Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920628016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-28
- Monat1892-06
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l K b« Hn^ktzpetzttio» «0« de, i» St»>G tzetztrk «nd d«, Lororle» errichtet«» >»«- iet^el« «d,»h»lt: ttt»»»»lj«tzrltch^«4>L6l kei i»»i»«lta« Ütgltch« Znstellnng in« b-n» ^ LÄ Durch R» Post b«»»ae» für Dentschlaad »»d Orsterrrtch: «irrtestährlich k.—. Direkt» tätlich» krentdnndfeudung E>D U>AtLL^: MDNLÜlH ^ Dt» Morgen-Nnsgab« aschttnt täglich '/,7 Uhr, dt« >d»d.L»»a«b» Wochöllag» d Uhr. Ledtktto» »»H LrpeLitto»: L«h«»ae»,aSe 8. Lü kkdetzttt»» ist Wochentng« »,»,k»rbr»ch«» »o» früh 2 bi« »d«h« 7 Uhr- Filiale«: Vit« kl«««'» D«r»i». lAlfve» Haiai, l1n!v«rsltL»«ktraP I» Lont« L»s»e. knthartuenstr. 1t, p«t. «ch KOitOSplntz 7. Morgen-Ausgabe. MMr.TaMatt JusertiouSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 PsAÜ Reklamen unter dem NedacttonSstrich («g»e spalten) 50^1. vor den FamiUrauachrichie» chgelpalten) 40-ch. ^ Drüber« Schriften laut unfern» Prel«- derzetchaiß. Labellarilcher «ad giffiaja» »ach höher», Tarif. Er»r«» Beilagen sgefalzy, »»r «u da Morgen - A uSgabe. ahn» Postbesörderung 60.—, mit Poftdesäkdernna 70.—. Anzeiger. Jinnahmeschln- filr Lnserate: Abend-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Bei deu Fittaten und Annahmestelle» j» «1»» hatb« Stund» früher. Iuscratr sind stet« an dt, Rrt»«ditt«» gu richte». Druck und Verlag vou E. Poltz ka Lrlpjl« 328. Dienstag den 28. Juni 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. > «'L-xL^ Fürste» BiSmarck über die bestehende» politischen Verhällnisse, die Ausstellungen an der Politik seines Nachfolgers au» den Mittbeilungen der „Hamburger 9>achrichicn" und einiger Lauplah-Verkauf. Der der Stadtgemeinde und dem JohannlShotpltale gehörige, an der Mozartstraße gelegene und in offener Bauweise zu bebauend« Baupla» Nr. S de« PlaueS «r. 5121 D. V. bon Sb,50 m Front. 32 m Tief« und 818 qm Flächcngebalt ist sofort zu verkaufet.. Kausgebot« sind »erschloss«» und mit der «„sichrisi: Bauplatz Mozartstratze Nr. 8 versehen bi« 2. kommenden Man. Abends 8 Uhr auf dem Nachhause, I. Lbergeschoß, im Elngangsüüreau, Zimmer Nr. 7 abzugeben. Daselbst können auch die BerkaufSbedingungen «Ingtseben werden. Leipzig, de» 8«. Juni 1852. I». «61«. Der Rath der Stadt Leipzig. 93b. Ör. Georgi. tkruiubiegel. Gesucht wird der am 23. August 1859 hier geborene Zlmmermann Bruno Robert Lchlcgci, welker zur Fürsorge für feine Familie anznhalteu ist. tpzig, den 22. Juni 1892. ch. L. II. 1/391«. Der Rath der Stadt Leipzig. (Aruien-Auit, Abth. II.) Hentschel. M. Gesucht wird der am IN. Februar 1863 in Leipzlg-Kleinzschocher geborene Fabrikarbeiter Lstzann «earg Pros,. welcher zur Fürsorge für seine Kinder aiizuhalten ist. Leipzig a« 22. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. (>r«en-R»it, Ablh. IV») L. L. IV» 1930. Hentfchel. N. Di« Leuchtkraft de« stödtifchen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 20. bi« 86. Juni 1892 im Argandbrenner bei 150 Litern siüadltchem Lonfu« das I8,8sach« der Leuchtkrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flanlmeiiböh«. Da« Ipccisifche Gewicht stellt sich tm Mittel auf 0,437. Letpjlg, am 87. Juni 1892. De« Rath» Deputation zu den Gasanstalten. Geffentliche Ausschreibung. Für den Reuhau der Nudreaaktrche sollen die e den Neubau Dachdecker«. 1 „spitzen) in vffen rche sollen di, Klempner- und Schiossrr-Ardrttrn (Thurmspttzea) in öffentlicher Submission vergeben werden. Di« Submission-Unterlagen können gegen Erlegung von 8 „ch in unserer Expedition Arndsttraß« 30b von Souuabeud. den 25. diese« Monat«, an in Empfang genoinmen werden. Bewerber wollen ihre Angebote bi« spätesten« Arettaa» den 1. Juli d. L. Abend» 0 Uhr kn unserer Eioeditiou unter der Aufschrift: „Reubau der AndreaS- kirche delr." versiegelt einreichea. «tpzig, um 83. Juni 1892. Der Ktrchenborftand,n St. Andrea», vr. Li. Schumann, Pfarrer, Vorsitzender. Diebstahls-Lekanutmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: I) zwei >olde«r Ringe mit Türkisen, ein schmaler goldener Ring mit arünem Stein, ein breiter goidener Ring mit Katzen oug«, 2 Albern« Kettenarmbänder, eine Brache — einen au« gesägten Georgsthaler mit starkem Goldrand darstellend —, zwei silberne Bruche« — einen auSgesägten SiegeSthaler, bezw. einen Frankfurter Thaier darstellend — am 18. d. M.; 8) et« schwanlederne» vortemonnaie mit SettenschlSßchen, enthaltend ea. 70 in einem bO-.4l-Scheia, einer Krone und 2 Thalern ic., am 14. d. M.; 3) et« Arift«« mit 17 Stück Rotenblättern, vom 1. bis 14. d. 4) 0 Stück Lerbekatbeürfte uud ein geräucherter Schinken, am 16. d. M.: 5) Sk-SV -lasche« Rothwein mit der Firma: „Erkel'sche Weinhandluna, an der alten Waage", vom 13. bi« 17. d. M.; 6) 8 Flaschen Rothwein mit verschiedenen Etiquetlen und 5 Flaschen Wriümri» (Lauben- und Bodenheimer), am 20. d. M.: 7) ea. 8 Flaschen Rothwein in Wrisiwe,»flaschen mit ver schiedenen Etiquetten, am 23. d. M.; 8) et« Handkoffer von grauem Segeltuch, mit vernickeltem Schloß, enthaltend ca. 6 Aäaerhrmden, ca 1 Tizd. Borhrmdchen, ca. 2 Dtzd. Steh- und llmtegkrage« und 4 weißlcincne Taschen tücher mit dem Zeichen: „ä. 8.", vom 29. Mai bis 2. d. M.; 9) et« schwarzer Tuchanzng und ein duniler carrirter Jacket- anzug mit brauner Bord«, schwarzem Futter und schwarzen Horn köpfen, vom 20. April bi« 80. Juni; 10) ei« Sommerüberziehrr, dunkrlgran, mit Ctoffkragen, Stoffköpfen und Stoffhenkel, mit der Firma „Lrenäel L. Sitbr", am 80. d. M. ; II) ein helaraner Iacketanzug und »ine rothledrrne Brief tasche mit div. Legitlmattondpapteren. »ns ,^I»cob l)i«t«rveg" lauiead, am 8. d. M; 12) et« Deckbett mit rothem Jnlet und dem Zeichen „8. ? ei»e« dergl. mit dem Zeichen „o. L" — beide Zeichen tm Mon gramm — am 80. April d. I.; 13) et» Deckbett mit einem weiß, und rot-gestreiste» und einem ivelß. und gkaugrstreisten Jnlet, ohne Ueberzug, mit einem grauen Lkinwandsack. Mitte d. M: 14) ei»e vbringmascht»«, fast ue», mit Stellschraube, am 20. d. M.; 15) et» Flobert-Tescht», mit Ptstoleugrtff uud 8 Nieme». bügeln, am 18. d- M^: 16) «ine Mulde Wetchblet mtt dem Zeichen „Suroaio Ho. 177", am 7. d. M.: 17) 49 h»g 50 » graue« impröguirt»« Segeltuch vom 18. bi» 80. d. M: 18) IOOO Stück Cigarre» i» 8 Packetea «o» braunem starken Papier mtt je 500 Stück, am 25. d. M. Etwaige Wahrnehmung«» über de« verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thüter sind ungesäumt bet unserer Ertmtual-Abtheiluag zur Anzeige zu bringe». Leip^g, am 27. Zunt 1898. D«« Polizei»»,t »er Gt«d» Leipzig. Ja Stellv«»r«t»»g: vr. SLmtd. N. GeschSfislocal. Im Neubau vom Rothe» Tolle» an der Rittersiraß» ist da« an der »iusahrt recht« gelegen« klet»rr« verk«»s»loe«l zu per. ^.'^ben. Dt» nähere» Beding»»g«, sind bei dem »»terzeich,eten Rentamt« »» ersah«». L»1p»ig, am llO. gmtt 1892. ll»tve^i»ät«-Re»t«m1. anderer Blatter zu enliirbiiieii »md sic aus der großen Mcug« von Etoss, der zuni Tbcil flkgrnlbkiligrn Ansä'alinngcli rnl> sprach, hrranS^islichrn. Taf) kabci uianchcr Jrrlbuni, manches Misiocrsläntiufl init unterlics, war unvermcidlick', nnd dir schlimine Folge war eine Berwirrnng dcr össcnllichcn Meinnng, die auch in den Streife» dcr Jonrnalisicn von Berns nicht anSgebliebcn ist. Wir wisse» jeyl »ach Berösscnllichung der llnicrrednllg des Filrstc» Biomarck niit flltorip Benedikl, was von den Berösfeiiillchnngeu in kr» „Hamburger Nact'richle»- und der Münchener „Allg. ^slg." aus fficcl'nilng Bismarck'- zu sehen und wa« davon anSzuscheidcn ist. Dadurch ist größere Klarheit in dir Lage gekommen, eine Verbesserung, die sehr zu wünschen war. Was die Aeußerungen BiSmarck'S über den Unterschied von sonst nnd jetzt im Berballnisse Deutschlands zu Nußland bclrisst, so darf man bei aller Anerkennung des staalö- männischen OicnieS Bismarck« nicht vergesse», daß Groll und Bcrstimmung über Kränkungen, die der Mensch erlitten zu haben glaubt, die Unbesangenbcil seines Unheils nicht zu erhöhen pflegen. Bismarck »imml an. daß sei» Nachfolger das Berlranen des Zaren nicht genießt, welche« ihm selbst eittgegengchracht wurde, und er schließt das ans dcr an geblichen Thals» che, oaß der deutsche Botschafter in 21.Petersburg beute weit weniger Einfluß brsitze al« früher. Fürst Bismarck ist wahrscheinlich durch de» ihm befreundelt» Grase» Erbuwalow über das politische Berhällniß Deukschlaudö zu Nußland genau »nlerricbtel, aber cS fragt sich, ob dcr Lauf dcr Tinge sich wesentlich anders gestaltet hätte, wenn Fürst BiSmarck Reichskanzler geblieben wäre. ES ist doch eigentlich ein sür den Zaren wenig schmcichelhasics Zengniß, wenn ihm rngelraut wird, daß er das Maß seiner Zuneigung für Deutschland vou dcr Person drö höchsten Beamten ab- häuaig mache, daß er dem Botschafter Deutschland« Einfluß eiitrauntt, weun BiSmarck dir Geschäfte der Negierung lettet, uud ibm diesen Einfluß entzieht, wenn ei» Auderrr mit der Wahrnehmung dieser Functionen beauftragt wird. Ist etwa die Politik Dctttschland« gegen Nußland anders ge worden seit dcui Rücktritt Vilmarck'S? Hat cS Drntschlaud an Bemühungen fehlen lassen, ein freundschaftliches Verhäliniß zu dem nordischen Nachbar aufrecht z» erhalte»? Der Besuch des deutschenKaiscrpaareS i» Konstantinopel hat im Jahre >889, also vor der Entlassung BiSmarck'S stattaefunde», und trotzdem ist Kaiser Wilhelm auf Einladung Kaiser Alezander's im Jahre 1890 zu den Manövern nach Narwa gereist. Welcher Grund liegt also vor sür das verminderte Vertrauen LeS aren auf die Zweckmäßigkeit der Leitung der deutsche» olitik? Graf Eaprivi ist vom Zaren durch Verleihung des höchste» Ordens ausgezeichnet worden, und cS ist nichts be kannt, waS damit in Widerspruch stände. BiSmarck führt die Ernennung StablewSki'S an als ein Ereignis;, gemacht habe. Wir diese Ernennung niemals ein Hehl gemacht, aber daß sie uns in feindlichen Gegensatz zu Nußland gebracht haben sollte, scheint nnS z» weit gegangen. WaS hat Rußland dafür ans dem Kerbholz? Die Be handlung der protestantischen Geistlichen in de» baltischen Provinzen, das Verfahren gegen die deutsche» Lebrer der Hochschule in Dorpat, überhaupt die rücksichtslose Nussisicirung der Ostsecprovinzcn. Daß wir revolutienaire Bestrebungen der Polen nickt dulden, haben wir wiedcrbolt in den Iabren 1848 und 1863 durch die energische Unterdrückung der Auf stände bewiesen. Die Parallele läßt sich unter keinen Um ständen zieben, daß Rußland die Ernennung des Herrn von StablewSki zum Erzbischof durch den Empfang der französischen Flottille in Kronstadt erwidert habe Die angebliche Zerreißung des Drahtes zwischen Berlin nnd St. Petersburg bedarf noch sehr dcr Aufklärung und »äderen Begründung, die russisch-französische Anknilpsuiiz reicht in die Zeit Katkow'S zurück, dcr bekanntlich schon seit einer Reihe von Jahren zu seinen Vätern berufen worden ist. BiSmarck'S Bemerkungen über die Handelsverträge sind dahin zusammenzilsasscn. daß Deutschland von Oesterreich dabei überS Ohr gehauen wurde, nicht minder von Italien, und daß sich Oesterreich auch der Schweiz gegenüber in gleichem Nachlbeile befinde wie Teulschland. Das sind Ansichten, die vom Ctandpuncte des LandwirthS und des Weinbauers nicht ohne Berechtigung sein mögen, die aber doch nicht schlechthin als maßgebend anzuerkeunen sind. Uebcr die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der deutschen Handelspolitik kann eist die "ukunst Aufschluß bringen, die Bilanzen der Kausleute und eweebtreibenden werde» die Anlworl ertheilcn Die Bemerkung, daß der deutsche Weinbau Italien gegen über durch den Handelsvertrag mit dieser Macht benach- tbeiligt sei, ist die einzige Andeutung, die über unser Berbält- niß zu Italien gegeven ist, im Uebrigcn hat es Biomarck vermieden, unseren ankeren Bundesgenossen zu crwäbnen. DaS lag in den Berdältnissen und kann nicht ajs besondere Absicht gedeutet werden. Wenn BiSmarck die deutsche Politik Italien gegenüber al« verfehlt ansähe, so würde er cS gewiß gesagt haben. Worüber wir un» herzlich gefreut haben, ist die Rede, welche BiSmarck an die städtische Abordnung in München ge halten hat. Der rein deutsche GesichtSpunct, abgesehen von allen Erwägungen der auswärtigen Politik, kommt hierin zur vollen Geltung, Dir Auffassung, daß die Begründung StablewSki'S zum Erzbischof von Gnescn-Posen Ereignis;, daS in Nußland einen übel» Eindruck e. Wir haben a»S unserer Gegnerschaft gegen deS < deutschen Reichs nach den Siege» in Frankreich weit mehr Aussicht auf Bestand habe, alS das ii» Jabrc 1866 dcr Fall gewesen wäre, trissk in echt BiSmarckischer Weise den Nagel aus deu Kopf. Unser Veibältniß zu Süddeutsch- land laßt heute kaum etwas zu wünsche» übrig, den» uuler den Kampfe» mit den Klerikale» haben wir in Norddenlsch- land gerade so zu leiten, wie die Siidrenlschen, und daö wird Wohl »och lange kaue»», bis cS anders wird. Nach den Tage» von Wien und München ist die Person Bismarcks wieder aus die historische Grundlage gerückt woideii, die ibm nach den Ereignissen dcr lcplc» 28 Jahre zukommt. BiSmarck hat den unbedingte» Auipruch daraus, als Hanpllrägcr dcr politische» Entwickelung Europa- von dem Tage seines Amltaniriliö bis z» seinem Rückzug i»S Prioallcbcn ancrkaniil zu werten. WaS er in dieser Zeit ge leistet hat, ist mit ehernen Lettern in die Jahrbücher der Ge schichte eingetragen, und damil kann er sich selbst auch niemals in Widerspruch setze». Die menschliche Nalur bleibt von Wandlungen nickst nnhcriibrt, wie sic BiSmarck im Jahre l890 durchgcinaclst bat; selbst dcr größte und begabteste Mann betrachtet die Tinge unter solchen 1l»,ständen mit andere» Auge», als er eS ohne störende» Eingriss in seine Tbätigkeit gethan haben würde. Dcr »ainrgeinäße Schaffensdrang findet nicht die Befriedigung, die er sucht, nnd i» Folge dessen macht sich daS Bckürsmß nach anregender Tbätigkeit aus Gebieten gellend, die sonst nicht i» Betracht gekommen wären. Alle in Allem genommc». bleibst dcr Haupleindruck aus den Tage» von Wien uud München, daß BiSmarck die Ausgabe seines Lebens als erfüllt ansielst und bemüht ist, die Früchte seiner Tbätigkeit dcr Nachwelt unverkürzt zu überliefern. Daß dabei Jrrthuincr nicht ausgeschlossen sind, ka»» nicht befremde», weil dkm verabschiedeten Staatsmann die Kcnntniß dcr amtliche» Schriftstücke fehlt, aus welchen sich die Maßregel» dcr Negierung ergebe». Fürst BiSmarck kann »nr über DaS iinhcilen, WaS ihm bekannt wird, »nd daS Unheil wird da durch getrübt, daß er daS Unbekannte durch Vermulhungeii zu ersetzen genölhigt ist. An der historischen Bedeutung BiSmarck'S wird dadurch Nicht- geändert, aber sür die Bc- urthcilung dessen, waS »ach seinem Rücktritt geschehen ist, fehlen ihm zum Theil die nölhigen Unterlagen. Thatscv allein genüge» dazu nicht. * *) Me geben diese Betrachtung eine« langjährigen geschätzleu Mit- ! arbeitert wieder, obgleich sie nicht völlig mit «ujeren A»1ch<»i»iigen So glauben wir z. B die Frag», ob nufere Bestedunaen " ' ' " ich«. !'!» I sich deckt. Sog! , n Rußland sich anders gestalt«» hätten, wenn BiSmarck Neil Njler geblieben wäre, be,ah«n j« lalle«, da dem Zaren, der von der Friedensliebe Fürsten die überzengendste» Beweise batte, ans dir Gedanken »aikow'S erst einginq, al« er in der Entlassung BiSmarck'S einen Beweis dafür zu erblicken gt-nble, daß Kaiser Wilhelm II auch in der äußeren Politik neue Wege elnznlchlagen beabsichtige. Beweise» läßt (ich bieie nnsrr» Anstchi freilich eben- sowenig, wie di« unseres geschätzten Herr» Mitarbeiters, die >ed»n- sall« z« einer eingehenden Prüsung der interessanten und wichtigen Fra^ »»regt. D. Red Deutsches Reich. * Berlin, 27. Juni. „Kann eS so bleiben?" fragt die „Köln. Ztg" augesickstS der neuesten auS Ostafrika ge- ineltclc» Ereignisse und fährt dann fort: Eine zweite Frage, die sich leicht an die erste anschließt, aber auch schon deren Verneinung entbält, ist die: „WaS m»ß geschehe», damit cS anders werde?" Die Niederlage ZelewSki'S ist noch i» frischer Erinnerung, und jetzt kommt aus Afrika wieder eine Unglücks botschast von dem mißglückten Streifzuge gegen die DschaggaS und dem Untergänge v. Büiow'S und so vieler bewährst Lfsiciere und Maiiiischaften dcr Station am Kilimandscharo, also gerade in demjenigen Theile unsere- ostasrikanische» Ge bietes, auf welche» unsere neueste» culturellen Bestrebungen gerichtet waren. Jede solche Niederlage erschwert in erhöhtem Maße unsere Aufgabe, und eS ist hohe Zeit, sich darüber klar zu werde», ob das bisher von der deutschen Colonial Politik i» Oslafrika befolgte System daS richtige ist, oder ob Diejenigen Recht behalten, die wiederholt ihre warnende Stimme erhoben, aus eine sehr namhaslc Vermehrung rer Lchiitztriippe gedrängt und daö Verlangen aus gesprochen haben, da>; dem kaiserlichen Gouverneur reichlichere Mittel zur Vcrsügniig gestellt werten, »m, sei cS mit Gold, ici eS mit Blei, in Afrika endlich auch sür Denlschland den Zustand ;n schassen und zu erhalten, den dcr Franzose mit rem ticsjeukcu AuStrucke >»o8>igv bezeichnet. In dcr letzte» Sitzung des Eolouialraths wurde bereits entschieden auf die Rvlliwentigkeit einer Systemänderung hiugcwiesen; ein ans die Erhöhung dcr Machtstellung zielender Antrag wurde ei» stimmig angenommen. Inzwischen weilt der Leiter unseres Evlouialamt« a» der ostasrikanische» Küste und empsängt dort den frische» Eindruck dcr Tbatsacben. Er wird, daö hoffen wir, zuriicksehren mit der Ueberzciignng, daß cs anders werben muß. Möge er dann »n Vaterlankc und in de» über das Wohl und Webe unserer Eolonien bcrathcndc» Ver sammlungcn für seine, hossciitlich im Geiste dieser Zeile» sich bewegende» Vorschläge Gehör finden! * Berlin, 27. Juni. (Telegramm.) Die „Nortd. 2lllg. Ztg." bringt einen offenbar inspirirtcn Artikel folgende» Inhalt-: Die „Nationalztg." giebt in einem „DieBiSniarck Woche" übrrschricbeiien Artikel Aeußerungen über unser Ver hält»iß zn Rußland wieder, welche dem Fürsten Bis marck zugcschriebcn werden, und sagt dabei, diese Bemerkungen seien »nzwciselhast eine Mahnung sür die öffentliche Meinung, den» die auswärtige Politik solle »ach de» Interessen des Landes, nicht etwa »ach Neigungen geleitet werde». DaS Blatt fügt hinzu, eS müsse der Regierung überlassen bleibe» ob sie die össenttichc Anschuldigung übernebiuen könne und wolle. Man hätte erwarten dürfen, daß, wen» man die deutsche Regierung im Inlaute uud AuSlande als Pflicht vergesse» und unsäbig denuncirt, man wenigstens ver suchen solle, Tbaisachcn anzilsübren. Die Verössentlichuiig von Acten des Auswärtigen Amte-, wodurch die A» griffe in Helles Licht gesetzt werde» würde», verbietet sich durch die Rücksicht aus die davon betroffene» Personen der Regierungen des Auslandes und durch die iiachtbeiligeii Folgen sür die auswärtige Politik. Mit gutem Grunde ist seither von der Regierung und dem Parlament daran scstgcballcn worden, daß weitere Einzelheiten der auswärtigen Politik nicht eher der Oeffentlichkeit übergehen Werren, als bi» sic der Geschichte oersallen sind. Dem Nrtbcil der Geschichte aber sicht die gegenwärtige Regierung rnbig mit dcr Ueber- zengiing entgegen, daß ibre HaiidliingSweise die Kritik nicht ru scheuen haben wird. Vielleicht wird ibr dann auch die Anerkennung werden, daß sie manche Angriffe nicht an- Scheu vor der Oeffentlichkeit, sondern im Interesse des Reiches über sich hat ergehen lassen. — Ti« Anregung des Pariser „Figaro" zur Veranstaltung einer Weltausstellung in Pari- im Jahre 1900 hat immerhin die Wirkung gehabt, daß die hiesigen Kreise, die sür da«Zustandekommen einer Berliner Weltausstellung Zol o lebhaft ringetrelen sind, sich zu erneutem Eifer angrspornt üblen, Sie werden jetzt Alle« aufbielr», uni da- Zustande kommen dcr Weltausstellung in Berlin spätesten« >,» Jahre >898 zu criiiöglichcn Der Reichskanzler Halle nicht nur mit dem Gehciinralh Werner v. Siemen», sondern auch mit auderen hervorragenden Industriellen auS verschiedenen deutschen Staaten »nd auch mit einigen Parlamentarier», dir für diese Frage e>» gewisses autoritative« Ansehen baben, längere Unterredunge», aus Vene» einzelne der Bcthriligten de» Schluß ziehen, Graf Eaprivi werde da« Projekt nach Kräfte» fördern. — Jeder Berka,,f von Branntwein ohne Srlaubntß stellt ich »ach dcr Gewerbenovell« al» ei» solcher dar, welcher der Trunk« »cht über die d»ich d>>» Gesetz gezogene Schranke hinan» Gelegen heit zur Beiriedigliug düstet. Förderung der Böller»! liegt auch da»» vor, ivei», et» Lchaiikwlrth mit beichränktcr Evncefslon, dieser Eviiecli'loii entgegen, Brauutivtlii verkauft. Arrkust er de» Brannt wein seldst, so liegt leinerlell- eine Handluna vor: geschieht der Berkus tn seinem Gcwerdcdeiricbe durch Gewervegehtlfen, so ist zu peilten, ob die dem Inhaber der Tchaiikerlaubnltz obliegend« Pfltchl orlgrietzier Alis NielkfaI» keit z»i» Zwecke der Fernhaltung jeder Böllerei verndiäumt ist. Einer solche,i Berstlumntß (Unler- iaifungl macht sich, nach »Men, Erkenntnis! desLber-BerwaltungS- gerichl», adee der Gewerdeinhaber nicht bloß da»» schuldig, wenn er bei deni Anslchant »»gegen gewesen oder von demselben .tkeiiiUntß erbalte» und dennoch keine geeigneten Borkebrnngen >ir die Znkuiist getroffen bat, sondern auch, wenn er bei gehöriger Ansmeekiumkeit de» veedotenen AuSlchaiik hätte wahrnehmen niilffen und biete Aiisiiiertiainleit außer 'Acht gefetzl hat. Ander« liegt der Fall, wenn die Schankwirthlchast durch Stellvertreter anSgeübt wird. Ter Inhaber trägt da»» »Ich! die volle Berintworkung für den Mißbrauch der üoucefsivil durch seinen Stellvertreter, im Gegen- theil, es trägt der Stellvertreter die polizeiliche Verantwort»»« sük de» Betrieb, während der verlretene Gewerbetreibende nur unter Umständen sür die Handlungen oder UiiterlasslMgen de» Stell vertreter» polizeilich veraiilwortlich ist, nämlich wenn ihn bei der Auswahl der Bormurs iiuiiigelhafter Sorgfalt trlsf», oder wenn die Verfehlungen de« Slellvertreier« »lit seinem Borwtilen begangen ii»d, oder wenn er trotz der Keiiuliiiß de« Mißbrauchet de« Gewerbebetriebe» durch de» Slellvertreier diesen nicht entläßt. * Bredow, 27. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser taufte heute den vom Stapel lausende» Aviso mit einer Rede, in welcher er sagte: Dcr schlanke »nd leichte Bau sei rin« Anzeige, daß er einen, Frieden-Werke geweiht sei, um dem Arbeitsamen Ruhe und Erholung zu gönnen. Um den Kindern de« Kaiser« und dcr hohen LaiideSninttrr Freude zu bringe», solle derselbe den Namen der Burg des Schwabenlande- trage», der dem KouigSgcschlechte den Namen gav: „Hohen- Uern". * Stettin, 27. Juni. (Telegramm.) Die Kaiser yacht „Hohcnzollern", auf welcher der Kaiser die Reise vou Kiel hierher zurücklcgtc, ist aus kaiserliche» Befehl in „Kaiseradler" umgetauft worden. * Kiel, 27. Juni. (Telegramm.) Von König Humbert »nd Gemahlin mit Danksagungen für den Kaiser beauftragt, trifft Graf Waldcrscc zu persönlicher Berichterstattung beim Kaiser hier ein. Die Abreise de- Kaiser- erfolgt Mittwoch Mittag. Graf Philipp v. Eulen burg. Gesandter in München, wird wahrscheinlich den Kaiser nicht begleiten, weil sein Bruder, der Rittmeister Graf Eulenburg, im Sterben liegt. Z Von dcr russischen Grenze, 20. Juni. Mit der schon oft anaeordnclen und angcdrvblcn Ausweisung dcr deutschell Betriebsleiter aus Russisch Polen ist eS dies mal Ernst. Das hat zunächst der Gencraldirector dcr großen Kohlciiwcrke de, Milvwire GlückSmaiin ersahrcn. Obwohl seit etwa fünsnndzwanz ig Jahren i» Miiowice ansässig, wurde derselbe am Vormitlagc benachrichtigt, daß er Ruß land verlassen müsse, und ibm eine Frist von nur sechs Stunden zum Verlassen des russischen Gebiets gegeben. Nach dem ihm die AilSweisungSordre eingehändigt war, wurde er von russischen Beamten ui,a»Sgeseyt beobachtet und bis zur Grenze gebracht. Es ist noch als eine besondere Gnade anzusekc», daß dcr Familie einige Tage Zeit zur Ordnung der Abreise gewährt werden. Dir. Glücksmann hat zunächst in MySlowitz seine» Auscnthalt gewählt; man erwartet dort jede Stunde das Einlrcssc» anderer höherer Beamten dcr Gruben, denen die plötzliche Ausweisung auch wohl nicht erspart bleiben wird. Sie haben eS zu büße», daß sich die Besitzer nicht zur Anstellung eine- russischen „Strohmanns" entschlösse» haben. Z Görlitz. 26. Juni. Die kürzlich ergangene Entschei dung des Bezirksausschusses zu Oppeln, wonach Social- dcmokrate» nicht Innun gSnieister werden können, ist nunnichr eingehend schriftlich begründet. Er stellt den Satz auf, daß die von der ReichSgewerbeordmiug in tz. 92 biiigkslclltc Ausgabe der Jiinungcu, „die Pflege des Gemcilt- gcislcS, sowie die Aus>echtcrha!lu»g »nd Stärkung dcr Etan- deSchre unter den Mitgliedern" von Socialdcmokraten nicht ersüflt werken könne, weil die Socialdenwkratie eine ziel bewusste Gegnerin de» JnnungSwescnS sei. Die Tbatsache der persönliche» Eigenschast der Kläger alsSocial- dcinokraten sei hinreichend, um ibre Fernbaltung von der Innung seiten» des Vorstandes zu rechtfertigen, da cs sich nicht »in die Wahrnehmung eines staatsbürger lichen Reck'IS, dessen die Anhänger jeder politischen Partei theilbaflig sei» würden, sondern um die Ausnahme in einen engen gewerblichen Verband handle. Einen be sonderen Grund zur Abweisung der Socialdemokrcttea bat der J»n»»aSvorstand darin gesunden, daß infolge de- Ein tritt« der Kläger in die Innung jede christlich-religiöse Erziehung der Lehrlinge — also auch die religiöse Er ziehung der eigenen Lehrlinge durch die Kläger — unterbleiben würde, weil die Socialdciiivkralie eine entschiedene Gegnerin der kirchlichen Einrichtungen sei. Gegen di« Entscheidung bab-n die Kläger die Entscheidung de» OberverwaltungSgerichtS angerujen. * Köln, 27. Juni. (Telegramm.) Der König von Rumänien traf gestern auf der Reise nach London hier ein und besichtigte mit dem Fürsten zu Wied den Dom und daS Flora-Etabliffeiuent. Heule früh 8>/, Uhr reiste der König über Brussel nach London weiter. Ein Aufenthalt in Brüssel ist nicht in Aussicht genommen. * Karlsruhe, 26. Juni. Am Tage nach dem LandtagS- schliisse haben di« dem Eentrum angehörigen Abgeordnetn»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite