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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920627014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-27
- Monat1892-06
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G d« Hauptexpetzttto» di» t» StttlG bezirk «»d d» Vororte» errichtet«, A,S- -«bestelle, »d,»h,lt: vtettrljStzrttch ^14^01 »ei zweimaliger tügttcher 8»stell,», in« Hau« 54L D«rch di« Post bezöge» für Deutschland »od Oelterretch: vterteliühritch 6.— Dir««, täglich« Keruzbaudieurn», t»S AcGlan«: »»uutlich 2.—. Di« Morgen-«»^^. «schKut t-gkich '/,7Uhr. di« Abend-Anchpi«» Woche-lazt « Uhu. »»> Lrveöttio»; JotzannesgaG« A. Die Erpedttto» ist Wochentag« „Unterbrochen »öffnet von srtd 8 dt» «d»d« ?Ud«. Filiale»: vtt, «e»»'s Porti». lRlf«d -ich»^ llniversititsstratz» 1. Lont« «dich». Knthnriuenstr. 1«, Part- «d KsntA-pInt 7. Morgen-Ausgabe. 324. tiWM.TilMaü Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- »nd Geschüstsverkehr. Montag dm 27. Juni 18S2. I«sertio«SpreiU ^ ^ Die 6 gespaltene Petitzeile SO Reclime» nnter dem Rednettoatstrich («go» lpaltev) bO-4, vor de, FamtllennnchrtchtrN (bgefpattr») 40-ch. . Größere Schriften lant »nseve« Prri«« verzeichniß. Tabellarischer »nd giffernfatz »och höh««« Torsi. Ertr«'veila«e» (gesalzt), »,« «kt 2» Morgen-Au-gode, ohne Pc-tibeiSrbkNing «0.—, ml« Poßdefördernng ?L—. Än»ah«eschl«ß str Inserate: Adend-Antgabe: vormittag» IO Uhr. Mnrg» »-Ausgabe: Nachmittag« 1 Uhr« Sonn- und Festtag« früh 2 Nh», vet de» Filialen nnd «nnaliinesiell«» je et»« halb« Stand« früh««. Inserat, stad stet« «» dt, ErMdttta» »o richte». Drack a»d Verla- »o» E. Gal- Nt LeiptzG 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. veulgeker AerrletaF. Da» kentmabl Socket deute uw 5 lldr iw 8anl« cke« Lnns- wLnrüncben Versio« (^cdnlitrams 3) »tatt. 2-dlreicd« Letdeiliguog iit «rncttuncdt. Lauplatz-Verkauf. Der der Etadtgemeinde und dem Johanni-horpital« gehörig«. <m der Mozartstrab« gelegene und in offener Bauweise zu bebauende Bauplatz Nr. ü de« Plane« Nr. 5121 V. von 85,50 w Front, 32 m Ties« und 816 qm FlLchengehalt ist sofort zu verkaufen. Kausaebote sind »erschlaffen und mit der Aufschrift: Bauplatz Mazartftrake Nr. <t versehen bi« 2. kommenden Mon. Aden«« v Uhr aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, im Eingangsbüreau, Zimmer Str. 7 abzugeben. Daselbst können auch die Berkauftbedingungen eingesehen werden. Leipzig, de» 24. Juni 1892. I». 261«. Der 935. Math der Stadt Leipzig 1k vr. Georgt. umbiegel. Lekanntmachuug. Die ofientlichrn Peda«»rn-Vr-sunge« finde« «ttttnach, de« 22„ und 1 Nachmittag« Da»»rr«tag, de« »2. Juni d. A., / N—L Uhr im Auditorium der Uaiversilaid-Frauenkltutk — Trier sche« Institut —, Stephansttaß« 7, statt. Leipzig, dru 21. Juni 1892. Die Dtreetta« »er K. Hedammen-Schule. Prof, vr. Zweifel. OeffentUche Ausschreibung. Für den Nendaa der »ndrea«Nrche sollen die Dachdeser-, Mempuer- u«d Schlasser-Ardette» sThurmspttzeu) in össentticher Submission vergeben werden. Di« Submission-Unterlagen können gegen Erlegung von 2 in unserer Expedition Arndtstraße SOd von Sauuadeud, de« 2». diese« Mauat», an in Empfang genommen werden. Bewerber wollen ihr« Angebot« bi« spätesten» Freitag, de» 1. Juli d. L Aden»« < Uhr in unser« Expedition Unter der Aufschrift: „Neubau der AutzrraS- ktrche sttr/' versiegelt «inrricheu. Leipzig, am Ä. Juni 1892. Der Ntrcheudarstaud »« St. Andrea», vr. Al. Schumann, Pfarrer, Vorsitzender. Freiwillige Versteigerung. Die im Grundbuch« aus den Namen der verstorbenen Glaser- Meisters Ferdinand Franz Fraundars in Lirbertwoikwttz ein- getragenen, zu dessen Nachlaß gehörigen, in Liebertwolkwitz gelegenen Grundstücke, nämlich ». da« Hau-grundstück mit Hosraum, Stallung und Garten, Nr. 80 de« Brandkat., Fol. 76 des Grund« und Hypothek»». Buch« und Nr. 23 de« Flurbuch« für Liebertwolkwitz, geschätzt aus 9000 d. da» Hau-grundstück mit Hosraum und Stallung, Nr. 195 de« Brandkat., Fol. 174 de« Grund- und Hypotheken Buch« »nd Nr. 184 de« Flurbuch« für dasigen Ort, geschätzt aus 2000 ^l, sollen rrbtheilungShalber durch da« Unter zeichnete Gericht öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden und ist Montag. der 4 Juli 18»», varmitta,« 1» Uhr al« Verfteiaeruai«termtn anberauml worden. Die Versteigerung findet in der Gastwirlhschast zu« NttthS- keller in Ltrhrrtmalkmttz statt. Die Brrsteigerung-bedingunge» könne» au Gericht-stelle, sowie 1» der gedachte» Sastwirthschast ringesehen werden. »-ntgitche« Amtsgericht Leipzig, Adth. V S. den 14. Juni 1892. gschuckr. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll da« im Grundbuche von Alt-Ariehland» sni« Waldenburg, Band n, Blatt 4, auf den Namen de« Kaufmann« L««t» OtterSbach zu Waldenburg ein- getragene» zu Alt-Friedland gelegene Grundstück, Fabrik (Dampf- Weberei) am 2. September 1822, vormittags S Uhr, vor dem unterzeichnet«» Gericht — au Gericht«s«elle — Zimmer Nr. 6, ver- steigert werden. Da» Grundstück, mit einer Fläche von 0,1910 Hektar ist zur Grundsteuer nicht, dagegen mit 2532 ^t! Nutzung«wertl> zur Ge« bäudesteuer veranlagt. Au-zag an« der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift de« Gruadbuchblatt«, etwaige Abschätzungen und andere da« Grundstück betreffead« Rachweisungen, sowie besondere Kauf- bedingungeu können in der Gertchttschreiberei de« unterzeichnet«» Gericht« eingesehen werden. Alle Realberechttgten werden ausgefordrrt, die nicht von selbst aus de» Erstrber übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag au« dem Grundbuch« zur Zeit der Eintragung de« Ber« steigeruugsvermerk« nicht dervorging, insbesondere derartige For derungen vou Capital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätesten« tm BersleigerungStennin vor der Aufforderung zur Abgabe vo» Geboten anzumelden und, soll« der betreibend« Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigen- fall« dieselben bei Feststellung de« geringsten Gebot« nicht berück- filhtigt werdeu und bei Lerlhettnng de« Kausgelde« gegen di« be rücksichtigten Ansprache im Rang« zurücktreten. Diejenigen, welche da« Ligenthum de« Grundstück- beanspruchen, Iverde» ausgesordert, vor Schluß de« versteigerunastermin« die Einstellung de« «erfahren« herbeizuführen, widrtgensall« nach er- folgten, Zuschlag da« Kausgrld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle de« Grundstück« tritt. Da« Urthetl über die Ertheilnna de» Zuschlag« wird am ». September 1822, Nachmitt«,« » Uhr an «encht-sielle ver- künde« «erde». Friedlaab» Nrg^ve». vrrslau, den 21. Juni 1892. Küutgltche« Amt«,ertcht. Politische Lagesscharr. * Leipzig, 26. Juni. Fstrst Bismarck hat durch dir Offenheit, mit der er iu Wien einem der Herausgeber der ,N Fr Pr.' gegen über fich über seine Stellung zu Oesterreich-Ungarn und Rußland ausgesprochen hat, eia Borurthril beseitig», daß sich in Oesterreich und noch mehr iu Ungarn gegen seine Politik aebildtt hatte. Man konnte e« dort nicht recht verstehen, daß Bismarck der Erhaltung der russischen Freundschaft so manche« Opfer bracht«, «ad schloß daraus, der Lltreich«lanzl«r Hab« «« » Gamb« »tt Oesterrrich-Ungar, nicht ehrlich gemeint. Und gerade die „N. Fr. Pr.' war cS, die diesem Mißtrauen nicht selten Ausdruck gab. Jetzt ist dieses Mißtrauen völlig geschwunden: das Blatt erklärt in einem Leitartikel, der Fürst habe den anscheinenden Widerspruch, den man vielfach zwischen seinem Verhalten gegen Rußland und den Grundlagen de« DreibundeS finden zu muffen geglaubt, vollständig aufgeklärt, und darin liege die große Bedeutung seiner Aeußerungen. Zum Schluß sagt daS Blatt: „Aus diesen Aeußerungen geht hervor, daß die auswärtige Zolitil des Fürste» Bismarck sich in erster Linie durch das Jntereffe Seutschtand« ihr Verhalten dicliren ließ; eS erhellt aber auch aus beweiben, daß Fürst Bismarck unbeschadet seiner Rücksichtnahme aus Rußland unverbrüchlich an deinDretbunde und desfen Friedenszwccke n festhielt. In dieser Beleuchtung gewinnt der »ainps des Fürsten Bismarck gegen die Handelsverträge und Alles, was iu demselben al- „anti-österreichische Phrase'^ gelten mußte, ein andere- Gesicht. Man kan» fortan vo» dem Anscheine abstrahiren, als ob Fürst BiSmarck das Bündnis, mit Oeslerrrich Ungarn geringer geschätzt hätte, weil er dem Abschlüsse der Handelsverträge rntgegenarbettete. Ihm schwebte immer der Gedanke vor, daß gerade da» Vertrauen, welche« ihm derZar entgegenbrachte, dazu hätte benutzt werden können, um trotz aller Schmierigkeiten «ine Ber- ständigung zwischen Oesterreich und Rußland herbei- zusühren. Er glaubte nicht an einen inneren und unüber windlichen Gegensatz zwischen den beiden Staaten, er hielt e« für möglich, über augenblicklich« Stiinmungen hinweg jede einzelne Schwierigkeit auSzugleichcn und so den Frieden zu retten und zu verhüte», daß ein Krieg geführt werde, in welchem Niemand gewinnen könnte. „Wir könnten Oesterreich mehr nützen, wenn der Draht nicht abgerissen lväre." Da« ist der Kern- punct seiner Meinung, über welche di« Geschichte urtheilen wird. Gewiß aber ist, daß ihn die Erinnerung daran, daß er die Allianz mit Oesterreich geschaffen habe, mit Stolz erfüllt, daß er dtese- Bündiiiß al« den festen Boden der deutschen Politik betrachtet und daß er es niemals geopfert hätte, um Rußland zu aesallen. Er wollte denFriede» erhalten, abergerade da- Vcrhältniß zu Oesterreich galt ihm alt die sicherste Bürgschaft für diese Politik der Defensiv«.' Leider kominl diese Erkcnntniß sehr spät, aber nicht zu spät, wenn der Nachfolger de- Fürsten BiSmarck eS versteht, auch seinrrseil« da» vertrauen de- Zaren zu gewinnen, wie Fürst BiSmarck die« verstand. Der gute Wille wird dem Grafen Eaprivi allerdings nicht fehlen; aber zu mancherlei Dingen gehört ebrn mehr als guter Wille. Als bemerken-werthe Schlußrede zu dem Besuche, welchen daS italienische KönigSpaar Berlin abaestattet, ist eine Unterredung de« italienischen Ministers drS Auswärtigen Brin mit dem Berliner Mitarbeiter des „Povolo Romano' anzuschen, über wrlchr folgender Bericht aus Rom vorliegt: „Der Berliner Mitarbeiter de- „Povolo Romano" benchiet über eine Unterredung mit Brin, in welcher der italienische Minister seine höchst« Befriedigung über sein« Wahrnehmungen zu Berlin aussprach. Brin rühmte di« unvergleichliche Herzlichkeit, Ausinerkjamkeit und Rckterlichkeit de- Kaisers, de- Kanzler« und anderer Persönlichkeiten, welche im bewiest», daß Deutschland Italien als völlig ebenbürtig betrachtet und »in voll kommenster Einklang vorhanden und der Dreibund auch in Deutschland höchst volk«Ihümttch sei. Da- vollkommene, stet- »»- getrübte Einverständntß zwischen Deutschland, wo da« Auloritäts- icsühl überliestrt sei, und dem demokratischen Italien beweist dem italienischen Minister, ungeachtet aller Unterschiede in Finanzmitteln und Bolk-thum, die Aufrichtigkeit der Friedensabsichtcn Deutschland«. Brin sagte: „Nur in Deutschland gewinnt inan den vollen Begriff von einem machtvoll festen Gefüge de« Reiches, welche» Jahrzehntelang schwere Lasten hätte rntrathen können, wen» e» deu Krieg gewollt hättet" Der unglückliche AuSgang de« Streifzuges, den Chef von Bülow gegen die Moschi am Südabbang des Kilimandscharo unternommen batte, um den junge» Dschagga-HLuptling zu strafen, wird jetzt mit dem Auftreten einer „deutschfeindlichrn" Partei im Dschaggaland in Ver bindung gebracht. Allerdings geschieht eS niit dem Vor behalt, daß man zunächst überhaupt nur auf Vermulbunge» angewiesen sei, weil noch jede Auskunft über die unmittel bare Veranlassung des Bülow'schen StreiszuaeS fehlt. (ZS kommt aber auch schwerlich so sehr auf den Vorfall an, der unmittelbar den Straszug herausgefordert hat. Größeres Gewicht wird ans die allgemeine» Umstände zu legen sein, die den Straszug möglich und »Ltbig erscheine» ließen. Tie Dschagga galten bisber für die besten Freunde der deutschen Herrschaft am Kilimandscharo. Ein geringfügiger Anlaß kann eS schon au» diesem Grunde nicht gewesen sein, der den deutschen Truppenführer in jener Gegend zu dem Ent schluß brachte, jenen Stamm mit dem Schwerte zu bcstrascn Der unmittelbare Anlaß muß entweder sehr schwerwiegender Natur oder er muß das letzte Glied in einer Reihe von Symptomen unzweifelhaft feindseliger Gesinnung gewesen sein. Unter allen anderen Voraussetzungen würde der Ent schluß von Bülvw'S auch den klaren Weisungen des Gouverneurs stricte zuwider lausen. Mag demnach Freiherr von Bülow so oder so »u dem Straszug sich ver anlaßt gesehen haben, jedenfalls yatte er die Ueberzeiiguiig gewonnen, daß em Umschwung in der Gesinnung der Dschagga und ihres Häuptlings eingetretcn war, der eS dringlich aebot, den abaünstigen Stamm ehestens einmal die deutsche Macht empfindlich verspüren zu lassen. Dann liegt eS freilich nahe, jenen Umschwung der Gesinnung au fremde Einwirkungen zurückzulübren, denn schwerlich würde der junge Meli, der dem alten Häuptling Mankara in der Herrschaft über Moschi folgte, au- eigenem Antrieb dazu gekommen sein, die ersprießlichen Beziehungen zu den Deutschen in ihr Gegenlveil zu verkehren. Es ist auch kaum anzunthmen, daß dazu rin Antrieb in den Ge danken des Stamme» selbst gelegen bade; der Anstoß muß von außen her erfolgt sein. Indessen wäre e- doch seltsam, wenn dieser Wechsel der Dinge sich gleichsam über Nacht vollzogen hätte, e- erbebt sich also die weitere, »nd belangreichere Frage, ob dem Gouverneur über da», wa« sich im Umkreise der Ikliniandscharo Station vorbereitete und zu Entscheidungen kriegerischer Art hindrängtr, gar kein Berich rugekommen war. Denn daß diese sich entwickelnde» Ver hältniffr von der Station selbst au- nicht rechtzeitig beobachtet worden wären, ist als ausgeschlossen zu betrachten; fraglich ist nur, ob Freiberr von Soden davon rechtzeitig unter richtet wurde oder nicht. Es ist aber dringend wünschenSwrrth daß eS bei dem bisherigen Gebrauch sein Bewenden behalte und von Amt« wegen dir Aufklärung, dir vermuthlich doch von, Gouverneur gegeben werden könnte, so rasch al- mög lich und rückhaltlos gegeben wird. An und sür sich ist ja der unglückliche AuSgang de- Bülow'schen StreifzugeS nicht ein solcher, der schwerwiegende Folgen nach sich ziehen müßte. Die Station am Kilimandscharo wird sich gegen Angriffe eines, jetzt vielleicht lldermülbi^ gewordenen Gegners wohl behaupten lassen, bi» Verstärkungen von der Kiistcnzone auS zugczogcn sein werden. Dann wird ich auch das Ansehen der deutschen Schutzherrschast durch eine energischere Wiederholung de- «traszugeS wiederherstcllen lassen Daß kleine Schlappen jene» Ansehen unverhält»iß- maßig schädigen, ist dort zu Lande eine berechtigte Eigen- tbümlichkeit. Ebenso nachdrücklich wandelt eiu durchgreifender Erfolg die Ansicht der Eingeborenen wieder inS Gegenlheil um. Tragischen Stimmungen braucht man sich also wegen olcher Vorfälle nicht zu überlassen, wenn man nur der Gewißbcit leben darf, daß künftig alle- vermieden wird, was unsere ohnehin schwachen Strcilkräste in Ostasrika zersplittert und solchermaßen dem jähen Angriff ^incS ein geborenen Stammes unvorsichtig auSsetzt. Mit Spannung aber wird man allgemein dir Aufklärung darüber er warten , waS denn überhaupt die guten Beziehungen der Dschagga zu den Deutschen so gründlich ver dorben hak. Der Kilimandscharo-District liegt an der Grenze der englischen Jntereffe,isphäre und ist der wichtigste DurchnangSpunct für die Karawane» der Araber und der schwarzen Händler zwischen dem clfenbeinrcichen Berggebict im Osten und Nordosten des Vicloria-Nyanza und der deutschen Küste. An Reibungc» mit den Engländern hat e» von HauS aus nicht gefehlt, und nachdem vr. Peters al» Eommiffar in de» Kilimandscharo-Dislrict entsendet war, chien die Eifersucht der englischen Nachbarn mit besonderer ?ebhastigkeit dortbin sich zu richten. ES ist nicht unmöglich, daß Meli von dieser Seite der beeinflußt wurde; eS ist aber auch recht wobl möglich, daß die Jntereffe» der Elfenbein- Händler und Sclaveuhändler verletzt wurden und nun zu dem Versuch führten, die deutsche Herrschaft zu untergraben. In der nunmehr einberufenen belgischen Constituante werden, wie schon wiederholt betont worden ist, heftige varlcv nientarische Sämpse zwischen den Anhängern und den Wider- acheru des allgemeinen Stimmrecht- stattffndcn. Ein wjondereS Jntereffe werden diese Debatten durch die Tyeilnahme de» General» Brialmont erhalten, der, in der Hauptstadt zum Mitgliede der Repräsentantcnkammer gewählt, sich bereit« al- Anhänger deS allgemeinen Stimm recht» bekannt hat. Ter scharfe Antagonismus, der zwischen dem General Brialmont und dem KriegSminister Sestcht, wird in der Constituante, anderwärts aber kaum in seiner ganzen Schroffheit zum Ausdruck kommen können. Wie aus Brüssel telegraphisch gemeldet wird, verabschiedete sich General Brialmont von den Artillerieofficieren in einem Tage-befchl, in welchem eS heißt: Durch die MaaSbefestigungen sei viel sür die Berlheidigung de» Lande» getban, aber eö bleibe noch viel zu thun übrig; vor Allem müsse Antwerpen so geschützt werden, wie e» der Fortschritt im Artilleriewesen erfordere. Die Nervosität der Franzosen hat in den letzten Tagen einen noch nicht dagewrsencn Grad erreicht, wenn cS sich bestätigen sollte, daß der Regierung eine Interpellation wegen angeblicher Gefährdung der LandeSsicherbeit zugedacht ist, weil die Tbeilnebmer de- im Juli nach Paris berufenen internationalen S ch isfsah rt S co ng rcsseS ihren Aufent halt in Frankreich u. A. auch zur Besichtigung verschiedener Canäle und Häsen vcrwerlhen wollen. In einem anderen Lande würde wohl kaum ein vernünftiger Mensä' auf der artig barocke Ideen verfallen; nach französischer Anschauung r ist die Besorgniß vor etwaigen Sploiiagcaclüsteu des »greffcS, dessen Listen — man denke! — die Namen von nicht weniger als 53 Drutsihen, dazu von 19 Oesterreichern und 5 Italienern, ausweisen, eine so ernst gemeinte, daß der Telegraph nicht« Eiligere- zu thun bat, als den geistreichen Einsall des inlerpcllalioiiSiustigcn Depu- nrtcn urbi et orbi brühwarm zu signalisire». So albern die Sache an und für sich ist, so könnte sie doch unter Umständen zu unliebsame» Zwischenfällen führe», insofern dadurch die den Dreibundtänbern angehörigen Congreß- theilnebmer den an der Spionci,furcht leidenden Kreise,, deS lranzösischtn Volke« — und die sind leider recht uinsaug- reich — als Leute denuncirt werde», von denen Frankreich, bezw. das Interesse der sranzösischen LandeSvertheidigung, sich des Schlimmsten versehen kann. Wenn die Franzosen eS irgend daraus angelegt Kälten, dem Congreß die ihm ge währte Gastfreundschaft noch in elfter Stunde zu verleiden, sie könnten es nicht gründlicher besorgen. Südrußland erscheinen insofern der Beachtung Werth, als sie eine zeitgemäße Mahnung an da« sanitaire Gewiffeo unsere» Welttheil» bilden, sich durch den Umstand, daß nun schon Jahre seit der letzten Cbolcraheimsuchung verflossen sind und inzwischen die Volkshygicne aus ibren Lorbeeren keineswegs geruht hat, nicht in eine vielleicht ungerechtfertigte Sicherheit emwiegcn zu lassen. Obwohl der Stand der abendländischen Eultur, die damit Hand io Hand gehenden Normen der Lebenshaltung und BolkSgcsuiidbeitSpslege da- mittlere und westliche Europa vo» Jahr zu Jahr widerstandsfähiger gegen eine lieber- lragung und epidemische Ausbreitung deS AnstrckungSkeimeS machen, so kann doch nicht gesagt werdeu, daß die natür lichen Voraussetzungen sür den Ausbruch einer Cholera- eucke gänzlich mangeln, noch auch, daß sie aus ein praktisch nicht in Betracht kommende» Minimum reducirt wären. Und da alle Hygieniker darin einig sind, daß e» uncudlich leichter ist, einer Krankheit vorzubeugen, al- der einmal ausgebrochenen Herr zu werden, so folgt daraus da« einzuschlagende Verfahren eigentlich ganz von selber. Es besieht in der rechtzeitigen Vorkehrung von Maßregeln, welche gegebenenfalls den Grenzverkehr au» seuchen- verdächligen Ländern nach seuchrnsreicn unter strenge sach- (emäße Controle zu stellen vermögen, dergestalt, daß weder ^ersoiien noch Effecten einpassiren, deren sanitaire Unbe- 1 enklichkcit nickt durch Anwendung der bezüglichen sanilairen :>roceburcn, DeSinseclion, Ouarantaine rc. verbürgt erscheint. Mit den vorbereitenden Maßregelu sollte um so weniger zezögert werden, als mit dem weiteren Borrückeu der Cholera gen Westen sie in zunehmenden Contact mit dichter bevölkerte» und verkehrsreicheren Gegenden gelangt und o die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit eine- plötzlichen raschen AuSorcitenö längs der internationalen Heerstraßen deS hochentwickelten mittel- und westeuropäischen Eiseubahn- »ctzeS nahe legt. Diese Perspective aber besteht und bleibt olanae bestehen, als nicht die betreffs de- SuezcanalverkehrS getroffenen internationalen Vereinbarungen analog auch auf die Levante, nebst Fortsetzung länas des Schwarzen Meere», be- Kaukasus, de« Kaspischen Meere», bebus« Sperre der mittelasiatischen Ueberlandwege, Anwendung gefunden habe» werden. Und daran ist in absehbarer Zeit wohl nicht M denken. Die russischen Blätter, die anfänglich über den freundlichen Empfang de» Prinzen Ferdinand von Bulgarien in England empört waren, erheben jetzt ein Triumpbgeschrri wegen de» angeblichen FiaSco», da- der Prinz daselbst er litten. Er sei zwar in Balmoral von der Königin Victoria empfangen Worten, aber Lord Salisbury sei kalt gewesen wie srappirter Champagner und vor allem die Hauptsache, die Werbung bc« Prinzen um die Hand einer englische» Prinzeß, sei kläglich gescheitert. Hierzu macht die „Kreuz Zeitung' die folgende interessante Bemerkung: „Wir wisse» nicht, ob solch eine Werbung stattgesnuden bat Tie Herren Scribcnten in Petersburg werden wohl besser vricntirt sein, zninal ihnen die gliickiiche Gabe eigen ts«, siel« da« zu ersahren, wa- sic hören wollen — aber ein andere« Geheininih wollen wir ihnen verrathen: gerade in England hat eiu hoher Herr — vielleicht war e« der höchste in Rußland — sich einen Korb sür seinen Erben geholt, weil die Mutter der erstrebten Braut und diese selbst von einem Glaubens- Wechsel nicht« wissen wollten! Da» Ist eine Thatsach«, mit deren Detail- wir, wenn es nöthig sein sollte, gelegentlich ausworten könnte». Biet Grund zum Jubel über die angeblichen l'»t» b'vrilinnvclo» hat iiion also t» Rußland nicht! ' Hoffentlich bleibt die .Kreuzzlg." der Welt diese Detail« nickt schuldig. Sir werden jedenfalls ein interessantes Streif licht auf di« letzten Gründe werfe», die zwischen Rußland in neuerer Zeit die alle Spannung wesentlich verschärft haben Dir neuerlichen allerdings noch der Bestätigung bedürfenden Nachrichten über das Austreteu der Ehol-ra im europäischen Deutsches Reich. 4 Berlin, 26. Juni. Der Großherzoa von Baden hat, wie bereit- berichtet worden, den in die Heimath zurück- kcbrendcn LandtagSabgeordneten den lände-väterlichen Wunsch mit aus den Weg gegeben» sie möchten zu Hause nunmehr mit aller Kraft dahin strebe», daß der Friede wieder im Lande cinkchrt. Das edle Wort des Großherzog» wird von jedem aufrichtigen Patrioten mit empfunden werden und ist in Baden selbst eines kräftigen, allgemeinen Wider halls sicher. Um so bedauerlicher will eS uns erscheinen, daß die „Kreuzzeitung" sofort wieder bei der Hand ist, diese allgemeine Wirkung de- großherzoglichen MahnworleS zu beeinträchtigen, indem sic nach rechter Pharisäer Art einer einzelnen Partei empfiehlt, sie möge sich speciell die Mahnung gesagt sein lassen. Wenn auf diese» mittelbare Belobigung-> Zeugniß bi» die Ullramontanen, Demokraten und Conservatlven im Lande Baden von dem Gedanken sich erfüllen lassen, sie gehe das Wort de» GroßherzogS im Grunde genommen gar wenig an, sie seien ja die „besseren Menschen", so wird sich die Borkämpsrrin für Thron »nd Altar wieder einmal, um die besten Interessen und edelste» Wünsche deS Thrones ein rechte« Verdienst erworben haben. * Berli»,26 Juni. GleickderconservativenPartei —schreibt heute di« freiconservative „Post' — hat auch die national- liberale Partei des Königreichs Sachsen zu dem Antisemitismus Stelluna genommen und zwar in einer Weise, welche auch den Beifall der „Cons. Correspondenz' findet. Mit voller Entschiedenheit wird gegen die specifisch antisemitischen Bestrebungen und Gruppen und insbesondere gegen jede Verletzung de« Grundsatzes der staatsbürgerlichen Gleichheit Front gemacht, zugleich aber niit Nachdruck die Einwirkung de» Staat- und der Gesellschaft mit den Mitteln bcö Rechte- »nd der Sitte gegen die wirthschastlichen und socialen Mißstände, auS deren Existenz der Antisemitismus seine Nahrung findet, und die Urheber derselben ohne Rücksicht aus Religion oder Nationalität gefordert. Natürlich erregt die bezügliche Kundgebung daS Mißfallen der „Frei sinnigen Zeitung'. Denn diese bekennt sich zu der Auffassung, daß die antisemitische Bewegung lediglich von dem Fürsten BiSmarck und zwar zur Befriedigung eine- politischen Tage-bedürsnisiks i»S Leben gerufen worden sei. Diese Ansicht liefert in ihrer inneren Flachheit und Schiefe ein würdiges Scitenstück zu der früher von dem Spiritus rector der „Frei sinnigen Zeitung' vertretenen Auffassung, daß auch die Social- dcmokratie von dem Fürsten BiSmarck inscenirt sei. Naheliegende Erfahrungen mögen zwar gelehrt haben, wie leicht eS sür einen Meister der Agitation ist, auS einem Nicht» einen Sturm sür Wahlzwcckc zu erregen. Aber nicht minder, daß Be- wcgnngeu von solcher Dauer und Nachhaltigkeit, wie die erwäbuten, niemals reine Kunstproducte sind, sondern aus gewissen lhatsächlichcn Verhältnisse», welche als Mißstände empfunden werden, entspringen und sich nähren. Wer dem zufolge ernstlich und mit Aussicht auf Erfolg solche Be wegungen bekämpfen will, darf sich daher nicht auf ab sprechende Urtheile und noch so starke Worte beschränken, sondern muß vor Allem daraus Bedacht nehmen, durch Beseitigung wirklicher Mißstände ihnen die Quellen abzugraben. Sonst läuft man Gefahr, da- Feuer, statt rS zu löschen, nur noch stärker anzufachen. — Die „Post" schreibt beute: Die Dispositionen über den Sommcrauseiithalt der Kaiserin haben sich in neuester Zeit geändert. Ihre Majestät wird nickt nach Wilhrlm»- böbe übergeben, sondern in der nächsten Zeit mit den drei jüngsten Kindern nach dem MarmorpalacS übcrsirdeln. — Der Fürst von Hohenzollern hat Berlin verlassen, um nach Tigmartngen »unnkzukehren. — Ter Erbprinz von Hohen zollern befindet sich aegenwörttg aus einem Distanzrttt nach Sig maringen, welchen derieloe vor etwa acht Tagen angetrrte» hat und in den nächste» Tagen zu vollenden gedenkt. — Die Kronprinzessin von Schweden hat Berlin wieder verlassen, um ihre Rückreise nach Schwede» forl- »usetzrn.
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