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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920718016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892071801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892071801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-18
- Monat1892-07
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Avo««eme»tsPreiS <n der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk und de» Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5L0. Durch die Post bezogen sü, Deutschland und Oesterreich: vi»rt«l>ädrlich ^4 k.—. Direkte tägliche rkreuzdandjenduug in« Ausland: maaaUich 8.—. Die Morgen-AuSgob« erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. Nedaction und LrpedMoa: Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag» nnunterbrvche» gedssnrt von früh 8 bi« Nbead« 7 UhL Filiale»: vtto Slemm'S Darttm. (Alsre» -ühtt). UniversilätSstraß« H Laut» «»sch«. »atharinenstr. 1t, Part, und Mtntgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. ^ M. MMer.TtMblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. Montag den 18. Juli 1892. JnsertionsPreiS Die 6 gespaltene Petitzeile LO Reclamen unter dem Redactionsstrlch (4 ge» spalten) ül) ^, vor den Iamiliennachrichten (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Preis- verzetchniß. Tabellarischer und Ziffern!«» nach höherem Tarif. ^rtra-veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-A»Sgabe, ohne Postbeförderung 60—, mit Postbeförderung 70-. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. , Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate find stets an die ErSeSition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekalllltmachullg. Die Lteuer-Reftgtfchästsstelle «ritt den 18. Juli ». I. im Stadthause zu Alt-Leipzig wieder in Kraft. Alle, welche die am 30. April und 15. Mai fällig gewesenen Steuern, nämlich die Staaiselnkommensteuer, die städtische Ein- koininensteuer und die persönliche evangelisch-lutherische Nirchcnaiilage noch nicht bezahlt haben, werden ansaesordert, Sirs bis ;n obigem Zeitpunkte an ihren VeztrkshrbestrUrn zu thii». Nach dieser Zeit werden Zahlungen auf Reste der oben genannten Art nur noch an der Restgeschäftsstelle angenommen. Leipzig, den 5. Juli 1802. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Leklmntmllchuiig. In dem der Stadtaenicinde Leipzig gehörigen Eckgcbäude an der Markthalle — »urprtnzstratze Rr. 14 — sind folgende Mieth- räume, als: 1) das an der Bruderstrabe gelegene VerkansSgrwölbe 4 von 37,74 gm Flächenqehalt mit einem Nebenraum von 17,80 gm und einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 36, lO gm; 2) das an derselben Straße gelegene VerkausSgcwölbc L von 32,10 qm Flächengehalt mit einem größeren Ncbcnraum von 50,80 gm und einem kleineren von 2,35 gm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 21,70 qm; 3) das an derselben Straße gelegene VcrkansSgclvölbe 6 von 32,10 qm Flächcngehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 2t,70 gm; 4) das an der Ecke der Brüder- und Kurprinzslraße gelegene VcrkansSgrwölbe I> von 56,30qm Flächengehaltiohne Neben, raum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lager, raum von 45,50 gm sofort auf sechs Jahre zu vermiethen. Miethgesuche werden aus dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, enlgegengenommen. Leipzig, den 16. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröudlin. Krumbiegel. Lekanntiliachuilg. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be schlossen, in diesem Jahre in der Tnrncrftratzc zu Leipzig-Lindenau, zwischen der Turnhalle und der Kaiser Wilhelm-Straße, die zu enge Thonrohrschleuße aus eine Länge von 100 lsde. Meter um. zubauen. Unter Bezugnahme ans unsere Bekanntmachung vom 2. Januar 1891 fordern wir die Besitzer bezw. Berwaltcr der a» der bezcich- neten Straßenstrecke.anliegenden Grundstücke aus, anzuzeigen, welche Privaibeischleußen zur Ableitung der Trauf- oder Fallrohr-, Küchen-, Wirlhschastswässer und dergl. aus den fraglichen Grundstücken neu hcrzustellen oder umzubaue» sind. Ebenso sind etwa beabsichtigte, die bezeichnet« Straßenstrecke be. rührende Arbeiten an den Privat-, Gas- und Wasserleitungen vor der mit den Eingangs genannten Arbeiten bedingten Umpslaslerung auszuführen. Wer sich an der vorstehends geforderten Anzeige versäumt, hat außer einer ihm nach Befinden aufzuerlegenden Geldstrafe bis zu 60 .«! zu gewärtigen, daß die erforderlichen Herstellungen auf seine Kosten von Rathswegen ausgesührt werden. Leipzig, am 14. Juli 1802. Ter Rath der Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Rüting Leklillntinachimg. Die für die Heizungsanlagen der höheren städtischen Schulen für den Winter 1892 93 erforderlichen Stkin- und Braunkohle» sollen an den Mindestsorderndcn vergebe» werden. Die Lieferungsbedingungen sind aus dem Rathhause 1. Stoch Zimmer Nr. 14 — Nuntiatur — gegen Erlegung von 0,25 zu entnehmen. Die Angebote sind mit der Aufschrift „Bewerbung »in die Kohlrnlirsrrnng sür die höheren städtische» Schulen" bis zum 22. Juli Abends 5 Uhr ebendaselbst einzurcichen. Leipzig, den 14. Juli 1802. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Lindner. politische Tngeoschau. * Leipzig. 17. Juli. Die Forderung nach einer Bodenbesitzreform wird bekanntlich von zwei verschiedenen Gruppen vertreten, deren eine die Verstaatlichung des Grundcredits verlangt, während die andere die „Inkorporation des Grundcredits" als Ziel bezeichnet. Die erstere Forderung läuft geraden Wegeö in die Berstaatlichung des Grund und Bodens aus und ver wandelt mithin den selbstständigen Bauernstand in einen einzigen großen Pächterstand. Die antisemitische Presse hat stellenweise zwar den Versuch gemacht, überhaupt zu vcr leugnen, daß eine solche Programmforderung der antisemiti scheu Partei eigenthümlich ist. Nachdem wir den Wortlaut des l889cr Einigungsprogramms der Antisemiten, Deutsch und Cbristlich-Socialen angeführt, ist eS aber aus jener Seite still geworden. Um so lauter predigt man seither die Noth- wendigkeit eines gesunken, kräftigen Mittelstandes, Wie man denselben erhalten, seine heilsamen socialen Wirkungen im Volkskörper sogar verstärken will, wenn man den bäuerlichen Mittelstand auf dem Wege der Grundcreditverstaatlichung aus dem Besitz verdrängt und zum Erbpächterthum her unterdrückt, bleibt ein ungelöste« Räthsel. Was die andere« auf „Jncorporation des Grundcredits" abzielende Richtung anlangt, so begegnen wir derselben bis jetzt nur in wissen schaftlichen Schrift«». Diese Richtung will den Grundbesstf zwangsweise in korporative Berbände zusammenschließen mit der Bestimmung, daß dieselben allein Gläubigerin und Zwangs vollstreckerin für den Grundbesitz sein sollen. Der Erwerb von Grundstücken soll dann nur noch gegen Baar erfolgen; Pfand schulden sollen nur noch insoweit zugelaffen werden, als eS sich um Fälle vorzunebmendrr Gut-verbessernngen, Ausstattung von Familienangehörigen oder unvorhergesehene Unfälle bandelt, Do sich im Einzelfall kein Käufer findet, soll die Eorporation eintreten, indem sie da» Gut zum Taxwerth übernimmt und dasselbe in Pacht »eiter gisbt. Jede ander« Form de« Hypothekencredits als die genossenschaftlich eingegangcne soll ausgeschlossen, und in den Grundbesitz solle» nur Forderungen der Eorporation vollstreckbar sein. Im Grunde genommen bedeutet auch dieses System einen Uebergang zum Collectiveigen- Ibuni, und dabei wäre, so lauge daS System dauerte, nach dem Verlangen der Reformer nickt einmal für den Kern der Sache etwas erreicht; sie wollen die Befreiung der Nalurrente von der Herrschaft des Capital«, gerade kiese Befreiung wäre aber durch die „Jncorporation" beileibe noch nicht bewirkt. Es wäre auch nicht« Wester damit erreicht, als eine uner trägliche Beschränkung für die individuelle Bewegungsfreiheit des Eigentbümers, und ein Emporarbciten des unvermögenden, aber betriebsamen WirtheS mittelst Zuhilfenahme des Credits wäre über die Maßen erschwert. I» Oesterreich-Ungarn ist endlich die Valuta frage, welche allniälig sür die Zeitungen reckt langweilig lvrirdc, zum Abschluß gelangt. Das ungarische Abzcorkneten- bauS Kat die Valutavorlagen gänzlich erledigt und ein stimmig angenommen, während das österreichische Abgeord netenhaus seine Meinung über die Vorlagen durch die Ab stimmung in der Gcucraldcbalte, wöbe» 190 Abgeordnete für, 9l gegen die Vorlagen stimmte», zu erkenne» gegeben bat. Unter den letzteren befanden sich 2 t Iungezechen, 20 Conservativc, 18 von der vereinigten deutsche» Linken, 12 Antisemiten, 6 von der deutscken Nationalpartei, 3 mäh rische Ezechen und 8 Wilde, BeineikenSwcrtb ist, daß das Vorstandsmitglied der deutschen Linken vr. Heilsberg, der noch an den Verhandlungen mit dem Grafen Taasfe tbeil- nahm, gegen die WährungSregelung stimmte, desgleichen vr. Kopp und Professor Sueß. Letzterer, weil er Gegner der Goldwährung ist, die beide» anderen hervorragenden deutschen Parteimänner aus politischen Gründen. Sie blieben ihrer Ueberzeugung treu, daß man einem Ministerium, welches die Deutschen a» die Wand drückt, auch in wirthschaftlicken Fragen keine Gefolgschaft zu leiste» brauche Selbst vr, v, Plcner hatte in einer großen Rede als Entgegnung aus eine Anllage des Pvlenfuhrers Jaworsli darauf bin- aewiesen, daß die deutsche Linke fortan jene politiscke Ent sagung, die sie bislang häufig zum Nachthcile der Deutschen geübt, nicht mehr üben wolle. DaS Abgeordnetenhaus sei kein bloßer Wirthsckaftsrath, sondern eine politiscke Körperschaft; auch die Linke nehme daS Recht sür sich in Anspruch, gleichwie eS die anderen Parteien bei Gelegcnbcit mit Erfolg thim, die politiscke Frage angesichts gewisser Situationen in Betracht zu sieben und gegebenenfalls die politische Frage aufzurollen. Die Linke müsse bei jeder Gelegen- beit die Interessen de« deutsche» Volkes zu wahren suchen. Dies sind wohl kräftige Worte, aber keine Thatcn, und gerade diesmal war die Gelegenheit gegeben, die Regierung zu allen Zugeständnissen an die Deutschen zu nölhigcn, da die Valutaregulirung nicht fallen gelassen werden konnte. Aber diesen Mulh ihrer politischen Gesinnung fanden nur wenige Männer und Graf Taasfe kann sich ins Fäustchen lachen, daß er durch bloße Versprechungen ' ie Deutschen ge ködert hat. vr. Lueger batte diesmal Recht, als er sagte: „vr. v. Plcner mag au Verstand den Grasen Taasfe haus hoch überragen, an Pfiffigkeit schlägt der edle Gras Alle," In Belgien hat die Verfassunassrage eine über raschende Wendung genommen. Das Ministerium Beernacrt hat, um am Ruder zu bleiben, feinen volle» Rückzug an- getreten und ist vor den grollenden Heißspornen zurück gewichen, worauf ibm die versöhnte Rechte ein ein jlimmiges Vertrauensvotum ertheilte. Der Ministerpräsident Beernaert gab in der Versammlung der Rechte» um fassende Regierungserklärungen ab, welche im Wesentlichen Folgendes besagen: Die Negierung hält alle ihre Anträge, das königliche Referendum, die Reform des Senats, die Ver tretung der Minderheiten aufrecht, aber sie äiberläßt eS der Rechten, ganz nach eigenem Ermessen darüber z» entscheiden; sie stellt bei keiner Frage die Cabineisfrage. Reckte und Regierung »lüssen einig Hand in Hand gehen. Da die katho lische Partei nicht die Zweidrittcl-Mehi heit bildet, so muß sie sich mit einem Thcile der Linken, mit den gemäßigt Libe ralen, welche auch den Eensus und das Fähigkeilüwahl recht festbalten, verständigen. Aber keine Bewilligung tcö allgemeinen Stimmrechtes! kein Zurückwcickcn vor socia listischcn Drcbuugen und, falls socialistischc Aufstände statt- baben, strengste Unterdrückung derselben! Der Senat und die Teputirlenkanimcr sollen zur Feststellung der sür die VerfassungSrevision zu stellenden Anträge einen ge trennten, aus Liberalen und Klerikalen bestehenden Ausschuß wählen. Beide Ausschüsse soll»» während des Sommers arbeiten und im November Bericht erstatten. Dazu versprach Minister Beernaert den schutzzölliicrischcn Deputirten, „Etwas" sür die notbleidende Landwiriksckast ui thun, und damit war der Friede besiegelt. Selbst der Sieger des TageS, der Deputirte Woeste, welcher seine Ziele gekrönt ficht, stimmte ohne Niarktcn dem Vertrauensvotum sür das Ministerium zu, Tie Aussichten sür das allgemeine Stimmreckt sind dadurch sehr ungünstige geworden, aber auch das königliche Referendum, die Senatsreform und andere Projccte sind durch die Haltung der Regierung so gut wie verloren Für die geringe Ver söhnlichkeit der Rechten spricht auch die Tbatsache, daß in keiner der beiden Kammern den Liberalen ein einziger Platz im Präsidium cingeräumt worden ist. ES sind jetzt die Ergebnisse von 652 englischen Par lamentswahlen bekannt und da im Ganzen 670 Abge ordnete zu wählen sind, so stehen nur noch die Resultate aus 18 Wahlkreisen aus Bis jetzt sind gewählt 260 Eonservativc, 50 Unionisten, 268 Gladstoueancr. 8 Parncllilen und 65 Anti- parnellitcn. Es stehen sonach 31» Ministerielle 342 Glad- stoneanern und Irländern gegenüber und diejenigen werden Recht behalten, welche die für Gladstone aus den Wahlen entspringende Mehrheit auf höchstens 4» Stimmen veran schlagten und betonen, daß der Führer der Liberalen mit dieser geringen, a»S den verschiedenartigsten Elementen zusammengesetzten Majorität unmöglich seine Homerule plane zu verwirklichen im Stande sein wird. Einer der Hauptführer der Conservativcn, Balsour, dielt am Freitag Abend eine Ansprache an eine große Unionisten- Versammlung. Im Verlaufe seiner Rede sagte Balsour, ob wohl rr r» als sicher betrachte, daß dir separatistischen Par tcien eine Mebrbcit im neuen Parlament erlangen würden, dürste dies auf die Länge kein ernstes Ucbel sür die Sacke der Union sei». Was Irland betreffe, so zeige die Thatfackc, daß die Mehrbeil der Gladstoneaner nickt so groß sei, als sie erwarteten, taßHomcrulc der großen Masse der brilischcnNatio» nicht schmackhaft sei. Die gegenwärtige Lage beun- ru higeibn sehr wenig,ausgeno mm ensoweitdieauS- wärtige Politik dabei in Betracht komme. Mit ernstem Zweifel erfülle ihn das Verfahren, welches in Betreff Egyptens und der britischen Interessen in Afrika cingescklagen werden dürfte, „Meine Zweifel und Befürchtungen, sagte Balsour, sind intcß nicht darauf beschränkt, Tie Aussicht in Europa ist keine derartige, welche verantwortliche Slaatsmäiiner obnc das Gefühl betrachten können, daß große Ereignisse hevorstcbcn, welche die Interessen des britischen Reiches eng berühre» müssen, und dieselben nachthcilig berühren dürsten. Sollte diese Krisis an unS bcranlrclen, während die notb gedrungen schwächliche Verwaltung Gladstone's im Amte ist, können wir dann mit Zuversicht erwarten, daß die britische Ebre und die britische» Interessen mit starker Hand aufrecht gcbaltcn werden und daß wir jenen „Frieden mit Edrcn" haben werden, den während der letzten secks Jahre aufrecht erhallen zu haben der größte Stolz der Regierung gewesen ist? Sollten schwierige, gefahrvolle Zeilen eintrele», werden wir unseren Nachfolgern keine Verlegenkeitcn bereite», sondern uns bestreben, ihrem Vorgehen Kraft einzuslößen," WaS die Homcrutcfrage betreffe, werde die unioniftische Partei kräftig genug sein, um gesetzgeberische Thorbeitcu der Gladstoneaner zu zügeln. Tie Homerulevorlage würde in der gegenwärtigen Generation nicht zur Annahme gelangen. Wüster Schlachtenlärm ertönt aus den Ausstands bezirken in den drei nordamerikanischcn Staaten Idaho, Minnesota und Pennsylvanien. Obgleich diese drei Staaten beträchtlich von einander entfernt find, so haben die dortige» Unruhen in mehr als einer Hinsicht Berührungs- puncte. Der jüngste Ausstand der Metallarbeiter in Homes- tcad hat eine große Aufregung in der ganzen amerikanischen Arbcilerwelt hervorgebracht und zur Fortpflanzung und Uebcrlragung der Eiueuteu in anderen Gegenden beizclragen. Ein Beweis davon ist, daß verschiedene Fabriken in Idaho und Minnesota, in denen der Streik auögebrvckcn ist, Etablissements sind, die dem großen Industriellen Carnegie angchören, der einer der reichsten Männer Amerikas und in der Arbcilerwelt ein besonderer Gegenstand dcS Hasses ist, weil er einen ungemeinen Lupus ent fallet , während er auf der andere» Seile bei seinem Arbeiterpersonal fortwährend Lohnherabsetzungen vornimmt. Aber cs handelt sich nicht mckr um einen bloßen Kamps der Arbeit gegen daS Capital, nein, ein neues Clement ist dazu getreten: in mehr als einer der augenblicklich in Aufruhr befindlichen Jndustriestädle ist cs ei» brudermörderischer Krieg, der unter den Arbeitern selbst entfesselt ist; nämlich unter den beiden Gruppen, von denen die eine die ge werkschaftlich organisirtcn Arbeiter vertritt, während die andere die große Masse der Uiiorganisirlcn in sich schließt, die, den Grundsatz der Solidarität nicht an erkennt, und ausruft: „Jeder für sich, Gott sür uns Alle." In den heftigen Zusammenstößen der letzten Tage sind die Kämpfe zwischen diesen beiden Arbeitcrgruvpcn noch blutiger als die Vorkommnisse von Homcstcad. Nach Nach richten aus Spokano (Washington) besetzten eine große Anzahl von bewaffneten Minciiarbeilcrn den District von Mulla», um denselben gegen die von Missoula geschickte» Truppen zu vertheitige». Die Streikenden haben die Absicht, die Soldaten vollständig zu umzingeln. Ci» neuer blutiger Constict wird also unvermeidlich sein. Alle Berichterstatter, die in diesen District geschickt wurden, sind zur Zeit i» Wardner gefangen ES ist ihnen vollständig unmöglich ge macht, mit ihren Zeitungen in Verbindung zu trete». Fast alle der Liga der Mineiiarbciter verdächtige Geschäftsleute wurden ausgewiescn. Das Leben der Mineiibesitzcr und ihrer Vertreter ist bedroht. In einem Gemetzel haben die Streikende» >2 nicht der Organisation angebörige Arbeiter und einen Minendirector gelobtet; die Streikenden haben an verschiedenen Stelle» die Schienen der Pacisic-Eisciibahn aufgerissen, um die Ankunft der Truppen auf dem Schauplatz der Kämpfe möglichst z» verzögern. In Pennsylvanicii hat der Kriegs miilistcr Befehl gegeben, daß 8 Eompagnicn res Forts Keogh svsort den in Missoula von den Streikenren bedrohten Truppen zu Hilfe eilen. — Ein Ei senk ahnzug auf der Linie Missouri-KansaS wurde von maekirtcn Männern angegriffen lind beraubt; einige Nachrichten behaupten, daß dieses Attentat von den Streikenden auSgesübrt worden fei, nach anderen Gerückte» babc man cS mit einem Complot der Baute Salton zu tbun. Die Räuber brachten den Zug durch die Ermordung des Zugführers zum Stehen und zerstörten den eisernen Geld schrank und entflöhe» mit einem Raube von '10 000 Doll. Deutsches Reich. tt Berit», 16. Juli. Maßregeln zur Abwehr der Cholera werden bereits von einzelnen städtischen Verwal tungen, namentlich der Grenzprorinzen, getroffen. Dieselben bezwecken vornehmlich die Tlirckfübruiig einer scharfe» orts polizeilichen Controlc über den sanitären Zustank der öffcnt licke» Straßen und Plätze, der Wafserläuse, Brunnen, ferner der Bahnböfe und anderer gegebener Verkebrscciitrcn; de« Weiteren erstreckt sich aber die polizeibehördlickc Uebcrwachung auch auf sämmtlichc städtische Privatgrundstüctc. Betreffs letzterer sind die Beamten angewiesen worden, sie aus ihre ordnungsmäßige sanitäre Beschaffenheit uiiauSgcsctzt zu prüfen und im Auge z» behalten, besonders aus die regelmäßige Entleerung und DeSinsicirung der Abortanlagen, Rinnsteine, Müllgruben und GrunkstückShöse zu achten. Die Maßregeln werden mit aller Strenge durckgesührt werden. Augenschein lich unter analoge sanitäre GesicktSpiincte fallen die von den schwedisch-norwegischen Consulaten in den Ostseehäfen jetzt ergehenden Bekanntmachungen, wonach die Einfuhr von Lumpen nack Schweden aus sämmtlichc» Ländern, mit Ausnahme von Norwegen und Dänemark, verboten ist. — Von der Nordlandsreise deS Kaiser« erhält die „Nordd. Allg. Zig." aus Christiania vom 13. d. Mt« folgende briefliche Nachrichten: „Nach BoLö kamen am Nach mittag des 9. d. Mts. der „Kaiseradler", das Panzerfahr zeug „Siegfried" und ein Torpedoboot von den Losolen her. Am 10. unternahm der Kaiser aus dem Localdampser „Vaagan" eine Fahrt nach Sallstroemmen. Am Abend desselben TageS gingen die kaiserlichen Fahrzeuge nach Tromsoe ab, nachdem sie den ganzen Tag hindurch von einer Menge mit schanllistigen Menschen ungefüllter Boote »mschwärml worden waren. Am ll, früh 4>/, Uhr erfolgte bei einigermaßen guten Wetter die Ankunft in Tromsoe. Ter Sliflsamtmaiin Stroei» und der deutsche Consul Holmboe bcwillkomiiinetcn den Kaiser dort an Bord seines Schiffes. Dieser begab sich später, von einem Cavalier begleitet, anS Land Als er nach einem Spaziergänge zurückfubr, ward er vom Publicum mit kräftigen Hurrabrusen begriff». Da das Wetter einige Tage hindurch bei nördlichem Winde unruhig gewesen ist, fürchtet man, daß die Walfischjagd, woyin nun die Reife gegangen ist, doch nicht erfolgreich ablausen werde. — Wie „Aftonbladet" erfährt, hält man für sicher, das; der Kaiser auf seinem Rückwege die Ausstellung in Cbristiaiisund besucht; dort soll den Kaiser ein deutsches Geschwader empfangen." — Wie schon erwähnt, hat unter dem 9. ds. MlS. der Minister sür Handel und Gewerbe an eine Anzahl industrieller Vereine einen die Frage einer in Berlin etwa zu ver anstaltenden Weltausstellung betreffenden Erlaß nebst Fragebogen gerichtet. Derselbe lautet: „Dem ,c. sind die hauptsächlich von Berlin ausgehenden, auf die Veranstaltung einer Weltausstellung in dieser Stadt abztelenden Bestrebungen verschiedener Kreise bekannt. Der Ausschuß de« deutschen HandelSIagS bat im vorigen Jahre an seine Mitglieder durch ein Nund- schreiben die Anfrage gerichtet, ob der Plan einer in Berlin etwa iin Jahre 1895 zu veranstaltende» Ausstellung— al« welche zunächst eine national-deutsche in Aussicht genommen wird —, die Billigung und Unterstützung der Betheiligte», namentlich mich der industriellen Kreise in den einzelnen Bezirken findet". Nach der von dem Vorstand dem Deutschen HandelSlag in der Bersnuimliing vom 15. Januar d. I. gemachten Mittheilung sind a»s die:Umsrage 81 Antworten ei »gegangen. Siebzehn deutsche Handelskammern haben sich gegen die Leranstaltung einer Ausstellung, achtzehn für eine Weitaus- stelluiig, scchSundvierzig sür eine deutsch-nationale Ausstellung, viele der letzteren zugleich in zweiter Linie für eine Weltausstelluzig ausgesprochen. Gleichwohl hat der HandelSlag nach dem Vorschläge deS Ausschusses es sür geboten erklärt, „daß die nächste Weltaus stellung in Berlin veranstaltet werde, um aus diese Weise auch der deutschen GewerbSthätigkeit diejenigen Bortheile zu sichern, welche eine im eigenen Lande veranstaltete Weltausstellung gewährt", und de» Ausschuß beauftragt, behufs Förderung eines derartigen Unter nehmens mit der Reichsrcgicrilng und i»it den städtischen Behörden von Berlin in Verbindung zu treten. Dieses Vorgehen deS HmidclstagS hat seitens einer Reihe in Berlin ansässiger Vereine, wie des Vereins zur Beförderung des GewcrbsleißeS, des Architcktciivereins, des Vereins Berliner »aus- leule und Industrieller, Unterstützung gesunden. Ein klares Urtheit aber darüber, ob die vaterländischen Großindiislriellen, ohne deren energische und opferbereite Mitwirkung eine große Ausstellung über haupt »»möglich ist, nicht blos die Veranstaltung einer deutschen Weltausstellung wünsche», sondern sie auch selbst beschicken wollen, gewähren diese Vorgänge nicht. Eine unzweideutige Acußerung der preußische» Großindustriellen über die gestellten Fragen liegt aber bisher nicht vor. D ersuche ich deshalb ergebenst, gefälligst schleunigst scstzuslcllen, ob die Ihrem Vereine angchürenden preußiichen Großindustrielle» eine Weltausstellung in Berlin wünichen und sich an derselben betheiligen wollen. Ich gebe anheim, zu diesem Zweck den Fragebogen, von welchem die RcichSLruckerei Ihnen 200 Exemplare direct zugehen lassen wird, an die Großbetriebe Ihre« Vereins zu senden. Die Reichsdruckerei hicrjelbst würde auch bereit sein, aus Verlangen mehr Exemplare zn senden. Sollte d von diesem Vorschläge Gebrauch machen, so ersuche ich ergebenst, mir mit dem Gutachten Wohldefietbcn nicht nur die beantworteten Fragebogen, sondern auch ein Verzeichniß der Firmen zu senden, welche die an sie gerichtete Anfrage unbeantwortet gelassen haben. Sollte de zur Erreichung des von mir gewünschten Resultats aber eine» anderen Weg für geeigneter halten, so über laste ich Ihm die Wahl desselben. Schließlich spreche ich die Bitte aus, mein Ersuchen, wenn irgend möglich, »ach Ablaus von 14 Tagen zu erfüllen. Berlin, den 9. Juli 1892. Ter Minister für Handel und Gewerbe: Freiherr von Berlepsch. Eure rc. werden aus Anregung des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe gebeten, Sich hierunter darüber kurz zu erklären, ob Sie die Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin als im Interesse Ihres Betriebes liegend erachten und ob Sie geneigt sind, Sich an einer solchen zu betheiligen. Sie wollen diesen Bogen mit Ihrer Antwort versehen gefälligst umgehend an uns zurücksendcn.' — Nach der „Elektr. Zeitschrift" war mitczetbeilt worden, daß der VundcSratk einen bereits von dem Reichstage an genommenen Gesetzentwurf über die elektrischen Anlagen abgclchut hätte. Das ist aber, wie die „Berl. Pol. Rachr." hervcrbcbcn, nicht möglich, weil der Reichstag zwar ei» Tclcgraphengef'ctz in der vorigen Session zur Ver abschiedung gebracht bat, mit einem ElcktricitätSgesetzcntwurf aber nicht befaßt wurde. Der hier in Frage siebende Ent Wurf wurde nn Februar 1891 im „RcichSanzciger" rer öffenllicht. Was nun die Stellung des BuiitcSrathcS graphen - Ordnung anbetrifft, so ist dieselbe nicht zu der vom Reichstage mehrsach abgeändcrlen Tele- bckanut, aber, bemerkt hierzu die „Magdcburgifcke Zeitung", es sei unzutreffend, wenn man daraus den Schluß ziehen wollte, daß der Vundrsratb diesen Entwurf überhaupt habe fallen lassen; die Entscheidung darüber sei lediglich bis zum Herbst vertagt worden, und zwar mit Rücksicht aus die Abwesenheit des in dieser Frage sachverständigsten Mitglieds deS BundesrathS, des StaalSsecretairS im Reichspcstamt v. Stephan. Von Letzterem, der die Vor lage in erster Reihe vor dem BundeSrakhe und dem Reichs tage vertreten bat, erwartet man nähere Aufklärungen über einzelne »och zweifelhafte Puncte So wird namentlich betont, daß in Folge der großen Vermehrung der Fernsprechleitungen ein sehr bedeutender Ausfall in den Einnahmen der Tele- graplienverwaltung eingclrcten sei. Hierüber wie Uber einzelne technische Puncte wünscht der BundcSratb noch die Ansicht des Slaatssecrctairs v. Stephan zu hören, ehe er dem Gesetzent würfe feine Zustimmung ertheilen wirk. — Im Ausschuß zur Untersuchung der Börsen- zu stände dürsten im Oktober bereits die ersten Debatten ttattfinden, obne daß jedoch Beschlüsse gefaßt werden könnten, da der größte Theil der (übrigen« auch noch nickt geschloffenen) Sackverständigen-Liste noch aussteht. Ter Ausschuß beschloß.
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