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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189207173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-17
- Monat1892-07
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1892
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AbormemeutSPrviS ln der Hauptexvediffon oder den im Stad» bezirk und den Vororte» errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^14^0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus -/t 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vierteljährlich ^ 6.—. Direct« tägliche Kreozbandsenduag in» Aullaad: monatlich V.—. Dle M orgen-Au»gab« «schotnt täglich'/,? Uhr, di» Adcad-Autgad« Wochentag« b Uhr. NeLaclion un- Lrpeditioa: Johanae»«aste 8. Di« Erveditiou ist Wochentag« »nnnterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale»: Vita klemm'« e-rtim. (Ms«» Haha), Universitätlstrah» L Laut« Lösch«, »alharinenstr. 14. gart, und KRtigSvlatz 7. öiWigcr.Lagcl>latt Anzeiger. Lrgan för Politik, LocalgeMte, Handels- und GesGftsverkehk. JnsertionSpreiE » Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg> Reclamen unter dem Redactionsstrich (4 g«« spalte») bO/H. vor den Familieanachrlchtr» (6 gespötten) 40-^. Größere Schrlsten laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisserasotz »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit btt Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderui'g » 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgeu-Bu-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn« und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Aunahmestelleu j» eine halbe Stunde früher. "7"- Jnserate sind stet« an di« ExpeRtta« zu richten. Druck uud Verlag von E. Polz in LtHjig. ^-382. Sonntag den 17. Juli 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Anmeldungen zum Anschluß an die Ttadt Aernsprech- einrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung für Leipzig und Vororte sind, wenn die Ausführung in dem im Monat Sep- tembcr beginnenden zweiten Bauabschnitte des laufenden Jahres ge« gewünscht wird, spätestens bis zum 1. August bei dem Kaiser« lichen Stadt-Fernsprechamte hier, Grimmaischer Sleinweg Nr. 3, II., anzumelden. Später einaehende Aumklduugrn könne» erst nach dein 1. April 1893 berücksichtigt werde». Einer Erneuerung hier bereits vorgemerkter Anmeldungen be darf es nicht. Leipzig, 4. Juli 1892. Ter kaiserliche Lbcr-Postdireetor. Walter. DaS für die am 23. Januar 1876 zu Kleinpösna geborene Marie Anna Israel vom Gcmeindevorstand zu Stötteritz unterm 28. April 1890 aus gestellte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge verloren gegangen und im AnffindungSfalle an uns abznliefern. Leipzig, am 13. Juli 1892. Las Poltzetanit der Stadt Leipzig. U. 4011. Bretschneider. I. Lekanntinachung. Die für die Heizungsanlagen der höheren städtischen Schulen für den Winter 1892 93 erforderlichen Stein- und Braunkohlen sollen an den Mindestsordernden vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen sind aus dem Rathhause 1. Stock, Zimmer Nr. 14 — Nuntiatur — gegen Erlegung von 0,25 zu entnehmen. Die Angebote sind mit der Aufschrift „Bcwcrbnng NM dir Sohlenlirferung für die höheren städtischen Schulen" bis zum 22. Juli Abends 5 Uhr ebendaselbst einzureichen. Leipzig, den 14. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lindner. Ausschreibung. Die Ausführung der Maurerarbeiten bei der Erbauung eines Nebengebäudes aus dem Areale des Krankenhauses in Leipzig-Plag Witz soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und die Pläne für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Berwaltung, Raihhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 7 aus und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 1 ^!, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Maurerarbeiten, Nebengebäude Krankenhaus Leipzig-Plagwttz" versehen, ebendaselbst portofrei und zwar bis zum 25. Juli dss. I. Vormittags 10 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung särnmtlicher An geböte vor. Leipzig, den 16. Juli 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Ass. Lampe. Lekaantmachullg. In einer Versammlung der Jagdgrnosscnschast Leipzig Anger-Vrottendors-Reudnitz soll behufs Ermittelung der Stimmenzahl die Jagdbarkeit der zum Jagdbezirk gehörigen Par cellen erörtert und sestgestellt werden. ES werden deshalb dazu und dafern sich ergeben sollte, daß die Versammlung vom 14. dss. Mts. nicht beschlußfähig gewesen ist oder deren Beschlüsse nicht mit der erforderlichen Mehrheit gefaßt worden sind, zu Wiederholung der Wahl des Jagdvorstandcs und des Stellvertreters desselben, sowie zu anderwciter Beschlußfassung über die Verpachtung der Jagd auf die nächsten 6 Jahre, und zwar i» erster Linie über Fortsetzung des bisherigen Pachtverhältnisses sämmtliche Mitglieder der Jagdgcnofsenschast hiermit vor geladen, Montag, den 1. August dss. Ja., Nachmittags 3 Uhr in der Restauration des Herrn Leuchte zu Leipzig- Angcr-tzrottendorf, Zwcinaundorfer Strotze 21, sich einzufinden. Insoweit als hiermit eventuell die Vorladung vom 27. vor. Mts. wegen Beschlußunsähigkeit der Versammlung vom 14. dss. MtS. wiederholt wird, ist gesetzlicher Vorschrift zufolge darauf hinzuweijen, daß in der Versammlung vom 1. August dss. Js. die Erschienenen ohne weitere Rücksicht ans die Anzahl der vertretenen Stimmen gütiger Weise Beschluß -fassen. Vertreter von Mitgliedern werden, soweit sie nicht bereits legitimirt sind, nur gegen Beibringung schriftlicher Vollmacht zugelassen. Leipzig, am 15. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3165. vr. Tröndlin. Ass. Lampe. Lekanntuiachmig. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom 27. April 1883 und 8. April 1884 wird zur Erleichterung Ses Geschäftsganges bei der Armencasse und zur Ermöglichung einer formellen und fach« lichen Prüfung der eingehenden Rechnungen, soweit mit besonderen Lieferanten von hier aus nicht anderweite Einrichtungen getroffen worden sind, bekannt gegeben, daß alle für das Armenamt, die Armenhäuser Alt-Leipzig, Leipzig-Eutritzsch, Leipzig-Connewitz. Leipzig-Lindenau und Leipzig-Lolkmarsdors, das Georgcnhaus, das Exmittirlenhaus, das Waisenhaus, die Armenbrodbäckeeei und Be- kleidungsansialt bestimmten Rechnungen, die Freitags in der zur Einführung gelangten Eaffrnzett von vormittags 8 bis Mittags 12 Uhr und Nachmittags 2'/, di» 4 Uhr von Seiten der Armencasse, Stadthaus, 1. Etage, beglichen werden sollen, bis spätestens am vorhergehenden Mittwoch Nach« o Uhr eingereicht sein müssen. Später einlansende Rechnungen werden für die darauffolgende Woche, bez. bis z»m darauffolgenden Zahlungstag znrückgelegt werden. Leipzig, den 15. Juli 1892. Das Sr«ena«t. Ludwig-Wolf. Schicker. Erstatteter Anzeige zusolge tst das für die am 21. März 1871 zu Woitersdors bei Königsberg geborene Emma Gadan von der Polizeiverwaltang daselbst unterm 1. April 1889 ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt verloren gegangen. DaS Buch ist im AnffindungSfalle an un« abzuliesern. Leipzig, am 13. Juli 1892. Ta« Polizei««» »er Stadt Leipzig. N. 4010. Breischneider. I. Da» für Auguste Alma Jrntzsch aus Döbeln unterm I. Januar 1890 vom Gemeindevorstand in Theeschütz ausgesertigte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge in hiesiger Stad« verloren worden und im Aussindnngssalle an uns abznliefern. Leipzig, am 1l1 Juli 1892. T,« Polizei««» der Stadt Leipzig. II. NS3. «retschusider. De. Das für die am 18. Februar 1872 in Neureudnitz geborene Anna Marie Kempe Hieramts am 10. Februar 1890 unter Nr. 33 ausgesertigte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zusolge in hiesiger Stadt abhanden gekommen und im AussinLungssalle an uns ab- zuliesern. Leipzig, am 12. Juli 1892. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. II. 4009. Bretschneider. Tr. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll dos im Grundbuche von Ziegenrück Band 1. Blatt 7 auf den Namen des Gerbermcisters Karl August vrehm eingetragene, in der Flur Ziegenrück be- legene Grundstück Etablissement Lutwigshutte Nr. 8 am 30. Sep tember 1892, Vormittags 9 Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht — an Gericblsstelle — versteigert werden. Tas Grundstück ist mit 114 Nutzungswerth zur Gebäude- sleuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts» etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kauf bedingungen können in der Gcrichtsschreiberei zu Ziegenrück ein- gesehen werden. Alle Realbcrcchtigten werden ausgesordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Ber> steigeruiigsvermcrks nicht hcrvorging, insbesondere, derartige Forderungen von Capital, Zinsen, wiederkehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumclden und, salls der betreibende Gläubiger wideripricht. dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigem salls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berück sichtigt werden und bei Vertheilung des KausgeldeS gegen die berück, sichtigtcn Ansprüche im Range znrücktreie». Diejenigen, welche das Eigenlhum des Grundstücks beanspruchen, werden ausgesordert, vor Schluß des Vcrsteigerungstermiiis die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kausgeld in Bezug aus den Anspruch au die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlag? wird am 30. September 1892, Vormittag« 11 Uhr an Gerichtsstelle ver kündet werden. Ziegenrück, den 13. Juli 1892. Königliches Amtsgericht. Versteigerung. TienStag, den 19. Juli V. I.» sollen vormittag» 19 Uhr im Versleigeriingsraume des König liche» Amtsgerichts hier I Partie Damen- »nd Kinderhüte u. dergl. Mützen, 1 Partie Feder», Blumen, Bänder und Schleifen, Sammet- und Atla--- rester, I Ladentafel, 1 Waarenregal, 1 Holzdrehbank, 1 Partie Möbel »nd Cigarre» u. v. a. G. und Nachmittags 3 Uhr im Grundstücke Sudslraße Nr. 68 hier: 1 Billard mit Zubehör, I Maaren- und 1 Flaschenregal, I Ladcnlisch, I Vierdruckapparat, 1 Echreibseeretair, 1 Kleider- schrank, 1 Sopha, verschiedene Tische und Stühle, 2 Regulato» uhren, 1 Satz Kegel und 8 Äugeln u. v. a. G meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 16. Juli 1892. Ter Gerichtsvollzieher VrS Königliche» Amtsgerichts. Freiwillige Versteigerung. Das antbeilig zum Nachlasse des verstorbenen Herrn Siadlrath Johann Friedrich Wilhelm Lehmann i» Pschatz gehörige, o» der HoSpilalstraße unter Nr. 326 des Brand-CatasterS gelegene Hansgrnndstück Fol. 304 des Grund- »nd HypothekenbuchS für Lschatz, im sach- verständigen Echatzungswerthe von 17 000 ./<, soll Lonilavend, den 39. Jnli 1892, vormittags 19 Uhr. aus Antrag der Erbin an hiesiger Gcrichlsstellc meistbietend ver steigert werden. Das Grundstück, in welchem das älteste und rcnommiricstc Weiß- waarcngcjchäst Lichatz's betrieben worden ist, nmsaßt 3,5 ar Fläche, ist mit 174,26 Steuereinheiten belegt, mit 13180 zur Brand- casse eingcichätzt und nach vier Vieren braubercchtigt. Ersteyungslustige werden ersucht, sich zu obigem Termine an hiesiger Gcrichtsstcüe einznfindc». Tie Bersteigcrungsbelchtgungcn sind aus dem an der Gerichis- tafcl aushängenden Anschläge ersichtlich. Oschatz, am 13. Juti 1892. Las Königliche Amtsgericht. Lehmann. Franke. Lau-Areal in nächster Näht des vahnhoss und der Harthtvaldnng, schön gelegen, hat billig zu verlausen Ter Stadtrath zu Zwenkau. Frankreichs internationale Stellung. Man kann nickt sagen, daß sich die Stellung Frankreichs in Europa seit den Tagen von Kronstadt verbessert hat, cS befindet sich vielmehr noch ebenso vereinsamt als vorher, weil ibm die russische Frcundschast vor der Hand nickls Helsen kann und weil cS durch seine Annäherung an Ruß land überall Mißtrauen erregt hat. Die Unbehaglichkeit, welche Frankreich über seine Lage empfindet, kommt gegen wärtig im „Figaro" zum Ausdruck, der von einem leb- baften Depescbenwechsel über eine bevorstehende Zusammen kunft der Kaiser von Rußland und Oesterreich gehört haben will und in Folge dessen zum Abschluß eines formellen Bündnisses Frankreichs mit Rußland drängt. DaS ist aber nickt die einzige Beklemmung, an der Frankreich leidet. eS sucht auch fortdauernd Anknüpfung mit Italien, und wenn neulich Präsident Carnot die Ueberschwänglichkeiten des neuen italienischen Botschafters Reßmann mit merklicher Kühle erwidert bat, so war das mehr diplomatisch als auf richtig, denn in Wahrheit würde Frankreich nichts willkommener sein, als wenn eS ihm gelänge, Italien vom Dreibund loS zu macken. Der französische Botschafter Billat in Rom bat am Tage de- französischen NatchnalfcsteS an die Abordnung der französischen Cokonir in Rom eine Ansprache gehalten, die dem Gedanken einer französisch-italienischen Verbrüderung noch weit rückhaltloser Worte leibt, als die Antrittsrede Reßmann « beim Empfang im Elhsse. Billot sprach die Zuversicht au«, daß der Tag kommen werde, an welchem die dauernden Interessen Italiens und Frankreichs zur vollständigen An näherung und zuin vollkommenen Einvernehmen beider Länder führen würden. Eine solche Veränderung LeS bestellenden Verhältnisses zwischen Frankreich und Italien ist nur möglich, wenn Italien aus dem Dreibünde ausschcidct, und das wird »ach menschlicher Voraussicht so bald nicht geschehe». Frankreich ist ferner bemüht, sich mit Spanien auf einen möglichst guten Fuß zu stellen, dabei wirkt eS aber ganz ungcnirt den Interessen Spaniens in Marokko entgegen und scheut auch nicht vor der Bekämpfung der Bcinuhunge» Englands zurück, auf den Sultan von Marokko Einfluß zu gewinnen durch den Abschluß eines Handelsvertrages und durch die Sicherstellung seiner Interessen in Marokko. Ueberhaupt ist die Stellung Frankreichs als Mittclmccr- macht so geartet, daß sie ein freundschasilicheS Verhältnis; zu Italien und Spanien auSschlicßt. weil Frankreich die Herrschaft im Mittelmeer anstrebt, sich zu diesem Zwecke aber auf seine Landmacht stutzt im Gegensatz zu England, das sich allein auf seine Flotte verläßt. Italien er wartet den Schutz seiner Mittelmccr - Interessen von England, könnte sich aber in dieser Erwartung durch die Thatsachen leicht getäuscht sehen. Wenn auch der in England bevorstehende Regierungswechsel an der aus wärtigen Politik dieser Macht wenig ändern wird, so wird die neue Regierung dock die Wahrnehmung der englischen Interessen in weil rücksichtsloserer Form durchführen, als das unter dem Ministerium Salisburn geschehen wäre. Salisbury wußte der auswärtigen Politik Englands stets eine empfehlende Außenseite zu geben, gleichviel, ob es galt, einen für England vorthcilbaften Vertrag über die Theilung afrikanischen Gebietes abzuschließen, oder ob cs sich um die Berwandelung des egyptiscken Besitzes in Eigenthum handelte. Englands Ab sichten auf Marokko sind auch heute durchsichtig genug, und Frankreich wird einen schweren Stand haben, um diese Absichten zu durchkreuzen. Endlick sei auch noch der Verwickelung gedacht, welche durch die Handlungsweise der britisch-ost- asrikanischen Gesellschaft in Uganda herbeigesührt ist. Die Darstellung, weiche Capital» Lngard von dem Verfahren der Katholiken unter Führung König Mwanga's und unter Einwirkung deS Bischofs Hirth giebl, weicht wesentlich von Dem ab, wcks bisher aus katholischer Quelle darüber ver lautete, »nd eS erscheint zweifelhaft, ob Frankreich aus den Beschwerden, die eS in England über die Mißhandlung katholischer Missionen erhoben hat, das Recht auf Entschädi gung wird herleiten können. Die Mittelmeerfragc entwickelt sich mehr und mehr zu einer Angelegenheit, die zwischen England und Frankreich zur Entscheidung gelangen wird ohne Rücksicht ans Italien und Spanien, und in diese Frage spielen die afrikanischen Interessen mit hinein, ein Umstand, der Frankreich um so mehr ver anlassen muß, den Bogen England gegenüber nicht zu straff zu spannen. Für eine beide Thcile befriedigende An näherung Italiens und Frankreichs fehlt cö an der Interessen - Gemeinschaft, welche die unerläßliche Vor aussetzung eine» dauernden FreundschaftSverkäitnisseS ist. Tie Zuneigung Frankreichs zu Italien — von Spanien ganz zu schweigen — beruht nicht auf Leistung und Gegen leistung, sondern sie gleicht der Raubgier kcS TigerS, der sich auf sein Opfer stürzen will. Frankreich verlangt von Italien nicht mehr und nicht weniger, als daß eö dem Dreibund den Rücken wenden soll, um dafür die Unterwerfung unter den Willen Frankreichs cinzutauschen. Dann kann natürlich von Mittelmeer-Intcressen Italiens nicht mehr die Rede sein. England hat in dieser Beziehung Italien gegen über wenigstens den Vorzug, daß eS sich genöthigt sicht, auf Italien Rücksicht zu nehmen, nicht aus Zuneigung für diese Macht, sondern weil Italien als Mitglied des Dreibundes Anspruch auf Rücksicht hat Frankreich hat trotz seiner sehr bedeutenden Aufwendungen für Marinezwecke keine Anwartschaft darauf, eine Seemacht ersten Ranges rn werden, die sich mit England messen kann. Dazu gehören Raturanlagen, die Frankreich fehlen, sonst müßte eS heute schon England ebenbürtig zur Seite stehen oder cs womöglich überflügeln Die Menge der Panzerkolosse, über welche eine Macht gebietet, genügt nicht, um ihr die Stellung als Seemacht anzuweiscn, sic muß auch die Fähigkeit baden, davon im entscheidenden Augenblick den geeigneten Gebrauch :u machen. Ter letzte Wechsel im französischen Marine-Ministerium hat gezeigt, wie die Sachen in diesem Fache flehen; eS fehlt an der zweckmäßigen Leitung, Landtruppen und Flotte handeln nicht cinmüthig zusammen, wo die örtlichen Verhältnisse ein solches Zusammen wirken erheischen, und in der Verlegenheit wird ein Mann zum Marineimnister ernannt, der von der Sache nach Lage seiner bisherigen Entwickelung so gut wie nichts versteht. Frankreich hat seine gesammte Kraft auf die Vorberei tung des RachekriegcS gegen Deutschlanv gerichtet und zu diesem Ende Rußland in einer dcinüthigendcn Weise umworben. Dickt vor dem Ziel eines Bündnisses mit dieser Macht angclangt, muß Frankreich erkennen, daß übermächtige Ereignisse Rußland zur Unthäliakcit vcr- urlheilen, daß also selbst im Falle der Neigung Rußlands, loszuschlagen, die Ausführung dieser Absicht nickt möglich ist. In solcher Verlegenheit begeyt Frankreich die Tborhcit, sich mit den Czechcu zu verbrüdern, Italien die Hand entgegen zustrecken und mit Spanien zu liebäugeln, lauter Zeug niffe des Unvermögens, so würde, wenn die Gunst des Verlangens entspräche. Verfahren Frankreichs in auSstellung als politischen Berliner Weltausstellung, aufzuireten, wie eS auftreten der Zeitlage der Heftigkeit Wir könnten auch noch das Sachen der nächsten Welt Fehler erwähnen, denn eine die ohne den Wettbewerb der Pariser Ausstellung FiaSco macht, wäre ein weit durchschlagenderer Sieg über die deutsche Industrie, al- ein Sieg, der unter Benutzung aller Frankreich günstigen Ver bältmssr errungen wird. Auch nur ein Achtungserfolg, den Deutschland im Jahre 1898 erringt, würde durch einen vollen Erfolg Frankreichs zwei Jahre später nicht in den Schatten gestellt werden können, weil Berlin als junge Weltstadt zum ersten Mal als AuSstellcrin austritt, während die Ersolge Frank reich« aus diesem Gebiete fünfzig Jabre zurückrcichen. Im Ganzen genommen kann di« internationale Stellung Frank reich« heute nicht al» günstig erachtet werden. * Deutsches Reich, r es. Berlin, 10. Juli. Einen wcrthvollen Beitrag zur Charakteristik der Partei, welche jetzt im Verein mit den Ossiciösen die Nationalliberalcn der Feindschaft wider Kaiser und Reich bezichtigen, hat ein süddeutscher „Demokrat" geliefert. Bekanntlich wurde au« Stuttgart berichtet, bei einem Feste im Stadtgarten, an dem auch der König theil- nahm und die Gemcinderäthe mit Ansprachen beehrte, habe er sich auch an einen Herrn L. mit den Worten gewandt: „Sie sind Demokrat, nicht wahr, ich erinnere mich Ihrer Caiiditalnr bei der letzten ReichStagSwahl in Stuttgart." „Allerdings, Majestät", habe L. erwidert, „ich bin Par- ticularist, und meine Partei bat eS sich immer angelegen ein lassen, eine Stütze des Königshauses zu sein und die Selbstständigkeit Württembergs »u bewahren." „DaS lassen Sie meine Sorge sein, Herr L", habe der König, fein lächelnd, geantwortet, indem er dabei dem Herrn Gemeinderath auf die Schulter klopfte. Die National- gesinnten Deutschlands könnten sich eine derartige Abfertigung „dcinokratischen" Männerstolzes vor Fürstenthroncn zur vollsten Gcnuglhuung gereichen lassen. Die Zurückweisung de» Hrn. L. durch den König war aber thatsächlich eine weit schärfere. Die „Württeinbcrgische BolkSzeitung" stellt fest, daß die vor stehende Darstellung nicht sowohl aus guter, als vielmehr inlercssirter, also wohl demokratischer Quelle fließt und be richtigt sie wie folgt: „Ter König hat die Unterredung mit dem betreffenden Gemeinde rath mit den deutlichen Worten geschlossen: „Ich bin kein Par- ticularist, dieser Begriff i;l mir fremd. Die Selbst ständigkeit Württembergs zu wahren, ist meine Sache." Mit diesen Worten hat der König, weit entfernt, dem Gemeinderath sein lächelnd aus die Schulter zu klopfen, sich rasch von dem selben abgewendet." Angesichts der freudigen Neichstrcue, die König Wilydlm II. von Württemberg in der ersten Kundgebung nach seiner Thronbesteigung und seitdem unablässig bewiesen hat, hieße es, diese», Fürsten zu nahe treten, wenn man in seinem Ver halten gegen den wackeren Herrn L- etwa- besonders Merk würdiges erblicken wollte. Um so denkwürdiger ist das Ge bühren dieses Letzteren. Ein ReichstagScandivat der demo kratischen Partei, also jedenfalls ein hervorragender Partei genosse, antwortet aus die Frage, ob er Demokrat sei: „Allerdings, ich bin Particularist", bestätigt also die von Kennern der „Volkspariei" längst gemachte Wahrnehmung, daß diese Partei nichts weiter mehr ist. als eine particularistische. Da« „vcmokratische" dient nur als Aushängeschild. Früher war sie Beides, particularistisch unddcmokratisckundKönig Wilhelm hat sich bei der Versicherung des Herrn L-, ^daß seine Partei eS sich immer habe angelegen sein lassen, eine Stütze de« Königs hauses zu sein", vielleicht daran erinnert, daß Karl Mayer, der frühere Führer der Partei, seiner Zeit die Proclamirung der Republik als eine Frage der nächsten Zukunft erörtert und dabei mit ihn ehrender Gutmiitbigkeit bemerkt hat, man könne ja dein abgcsctzlen König eine Pension auSwerfen. Man wird zugeben, raß der königl. württembergische Hofdemokrat und SelbstständigkeitSverfechler, von dem der König von Württemberg nichts wissen will, eine höchst jammer volle Figur abgiebt, und man wird gleichzeitig Nicht« verfehlen dürfen, Herrn Richter das innigste Beileid über den Unfall dieses Bundesgenossen auSzusprcchcn — und über sein eigenes Mißgeschick. Denn gerade heute, wo wir durch den mttgclbeiltcn Vorfall über die süddeutsche Demokratie ein so eigenIbümlicheS Licht gegossen sehen, gerade heute beruft sich Herr Richter auf das Zeugniß des führenden Blattes dieser Partei, des Stuttgarter „Beobachters", um dar- zuthun, daß die Süddeutschen trotz der Kissinger Fahrt den Fürsten Bismarck gerade so glühend hassen, wie Herr Richter. Bei Leuten, die sich selbst als Particularisten und sonst nichts weiter einschätzcn, ist das aber ganz selbst verständlich, Herr Richter kann dasselbe von den Welfen und den Vertretern der hessischen Rechtspartei alle Tage hören. Tic Versicherung des „Beobachters" spricht für Bismarck, und wir wissen Herrn Richter den Schmerz nachzufühlen, den er darob empfindet, daß er zur Verbreitung jene« Zeugnisse« für de» Gehaßten bcigetragen hat. Im Uebrigen bat der Teulschsrcisiitn dem Stuttgarter Herrn L, als er sich mit Selbstempsehlungcn an den Thron drängte, nichts vorzuwerfen. Er treibt cS nicht anders und kaum weniger plump. Seit die Negierung in einem offenen Gegensatz zu dem Fürsten ViSmarck getreten ist, findet sie Herr Richter so herrlich und tadellos, wie sie vr. Lieber in Köln gefunden hat. Häßlich ist schön, schön häßlich geworden. Selbst die Lfsiciösen, deren Existenz dem Reichskanzler Bismarck allzeit als schweres Verbrechen wider die politische Moral vorgerückt worden ist, sind unter dein Reichskanzler Caprivi nicht nur etwas Selbstverständliches, die „Frei). Ztg." findet sogar täglich einige Male, daß einer Behauptung erhöhte Glaub würdigkeit inncwohnt, wenn sie von Herrn Pindtcr oder einem seiner BerusSgenosscn herrührt. — Wahrlich, auf dem Bilde der Charakterlosigkeit, welches die Gegenwart darbietet, spielt der Stuttgarter Tölpel nur eine Nebenfigur. * Borlt», 16. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser hat dem Professor Vr. Henoch anläßlich seine« 50 jährigen Doctor- jubilänmS den rothen Adlerorden zweiter Claffe mit der Zahl 50 verliehen. — Der Geh. Medicinalrath Professor Vr. Eduard Heinrich Henoch, der heule seinen 72. Geburtstag feiert, blickt an diesem Tage aus ein halbe« Jahrhundert wissenschaftlicher Arbeit zurück; am 16. Juli 1842 promovirtr er zuin Doctor. Seine lateinische Dissertation handelte „civ atropliia csredri". Sie ist Henoch'S Oheim, dem aus gezeichneten Kliniker Romberz, gewidmet, der neben Schönleia in erster Linie als sein Lehrer genannt zu werben verdient; wirkte er doch auch nach Vollendung seiner Studien noch längere Zeit als Assistent von Romberg im königl. poliklinischen Institut der Universität. Zn dieser Zeit wurde seine erste größere Schrift preisgekrönt; dieselbe erörterte die vergleichende Pathologie der BcwegungSncrvenkrankheitcn de« Menschen und der HauSIHiere. Henock, S reiches und gesegnetes Wirken al« Forscher, Lehrer und Arzt ist vorzugsweise seiner Vaterstadt Berlin zu Gute gekommen. Hier ausschließlich hat er stutirt und eine jetzt 42 jährige Tbätigkeit entfaltet. Schon >858 wurde er außerordentlicher Professor und ist al» solcher der Senior seiner College» im engeren Sinne. Mit seinen klaren, lichtvollen Vorträgen hat der Jubilar Tausend« von dank baren Schülern herangebildet. Auf gleicher Höh« stehe»
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