Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920713016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892071301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-13
- Monat1892-07
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1 kl. gs sog 0. 0. s. cr. cr. b,kl.S4g0N. U. u b0.0U«Mj. 6. k. L.KI»teSI.N V.«L i. s. 8. Abonuemeutspreis K der Haupterpeditiou oder den im Stad» bezirk und de» Vorort», errichteten Aus gabestellen abgeholt, vierteljährlichsttchH bei zwrtmalioer täglicher Zustellung in« bau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^t 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandjeuduag in« Ausland: maaatlich S—. Die Morgkn.Au«gabe «scheint täglich'/,? Uhth dt« Adeud-AuSgab« Wochentag« b Uhr. Ne-actioa and Ervedittoa: Johanoe»«aff» 8^ DieEnxdttiou ist Wochentag» nannterbroch» von früh 8 bi« Abend« 7 ühn Filiale«: vtt« Sl««m'« Sorti«. («Iftch» Hah»^ Untversitättstrah« I, Laut» Lösch«. -atharineustr. 1«. pari, and EbitgSplatz 7. Moegen-Ansgabe. ttpMcr.CMblM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Jnsertionsprei^ Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf^ Reklamen unter demRedactioasstrich (4gs- spalten) bO-L, vor den gamiltraaachrlchie» (Sgrspalien) 40 Grlß«» Schriften laut unserem Preis« Verzetchuiß. Tabellarischer und Zissrrnsatz nach htiherem Darts. Grtr«-Beilagen (gesalzt), nur mit der Mvrgen-Ausgabe. ohne Postbesörderuag SO.— m«t PostbesSrderung 70,-v Annahmeschluß für Zaserake: Ab«ad»Au«gabe: Bormittag» 10 Uhr. Margen«Au«gabe: Rachmtttag« «Uhr. Sonn« und Festtag« früh '/,» Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stund» früh«. ^ Inserate stad stet« an di» Ggtzrdttl«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. d.l,tt.LLS». » a »<r. > ». > u. Mittwoch den 13. Juli 1892. 88. Jahrgang Ä-K70. > 8. > 8. > 8. I tl. I. r s. ) N kt. 1038. 1 8. ) 8. »II«». 8. 8. 8. 8. 8. 8. 6. 8. > 8. 8. »ti«>>d»e. ) 8. 0 6. 0 8. r. 0 8. 0 8. 0 8. 5 «. S 8. « 8. 5 8. !k) 8. !S <1. 0 8. O 8. « ti. >0 U. >0 8. l5 8. >0 <i. .0 6. 8. >0 8. >0 ». l0 «. 10 8.>u 8.P.17 »8. 8. 10 S. ro 8. locr.aiorim.so l«b,«>8. L.r. »7 )0 U. 8. so 8. 7S u. so 8. 8. X) 8. »0 8. 8. 30 S. 30 8. so v. so 8. 70 «. 50 8. S0 L. N. ». »l 8. l8. >». r 8t»<-Ir » 6.s.v.8l R8. > 8. » 8. > 8. > 8. i 8. i N. ! 30 8. I.7S N. r.7S u. t n. 125 8. ^tilck U»rk ) »l ) U. so 8. r n. 0 8. 3 ». a 8. 1 u 0 s. » u. o u s 8. o 8. 0 8. 00 ». 0 ». 00 8. 00 N 00 ti. t.V t.1». Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Stücke 34 und 35 des diesjährigen Nrich«gesrtzbl»ttkS sind bei uns Angegangen und werden bis zum 2. August V. Jahres auf dem Aathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 2041 Bekannimachung, betreffend die Anwendung der »er- tragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zoll- ermäßigungen aus die spanischen Boden- und Industrie- Erzeugnisse. Vom 30. Juni 1892. Nr. 2042 Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der ver- tragsmäßig bestehenden Zollsätze aus rumänische Erzeugnisse. Bom 3. Juli 1893. Leipzig, am 8. Juli 1892. Der Math Ver Stavt Leipzig. Krun vr. Georgi. rumbiegel. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be- chlossen, in diesem Jahre die Bayerische Straße zwischen der Arndt« und Mottle« Straße und die Koch-Straße vom bisherigen Ende der Pflasterung zwischen Arndt, und Moltke-Straße bi« zur Scharnhorst-Straße neu zu pflastern. In Folge dessen sind di« Besitzer der an genannten Straßen liegenden Grundstücke nach unserer Bekannimachung vom lU.Marz I88l verpflichtet, die Trans-, Fallrohr- und Wirthschasttwässer durch unterirdische Beischleußeu für ihre Reämung direct in die Haupt- jchleuße abzuleiten, und zwar sind diese Anlagen innerhalb des Straßenkörpers aus Koste» d« Betheiligten durch uns nach Ein zahlung der hierfür zu berechnenden Bauichkostensunime auszusühren. Wir fordern daher die Besitzer, bez. Verwalter der an den oben bezeichnet«» Straßen und Straßenstrcaea liegenden Grundstücke aus, die zu unterfnhrenden Fallrohre und ein- oder umzulegendcn Bet- schleusten bei unS allzumelden, damit die Ausführung der Arbeiten von uns rechtzeitig vor der Straßenherstellung erfolgen kann. Im Falle unterlassener Anzeige haben die Säumigen außer Ber- wirttrng ein« Geldstrafe bis zu 60 zu gewärtigen, daß Li» vor- siedend gedachten Arbeiten von Rath» wegen auf ihr» Koste» aus- geführt werden. Etwa beabsichtigte, die bezeichneten Straßen berührende Arbeiten an den Privat-GaS- und Wasserleitungen sind vor Inangriffnahme d« oben aufgeführten Straßenherstellung auszusühren, da Arbeiten der vorgedachtcn Art im Slraßenkörpcr mit Rücksicht ans die Erhaltung eines guten Straßenpflastcrs während eines Zeitraumes von 5 Jahren nach beendet« Straßenherstellung in der Regel nicht zugelafsen werden küuncn. Leipzig, am 7. Juli 1892. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Grorgt. Rüling. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be- schloffen, nach Maßgabe des Plane« die Flucht- linle der kirchstrahe in Leipzig-Bollmorsdors auf deren Strecke von der Lonradstraße bi« zur Bogislaw« und Berg-Straße fest- znsiellen. Dieser Plan liegt in uns«« Tiefbau-Berwaltung (Ratbhaus, Zimmer Nr. 33, ll. Stock) vier Wochen vom Ablauf des Tages nach der Ausgabe der die Einrückung dies« Bekanntmachung ent haltenden Amlsbiätter an gerechnet, zu Jedermann« Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dies« Frist bet deren Verlust schriftlich bei ans anzubringen. Leipzig, den 8. Juli 1892. Ie. 3555. Der «ath »er Stadt Leipzig. 1025. vr. Georgi. vr. G. v. Fewson, Aff- Verpachtung. Die der Stadtgemeinde Leipzig gehörige, zeith« an Herrn Zimmermeist« Hendreich verpachtet gewesene und an der Wind- mWenstraße in Möcker» gelegene Parkelle Nr. 108 des Flur buchs für Möckern von 4665 qm Flächengehalt ist zur Benutzung als Werk-, Lager- oder Trockenplatz sas«rt anderweit gegen viertel jährige Kündigung zu verpachlen. Pachlgejuche werden auf dem Rathhaus«, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen, ebendaselbst können auch die Uerpachtungs- ingungen eiagcsehen werden. Leipzig, den 11. Juli 1892. Der >ath Per Stadt Leipzig. Krumbiegel. In. 2701. Vr. Georgi. Bekanntmachung. verlören gegangen sind die Arbeitsbücher: Le» Arbeiiers ttzrnst Balduin Iähntg. gcb. 18./7. 1873 in Lonnewitz (Großzschocher 8/1889); d« Arbeiterin Anna LöUise Eugenik Lehmann. geb. 8./4. 1872 in Leipzig (Leipzig 858/1886); u'g i»:elp»'g «, de« Arbeiter« Theodör Gnft«» Piay. geb. 3I./1. 1873 zu Ldoniierg sLhonberg 1887); des Gürtlergehilien Ca ' II./S. arl Albin Hanschtl«, geb. 11./9. 1873 in Altenburg (Altenburg 1888); de« Arbeiter« Hermann Wilhelm Woritz. geb. 24./4. 1874 in Lößnig (Lößnig 16 l 888); des Markthelser» Richard Oscar Wollr«ky, geb. b./IO. 1871 in Schkeuditz (Schkeuditz 1886) und der Blumenarbeiterin Anna Bertha Mütter, geb. 19./1. 1874 in Neustadl (Leipzig 1047 1892). Mir bitten, diese Arbeitsbücher im Ausfindungssall« Nasch- warkr 2, Erdgeschoß, abzuliesern. Leipzig, den 9. Juli 1892. Der «ath her Stahl Lei»»«« Petz, Vr. Georgi. Zetzoldt. Submission. Die Strinmetzarbeiten für die Neubauten her N. kath«- liichen »irch« und de« vineenttu-ftistr« in Leipzig-Atuhnitz sollen im Weg« d« Submission vergeben werden. Die Kostenanschlogssormulare find im Baubureau der Architekten «tz ck: Mrnrer, Bayerische Straße 42d, l., gegen Bezahlung > 60 H zu erheben. Di» Offerten sind mit diesbezüglich« Ansichrift an da» k«th«- t« Pfarramt bi« zum 30. Juli abzugeben. Leipzig, d«, 1,. gult ISS» »«« töttzöliiche Psörromt. Gchmtttmana, Superior uu und Pfarmr. Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 4. Juli bis lO. Juli 1892 im Argandbrenner bei 150 Liiern stündlichem Consum das I8,9sache der Lcuchlkrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Jlammenhühe. Ta» ipecifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,445. Leipzig, am 11. Juli 1892. Dcs Natbs reputation zn de» Äasnustaltkn. ^uctions-Bekanntmachung. Sonnabend, de» 1V. d. M.. Bormittaga von 9 Uhr an, sollen im Stadlhauje, Eingang Mühlgasse Nr. 1, verschiedene Wirlhschasisgegenslände, Kleidungsstücke, Taschen- uhre», eine Nähmaschine, eine Drehbank, eine Copirpreffe und verschiedene andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen sosortigk baarc BrzahltMg össcnt- lich versteigert werden. Leipzig, am 7. Juli 1892. Der Nath der Stadt Leipzig. lck 13577/gl u. s. w. vr. Georgi. Hüdjchmann. Frankreich und Rußland. ES Waltet ein eigentbümliches Verhängnis; über dem Zwcibnnd Frankreich-Rußland, seit den ttronstädter Feste» und dem Empfanb des Großfürsten Alexis i» Frankreich ist die Stimmung nicht wieder zu der gleichen Höbe der Be geisterung gelangt, denn die kurze Anwesenheit keS Groß- jürsten Constanlin bei den Festlichkeiten in Nancy war durch die Taktlosigkeiten der französischen und czechischen Turner und Studenten sowie durch die Kieler Zusammenkunft Kaiser Wilhelm'« mit dem Zaren getrübt. Inzwischen halte der Notbstand in Rußland einen Strich durch die Hoffnungen der Verbündeten gemacht, und in neuester Zeit sind als weitere Hindernisse einer gemeinsamen Action die Ebolera in Rußland und die anarchistischen Anschläge in Paris sowie die Ereignisse in Dabomey und Tonkin mit ihren Folgen binzu- getretcn. Die Erstürmung von Badagny hätte fast den Sturz deS Ministeriums herbeigefükrt, denn nach der Abstimmung über die von Pourquery beantragte Tagesordnung, welche ein einheitliches Commando der französischen Slreitkräslc in Dabomey verlangt, reichte da« gesammte Ministerium sein EntlassungSgcsuch ein »nt nur durch die Festigkeit Carnot'« ist diese Wendung vermieden worden. Da- Ministerium bar sich entschlossen, zu bleiben, nur in der Leitung dcs Marine- Ministeriums wird ein Wechsel eintrcten, da Cavaignac auf seinen Rücktritt beharrt. Vielleicht wäre eS dem Marincminister trotz der ihm auf- crlegtcn Beschränkungen durch geschickte Benutzung der ihm zu Gebote stehenden Streitkräfte dennoch gelungen, die seit längerer Zeit in Dabomey bestehende Gefahr ru überwinden, aber man muß zu seiner Entschuldigung anfübrcn, daß er noch zu kurze Zeit im Amte war, um der iym gestellten schwierigen Ausgabe vollständig genügen zu können. Er sollte die Flotte, bei der Vieles ,m Argen lag, zeitgemäß reorganisiren, die von seinem Vorgänger begangenen Fehler wieder gut machen, die Torpedoflotte actionSsäbig gestalten, daS Verbältniß zwischen Marinetruppen und Colonialarmee zweckentsprechend regeln, kurz eine Thätig- keit entfalten, die ebenso viele Jahre erforderte, als ihm Monate zugemefscn waren. Die Kritik der Kammer über die Leistungen der Minister ist stets streng und häufig sehr ungerecht, darauf müssen französische Minister stets gefaßt sein; an dem Tage ihres AmlSaiiirittS soll Alles in Ordnung sein und die einzelnen Tbeile sollen sicher ineinander greisen; Zeit wird einem neuen Minister nicht gelassen, einen Ueberblick zu gewinnen über DaS, was ihm zu tbun obliegt, darüber soll er vorher volle Klarheit besitzen. An dieser abgeschmackten Anforderung scheitern in Frankreich alle Anstrengungen, dauernde Zustände aufzurichlen, dort werden stets Personen für Verhältnisse verantwortlich gemacht, an denen sie mit seltenen Ausnahmen schuldlos sind. WaS sich neulich auf dem Wege nach Laiigson zugclragcu bat, ist die Folge von kopflosen Unternehmungen, die im Jahre 1883 nach dem Uebersall vom 20. Mai beschlossen worden sind. Damals gab man sich in Paris der Hoffnung bin, daß cS nur der energischen Anstrengung einiger Wochen, höchstens einiger Monate bedürfen werde, um Anam und Tonkin dauernd der französische» Herrschaft z» unterwerfen. Die Thatsachen habe» sich anders eniwickelr, Tonkin wider strebt noch heute der französischen Herrschaft und würde nur durch Aufwendung von Mitteln zu bczwingcn sein, die weit über den erreichbaren Zweck kinauögehen. Statt über diesen Sachverhalt Klarheit zu schassen und demgemäß zu handeln, wird das Ministerium für Dinge verantwortlich gemacht, die ganz außerhalb seines Machtbereiches liegen, die Sache selbst aber bleibt beim Alten. In Rußland liegen die Verhältnisse noch bei Weitem un günstiger, denn dort geht die Enlwickelung trotz scheinbarer äußerer Erfolge von Jahr z» Jahr mehr zurück- Nirgend» besteht in diesem weiten Reiche ein wirklicher Zusammen hang mit der Centralstellc, Jeder tbul unter der Maske tiefster Unterwürfigkeit unter die Regierung, was ibm beliebt, und ist auf seinen Vorlheil bedacht, statt da» Gemeinwohl zu berücksichtigen. Ein charakteristischer Vorgang hat sich veim Ausbruch der Cbclcra in Saratow gezeigt, wo die Apotheker den Preis der Desinfektionsmittel erhöhten, als der Bedarf danach stärker wurde. DaS ist der Standpunct Dessen, der sagt: Mag die Cbolera dabin raffen, wen sie wolle, wenn ich nur dabei mein Geschäft mache. Wie cs mit dem Bildungsgrad der Bevölkerung beschaffen ist, lehrt der Aufstand in Astrachan, der daraus entstand, daß die Fabel verbreitet wurde, die Cbolera sei «ine Erfindung, die Leute Würden in die Spitäler geschafft und lebendig begraben, nach dem man sie mit Kalk Lbergoffen. Die gleiche Erscheinung wurde vor zwei Jahren in Neapel beobachtet, auch dort wurden die Aerzte mißhandelt, weil man sie beschuldigte, die Seuche in eigennütziger Absicht erfunden zu haben, um diese Erfindung für ihre Zwecke auSzunuyen. Die Ursachen solcher Abnormitäten in Italien sind be kannt, sie haben aber dort lange nicht die Bedeutung wie in Rußland, weil Italien ein VersassnngSslaat ist, dessen einbcit- liche Organisation noch verhältnißmäßig neu ist Die Fehler, welche Italien noch aus seiner trüben Vergangenheit anhaften, Werden und müssen sich allmälig verlieren, während e« in Rußland an allen den Mitteln gebricht, welche die Aussicht auf eine Besserung der bestehenden Zustände eröffnen: im Gegentbcil ist man bemüht, das Volk auf der Culturstuse zu erhallen, aus welcher cS steht. Es ist schon oft aus die Unmöglichkeit einer wirklichen Uebcrcinslimmung zwischen Frankreich und Rußland bin- acwiesen worden, und in den maßgebenden Kreisen beider Länder ist man sich dieser Unmöglichkeit auch vollkommen be wußt, aber die Herrschsucht Hai den Gnmdsatz ausgestellt, daß im Kriege der Zukunft nur Der^den Sieg erringen kann, welcher über die größere Zahl von Soldaten verfügt, voraus gesetzt, daß sich die Bewaffnung vollständig ans der Höbe der Zeit befindet. Nach diesem Grundsatz ist daS gute Ein vernehmen zwischen Frantreich und Rußlands zu Stande ge kommen, und daran hält man auf beiden Seiten sest, mag auch die Unvereinbarkeit der beiderseitigen Interessen ein noch so lautes Wort sprechen. Es wird immer klarer, daß die Entfesselung des Krieges nicht vom Willen der dazu bereite» Mächte allein abhängt, sondern daß eü der Erfüllung von Voraussetzungen bedarf, welche außerhalb der Machtvollkommenheit der Wollenden liegen. Die Friedensfreunde haben alle Ursache, sich kessen zu freuen, wenn sie auch nicht so weit geben, UnglückSfälle, wie Miß ernten und Seuchen, als Bundesgenossen willkommen zu beißen. Die Sache liegt auch gar nicht so, baß die Ge staltung der nächsten Zukunft von diese» Plagen abbängt, sonder» es hat sich dabei nur hcrauögcslcllt, daß Rußland nicht den Grad von Tbalkraft und Klugheit besitzt, um solchen Feinden mit Erfolg widerstehen zu köiiney. Der Noth- stand des vorigen JahrcS hat tiefe Spuren lunlcrlasscn. die sich bereits in der Form eine- neue» Nolhstande« gellend machen, und die Cbolera findet »ich; den Widerstand und be gegnet nicht de» Maßregeln, welche sie aus die unvermeidliche Wirkung einschränkt. In Frankreich ist die BildungSböhc der Rußlands weit überlegen, aber dort sorgen wieder Leidenschaft und Herrsch sucht dafür, daß die Entwickelung nicht in ei» ruhigcö Fahr wasser einleiiken kann. Solche Znstände, wie sie in Frank reich bestehen, sind der Erhaltung deS Friedens nicht günstig, aber die schädlichen Triebe finden in den Thatsachen ihre Grenze. Die Erfahrungen auf anarchistischem Gebiete sind nicht gering zu schätze», sie erfordern große Ärastanstreiizung, um den Kreisen der Arbeiter und der Armee fern gehalten zu werden. Frankreich gebietet über ei» zahlreiches und aut geschultes Heer, cS hat reiche Hilfskräfte, »m die Opfer, welche ein großer Krieg erfordert, längere Zeit tragen zu können, aber eS entbehrt der inneren Festigkeit der Zustände, welche zu einem FriekenSbruch ermulhigen könnten. Rußland ist ein mächtiger Bundesgenosse, aber seine Macht scheint größer, als sie ist. Im Ganzen und Großen können die Friedensfreunde mit der heutigen Lage zufrieden sein. * Deutsches Reich. »8. Berlin, 12. Juli. Die ,^rreuzzeil»ng" wundert sich, daß das in einein frciconservaliven Blatte angeregte Zu sammengehen der früheren Cartelparteien bei den Wahlen zum preußischen Abgeordnetenbause in nationalliberalcn Blättern von der Bedingung abhängig gemacht worden ist, daß die conservative Partei sich dem be stimmenden Einflüsse der Extremen entziehe. Diese Ver wunderung ist ihrerseits höchst erstaunlich. So lange da» Cartel bestand, batte cS keinen deftigeren Gegner als eben die „Kreuz- zeituiig" lind ihre Freunde, darunter allen voran Herrn Stöcker Die Jntrigue» dcs Herr» von Hammerstei» gegen den Fort bestand deS lleberciiikommenS von 1887 sind noch in frischer Erinnerung, desgleichen die schlechtverbehlte Freude der „Kreuz- zeilung" über da« Ergebniß der letzten ReichStagSwahle». <Leitdem aber baden die Extremen ihre dem Cartelgedanken widerstreitende Politik mit vermehrter Schärfe verfolgt. Es grenzt an daS lbomiicbe, wenn die „Krcuzzeilung" sich beschwert, baß die Nationallideralen NicktS von dem Zusammengehen mit einer von ihren Leuten dirigirten Partei wissen wollen; findet doch dieses Blatt seine vornehmste Ausgabe in der Be kämpfung ede» dieser Nationalliberalcn. Jedoch um die äußerlichen Beziehungen der Parteien kan» cS sich hier nicht handeln, sondern nur um die Frage, ob noch, wie 1887 und in beschränkterem Maße >890, daS den Nationallideralen und Extrcmconservativc» Gemein same das sie Trennende überwiegt, oder od das Umgekchrle der Fall ist. Tie Ereignisse des letzten Jahre« geben daraus eine unzweideutige Antwort. Die Rcactionairen haben die conservative Partei dabin gebracht, sich in der Angelegenheit der Landgemeinde-Ordnung einer positive» Mitarbeiter schaft mit Nationalliberalcn und Freiconscrvativen zu ent ziehen und damit da» Abkommen zwar nicht seinem Wortlaute, wohl aber seinem politischen Gehalte nach zu verletzen. Noch viel stärker ins Gewicht fällt aber die veränderte Stellung zum Ceutrum und dem UltramvntaniS- muS. Tie „Kreuzzeitung" wird nicht leugnen wollen, daß sie im Parlament ein engeres Zusammengehen mit dem Centrum anstrebt und in der Schulgesetzangelegenheit schon berbeigesübrt hat. Opser de« Staate« auf dem Altar deS UllramontaniSmu« wurden und werden dabei von dem Blatt und seinen Freunden nicht gescheut. Die Annahme, daß diese Politik von den Nationalliberalen irgendwie unterstützt werden könnte, ist absurd, so absurd wie der Gedanke eine« ultra montan - nationalliberalen Cartel«. Durch da« von den Extremen verschuldete Verhalten der conservative» Partei in der Volksschulfrage Kat sich eine weite Kluft zwischen dieser und den Nationalliberalen aufgetdan, die so lange un überbrückbar bleibt, als die Conservative» sich von den Extremen für klerikale Zwecke mißbrauchen lassen. Bei dieser Sachlage, die die „Krenzzeitung" sehr genau kenn», ist e« mehr al« sonderbar, wen» sie zu glauben sich den An schein girbt, al« ob die Nationalliberalcn eS mit Bedauern säben, daß Herr v. Helldorf da« Zustandekommen de« — neuen konservativen Parteiprogramm« — nach der Versicherung der „Krenzzeitung" wenigsten«, bintertreibt. So gcmiitblich sind die Nationalliberalen denn doch nicht, um die programmatische Festlegung der neuerdings betriebenen verdängnißoollen con- servativen Politik beschleunigt sehen zu wollen. L.H Berlin. 12. Juli. In den Einzellandtagen bat die Socialdemokratie immer festeren Fuß gefaßt; die Agitation für dieselbe vollzieht sich selbstverständlich nicht mit demselben Geräusch wie für die ReichStagSwahlen; und das ist eben da« Gefährliche. Der ganze Aufmarsch de« Feindes geschieht mehr hinter den Coulissen. Die Aufforderungen der Wahlcomitös, das Landtagswahlrecht zu erwerben, werden, obgleich sie fast jede» Tag erfolgen, von der antisocialdemo- kralischcn Presse wenig beachtet; di» Socialdemokraten aber folgen in Massen diesem Weckrufe, und so ist eS daher gar kein Wunder, daß in der zweiten sächsischen Kammer die Socialdemokralie über zehn Sitze (den Licbknecht'schen milgerechiiet) verfügt; cs ist noch nicht lange her. daß die Socialbemokratie i» die zweite hessische Kammer (Mainz) ein zog, sie bat diesen Besitzstand dann noch vermehrt; seit den letzten Wahlen hat die zweite badisch« Kammer auch da« zweifelhafte Vergnügen, Socialdemokraten in ihren Reihen zu zählen (Mannheim), und daß die Socialdemokratie Fortschritte hinsichtlich de« Besitzstandes in den Einzelland tagen der kleinen thüringischen Staaten gemacht hat, dürste genügend bekannt sein. Jetzt schickt die Socialdemo- kratie sich an, einen Ansturm auf die Mandate der zweiten bayerischen Kammer zu machen; em früherer Ansturm wurde bekanntlich abgeschlagen; aber in den diesmaligen Wahlkampf geht die Socialvemokratie mit größeren Chancen, und München-Land und Nürnberg dürsten vielleicht socialdemvkratisch wählen. Die socialdemokratische Cculralleituiig in Bayern soll mit dem Erfolg ihrer Auf forderung an die Genossen, da« Landtagswahlrecht zu er werben, sehr zufrieden sein, und sicherlich werden die social- dcmokratischen Wählerschaaren diesmal bedeutend stärker sein als das letzte Mal; und was von Bayern gilt, trifft auch siir die meisten der anderen Staaten zu. Es ist aber ein Fehler, daß man im Allgemeinen auf aiilisocialdcmokratischer Seite de» Wahlvorbereitungen der Socialdcmokraten für die Landtage nicht genügende Aufmerksamkeit schenkt. — Die Commission für die zweite Lesung de« Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuches hat, wie die „N. Prcuß. Zlg." berichtet, in der vergangenen Woche ihre Beralhungen bis zum Herbst diese« Jahre« vertagt und ist in die Ferien gegangen. Die Commission, die jetzt den größten Theil de« Entwurf« berathen, wird in ihrer Gelammtheit am 10. October d. I. z»saui»ientret«n, während die sogenannte Borcommission bereit- am 5. September im ReichS-Zustizamt sich zu Bcrathunge» versammelt. — Es gilt als ziemlich sicher, daß nach Abschluß der Reform des höheren Schulwesens eine weitere Umaestaltung auch der Mittelschulen und der höheren Tochter schulen nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Vor arbeiten sind nach verschiedenen Richtungen hin in die Hand genommen, und schon während der nächsten Landtagstagung dürfte Näheres über die Zwecke und Ziele der Resorm- dewcgung bekannt werden. — An den päpstlichen Nuntius in München, Msgr. Agliardi, sollen, wie man der „Magdeb. Ztg." schreibt, aus R o m Weisungen ergangen sein, durch Vorstellungen am hiesige» Hofe die Abberufung de« diesseitigen Gesandten bei dem Vatican Or. Kurt v. Schlözer womöglich noch zu ver zögern. Die Nachricht klingt um so überraschender, al« zwischen Herrn v. Schlözer und dem Cardinal-Staat«secretair Rampolla bei dem völligen Hinüderneigen de« letzteren zu Frankreich daS Verhältniß natürlich neuerdings etwas gelitten hatte. Die allgemeine Sprunghaftigkeit der vati- canischen Berbältnisse »nd ihres entscheidenden individuellen Factors macht trotzdem die Nachricht keineswegs völlig unmöglich, zumal bei den allgemein anerkanutezi persönlichen Eigcnlchaften deS bisherige» preußischen Diplomaten; auch ist bekanntlich Leo XUI. jede Unterbrechung einet diplomatischen Verkehrs äußerst unangenehm, weil er in der Wieder herstellung und Vermehrung solcher Beziehungen die Erfolge seiner persönlichen Politik im Gegensätze zu der seines Vor gängers erblickt. Es heißt übrigens» daß der Vatican gleichzeitig in Berlin die Erhebung der diesseitigen Gesandtschaft zum Range einer Botschaft betreibe. DaS würde doch Wohl eine solche des deutschen Reiches sein müssen, da cS zwar in den Zeiten de« nord deutschen Bundes 1867—71 „norddeutsche und preußische", seitdem aber nur kaiserlich deutsche Botschaften gegeben hat; auch wäre die betreffende Bewilligung wenigsten« von dem jetzigen Reichstage Wohl leichter zu erhalten als von der preußischen LandeSverlretung. Der Bestand einer besonderen bayerischen Gesandtschaft bei dem Vatican wäre für diese Veränderung gleichfalls kein Hinderniß; auch bei dem König reich Italien in Rom besteht neben der Botschaft des deutschen Reiches noch eine besondere bayerische Gesandtschast. Aber aus einer ganzen Reihe anderer Gründe wird hoffentlich dieses päpstliche Bestreben stets den Charakter eines „fromme»" Wunsches in de« Wortes zwiefacher Bedeutung behalten. * Hamburg, 12. Juli. Die „Hamb. Nachr." machen heute folgende Mittheilung: „Bezüglich des Zusammentreffens deS Fürsten BiSmarck mit dem Prinzen Ferdinand von Coburg in München »heilen wir mit, daß der Prinz den Wunsch äußern ließ, den früheren Kanzler zn besuchen. Fürst Bismarck, der im Begriff stand, ous- ziisahren, ließ ihm sagen, daß er in der Ungewißheit über seine Tagesordnung keine Stunde für den Besuch bestimmen könne, und daß er deshalb aus seiner Aussahrt beim Prinzen Vorfahren werde. Ties geschah und daraus machte der Prinz seinen Gegenbesuch. Irgend eine politische Bedeutung oder Lonjequenz hat dieser Be>uch natürlich nicht." Weiter wiederholt daS Blatt, daß dem Fürsten Bismarck für die Artikel der „Westd. Allgem. Zlg." irgend eine Verantwortlichkeit nicht auferlegt werden kann, „da sic nicht mit seiner Genehmigung publicirt worden sind". Aus die Ermahnungen an den Fürsten, in den Reichstag zu gehen, antworten die „Hamb. Nachr ": „Wir sind der Ansicht, daß die Entschließung darüber, ob der Fürst in den Reichstag gehen will oder nicht, ihm allein zu- ftehr und daß cr sich darüber höchstens teinen Wählern gegenüber zu verantworten hat Wir richten das freundliche Ersuchen an di» Blätter, sich in dieser Beziehung nicht den Kopf de- Fürsten Bis marck zu zerbrechen. Der Fürst ist zum Erscheinen im Reichstage ebenso berechtigt, wie zum Wegbleiben, zum Reden im Parlament ebensowohl wie zur Aeußerung seiner Ansichten in der Press». Einstweilen scheint Letztere« aber wirksamer zu sein al» da« Reden im Reichstag», da sämintltch» Fracttonen durch ihre Interessen an feste Bahne« gebunden sind und theil« von jeher Gegner der Politik d«S alte« Lurse« gewesr«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite