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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920701010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892070101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-01
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ElHssmkmeNtAPreiO U der Haiptqpedttiv» od« de» I» Stod» bezirk »ab de» Vororte» errichtete» Auö- gabestell»» »bgeholt: vtertkljährltch^ss^o, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut bchä Durch die Post bezogen für Deutschlaad »ud Orsterrrich: vier:e»atirlich sl 6.—. Direct» täglich« Kreuzbands,ldung tut Anslcmd: «auatUch . Morgen-Ausgabe. Di« Morgen-AuSgab« di« »b«»d.«»»g»b» . '/.?Uhr. tag« b Uhr. Ledacttoa un- LrpediÜo»: A»d»««e»,a1j» 8c. MipMerTagMatt Di» >»«! dMo» ist Wochentag» »»unterbrach«» »o, früh 8 btt «deud« 7 Uhr. Filiale«: vtt» Slem»'« Tortt«. tvlfre» Hatzalz Untversitättstrah» 1« e««i» essch«. «atharineustr. 1«, pari, »ud >»»tg»pkatz 7. Anzeiger. d Lzgan für Politik, Localgeschichte, Handels, nnd GeMtsMkehr. 332. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanillmllchung. Wegen dorzunehmender GaSrohrlegungSarbeite» »oird vom 2. Juli diese» Jahre» ab di« «osenthalgafie während der Dauer der Arbeiten für a»e« durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am SO. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. t. St, IX. 11248. vr. Georgt. stahl. Lauplatz-Verkauf. Der der Stadtgemeinde und dem Jvhannishospitale gehörige, an der Mozartstrabe gelegene und in offener Bauweise zu bebauende Bauplatz Nr. 6 des Planes Nr. 5121 T. V. von 25,50 m Front, 32 m Tiefe und 816 qin Flächengehalt ist sofort zu verkaufe». Kausgebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: vanplatz Mozartstrahe Rr. <1 versehen bis 2. kommenden Mon. Abends 6 Uhr aus dem Rathhause, l. Obergeschoß, im Eingangsbürcau, Zimmer Nr. 7 abzugeben. Daselbst können auch die Berkauftbediugungen eingesehrn werden. Leipzig, den 24. Juni 1892. I». 2614. Der Rath der Stadt Leipzig. S3S. Vr Georgt. Krumbiegel. Verpachtung. Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörig«, zeither an Herrn Zimmermeister Hendretch verpachtet gewesene und an der Wind- mühlenslraße in Möckern gelegene Parcelle Nr. 193 des Flurbuchs für Möckern von 4665 qm Fiächengchalt ist zur Benutzung als Werk-, Lager- oder Trockenplatz vom 1. künftigen Monats ab ander weit gegen vieneijährige Kündigung zu verpachten. Pachtgesuche werden auf dem Sielhhc.use, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegeugcnommen, ebei.-aseldst können auch die Berpachtungs- bedingungen eingcsehen werden. Leipzig, den 27. Juni 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. I» 2701. vr. G eorg i.Krumbiegel. königliche Langewerkenschule. Der Unterricht an der Köntgl. Bauaewerkenschule beginnt Dienstag, den 4. Oktober. Di« Anmeldungen sind persönlich oder brieflich bi» spätesten» am 2». Leptrmber im Schnllocal, tvrassistratze Rr. 7 oder unter der Adresse de» Unterzrichnkten, Tavidstratze 11» zu bewirken. Prospekte und nähere Auskunft über die Ausnahme- VkdtnguilgkN, sowie Uber die Termine der Anfnahme- Prüsnugen sind im Schullocal oder vom Unterzeichneten zu erhalten. Borläukige Anmeldungen, bei welchen der Name eingetragen wurde, können aber erst dann berücksichtigt werden, wenn die im Prospekt vorgeschriebeneu Zeugnisse bi» zum 25. September eingegeben wurden. Leipzig, am 24. Juni 1892. Dt« Direktion der Köuigl. vaugewerkenschule. Bauralh li llii. Üex. Die verurlheilung kavachol's. Ravachol hat darauf verzichtet, die Nichtigkeitsbeschwerde gegen das Erkennlniß zu erheben, welches ihn zum Tode verurtheilt, also ist demnächst seine Hinrichtung zu erwarten, da die Begnadigung des gefährlichen Verbrechers ausgeschlossen ist. Man hat es beklagt, daß die Geschworenen in Paris dem Urheber der anarchistische» Anschläge in der französischen Hauptstadt mildernde Umstände zubilligten, so daß er nicht schon damals zum Tode verurtheilt werden konnte, und dieser Mangel an Mulh in einer so wichtigen, ganz Europa, ja die ganze civilisirte Well angehenden Angelegenheit ,st überall gebührend zurückgewiesen worden. Ader es ist nicht zu leugnen, daß r,e Berurtbcilung Ravachol S als ganz gewöhnlicher Mörder seinem Rufe als Anarchisten sichrer erheblich geschadet hat. Ravachol versuchte eS ja auch, die Ermordung eines alten Mannes als Helden that darzustellcn, weil er dabei von höheren, das Ge meinwohl berührenden Beweggründen geleitet worden sei; dieser Versuch einer Ehrenrettung mißglückte aber kläglich, und bei der letzten Gerichtsverhandlung ist Ravachol seine»! Schicksal nicht entgangen. Die Beschönigung seiner Schand thalcn bleibt trotzdem bestehen, und leider ist auch die Zer störung des Restaurants Very'S, bei welcher der Inhaber so schwer verletzt wurde, daß er nach qualvollen Leiden sterben mußte, nicht rückgängig zu machen, aber in Monlbriso» hat Ravachol den Nimbus als Märtyrer für die Sache des Anarchismus eingebüßt; er fällt durch eine Schuld, die er als gemeiner Verbrecher aus sich geladen hat; keine prahlerische Redensart, keine schauspielerische Verwerthung der letzten Rolle, die er in Pari» gespielt hat, vermag daran etwas zu ändern. Da» Interesse an dieser Angelegenheit ist bereits im Schwinden begriffen, weil die Periode der anarchistischen An schläge in Paris vorüber ist. Die Vorgänge in Paris haben sich nicht wiederholt, auch im übrigen Europa sind keine Neuigkeiten von Belang aus dem Gebiete der anarchistischen Bewegung zu verzeichnen, und in Folge dessen hat die öffent liche Aufmerksamkeit sich anderen Dingen zugewandt — der Anarchismus hat vorläufig seine Zugkraft in Paris verloren. In den Kreisen der Sicherhcit-beamten liegt die Sache anders, dort beginnen die Anstrengungen der Behörden zur Be kämpfung de» Anarchismus erst jetzt ihre Wirkung zu üben; die Aufmerksamkeit auf jede Regung von dieser Seite ist geschärft und die rührigsten Elemente der Bewegung werden sich gerade jetzt hüte», sich leichtsinnig hervor zu wagen, nachdem man ihre Schliche kenne» gelernt hat und ihnen überall nachspürt. Die Pariser Polizei prahlt jetzt nickt mehr mit ihrer Kenntniß der Fäden des ComplotS, ein Zeichen, daß sie diese Fäden wirklich entdeckt hat. In solcher Lage pflegen auch dir eifrigsten Mitglieder einer Verschwörung an sich zu halten und bessere Zeilen abzuwarten, bevor sie wieder an die Arbeit geben. Man hat dieselbe Erfahrung mit den russischen Nihilisten gemacht; sie haben zwar ihre Drohungen nicht gespart und e- ist auch mancher gefährliche Anschlag gegen di« Sicherheit de» Staate» durch die Wachsam keit der Polizei vereitelt worden, aber deshalb ist die Ber- Freitag den 1. Juli 1892. schwörung selbst nicht unterdrückt, die Verschworenen halten Erneuerung ihrer vcr- aber vorzüglich um das Nebel an der Wurzel zu fassen, und man sollte sie deshalb benutzen, um gegen den Anarchismus systcmatisch zehen. ES wurde neulich in der französischen Kammer der Antrag gestellt, die Redner i» anarchistischen Versamm lungen, welche offen zu Mord und Plünderung aufreizen, ge richtlich zu verfolgen; der Iustizminister antwortete jedoch, daß die Gesetze dazu keine Handhabe böten, erst wenn der Versuch ,ur Ausführung solcher Verbreche» vorläge, wäre die Möglich- eit zum Einschreiten gegeben. Wenn die Aufreizung zu Mord und Plünderung bisher straflos gewesen ist, so muß sie in Zukunft unter Strafe gestellt werden, das ist die Antwort, welche auf die Erklärung des französischen Iustizministerö allein ertheilt werden kann, denn die Folge» solcher Aufreizung sind unberechenbar. Es giebt zwar ein Sprichwort, welches be sagt, daß die Hunde nicht beißen, welche bellen, aber große Umwälzungen sind niemals das Ergebniß von Verschwörungen gewesen, sondern die Volksleidenschaften baden sich von An fang an offen kiindgegebe», für derartige Entladungen hat eS niemals a» untrüglichen Anzeichen gefehlt. Der Anarchismus beruht auf der Aufhebung der Sicher heit von Leben und Eigentbum der Staatsbürger, er ist also ein direkter Abkömmling des Verbrechens nacb bürgerlichen Anschauungen. Die Anarchisten stellen sich auf den Standpunkt, daß man schlimme Zustände »ur durch rücksichtslose Gewalt vertreiben könne, aber sie haben keine Vorstellung von den Zuständen, die sie an die Stelle der bestehenden setzen wollen. DaS gestehen sic zu, daß die Anarchie nicht der Zweck der zeitweise» Aufhebung von Ordnung und Gesetz sein soll, aber sie schweigen sich darüber aus, waS nach der Zerstörung des Bestehenden geschehen soll. Das Bedenk lichste an der ganzen Bewegung ist, daß die Willkür der Person als Grundsatz verkündet wird, daß also in Zukunft Jeder tbun und lassen kann, was er will. So weit geht der SocialiSmus nicht; er ist sich darüber klar, daß eine mensch liche Gesellschaft undenkbar ist, in welcher nicht ein Alle bindendes Gesetz waltet. Ravachol stützte sich in seiner Vertbeidigung darauf, daß er die Verbreche», die er begangen, nur im Interesse der nothleidenden Gcsaminthcit aus sich lud, er ist also nicht Anarchist im eigentlichen Sinne; der richtige Anarchist sorgt nur für sich selbst, und in dieser Bedeutung ist Jeder Anarchist, der sich außerhalb der Rechtsordnung stellt. Der gewerbsmäßige Dieb und Einbrecher hat auch kein anderes Ziel, als sich durch seine Thätigleit so lange eine Existenz zu ermöglichen, bis ihn die Staats behörden an der Forlfttziing dieser Thätiakeit ver hindern. ES giebt ja auch gewerbsmäßige Diebe und Betrüger, die unter dem Titel Bankier anftreten, wie die Herren Wolfs, Sommerfeld, Maaß und Eonsorten in Berlin, es kommt Nur auf die Form an, in welcher die Sache betrieben wird. Warum sollen nicht auch Leute, die bi-der ohne Maske auftraten, in ihrer verbrecherischen Thätiakeit den Versuch machen, ihrer gemeingefährlichen Handlungsweise ei» Mäntelchen umzuhängen? Ravachol in der Rolle dcS Menschenfreundes ist entschieden eine interessante und zugleich typische Figur, sein Beispiel erfüllt die Vorbedingungen, um Schule zu machen, er Kat bahnbrechend gewillt für daö Verbrecherthmn der Zukunft. Er hat de» Uusiuu berichtigt, den die Anarchisten gewöhnlicher Art zur Richtschnur genommen hatte», daß der Anarchist ei» Egoist vom reinsten Wasser sei» muß; nach der Lehre Ravachol's stiehlt, raubt und mordet der wahre Anarchist nicht für sich, sondern — als Diener der all gemeine» Wohlfahrt. Er hat kein anderes Mittel, um der Notb abzuhelfen, als daß er Denen, die etwas haben, ihr Eigentbum gewaltsam nimmt, gleichviel, ob dazu ein Mord nötbig ist oder nicht, und darum scheut er vor keiner Hand lung zurück, die das Strafrecht als Verbrechen ansichl und ahndet- Ravachol hat durch diese Lehre allen gewerbsmäßigen Verbrechern den Weg gezeigt, wie sich ihre BerusSthäligkcit niit den politischen Aujordcruiige» der Zeit nnd zugleich mit den Pflichten der Menschlichkeit vereinigen läßt. Ravachol hat eS fertig gebracht, dem gemeinen Verbrechend»»! die Rolle als Bahnbrecher der Zukunft und zugleich als Erfüllcr der Christenpflicht der gegenseitigen Hilfsleistung in Noth- fällen zuzuweisen. Es wird bei Ausführung dieser An weisung allerdings ein Grad vo» Intelligenz und von An passungsfähigkeit an die Zeiibebürfiftsse vorausgesetzt, der nicht überall auf Verstäntniß rechnen kann, aber i» unserer Zeit dcS allgemeine» Fortschrittes wäre eö nicht von der Hand zu weisen, daß auch eine solche Lehre ibre Anhänger säiide. Der französische Iustizminister möge dies be herzigen. * Deutsches Reich. * Leipzig, 30. Juni. In dem .Frankreichs Ab sichten" überschriebciien Leitartikel unserer gestrigen Morgen Ausgabe finden sich u. A. die beiden folgenden isätze: „Tie heutigen Verkehrsmittel sind der Art, daß sie die nationalen Unterschiede mehr und wehr ansgleichen, eS wird nicht allzu lange dauern, bis man dahin kommt, die Nationalität völlig außer Acht z» lasse», wo Leistungen vorliegen... In ganz Europa regt sich das Strebe» nach Beriillgeiiieinernng des Lebensgenusses, nach Verbreitung der Segnungen der Bildung in alle Schichten der Gesellschaft, iiia» 'ehnt sich »ach elnein Zusiande, der allen vorhandenen Kräfte» ibre Verwendung und Belhäligung gewährt, der die Unzufriedenheit ans der Welt schafft, aber nicht nach der Machtstellung der Nationen." Diese Sätze veranlaffen einen unserer geschätztesten Mit bürgcr, unS »in den Abdruck der folgenden Erklärung zu ersuchen: „Sie gestatten nur wohl, Verwahrung einzulegen gegen diese längst abgewirthjchasteten Anschauungen eines intcruatiouaten Kosinopolitismns, der heute nur noch der Tummelplatz politischer Parteien ist, mit Lene» das „Leipziger Tageblatt" nichts z» schaffen haben will: Verwahrung einznlegen angesichts der sonstige» nationalen Haltung Ihre« Blattes, ganz beionders aber Namen« zahlreicher national gesinnter Leser desselben. Bei allen anderen selbstbewußten Völkern gilt es als selbstverständlich, daß di« „Machtstellung der Nation" da« höchst» Ziel de» Streben« sein muß, ganz besonders ^ die internationalen Verkehrsmittel » Völker» auszu- materirllem Gebiete die Unt.rsch.ed« zwischen de» «me gleiche» scheinen, aber eben auch ".ur'ch'tnem h daß Auch in Deutschland hat man doch angesangen »u v g ^ da» Streben nach Verallgemeinerung des ^An ge> ,'ft ^ ^ , g. breilung der Segnungen der Bildung m «A^j^sten ihre schaft und nach einem Zustande, der allen v H berechtigtes Verwerthung und Bethütigung gewährt- nur dann et vn m g ist. wenn es dazu sührt. di. Na non ° ,"s,„ngn„gen und ma -htv ° U zu machen. Unsere m l.taimckM «ng"' ^ sind deshalb nicht nur nolhwendige Uebel sondern vor, ^ »iehungs.nittel, um uns davor zu bewahren, m e,ne„. Weiwre. >.!!!«.»- si. d.,« schauunge» Ausdruck verleihen wollten. ^ an der Hoffnung fest, daß diese gar,,...cht wesentlich von Ihren eigenen Grundaiischaiiungen abweichen. Inschrift. Trotz der etwas drastischen Behauptung ^ser Züsch l. die oben citirtcn Sätze seien der Ausdruck „ ö smo- gewirtbschastcter Anschauungen e.nc« .nternal.ona > oöiuo politiSmuS", begrüßen wir daS Ersuchen um Abdruck der Erklärung mit Freude». Es beweist zunächst daß ufter n Artikel» auch in Kreisen, d.e sich leider mit d-r polft scheu Tageslitcratur sehr selten zu besäst «»pflege,,, Blutung unk Einfluß beigcmessen W.rd; eS erfüllt uu- svdann m, der Hoffnung, daß w,r u, Zukunft nicht mehr a" unseren eigenen „grünen Tisch" angewiesen sein w und von unseren berufensten akademischen Kräfte» Funkei ocs Geistes auch dann zu uns herübcrsprühc» sehen, wenn wir sie nicht erst durch unrichtig gedeutete sLatzeauS dem Edelsteine herausgeschlagen haben. Und endlich erft-mt S das Ersuche» deshalb, weil eS im Grunde der Haltung des „Le.pz. Tagebl." rin recht günstiges Zezminß auSstellt und unS Gelegenheit giebt, ein bedauerlickcS Mißverstandniß a»f- zuklärc» und zu beseitigen Zn der That handelt es sich nur um ein solches, das durch den einfachen Hiuwcl» auf andere Stellen des Artikels unschwer beseitigt wird. WaS den ersten der citirtcn Sätze betrifft, so schließt sich unmittelbar an ihn der folgende an: „ solche Thorheiten, wie sie in der Absondernna der sranzö,ischen Mater von der Kunstausstellung in Be ft» und in dem Fest« von Nancy zu Tage getreten sind, haben in der öffentlichen Meinung ihren Richter gesunden." „ , Hieraus geht doch wohl klar hervor, daß der bemängelte Satz lediglich die Hoffnung auödrücken soll, eS werde nicht lange dauern, bis die verschiedenen Nationalitäten eine wissenschaftliche oder künstlerische Leistung auch dann würdigen und ehren, wenn sie von einer anderen Nationalität auS- gehen. Und diese Hoffnung theilt der verehrte Herr Verfasser der Zuschrift ganz gewiß. Auck bezüglich des zweite» Satzes hegt er mit vollem Grunde die Erwartung, daß dieser Satz nichts wesentlich Anderes besagen wolle, als was die Zu schrift ausspricht. Diesem Satze ist der folgende voraus- geschickt: t« „Einen Anreiz zum Kriege würde Frankreich allerdings erhalten, wen» wir die Republik zu einer »lilitaftische» Ueberlegenhcit kommen ließen. Tie in Aussicht stehende neue Mititaftvorlage beweist jedoch, Last die deutschen Regierungen nicht gewillt sind, Frankreich einen solchen Anreiz zu geben, der nicht nur im Jntereffe Deiitschlaiids, sondern im Jntereffe der ganzen Livilisatton auf das Tiefste zu be- klagen wäre." Damit soll doch nicht nur gesagt sein, sonder» ist auch wohl klar iliik deutlich gesagt, daß wir eö für die erste Pflicht jedes Staates, besonders aber unseres deutschen Reiches halte», sich jene Macht zu sichern, die vor jedem frevelhaften Bruche dcS Friedens, vor jeder Störung der Arbeit an de» große» socialen Zeitausgabe» bewahrt, die der ganzen Weit gestellt sind und die, wie auch unser Kaiser ganz richtig erkannt hat, »ur durch daS Zusammenwirken aller Eultur- staatcu gelöst werden können. Ausdrücklich wird i» unserem Artikel nur daS Ringen nach Uebermacht und der Mißbrauch bcr letzteren zur Vergewaltigung anderer Völker verurtheilt «Napoleon I.), keiiicswezö aber daö Streben nach nationaler Macht und Unabhängigkeit, die ja die Gruntbedingiiiigen ruhiger Eulturarbeit »uv der Vereinigung der Nationen zu solcher Arbeit sind. Wir begrüßen eS mit Freude», daß die besten Geister in Europa ihre Wünsche nach nationaler Macht aus jenes Maß beschränke», das äußere Sicherheit und innere Kraft gewährleistet, und daß sic mehr nnd mehr die Pflicht ze.uci»'>mer Arbeit an de» edelsten und humansten Arbeite» dcS erkennen. Und der Herr Verfasser der Zuschrift ist trotz der scheinbaren Abweisung seiner Ausicht von der uiisr'up» gewiß der Letzte, der die von uns begrüßte» Erschei.>u»gc» beklagt. 8«>:-»"e rl i n, 30. Juni. Die Regierung feuert ganze Breit seiten a.:s den Fürsten Bismarck ab. Vier vssiciöse Artikel in einem Daae — auch der an die „National->Ztg." adrcssirtc gebt Len Fürsten an — das ist eine respektable quantitative Leistung. Nur daß Position und Ziel nickt glückftck gewählt worden st,d. Erwiderungen aus die letzte» Knndgcbunge» de» ehemaligen Kanzlers scheinen an sich ei» Fehler, wc,i„ auch nicht bestritte» werden darf, daß eie Negierung sick heranSgesordcrt fühlen konnte. Dem Gefühl wäre in An sehung dcS Manne« und der Zeitnmsläiide klüger Schweige» auserlegt worden. Der Fehler wird natürtick durch den Umstand nicht verbessert, daß die Berliner Ossieiösc» sick ver griffen haben. Man hat ein Actenstück veröffentlicht, um dem Fürsten Bismarck auf den Vorwurf der Unfähigkeit der deutsche» Unterhändler bei de» HandelsvertragSveeHand lungen zu dienen. WaS steht aber in dem Erlaß vom 2l. Octvbcr 1883? Nicht« weiter, als daß der ehemalige Kanzler that, waS jeder Minister, der sich „ickt in alten Gleiten l'ewegt. tbut und ,l»»i muß. Er verlangte, daß die Vortragenden Naibe nickt pvlitiscke und wirlhsckastSpoliliscke Ucbcrzcngiingen haben sollten, die ihnen die zweckentsprechende rlu^sulrruiig inner Ideen und Aufträge verböten. Das ist der Brauch >„> consl.lnlionrllcn England nnd im absolutistische,, Rußland, kur, überall. Ohne ,h„ lassen sich eben Gesetz entwürfe nicht vorberciten. Graf Eaprivi wird kaum einen agrarftck gesinnten Veamlen z» den wesentliche» Vorarbeiten für t.e Handelsverträge ,»gezogen haben, und wenn er etwa ans den Gedanken komme» sollte. Postsparcasse» einzuführe,,. nicht gulbeißen, wenn ein principieller Gegner Einrichtung mit dem Referat besaßt werden sollte Fürst T ismarck hat vielleicht zu sehr generalisirt, aber di« JitsertiorrSprei« Die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg< Neclamra unter dem Redacttonsstrich läg» spalte») 50^, vor den gamüieuuachrichte» (kgespalten) 40-4- Größere Echristea laut unserem Preis- derzeichaiß. Tabellarischer und Zissernjatz »ach höherem Tarts. Grtri-Veilagea (gesalzt), ,»r mit der Marge».Ausgabe, ohne Poslkesörderoag ^ 60.—, mit Posibesörderuag ^ 70.-. Aanahmeschluß jLr 3«sera1e: Abend-Ausgabe: Bormittagö 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Saun- «ud Festtags früh S Uhr. Lei de» Filiale» uud Annahmestelle» je ei« halbe Klund« früher. Inserate find stet» a» di« Expeditt«» zu richte». Druck und Verlag vo» E. Polt t» Leipzig 88. Jahrgang Hintermänner der ,N. A. Z." werden doch nicht glauben, daß sic mit der Bekanntgabe dieses fürchterlichen Erlasses BiSmarck'S diesem und seiner Popularität wehe gethan haben. Graf Eaprivi rühmt sich, daß er den Erlaß beseitigt hat. Das mag löblich sein, aber eö ist die denkbar ungeschickteste Antwort auf die Behauptung von der Unzulänglichkeit der deutschen Unter händler. Boshafte Verlheidiffer des Fürsten, die sich sein Urtheil angeeignet haben, konnten nämlich mit Recht er widern: „Um so schlimmer für die Regierung. Sie hat nach Aushebung jenes Erlasses eine größere Auswahl unter den Beamten gehabt als ihre Vorgängerin, und doch Unfähige und Unzulängliche geschickt." So wenig scharf geschliffene Degen bleiben besser eingesteckt. Die Regierung hat offenbar ihren Mißgriff erkannt, und zwei Weitere leidenschaftliche Angriffe auf den ehemaligen Kanzler folgen lassen. Sie unterzieht, Inder Sache mit Recht, den Artikel eines Kölner Blattes einer scharfen Verurlheilung, aber Fürst Bismarck hatte doch schon in Wie» erklärt, daß er nicht für Alle- verantwortlich gemacht werden könne, was ihm nahestehende Blätter erörtern und rcferircn. Wenn, dem 77 jäbrigcn nicht ohne gerückt wird, so mag Bezug aut die Wiener Unterredung, hnc Hohn „Gcdächtnißschwäche vor- dicS dialektisch nicht ungeschickt sein, der Zweck aber wird gänzlich verfehlt, vorausgesetzt, daß eS der Negierung noch uni etwas Anderes zu thun ist, als um den Beifall der „Germania" und der „Freist Ztg.". Fürst Bismarck will mit einem anderen Maß gemessen sein, als eS dem Schreiber jener Artikel zu Gebote steht. Die Drohung mit weiteren Enthüllungen, „insbesondere mit dem Nachweise, daß er daS Vertrauen des Zaren nicht besessen, wirksam zu erfüllen, wird die jetzige Regierung kaum in der Lage sein, selbst wenn sie vor dem Schritte nicht zurückschrecke» sollte. Sie kann, waS den Zaren be trifft, Ausdrücke der Verstimmung, die ja nicht selten sein sollen, produciren, Ausdrücke, denen voraussichtlich Bekundungen dcS Wohlwollens und Vertrauens gegenüber- gestellt werden würden. Ucherhanpt findet sich in der ge harnischten osficiösen Kritik der Wiener Unterredung kein Satz, dem nicht Stichhaltiges entgegengesetzt werden könnte. Wir verzichten auf de» Nachweis dieser Möglichkeit und würden eS bedauern, wenn der Angegriffene nicht ein Gleiche« thäte. Doch Eines: wenn man die Wiener Auslassungen de» Fürsten Bismarck „olme Beispiel" findet, so findet das nationale Gefühl die Art, wie dem großen Beglücker seine» Vaterlandes und Herrscherhauses gelobnt wird, ihrerseits beispiellos und es hat dabei die Geschichte auf seiner Seite. Die Regierung wird schon ans diesem Grunde in dem Streite nicht Recht behalte», nnd sic hätte in ihrem Interesse und dem des Landes gehandelt, wenn sic sich dabei beschicken hätte, unliebsame Eonseqnenzen eines verkehrten Verhältnisses biiizunchmc». Wollte sie aber ihren Gegner empfindlich treffen, so brauchte sie »ur zu erklären, daß die Bismarck sche Annahme, die Audienz bei dem Kaiser von Oester reich sei aus eine vo» Berlin ausgegangcne „Pression" hin iinterbliebcn, falsch sei. Das hat sie indessen nicht gethan. Ist diese Pression erfolgt, so wäre die Zahl der „Beispiel losigkeiten" auf der von der „Nordd. Allg. Ztg." vertretenen Seile um eine weitere bereichert. * Berlin, 30. Juni. (Telegramm.) Zu der von verschiedenen Blättern verbreiteten Nachricht, ein Antrag im Münchener StadtverordiicteiicoUegium, dem Fürsten Bismarck daö Ehrenbüracrrccht zu verleihe», sei mit eringer Minorität durchgcsallcn, ist mitzuthcilcn, daß ein olchcr Antrag überhaupt gar nicht gestellt worden ist.— ^ant Kabcldepcschc deö „B. T." soll Kilimandscharo auf- gegeben (?) worden sein. Der Vormarsch des Ehes Johannes stoße aus Schwierigkeiten, da der Häuptling Simhodja von Masimbc eine feindselige Haltung annchme »nd die Stellung von Trägern verweigere. — Die Commission zur Vor bereitung der Oberbürgermeistern.'«^ beschloß, den Gehalt der Stelle auf 30 00» zu sixircn und im Sep tember niit geeigneten Vorschlägen zur Besetzung dcS Postens an die Stadtverordnetenversammlung heraiizutretcn, Wie die „Slaatsbürgerztg." erfährt, fehlen an der Eaütiön für Ahlwardt nur noch N OOO — Der Vorstand der Allgemeinen Conferenz der deutschen SittlichkcitSvereine hat unterm 4. Mai d. I. die nachstehende Eingabe an den Kaiser gerichtet: „Allerdiirchlauchligsler, Slllergroßiiiächtiqster Kaiser, Slllergnädigstcr Kaiser, König und Herr! Eurer Man'stift wagen die allerunterthänigst Unterzeichneten als Vorstand der Allgemeine» Conscrenz der deutschen Sittlichkeitsvercine zugleich in, Namen und Anftrage der Versammlung derselben zu Tres- den am 14. »nü >5. Oktober v. I. eine ehrerbietigsle Bitte vorzutragen. Tie itingste Entwickelung des deutsche» Theaterwesens hat seit Jahren in weiten Kreise» lebhaste Beunruhigung hervorgerufen, weil uia» sich nicht darüber täuschen kann, daß vom Theater aus der Bolkegeist entweder im guten oder im bösen Sinne aus das Stärkste beeinflußt wird, und daß diese Beeinflussung in immer steigendem Maße aus eine Untcrwühlung oller sittlichen LebenS- orbniingkn hcraurgckoiuiiic», ist leider eine nicht zu bestreitende Thaisache. — Französische Ehebruchdrainen oder deutsche Stücke, deren Versaßer bei de» sranzüsischcn Autoren i» die Schule gegangen, sind die Zugstücke im Repertoire einer großen Anzahl, selbst an- gkichenftrr Bühnen. Eine streng ästhciische Theaterkritik bricht »»iiachsichllich den Stab über diesen Machiverke», und voin all gemein ethischen Standpuiict aus geinessc» müssen wir sie unbedingt verwerfen, da sie Empörung gegen alle bestehende Zucht und Sitte predigen »nd alle ethischen Begriffe zu verwirren unternehmen. Wir sind uns wohl bewußt, daß e« eine schwere Ausgabe, hier bessernde Hand anznlegen. Es würde, um wirksame Nbhifte zu schafft», einer Aciiderung von Reichs- und Staatsgesetze» in mannigfacher Be ziehung bedurft«. Eine anderweitige Regelung der Con- cessioiiserihetlunq an Theatcrunternehmer, eine sorg- faltigere Kritik der aufzufübrenden Stücke, die sowohl vom ästhetischen wie ethischen Gesichtspuncte auSgeht, würden e» svrdcrlich sein, um Wandel zu schaffen. Auch ein« strenge lieber- wachuttg privater dramatischer Schulen, sowie de« Theater. Agenturwesens erscheint nicht minder wichtig. Eurer Majestät wage» wir nun in tiefster Ehrfurcht die Bitte vorzulegen, Allergncidigst befehlen zu wollen, daß da» gesammte Theaterwesei,. besonderst» den angedeuketen Beziehungen, durch die Ressort-Ministerien einer gründlichen Prüsung untrr- i " (ft » werde. Eurer Majestät Allerhöchster Erlaß vom W. Oktober v. I. ist von allen Er»stde»ke»d«n mit dankbarer Freude begrüßt. Auch unsere Vereinigung hat daran« einen Mulh geschöpft für die schwere Arbeit, der sie sich, unter Gotte- gnädigem Beistand«, zu unterziehen entschlossen hat. Möchte das deutsche Theater durch Eurer Majestät thatkrästtge» Eingreifen unsenn Volk« da» werdet»^
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