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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-18
- Monat1892-06
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'WMWWW Wb«""* - »MMWWWWWMWß Abo««eme»tsPreiS >, der Haiiptrrpeditton oder den im Stad^ t«irk n»d den Borort»» errichteten Aus gabestellen «bgeholt: vierte, jährlich ^4^50, »ö zweimaliger täglicher Zustellung in« H„s 5ck0. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteljährlich S.—- Direkt» täglich« Kreuzdandjenduag tot Ausland: moaattuh S.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Nhr, hie Abend-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. Ledaction >ud Lrpeditio»: JohauneSgass» 8. Di« Expedition ist Wochentag» nnanterbroche» geöstuet voa früh 8 bi» «beud» 7 Uhr. Morgen-Ausgabe. Filiale«: vtt» Rle««'» Sortt«. (Alfre» UntversitätSstrnß» I, Laut» Lisch«. Katharineustr. 14. part. «h «»»tgtplatz 7. MMtr.TMblaü Anzeiger. Legan für Politik, LocalgesiWe, Handels- «nd GcsUftsvcrkehr. JnsertionSprei- Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' Reklamen unter dem Redartio»»strich («ga» spalten) 50/g, vor den FamitteuuochrichteU (bgespaltra) 40 ^ß. Srätzere Schriften laut unsere» Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Zisferufa- »ach höherem Tarif, Oxtr« »Beilage« (gefalzy, n»r «it der Margen-Ausgabe, ohne Postbefärderuag SU.—, mit Postbesärderuag 70.-» Jinnahmeschluß fLr Z«sera1e: Abend-Aa»gab«: vormittag» 10 Uhr. Margeu-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- and Festtag» früh 9 Uhr. Bet de» Filialen und Annahmestelle» je «tu» halb« Stund« früher. Jus erat» find stet« » dt» ErNrNM»» zu rtcht». Druck und vertag von E. P atz t» Leipzig ^° 308. Sonnabenb den 18. Juni 1892. 88. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IS. Juni, Vormittags nur bis S Uhr geöffnet. LxpeMlon Ä68 I-elpAlxor laxelrtattes. Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Für den Verlängerung-bau der Tchweine-Markthale auf hiesigem Vieh- und Schlachthose sollen nachstehende Arbeiten ver- düngen werden: 1) die Straftenbau-Arbeitrn» 2) die Erd- und Maiirrrardette», 3) die äiulmrr-Arbkiten. 4) die Walzeijen-, Schmiede- und Lchloffer-Arbettrn, 5) di« Struttuctzarbritrn. 6) die WasfcrlkttuiigSin betten, 7) die Mutzeisrnarbetle«. Die Anschlagssoniiulare nebst Bedingungen können auf unserem Bauamte, Rathhau-, II, Obergeschoß, Zunmcr Ne. 7, gegen Zahlung von 1,50 zu 1, 3, 5 und ü, von 2,50 -Ai zu 2 und 2 zu 4 und 7 entnommen, die Zeichnungen dagegen tm Baubureau im Schlachthose eingcsehen werden. Den unberücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig ausgetretenen Bewerbern wird diese Gebühr wieder zurückerstattet, wen» dieselbe innerhalb 8 Tagen »ach Bekanntmachung der erfolgten Bergedung zurückverlangt wird. Die Angebote sind mit entsprechender Aufschrift zu versehen und bis zum L. Juli d. A. vormittag» 10 Uhr au obengeuannter Stelle abzugeben. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bezw. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung fämmtlicher Auge bote vor. Leipzig, br» 1b. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 2S1S. Or. Georgt. Lindnrr. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmenden Schleusenumbaue» wird die Roststratze zu L.-PIagwttz auf der Strecke zwischen der Gleis- und Kurzen Straße vom 29. dtrse« Monat« ad» sowie entsprechend dem Fortschritten der Arbeiten die Kurze Strafte zu L.-Plagwitz auf deren Strecke zwischen der Post- und Lanalstraße vom 1. Juli ab uad der Theil der Schul,tratze zu L -1 „ zwischen der Lanal- und Kurzen Straße vom 20. Juli dieftü Jahre« ab aus di« Dauer der Arbetteu für den durchgehende» Kahrverkehr gesperrt. Leipzig, am 1ü. Juui 1892, Der Rath der Stadt IX. 10527. Or. Georgt. tztahl. Bekanntmachung. Wegen deS Baues der 2. südlichen Lorsluthschlenße wird vom 20. dieses ManatS ad der vom Kuhthurm nach dem neuen Schntzcnhause führende Fahrweg während der Dauer der Arbeit snr den durchgehruven Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 1ü. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 10528. Or. Georgt. Stahl. Am 13. dsS. MtS. ist die unten näher beschriebene ManneS- person infolge Genusses von Gift in einem hiesigen Gasthaus« gestorben. Ter Verstorben« hat sich Wilhelm Damm genannt und angegedrn, iu Dübeln wohnhaft und am 10. Tecember 1833 daselbst geboren -u sein. Es ist uns bi» jetzt nicht möglich gewesen, über die persönlichen Verhältnisse de» auch io Döbeln unbekannten Verstorbenen irgend etwas zu ermitteln, und bitten wir, falls Jemand uns hierüber Ausschluß zn geben im Stand« sei» sollte, um schleunig« Beoach- richltgung. Leipzig, am 1b. Juni 1892. Pali^etamt »er Stadt Leipzig. In Gemäßheit de- 8.1 der Vorschriften für die Ausführung von ^ Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 3. Februar 1888 ! mache» wir hierdurch bekannt, daß der Llempnermeisier Herr Ernst vrommr, Schützenstraße Nr. 19, zur Ilebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den besitz der hierzu ersorderlichen Borrtchtungcn »achgewiejeu hat. Leipzig, den 16. Juui 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. j X. 2704. Ilr. G eorgi. Wolfram. Bekanntmachung. Nachdem die Kranken- und vcgrübnttzcnsse der Buchbinder, Portrfcutller, vartonuageuarbeiter und Liutrrr (e. H.) zu Leipzig in der am 20. Mai lausenden Jahres staitgesundenen Generalversammlung ihr« Auslösung beschlossen hat, nimmt die Unterzeichnete Lasse hiermit Veranlassung, die Herren Arbeitgeber darauf hinzuwcisen, daß versichermigSpslichtiae Mitglieder dieser Lasse nach Vorschrift des Krankenversicherungsgefetzes binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung au gerechnet, mittelst de» vorgeschricbencn Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachlheile der 50 und 8l des «»gezogenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 16. Juni 1892. Tie LrtSkrautrncasse für Leipzig «nd Umgegend. Robert Brauns, stellvertr. Vorsitzender. Bei der hiesigen Gemeindeverwaltung ist die Stelle eines RathS- Regtstrators, dein auch die Verwaltung zweier Krankcncassen ob- liegt, anderweit zu besetze». Der Stelleninhober ist für seine Pcrjo» pensionsberechtigt. Der Gehalt beträgt 1350 ^!S, die zu hinter- legende Laulion 300 -äll Antritt spätestens am 1. Juli 1892 Bewerbungen initZeugiiißablchrifken sind bis zun« 19. Juui 1892 eiiizurcichcn. Persönliche Vorstellung ist zur Zeit nicht erforderlich. Bewerber, die Soldat gewesen sind, werden bei sonst gleicher Be fähigung bevorzugt. Dahlen, de» 10. Juui 1892. Der Stadtrath. Schwalbe. Bekanntmachung. Die Anlieferung von 83,40 lfd. Metern Grantistusen --» 4,72 edm und von 391,50 sigd. Metern — 45lO >nr gußeiserner Falzplalien soll össentlich vergeben werden. Berdingungsiormular« sind im Bau bureau hierseibst zu beziehen uud Ossertru bi» zum LI. Juni d. I. na uns einzustiiL-a, Lützen, IS. Juki 18SS. Der Magistrat. I. L61L Stellvertretung: Wbbch. Oe. Schmid. Beschreibung des Tobten: Alter: ca. 60 Jahre, Größe: 1,71 m, Haare: grau (Glatze), Statur: kräftig, Augen: graublau, Zähne: desect, vorderzähne fehlen ganz, Gesicht: rund, Barl: kurzgeschnittener grauer «ollbart. Die Kleidung bestand ta emem guterhaltenen dunkelcarrtrteu Stoffiaquetanzug, schwarzem Ftlzhut, Lederstiefeiu, gramvollen«» Socken, weißleinenem und Jäger-Hemd, rothteiuenem Taschentuch «nd schwarzem Shüps. ^ Holz-Auction. Im Untversttäts-Holze bet Lieberttvolkwttz solle» Montag, de» 27. Juni d. I., von Vormittags 10 Uhr an LOS eichene Klötzer voa 10—7b am Ober- bez. Mtttenst. u. 2—9 m Läng« 21 birkene » « 15—30 » » » » » 4—7 6 aspeue - - 16—26 - - - - » 4—6 3 rothbuch. - - 20—65 - » » - » 3—9 auciionswetle verkauft werdea. «austustigr werdea ersucht, ,a der angegebene» Zeit aus de» Kahlschtage in «bttzriinna 1 der Nniversitäts-Waidnng sich »iuzufinden. Die grardnete» An- zatzluugru find Isfsrt «ach de« Zuschläge zu bewirke«. Leipzig, am 15. Juut 1892. llntversttät«-Rentamt. Gebhardt. Achuhmann-Ltelle. Bei dem Unterzeichneten Stadtratbe soll die mit 825 » Jahre«, gebalt. einschließlich 45 ^4 Bekleidungsgeld und freier Wohnung tm N-iddaus, verseuene, mit dem haus«ann»pOfteu t« Rattztza«s« »erd»»de»e Sch»ft«an»fte>e sofort wieder besetz« werben. Uewerber, unter denen gedient» Unterofsicter» bevorzugt werden. Hab«, ihr» selbstgeschriebenen »«suche mit Zeugaiffe» bi» zu« »kt. J««t I8»r hier rtnzuretche». Mit der Stell« ist Pensionsberechtigung verbunden. GeutHfch. «, 1». J«t 1892 »er Stadtrath. Sdw». England vor den Wahlen. In wenigen Tagen ist die Auflösung de» englischen Parlaments und die Anordnung von Neuwahlen zn erwarte». Trotz der AuSdebuung des Wahlrecht- i» Kolge der Herab setzung de- CensuS werden die beiden Hauplparteie», die Konservativen oder TvricS und die Liberalen oder Whig-, den Wahlkampf auSsechlen, und als dritte Partei wird wiederum die irische Homerulepartei, wenn auch in zwei Fraktionen gespalten, Parnelliten und Maccarlhvsten, im Parlament erscheinen. Je nachdem die Conscrvalivcn oder die Liberalen den Sieg erringen, wird das Ministerium Salisbury am Ruder bleiben oder seinen Platz einem Ministerium Gladstone räumen. Der Hauptgegensatz liegt aus dem Gebiete der irischen Frage, sie bildet den Sammeb hunct für Anhänger und Gegner der irischen Selbstständigkeit; in Sachen de- Achtstundeii-ArbeitSlage» stimmen die beiden Parteien überein, auch Gladstone hat rS abgelehnt, sich »um Vorkämpfer der gesetzlichen Einführung der beschränkten Arbeitszeit zu machen. ES bleibt noch die Frage, vd Schutz' zoll oder Freihandel, übrjg, die aber noch nicht reif ist, um sie für die Wahlagitation verwenden zu tonnen; Salisbury hat nur eine Andeutung in deui Sinne gemacht, dast England genölhigt sein könne, der herrschenden Strömung ZugestLnd nisse z» machen. I» der auswärtigen Politik ist eS in erster Linie die egyptische Frage, welche gewisse Schwierigkeiten bereitet, dann die Verwickelung in Uganda, welche durch die Handlungsweise der Eavilaiue Lugarv und William- gegen die Katholiken herbeigesührt ist, endlich dir marokkanische Frage und ferner das Lerhältniß zu Persien und zu China, sowie die Pamirsrage Es scheint, daß alle diese Angelegenheiten beim Wahlkampfe nur eine untergeorbnele Rolle spielen werden, eS sei de»,, daß Frankreick dir Wähler nöthigte, zu einer oder der ander» Streitfrage Stellung zu nehmen, an welcher diese Macht betheiligt ist. Im Allgemeinen herrscht in Bezug auf die auswärtige olitik in England volle Einigkeit, keinesfalls wird der ahlkampf durch auswärtige Angelegenheiten entschieden werden. Um alle Zweifel abzuschneidcn, erklärte Balsour, der erste Lord de» Schatze-, im Unterbause, daß rin etwaiger Rückzng der britisch-vstasrikanischen Gesellschaft an- Uganda keineswegs den Verzicht England» aus dieses Gebiet bedeute Man darf hiernach behaupten, daß die Aussichten für die conservative Partei günstig sind, denn trotz aller persönlichen Gegnerschaft und Feindseligkeit der Anhänger Sali-bury'S und Glabstonc'S wäre eS doch sehr gewagt, anzunehmen, daß die Mehrzahl der englischen Wähler mit der staatlichen Trennung Irland» von Großbritannien einverstanden wäre, und daß sic den Irländern ein eigenes Ministerium und Parlament zugestchcn wollte. DerversönlicheEinflußGladstone'Sal-Vorkäinpserdcr libe ralen Anschauungen ist zwar nicht zu unterschätzen, aber wie eS mit dem Liberalismus Glabstone'S bestellt ist, da» hat seine Handlungsweise gegen Egypten bewiesen. Der Erfolg ist nicht unter seiner Leitung der Gesckiäfte erreicht worden, der kommt ausschließlich auf Rechnung Salisbury s. Gladstone ließ zwar im Jahre >882 mitten im Frieden durch Lord Seymour Ale^an drien beschießen und theilweise zerstören, er sandle Lord seley mit einem Landheer nach Kairo, um dort nach Be steaung Brabi's di« englische Herrschaft einzusetzen, aber er gab unmittelbar daraus den Sudan preis, um dann später verfehlte Versacke zu dessen Wiedrreroderung zu machen. Die l l vot» Mann Hick« Pascha s wurde» vom Mabdi bei El Obeid vernichtet und Gordon wurde eia Opfer seiner Treue und Beharrlichkeit in Kbartum. General Wolseley kam zu spät um ihn retten zu können. Das sind Ereignisse, welche nicht nur in England, sondern auch io der übrige» Welt groß« Aufregung und berechtigten Tadel erregt haben, und in jedem andern Lande würde sich ein Staatsmann, der sie verschulde« ha», für alle Zeiten un möglich gemacht haben. Nicht so in England, dort ist der Gedanke P« Weltherrschaft viel zu ttrf ringer rangen i» das Selbst bewußtsein deö Volke», als daß eine Egypten und den Sudan betreffende Angelegenheit im Stande wäre, das moralische Gleichgewicht i»S Wanken zu bringen. Die Anhänger Glad- stone'S bewundern an ihrem Führer nicht sowohl das, was er für sein Vaterland gcthan hat, als den Frcimuth und die Beharrlichkeit, mit welcher er für seine „Grundsätze" eintritt. Sem Haupiorgan, die „Daily NcwS", bat seit seinem Rück- tritt von den Geschäften sich durch die Verbreitung der aller- unwahrscheinlichste» Tataren-Nachrichten einen Namen ge macht, aber im klebrigen hat eS keinen Einstuß aus irgend welche nambaste Verbesserung im Staate Großbritannien geübt; die Zeitung deS ehemaligen „liberalen" Ministers hat damit nur i» seinem Sinne gewirkt, denn auch er bat mehr durch die laute Vertheidigung von Dingen, die sich nicht vertbeidigen lasseu, gewirkt, als durch überzeugende Gründe. In Deutsch land wird Gladstone schon seit einer Reihe von Jahre» nicht mehr ernst aenominc», und daß man ihm diese Ehre in England erweist, dafür fehlt uns das Verständniß. , , Man würde auch die Vcrhältniffe in England unrichtig ausfasse», wenn man an die dortigen Parteien denselben Maßstab legen wollte, wie an die deutschen. Der Gegensatz konservativ und liberal ist in England nur ein scheinbarer, beide Parteien verfvlgcn in der Haupsache die gleichen Ziele und i»d weit davon entsernt, sich etwa »ach dem Maße und der Horm zu unlerschcidc», wie sie das Bestehende erhalten oder der ortschreitenden Entwickelung die Wege ebnen wollen. Tories wie P>higS gehören den oberen Zehntausend an und erstreben in voller Ucbereinstiiumung die Fortdauer der bestehenden Verhältnisse, welche den Besitzende» die Macht eiuräume». Die Freiheit, welche alle» Staatsbürgern gleicherweise ge währt wird, die Selbsthilfe, ist nur ein glänzendes Aushänge chiid für die Freiheit, daS bestehende Elend ausgedehnter Kreise so lange zu ertrage», als die Kräfte dazu auSrcichen Der Grundsatz der Selbsthilfe, welcher un englischen StaalSwcseu anerkannt wird, hat mannigfache AuS arlungcu zur Folge gehabt, wie z. B. den AuSstand der Postbeamten und der Polizei-Mannschaften» ja sogar die Meuterei einzelner Regimenter, aber die grenzenlose Armulh im Ostend in London ist dadurch nicht beseitigt worden. Wenn die Dockarbeiter in London höheren Lohn begehren, so tritt die öffentliche Meinung auf ihre Seile, aber der Selbsthilfe der zu schlecht bezahlten Leute wird dadurch keine Schranke gesetzt. Es »st dor einigen Jahren zu zesährlichen Ausschreitungen der Arbeitslosen in Westend von sondo» gekommen, der reichste Tbcil der englischen Haupt' ladt stand in Gefahr, eine Beute der Besitzlosen zu werten Las hat die Londoner Geldfiirsten nicht angefochten, sie haben gedacht: da- geht vorüber, und eS ist vorüber gegangen, und die Verhältnisse sind dieselben geblieben. Unter diesen Umständen stehen wir den englischen Wahlen kühl gegenüber; ob die Anhänger Salisbury'« sicDtu oder die Anhänger Gladstone-, kann u»S gleichgiltig sein, der Unter- "ied ist gering und England wird unter Salisbury eben wenig für die Sicherheit de- europäischen Frieden- bei trage», wie unter Gladstone. England gebietet über eine bedeutende Seemacht, aber über rin Landheer verfügt es nicht; seine Flotte tritt nur daun in Aclion, wen» englische Interessen iu Frage kommen, und deshalb bestndet sich Italien in einer Täuschung, wenn e» glaubt, daß ihm England in der Stunde der Gefahr zur Seite stehen wird. Handelt eS sich um Streitigkeiten, die zwischen Italien, Frankreich und Spanien unter einander auSgesochten werden können, dann wird England keine Hand regen, um einer Macht deö Dreibundes Hilfe ru bringen, geschieh da», dann ist allein das englische Interesse dafür mag gebend. Eine Macht, die aller Welt Freund ist, erregt die begründete Vermuthung, daß sie ihre Freunde i» der Nolh nicht schützen, sondern ihrem Schicksal überlassen wird. Wer seinen eigenen Landsleuten gegenüber den Grundsatz ver kündet: „Hilf Dir selbst, dann wird Dir Gott Helsen", der wird sich hüten, seine Haut für auswärtige „Freunde" Markte zu tragen. * Deutsches Reich. SS. Berlin, 17. Juni. Die RechtSconservativen bezahlen die ihnen cingeräumte Führerschaft der Gesammt Partei mit Niederlagen. Seit dem argen Mißerfolg bei der Berathung der Lantgeincinde-Ordnunz mißlang eine Action nach der andere», alle von de» Extremen emgelcilet, um dem verhaßten Herrn Herrfurth ein Bein zu stellen. Am Mittwoch trugen sie m der Zeit von 12 bis 3 Uhr Nach mittags gleich zwei empfindliche Schlappen davon. Der von den Eonservativen des Abgeordnetenhauses zusammen mit dem Centrum gefaßte Beschluß, daß Landgemeinden und Eommunalverbände mit einer Emwobncrzahl bis zu 300« von der Verpflichtung, ihre Unterbeamten aus den Militair anwärtern zu nehmen, entbunden sein sollen, wurde vom Herrenhaus dahin abgeändert, daß die Anstellungspflicht der ländlichen Communen schon bei 2000 Seelen zu beginnen habe. Die Sache ist für die Militairvcrwaltung überaus wichtig, die Eonservativen des Abgeordnetenhauses haben ihren „bösen Sinn" io dieser Frage der Wehrkra erkennen lassen, ohne den gewünschten materiellen Vor »heil davon zu haben. Noch weniger ehrenvoll war der AuSgang der bramarbastrend angesaglcn Fehde argen die Landgemeinde-Ordnung für Schleswig-Holstein, on diesem Falle gebühren die Lorbeeren ausschließlich den Reckt« eonservativen de« Herrenhauses. Sie batten, ehe sie Pfingsten nach Hause gingen, ein breite» Nittcrschwerl mit der Drohung entblößt, c» bei Gelegenheit der wieder ölten Brratbung der Landgemeinde-Ordnung auf daS , aupt des Polizeiministers nirversausen zu lassen; vor gestern erschienen sie mit einem zierlichen Galanteriedegen und diesen in der Scheide. Sie hatten nichts dagegen, daß die Landgemeinde-Ordnung angenommen wurde, und zwar in " " ^ bis, ' »» > z Bausch und Bogen len dloo)." Man kann die Ausschließung de« Herrn von Helldorff au« der konservativen Herrenbau« . fracticn mit allem Möglichen motiviren, onr nicht mit den gen s Junl. politischen Erfahrungen seiner Gegner. "'.Juni. ^ ^ ' längerer Verlt», 17. Juni. Die Schneider Pfeifer, Täters« und Timm lagen fett längerer Zeit mit der «onsecttonsstrm Bär Sohn tm Streit Diese Firma wollten di« drei Gewerk- Ichastssüdrer zu allerlei soeialdkmokraiifchen Einrichtungen zwingen und sich selbst dabrt ein warme« Nest bereiten. Da« ist thn», ntcht -' gelungen, und dafllr sollt« ^»auut, Firma büßen. Dtefer Tage hat nun auch eine Volksversammlung den Stab über dt« Herren L. und D. Bär, die Inhaber der Firma Bar Sohn, gebrochen. Das Urtheil lautete also: „Da sie ihre Arbeiterverhindert bezw.ntchtaoaehalten hätten, einer Organisation bcizutreten, da sich ferner die Genannten in Versammlungen, i» denen sie als Redner ausgetreten, aus den Boden der kaiserlichen Erlasse gestellt, seien sie aus der soctaldemokratischcn l jartei auszustoßen." Timm bemerkte noch, daß sich eine Menge Lapita- listen und Geschästssocialisten in der Partei eingenistet hätten, welche die Arbeiter als Schafe schreiten; dieselben müßten einfach hinausgeworfen werden. — Den drei noch in Untersuchungshaft befindlichen Anarchisten ist nunmehr die Anklage zugestelll worden. Bon den beiden Rechts- deisländen, den Rechtsanwälten Heine und Wreschner, soll sie uur Letzterer, der der Gruppe unabhängiger Soctalisten angehört, vcr- theidigen. Aus einen zweiten Verthcidiger ist wohl der hohen Ge- bühren wegen Verzicht geleistet worden. — In Hamburg ist daS ür die streikenden Buchdrucker aus 42 Listen gesammelte Geld nicht abgellesert bezw. unterschlagen worden. * Berlin, 17. Juni. (Telegramm.) In parlamen tarischen Kreisen verlautet, der Kaiser habe gestern längere Hungen mit dem Krieg-minister von Kaltenborn Für morgen habe sich Se. Majestät bei dem Minister um Diner angemcldct. — DaS „Berliner Tageblatt" meldet: Üeim König von Italien sind zum Ehrendienst commaudirt: Graf Waldersec, Gencrallieutcnant von Bülow, Oberst Bisstng und Obcrstlicntenant Engclbrccht, den Dienst bei der Königin versehen Gras Arnim-MuSkau und einige Hofherren, während dem Minister Brin Graf von der Groben »ugetheilt ist. — Gegenüber den Befürchtungen, den deutschen Ausstellern in Chicago könnten strafrechtliche Verfolgungen wegen Patent verletzung erwachse», thrilt der „Reichöanzeiger" mit, der Congrcß habe eine V,ll angenommen, wonach kein Ange höriger eines fremden Staates für Verletzung de- Patents . »nd Markciircchts verantwortlich gemacht wird, wenn die Handlung wenigstens im Zusammenhang mit der AuS- tcllung deö Gegenstandes in Chicago erfolgt. — Der „ReichS- anzciger" schreibt ferner bezüglich des Nachlasse« de« >m Jahre 1791 in Amsterdam verstorbenen I. C. Brandt, welcher seit über 70 Jabreu den Gegenstand der Anträge und Anfragen zahlreicher Personen bildet, welche durch amt liche Vermittelung in Besitz deS Nachlasses zu gelangen glauben, daß alle Erbansprüchc der angeblichen Seitcnverwandten selbst nach Ausspruch der angesehensten niederländischen Juristen verjährt sind. Auch sind die VermögcnSveryältuiffe der Nachfolger des Erblasser» keineswegs günstig, so daß da« Auswärtige Amt und die niederländische Regierung be- züaliche Eingaben nickt mehr beantworten werbe». — Die „Börsen-Zeitung" erfährt, daß im Abgcordnetenhause die Interpellation des Abgeordneten Sattler bezüglich der Hoflhcatersrage am Montag aus die Tagesordnung ge setzt werden wird. — Der preußische Minister de» Innern hat an die ihm untergeordnete» Behörden eine Verfügung erlassen, welche im Wesentlichen Folgende» besagt: Nach 8- 153 des GerichtSversassungSaesetzeS haben die zu HilsS- beaniten der Staatsanwattschast bestellten Beamten des Polizei- und Stcherheil-dlenste- den Anordnungen der Staats anwälte bet dem Landgericht ihre« Bezirks und der diesen vor- gesetzten Beamten Folge zu leisten. Ferner wird in 8-159 der Stras- proceßordnung vom 1. Februar 1877 u. A. bestimmt, daß die Staats- amvallschast. „m den Sachverhalt strafbarer Handlungen zu rrsorschen, Ermittelungen jeder Art, mit Ausschluß eidlicher Vernehmungen, durch die Behörden und Beaniten deS Polizei- und Sicherheits dienste- vornehmen lassen kann und daß diese Behörden und Be- anilen verpflichtet sind, dein Ersuchen oder Auftrag« der Staats anwaltschaft zu genügen. Endlich sollen nach 8- «61 a. a. O. diese Behörden und Beamten auch au» eigener Entschließung strafbare Handlungen erforschen, alle keinen Aufschub gestattenden Anvrd- nunaen treffen, uni die Verdunkelung der Sache zu verhüten, und die so entslehciiden Verhandlungen unverzüglich der Staatsanwalt schaft »inreichcn. Die Polizeibehörden haben, um die ihnen als Organ« der Staatsanwaltschaft nach den er wähnten Gesktzcsparagraphen obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen, insbesondere die Gestellung und Vernehmung von An- geschuldigte», Zeugen und Sachverständigen zu sichern, regelmäßig von de» in 8. >32 des LandesverwaltungSgcsetzes vorgesehenen Zwangsmitteln, namentlich der Androhung und Festsetzung von Geld strafe», Gebrauch gemacht. Ob sie hierzu oesugt sind, ist zweifelhaft. LSäre die Anwendbarkeit des 8- >32 a. a. O. aus die voa den Polizei behörden in dieser Eigenschaft zu verrichtenden Geschäfte ausgeschlosten, so würden sie, wen» die zur Vernehmung in Strafsachen geladenen Personen der Ladung keine Folg» leisteten, bei einem Auftrag« oder Ersuchen der Staatsanwaltschaft dieser die Sache unerledigt zurück- geben müssen, bei dem Vorgehen aus eigener Entschließung »der die Sache der Staatsauwallschast zu weiterem Befinden vor- zulcgen haben. In allen solchen Fällen bliebe alsdann der Staats anwaltschaft nur übrig, die Hilfe der Gerichte tu Anspruch zu nehmen. Allein dieser Ausweg würde bet der übergroßen Menge der in Betracht kommenden Vernehmungen, die sich alljährlich auf mehrere Hunderllausende belaufen mögen, alsbald versagen, wenn es erst allgemein bekannt geworden wäre, daß inan unliebsamen Ladungen der Polizeibehörden in Strafsache» nicht zu entspreche» brauche, ohne Unaunehinlichkeiten und Nach- thcile befürchten zu müssen. Demnach würde, wenn den Polizei behörden die Besugniß mangelte, die von ihnen als Organ »er Staatsanwaltschaft erlassenen Verfügungen erforderlichen Falle- zwangsweise dnrchzusetzen, nicht allein das eigene Ansehen der Polizeibehörden, sondern auch die SirasrechtSpstege empfindlich ge schädigt werden. Unter diesen Umständen bin ich tm Etnvernehuien mit dein Herrn Iustizminister zu der Ansicht gelangt, daß es ge boten erscheint, die Bestimmungen des 8. 132 des Laudesverwal« tuligsgeletze« für diejenigen Geschäfte Platz greisen zu lasten, welch« die Polizeibehörden als Organ« der Staatsanwaltschaft zu ver richten haben. — Heber den Messenden Georg Petb, der angeblich in Folg« der Mißhandlungen gestorben sein Wille, die ihm als vermeintlichem Anarchisten von der wülhenden Bolksmenge in Lüttich zugesirgt waren, schreibt die in Stettin erscheinend« „ Ostseezeitungam 15. Juni Folgendes: „Wir können versichern, daß Herr Peth gestern von hier au» wohl und munter eine Geschäftsreise nach Schweden angetreten hat. Körperliche Schädigungen hat er, so viel wir wissen, von dem unangenehmen Zusammenstöße mit der Volks menge in Lüttich überhaupt nicht davougetragen." * Oldenburg, 16. Juni. E« ist eine Commission an» Räthen deS Staat-Ministerium- gewählt worden, welche den Auftrag erhalten bat, bi» zum Beginn der nächsten Land tagsperiode ein neue« GehaltSregulativ für die olden- burgischen Staatsbeamten auSzuarbritcn. In diesem neuen Regulativ sollen, wie man hört, hauptsächlich die Gebälter der sämmtlichen Beamten de« Bausache« und der Subalternbeamten, welche gegenüber den preußischen Beamten im Gehalte niedriger stehen, erhöht werden. Dir anderen höheren oldenburzer Beamten stehen seit 187» im Gehalte mit den analoge» veamtenkate-orien i» Preuße» fast gleich.
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