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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920705018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892070501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-05
- Monat1892-07
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Mai dieses Jahre» hat der Plan betreffend die Weiterführung der Bleichertslraffe über die Parcellcn Nr. 453 und 45? de« Flur buches für Leipzig-Eutritzsch, sowie die Weitersührung der Erlenstrab* über die Parcellen Nr. 466 und 464 desselben Flurbuches (Tectur zu dem mittelst Bekanntmachung le 5422 vom 1b. Oktober vorigen JahreS zur Auslegung gelangten Gohlis- -p rr V <t8ai4 Eutritzscher Bebauungspläne - - » R. 5654 / vorschriftsmäßig, und zwar vom 25. Mai bis 21. Juni lausenden JahreS auSgelegen und sind hiergegen Widersprüche nicht an- gemeldet. E» ist sonach in Berücksichtigung dieser Tectur T. L. V. 5523 L. X. b848 di« beglaubigte Thcilcopie des Planes L. X. 5832 augefertigt worden, und hat, da nunmehr für da» V. 8. V. 4547 k. >. 5654 aus derselben aufgetragene blau>pnränderte Gelände der Flur Gohli» und desjenigen TheileS der Flur Eutritzsch, welcher von der Delitzscher und verlängerten Weslslrahe nebst Altstadtslur begrenzt Wird, Wider sprüche nicht mehr vorliegen, aus Grund K. 22 des Regulatives, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straße» betreffend, vom 1b. November 1867, als sestgestellter Bebauungsplan zu gelten. Leipzig, den 25. Juni 1892. Der Rath der Stadt Leipzig, lb. 8235. vr. Georgt. vr. G. von Fewson, Aff. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß in den an der Lößniger Straße Nr. 7 hier gelegenen Pserdcställen der Leip ziger Dünger-itzport-Actiengesellschaft unter deren daselbst eingestellten Pferden die „Notzkranthett" auSgebrochen ist. Leipzig, den 2. Juli 1892. Der Rat- der Stadt Leipzig. VIII. L4b7. vr. Georgt. Dietrich. Gebiinde-Äbbruch. Wegen de» beschlossenen Um- und Neubaues der Universität sollen Montag, den 11. Jnlt dieses JahreS, Vormittag» 11 lldr im UniversitätS-Rentamte hier verschiedene, auf dem Areale des PaulinumS befindliche Gebäude, nämlich: der größere Tdeil des alten B'bliothekgebäude», das Senatsgebäude, das Convictgebäude, da» BeguinenhauS (UniversitStSstraße Nr. 7), das vormals Böhr'sche Haus (Universitätsstrahe Nr. 9), letzter« beiden sammt Setten- und Hintergebäuden, meistbietend öffentlich, unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen auf den Abbruch verlaust werden. Die Auswahl unter Len Bietern, sowie jede ander« Entschließung bleibt Vorbehalten. Die BersteigerungS-Bedingungen sind bereits vor dem Termine im UniversitätS-Rentamte einzusehen. Auch können die abzubrechenden Gebäude einige Tage vorher auf Anmeldung im Universitäts-Rent- amte, Vormittags zwischen 10—12 Uhr, besichtigt werden. Leipzig, am 4. Juli 1892. königliche» NuiversitätS-Rrntamt. Gebhardt. Submission. Die Zimmerarbeiten für die Neubauten der K. Kathol. Kirche und des VincentiuSfttsteS in L.-Rrud»ttz sollen im Wege der Submission vergeben werden. Die speciellen und allgemeinen Bedingungen, sowie da» Kosten- anschlagssormular sind im Baubureou der Architekten Kratr L Neurer, Bayerische Straße 42 b, v, gegen Bezahlung von 60 zu erheben. Die Offerten sind mit diesbezüglicher Aufschrift a, da» kathol. Pfarramt bi» zum 14. Juli abzugeben. Leipzig, den 4. Juli 1892. Das Katholische Pfarramt. Hubert Schmittmaun, Superior und Pfarrer. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Herren-Lyltndcruhr mit glatter Rückseite, inwendig gravirt „L. kraule", mit anhängender goldener Panzer kette mit Patentring, vom 26. bi» 27. v. M.; 2) «ine silberne Ankeruhr mit Goldrand und gravirter Rück seite, vom 27. bis 28. v. M.; 3) ein Jackkt, getragen, von blauem Stoff mit schwarzem Futter und Hornknöpsen, eine Hose, getrogen, von dunkelblauem, braun- gewürfeltem Stoff, eine ebensolche Geste, blau und weiß gemustert vom 22. bi» 23. v. M.; 4) «in neue« Jacket von schwarzgrauem Lheviot mit schwarzem Futter und 2 Rethen schwarzen Hornknöpsen, ein Notizbuch mit einem Wechsel über 2000 Mark, ein grauer Ailzhut mit weißseidenem Futter mit der Inschrift „ililocden 1856", am 24. v. M.; b) ein mittelgroßer Rrisekorb mit div. Fraueu-kleidungS und Wäschestücken, darunter ein grauwolleueS Kleid mit rothem Sammet-Ausputz, ein blauwollenrS Kleid, ein grünes Tuch- kleid, ei» blaue» Pattuuklrtd, ein blauer und ein rehsarbtgcr Filzuutrrrock, ein Dutzend verichiedensarbige Schürze«, ein Duücnd wtißbauniwolltne und 8 Paar verichiedensarbige wollene Strümpfe, außerdem ein Photographie«!-»»!, am II. v Mts.; 6) eine Kiste mit kurzmaaren, signirt: ,,v 400", enthaltend div. Blechwaaren, Trompeten, klappen, sowie Band und knüpft »c., am 24. v. Mts.; 7) eine Wringmaschine, am 21. v. Mt«.; 8) ein Handwagen, vierrädrig, blau gestrichen, mit Kostenaufsatz, kette und Schloß und der Firma „ksi.lrel, Störtante.", am 28. v. Mt».; 9) ein Handwagen, neu, vierrädrig, mit Kastenaussatz, grünem Anstrich, eisernen Steniinleisten und dem Zeichen ,chl. d>. 10" am «ordergiebel, mit « Sack Hadern beladen, am 23. v. M : 10) 284 m knpfer-LettungSdraht. 8 mm stark, am 22. v. M . 11) et» Dreirad — Damenrad — mit einer Laterne am Vorderrad und der Rr. 18 an der Verbindungsstange, am 2. d. M. Etwetge Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Effecten oder über di« Lhäter sind ungesäumt bei unserer üriminal Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 4. Juli 18VL. Da» Polizetawt der »ladt Leipzig In Stellvertretung: vr. «chmtd. P, Die Hoffnung, daß der Nationalitätenstreit in Oesterreich und Ungarn allmälig mildere Formen annehmen und schließ lich mit einer allgemeinen Versöhnung der nationalen Gegen- aye enden werde, ist gründlich gelauscht worden. Der Streit wird mit jedem Tage schärfer und umfangreicher und drängt überall nach Entscheidung, keineswegs aber nach Bcrsöhnung. Die neben- und durcheinander wohnenden Völkerschaften ver langen sämintlich besondere Beachtung und Schonung ihrer nationalen Eigcnthümlichkcitcn, oder sie maßen sich Rechte an, die sie nicht haben und niemals gehabt haben, wie die Czechen. Mit den Slowenen in den Alpenländcrn ist es kaum anders, bescheidener treten die Nulhcncn in Galizien auf, obwohl gerade ">e alle Ursache hätten, auf das ihnen von den Polen ver kürzte Recht zu pochen. Die Kroaten in Ungarn haben ihren besonderen Ausgleich erreicht und zeigen ihre Dankbar keit dafür durch die ärgsten parlamentarische» Ausschreitungen, aber sie erheben wenigstens keine weiteren Ansprüche, die Siebenbürgcr Sachsen werden von den Magyaren einfach unlerdrückl, und die Rumänen befinden sicb in derselben Lage, aber diese sonst so geduldigen Rumänen fangen jetzl a», sich ju regen und haben eS bereits dahin gebracht, daß sich die öffentliche Aufmerksamkeit mit ihnen beschäftigt. Tie Ab ordnung, welche sie vor einiger Zeit unter Führung deS Rechtsanwalts vr. Ratiu nach Wien geschickt haben, ist zwar nicht angenommen worden vom Kaiser, aber ihre Beschwerde ist zu seiner Kcnnlniß gelangt. In Arad haben in den letzten Tagen Reibereien zwischen Magyaren und den Studenten deS rumänische» Seminars stattgesunden, die an sich geringe Be deutung haben, aber den nationalen Gegensatz zwischen beiden Völkerschaften verschärfen. Die rumänische, die ruthenische und die slowenische Frage sind ämmtlich durch die Bersöhnnngö-Bcstrebnngen deS Grasen Taaffe in Böhmen hervorgeruien werden, jede einzelne dieser Angelegenheiten macht der Regierung viel zu schaffen, eS werden an den entgegengesetzten Punkten deS Reiches so viel neue Wünsche laut, daß es unmöglich ist, sie sämintlich zu befriedigen, und wenn Anstalten getroffen werden, um den Beschwerden abzuhelsen, so stößt die Regierung sofort auf der Gegenseite an. Sie macht diese Erfahrung gegenwärtig mit den Deutschen in Oesterreich, welche darüber unzufrieden ind, daß der Justizminister Graf Schönborn Slowenen und §zcchcn zu Richtern ernannt hat. Allerdings haben diese Ernennungen eine typische Bedeutung, weil sic mit der Sprache» rage Zusammenhängen, aber andererseits waren wieder die Czechen nicht damit zufrieden, daß in Wcckelsdorf ein BezirkS- zericht eingesetzt wurde und daß ein solches auch in Trautcnau ins Leben gerufen werden soll. Kaiser Franz Josef hat eS selbst erfahren, waS eS beißt, ein Land zu regieren, in welchem die Bewobner sich so schroff gegenüberstehcn wie in Böhmen. Im vorigen Jahre haben während der Landesausstellung in Prag Scenen gespielt, die den Kaiser zu persönlichen Aeußerungen der Mißbilligung über die czechischen Ausschreitungen veranlaßten, und in diesem Jabre geht eS ihm in Mähren nicht viel besser Wenn eS ein Mitglied deS Lanbwirthschaftlichen Vereins in Brünn, wie der Grundbesitzer Czcpek, wagt, dem Kaiser, der ihn in wohlwollender Weise nach seinem Befinden fragt, in einer anderen Sprache, als die Frage gestellt war, zu ant Worten, daß er sich besser befinden würde, falls sich der Kaiser zum König von Böhmen krönen lassen würde, so setzt das eine» Grad von Unbotmäßigkeit voraus der auf die Dauer nicht geduldet werden kann. Aber dieser Fall steht nicht einmal vereinzelt da, denn mährische Grund besitzer gaben sich für Czechen auS dem Kaiser gegenüber, obgleich sie dazu nack Herkunft und Geburtsort nicht be rechtigt waren. Die Slawen in Mähren sind den Czechen verwandt, aber sie sind keine Czechen, wie ihnen Kaiser Franz Joses erst klar zu machen gcnöthigt war. Da die mährischen Hanaken aber nicht eine Nation für sich zu bilden wage», so machen sie gemeiiisckaftliche Sache mit den Czechen in Böhmen nehmen daS czechische Wappen als nationales Erkennungs zeichen an und geberden sich, als ob ibre nationalen Interessen mit den czechischen gleichbedeutend wären. Die Deutschen sind durch die systematischen Bestrebungen der Slawen, sich in Böhmen und Mähren und in den Alpen ländern die Herrschaft anzumaßen und ein nationales Sonder dascin auszurichlen, in der Freiheit ibrer LebcnSäußerung gehemmt, die Sprachunterschiede in Justiz und Verwaltung erschweren daS Verkehrsleben und häufe» Hindernisse aus, die um so leichter vermieden werden könnten, weil die in Oesterreich wohnenden Slawen da, wo sie mitte» unter Deutschen leben, alle deutsch versieben und die Kenntniß der deutschen Sprache lediglich auS Eigensinn und aus nativ nalem Starrsinn verleugnen. Diese Streitigkeiten zehren die besten Kräfte deS Reiches aus und verbrauchen sie einer Stelle, wo sie niemals Früchte zeitigen können Werden, so viel Deutsch zu lernen, als er für den Militair- dienst und daS Leben in der Oeffentlichkcit braucht. Die nationalen Bestrebungen in Oesterreich geben direct auf den Herfall des Ganzen hinaus, sie wollen daS Reich in eine nationalen Bcstandtheile auslöscn, ohne die geringste gewähr für die Erhaltung des Ganzen zu übernehmen. Wir sehe» das an den Czechen, die ihre eigene auswärtige Politik treiben und von dieser Verirrung durch keine vernünftige Vorstellung abzubringen sind. Welchen Zweck hat eS, baß die Czechen im Rcichsrath erscheinen, wenn sie ihre dortige Thätigkeit zu dem Ende mißbrauchen, um Verwirrung zu stiften > der Negierung daö Leben zu erschweren? Die Regierung hat nur zwei Wege: Entweder muß sic auf die Mit wirkung der Slawe», abgesehen von den Polen, an den gemeinsamen Arbeiten für die öffentliche Wohlfahrt eine Zeit lang Verzicht leisten und sich mit dem Zusammen wirken der Deutschen und Polen zur Erreichung des StaatS- weckcS begnügen, oder sic kommt in die Lage, bei Bcrück- ichligung der nationalen Wünsche schließlich die Leitung :eö Ganzen ihren Händen entgleiten zu sehe». Die Ein übrung der Verfassung ist »och jungen Datums, die bisherigen Ergebnisse gestalten noch keinen Schluß ans die Zukunft, aber so viel steht fest, daß die Volks vertretung eher der Czechen als der Deutschen entrathcn kann. Es ist menschlich sehr schön gedacht und empfunden, daß allen österreichischen Unterthancn, gleichviel welcher Nationalität, gleicherweise ihr Recht werden soll, aber wie oll das Recht der einzelnen, zum Tbcil sehr kleinen Nationalitäten seinen Ausdruck finden? Schließlich ist das Recht der Gcsammtheit daS höchste und maßgebende, und dahinter muffen geträumte Sonderrechte zurückstehea. * an m Gegenwärtig ist eine KrisiS in der Schwebe, durch welche die Unterstützung der Valuta-Vorlagen durch die Dculscken Frage gestellt ist. Der deutsch-nationale Führer vr. Stein Wender mag mit seiner Opposition über daS Ziel hinaus geschossen haben, darin hat er unzweifelhaft Recht, daß er der Regierung die Nothwendigkeil zum Bewußtsein bringt, die deutschen Interessen nicht durch die slawischen in den Hinter grund drängen zu lassen, wa« allerdings durch dir neuesten Ernennungen deS JustizministcrS geschehen zu sein scheint Die Vorgänge der letzten Wochen haben wenigstens daS Gute, daß sie neues Material in Fülle für die Tbatsacke ge liefert haben, daß Graf Taaffe sich nickt auf deni richtigen Wege befindet. ES ist ja gewiß unendlich schwer, zwiscken den versckiedenen, zum Tbeil entgegengesetzten Ansvrücken der Nationalitäten die rechte Mitte zu finden, aber gerade weil diese Schwierigkeit unüberwindlich ist, hätte ihre Lösung nicht versucht werden sollen. ES ist nicht durckzusiihren, die deutsche Sprache als Staats- und Armeesprache eine« großen Reiche- aufrecht zu erhalten und nebenher AllcS zu lhun, um die Kenntniß dieser Sprache überflüssig zu macken. Wenn der Czeche, Slowene ,c. überall Gelegenheit findet, sich ir Verwaltung, Justiz und Verkehr seiner Muttersprache zu be dienen, wenn ibm durch nationale Schulen die Möglichkeit gewährt wird, seine Sprach« auck als Schriftsprache an- weud«u zu lernen, dann kan» ihm ja kaum noch zugrmnthet Deutsches Reich. * Leipzig, 4. Juli. Die Nachrichten, welche über die Einhalt» » gderSonntagsruhe vorliegcn.sind naturgemäß heute sehr kärgliche, man sollte aber annehmcn, daß gestern überall im denlschen Reiche demGesetze Geltung verschafft worben wäre. AuS Berlin wird eine glatte Abwickelung des Schlusses gemeldet, dagegen liegen uns.zwei Nachrichten vor, die keines wegs von einer correctcn Durchführung der Sonntagsruhe sprechen. So wirb unS aus unserem sächsischen Königstein eine Verordnung des dortigen Stadtraths geschickt, die zum ersten Male am 3. Juli veröffentlicht worden sein soll und in welcher eS heißt: In der Zeit bis mit Sonntag, 4. September d. I., ist I. den Bäckern der Verlaus von Brod und Weiher Bäckerwaare, den Fleischern der Vcrkaus ihrer Fleischivaaren, serner Kleinhandel mit Heizung»- und Beleuchtungsmaleriai und Verkauf von Milch früh von 7—',,9 Uhr, vom Schlüsse de» VormiitagSgottesdienstes, V«11—V4I2 Uhr und Nachmittags von 4—8 gestaltet. v. Der Handel mit den übrigen Eßivaaren, mit Material- waarcn, der Teiailhandel mit den Gegenständen, welcher zeither vom Stadtraihe für die Zeit zwischen Len Gottesdiensten und nach dem Nachmittagsgoitesdienst nachgelassen gewesen ist, in der Zeit vom Schluffe des Voriiiittagsgottesdicnstcs — '/«II Uhr bis V.12 Uhr — und Nachmittag von V,3—8 Ubr gestattet. An den in diese Zeit fallenden Sonntagen, auf welch« das Königschiehen und Augustschiehc», sowie Las Kirchweihfest füllt, ist der Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsstellen an de» Vormittagen wie unter 1. und II., serner für den Verkauf unter I. des Nach- mittags von 2—9 Uhr, aber sür den Vcrkaus unter U. des Nach mittags von 2—10 Uhr gestattet. Wir gestehe», daß wir eine solche Verordnung nicht gut für möglich Hallen würde», wen» wir sie nicht schwarz an- weiß im Amtsblatt gedruckt gelesen hätten. DaS sind nicht fünf Stunden, sondern regelmäßig sieben Stunden und daS ist nicht den Absichten des Gesetzgebers entsprechend eine nachmittägliche sonntägliche Ruhe, sondern das strikte Gegen theil. Hat denn die KreiSbauptmannschaft Dresden nicht wie die Leipziger in dankenswerther Weise einen Hinweis ge geben? Und die famosen Ausnahmen! Zwei Schießen und das Kirchweihfest! DaS sind bei 10 Sonntagen 3 Ausnahme»!! Es scheint hier in der That eine mißverständliche Auffassung deS Gesetzes vorzulicgcn, die sehr bald eine Correclur erfahren muß. AuS Anhalt wird unö Aehiilichcö berichtet. Es wird uns nämlich aus Cötben geschrieben, daß dort eine Ver ordnung überhaupt nicht erschienen ist und daß am Sonntag die Gesckäste wie gewöhnlich geöffnet waren. Auch hier dürste wobl bald Aenderung eintrclcn. Man sieht aber auS den Beispielen, daß wir seiner Zeit Recht halten, als wir fiir eine reichSgesetzlichc Feststellung auch der Arbeitszei an Sounlagcn cintratcn. 88. Berlin, 4. Juli. Es ist nicht die Schuld deS Fürste» Bismarck und derer, die Verunglimpfungen seiner Person entgcgeiizulrcten für Pflicht erachten, wenn die Er örternng der leidigen Fehde nicht a»S den Spalten dcr Blätter verschwinder. Die alten und die neuen Gegner deS Fürsten sind eS, welche den Streit nicht zur Ruhe kommen lassen. Und er wird voraussichtlich so lange forldauern, als man dabei beharrt, BiSmarck dürfe — als dcr Einzige »nler allen Deutschen — keine politische Meinung äußein, oder höchstens im Reichstage äußern. Wen» Fürst BiSmarck bas, waS er in Wien gesagt, im Reichstage vorgcbrachl hätte, wären die Regierung und seine sonstige» Gegner etwa an genehm berührt? Tie Gehässigkeit seiner Gegner wäre auch dort zum Ausdruck gekommen. Die Artikelschreiber der »Nordd. Allg. Zig." insbesondere sollten um so weniger dem Fürsten daS Recht absprechen, außerhalb deS Reich« tageS zu reden, als sie eS zwei Jabre hindurch ruhig mit an gesehen haben, wie von anderer Seile politische Kundacbungei an zweifellos Unrechter Stelle bervorgetretrn sind. Ilnd wie, wenn BiSmarck seit seinem Rücktritt geschwiegen hätte? Der „Nordd. Allg. Ztg." zwar wäre die- vielleicht angenehm ge wesen; seine Feinde im Lanke aber hätten auSgeruscn: Der Alte in FriedrichSruh siebt schmunzelnd zu, wie der Staats karren immer ärger verfahren wird, er reibt sich die Hände über die wachsende Unzufriedenheit, und hält au» Rach sucht mit seinem Rathe zurück. So hätte man gesagt, und zweifelsohne wie jetzt die Frage hinzugesüat: „Ist da« patriotisch?" Ein Mann wie BiSmarck kann e» eben seinen Hassern und denen, die ihm gegenüber ein schlechte« Gewissen haben, niemals recht machen. Uebrigen» sei auf den charakteristischen Umstand aufmerksam gemacht, daß di« gesammt« freisinnig« und »ltramontane Presse, trotz ihrer giftigen Schimpferei auf den Reichskanzler, es sich tagtäglich angelegen sein läßt, jede, auch die kleinste Notiz über da- Thun und Treiben de» Fürsten, jede Mittheilung über Vorkommnisse in Winer Familie, jeden anekdotischen Zug von ihm, urz Alles, was sich auf ihn bezieht, ihren Lesern rühwarm aufzutischen. Und warum dieses völlig wider innige Interesse an einem Manne, dem sie hundert Mal )aß und Verachtung geschworen? Sehr einfach darum, weil ihre Leser denn doch das regste Interesse afür haben, fortgesetzt Nachrichten über den ürsten verlangen und jede» Blatt um sein« ixistenz besorgt sein muß, da» diese« Interesse uf die Dauer nickt befriedigt. Also auch diese Blätter werden gcnöthigt, ganz wie die wohlwollenden, alle Mittheilungen, selbst die unwesentlichsten, über Privat leben und dergleichen de» Fürsten zu bringen, wenn sie ich erhalten wollen! Liegt darin nicht eine köstliche Ironie? LH Berlin, 4. Juli. Obgleich die Hauptführer der Social- emokratte sich die größte Mühe geben, alle entstehenden Partei- isse zu verkleistern und sich populär zu machen dadurch, daß sie cibst in den kleinsten Gewerkschastsversaininlungea Vorlesungen hatten und die Bereiiisvergnügungen mit ihrer hohen Gegenwart beehren, knistert und knackt eS an allen Ecken und Enden. I» Gelsenkirchen, wo der Führer der Unabhängigen, Buchdruckerei- besitzer Werner-Berlia, vor Kurzem agitirt«, ist man eben daran, den in demseibe» Fahrwasser schwimmenden Buchdruckerelbesitzer Joup in aller Form abzusägc». Joup aiebt seit einer Neid« von Jahre« einige klein« socialdemokratische Blätter heran», die ihm wohl uur eine bescheidene Existent gewähren, so daß er a» die Parteicasse keine» Ueberschuß abzulieftru vermag. Er hat sich aber auch sonst bei der Parteileitung mißliebig gemacht und dies« hat bereit» alle ihr zur Verfügung stehende» Manne, gegen ihn aufgeboten. In einem Flugblatt wird Joup al» Zwie- trachtsäer und Stänkerer bezeichnet, auch werhen di« Parteigenosse« aufgesordert, nicht mehr auf seine Blätter, sondern Len „LolkS- wtllen" zu abonnireu. Spätestens am 1. August werde «ine ander« Parteizeitung am Orte erscheinen. Da» Ceuiralorgan „Vorwärts" hat Joup längst als Opponenten und Geschäftrsocialisleu gekron- stichnct und zwar deuuncirt ihn dieses Blatt sogar als Aoarchislen, )en die „Autonomie" als „Genossin" bezeichne. Deshalb könne kein Raum für ihn ln der socialdemokratische» Partei ein. Es wird ihni mit dem AuSfchlnff« «an» derselben ge droht, salls rr nicht selbst bald sein« Entschetduvg Wessi. — — lieber die socialdemokratische Lerlaarftrina ,,l»n«r 4l Eo." in Hamburg macht der „Socialist" folgend« Bemer kungen: Ein famoser Manu, dieser Bebel! Dir Arbeiter dürfen deninach auch in Zulunfl Gelder hcrbeijchassen — wozu wären sie onst da? Aber Las Ausgeben besorgt er gütlgst mit seine» Lrea- uren allein, darüber haben die Hainburger „nix to ftggen". Da ind die Berliner Socialdemokroten doch bester dran, denn diese «rauchen sich den Kops gar nicht darüber zu zerbrechen, wer das viele Geld einsleckt, da» am „Vorwärts" und den Broschüren ver dient wird. Ai» Golf von Neapel, in London und am Genfer See bezahlen gewisse Herren mit den sauer verdienten Groschen der Arbeiter nobel die Hotelrechnung und freuen sich, daß — dt« Dummen nicht alle werden. I» Eiderseldwurde der S octaltst Plöinacher ans dem socialdemokraiischen „Volksverein" resp. der Partei ausgeschlostrn, weil er mit den Unabhängigen sympathisier hatte. — In Berlin herrscht zwischen den unabhängigen Socialtsten und den An archisten ein eigeitthümliches Verhältniß. Während dft Unab hängigen noch immer sür di« in Haft befindlichen Anarchisten Geld sammeln und deren Verlheidiguug hauptsächlich besorgt habe», wollen die Anarchisten mit de» Unabhängigen absolut nichts mehr zu thua haben und ihr Bruch mit dem Buchdrucker Werner ist bereit» perfect geworden. Sie können es ihm nicht vergessen, daß er sie tn einer Versammlung Betrüger genannt, weil sie gesammeltes Geld zu einein anderen al» dem angegebenen Zweck« verwandt hätte». Di« Anarchisten haben deshalb auch ihre letzten Druckarbettea nicht bei Werner, sondern beideinDrucker der socia1demokatisch«»„Bolk»trioü>»«" Herstellen lassen. * Berlin, 4. Juli. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" Iheilt die Antwort Portugal» auf die deutsche Protestnote mit: Der Erlaß der Regierung vom 13. Juni sei unter dem lebhaften Bedauern und nur durch die äußerste Bedrängniß erfolgt. Der Erlaß werde von den Corte« strengstens geprüft werden. ES sei unmöglich, den Gläubigern setzt volle Zahlung zu verbürgen, denn dadurch würde sich ,n nabcr Zeit die gänzliche Unmöglichkeit, etwas zu zahlen, entwickeln. — Ferner bestätigt der „Reichs- anzeigcr", daß die deutsche und die rumänische Regierung übercingekommen sind, in Verhandlungen über Abschluß eines neuen Handelsvertrag« ein»utreten. Inzwischen solle Deutschland bis zum 30. November 1892 in Rumänien die McistbegünstigungSrechte genießen und jede Erhöhung deS rumänischen TarifcS bi« dahin ausgeschlossen wrrden. — Die „Post" erklärt, sie halte in der Frage der Steuer- form die Befragung der Wähler geradezu für eine Pflicht »nd wollten die Regierung und das Abaeordnetrn- hauö sich bierzu nicht verstehen, so dürste da« Herrenhaus berufen sein, die Befragung herbeirusühren. Dasselbe Blatt erwartet fortgesetzt die baldige Einbringung der Militair- Vorlage im Reichstag. — Ein Privattrlegramm des „Berl. Tagebl." meldet aus Zanzibar, daß der ReichScommissar vr. PcterS sein DemisfionSgesuch aus Vrraulafsuug deS Geh. Reg.-RatbeS vr. Kayser zurückgezogen Hab«. Nach einem weiteren Telegramm desselben Blatte« au« Zanzibar reisen Geh. Rath vr. Kayser, Oscar Borchert und Lieutenant von Heydebruck am 7. d. M. nach Europa ab. — Die .National-Zcitung" erklärt, wie vorauSzusehrn war, die Meldung, daß eine Verschmelzung der Münchener „Allgemeinen Heilung" mit der „Nat.-Ztg." in Aus sicht stehe, sür gänzlich au« der Lust gegriffen. — Infolge der Pariser Nachrichten, wonach im Jahre 1900 eine Pariser Weltausstellung in Aussicht genommen sei, findet am 6. Juli Abends eiue Schung mit emer gemischte» Deputation zur Förderung de- WeltauSstellungSprojekt« in Berlin statt. — Die „Westdeutsche Allgem. Ztg", di« da« dringende Bedllrsniß hat, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenke», hat fick keinen Geringeren al« den Fürste» Bis marck zum Träger ihrer Reclamr» auSersrhrn. Lediglich diesem Zwecke dieut jedenfalls die Behauptung de« Blatte«, in weiten Kreisen bestehe die Meinung, Fürst BiSmarck habe s. Z. gar kein EntlassungSgrsuch eingereicht, sondern vielmehr eine au«sührlich« schriftlich« Darlegung de, dem Abgesandten de« Kaiser« auch „Mödlich «itgeth«,l»,n Gründe, di« den Fürste» bestimmt HLtte», ei» solche Gesnch »tcht «inznrrich»,
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