Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920712024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892071202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892071202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-12
- Monat1892-07
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lnälied, d l,l«ür>L«l»» irt. Osnooed iiedrixuoe,dl feiours 58 x, die 7">,llii» wir I tdr sliickvol, »die, 1» «7 < 8»rdeilsii eil>-»mil«ir »»k «rill« «r^irso: <, üo. I8v2«r lll-s» ill der rewdsr 42 US, „'i. 11»ker 282, nli I8S2. il °° r» 2L 37L 37 132 25 8 1 87 k, 4!» t- 235 45Ü I(-5 k>L2 73 42 18 24 it 7»IxiUsrsd r»!L. Le. v- 3": SS.SO 4 103 — ke lr. 3>k »7,50 4 103,30 r». 8>k 05.40 »r. 4 103,— >r. 4 103,— it- S>4 S8,— 4 ioi.de S7. — 100,— 107,75 pisrk. 58,— »drill 05,- «5,35 ik »deiie 133.— »drr>< cd V. >»n) lllin» V 18.^ .- -»ck„ ?»ld«> Li-i-' irr» »Id» Irisill u. -ir. :»um. »dis» irtm.) i>I>«0 »»»k.i Oi«di, k Oo.) ldicri rbitkl lllsroi >ru«ld M->>v rliox> (vllir rid r.-?. rs»2.) tiisi«) c»un> ^«>d« k"»dr. rsi I»l>»ll idrix» »cd, «»cd.) ricki wert) UL»») w»i>v l'0886 ileiiiv ittea o »IN». v. -r. a. ld.-V. ^ 80,80 170,3» ISS,4b 300.4» ISS,8» 30»,S» SS.) SS 114 5» 3SV-, llll. 187,35 tt« 10g,50 104L( 47,— 30,— Sb - 113,b» 113,5» 215,— ISS,35 ISO,— VO SS,— 133,— 61,— 152.— 4«,— SS,— 126,75 100,— 325,— IS0L5 187,- 28 — 35,50 300,— 123,— 31,10 8S.50 «1- S2.— I»cd. 18g,S0 140 — 143,75 13S,- 10V,50 137,— 108,50 ule t. 100,45 10g,SS 58,S7l, 31780 178,25 343,— 446,— llol. 1IS.S0 SSI 58,S7 7V0 > 8, 7«Iexr»mw.> rt 50V i!»Nru wcrill»ni»cd» rid-^KLur-r. 4>« LiiUsr, 0,57, - rik. vLMpker >v»>r.-I>»mi>7-e nlov l-Lmpkr ivksr „Oil)' «> K«v»d»" vo» i»", (10 7) der ev-57or>i, i»Y „SilddeldLiv »Itimore, »U« ^>. S»1»i>d' AbonnemerrlSprelS tn der Hauptexpedttioa oder den im 8tod^ bezirk und de» Vororte» rrrichteiea Au«. qabesleltea »bgeholt. vierteljährlich ^«4.50; bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5.50. Durch die Pos» bezogen sur Teuischland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte täglich« Sreuzbandjenhung in« Ausland: monatlich h« 9.—. Lie Morgen-RuSgabr erscheint täglich '/-7Ubr, di« Abend-Auegab« Wocheumg« 5 Uhr. Nedartion und Expedition: JohauneSgassr 8. Di» Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geWiet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filiale«: Vtto Slemin's Sortim. (AlfreH Hohn), Universitätsstrah» 1, Laut» Lösche. Satharinenstr. 14, pari, und K-nigtplah 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnfertionSprels Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfgi Reklamen unter dem RedactionSstrich (4g^ spalten) 50 »h, vor den gamilieaaachrichtal (6 gespaiiea) 40-H. Größere Schrisien laut unserem Pretl« verzeichniß. Tabellarischer und gisiernsnA nach höherem Tarif. - -0—0« — Extra-Vetlanen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung M.—, Mit Postbesörderung 70.—v Ännahmeschluß skr Inserate: Abend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morge u-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je elu« halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an di« Expeditt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Bolz tn Leipzig. Dienstag den 12. Juli 1892 8K. Jahrgang politische Tagesschau. * Leipzig, 12. Juli. Heute endlich unternehmen die „Hamb. Nachr." eine Art von Versuch, die Behauptung zu rechtfertigen, daß „die antibiSmarck'schen Beziehungen des Grafen Caprivi bis in die Zeit der „Reichsglockc" zurück reichten. Zn einem „Fürst Bismarck und Gras Üaprivi" überschriebenen Artikel, welcher der Annahme entgegenlritt, Fürst Bismarck habe jemals den Grasen (5aprivi als seinen persönlichen Feind betrachtet oder den Charakter seines Nach folgers verdächtigen wollen, heißt eS nämlich: „Die „Reichsglocke" war ein wesenllich vom Centrum ge- sördertes Uniernehmen, bei dem der Ultmmonianisinus Beistand fand von Seilen der Feinde des ersten Kanzlers im Lager der „Kreuz.Zeitung" und zwar in der Richtung Diest-Daber und in der Richtung des damaligen vor- tragenden Rathes im Ministerium des Innern, Herrn von Lebbin. Versucht wurde es, zu dieser Opposition auch den ver- slorbenen Feldmarschall von Manteussel heranzuziehen und namentlich dessen unmittelbare Beziehungen zui» König Wilhelm l. in Mitwirkung zu nehmen zur Fruelisicirung der Fiction, als ob die kanzlcrische Thätigkeit der „Armee" schade. Die Verdächtigungen gingen so weit, daß dem Kanzler eine u» erklär- liche Feindschaft gegen die Armee zugeschrieben wurde. Ter Feldinarschall von Manteussel weigerte Nch, beim König gegen den Fürsten Bismarck tbütig zu sein, und machte Letzteren, »äh ere Mitthcilungcn über die betressende Angelegen- heit und den Versuch, ihn dafür zu gewinnen. Der Ber- kehr mit markanten Trägern dieser rcichsglöcknerischenBestrebungen, wie z. B. der mit dein verstorbenen Gcheiinrath Lebbin und den, neuer dings inilitairisch rehabilitirtcn Major von Diest-Daber, involvirt noch nicht nolhwcndig die Annabnie eines gleichen Maßes von Feindschaft gegen den Fürste» Biemarck, welches die genannten Herren diese», widmeten. Der Versuch, einslnßrciche Leute am Hofe, wie den Feldmarschall von Manienssel, zur Bekänipsnng des Fürsten Bismarck bei», Kaiser Wilhelm I. zu gewinnen, ist schon eher ein Symptom, aber die Erinnerimg daran hat den srnheren Kanzler nicht bewogen, die Ernennung deS Generals von Caprivi zum Chef der Admiralität zu verhindern, im Gege,itheil hat der damalige Reichskanzler demnächst in allein Vertrauen gemcinjchasllich mit den, heutigen Reichskanzler seine Arbeit sortjjcsctzt." Daß durch diese Darlegung, so interessant sie ist, der Be weis dafür erbracht sei, daß die anlibismarck'schcn Be ziehungen des Grafen Caprivi bis in die Zen der „ReichS- glocke" zurückrcichten, wird Niemand behaupten wollen; böchstens ist die Wahrscheinlichkeit Largethau, Laß Graf Caprivi mit Leuten in Verbindung gestanden, welche die rcichsglöcknerischen Bestrebungen zu fördern suchten. Der ganze Artikel macht überhaupt den Eindruck, als sei der Verfasser sich bewußt, eine unhaltbare Behauptung ausgestellt zu haben, und suche die Wirkung, welckie diese Bedaupluiig ge macht, zu verwischen. Ob dieser Versuch gelungen ist, lassen wir dahingestellt; jedenfalls erhält Gras Caprivi eine Genugthuung, die er swwcrlich von dem Manne erwartet bat, der von seinem Nachfolger als gefährlicher Raisonneur den deutschen und preußiscken Missionen b-zeichiiet worden war. Es fragt sich indessen sehr, od Gras Caprivi dieser Genng- thuuna froh wird. Die Veröffentlichung seiner Erlasse vom 23. Mai 1890 und 9. Zuni 1592 hat anfänglich einer Reibe von Blättern imponirt, aber dieser Eindruck ist sehr rasch verschwunden. Jetzt begegnet man auch in solchen 5'reise», die im ersten Augenblick ganz auf der Seite LeS jetzigen Reichskanzlers standen, der Ansicht, wenigstens der letztere Erlaß sei kein Heldenstück gewesen und seine Veröffentlichung eine sehr zweischneidige Maßregel, die nicht sowohl den Fürsten Bismarck als vielmehr seinen Nachfolger verwunde. Ai» peinlichsten aber muß es den letztere» berühren, wenn er sieht, daß in Oesterreich die öffentliche Meinung sich aus lehnt gegen den Gedanken, «kaiser Franz Josef solle sich von Berlin aus Vorschriften machen lassen über den Empfang oder Richtempfang einer historischen Per- Fenilletsi». Der Dehte seines Stammes. 10s Licht- und Schattenbilder von Woldemar Urban. Nachdruck verbot,». (Fortsetzung.) Für was hielt ihn denn eigentlich Fräulein Miinic, daß sie ihm rundweg, so spöttisch erstaunt ahscklug, ihm ein Modell zu sein? Hielt sie ibn für einen Slubcnanftreicher, für einen Stümper, der die hier und da auf der Straße Hangenden RestauralionSschilder — fünfzehn Mark pro Onadratmclcr — malte? Hatte sic vielleicht gedacht, daß die Tochter des Millionen-MariuS sich ans einem Bilde des armen Herrn Gernot unwürdig ausnckine? Traute sie ihm so ganz und gar nichts zu? Nirgends war Herr Gernot so empfindlich als in seiner Äünstlerebre. Es gab keine größere Beleidigung für ihn, als wenn Jemand an seinem Berus als «iünstler zu zweifeln wazle. Und wenn er sich gestern Abend im Salon des Gehcimraths MariuS noch gemäßigt hatte, mäßigen mußte, so brach doch jetzt seine ganze zornige Enlrüstnng hervor. Er kannte seinen Werth und war empört, von Anderen angezwei- sell oder gar belächelt, verhöhnt zu werden. Dünkelhaftes Protzenthum! murmelte er wild zwischen den Zähnen und lrommelle aufgeregt mit den Fingern auf der Tischplatte. . Da klopfte es. Auf sein Herein! erschien Herr Roeder unter der Tkür und Herr Gernot seufzte beim Anblick dieses Herrn unwillkürlich laut auf. Sie kommen vermuthlich im Aufträge dcS Herrn Krampf meyer. So ist'-, Herr Gernot. Er will sein Geld. Er hat mir doch vorgestern gesagt, daß er sich mir zu Liebe gedulden wolle. Da« war vielleicht vorgestern. Heute ist da« anders, Herr Krampfmeyer will die Sache beendigt wissen. Er will sein Geld selbst. Haben Sic also die Güte, Herr Gernot. Hier ist nicht die Rede davon, die Güte zu haben. Ich kann das Geld jetzt nickt austreiben. Nehmen Sie, was Sie V>er sehen — viel ist es ja nicht — »nd machen Sie sich sönlickkeit. Läßt dock sogar das officiöse Wiener „Fremden- Blatt" den Veröffentlichungen deS „Reichs Anz." ohne Eom- mcntar nachstehende Depesche aus Berlin folgen: „Zu dem im „Reichs-Anz." mitgelheilten Erlaß bemerkt das „Bert. Tagebl.", daß BiSmarck nur deswegen vom Kaiser Franz Josef nicht empfangen wurde, weil der Weg zu dessen Vor zimmer durch den Andienzsaal dcS deutschen Kaisers führe." Sollte es sich überdies bestätigen, daß Prinz Reuß entweder in der Zurückhaltung gegen den Fürsten BiSmarck nicht so weit gegangen sei, als sein "Auftraggeber gewünscht, oder daß er die ihm ertbeilte Anweisung als einen Eingriff in seine privaten Verhältnisse betrachte, so würde der Erlaß vom 9. Juni d. I. noch ein Nachspiel finden, das dem Herrn Reichskanzler aus mehr als einem Grund sehr unerwünscht sein müßte. Jedenfalls kann Gras Caprivi aus der im heutigen Morgenblalte mitgetbeillen Nachricht über die in Wien verbreiteten Gerüchte bezüglich des Prinzen Reuß und seiner Gemahlin erkennen, daß man ihm ganz eigenthümliche Wünsche bezüglich der Behandlung seines Vorgängers in Wien zutraut. Erheiternd in diesem unerguicklichen Schauspiele wirkt es übrigens, wenn man sehen muß, daß diejenigen Berliner Kreise, die mit stürmischem Jubel die Persuche zur politischen Abtödtnng deS Fürsten Bismarck be grüßten, plötzlich von der Angst befallen werden, die Reihe könne nun auch an sie selbst komincn und der treue Bei stand, den sie dein „neuen Cursc" gegen den Steuermann des „alten Curses" geleistet, könne ihnen übel belohnt werden. Ter „Frankfurter Zeilung" tclegraphirt man nämlich aus Berlin: „Ein hiesiges Blatt theilt mit, der Kaiser habe dem Minister des Innern und dem Lberyräsidcnten de» festen Entschluß zu er kennen gegeben, unter keinen Umständen einen Frei- sinnigen als Oberbürgermeister von Berlin zu be stätigen. Tie Bestätigung Zelle's als zweiter Bürgermeister sei nur schwer von Herrfurth durchgesctzt worden. Dabei habe der Kaiser gesagt: Nun kommen Sie mir aber nicht wieder mit einem freisinnigen Bürgermeister. Ob diese Einzelheiten zutreffend sind, will ich nicht entlcheiden. Thatsachc aber ist, daß in den Kreise», die die Wahl des Oberbürgermeisters vor- berathen, seit einiger Zeit schon die aus bestimmten Aenßcrunge» beruhende Be sorg »iß von einem Conslict besteht. Es scheint darauf abgesehen zu sein, Berlin einen Bürgermeister zu octroyircn." Ei, ei! Woher plötzlich diese Furcht vor einem Conslict der „freisinnigen" Sladiväter von Berlin mit einer Gewalt, deren absolute Macktbefugniß Herr Engen Richter in dem Bismarckstreite mit so glänzender Bercdtsainkeit vcrtheidigt hat? Geht den Herren jetzt ein Talglicht darüber auf, daß die Sieger über Bismarck vor der „freisinnigen" Herrlichkeit nicht Halt machen, sondern auch ihr jene absolute Machtbefugnis; bei Gclcgenffeit fühlbar machen werden? Wir glauben aller dings vorläufig noch nicht daran, daß cs darauf abgesehen fei, Berlin einen Oberbürgermeister zu octroyircn; wenn cS aber geschähe, so würden Herr Eugen Richter und die Seinigc» sich nicht beklagen dürfen. Sie spürten nur am eignen Leibe, was sie dem Fürsten Bismarck mit so fanatischem Jubel an- lhun sahen. In Paris hat cs schon wieder „gekriselt", indessen die betreffende Ministcrkrisis ist nur ein Sturm im Glase Walser gewesen und er Kat nur ein einziges Opfer, den bis herigen Psarineininister Cavaignac, gefordert, während im llebrige» Alles schon wieder bestens geordnet und sogar schon ein neuer Marineminister ernannt ist. Den Anlaß zu diesen Vorgängen bot die gestrige Interpellation in der französischen Depulirlenkammer über die Lage in Dahomey, wobei die Kaminer eine von der Negierung belämpsle Tagesordnung mit 287 gegen l',0 Stimmen annahm. Es liegen über den Verlauf der Krisis folgende telegraphische Meldungen vor: Paris, 11. Juli. Deputirtenkammer. I» seiner meinetwegen bezahlt, so gut es geht. Ich — werde ja dann sehen, was aus mir wird. Mit einer fast unheinilichen Ruhe starrte Herr Gernot wieder in den grauen, farblosen Himmel hinaus und schien sich weder um seinen Besuch, noch mn etwas in der Welt kümmern zu wollen. Sein Unglück hatte ihn stumpf, gleich- giltig gemacht, er war ein müder, hoffnungsloser Kämpfer im Lebenskämpfe geworden. Steht es so? fragte Herr Noeder nach einer kleine» Panse und stellte sich sehr erstaunt. "Aber Herr Gernot, Sie sind Maler, wie ich sehe. Leider! Aber daS trifft sich ja wunderschön! Ich ti» nämlich in der größten Verlegenheit um einen Vertreter Ihrer Kunst. Es handelt sich »m die Anfertigung einer guten, tüchtige» Eopie der Rafael'schen Fornarina, die in Nom hängt. Wie wärs, wenn Sic den Auftrag übernähmen? Herr Gernot war bei dem Worte „Rom" wie eleklrisirt herumgefahrcn und starrte den Advocaten an. Sie retten mich vom Tode, Herr Rechtsanwalt. UmS Himmclswillen, sagen Sie mir, wc ist der Auftraggeber? Zu Füße» will ich mich ihm werfen und ihn betrachten wie einen Erlöser, wenn er mir den Auftrag giebt. Herr Rocder nickte befriedigt. Nun ja! Es ist eine etwas eigenthümliche Geschichte, Herr Gernot. Zunächst will der Auftraggeber noch nickt genannt sein und deshalb bat er mir die Sache anvcrtrant. Es soll nämlich ein Hockzeitsgeschcnk sein und da werden Sie begreifen, daß vorder nickt viel geplaudert werden darf, um den Spaß nicht zu verderben. Schassen Sie mir den Auftrag, Herr Noeder! Sie wollen Ihre Kosten und Ihr Geld für Herrn Krampfineyer gleich vom Honorar zurückbehalten, aber schaffen Sie mir den "Auftrag. Nun ja. daS würde ick wohl tbun Sie werden begreifen, daß ein RecktSanwalt nicht gern seine Kosten einbnßt. UcbrigenS ist der Auftraggeber ein feiner Mann, der Ihnen gewiß seine Taufend Mark zahlt. Aber eS ist dabei noch ein Punci zu besprechen. TaS Bild muß zu einem bestimmten Termin fertig sein und der Termin steht nabe bevor. Sie müßten baldigst abreisen, wenn irgend möglich noch heute oder sogleich. Interpellation über Dahomey verlangte der Dcputirte Pourquery Ansicht»» über die Verwendung der für Dahomey bewilligten Credite. Ter Marineminisier Cavaignac zählte die einzelnen von ihm ergriffenen Maßnahmen auf und führte aus, daß dem Oberst Dovds das Coinmando über die niilitairijchc» Streit kräfte in Dahomey übertragen fei. daß den Beseht über die Kreuzer jedoch der Marineniinister führe. (Lebhafte Ruse auf der Linken.) Pourquerh forderte ganz bestimmte "Angaben über daS Rang- verhültniß im Coinmando. Cavaignac erwiderte, das Obereominando für die Operationen in Dahomey werde sich in Le» Händen des verantwortlichen Ministers befinden. (Erneuter Widerspruch links.) C l e in e n c e a u verlangte, daß auch die Flotte den Befehlen des Obersten Toods zu unter- stellen sei, und erinnerte an den Zwischenfall Fournier bei dem Angriffe aus Kotonii. Cavaignac erklärte, er habe die Com- mandanlen der Armee und der Marine angewiesen, sich gegenseitig zu unterstützen (lebhafte Bewegung). Tie von Pourquery beantragte Tagesordnung, welche besagt, die Kammer ersucht die Regierung, Len Oberbefehl über die Truppen zu Lande und zur See in Dahomey einem einzigen Ofstcier zu übertrage», könne er nicht acccptiren. Die Kammer schritt hierauf zur Abstimmung. Mit 287 gegen 150 Stimmen wurde die vom Abg. Pourquery beantragte Tagesordnung angenvminen. Paris, ll. Juli. Wie verlautet, hat das gesammte Cabinei seine Demission gegeben. Ter Präsident Carnot beharrt mit Entschiedenheit aus dem Verbleiben des Cabineis. Ter Marine- minister Cavaignac wird, wie es heißt, jedenfalls seine Demission ausrecht erhalten. Paris, 11. Juli. Die Berathungen der Minister dauerten eine Stunde. Das Cabinct beschloß, im Amte zu bleiben, nur ein neuer Marineministcr an Stelle Cavaignac'S wird ernannt werden. Paris, 12. Juli. N!s der Ministerpräsident Lonbet die Kammer verließ und sich in den Senat begab, wurde derselbe ersucht, sich nicht znrückzuziehen. Tie republikanische Partei habe das grüßte Interesse, am Vorabend der Cvmmunalwahlen eine Krisis vermieden zu sehen. Paris, 12. Juli. Wie verlautet, hätte Vurdcau das ihm angctragcne Portefeuille' des Marineministeriunis über- nomine» Tic Ernennung wurde im heutigen Ministcrrathe mitgelheitt und wird im „Journal offfciel" veröffentlicht werden. In pvlltischcn Kreisen scheint die Berufung einen günstigen Eindruck hcrvorzuruscn. Ter Schwiegersohn Jnles Grvvy's. Wilson, bat neuer dings wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, indem er sich auf dem Wege der Wahlbestechung zum Maire von Loches wählen ließ. "Anstalt wie sein Schwiegervater Jules Grövv sich in daS Privatleben zurückznzieben, wollte Wilson trotz seiner Aiitccetcnlie» wieder, wenn auch nur im beschei denen Maßstabe, eine politische Nolle spielen. Dies scheint il»n jedcck nach den vorliegenden Meldungen über den Prvccß, in dem Wilson als Angeklagter zu erscheinen hatte, schlecht bekommen zu solle». Nach den Aussagen der vielen ver nommenen Zeugen hat er, um sein Ziel zu erreichen, Himmel und Hölle aufgcbotcn. Immer ist es dasselbe Verfahren. Wenn im letzten Jahre dcS Kaiserreiches der Park von Schloß Ehenonccanr acht Tage lang in einen Fcstplatz verwandelt wurde, wohin die ganze Umgegend zum Schmause und zu Lustbarkeiten aller Art geladen war; wenn versichert wird, daß Wilson seitdem alle erdenklichen Vcrführungsknnste übte, doppelten Loh» für die "Arbeiter und Arbeiterinnen, bie er in Feto und Weinberg beschäftigte, silberne Uhren für kleine Bauern, Aufmerksam keiten aller Art für ihre Frauen und Töchter, so ist seine Taktik seitdem dieselbe geblieben. Seine Schwester, Frau Pelouze, hat sich für ihn ruinirt und die Herrschaft Chenvnceaux verkaufen müsse», aber Grovy hat seiner Tochter eine stattliche Zahl von Millionen hintcrlassen, und damit kann Herr Wilson wieder wirthschaftcn und den Scblcßhcrrn auf Montain spielen. Sein einziges Streben ist nun, wieder in die Würden nnd Ehren eingesetzt zu werken, um die ihn der Decorationcnschacher brachte. Mit der Wahl znm Gemcinderathe mußte angcsangen werden, um kann den Zutritt in den Gcneralrath zu erzwingen und Sogleich reise ich, sofort! In einer Stunde sind meine Sacken gepackt. Ich würde Sie gewiß nicht so drängen, mein lieber Herr Gernot, um aber den Auftrag überhaupt zu erhalten, würde ick Sie bitten, die Sache im Sinne deS Auftraggebers zu behandeln, d. h. unverzüglich abzureisen. Ich sagen Ihnen ja, Herr Rocder, sofort! Mit dem nächsten Zuge bin ich auö Berlin! Ich verlange ja nichts sehnlicher! Nun, so will ich gleich zu dem Auftraggeber hingchen und ihm die Sache unterbreiten — und, einigen Vorschuß werde» Sie ja wohl brauchen — Herr Noeder, Sie sehen — S' ist gnt, Herr Gernot! Ich weiß doch auch, was ein Künstler ist. Machen Sie sich fertig, ich hole das Geld. Ich denke, fünfhundert Mark jetzt und fünfhundert bei Ablicfc rung-der Copic. He? >^ie sind mein Engel, Herr Noeder. s' ist gut, Herr Gernot. Machen Sie sich fertig, sage ich. In einem halben StiGdcken bin ich wieder da und bringe bas Geld. Herr Roctcr ging und über Herrn Gernot kam es wie ein Fieber. Rom das Ziel seiner Träume, sein Ideal einer Stadt! Er packle vergnügt seine Pinsel, seinen Farbkasten, seine Habseligkcitcn zusammen. Wann ging ber nächste Zug? Wenn nur Herr Rocder bis babin richtig zurückkommcn würde! Er wollte trockenes Brod in Rom essen, um »nr von seine» lOOO Mark recht lange in Rom leben ;» können. Er backte dainit wenigstens bis zum nächsten Winter auszurcicken. Bis babin sollte seine Virginia auch fertig sein. Er wollte ar beiten mit Einsetzung aller Kräfte. Alles wollte er ausS Spiel setzen, um Alles zu erreichen, zeigen wollte er, daß er kein Stubcnanftrcicher war, daß sich "Niemand zu schämen batte, ihm Modell zu sein, daß es selbst verhätschelte, dünkel hafte, prüde MillionairStöchtcr sich zu einer Ehre rechnen müßten, von ibm gemalt zu werten. Und fort von dem undankbaren, großen, öden, form- und farblosen Berlin mit dem mißtrauischen, unkünstlcrischen Impuls, den kalten, spott süchtigen Leuten. Es war Herrn Gernot, als ob ikm durch die Weigerung Fräulein Mimie s eine HeraiiSscrtcrung von der ganzen Welt entgegen geschlendert worden wäre. Er wollte nicht wieder unter ihre Angen treten, b>S er in der nächstes Jahr den Abgeordnetensitz zu erobern. Zu diesem Zweck ließ er „seine" Wähler in Omnibussen nnd allerlei Gefäbrlen abholcn, er sorgte für die Stillung ihres Durfte-, gab ibnen wobt auch Taschengeld und bezahlte die Zettel» austheiler fürstlich — 25 Frcs. —, aber das konnte sich der Erbe der Grevy'schcn Hinterlassenschaft wohl erlauben. Der gleichen kommt auch anderwärts vor, und wenn Herr Wilson nicht so unvorsichtig gewesen wäre, Postanweisungen von l50 und 50 Frcs. nach Monlrösor zu schicken, wo er schon seine Wahl zum Gcneralrath anzubabnen sucht, so wäre sein Fall nicht schlimm. Diese Geschichte, und daß gerade in Montrssor die Gemeinde- Wahlen, an denen doch Wilson nicht unmittelbar becheiligt war, unter den Rufen: „Vivo IVilsonl Vivo Io marin ns!" stallfankcn, dürste seine Verurtheilung zur Folge haben, lieber den Proccß gegen Wilson liegt folgendes Telegramm vor: Loches. 11. Juli. Tie Verhandlungen in dem Proceffe Wilson wegen Wahlumtnebe wurden heute beendigt. Die Publikation de« Uriheilssvruchs wurde aus Sonnabend angesetzt. Der Berlheidtger war bemüht, darzuthun, daß die Verhandlungen keinen Beweis für die Wilson zur Last gelegten Wahlbeslechungen ergeben hüllen. Ter Fortgang der englischen ParlamentSwahlen bringt ähnliche Resultate hervor, wie sie seither schon zn melden waren. Gladstvne und seine Partei gewinnen langsam an Terrain, und wenn die Dinge in der bisherigen Weise sich weiter entwickeln, dann könnte »och gerade vor ThoreSschluß die parlamenlische Mehrheit den Händen der bisherigen SlaatS- lcntcr eiitfchliipfen und in daS gegnerische Lager übersiedeln. Auf beide» Seiten wird mit "Ausbleiung des „letzten Hauches von Roß und Mann" gekämpft, noch niemals ist nach dem Gestäntniß aller Parteipreßorgane so hartnäckig und erbittert gestritten, noch nie ist das Terrain so zähe Zoll für Zoll ailgegrisscn und verlhcidigt worden. Ob der Schluß- erfolg dem kolossalen Krästeaufwand entspricht, ist dabei noch sehr fraglich. Denn die Möglichkeit, daß der Concurren^kampf auf ein sog. „todtes Rennen" hinauskoinutt, oder Lag der Sieger mit einem so winzigen Stimmenübergewicht aus der Urne hcrvorgcht, daß das Ergebniß nur als ein formal, aber nicht materiell entscheidendes in Anspruch genommen werden könnte, erscheint nickt nur als nicht ausgeschlossen, sondern drängt sich dem Beobachter des augenscheinlichen Krast- gleichmaßes, davon die bisherigen Wablresultate Kunde geben, geradezu auf. Ucber die hypothetische Erwägung von Mögtntzkciten hinauszugeben, ist indessen auch zur Stunde noch nicht stattbaft, da der Wablkampf selbst für die genauesten Kenner der einschlägigen Verhältnisse alle Tage neue lleber- raschnngen mit sich dringt. Die städtischen Wahlen sind jetzt im Großen und Ganzen entschiede», was noch aussteht, sind zumeist ländlickeBezirke, und eswird sich bald zeigen, ob daS dies jährige ParadcstiickdesGladstone'schen Programmes: Homerule, eine äbnliche Zugkraft übt, wie im Jahre l885 die Parole: Drei Acres und eine Kuh. Im Allgemeinen sind die Chancen der Gladstoncaner auch auf dem platten Lande nicht schlecht, was damit zusammenhängt, daß der englische Liberalismus, auch in seiner cxlreinst-radicalcn Abart, sich vor dem Fehler seincö continentalen Vetters, das Interesse der Landwirth- schaf'l als etwas Nebensächliches zu betrachten, wo nicht gar zum Gegenstände systematischer "Abneigung z» macken, sehr icrgsam gehütet hat. Nach dem neuesten Telegramm aus London sind gewählt: 195 Couscrvative, 31 Unionisten 168 Gladstoncaner, 5 Parnelliten, 30 Antiparnelliten. Deutsches Reich. L Perlt», 11. Juli. Herr von Voll mar hat, wie in den Jahren vorher, so jetzt wieder den Zcitpunct abgcwartet, da die Parlamente anseinaiikcrgcgangcn sind, um mit einer Kundgebung grundsätzlicher "Natur hervorzutrcten, die ibn zu der herrschenden focialdcmvkratischen Lehre in Widerspruch Lage wäre, ihr beweisen zu können, wie sehr und wie kränkend er von ihr unterschätzt worden sei. Herr Gcrnot packte gerade verschiedene Skizzen und Studien zn seiner Virginia zusammen, als er plötzlich weiter sinnend stehen blieb. Cs war, als ob cs ihm innerlich einen Ruck gegeben hätte. TaS wundervolle, ruhige, tiefschwarze Auge Fräulein Mimie's trat ibm wieder vor die Seele; groß, un schuldig, rein leuchtete es vor seinem Geiste aus, wie er daS Auge feiner Virginie geträumt hatte. Aber immer wieder war cö der nagende Zorn über die Zurückweisung, die er von ihr erfahren balle, welche ihn zum hastigen weiteren Ein- packen seiner Habscligkeitcn anspornte. Verdächtig rasch war Herr Rocder wieder da und zählte fünf blaue Hundertmarkscheine aus den Tisch. Sie müssen sich eilen, Herr Gernot. Ihr Zug geht 2 Uhr 20 Min. Wo haben Sie Jbr Schreibzeug? Gott weiß, wo das steht. Lassen Sic es stehen, wo cS will. Borgen Sie mir einen Bleistift, damit ich Ihnen die Onittung schreiben kann. Scbr gut. Es ist ja nur der Form wegen. Natüriick, natürlich, Herr Roctcr. Glauben Sie, ich würde cö zweimal von Ihnen verlangen? Bewahre, bewahre. Es dürste Ihnen auch Nichts nützen. So, das genügt. Sie scheinen nicht viel zu schreiben. Acußcrst selten. Jedenfalls haben Sie Nichts geschrieben, so lange ich fort war. Wie? fragte Herr Gernot, eigentbünilich berührt. Ob. ich meinte nur so! Ein Maler kann sich das Schreiben schenken. Herr Gernot war viel zu reiselustig, viel zu sehr auf geregt, um einen Gedanken verfolgen zu können, der nicht mit seiner Reise zusainmenhing. Herr Rocker ging ihm nicht mehr von der Seite, wie ein Spediteur, der eine kostbare Sendung zu expctiren bat. Sie haben hoffentlich keine Abschiedsbesuche zu machen? fragte er. Nein, erwiderte Herr Gernot trotzig. Sie würden auch keine Zeit dazu haben. Wenn Sie sonst am Platze noch Eomniissionen babcn, so können Sie sie nur rubig anvertrancn. Ick berechne Nickt« dafür. Sebr freundlich, Herr Noeder, antwortete Herr Gernot nnd schnürte mit stoischer Wellverachtung seinen Koffer zu.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite