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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920624027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892062402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892062402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-24
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«d d« H«pt«rp»ditü» od« de» ftn Sind«, bezirk «ad dev Vororte» errichtete» Aa«- »»bestelle» «bgeholi: vterteljidrltch^g4L0» bei zweimaliger täglicher 8»ft«ll»»g i»s Heu« -H kchL Durch dt» Post bezog«« fit, Lrntschland mid Vesteernch: viertel,adruch st.—. Direkt» täglich« Kreujd-od,endaug t»s Lusland: »»«etlich ^st st.—. Di» vrorge»-A»tgeb« »schotitt täglich '/,7llh^ die Lbeud-LuSgad» WocheutW b Uhr. Nrdstction,»» Lnehitio»; SstztMXststtG, 8. Abend-Ausgabe. «eErpedttto» i! »Äpiit »o» »»»»irrbroche» st N« «od« 7 Utz» Filiale»: vtt» ««»» « E-rti«. (Alf«» yatzalb ll-tversitätsstrad« ». Lot» Lösche. »echart,«»str. 14, pari. »»» K-ntg-platz 7. MMerIlMblaü Anzeiger. SW« für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd Geschüftöverkehr. JnsertilMspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. ^ Neclame» unter demRedacttootstttch («gu» tpaltea) 50-^, so» den Familie» »ochrichteie tbgejpailt») 40-ch. « VrSßrr» Schriften laut uus««» Preit- verzeich»^. Tabellarischer «ad Zifferaia» Oxtra-Vellage« (gekalzy, un» mit de» viorgea-Ausgabe, ohne Postbeförder»»g ^4 Ai.-, mit Post befördern,- 7L-. Annatimrlchluß f2r 3»seraie: Ubeid.Bosgab«: Vormittag« 10 Uh«. Mor,»»-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. So»»- »ud Festtag« früh st Uhr. Vei d«» Filiale» und Laaahmesull«» j» rin« halb« Stund« früh«. Inserat« siad stet« a» dt» Gg»eDttt-» zu richte». Druck und Verlag vor» L. Polz i» L«tpiig 320. Kreitag den 24. Juni 1892. 86. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 24. Juni. Niemal« seit dem Abschluß der kirchenpolitischen Kämpfe hat der preußische Landtag da» außerpreußischr Interesse m solchem Maße auf sich gezogen, wie während der gestern geschlossenen Tagung. Und wie zu Zeiten de- Culturkampfe« war r« da« Berhältniß de» Staat« zur Kirche, diese erste Lebensfrage de« Drutschthum«, welches die ganze deutsche Nation mit Spannung aus die preußische BolkSvertretung blicken ließ. Di« gesetzgeberischen Leistungen der Session zäblt unser Berliner tztz-Eorrrspondent auf; von politischer Be deutung erscheint nur da« Gesetz über den Welfenfond«; um so folgenreicher gestaltete sich da», wa« nicht er ledigt wurde: die Volksschulvorlage. Gehörte die vorige Tagung der Landgemeinde-Ordnung und der Reform der Einkommen- und Gewerbesteuer und ist die künftige zur Regelung de» Communalsteuerwesen» be stimmt, so sollte die eben abgeschlossene Session die vor zwei Jahren als integrirender Bestandtheil der «großen Reform" bezeichnet« Regelung de» preußischen Bolk-schulwesen- berbei- führen. Gemeinde-Ordnung, Gemeindesteuerrecht und Uoter- baltung der Volk-schuleo bedingen sich auch zweifellos gegen seitig, und hätte die Regierung sich daraus beschränkt, die Ordnung der äußeren Verhältnisse der Schule, die Auf bringung der Schullasten und dir Besoldung der Lehrer zu beantrage», so würde diese Session da» dritte Reform gesetz nicht schuldig geblieben sein. Die Regierung hätte aber auch ein organische- BolkSschulgrsetz haben können, wenn sich nicht im vorletzte» Winter in ibren Anschauungen von Religio», Kirche und einigen anderen Dingen ein vollständiger Umschwung vollzogen hätte. Der (Köhler sche Schulgesetzent- wnrf kam den kirchlichen Aspirationen zwar sehr weit ent gegen» aber er hatte Aussicht, in der Hauptsache angenommen zu werde». Di« nationallibrrale Partei war entschlossen, viS an die äußerste Grenze de» Mögliche» zu gehen, und mit ihr, de» Arriconservativrn und den ihr damal- aoch näher stehenden Eonservativen konnte da- Zustande- bringen eine» Schulgesetze« als sehr wahrscheinlich gelten. Aber der Regierung war «S eingefallen, den llltra- monti-mu«, dine Partei, di« nach ihrer Ansicht gleich allen anderen Parte««» (Socialdemokratie, Polen u. s7 w.) plötzlich „national* geworden war, zu versöhnen. Da blieo allerdings nicht- übrig, als dem KleruS Alle» z» biete», Wa der kurz vorher verstorben« Windthorst verlangt hatte. Und die« geschah. Die Schulvorlage de« Grafen Zedlitz bedeutete die Unterwerfung de« Staate« unter dir Geistlichkeit, dir Auslieferung der Schule an dieselbe. Graf Zedlitz war nur zu dem Zwecke in« Amt getreten, um diese» Schul gesetz durchzusetzen: r« entsprach seinen Grundsätzen, und deshalb durfte eS weder Wunder nehmen, noch verletzen, wenn er r« mit Entschiedenheit vertheidigte. Befremden aber mußte, daß der Ministerpräsident Graf Caprivi, der ein Jahr vorher den Goßler'schen Entwurf persönlich ringebracht und empfohlen hatte, gegen die Par teien, welche diesen Goßler'fchen Entwurf zu acc-ptiren geneigt gewesen waren, den Zedlitz'schen aber bekämpften, die schwersten Vorwürfe schleuderte. Den Nationalliberalen insbesondere trat der Ministerpräsident sehr schroff gegenüber, er bezichtigte sie unsachlicher Motive und warf sie, deren schulpvlitischen Standpunkt er im Wesentlichen ein Jahr vorher noch selber vertrete» hatte, zu den Atheisten I Die Er regung, welche die reactionaire Schulvorlage in Preußen und im gaazen Reich erzeugte, der entschiedene Kampf, der gegen dieselbe ausgenommen wurde, dir warnende Rede Bennigsen'« im Reichstage stehen noch in frischer Er innerung. lind die abwehrenden Rufe de« BürgerthumS ver hallte» nicht ungrbört. Der über die Stimmung de- Lande« richtig informirtr Kaiser zögert« keinen Augenblick, die unheil volle Vorlage beseitigen zu kaffen. Mit ihr siel Graf Zedlitz und auch Graf Caprivi glaubte den Posten de« preußischen Ministerpräsidenten nicht mehr beibehalten zu sollen. E« kam zu einer Trennung der Aemter des obersten Reichs- und obersten Staatsbeamten. Ob sich diese Ein richtung bewährt, bleibt abzuwarten. Jedenfalls erregt sie ernste Bedenken und daß man zu ihr zu greifen sich gezwungen sah, beleuchtet wie vieles Andere die Schwere des Fehler-, der mit der Einbringung der Schulvorlage begangen worden war. Die weiteren Cvnsequenzen lassen sich in ihrer vollen Trag weite noch nicht absehen; die wichtiglte ist die gänzlichveränderte Lage innerhalb derconservativenPartei in Preußen,welche sich zu einer Unterstützung derSchulvorlage, ja zu ihrer Verschärfung hinreiben ließ und damit einen Conflict mit ihren gemäßigten Anhängern heraufbeschwor. Das Cent rum bat c« b>S zur Stunde vorgezogen, den Groll über das Scheitern „seines* Schulgesetzes nicht so laut werden zu lassen; die Ablehnung einer halb zugesagten Panzer-Corvette ist bis jetzt di« einzige Quittung über die erlittene Niederlage. Der UltramontaniS- muS hofft offenbar, daß da«, was plötzlich kam und plötzlich schwand, wiederkommen kann, und er hütet sich, ihm günstige Eingebungen durch eine scharfe Sprache zu gefährden. In dieser Politik de- CentrumS ist aber zugleich die Aufgabe de« Liberalismus vorgezcichnet. Er muß allen Eventualitäten gegenüber stark sein, in der preußischen Volksvertretung starker, als er eS zur Zeit ist. Die nächste Session de« Land tags ist die letzte vor den Wahlen. Es gilt» im Hause wir im Parlamente einen günstigen Ausfall vorzubereitcn. Dir Aussichten namentlich de- gemäßigten Liberalismus in Preußen sind gut, das hat u. A. der Kampf gegen da- Schulgesetz gezeigt. Dir Nationalliberalen besaßen nicht nur tharsächlich die Führung, da- Bürgerlhum sah es auch mit (Kenugihuung, daß die Leitung de» Kampfe« in den Händen maßvoller Politiker ruhte, die da« sachliche Interesse über da- agitatorische setzten. Dirseu Vorzug werden die Vertreter de« gemäßigt liberalen Gedanken- auch in anderen Fällen genießen, er enthebt sie jedoch nicht der Nothwendigkeit, di« Zeit bi« zu den nächsten Wahlen gewissenhaft auSzunüyen. Ueber die Niederlage der deutschen Tchutztruppe am Kilimandscharo bat der Telegraph gestern nicht ganz correct berichtet. Die officielle Mittheiluug au» Dar-eS- Salaam lautet: „Unterosücter Sattel, welcher selbst verwundet ist, und Lazareth- gehtlse Wiest melden, daß am 10. Juni bet Moscht ein Gesech t mit Mandara« Lohn M«li stnltgefund»» yat, wobei Herr V»» VLto«, Lieutenant Woisrum und SO Sudanesen gefallen sind. Dt« Unterosstciere Wutzer und Wittstock halten mit 64 Mann die Kiltmaudlcharostation. Die von hi«r abgesandtcn 180 Mann verstärk»»» sind heut« in Tanga angrkvmme» und von dort sofort in« Innere dittgtrr worden." Halte man gestern annehmen müssen, daß von der circa 160 Mann starken Truppe ca. IlK Mann versprengt oder verwundet worden seien, so erzieht sich jetzt, daß in der Station nur ca. 61 Mann nicht wieder eingctroffen sind, über deren Schicksal noch keine Nachrichten vorliegrn. Höchst beklagenSwerth ist der Tod de« Herrn v. Bülow; gehörte dieser doch zu den erfahrensten Osficieren der Schutziruppe. Er hatte schon im Dienste der Deutsch - Ostafrikanischen Gesellschaft gestanden, ehr er in die Wissmanntruppe «intrat. Während des Araberaufstandes zeichnete er sich wiederholt sehr au«. Al« Führer einer Zulucompagnie trug er einmal einen schwervrrwundcten Unterofficier au« dem Kugelhagel, während seine Leute gewichen waren. Hoffentlich werden bald Mittheilungen darüber erfolgen, wodurch der ganze KriegSzug nothwendig geworden ist. Vr. Peter«, der ReichScommissar für da» Kilimandscharo-Gebiet, ist von dort abwesend. Er hatte sich immer sehr zuversichtlich über die Lage ausgesprochen, um so mehr muß die jetzige Entwickelung befremden. Und noch befremdlicher klingt, wa« Herr Eugen Wolf dem „Bert. Tagebl." über vr. Petcrö schreibt: „vr. Peter« selbst ist Knall und Fall und, wie man sagt, ohne daß selbst der Gouverneur eS wußte, nach Cap stadt abgrreift; srl» btShettger Becretair, Varon v. Pechmann, hat den PeterS'schen Dienst quitttrt und ist nach Europa zurück- gekehrt. E« scheint, daß I)r. Peter« am Kilimandscharo sehr vrel Mißi'allen erregt hat; er soll so wenig human ausgetreten sein, daß auch die Missionare ihre Entrüstung äußerten und an ihre Vor gesetzten darüber berichteten. E« soll von Ansang an einen sehr schiechten Eindruck hervvrgerufen haben, daß vr. Peters direct neben dem Ylaggenstock, an welchem die Reichskrieg-flogge wehte, einen — Galgen ausbauen ließ." Man kann nur wünschen, daß diese Nachricht dementtrt wird und überhaupt bald Lickt über die Frage verbreitet wirb, wodurch eine so schwere Niederlage gerade da hervvr- zeruscu worden ist, wo Major von Wissmann seine letzte Expedition mit Erfolg beendete. Die für den 12. Juli einberufenen belgischen Kam mern werden, wie aus Brüssel geschrieben wird, nicht durch den König eröffnet werden. Die vierwöchige Tagung soll eine rein geschäftliche sein; die Kammern sollen lediglich sich mit den dringlichen Geldbewilligungen und Handelsverträgen befassen und einen Ausschuß von 25 Mitgliedern erwählen, welcher die Anträge für di« Per- fassungSrurchsicht vorberathen und im November bei der Winterlagung der Kammern Bericht erstatten soll. Erst diese letzter« Tagung soll durch eine Thronrede eröffnet werden. Gegen diesen ganzen von der Negierung beschlossenen Plan erhebt sich wie rin Mann — dir Arbeiterpresse. „Den zwei deutigen Maßnahmen der Regierung und ihrer Bande, welche die Stunde der Befreiung des Volke« ausschieben wollen*, — so schreibt der „Peuple* — „wird das kräftige und offene Vorgehen der Arbeiter und aller Kräfte der Demokratie antworten. Der Negierungsverschwörung wird man die Volksbewegung entgegenstcllen". Die aus Frankreich telegraphisch gemeldete Ver- urtheilung Ravachol'« zum Tode ist, so selbstverständ lich sie in Ansehung der gemeinen Capitalverbrechen diese« anarchistische» Mordduben erscheint, dennoch als Leistung einer französischen Jury bemerkrnSwerth, nachdem, wie erinnerlich, seiner Zeit ein Pariser Geschworenengericht-Hof den kläglichen Anblick von Leuten darbot. welche au« bleicher Furcht vor anarchistischer Wiedervergeltung den vor ihnen auf der An klagebank sitzenden Banditen als ein Kräutlein Rührmichnicht an behandelten und sich selbst solchermaßen unsterblich blamirten. Der damalige panische Schnecke«, de» Bambenalteniatr gegen da« Restaurant Bert» in den weitesten Kreisen der Be- völkeruug verbreiteten, hat nach und nach einer ruhigere» Auffassung Platz gemacht, fürsorgliche Umsicht hat da« Ihrige zur Rückkehr gesünderer Anschauungen heigetragen; eS sind schon Wochen über Wochen verstrichen, ohne daß, in Frankreich wenigstens, von neuen Dynainitdiebstählen für anarchistische Rechnung die Rede gewesen wäre. Alle« in Allem athmet man in Frankreich wieder etwa« sreier; die Thatsacheo zeigen, daß der Anarchismus einer fest zupackenden Erecutivgewalt denn doch nicht gewachsen ist, mögen sich seine socialdemokratischen Gönner und Freunde auch noch so zärtlich seiner aunehmen. Da« über Ravachol verhängte TvdeSurtheil zeigt übrigen« so recht bandgreislich da- Sinnlose der soeialdemokralischrn Vcrlcgen- heilSphrasen, welche den anarchistischen Banditen so gern an die Nockschoße der herrschenden Elasten heften möchte». Niemand weiß besser, wie verside eine solche Handlungsweise ist als die, welche sich ihr schuldig machen, obwohl sie wissen, daß Ravachol und Genossen ihr vollgerüttelter Maß vvu Freveln und Verbrechen angesammelt haben. Die Finanzgeschäfte de« Vatikans, welche zu Ende de« vorigen Jahre» zu Krisen im CardinalScollegium geführt hatten — Msgr. Folchi wurde erst am 23. Februar d. I. wieder in Amt und Würden eingesetzt, „weil er nur aus höheren Auftrag die Gelder der Curie verliehen habe* — haben ein Nachspiel gefunden. Die drei Cardinäle, welchen nach dem Zusammenbruche aller thcil« durch Sterbini, theils durch Folchi besorgten Geschäfte die Verwaltung des ui» zwei Dritttheil« geschwundenen PeterSpsennig« übertragen wurde. Haben, wie der „N. Fr. Pr * au« Rom berichtet wird, da« Berhältniß zur Banca di Roma, welcher der Papst vor zwei Jahren gelegentlich der Baukrisi« mehrere Millionen auszahlen ließ, dahin geregelt, daß die Verwaltung de- heiligen Stuhle« von der Anlehenssumme zwei Millionen streiwt, für den Rest ihrer Forderung aber in den Besitz de« Palastes der Bank und den Genuß eine« Drittels der Ge« schäftSeinnahmcn gesetzt wird. Begreiflicher Wesse macht diese« neueste Capitel der valicanischen Finanzgeschäfte in Rom nicht geringes Aufsehen. Rußland beginnt die aiigrkiindigte Genugthuuna an England zu nehmen für den Empfang de« Prinzen Ferdi nand von Bulgarien: cS wüblt in Mittelasien, vorläufig gegen den „Bundesgenossen Großbritannien«, den Emir von Afgha nistan* — wie die „Nowoje Wrenija* sich äußerte. Der kürzlich gemeldete Aufstand der Hazara — zwischen Herst und Kabul —, der durch russische Agenten geschürt wird, nimmt größere AuSdebnung an. E« wird der „Boss. Ztg * darüber aus London gemeldet: „Nach etner Drahtmeldung au« Simka nlmwt die Rebellion im Hazaralande chren Fortgang, ungeachtet der Erklärung de« Emirs Abdurrahma», er beabsichtlge den Aufständische» Mild« an- zedeiheil zu lassen. Der Gouverneur von Kandahar gina mlt Per- tälkungen nach Tirni ab, wo die Hazara« einen erfolgreiche» kinfall gemacht haben. In Kandahar sind Gerüchte über »ln« neue Niederlage der afghanischen Truppen tm Umlauf. E« bestätige sich ikdoch nicht, daß Abdul Khan, de« Emir» Agent, zu de» Aufständischen ilbcrgegangen sei." A» Rußland wird England dafür durch di« Natur gerächt Zum Mißwachs de« Getreide« in einem großen Thette de« südlichen europäischen Rußland gesellt sich, wir die „Nowoje Wremja* hervorhebt, auch die AuSstcht aus Mangel an Viehfutter. Von dem Mißwach« der Gräser und gutterkräuter sei ein noch bei weitem größere« Gebiet be troffen worden, als von dem de« Getreide«. An anderer Stelle erkennt das Blatt ausdrücklich an, dir Mißernte de- vorigen Herbste« habe in den 17 Gouvernement« nur deshalb so verderbliche Wirkungen gehabt, weil da« Landvolk durch wiederholte sehr schwache Ernten (die sich durch fortschreitende Bodenerschöpfung erklären) bereit« in den Zustand chronische» wirthschastlicken Siechtbum« grrathen war, so daß e« der fttzUi» totale» Mißernte widerstandslos gegenüvrrstand. Von der Nothlage im ShiSdranschen Kreist, Gouvernement Kaluga, entrollt di« „Ned.* ein krasse« Bild. Da« Roggrnmcbl koste gegen baare Bezahlung 1'/, Rudel pro Pud, aus Credit bei Sprculanten aber 3 Rubel zufolge der Berechnung, daß nach der neuen Ernte für jede« verabfolgte Pud zwei Pud zurückerstattet werden müssen. Die Mehrzahl der Bauern hat zur Bestellung der Felder io, Frühjahr kein Saatkorn gehabt- Io einem Dorfe, Namens Stoiki, haben von 400 Höfen nur 20 Sommer» körn au-säen können. Die Landschaft hat den Bauern zwar rin andere- seltene« Üebel gesellt; Influenza unter den Pferden. Di« Mehrzahl der erkrankten Thiere ist bisbrr zu Grunde gegangen, da kein« veterinärärztliche Hilf« geleistet werden konnte. Auf dem demokratischen Nationale onveat m Chicago ist, wie zu erwarten war, beim ersten Wahlgang« Ärover Clcveland »um Präsidentschaftscandidaten ernannt worden. Die starken Einflüsse, welche vor Beginn de« große» demo kratischen Palaver« an gellend gemacht wurden, um eine Ver ständigung zwischen Hill und Cleveland herbeizusühren, habe» also Erfolg gehabt. Dir bevorstehend« Verständigung war übrigens bereits in den letzten Tagen deutlich fühl bar, als die Staaten Illinois und Maryland zu Eleve- lanv übergingen. Daß Cleveland der stärkst« Eandidat in der dcnwkratischcii Partei sei, war von vornherein zweifellos. Seine Stärke liegt nicht allein in seiner, »I F*r»ill*tsn. Das Lildniß -er Geliebten. Mnr dramatisch« Novelle von Larl Sd. Klopfer. (»k-dnia ma rr«»»llstr»», »nboini.) (Schluß.) „Nun — so gestatten Sie mir, Ihnen meine — auf richtigste Gratulation z» Füßen zu legen, gnädige« Fräulein I Nehmen Sie giftigst diese Kleinigkeit als Zeichen meiner innigen Antheilnahme! * Mit der „Kleinigkeit* meint« er sein FUnfkilo-Bouquet. Käthe empfing e« als willkommenen Schild, um, indem sie da« NäSchen darein steckte, ihre Verwirrung und — vielleicht auch ei» leise« Lächeln zu verbergen. „Ich danke Ihnen, Herr Baron!' „Nun, meine Herrschaften, ist e« meine Pflicht, Sie mit Ihrem Glück allein zu lassen. Genehmigen Sie nur noch die Versicherung, daß e« mir zu hoher Genugthuung gereicht, Ihr — erster Gratulant gewesen zu seinl* Da ging er hin und sang nicht mehr. Sein Schmerz, wieder eiumal »inen „Traum seine« Leben«' — bloß ge träumt zu haben, wurde nur ein wenig durch da« stolze Gefühl gemildert, sich mit dewundern-werther Tactik einen ehrenvollen Rückzuß gesichert zu haben. Hilbrrg nahm Kalke, sein« Käthe wieder in die Arme, sobald dir Thür hinter dem Abziehenden zuaefallen war. „Und jetzt, mein holde«, traute« Lieb, zetzt vertrau' ich meinem Stern, daß auch mit Pruck noch Alle« gut wird!* Gleich darauf trat da« Ehepaar Gröner ein. mit einer leuchtenden Gratulation«miene; sie hatten auf der Treppe den Baron begegnet und von ihm Alle« brühwarm erfahren „Ah, apl Eine Verlobung im Haus«?* rief Norbert enthuslaSmirt und schüttelte Hilbrrg tue Hände. „Da« also war he« Pudel« Kern?* Laura legte inzwischen in Käthe'« Hände ihre Glückwünsche. „Uber wie wird'« denn jetzt mit unserem Theaterstück?* »eint« dann der literatursrrundlich« Kaufmann. Laura lachte ärgerlich auf. »Unser Stück? Du gefällst mir! — Gieb doch jetzt einmal Ruhe! Ich glaube überhaupt, e« wird in der Compagnie-Arbeit jetzt wohl eine Pause ein- treten. Nun sind Sie ja Bräutigam, Herr Doctor.* „Da« verstehst Du nicht', belehrte sic der Gemahl ernst „Erst da« Geschäft, dann da« Vergnügen". Jetzt kam Pruck herein, hinter ihm seine Frau. „Wie? Wa«? Dieser vertrackte Werdern weiß eS auch schon? Na, ich bin eigentlich froh, daß e« mir erspart blieb, ihm diese bittere Pille veizubringen. Da komme ich übrigen« mit meinem Segen und der noch restirende» Strafpredigt so ziemlich post testum.* Er zog Käthe an sich. „Na, du wirst Loch nicht weinen wollen? Kindskopf! Laß' dir lieber von dem alten Onkel-Vormund in aller Fröhlichkeit gratuliren! Ich lelegraphire heute auch »och an deinen Bruder.* Er küßte Ne und legte sie dann seiner Frau in die Arm«, dir sich mir ihr zum Kamin zurückzog. Gröner hing sich an den Schwager. „Also nickt wahr, lieber Hermann, der dritte Act steht fest — jetzt können wir unS über den vierten und letzte» hermachcn?* Laura rang die Hände. „Wie ich diese« Lustspiel hasst! — Ich gehr mein Leben nicht mehr ins Tbeater!* Sie setzlc sich schmollend auf den Divan und nahm wieder ihr ArbeitSkvrbchen zur Hand, da« noch vom vorigen Abend da auf dem Tischchen stand. Pruck stellte sich mitten ins Zimmer und imprvvistrte «ine kleine Rede ,a» die ver sammelte Familie* „Ja, mein« Herrschaften, unser gemeinsamer Bau ist glücklich bis — zur Lachgleiche gediebeu! Die wird gewöhnlich mit einem Fest gefeiert. Das wollen auch wir. Wir ver- binden r« gleich mit — der BerlobungSlasel. — Aber wie. wenn wir vielleicht auch schon La« Gerüst zum Giebel, zur Krone de« Werke« aufsiellen könnten? E« handelt sich letzt nur mehr um einen Punct: Wie bahnen wir die Versöhnung unsere« Lustspiel - Ehepaare« im vierten Act an?" Er wandte sich sarkastisch an Laura: „Könnten Sie un« vielleicht berathen, lieb« Schwägerin?* „Ach, wa« versieh' denn ich vom Theater!' „Es soll eine vrrsöhnong zwischen zwei Menschen sein, die sich von Herzen aut sind, ohne einander nicht leben könnten — aber durch eine Reibe lächerlicher Deuteleien, Mißlichkeiten und Mißverständnisse nicht da« rechte Wort finden können — das heißt, wir, die Verfasser, finden e« noch nicht. — Die Frau hätte dem Gemahl eine ganze Entwicklungsgeschichte ihre« Herze»- zu geben — und es geht nicht gut an, in der betreffende» Scene so weit schweifig zu werde»; da- soll mit einer überwältigenden Un mittelbarkeit wirken . . ." „Ja. da« ist schwer!* meinte Gröner, mit gedanken voller Miene sich aufs Nachgrübelo legend, als hinge es von ihm ab. Da trat Mathilde vor »nd zwischen die Herren, ihre Bewegung hinter einem Lächeln verbergend. „Wieso schwer? Wenn sich, wir Tu mir sagtest, die Gemüther längst im Innersten begegneten — braucht e« denn da überhaupt vieler Worte? Ti« Frau streckt idm die Hände entgegen — alle die innige Liebe, zu deren Au-truck die Lippen zu schwach sind, muffen sie sich ja wechselseitig au» dem Auge lesen, und wie eine himmlische Offenbarung nickt e« mit einem Schlag durch Beider Herzen: wir sind Ein« mit jedem Hauche — und ineinander finden wir unsere Welt!" Pruck legte gerührt den Arm um ihre Schultern und küßte sie ans die Stirne „Du mein guter Engel, mein lieber, lreuer — Kamerad I . . .* Gröner wiegte lächelnd da« Denkerhaupt. „Wirklich, eine höchst einfache und natürliche Lösung!* Wahrhaftig! und eine bessere, al« er sich träumen laßt! — dachte Käthe am Kamin, sich an Htlberg'« Arm lehnend. „Sehen Sie,* sagte Pruck, de» Kopf nach dem Doctor wendend, „da bat uns wieder einmal da« Franengemüth in Schalten gestellt! * Gröner ging zwischen dem Schreibtisch und dem Divan quer durch da« Zimmer. „Da« wäre also die Hauptscene für den letzten Act —I* murmelte er, vor sich hindrütend. „Norbert!* tönte e« da sanft vom Divan her. Gröner sah in die bittend zu ihm erhobenen Augen seiner reizenden Frau, die ihn holdselig anlächelt». „Geh' sei lieb «ad gut! Komm zu mir, zu Deinem treuen — Leben-kameraden Du siehst ja, die aemeinschastlicht Arbeit der Herren steht so ziemlich fest, und sie werden auch ohne Dich fertig —" Er zögerte. „Ist e« Dir denn wirklich so rin Dorn im Auge, wenn ich mich mit höheren Dingen beschäftig«?* Sie hielt ihm mit neckendem Schmeicheln eine Sträbn« Stickwolle hin. „Bertel, bitte, hilf mir, den Faden abha«pel»l Geh' doch! Laß mich nicht so lange betteln . . .* ^ „Bertel?!* wiederholte er gerührt. „Bei meiner armen Seele — e« ist doch ein herzige« Weib!" Und er ging hin, setzte sich neben sie aus den Divan und half ihr dt» Wolle abwickeln. „Bravo! bravo!" lachte Pruck au« vollem üalsr. „Ja, sic halten uns dock Alle — in ihrem Garn: — Siche, Kätbe, da hättest Du eine treffliche Vorschule für Deine« künftigen Ehestand! — Ader wa« red' ich da? Ich bin über zeugt, Du brauchst in diesem Punct nicht« mehr zu lernen. Wie hat uns die Kleine koch an der Nase geführt! Gestern klagt, sie mir noch, sie fühle sich lies unglücklich, sie müsse »t»uw voüo nach Hause, und beute . . . .? — Warte, wo Hab' ich denn Deinen Brief?* E» sucht« in allen Taschen, während Mathilde, Käthe uud Hiloerg ihn und sich mit Entsetzen anblickten. ,Ich will mich doch endlich überzeugen, wa« Du un« darin für eine Geschichte ausbinden wolltest ... Ah, richtig! Er muß noch im Schlas- rock stecken!" Er wandte sich eilig nach seiner Thür. Kattz« wollte ibm hastig in den Weg treten. „Onkel! Könnte nicht ich vielleicht ihn Dir holenl?" .Bleib' nur! Du findest ihn nicht. Ich bin gleich wieder da!* Und da verschwand er schon im Schlafzimmer, di« Drei in fürchterlicher Erregung zurücklassenv. Mathilde wankte »nd klammerte sich mit zitternden HLndrn an die Lehne de« Schreibscssrl«. „Jetzt ist doch Alles au»!* ächzte Käth«, Hilbrrg« Ar« in Todesangst an ihre Brust pressend. Norbert und Laura haSpeltrn indessru in «nbrkümmrrte» leisen Geplauder ihr Garn ab. . . . Di« Secundrn schienen Ewigkeiten Da hört« man Pn»< drinnen lachen. Di« Drei sehen sich verwundert an. Jetzt
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