläge insgeheim zu beschließen und unter den denk baren Vorsichtsmaßregeln auSzuführen, aber ein allge meiner AuSsland, der sich aus ein bestimmtes, eng begrenztes Gebiet erstreckt, ist eine Angelegenheit, die sich innerhalb de- davon betroffenen Landes vollzieht und auch nur von de» Vertretern der socialistischen Lcbren in diesem Lande au-gcbt. Wie es mit der internationalen Natur der socialistischen Be wegung siebt, zeigen gegenwärliß wieder die Vorgänge bei dem Eongressc in London. Die Ansichten über die Accort- arbeit gingen im Jahre 1391 in Brussel auseinander, »nd in London ist die Meinungsverschiedenheit zu Tage getreten, ob der achtstündige Arbeitstag durch einen allgemeinen AuSsland zu erzwingen oder auf gesetzlichem Wege anzustrebcn sei Tic Eng länder haben den gesetzliGen Weg als den allein mögliche» er klärt und damit sicher da« Richtige getroffen, die französischen und deutschen Vertreter verhielten sich dagegen ablehnend. In Barcelona soll jetzt der Versuch gemacht werden, ob die Forderungen der socialistischen Arbeiter sich Lurch einen allgemeine» An»stand durchsetzen lassen. Die nächste Frage ist di», od denn auch di» nLihtgra Summe» da sind, um da« Dasein der auSstehendcn Arbeiter bis zur Errcichiing des Zweckes friste» z» tönncn. Die Nachrichten anö Spanien eben darüber keinen Aufschluß, sie melden überhaupt nur ! ^aS, waü sich ans der Straße adspielte, einen Einblick in daS Wese» der Bewegung gewähren sie nicht, man ist also in der Hauptsache darauf angewiesen, die Schlüsse, welche sich anS den Tbalsachen ergeben, selbst z» ziehen. Die anarchistischen Anschläge, welche sich gegen daS ParlamenlSgebände und taS königliche Schloß richleleii, sind beule, niedrere Monaie nach der Gefangennahme der znr Tbat entschlossenen Verbrecher, noch in Dunkel gebullt. Eö wurde die Mär verbreitet, daß die ganze Sacke eine Veranstaltnng der Polizei gewesen sei, und seiirem hat man von den beiden verbaslcten Verdächtigen nichts mehr gedvrl. Liegt da« an der unzureichenden Bericht erstattung, oder bestellen wirklich bcgrüntele Bedenken gegen die Wadrbeit der bisherigen Meldungen? Es wäre wobl der Mübc werlb, der Sacke aus den Grund zu kommen, weil auS de» bekannten Tbaksacken mit voller lllarheit bcrvorgebt, daß Spanien in der soeialislischcn und anarchistischen Bewegung eine Hauptrolle zugcwiesen ist, und in Wirklichkeit scheint auch Spanien dazu vorzugsweise ge eignet, weil die dortigen Znsläukc die volle Enlsaltuiig der RegierungSgewalt in polizeilicher wie mililairischcr Beziehung nicht zulasten. Wo Hochverrälbcr der gebührenden Strafe mir deshalb entgehen, weil Hochverrath »och vor zwanzig Jahren ein kaum feststellbarer Begriff war, da erscheinen die Zustände allerdings sür anarchistische und socialistische Aclicnen besser geeignet als irgendwo anders in Europa. Wo sich die Generalität berufen glaubt, die Geschicke deS Landes zn bestimmen »nd ihre Meinung der Regierung und Volksverlrclttng gegenüber zur Geltung zu bringen, wo rcrnrtlciltc Verbrecher Gclegcnbcit erhallen, ibr Gesäng- »iß zu verlassen, um neue Verbrechen zu verüben, da ist allerdings der Bode» sür Experinikille besonders gul bereitet, welche den Zweck l aben, das L berste zu milcrst zu wende». Wir ziehen auS den vorstebe»den Andeutungen den Schluß, daß Staaten, wie Spanien, Frankreich »nd Belgien, weiche lelS der socialistischen und anarchistischen Bewegung durch bren Eiser, den Worten auch die Thal folge» zu lasten, sehr üblbaren Vorschub geleistet haben, durch ihre uuscrligc» Zustände eine große Gefahr für das conservalire Europa bilden als Versuchsstationen sür socialistische und anarchistische Anschläge, siranthasle Ausartungen der regelmäßigen Ent wickelung gedeihen immer nur in kranken Staaten, und deshalb treiben auck SocialiSmuü und Anarchismus dort die giftigste» Blütbcn. Man könnte daraus folgern, daß internationale Maßregeln die beste Schntzwehr gegen Ausschreitungen aus beiden Gebieten gewähren wurden, aber dieser Auffassung fehlt der Boden, weil kcimsp auSwärligen Macht die Emmischlinz in die inneren Angelegen heiten eines andcrcnStaatcS zugestanden werden kan». Wir sind deshalb darauf angewiesen, selbst die Maßregeln zu ergreifen, welche die wirksame Bekämpfung von Anarchismus und SceialiSimiS nötdig macht, diese stelle» sich aber in der Haupt sache alü Vorsichtsmaßregeln dar, um daS Ucbcrwuchcrn der, beiten krankhaften Bildungen zu verhindern. Wir haben auch große und verderbliche AuSstände in England erlebt, den letzten ve» Seiten der Koblciiarbcitcr in Dnrham. Diese Bewegung läßt sich aber mit der in Barcelona gar nicht vergleichen, jene hatte von vornherein einen ganz bestimmten Zweck, über den sie nicht binauSgrisf, »nd sic bat ibr Ende erreicht durch einen Ausgleich, welcher dem Charakter deS ganzen Unternehmens cntjprach. Die Bewegung in Spanien ist dagegen regellos, sic bat mit GewaUthäugkeiteu begonnen und stellt die Täbnung deS ganzen SlaalSwesciis in Frage. Mittel zur Fristung deS Lebens innerhalb der Zeit des AnSslandeS müsse» ja aiich in Spanien vorhanden sei», da ein allgemeiner Auestand von so großem Umsang nickt allein ans Mord, Raub und Plünderung gegründet sein kann, aber daß man diese Mittel als letzten Ausweg in Aussicht genommen hat, gebt schon aus den ersten Anfängen der Bewegung hervor. Ter Entschluß der Regierung, der Bewegung mit größter Energie entgegen zu treten, ist scbr anerkemienSwertb, aber dann werten auch die günstige» Wirkungen solcher Energie nicht lange auf sich warten lassen. Tie Unterdrückung der revolulionanen Be wegung in Barcelona ist sür Spanien eine LebenSsrage, und sie wird bosscntlich bald geschehen. * Deutsches Reich. sz. Berlin, 1t. Juni. Zu dem Plane einer Berliner Weltausstellung bringt der Berufensten Einer, lär. Werner von Siemens, in der „National-Zeitunz" eine Abhandlung, die lebhaft an das Schicksal de» B leam erinnert. Nur umgelekrt: der alllestameiitarischc Prcpket wollte fluchen und segnete, der Berliner VolkSwirlh will empfehlen und liefert die wuchtigste» Argumente wenn nicht gegen die Ausstellung, so doch für eine peinlich kritische Prüfung des ProjectS. Herr von Siemens stimmt mit dem Reichskanzler darin überein. Laß nur eine gelungene Welt ausstellung Deutschland Vortheilc bringen könne, und präcisirt diesen Gedanken vollkommen zutreffend dabin, daß die Berliner Weltausstellung nur dann als gelungen angescke» werden könne, wenn sie ibre Vorgängerinnen übertrcsse. Die« aber sei nur möglich, wenn man clwaS NcneS diele. Die Berliner Ausstellung, als Säciilar-AuSstellung, müsse von dem Ge danken des Wettkampfes absehen und ei» Bölkcrses» dar- stellen, bei welchem alle Nationen in besonderen Ablbeilnnge» ibre besten Leistungen zuv Ansicht brächten; Preise sollten, wenn überhaupt, nur de» Nationen, keinesfalls einzelne» Aussteller» zuerkannt werden. Der Gekaute ist groß und schön. E- wäre «treulich für die Welt und ehrenvoll sür Deutschland, wenn im Jabr« 1900 aus einem Platze in der Näkc BcrlinSciiicm zweiten Schiller Gclegcuhcit gegeben würde, das Tbema z» variiren: „Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmeii- zweige, stehst du an des Jahrhundert« Neige." Aber nebst dem Palmenzweige fehlt der Militairvorlag-n erwartende», beschließenden und wiedererwartenden Menschheit am Aus gang de» Säculiim» so ziemlich Alle«, was zu einer inter nationalen Veranstaltung gebürt, die unter Ausscheidung der materiellen Einzel- und National»,teressen ein Volierfcst repräsenliren will. Zu einem .Wettbewerb" kommen die un« feindlich aesinaten Nationen vielleicht nach Berlin^ zn einem Eulturselte, d. h. »ach Siemen«' Auffassung, zu einer Musterung der Völker nach ihren kulturellen Leistungen, kommen sie zu „nS ganz gewiß schon deshalb nicht, weil sie den wirklichen und wahrhaften Erfindern des Telegraphen, dcö TclepbonS, also der größten Errungen- schaslcn des JabrbiindcrtS, nickt« Ebenbürtige« gegenüber zu stellen bade». So sympathisch und durch>ührbar die Äb- weisiingter jalängstnicht mehr ernstgcno»u»e>lenPrämiirungcn erscheint, so würde doch eine Berliner AuSsleUnng im Wesent liche» ans denselben Grundlagen bcruben müssen, wie ihre Vorgängerinnen. Verhält sich die Negierung mit Recht einer derartige» Veranstaltung gegenüber zurückhaltend, so würde sie die« noch vielmehr lb»n müssen angesichts eine« Planes, welcher noch weil mcbr mit den nationale» Eifersüchteleien zu rechnen hätte, als eine berkommliche Weltausstellung. Diese Anschauung ist nickt kleinmütbig, sondern einfach vernünftig, weil mit den Tbaksack'cn rechnend. Eine Rücksichtnahme auf die Kosten, die sich sür ein .Völkerfcst" natürlich viel hoher belaufen müßicii, ^,!S sür eine gewölmlichc Weltausstellung, neiuil Herr von Siemens kleinlich. Soweit wir aber d>e finanziellen Bedeuten in den Hintergrund gedrängt sehen möchten, so wenig können wir außer Acht lasten, daß eben jetzt die „Kölnische Zeitung" diese Kosten — für eine Aus stellung, nicht für ein Völkerfcst — auf 55—60 M'e'ioncn Mark berechnet. Dafür müßte» znm überwiegender ''heil Private anskommen, den» den lantwirtbschastlichcn Steuer zahlern, die an einer Ausstellung kein »nmittelbarcö Interesse -abcn, könnten erhebliche Tpfcr sür solche Zwecke doch nur unter günstigen Verhältnissen, wie sie jetzt nicht obwalten, angcsonncn werde». * Berlin, 14 Juni. (Telegramm.) Der „NcichS- anzeiger" meldet: Nachdem dcrKönig dcnRotben Adler- ortcn mit der Krone als besondere Auszeichnung auS- gestallet hat, legte er diese Dccoration selbst an und verlieh sic den Kronprinzen, den Prinzen Heinrich, Friedrich Leopold, Albrccht, Friedrich Heinrich, Joachim Albrecht, Friedrich Wilhelm, Alexander und Georg, dem Fürsten Sloldcrg-Wcrnigerode, dem Gcncralscldmarschall Grasen Biumentbal, dem Reichs kanzler Eaprivi, dem Präsidenten des StaatSniniisteriumS Grafen Eulenburg, den Ministern v. Wedelt und v. Kaltenborn, sowie de», Viccadmiral von der Goltz. Ferner schreibt der „NcichSaiizeigcr": Tie Ncutcrincldung, daß der Ekes der Kilimandscharo-Station von Bülviv englische Missionare zum Verlassen dcö Mos.chi- gebictcS aufgefordert habe, stimmt mit den hier riu- gegangencn Meldungen dcö Gouverneurs von Soden vom 2l. Mai insofern überein, als von Bülow einen An griff auf baS Moschi-Gcbiet beabsichtigt und die Vorsicht geübt bat, die englischen Missionare rechtzeitig zu warnen. Der englische Vcrlreter in Zanzibar wird inzwischen durch den Gouverneur von Soden von der Sach lage unterrichtet sein mir dem Hinweis, daß die Instruction Vulow'ö ei» kriegerisches Vorgehen gegen die eingeborenen Stämme mir iin dringendste» Notbfall gestaltet. — Der Obcrbof- und HanSmarschall, Oberstallmcister weiland Kaiser Wilbelm'S k. Graf Pückler ist heute Mittag in Schloß Bellevue gestorben. — I» der ordentlichen Hauptversamm lung der dculsch-ostafrikaiiischen Gesellschaft hob der Vorsitzende bcrvor, eö werde zum ersten Male eine üproccimigc Dividende auf die VorzugSanIbcilc vcrtbcilt. Ter Geschäftsbericht sür 1391 wurde genehmigt, dem Vor stände und VerwaltungSratbc Entlastung erihcill. Die auö- scheidendcn VcrwallungöratbSinitglicder Fürst Hohenlohe- Langenbiirg, Prinz Franz San» - Wittgenstein, Graf HvcnS- brocch, Martins und Geheimer Eommcrzicnrath TuNcnhofcr sind per Acelamalion wiedcrgcwahlt worden. — Die „Kreur- zcitung" schreibt beute: „Mehrere Zeitungen verlangen, baß, wir die Name» derjenigen HanVelSredactcure nennen sollen, die sick> inn Gratisicationen bei der DiScouto-Gcscll- scha s t beworben habe». Wir weise» diese Zumuthuna deshalb zurück, weil uns jede persönliche Verdächtigung absolut fern liegt. Es war aber unsere GewisseiiSpflicht, einen thatsächlich seil vielen Jabrcn vorhanden gewejencn Uebelstand endlich öffentlich anfzutccke». An der Börse ist cS fast allgemein bekannt und beriisstrene HandclSrcdactcure haben cS uns ost gctlagr, wie schwer sie unter dieser Herabwürdigung ibrcS Standes zu leiten haben. Wir hoffen, daß die Berliner Zeitungen das Beispiel einer ihrer Eolleginncn nachahmcn und ibre Haiidclsredacteure ausdrücklich verpflichten, Zu wendungen irgend welcher Art von Banken und BanchiicrS abzulebnen." — Nachdem die beabsichtigte antisemilische AgitalionSreise dcö Rectors Ah lwardt durch dessen Ver haftung vereitelt worden, wird Abg. Liebermann von Svnncnbcrg nunmebr den rkeinisch-westsälischen Jndiistricbc zirk bereisen und zunächst am 20. und 21. Juni ui Gclsenkirchcu und Hattingen Vorträge halten. — Der Besuch deö König« Karl von Rumänien am Berliner Hofe wird vou der „Schlesischen Zeitung" abgclcugnet. Sie schreibt: „Nach der Meldung ein«, allerdings sehr wenig zuverlässige» Berliner Correipouden-, sollte ei» Bciiich des Königs Karl von Ru mänien am kaiierliche» Hoflager in Potsdam siir die nächsten Tage bevorsiel,en. Tie Meldung ist, trotz der Einzelheiten, über die jene Corresvondknz bereits zn berichten wußte, unrichtig. Zu einem oisicielicn Veiuch liegt kein Aulaß vor. «ömg Karl kam im vorigen Jahre aus einer Rehe in Familitliaiiqtlkgcnheiien auch nach Berlin» lind dieser Bestich kalte lnsosern einen vificiellen Charakter, olS eine Einladung dcü Kaijers zu den Manövern vorangegangen war. der der König nicht batte entsplechen können. Die gegenwärtige Reise gilt lediglich der Erledigung von Familienangelegen heiten, Mid eS iil hier nicht» davon bekannt, daß sie ihn auch »ach Polsdam fuhren werde. Nach der Begrüßung der Braut des Thrvnso'gerS von Rumänien sowie deren Mutter und Schireslrr in Sigmariugen gedenkt nach zuverlässigen Nachrichten König Karl seine Gemahlin, die Königin Elisabeth, die zur Zeit aus dem Schloß ihrer Mull«, der Fürsiia zu Wied, weilt, zu be suche» und von da direct nach Bukarest deimzukehrrn. Die Ad- weienheit des Königs von sein« Residenz wird inr ganzen etwa drei Wochen währen." — Ter BundcSratb, dessen Arbeiten in der letzten Zeit durch mancherlei Zugänge vermebrt worden sind, wird (eine jetzigen Sitzungen etwa gleichzeitig mit dem preußischen Landtag ober gleich nach dessen Beendigung beschließen. E« schweben vorher noch reckt wichtige Verhandlungen. Unter Aaeerm stob noch Entscheidungen de« Bunde«rath« auf mancherlei erheblich« Beschlüsse und Anttäg« de« Reichstags
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