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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920708021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892070802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892070802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-08
- Monat1892-07
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Extra-veilage» (gesalzt), nur mlt der Morgen-Anegabe. ohne Poslbesörderuag KO.—, mrt Postbesürderung 70.—. Annahmelchlnb für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und A»nahinestelltn je ein« halbe Stunde früher. , Anserate sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 3s«. Freitag dev 8. Zuli 1892. 86. Jahrgang politische Tagesschau. * Leipzig, 8. Juli. Der Telegraph hat gestern Abend über neue Veröffent lichungen des „Reicks-Anzeigers" berichtet, die in ganz Deutschland das größte Aufsehen erregen werden. Wir lheilen sie ihrer Wichtigkeit halber nochmals mit und berichtigen zugleich die irrige Angabe der telegraphischen Meldung, daß der Erlaß vom 2.7, Mai 1800 ein direkter kaiserlicher sei. Dieser an sämmtlichc kaiserlich deutsche und königlich preußische Missionen ergangene Erlaß lautet: Euer (Titel) wird nicht entgangen sein, daß gegenwärtige Stimmungen und Anschauungen des Fürsten von Bismarck, Herzogs von Lauenburg, mehrfach durch die Presse an die Orssentlichkeit gebracht worden sind. Wenn die Regierung Seiner Majestät in vollster Anerkennung der unsterblichen Verdienste dieses große» Staatsmannes hierzu unbedenklich schweigen konnte, so lange icne Aeußerniigen sich auf persönliche Verhältnisse und innere Politik beschränkten, mußte sie sich, seit auch die auswärtige Politik davon berührt wird, die Frage vorlegen, ob solche Zurückhaltung auch ferner zu rechl- sertigen sei, ob sie nicht im Auslande schädlichen Mißdeutungen unterliegen könnte. Seine Majestät der Kaiser sind indeß der Ueberzeugung, daß entweder von selbst eine ruhigere Stimmung eintreten oder aber der thatsächliche Werth des von der Presse Wicdergegcbenen mit der Zeit auch im Anslande immer richtiger werde gewürdigt werden. Es sei nicht zu befürchten, daß aus der Verbreitung subjectiver, mehr oder weniger richtig ausgesaßter, hier und da zweifellos absichtlich entstellter und zum Theil zu Personen von aner kannter Feindschaft gegen Deutschland gcthaner Aeußerniigen ei» dauernderSchaden entstehen könnte. Seine Majest ät unter scheiden zwischen dem Fürsten Bismarck früher und jetzt und wollen seitens Allerhöchstihrer Regierung Alles ver- mieden sehe», was dazu beitragen könnte, der deutsche» Nativ» dasBild ihres größte» Staatsmannes z» trüben. Indem ich Euer (Titel) hiervon mit der Erinächiigung, er- forderlichen Falls demgemäß sich zu äußern, in kenntniß setze, füge ich ergebenst hinzu, daß ich mich der Hossnung hingebe, es werde auch seitens der Regierung, bei welcher Sie accreditirt sind, Len Aeußerungen der Presse in Bezug aus die An- schauungen des Fürsten Bismarck ein actueller Werth nicht beigelegt werden. von Caprivi. Die Depesche vom 9. Juni 1892 an den kaiserlichen Bot schafter in Wien, Prinzen Reuß, hat folgenden Wortlaut: „Im Hinblick aus die bevorstehende Vermählung des Grasen Herbert Bismarck in Wien theile ich Euer rc. nach Vortrag bei Seiner Majestät Folgendes ergebenst mit: Für die Gerüchte über eine Annäherung des Fürsten Bismarck an Seine Majestät den Kaiser fehlt es vor Allein an der unentbehrlichen Voraussetzung eines ersten Schrittes seitens des früheren Reichskanzlers. Tie Annäherung würde aber, selbst wenn ein solcher Schritt geschähe, niemals so weit gehen können, daß die öffentliche Meinung das Recht zur Annahme erhielte, Fürst Bismarck hätte wieder auf die,Leitung der Geschäfte irgendwelchen Einfluß gewonnen. Falls der Fürst oder seine Familie sich Ew. Durchlaucht Hause nähern sollte, «rsucheichSie, sich auf dic Erwiderung der conventionellen Formen zu beschränken, einer etwaigen Einladung zur Hochzeit jedoch auszuweichen. Diese Verhaltungsmaßregeln gelten auch für das Botschastspersonal. Ich füge hinzu, daß Se. Majestät von der Hochzeit keine Notiz nehmen werden. Ew. rc. sind beauftragt, in der Ihnen geeignet scheinen- Len Weise sofort hiervon dem Grasen Ralnoky Mitthei- lang zu machen. Graf von Caprivi," Graf Caprivi bestätigt durch diese Veröffentlichung nicht nur die Annahme seines Vorgängers, daß ihm von Berlin aus der Weg zum Kaiser Franz Joses verlegt worden sei, sondern verkündet auck der Welt, daß er bereits wenige Monate nach der Entlassung des Fürsten Bismarck alle deutschen und preußischen Missionen angewiesen hat, kein Gewicht auf die Aeußerungen der Presse in Bezug auf die Anschauungen des Fürsten zu legen und dahin zu wirken, daß die betreffenden Negierungen das Gleiche thäten. Man fragt sich erstaunt, was diese Bekenntnisse be zwecken und wen sie treffen sollen, Ten Fürsten — das ist wobt der Eindruck in den weiteste» Kreisen — treffen und discrcditircn sie nickt. Cie beweisen lediglich, daß Gras Caprivi — wie es scheint im Gegensatz zum Kaiser — vor mehr als zwei Jahren die Auslassungen seines Vorgängers für staatsgcsährliche gehalten und als solche den ausländischen Regierungen bezeichnet bat. Von dieser Anschauung aus war es allerdings nur correct, dem Fürsten Bismarck die Möglich keit zu nehmen, in Wien durch eine Audienz beim Kaiser Franz Josef Unheil anzustiftcn und das Reich in weitere Gefahr zu bringen! Wer aber tbcilt Wohl die Besorgniß des Grasen Caprivi und wer cmpsintct nicht mit dem Fürsten die tiefe Kränkung, die ikm mit den beiden Aclenstückcn und ihrer jetzigen Veröffentlichung zngesllgt wird? Von diesen Aktenstücken und ihrer Veröffentlichung bis zur An strengung einer Klage wegen LandeSverrathS ist nur ein Schritt. Wird auch dieser Schritt noch unternommen werden? Wer mag es sage» in diesem Augen blicke der Bestürzung? Nur das Eine sieht man mit er schreckender Klarheit: daß dem Fürsten Bismarck gegenüber eine Stoß-inS-Herz-Taklik befolgt werden soll, die ihn im Jnlandc und im ÄuSlande als Frevler an seinem eigenen Werke erscheine» läßt. Ob der Fürst auf diesen Stoß ant worten wird, läßt sich bei seiner Natur nicht abschcn. Nach unserer Meinung dürfte er jetzt schweigen und der Mil- unt Nachwelt das Unheil überlassen. Wie man gestern Abend in Berlin über die neue Publikation des „ReichS-AnzeigerS" gedacht hat, geht aus folgender Zuschrift hervor, die nnS von dort zugeht: „Das maßlose Erstaunen, welches die vermeintlich gegen den Fürste» Bismarck gerichteten Veröffentlichungen des „Reichs- Anzeigers" Hervorrufen, spottet >edcr Beschreibung. Ein ruhiges Uriheil ist angesichts dieser das palrivlische Gefühl wie den politischen Verstand gleichmäßig in Anspruch nehmenden Kund gebungen im ersten Augenblick nicht möglich. Doch zeigt der erste Blick auf Las Auilsblatt, daß die bitteren Belchwerden des große» und treue» Dieners Wilhelm's l. über seine von Berlin aus veranlaßte Zurücksetzung in Wien vollberechtigt sind, und mit Bitterkeit hört inan die Frage auswerscn, warum, wenn schon der großartige Ülpparat amtlicher Publikationen anigebotcii wurde, inan nicht alle bezüglichen Actenstücke veröffentlicht hat. Tie Krankheit des Prinzen Reuß wird zwar durch den „Rcichsanzeiger" vollauf erklärt. Weit wcrthvoller wäre aber eine Beschreibung der Mittet gewesen, mit welchen dem Fürsten BiSmarck der Weg in die Wiener Hofburg verlegt worden ist. Was aber den aus dem Jahre 1890 aufgewärmten Erlaß betrifft, so macht er — in diesem Augen blicke veröffentlicht — das Blut in den Adern gerinnen. Nicht wegen der Unbill, die Lei» Fürsten Bismarck dadurch zugcsügt wird — hierzu kann man sich ans die Rcclificatio» durch das Bolksgeinüth und die Geschichte verlassen —, sondern weil sie ein erschreckend grelles Licht aus das in unserer Slaatsleitung vorherrschende Persönliche werfen. Die Lobsprnche, welche „dem Fürsten Bis marck von früher" gespendet werde», erscheinen in solchem Zu- saininenhangc als eitle Worte und dienen nur dazu, die furchtbare Dissonanz zwischen der Gegenwart und der Lergangenheit noch schriller in die Ohren gellen z» lassen. Und — um de» ersten Ein- druck voll wieder zu geben — Niemand glaubt an die in dem Er laffe ja selbst bestrittene Möglichkeit, Laß die Kundgebungen des Fürsten Bismarck der deutschen Sache im Auslände zu schaden vermöchten." Auch im Auslande baden die vom Telegraphen in alle Welt gemeldeten Veröffentlichungen deS „Reichsanzeigers" Staunen und Bestürzung bervorgerufcn, selbst in solchen Kreisen, die bisher nicht aus der Seite des Fürsten standen. So meldet uns ein Telegramm aus Wien: „Das „Neue Wiener Tagbl.", ei» Gesinnungsvcrwandter des „Bcrl. Tagebl.", bespricht die Erlasse des „Reichsanz." von gestern und schreibt, daß durch die schroffe Form, in der der Kaiser in den Vordergrund gestellt werde, und durch die auffallende Art der Veröffentlichung der Erlasse das Ganze einer Disciplinar- strase gegen Bismarck gleichkomme, welchetNiit einer Absage aus Lebenszeit gleichbedeutend sei." In der Schweiz ist daS neue Gesetz, welches die Frage der Auslieferung gegenüber dem Ausland regelt, nunmehr in Kraft getreten. Nach vorausgegangener Verständigung mit dem BundeSgcricht hat der BnneeSralb den einzelnen Canton- regierungen in einem Rundschreiben die nölhigen Instructionen über die Anwendung deS Gesetzes crtbeilt. Der BundcSrath betont zunächst, daß für daS Verhältniß der Schweiz zu de» auswärtigen Staaten, mit denen sie AuSlicscrungSvcrträgc abgeschlossen hat, die in diesen Verträgen vereinbarten Grund sätze in Geltung bleiben. AuSliefcrungSbcgcbren an aus wärtige Staaten sind demnach stets, begleitet von den ver tragsmäßigen Belegen, durch die EantonSregicrungen dem BundcSrath vorzulegen, der sie auf diplomatischem Wege bei der Negierung des ZufluchtSstaates anhängig mache» wird. Bezüglich des Verfahrens bei Auslieferungen von der Schwei; an das Ausland bemerkt der Buudeöratd, die provisorische Verhaftung könne durch die cantonalcn Behörden entweder auf Grund eines Steckbriefes oder eines directcn Ansuchens ausländischer Behörden oder auf Weisung des BundeSraths vollzogen werden. Tic Verhaftung auf direktes Ansuchen muß vorgcnommen werden nach den AnSlieserungsverträgen mit Deutschland, Luxemburg und Großbritannien; nach den Verträgen mit allen anderen Staaten ist die provisorische Verhaftung auf dircctcs Ansuchen facultaliv. Der Verhaftete ist in Freiheit zu setzen, wenn das Auslieserungsbegchren und die Belege binnen einer gewissen Frist nickt vorgelegt worden sind. Das Auslieferunasbegehrcn wird vom BundcSrath formell ge prüft und je nach Umsländen entweder von vornherein abgewiesen oder dem Zuflucktscanton übermittelt werden. Dem Verfolgten soll auf seinen Wunsch ermöglicht werden, binnen einer angc messcnen Frist einen schriftlichen Einspruch cinzureichc». Ge schieht letzteres — gestützt auf das Gesetz, auf den Staats vertrag oder ans eine Gcgenrechlserklärung —, so hat daS Bundeögcricht zu entscheiden. Das letztere wird seinen Ent scheid dem BlindeSrath so rasch als möglich zustellen. Von einem die Auslieferung verweigernden Entscheid giebt daö Bundesgericht auf dem kürzesten Wege schon vor der Aus fertigung deS UrtbeilS dem Bundcsralk Kenntniß, welcher daraufhin sogleich den Verhafteten in Freiheit setzen kann. Ein Vorgang, welcher sich in den letzten Tagen in der französischen Dcputirtenkammer abgespielt bat, ist so bezeichnend und für nnS Deutsche so lehrreich, daß es wohl zweckmäßig erscheint, darauf noch einmal zurückzukommen, Tie von dem Mar ine min ist er geforderten Credite wurden mit riesiger Majorität, mit 131 gegen 23 Stimmen, unverändert angenommen. Diese Abstimmung ist deshalb besonders bcmerkenS- werth, weil sic von Neuem bekundet, daß die französische Volksver tretung sich stets bereit zeigt, den aus die Steigerung der Wehrkraft zu Wasser und zu Lande bezüglichen Vorlagen zu- zustimmcn und zwar selbst dann, wen» zuvor gegen die Einzelheiten berechtigter Widerspruch erhoben wurde. Nach dem der Marincminisler Cavaignac für die diesjährigen Hebungen Ergänzungscrcdite in Höbe von 38 Mill, FrcS, gefor dert batte, bewilligte die Budgetcominission, wie bereits genicltct, dieselben nur in Höhe von 21 Millionen. Diese Reductionen sind dann aber von der Kammer selbst nicht ausrechtcrhalten worden, obgleich einflußreiche Abgeordnete, wie Lockroy und Briffon an der Marincverwallnng scharfe Kritik geübt batten. Briffon wies allerdings insbesondere darauf bi», daß, während die Ausgaben für die Marine sich vergrößerten, die De sc nsiv- krast sich verminderte. Auch tadelte Brissvn die Organi sation, die eine Mobilmachung erschwere, und bebauptete, daß die Schiffe trotz der bewilligten Credite noch nicht mit schnell feuernden Kanonen bewaffnet wären. Ter Marineminister drang dann aber dock mit seinen Forderungen durch, nachdem er unter Anderem auSgeführt batte, daß die Zabl der schnell- sahrcnden Panzerfahrzeuge vermehrt werden solle. In England tobt der Wahlkampf mit großer Heftig keit weiter. Tie Belhciligung der Wähler ist eine ungemein zahlreiche, die Siege werden in den meisten Fällen hart bestritten und oft nur mit kleiner Mehrheit erfochten. AuS den bisher vorliegenden Nachrichten geht vor läufig so viel hervor, daß, wenn auch ein Schluß auf daS endgiltigc Ergebnis; beute noch nicht möglich ist, die Hoffnungen der Gladstoneaner sich nicht in dem Maße erfüllen werden, als man daS vor einigen Wochen auch im Auslände anzunchmen geneigt war. Wenn wir die Wahlen ins Auge faßen, die bis jetzt bekannt sind, so sehen wir, daß die Conservativen und die liberalen Unionisten zwar einen bedeutenden Vorsprung vor ihren Gegnern haben, daß aber andererseits die Anhänger Gladstone'S eine Anzahl neuer Sitze eroberten. Allerdings beträgt ihr ganzer bisheriger Reingewinn nur einige Sitze, und selbst die Organe Glad stone'S sprechen sich über diesen Erfolg in der be scheidensten Weise auS; aber was die nächsten Tage bringen werden, ist vollkommen ungewiß, und man kann beule durchaus nicht vorbersagen, welcher der beiden Parteien schließlich der Sieg zusällt. Wie unberechenbar der Erfolg ist, daö hat sich in mehreren Wahlbezirken schlagend gezeigt. Candidaten, deren Triumph sicher schien, sind unter legen, und Mandate, welche man hoffnungslos verloren glaubte, sind bebauplct oder sogar neu erobert worden. Man kann daher nur wünschen, daß die Conservativen und Unionisten die Mehrheit erlangen und daö Cabinet Salisbury im Amte bleibe; mit Zuversicht behaupten kann man es leider noch nicht. Nach der neuesten telegrapdischen Meldung au» London von heule früh sind bis jetzt gewählt 11l Conservativr, 19 Unionisten und 116 Gladstoneaner. In Betreff der norkamerikanischen Präsidenten wahl darf das demokratische Ticket als ein eben so starke» wie daS republikanische angesehen werden. Tie beiden Parteien haben ihre besten Streiter zu ihren Bannerträgern in dem bevorstehenden Feldzug erkoren und cs wird ein sehr heißes Ringen um den Preis des Sieges werden. Wem der letztere zufallen wird, das dürste vor allen Dingen davon abhängen, ob die beiden Parteien treu zu ihren erkorenen Führern stehen werden. Sowohl unter den Republikanern, wie unter Len Demokraten giebt cs Fractivnen, welch» unzufrieden mit den gemachten Nomina tionen sind und sich nur schwer in da« Unvermeidliche finden zu können scheinen. Bei den Republikanern dürste die Spaltung sich leichter überbrücken lassen, weil dieselben stets gut diSciplinirt sind und, wenn cS darauf an kommt, leicht unter einen Hut gebracht werden können. Bei der demokratischen Partei liegt die Sacke anders. In dieser ist das Fraclionswescn ein weit schärfer ausgeprägtes und schwerer seitens der Parlcileitcr zu controllirendes, wofür der New-Aorker Flügel der Partei, die bekannte Tammany Hall, schon häufig Belege geliefert. Tie Anhänger Tammany's baden bekanntlich 1888 die Niederlage Cleveland's ver schuldet, und wenn sie den Groll darüber, daß ihr Führer Hill nickt die heiß ersehnte Nomination in Chicago davon- aetragcn, nicht dem allgemeinen Besten der demokratischen Partei zuliebe fahren lassen, dürfte auch diesmal die Erwählung Elcveland's in Frage gestellt sein. Jeden falls werden die demokratischen Eampagnclciter alles in ihren Kräften Stehende thun, um einer solchen Eventualität durch Anbabnung einer Versöhnung mit dem Hill-Flügel vor- zubcugcn. Interessant ist eS übrigens, daß sich diesmal die selben beiden PräsikentschaflS-Eanoidaten gegenüberstehen, wie vor vier Jakren, und ferner ist es bemerkenswerth, daß e» znm ersten Male in der Geschickte der Republik vorgekommen, daß ein bei der Präsidentenwahl geschlagener Candidat, in diesem Falle Clcveland, trotzdem wiederum als Candidat aus gestellt worden ist. Tic Sachlage ist also, soweit eS die beide» Präsidentschafts-Candidaten anbetrifft, die nämliche wie 1888. 110,80 OKI »8,87 »1>el,r 214^ > l lvvt. > rel-xrrmm >rt XX« «»Um > lld»r-vee«wd« I»» 4- V,N, - 1 „Nolvve»^ ft»»-Vork<«d td»»«vl»ii"; 1» ! lrilllkoö'. -a» j >»r" »»cd 7» lom»»- »Lk 1« > «»ae, k »te. »te, »il > »rlili«»« de Xd»«»». «, liuil e°» ! LietroS,» «nt Io»4>r»»k k „Ollvl»" ' vm 2IN»lw»« »»»um»»- » von von»«. »- e»» X«»4». s Der Letzte seines Stammes. Licht- und Schattenbilder von Wolde mar Urban. Nichtrul vertolea. (Fortsetzung.) Wir haben cS bewiesen, Herr Justizrath! Aber was wir dabei gelitten haben, wie oft wir — verbittert von der Welt, mit Thränen des Kummers und deS Zorns auf unserem Lager gesessen haben, wie schwer nnS der Kampf um das Leben gemacht worden ist, das wissen nur wir! Sehen Sie, mein lieber Freund, daS will ich meinem Kinde ersparen, deshalb will ich es in der Achtung der Welt so hoch stellen, wie nur möglich, und darum wird ein Graf Coda, wenn er uns und unser HauS durch eine ernste Annäherung auszeichnen will, auf mein herzliches Entgegenkommen rechnen dürfen. Frau Gehcimrathin, Sie sind nickt nur die klügste Frau in Berlin, sondern Sie sind auch die zarteste, liebevollste Mutter, und im Bündniß mit einem solchen Mutterhcrzei. läßt sich schon etwas hoffen. Nur wünschte ich, daß Ihr Herr Gemahl der Sache in gleicher Weise freundlich gegen überstände. Ei, Herr Jnstizralh, da Sie sich einmal für die Angelegen heit erwärmt haben, so sollten Cie auch ihn cinnial auS- borchen. Ich will Ihnen Gelegenheit geben, wenn Sie wollen sogleich. Sehe ich recht, so kommt dort Fräulein Minne am Arme de» Herrn Grasen Coda. Wie sie daherschreite»! Frau Gcheimräthin, paffen sic zusammen oder paffen sie nicht zu sammen? Glücklich lächelnd lag der Blick der Frau Gekeimrätbin MariuS einen kurzen Moment aus dem hcranschreitenden Paar, Dann schlug sie rasch mit dem Fächer auf den Arm de» Herrn Justizraths und sagte flüsternd: Gehen Sie, Justizratb, gehen Sie! Man braucht nnS letzt nicht gerade zusammen zu scheu. Rauchen Sie im blauen Salon eine Cigarette. Ich will zusehen. ob ich Ihnen meinen Mann für einige Minuten losmachcn kann. Während das junge Paar sich langsam n»d plaudernd von der einen Seite näberte, ging Jnstizralh Markwaldt auf der andern davon. Nachdenklich schritt er zwischen den größeren und kleineren Gruppen hindurch, in denen die zahlreiche» Gäste des Herrn Gebeimratb MariuS zusammenstanrcn, als er sich plötzlich direct auf die Schulter gcklcpft fühlte. Er drehte sich um. Ah, sind Sie cS, Herr Rechtsanwalt? sagte er zu einem Herrn, der mit einem süßlich verbindlichen Lächeln vor ihm stand, Herr Justizratb, ick erwarte sie seit Monaten vergeblich — Aber, mein lieber Freund, so rasch giebt man eine Praxis wie die meine nicht auf und wenn Sie daraus rcflcctircn, so müssen sic sich eben noch gedulden. Ich erfubr aber dock, daß Sic in diesen Tagen eine Hypo thek auf Marienbof übernommen haben, das ja wobl Ihr zukünftiges TuSculum — Wollen Sie wobl rubig sein, mein lieber Freund? Sie kommen mir jetzt sehr ungelegen, was ich Sie zu bedenken bitte. Eine Hnpotbek ist, wie Sie wissen, noch nickt der Besitz und wie weil ick davon noch bin. mag Ihnen aus den; Um stand erhellen, daß Graf Coda selbst beabsichtigt, sich dahin zuriickzuzicbcn, Herr Gras Coda hat schon Manches beabsichtigt, sagte lächelnd der Andere, Ganz gleich! Jedenfalls setze ich mich nicht twisckcn zwei Stühle und gebe den einen, auf dem ick jetzt sitze, nicht auf, so lange der andere noch nicht zu meiner Verfügung ist. So lange müssen Sie sich also mit der Uebernahme meiner Praxis gedulden. Nun, man kann aber doch mit schieben. Wenn Sic klug sind, ja wohl. Wir sprechen nnS später, Herr Rechtsanwalt. Jetzt habe ich keine Zeit, Adie», Das Gespräch war nur halblaut — im Vorbeigehen — geführt worden und Niemand in der Umgebung konnte daraus verfallen, rbni irgend welche Wichtigkeit oder Bedeutung bei- zumcst'cn! Man hätte cS sür einen Gruß, für die üblichen Fragen nach dem Befinden halten können. Gleich darauf trat der Jnstizralh in den blauen Salon ein. Es war Niemand drin und er setzte sich in einen bequemen Sessel, um ruhig in mächtigen Zügen eine Cigarette zu rauchen. Ab, da sind Sic ja schon, Herr Justizratb, klang plötzlich die Stimme deS Herrn Geheimrath Marius, der zu einer anderen Thür hcreinactreten war. Meine Frau machte mir die etwas confusc Mittbcilung, daß Sie mich in einer wichtigen Angelegenheit sprechen wollten. Ob, bleiben Sie nur sitzen und macken Sie keine Umstände, wir können uns ja wobl in aller GcmüthSrube unterhalten, wenn ich mich bierher setze. Ab — Sie Habens gut, Herr Justizratb, Sie brauchen keine Gesellschaften zu geben! Wenn Sie wüßten, wie müde man davon wird. Ich will lieber acht Tage arbeiten, als eine Nacht Gesellschaft geben. Und nun — was giebtS? Sollte Ihnen Ihre Frau Gemahlin nicht bereits — Ja! Sie bat's gctban. Sie bat mir gesagt, daß Sie sich zum Sachwalter gewisser Projcctc zwischen Graf Coda und meiner Minne berufen fühlen und meine Ansicht darüber zu vernebmcn wünschen, Herr Gebeimratb, ich möchte von Ihrer Ansicht über den Fall prositircn, habe ick gesagt. Na ja, das sind Unterschiede, die mir nicht wesentlich erscheinen. Es wäre mir sebr angenehm, Herr Gcheimratb, wenn ich gleich von vornherein dem Grafen Coda gegenüber die richtige Stellung einncbmcn könnte. Mir auch! antwortete Gcheimratb MariuS kur; und trocken, Sehen Sie, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, wir sind ja alte Freunde, wir können nnS unumwunden und geradezu sagen, was sich Ändere in nerclausulirten Scblangcn- windungcn beibringcn müßten; Ihnen gegenüber kann ich Vieles berühren, was ich Anderen gegenüber übergeben muß. Außerdem hoffe ich auck, daß Sie wirklich dem Grafen reinen Wein einschenken werden. Sie sind wobl überzeugt davon, daß ick mir damit stets die größte Müde gegeben babe, sagte Herr Justizrath Mark walkt mit einem leichten Hüsteln. Gut. UcbrigenS wenn Sie eS nicht thun, ist e» nicht meine Schuld! lieber mangelnde Offenheit meinerseits sollen Sie sich nicht zu beklagen haben. Sie glauben gar nicht, Justizratb, welche Menge Menschen sich unter den verschie denste» Vorwänden an mich berandrängen, die mir unter den liebenswürdigsten und menschenfreundlichsten Versicherungen mein Geld ablocken oder doch wenigstens mit mir tbeilen wollen. Wie oft ist mir schon versickert worden, daß der Besitz meiner Tochter daS einzige wabre Glück ans dieser Welt sei! Wie Viele babe ich schon durch sic zum Glücklichsten der Sterblichen machen sollen:. keiner von den rcttungSlo» Verlicbtcn konnte ohne sie weiterlcben — und dock ist noch Keiner von ihnen gestorben! Tausende von Combinationen werten ersonnen, die ich bezahlen soll, Tausende von Plänen geschmiedet, die mich und mein Vermögen gefügig und klar machen sollen! — Lieber Freund, ick versichere Tie, ein große« Vermögen, daS die Welt kennt, ist ein Vergrößerungsglas für die Schwächen, sür die Fehler und Leidenschaften deS Mcnscken und ich möchte fast binzusetzen, ein VerkleincrungS- glaS sür ibre Tngenbcn, Es iff wahrlich so, als ob sic keine mebr hätte», als ob all die Reste von Menschenwürde und Mcnschenglück ausgezangen wären — in dem wüsten Tanz umö goldene Kalb. Und Sie wundern sich darüber, Herr Gebeimrath? Sagen Sic offen, ob Ibre Tochter, ob die einzige Erbin eines viel fachen MillionairS nicht sür neununtneunzig von Hundert Menschen einen ganz eigenen Nimbus erkält! Tbun Sie selbst nickt alle- Mögliche, um den Besitz der Millionen begehrenSwertb zu macken? Besinnen Cie sich doch auf die Zeit, wo wir Beite gleich und gleich waren. Sie obne Ver mögen und ich obne Vermögen; strebte» Sie damals weniger nach Besitz als alle Tie, die sich jetzt um Sie drängen? Mit Unterschied! Doch lassen wir das. Ich wollte Ihnen sagen, daß der Besitz nickt nur den Blick schärft, sondern auch vorsichtig, mißtraußisch macht. Ick scbc wobl, Herr Justiz rath, wcsbalb sich Gras Coda berbeiläßt, mein Scbwiegcrsobn zu werden! Mein Vergrößerungsglas. daS ich Ihnen eben )childcrte, läßt mich die Sacke sogar vielleicht schlimmer seben, als sie ist. Ich kalte die Möglichkeit im Auge, daß Graf Coda meine Tochter gar nicht begehrenSwertb nndet, sondern nur mein Geld! (Fortsetzung folgt.)
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