Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920708014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892070801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892070801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-08
- Monat1892-07
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
AbotmementSprei» kn der Houptexpedition oder dm Im Slah^ bezirk und dt» Vororten errichteten Vlus- gabeslellen abqeholt: vierteljährlich.^4.50. bei zweimaliger täglicher Zusickllung in« Haus >i 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^li 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandjendung in- Ausland: monatlich ^ 9.—. Die Morgen-AuSgab» erscheint täglich '/,7 Ub^ die Abend-AuSgabr Wochentags 5 Uhr. LeLaclion und Expedition: 2ol,annrs,asje 8. Die Expedition ist Wochentags nnunterbrvche» «eössnet von früh S btl Abends 7 Uhr. Filialen: Dtt, Memm'S Sortim. «Als,«» Hahak Universitättstratz« 1, Laut» Lösch«, Katharinenstr. 14, pari, und Ksnigsplatz 7. Morgen-Ansftttve. tip rigcr.Cagelilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ItisertiotiSpreiK Die 6 gespaltene Petitzeile 20 PH'. Reklamen unter demRedactionsstrich («ge spalten) 50/H, vor den Familiennachrichtr» (6 gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Lrtra-Vellage» (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Ännahmeschlnß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halb« Stnnde früher. ' Inserate sind stets an die GzDSVtÜsk zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Freitag den 8. Juli 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Kirchen-Neubau Leismg-Volkniars-orf. Liil'inissioii für Tischierarbcttr». Die zum Bau erforderlichen Arbeiten sollen vergeben werden. Blanquets sind im Baubureau gegen 0.50 zu entnehmen. Be dingungen und Zeichnungen sind daselbst einzuiehcn. Die Offerten sind bis II. Juli 1892 Abends 6 Uhr aus ge nanntem Baubureau versiegelt und mit der Aufschrift„Submission für Tischlerarbeiten zum Kirchen-Rruba» tu Leipzig-Volk- marSdors" versehen cinzureichen. Der Kirchenvorstand behält sich die Auswahl unter den Sub mittenten, sowie das Recht vor, einzelne Arbeiten anderweitig ver geben zu können. Leipzig-BolkmarSdorf, den 5. Juli 1892. Der Kirchcuvorstaiid. Pastor Weickjel. Zur Iveltaussttllmigsfrage. Ter Plan, im Jahre 1898 in Berlin eine Weltausstellung zu veranstalten, hat durch die Bemühungen der Franzosen, die Ausführung des Planes zu verhindern oder ihn durch ein gleichartiges Unternehmen in Paris lahm zu legen, eine un erwartete Forderung erfahren. Zuerst war cs nur der Verein für die gewerblichen Interessen in Berlin, der die Sache in die Hand nabm, als aber der Reichskanzler Graf Caprivi von Karlsbad auS abwinkte und die Stellungnahme im BiindcSratbe von der Haltung der Bcrtreter der Industrie und der Geldbeschaffung abhängig machte, gerieth die An gelegenheit inS Stocken und ist erst in neuester Zeit dadurch wieder auf der Tagesordnung erschienen, daß der französische Abgeordnete Teloncle den Gedanken angeregt hat, in Paris im Jabre I9VN eine Weltausstellung >nS Leben zu rufen. Diese Anregung ist auf fruchtbaren Boden gefallen, der JnitiativauSschutz der französischen Kammer nahm den An trag Dcloncle's einstimmig an, also müssen wir mit der Weltausstellung in Paris »m Jahre 1900 als mit einer Thal sache rechnen. Das Verfahren der Franzosen bei diesem Anlaß ist nicht- weniger als freundnachbarlich und entgegenkommend, denn es waltet offenbar volle» Einverständniß zwischen Regierung und Kammer trotz der kurz zuvor abgegebenen Erklärung dcS Ministers dcS Auswärtigen Ribot, daß in Frankreich für ab sehbare Zeit keine Weltausstellung beabsichtigt werde. Un mittelbar darauf folgte der Antrag Dcloncle's, und die Wirkung, welche er gehabt bat, zeigt, daß es den Franzosen ernst ist mit der Absicht, die neue Ausstellung zu einer MusteranSslellung zu erheben. DaS bat der Sacke eine politische Bedeutung gegeben, e« ist ein Wettstreit anSgebrochen, um festzustcllcn, welches von Heiden Reichen den Vorrang aus industriellem Gebiete beanspruchen darf, Deutschland oder Frankreich. Nach solcher Herausforderung einfach die Flagge zu streichen und die Ueberlegcnheit Frankreichs anzuerkcunen. ist unmöglich, und deshalb gilt es jetzt, alle Kräfte anzustrcngen, um der deutschen Industrie den Platz im Wettstreite der Völker anzuwciscn, der ihr gebührt. Wir haben einen Vorsprung von zwei Jahren, dieser Vortheil ist nicht zu unterschätzen, denn cs ist sehr zweifelhaft, ob die nichtdeutschen Aussteller, welche im Jahre 1898 in Berlin erscheinen, sich dazu entschließen wer den, auch die im Jahre 1900 in Paris stattsindende AuS stcllung zu beschicken. Allerdings baden wir dabei mit dem Uebelstandc rn kämpfen, daß viele Aussteller, vor die Frage gestellt, ob sie in Berlin oder Paris auöstellen sollen, wahr scheinlich Paris wählen werden, das die Wahrscheinlichkeit dcS Erfolge» bereits durch eine größere Anzahl von AuS stcllungen für sich hat. Berlin soll seinen Beruf als Welt auSstellungSstadt erst noch erweisen, und dazu wird cS aller tingS großer Anstrengungen und vor allen Dingen großer Gelbopfcr bedürfen. In den letzten Tagen sind zwei neue Thatsachcn zu regi st»ren, welche den Willen Deutschlands bekunden, den Kampf qfft Frankreich auf industriellem Gebiete nicht z» scheuen. Die gemischte Deputation der städtischen Behörden in Berlin zur Förderung dcS Planes einer Weltausstellung in Berlin bat unter Vorsitz dcS Bürgermeisters Zelle beschlossen, den städtischen Behörden die Bewilligung von zehn Millionen Mark für den Garantiefonds vorzuschiagen und von diesem Beschlüsse dem Reichskanzler, dem deutschen Handelstage und den Aelteslen der Berliner Kaufmannschaft Kcnntniß zu geben. Ferner haben sich die Industriellen Münchens in einer Versammlung einstimmig dabin ausgesprochen, daß Deutschland die Ausstellung jm Jahre 1898 ohne Rücksicht auf Frankreich abhalten muffe. Diese Auffassung dürfte jetzt in Deutschland die allgemeine sein; der Plan der Ausstellung in Berlin ist der Oesfentlichkcit übergeben worden, Frankreich bat das Streben bekundet, mit Deutschland in einen indu striellcn Wettkampf einzutretcn, also würde e- von Schwäche Bewußtsein zeugen, wenn wir den von Pari» uns zngewov senen Handschuh nicht anshcbcn wollten. Und haben wir denn in der Tbat Ursache, den Wettkampf mit Frankreich auf allen Gebieten der Industrie, des Kunst gcwerbcs und der Kunst, die aus einer Weltausstellung vcr trete» sein müssen, zu scheuen? Ist »ns Frankreich in Sacken des Geschmackes und der Zweckmäßigkeit der Herstellung von Jndustriecrzeugnissen wirklich so überlegen, wie nicht nur von französischer, sondern auch von anderer Seite behauptet wird? Das wäre denn doch erst zu beweisen. Freilich dürfen wir uns keiner Täuschung darüber bingeben, daß unS der Sieg nicht leicht werden wird; die natürliche Anlage der srar.. zösischen Nation gerade i» Bezug auf Geschmack und formelle Geschicklichkeit ist unzweifelhaft »nd überall anerkannt. Etwa« Anderes ist es, wenn Solidität und Zweckmäßigkeit der Jndustricerzengmsse in Frage kommen. Im Fache der Modeartikel werden wir kaum in der Lage sein, es den Franzosen gleich zu thun, aber in der Eisenindustrie »nd in der Herstellung von Webereien wird die deutsche Industrie entschieden die Oberhand behalten, wie noch in vielen anderen Industriezweigen, z. B. im Bau von musikalischen Instru menten. Der Kampf wird sich überhaupt voraussichtlich dabin zuspiycn, daß der einen Nation der Sieg in Bezug «vf die Form, der andern hinsichtlich de« Inhalt« zufällt. DaS entspricht dem ganzen Wesen der beiden Kämpfer und dieser voraussichtliche AuSgang darf uns nicht abhalten, unS auf den Wettkampf einzulassen. Im Kriege kommt die gleiche Verschiedenheit zum AuStrage. Wenn uns der Franzose ii» Punkte der Beweglichkeit und in dem, was er Elan nennt, übertrisit, so sind wir ihm in der Ausdauer und in der Widerstandsfähigkeit unter ungünstigen äußeren Verhältnissen überlegen: eö handelt sich auch dabei um den Unterschied zwischen Fori» und Inhalt. Tcntschlaiid tritt nicht unvorbereitet in den Wettkampf mit Frankreich aus dem Gebiete der Industrie ein: die deutschen Erzeugnisse des GewcrbcsleißcS und der Kunst haben sich auf allen Weltausstellungen, gleichviel ob in Pari» oder London, Wien oder Philadelphia, Melbourne ober Sidncy Achtung errungen» eine große Menge von Provinzial- und Local-Ausstellungen hat den Wettstreit in kleineren Kreisen stets rege erhalten, und die Anforderungen, welche der Welt markt an die deutsche Leistungsfähigkeit stellt, sind stets be friedigt worden, sonst würden deutsche Erzeugnisse im Aus lände nicht so begehrt sein, wie sie eS sind. WaS nnS vor allen Dingen obliegt, ist die Bereitstellung bedeutender Mittel, die unö in den Stand setzt, bei der Jnscenirung dcS Unternehmens auS dem Vollen zu arbeiten, und nicht durch die Unzulänglichkeit der zu Gebote stehenden Summen zur Sparsamkeit an Unrechter Stelle gcnölhigl zu werten. Der Zuschuß der Stadt Berlin im Betrage von zehn Millionen Mark zum GarantiefonvS ist ein guter Anfang, dem hoffentlich aus Privalmilteln der Kaufmannschaft und der Großindustriellen die nöthige Stärkung und Ergänzung nicht fehlen wird- Wir gebieten in Deutschland über reiche Kräfte, die sich auf Jnscenirung verstehen, wie die Künstler in Berlin, München und Düsseldorf; sie werden durch einträchtiges Zusammen wirken zu dem gemeinsamen Zweck gewiß etwas Muster- giltigcs ausstellen, daS keine Concurrcnz^zu scheuen braucht. Unsere Kraft beruht, abgesehen von der Solidität der Arbeit, auch wesentlich darin, daß unsere Leistungen nicht aus wenige Ecntralstellen beschränkt sind, wie ui Frankreich, wo neben Paris und Lyon nur wenige andere Orte in industrieller Be zichung in Betracht kommen. Darin sind wir durch die frühere politische Zersplitterung Frankreich weit voraus, weil bei unS da« kleinste deutsche Land stets darin seinen Ruhm gesucht hat, auf irgend einem Gebiete mebr zu leisten als daS übrige Deutschland. Wir haben die Leistungsfähigkeit Deutschlands auf einer Weltausstellung, die im Lande selbst veranstaltet wirb, noch nicht zu beobachten Gelegenheit gehabt. Was die deutsche Industrie auf fremde» Weltausstellungen geleistet und erreicht hat, das verzettelt und verliert sich unter der Menge der Ausstellungs-Gegenstände der übrigen Nationen. Wenn wir unS auch vor Ueberhcbunz hüten müssen, so be rechtigt unS doch ein wohlbegründclcS Selbstgefühl, in den Kampf mit Frankreich auf industriellem Gebiete mit frohem Muthc einzutrclen. WaS Deutschland darin zu leisten vermag, ist noch niemals in vollem Umfange zur Erscheinung ge treten. * Deutsches Reich. u Berlin, 7. Juli. Dem Vernehmen nach werden durch die gegenwärtig dem BundeSrathe vorliegenden Vorschriften, betreffend die Prüfung der Nahrungsmittelchemiker, welche übrigens vom Reiche nicht endgiltig erlassen, sondern nur den einzelnen Bundesregierungen zur Annahme empfohlen werden sollen, diejenigen NabrungSmittclchemiker, welche zur Zeit, wo die neuen Grniidsätze in Anwendung treten sollen, ibre Studien zum Tbcil oder ganz abgeschlossen haben ober schon im praktischen Dienste der Nahrungsmitkelchemie stehen, nicht betroffen. Für diescsollen vieliiiehrUcbcrgangSbestiinmunaen für den Zeitraum eines JahreS getroffen werden. Danach soll den BundeSregiernnge» empsohlen werden, den als Leiter öffentlicher Anstalten zur Untersuchung von Nahrung»- und Gennßmilteln schon angestelltcn Sachverständigen Len Be- sähigungSauSweiS unter Verzicht ans die vorgesehenen Prüfungen und deren Vorbedingungen crlheilcn zu lassen, sofern diese Sachverständigen mit ihrem Einkommen nicht ganz oder znm Thcil auf die Einnahmen aus den Untersuchungs-Gebühren angewiesen sind. Ferner soll ihnen empfohlen werden, anderen als den vorgedackten Sachverständigen den BefähigungSauSwciS unter gänzlichem oder theilweisem Verzicht auf die vorgesehenen Prüfungen und deren Vorbedingungen crtkcilen zu lassen, sofern diese Sachverständigen nach dem Gutachten einer der für die Prüfungen von NahrungSniittelchcmikern seitens der Bunde» regierungen eingesetzten Commissionen nach ihrer wisse»schasd licken Vorbildung und praktischen Uebung im Wesentlichen den Anforderungen genügen, welche die neuen Vorschriften an ge prüfte NahrungSmittclchemiker stellen. * Berlin, 7. Juli. (Telegramm) Graf Caprivi beeilt sich, auch auf den in de» „Hamb. Nackr." erhobenen Vorwurf, man habe am Wiener Hofe infolge von Berliner Einwirkungen die Begegnung nnt dem Fürsten Bismarck vermieden, im „Reichs Anzeiger" zu antworte». Und zwar lautet die Antwort im Wesentlichen bestätigend. Es ergiebt sich aus der neuen Veröffentlichung des „Reicks-AnzeigerS", daß schon im Mai vorvorigen JahreS infolge von Preßäußeriiiigc», die auf den Fürsten Bis marck zurückgeführt wurden, an sämmtliche deutschen »nd preußi schen Missionen ein kaiserlicher Er la ß gcrichtetwurde, indem ans die Acußer,Ingen und die durch dieselben hervorgcrusene Stim mung dingewicsen und die Erwartung ausgesprochen wird, cS werde diesen Aeußerungen kein Werth bcigelegt werde». Es heißt in diesem Erlaß vom 2.8. Mai 1890: Wenn die Negierung in vollster Anerkennung der unsterblichen Verdienste dcS großen Staatsmannes hierzu unbedenklich schweigen konnte, so lange jene Aeußerungen sich auf persönliche Verbältnisse und innere Politik beschränkten, so mußte sic sich, seitdem die auswärtige Politik davon bcrübrt wird, die Frage vorlegcn, ob solche Zurückhaltung auch ferner zu rechtfertigen sei. ob sie nicht im A»«lande schädlichen Mißdeutungen unterliegen könnte. Der Kaiser sei indcß der Meinung, daß entweder von selbst eine ruhigere Stimmung eintreten. ober aber der thalsächliche Werth de» von der Presse Wiedergegcbenen mit der Zeit auch im Auslande immer richtiger werde gewürdigt werden. Es sei nicht zu befürchten, daß aus der Verbreitung subjektiver, mehr oder weniger richtig aufgcfaßler, hier und da zweifellos absichtlich entstellter, zum Theil gegen Personen von anerkannter Feind- chaft gegen Teulschländ gethanen Aeußerungen dauernder Schaden entstehen könne. Se. Majestät unterscheide wischen Bismarck von früher und jetzt und wolle citenö der Regierung alles vermieden sehe», was dazu beitragen könne, der Nation das Bild ibreS größten Staatsmannes zu trüben. Der Erlaß spricht die Hoff nung anS, cS werde auch seiten« der auswärtigen Regierungen Aeußerungen der Presse in Bezug ans An schauungen dcS früheren Reichskanzlers ein actucller Werth nicht beigelcgt werden. Die zweite Veröffentlichung teS „ReichS-Änz." betrifft eine Depesche deö Grasen Caprivi vom 3. Jmi 1892 an de» deutschen Botschafter in Wien, Prinzen Rcuß, die im Wesentlichen folgendermaßen lanlet: „Jur Hinblick auf die bevorstehende Vermählung des Grasen Herbert Bismarck in Wien theile ich Ew. rc. »ach Vorlrag bei Sr. Majestät Folgendes ergebenst mit. Für die Gerückte über eine Annäherung des Fürsten Bismarck an Se. Majestät den Kaiser fehlt es vor Allem an der unentbehr lichen Voraussetzung, eines ersten Schrittes seitens des rüheren Reichskanzlers <?). Di« Annäherung würde aber, elbst wenn ein solcher Schritt geschähe, niemals jo weit gehen können, daß die öfsenlliche Meinung das Recht zur Annahme er halte, Fürst Bismarck hätte wieder auf die Leitung der Geschäfte irgend welchen Einfluß gewonnen. Falls der Fürst oder seine Familie sich Ew. Durchlaucht Hause nähern sollten, ersuchet ch Sie, sich ans LieErwidcrung der conventioiiellen Formen zu beschränken, einer etwaigen Einladung zur Hochzeit jedoch ausznweichcii. Diese Verhaltungsmaßregeln gelten auch für das Bolschastspersonal. Ich füge hinzu, daß Se. Majestät von der Hochzeit keine Notiz nehmen werde. Ew. rc. sind be austragt, in der Ihne» geeignet erscheinenden Weise sofort hier von dem Grasen Kalnöky Mittheilung zu machen. - Gras von Caprivi." Man bat hiernach den Fürsten Bismarck in Wien über die daselbst gemachten Berliner Einflüsse nicht falsch berichtet. Der „ReichSanzcigcr" publicirt, daß die nachstehenden Verträge zwischen Deutschland und Persien, nämlich der Handelsvertrag und der Cousularvertrag, das Markcnschutzabkvinmcn und das Uebereinkommen, betre'send den Schutz der gewerblichen Muster und Modelle, seitens PcrsienS gekündigt worden sind. Die erstgedachtcn beiden Verträge treten am 25. Juni 1893, die beiden andern am 16. Mai 1893 außer Kraft. Die beiderseitigen Regierungen sind behufs Ab schlicßnng neuer Vertrage in Unterhandlungen ge treten. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ver nimmt, daß znm Nachfolger dcS preußischen Gesandten beim päpstlichen Stuhle, v. Schlözer, der deutsche Gesandte in Bern, v. Bülow, in Aussicht genommen worben sei. Ferner erklärt die „Nordd. Allgcm. Zig." gegenüber der Meldung einiger Blätter, betreffend die dciimachstige Berufung des StaatSrathcS, an competenler Stelle sei davon nichts bekannt. — Der BundeSrath hat in seiner heutigen Plenarsitzung beschlossen, den Entwurf eines Gesetze» für Elsaß-Lothringen über die Erhöhung der Weinsteuer sür Rvsinenwcin den Ausschüssen zu überweisen. — Bezüglich dcS Schriftwechsels der deutschen und der portugiesischen Regierung in Sachen der Beschränkung der portugiesischen Zinszahlung dürften, wie der „Magdeb. Ztg." berichtet wird, die Acten noch nicht geschlossen sei». Wenigstens sind diesseitige weitere Schritte im Augenblick noch Gegenstand lebhafter Erwägungen. Man wird sich erinnern, wie die Besorgnisse der diesseitigen Regicrnng um die Wahrung der finanziellen Interessen der deutschen Staatsangehörigen schon im Ictzlen Winter dazu geführt batten, die portugiesische Regierung zu veranlasse», ihre» Gesandten in London nach Berlin zu senden. Hier hat dieser dann nicht nur die be ruhigendsten Erklärungen abgegeben, sondern auch die An knüpsniig eine» deutsch-portugiesischen Handelsvertrages angeregt, dessen Abschluß freilich diesseits von einer voll ständige» Befriedigung der deutschen Interesse» bezüglich der portugiesischen Fina»zu»tcriieb»ii»igcn abhängig gemacht worden war Man darf annehinc», daß von hier a»S auf die damaligen Verhandlungen deninächsl zurückgegriffcn werden wird. — Die mchrerwähntk Commission für die Untersuchung der Hochwasserverhältnisse der deutschen Ströme ist am Montag in Berlin zu einer ersten constituirendcn Sitzung unter Vorsitz deS Präsidenten dcS Reichstages von Levehow ziisaliiniengklretcn. In dieser ersten Sitzung wurde», wie die „Deutsche Warte" mittbeilt, zumeist nur gcschäfilichcAngclcgcnhciten erledigt, bestehend inBeralhung und Beschlußfassung über: 1) den Entwurf der Geschäftsordnung; 2) die Reihenfolge, in welcher die Flußgetriebe, mit AuSnabme der Oder, der Prüfung zu unterwerfen sei» werden; 3) die Wahl von fünf Mitgliedern zu einem cngerenAuSschuß, der die eigent lichen Arbeiten in die Hand nebmcn soll, und 4) die geschäftliche Bebaudluug der dem Ausschüsse zur Begutachtung über wiesenen Fragen. In den engeren Ausschuß gewählt wnrd die Herren: Wirkl. Gehcimrath Schulz, Ooer-Baudirector Wiebe, Geh. Ober-Regicrun^Srath Sternberg, Geh. Ober Rcgicrungöiath Kunisch »nd Freiherr von Hoiningcn, genannt von Huene. Mit Erledigung dieser Tagesordnung dürfte vorab auch die Ausgabe dcS aus 32 Mitgliedern bestehenden GcsamnltanSschusses abgeschlossen sein, wogegen der engere Ausschuß nunmcbr die ständige Leitung der auf die Hoch» wassergefabr und deren Beseitigung gerichteten Arbeiten zu übernehmen haben wird. — Der „Vorwärts" weist energisch die von Voll mar in einer französischen Zeitschrift ausgestellte Behauptung zurück, daß die Socialdcmokralie sich dem StaatSsocialiSinuS genähert habe. — S. M. Kbt. „Wolf", Commaiibaiit Corvetten-Capilain Helllwff, ist am 8. Jul! er. in Sbanghai etngetrofsen und beabsichtigt, am 14. desselben Monats nach Eheefoo tn See zu gehen. — lieber die Sterblichkeit der Beölkerung deS preußi schen Staates nach Todesursachen macht die „Etat. Lorr." folgende Angaben für 1890: Es starben 717143 Personen (372 448 männliche und 344 695 weibliche), abgesehen von 37 962 Todt- gcborenen. Tie Sterbeziffer war höher als die der drei Jahre 1887, 1888 »nd 1889, aber immer noch günstiger als in den früh«»» Jahren seit 1875; aus 1000 Lebende kamen 24,0 Gestorben«, und zwar 25,4 aus den minnlichen und 22,6 auf den weidiicheu Theil Unter den Todesursachen steht die Tuberculose, welcher 11,72 Proc. aller Gestorbenen erlagen, obenan, dann folgen Lungen- und Brust« ellentzündung mit 7,26, Diphteri» und Croup mit 6,07, Luftröhren entzündung und Lungenkatarrh mit 3,17, Keuchhusten mit 2.41, einheimische Brechdurchfälle mit 2,37. Diarrhoe der Kinder mit 2,06, Krebs mit 1,80 und Masern mit 1,69 Proc. aller Gestorbenen. Durch Verunglückung starbeni 1,62, durch Selbstmord 0,83 Proc. * Breslau, 6. Juli. Die „Schles. Ztg." schreibt: Nach unseren Informationen wird in einflußreichen Kreisen der reicoiiscrvativcn Partei die Frage lebhaft ventilirt, ob cs sich nicht empfehle, im Herbst dieses Jahres einen Parteitag der sreiconservativen Partei in BreSlau abzuhaltcn. Sollten die in dieser Richtung gehegten Absichten sich ver wirklichen lassen, so würde selbstverständlich die Frage der Wabltaktik der Partei bei dcu nächsten LandtagS- wableii einen bcrvorragcnbcn Gegenstand der Debatten bilden. Wir glauben nnS schon mit Rücksicht auf die Ge- chichte der sreiconservativen Partei, welche immer eine ver mittelnde, die allzu scharfen Gegensätze nach Möglichkeit auS- zleichciidc politische Haltung eingenommen hat, zu der lnnahine berechtigt, daß sich der Parteitag für eiu Zu- ammcngchcn der früheren Cartelpartrien bei deo nächsten LandtagSwahlcn entscheiden wird. Bad Kissingcn, 6. Juli. Der Fürst und die Fürstin Bismarck wohnte» heute der ersten Gastvorstellung Ernst Possart's in „Freund Fritz" bei. Jin Zwischenact spielte die Musikcapelle den Radetzky-Marsch und die Wacht am Rhein, wobei das überfüllte Haus dem Fürsten stürmische Hochruf« darbrachte. Ter Fürst blieb bis zum Schluß der Vorstellung und spendete auch dem Gaste (Poffart) lebhaften Beifall. Bei der Abfahrt des Fürsten wurden ihm abermalige Ovationen dargebracht. Das Theater war benga- lisch beleuchtet. Ter Redacteur der „Hamburger Nachrichten" weilt gegenwärtig hier. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 7. Juli. (Telegramm.) Graf Taaffe ist nach Ellischau abgereist. — DaS Reichsgericht erklärte ich zur Entscheidung der Beschwerde dcS entlassenen Professors der LchrcrinnenbildungSanstatl in Görz, RcichSrathSabgeord- netcn Spincic, incoiupetcnt. In der Motivirnng sagt eS, wenn die DiSciplinarbehandlung Spincic'S als ein Ausfluß der Richtergewalt deö Staates erscheint, so sei das Reichs gericht nach den Staatsgrnndgesetzen incompetent, wenn aber von deni Standpunkte der Dicnstherrlichkeit des Staates daS Disciplinarerkenntniß gegen Spincic als Staatsbeamter er folgte, so sei das Reichsgericht nicht berufen, über den be haupteten Eingriff in die politische NcchtSsphäre der StaatS- dicner durch die DiSciplinarbchörden zu entscheiden. — Der N. Fr. Pr." wird auS Nom von ihrem Correspondcnten gemeldet, baß der vaticanischen Kanzlei gestern die amtliche Mitthcilnng von der Abberufung des deutschen Gesandten v. Schlözer zugeaangen sei. Von vertrauenswürdiger Seite will der Correspondent erfahren haben, daß diese Abberufung einen großen Eindruck auf den Vatikan gemacht babc. Die Tage des StaatSsecretairö Nampvlla, des einflußreichsten Mitgliedes und dcS Hauptes der französischen Partei, seien gezählt, wenn Schlözer nicht bald einen Nachfolger erhalten und Preußen eS bei einem Geschäftsträger bewenden lassen sollte. (S. Berlin. D. Red.) — In einer gestern abgehaltcnrn Versammlung der christlich-socialen Arbeiterpartei verschaffte sich eine größere Anzahl Social Demokraten Zutritt. Bei den Reden der Antisemiten Geßman und Lueger entstanden große Tumulte, die schließlich in eine Schlägerei auSartcten. In Folge dessen wurde die Versammlung polizeilich aufgelöst. Die Schlägerei pflanzte sich ans der Straße fort. Später gelang eö der Polizei, die Ruhe wiedcrhcrzustellen. — Jin Abgcordnetenhause interpelllrten heute die Ab geordneten Gomperz nnd Genossen den Handel-minister, ob er Kenn Miß habe, das, demnächst zwischen Deutschland und Ru mänien HaiidelsvertragSverhandlungen bevorstrhen und ob er Schritte eingelcitet babe, um Oesterreich-Ungarn dle gleichen Vortheile wie Deutschland bei der Einfuhr nach Rumänien zu sichern. In der fortgesetzten Beralhniig der Biehseuchenvorlage hob der Abgeordnete Wieder« pera die Vortheile der Regierungsvorlage hervor, namcnttich was die Ersatzleistung des Staates sür das wegen Seuchen getodtcte Vieh betreffe. Ter RegterungSvertreter erklärt«, die ungarische Regicrnng bereite einen analoge» Gesetzentwurf vor. Die selbe werde jedenfalls einen derartigen Gesetzentwurf einbringcn, welcher den Bestimmungen des Viedscuchenubereinkommens mit Deutschland entspreche. Mit der Aniiahme des vorliegenden Gesetzentwurfs werde Oesterreich allen europäischen Staaten voraus sein. (Beifall.) — Nach einer weiteren Debatte wurde die Biehseuchenvorlage mit einigen von der Regierung genehmigten Aendkiungen angenommen. Der Abgeordnete Brenner (Linke) erklärte vor der Abstimmung, seine Partei werde sür die Vorlage Ammen, und fügte hinzu, durch die Annahme der Vorlage solle )cr heutige Tag mit goldenen Lettern in die Tafeln der Beschichte der österreichischen Landwirthschaft cingegrabeu werden. Frankreich. * Paris, 7. Juli. (Telegramm.) In einer Unter redung mit einer Deputation von Abgeordneten und Senatoren des Südens, welche sich auf die bandelS- polilischcn Vorbesprechungen mit Spanien bezog, erklärte der Ministerpräsident Loubet, es exislirten keinerlei thatsächliche Abmachungen mit Spanien. Die Deputaten und Senatoren sahen daraufhin von der beabsichtigten Interpellation ab. — Hiesigen Blättern wird gemeldet: Hartnäckig auftretende Ge rüchte behaupten, Baron Adolf Rothschild sei geistes krank geworden und habe ungezählte Millionen in sinnlosen Spcculationcn verspielt. Tbatsachc ist, daß er unter seiner überaus wcrthvollen kunstgewerblichen Sammlung böse gehaust und manches kostbare Stück zertrümmert habe. „Figaro" erklärt, Baron Rothschild leide an Herzgicht und die dadurch ver ursachten Schmerzen machten ihn zeitweise willensunfähig.— Der „Eclair" bringt ein Interview mit Rudini, welcher erklärt haben soll, die Reise des KLnigspaareS nach Berlin wäre ein von ihm vorbereiteter Act der Artigkeit gewesen; Instructionen habe Italien weder von Berlin noch anderswo entgegenzunebmen. WaS einen Klneg anbelangt, in den Italien verwickelt werde, so könnte nur ein wahnsinniger daran denken, einen kriegführenden Eonflict hervorzuruscn. Italien wolle den Frieden und müsse seine Kräfte Zusammenhalten, denn es habe Fehler in Betreff seinen finanziellen Verhältnisse be gangen. Der französischen Negierung sei cS genau bekannt, daß Italien den Frieden wolle. — Cardinal LangSnirux, Erzbischos von Rheim», dir Erzbischof« vor, Rouru» Bord«aux
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite