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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-04
- Monat1891-12
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WlbonuementSprtlA In der Haaptexpedition oder den im Stadt bezirk «ad drn Bororten errichteten Aus- qadrst»ll«a abgeholt: vierteiiahriich^isLO, bei z»«imaliger täqlicher Zustellung ins Ha»« ^l ü^L Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,IbeUch >4 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandseaduag tu» Ausland: munalllch 9.—. Di» Morgen-UuSgab« ericheint täglich '/,? Uhr, die Ldend-Anägnt,» Wochrutag« ä Uhr. Le^artioa und ErpeLittoa: Ashginirägaff« 8. Di» Expehitlon ist ununterbrochen >» öffnet von früh 8 dir Abends 7 Uhr. Filialen: Ott» Lle««'S Eartim. «Alfred Uuiverfltäisstraß« 1, vom» vtsche, vatharinenstr. 14, pari, nutz Köuiqsvlatz 7. Druck Vertag von L. Pol» t» Leidtig. Morgen-Ausgabe. dM.TUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jnsertionsprei- Morgen-Ausgabe: die 6qrlpa»ene Pekkk- zeile 20-^, Reclamen unter dem Redaettoas- lsgespaltens üO^, vor den Emilien« „ , Familieunachrichtea Nnzeigen verlorener Gegenstände l»gttpalten> 20 ^ Größere Schnsten laut unterem Preis« verzelchalß. Tabellarischer und Ziffrrajatz »ach höherem Tarif. evrtt«-Beilagen (gesalzl), nur mit der Morgrn-AuSaabe, ohne Postbesörderuug 6L—, mit Poftbeforderuag TU.—. Anaahmrschlaß für Inserate: Abeud-Au»gabr: BormINag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- and Festlag« früh 9 Uhr. Bei de» Filialen und Annabmestttle» je »tu« halb« Stunde früher. AnstNtt» stad stet» an dt« Er»e»ttt,u zu richten. 4l«. Freitag den 4. December 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Holzauktion. DienStgg, den 8. December d. I., sollen von Bormittags S Uhr an aus dem Kahlschlage ln Ablh. 87b de« vurganer Re vier» in der sogenannten LinbtN«»«» Gsttse, dicht an der grünen Linie, ln der Hilde der Leu sicher «lleebrücke SV Rmtr. Elchen-Nutzschett» l. »ud ll. Llasse, 210 Rmtr. Eichen 22 t 5 7 Buchen» Ahorn» Rüstern- Ltndrn- vreaafchrtte. unter den öffentlich anSHSngenden Bedingungen und gegen die üblich« Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. 8ufa««entunktr aus dem obengedachleil Schlag«. Leipzig, am 28. November l8Sl. De» U»thS-A,rst»e»«»att»n. Wegen Reinigung der Räum« bleiben di» Geschäfte de« Leih haus»« UN» »er epareaN, Krettaz, »im 4. December 18»t, ausgesetzt. Leipzig, den 26. November El. laths Deputation für Leihhaus und Lparcasse. Gesucht »oird die am IS. März 18b6 hier geborene Schneiderin Anna Glisaheth r»e«n»apf. welche zur Fürsorge für ihr in Waisenpsteg« befindliche» Kind an- zuhalten ist. Leipzig, den 26. November 1891. Der Math der Stadt Leipzig. (Armen-Aott.) 3484. Hentfchel. Hr. Gefunden oder alt herrenlos angeiaeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bt« 30. November 1881 folgend«, zum Thetl vermuthlich auch von verübten Diebstählen herrührend« Gegenstände: P«r1c«»nnairS mit Beträgen von 2« 43 7 »4 4 ^l 8S ^4 und geringerem Inhalt, ein galdeuer Herrrnring mit Stein, ein alter gravtrter Trauring, 4 Stück verschiedene Armbtnder, darunter einige in Pferdebahn» wagen gefundene, ein« silberne Brill«, ein« große silberne Nadel, ei» Kreuz mit Band, «in große« verlogne, 4 Loos« der Anti» LclLverellottertr, »in Leihhausfcheln, eine Brieftasche mit 3 LethhauSschetnen» ein Elgarrrn-Ltui, ein Spazierstock, mehrere Schirme, eine Echülermütz«; ein Rock, eine Hose und ein Hemd; ein Kammgarn-Iacket, eine ebensolche Weste, eine Hose und ein Paar Pantoffeln; mehrere Schlüssel, ein Packet mit Pelzstücken, «In Packet Kupsekdrahl, 2 Kohlenkörbe, ein Hundegeschirr, eine Peitsche, eine Tchratletter und ein 4 rühriger kleiner Handwagen. Die unbekannten Eigcnthümer dieser Gegenstände werden hier durch aufgcsordert, sich zur Empsananahine derselben in unserem Coinmissariat rechtzeitig zu melden, anoernsallS darüber nach tz. 239 de« B. G.48. anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche während der Monate Oktober, November und Decrmber vorigen Jahre« Fund- gegenstände bet un« abgegeben haben, aus, diese Gegenständ« zurück» zulordern, anderufall« auch hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den L. Derember 1891. Da» Polizei««» der Ltadt Lttpztg. Bretschnetd er. Ml. Der Aufstand in China. Die Vorgänge in China interessiren uns al» asiatische Angelegenheit erst in zweiter Linie, für un» kommt zunächst in Betracht, welchen Einfluß diese Borgänge auf die Zukunft der in China lebenden Europäer haben werden. Und in dieser Beziehung sind dir Aussichten sehr trübe. Nach den Meldungen der letzten Tage machen die Chinesen mit den Aufständischen gemeinschaftliche Sache und geben ihnen die Christen preis, um dadurch ihre eigene Eicher beit zu erreichen. In Takow, nördlich von Kaiping, wurden die europäischen Missionen »nd die Häuser der eingeborenen Christen geplündert und 300 derselbe» aus grausame Weise ermordet. Die Missionare von Tsunckoa, nordöstlich von Peking, baben den Ort verlassen, da sie von Len Behörden keinen Schutz erwarten. In Kinasckiu wurden ebenfalls die belgischen Missionare und die Christen unter den Chinesen gctödtet und das Herstörungswerk mit dem gleichen Fanatismus auSgcführt wie in den Provinzen am Ljanktsckiang. E« ist daraus zu entnehmen, daß der Auf stand weit verbreitet und systematisch emgeleitet und betrieben wird. Auf drei Seiten bricht sich jetzt die Bewegung gleich zeitig Bahn, und alle Anzeichen weisen darauf bin, daß die Rea»rrung ihrer ganzen Thatkraft bedürfen wird, um des Aufstandes Herr zu werden. Die Nachrichten, welche über die Maßregeln der Regierung versiegen, zeigen, daß sic den Ernst der Lage entweder nickt begreift oder daß sie ihre Kräfte weit überschätzt. Offenbar bat die chinesische Regierung keine hinreichende Krnnkniß von den Gefahren gehabt, welche ihr drohen, sonst würde sie weit energischer gegen dir Ruhestörer vorgegangen sein. Der Febler liegt an den unzureichenden Mitteln, durch welche die Central gewalt sich Geltung verschaffen kann. China wird von Vicc- Königen und Gouverneuren regiert, welche ia ihren Bezirken souverain sind und mit der Centralregierung nur in sebr losem Zusammenhänge stehe». Der Feind alle« Fortschritt« ist das Formen-Uebermaß; der Kaiser ist durch das Ceremoniell so eingeengt, daß er jeder freien Willensäußerung bar ist, rS sei denn, daß er dir Gefahr, durch Meuchelmord zu enden, auf sich nimmt. An höchster Stelle besteht das Streben, diese lästigen Fesseln zu durchbrechen, wie schon au- drn regeren Bc- zitbungen hervorgcht, welche der Kaiser zu der, europäischen Mächten unterhalt. Da» ist de» bisherigen Machthaber» nicht genehm, weil sie dadurch in ihrem Stillleben gestört werden, welches nach orientalischer Art aus Bereicherung »nd Druck nach unten begründet ist. Die Kaste der Mandarine fühlt, daß dir Axt an ihre Willkür-Herrschaft gelegt ist, und deshalb haben ihre Hauptvertreter eme Bewegung gegen die Fremden entfesselt, welche die Ernttal-Regierung vor di« Wahl st»"t, entwrder sie frei schalten und walten zu lassen »der « .» <»«pf aus Leben uud Tod zu bestehe». E« ist uoch nicht mit Sicherheit zu unlerfcheiden, für fvclchc Alternative die Negierung ivre Entschlüsse gefaßt hat, aber nach Lag der Vcrbältnisse kann sie sich de» 'Aufständischen nicht unter Wersen, sie muß kämpfen »nv siegen oder »»«ergebe». In Cbina brstebt ein Grad von Abgeschlossenheit, welcher trotz der diplomatischen Verbindung mit den europäischen Mächten den Berlretcr» dieser eine genauere Kc»nt»iß der chinesischen Verhältnisse uimiöglick macht, lieber Dinge, von welchen die Cenlralrcaierung selbst kein« Krnnlniß hat, uid natürlich die europäischen Gesandten ebenso wenig unter richtet, und daher kommt cS, das, auch in Europa die wabre Natur der seit Monaten in der Entwickelung begriffene» Be wegung nicht hinreichend erkannt worden ist. Daß die Sacke nicht leickt zu nebmen sei, wußte man wohl, aber daß die Re- icrung in Peking völlig ratbloS u»d ohnmächtig dein lufstande gegenüber steht, wußte man nicht. Jetzt, wo die Gefahr der Einnahme der Hauptstadt dnrch die Ausrührer droht, nimmt die Negierung die Miene der Ueberlegenbcit an und stellt die Sache so dar, al» ob eS nur einer geringen Krastanstrengung bedürfe, um die kaum lk>00 zäblcnken Aus ständischen auseinander zu treiben. Es steht aber noch keines weg« lest, ob die den Ausrührern entgegen gesandten Truppen auch iyre Schuldigkeit thnn werden, es ist vielmehr sehr wahr scheinlich, daß diese von denselben Einflüsse» beherrscht werden, welche in der Mongolei, der Mandschurei und am Uank- tsekiang ihre Kraft bewährt haben. Ein Ausstand gegen die Fremden und die Christen ist in Cbina sicher populär, weil die Civilisation und die Bekehrung zum Christenthum in die träge Masse der chinesischen Be völkerung einen Keil hineingctrieben bat, welcher die Unhalt- barkeit der bisherigen Zustande an die Oberfläche gefördert bat. Cbina kann die Politik der Abgeschlossenbcit gegen europäische Cullur nickt länger ausrkcht erhalle», da» suhlen die Gegner dieser Cullur, welche durch deren Eindringen in ihren Interessen bedroht sind, und deshalb baben sie drn Kampf auf Tod und Leben gegen die europäisch« Cultur unternommen. In diesem Kampfe sieben die Mächte so lange aus Seiten der chinesischen Negierung, als sie den ernsten Willen und die Kraft zeigt, der Bewegung Herr zu werden, »nlerwirst sich die Regierung den Ausrührern »nd macht mit ihnen gemein schaftliche Sacke, dann ist der Krieg unvermeidlich, »nd diese» ist den Aufständischen gerade willkommen, obwohl er mil ihrer Niederlage enden muß. Denn cS wäre eine Täuschung, anzunehmcn, daß in China, wo nicht einmal die Regierung mit den verschiedenen Tbeilen deS Landes feste Fühlung bal, eine Bewegung organisirt werden könnte, welche die Kräfte der Bevölkerung zum Kampfe gegen die Europäer einbeitlick zusammensaßt. Gegenwärtig ziehen verschiedene Empörer Massen ans der Mandschurei »»r> Mongolei gegen die Haupt stadt, aber nicht unter einheitlichem Oberbefehl, sonder» nur von gleichem Haß gegen die Fremden und gegen die mit diesen einverstandene Regierung beseelt. Da- geschieht inslincliv, »nd wenn die Negierung im Kampfe gegen die Empörer unterliegen sollte, so würde auch eine andere Regierung an ihre Stelle treten, aber ohne die Fädigkeit, die Massen ganz China» gegen die Europäer zu organisircn. ES ist selbstverständlich, daß die Interessen der Europäer mit denen der chinesische» Negierung solidarisch sind, aber woher soll die Einmülhigkeit des Borgehen- der europäischen Mächte in einem Augenblick kommen, in welchem die größte» Anstrengungen gemacht werden, um da- sogenannte europäische Gleichgewicht auf neue Grundlagen zu stellen? Die europäischen Mächte haben mit ihren eigenen Angelegen beiten soviel zu tbun, daß sie sich schwerlich mit der chinesischen Regierung zur Unterdrückung eine- gefährlichen Aufstande- in China vereinigen werden. Im Notbsalle sind zum Schutze der europäischen Interessen die Kriegsschiffe der Mächte an der chinesischen Küste, um im entscheidenden Augenblick ihre Mannschaften zum Schutze der Staatsangehörigen zu landen, aber diese Streilkräsle reichen nicht au-, »m alle in Cbina zerstreut lebenden Missionare uud sonstigen Europäer gegen Gcwaltthätigkeilcn zu schützen. Die chinesische Frage ist nicht schnell und plötzlich zu lösen, Europa steht ihr als einer noch vor Kurzem nicht geabnlen Schwierigkeit gegenüber. Wenn diese Verwickelung dazu dienen konnte, die europäische» Mächte zu einem gemein samen Unternehmen zn einigen, so könnten wir daS »ur als eine glückliche Wendung begrüßen, um den aufreibenden Kampf in Europa um das mililaiiffche Uebergewichl zn be enden. Vorläufig baben die Ereignisse in Cbina noch »ich! den Grad von Wichtigkeit erreicht, der ein gemeinsame» Ein schreiten der europäischen Mächte nötbig macht, aber e« ist nicht ausgeschlossen, baß eine solche Wendung eintreten kann, und diese würde dann wohl geeignet sein, den unheilvollen Kämpfen in Europa ein vorläufige» Ziel zu setzen. * Leipzig, 4. December. * Nach einem Privatbrief, den die „Neisser Zeitung" ver öffentlicht, soll der Kaiser bei der Vereidigung der Necruten de» ersten GardcregimentS zu Fuß in Potsdam am 23. November folgende Ansprache gehalten haben: „RecrutrnI Ihr habt jetzt vor drn geweihten Dienern Gölte- und angesichts dteseS Altars mir Treu, geschworen. Ihr seid noch »ii jung, um die wabre Bedeutung des eben Gesprochenen zu per steh^,, aber befleißiget Such zunächst, daß Ihr die gegebenen Bor schritten und Lchrcn immer befolgt. Ihr habt mir Treue ge. schworen, da» — Kinder meiner Garde — heißt, Ihr seid jetzt Meine Soldaten, Ihr habt Such Mir mit Leib und Seele ergeben: e« giebt für Such nur einen Feind, und der ist Mein Feind. Bei den jetzigen socialistischen Umtrieben kann et Vorkommen, daß ich Euch beiehl», Sure eigenen Berwandten, Brüder, ja Eltern nieder- »„schießen — wa« ja Gott verhüten möge — aber auch dann müßt Ihr meine Befehle ohne Murren befolgen." * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ver öffentlicht an bervorragender Stelle Folgende»: Die „Neue Preußilch« Zeitung" gtebt ln einem in ihrer Nr ->6I vom 1. d. M. unter der llebettchrist „Jüdische Machen schaften und dt« europäische Diplomatie" erschienenen Artikel ihrer Perwunderiing darüber Ausdruck, daß der dtplomattiche Vertreter des Reich« in Athen sich den Schritten ttr dortigen Vertreter Oesterreich-Ungarn», Italien», Frankreich« und der Tüttet »„geschlossen bade, um von der griechischen Regierung für Schadlot- haltnng und Rückbeförderung der bet dem Esienbahnban Mylt- kala»äta beschäktg« gewesene» »nd durch drn Zulaimneudruch diese» Unternehmens brodlvS gewordenen Arbeiter eine Summe »on nahe zu zwei Millionen Franken zu beanspruchen. Die Voraussetzung, von der di» „Nene Preußisch» Zeitung" hierbei anSgebt, ist nach unsere» Informationen insofern irrig, al- der deutsche Vertreter sich nicht an einer Evllectiviivie zu Gunsten un garischer und italienischer Arbeiter betheiligt, sondern sich bei der griechische» Regierung für eine Anzahl von ReichSaiigedörige» der- wandt hat, die durch die vorenthnltung de- Ihnen seit mehreren Monaten geichuldele» Arbeitslohnes ln dt» bitterste Notd gerathe» waren. Dtei« ReichSangehörigen, sechs an der Zahl, hatten ich durch Vermittelung »Ine« bei diesem Anlässe gleichsnlls brodloS gewordenen denlschen Bauführer» mit der Bitte »m Hilfe a» den kaiserlichen Gesandten gewandt, der Ihnen, nachdem die griechische Regierung erklärt hatte, daß sie sich zu einer Hilfeleistung nicht für verpflichtet erachte, durch den kaiserliche» Consul in Piräus eine entsprechende Unterstützung hat au§zahlen lassen. Die „>dreuzzcitung" wird sich hieraus überzeugen können, daß der Lenlsche Vertreter in Athen lediglich ln richtiger Würdigung der ihm obliegenden Pflichten nothleidenden ReichSangehörigen Hitze ge- währt und ihre Interessen nach Krätzen vertreten hat. * Wie wir für bestimmt hören, schreibt die „Kr.-Ztg". beabsichtigt man in Berliner Hoslreisen, Conccrte und äbn- liche Veranstaltungen zum Besten der russischen Notb- leidenden zu treffen. Wir konnten die Thatsache, wenn sie aus dem Stadium der Absicht heranStreten sollte, nur be dauern. Nach der Abweisung, welche der Bergmann-Har- nack'schc Aufruf in der russischen Presse gesunden bat, wäre ein erneutes Liebesmühen nur schlecht angebracht. Weder in Rußland würde eS richlig verstanden werden, noch auch in Deutschland könnte eS die Aufnahme sinken, die sonst jedem Werke christlicher Barmherzigkeit sicher ist. * lieber die Dispositionen bezüglich der Reichstag-' arbeit für die nächste Zeit ist Folgendes geplant: Freitag wird dir Debatte über das Krankencassengcsetz fortgesetzt, bezitbungSwcise in zweiter Lesung zum Abschluß gebracht. Am Sonnabend folgt die erste Lesung de- Gesetzes über Er weiterung deS Artikels 31 der Rcichsvcrsassung (Immnnilät der Abgeordneten). Am Montag und DienSlag, am letzteren Tage wegen deS kalbolischen Festtage-, finden keine Sitzungen statt. Am Mittwoch sollen Anträge zur Er ledigung kommen. Am Donnerstag, also am lo. d. Mis., sollte dann die erste Lesung der Handelsverträge erfolgen, deren llebcrweisung an den Reichstag allerdings »w uuiniltelbar bevorstehend angesehen wird. Allerdings heißt eS von anderer Seite, die ursprüngliche Anordnung, wonach die Hand«l»verträge erst am 8. »der 9. d. Mts. an den Reichstag gelangen sollten, würde doch aufrecht erhallen werden, wodurch sich die erste Berathung immerhin etwas verzögern würde. ES scheint sich zu destälige», daß die Regierung die Einbringung der Verträge an den Reichstag mit einer begründenden Denkschrift begleiten möchte. Dir Vertretung der Regierung bei der ersten Lesung wird in erster Linie der Ncichvtaiizler und für EinzelfrageN der Staat« sccretair des Auswärtigen wir der StaalSsecretair de» Reich- amtS deS Innern von Bötticher übcrnchine», welchem die Leitung der Vorarbeiten bezw die Erlbeilung von Infor mationen an die diesseitigen Negicrnngsvertreler bei den Eonfcrcnzc» in Wien, München ic. abgelegen hat. Nach der jetzigen Sachlage ist alle Hoffnung verbanden, die Handel- Verträge im Großen und Ganzen bi« zum Eintritt der WcibnachtSscricn, d. h. bi« etwa zum 18. d. M., zum Abschluß zn bringen. * Die Uebernabme der Verantwortlichen Leitung deS wrima rischen CultuSministeriumS durch den dermaliben AmISbauptnia»» v. Boxberg in Banyen wird mil Beginn deS neuen Jahres erfolgen. Derselbe tritt in da- bedeutung- volle Amt im gereisten ManneSalter, da er im 50. Leben- jabre steht. Er war kürzlich in Weimar anwesend, um sich mit einigen örtlichen und Persvnalverhältnissen bekannt zu machen. » » * A»S Reickenberg i. B,, 2. December, meldet unser Correspondent. Dir gestrige Stadtverordnetrnsiyung war eine der denkwürdigsten seit laiiger Zeit. In derselben wurve der Bürgermeister wegen der nach Reichenberg zur Untersuchung der Klagen der Czcchcn entsendeten Statthallerricommissivn interpellirt. Derselbe bemerkte hieraus, daß er dem Statt- haltcrciralbc Hosmann gegenüber entschiedene Berwah rung gegen daS unzulässige, durch nichts begründete und die autonomen Rechte der Stadt verletzend« Vorgehen der Stattha lterci eingelegt, trlegrapbisch auch das Ansuchen um NückberUfnng dieser Commission sowobl an den Statthalter wie drn Ministerpräsidenten gerichtet, jedoch nur einen negativen Bescheid erzielt habe. Dieser Protest sei Mn so mehr gerechtfertigt ge wesen, al» der Magistrat bereit» Wege» der in der czeckischen Presse .und von den czcchischen Abgeord ncten gegen Reichcnberg vorgebrachten, ungerechtsertigten Angriffe dir Strafanzeige erstattet bade und die gerichtliche Untersuchung eingeleilel worden sei. Da« Collegium erklärte sich einstimmig mit dieser» Protest für solidarisch, sprach dem Bürgermeister sür seine entschiedene Abwehr den Dank aus und ersuchte den Abgeordneten Prate wegen dieses Ein ariffc- in die Autonomie der Stadt Reickenberg vei den Ministerpräsidenten im Parlamente dir Beschwerde zu er beben, wie auch von allen deutschen Abgeordneten erwartet wird, daß sie diese Bction zur Wabrung der Selbstständigkeit Reichenbergs unterstützen werten. * In der ungarischen Delegation dankte, nachdem die Uebereinstimmung der von beiden Delegationen gefaßi Beschlüsse srstgestcllt war. der ReichSsinanzminister Kallay im Namen de« Monarchen wie Namen« der gemeinsamen Regierung für die Thätigkeit der Delegation. Hierauf wurde die Session geschloffen. * Die bereit» in der lebten Abendnummer kurz erwäbnten Darlegungen deS österreichischen Kriegsminister« Frriberrn von Bauer über die zweijährige Dienstzeit lauteten nach der „Neuen Freien Presse" wie folgt: Krieasminister Freiherr von Bauer bemerkt, daß er über die zwei jade tg» Pr Lsenzblenstjett schon Im Au«schusse sich au»- gesprvch^t habe. Gr ksnne sich weder für, noch gegen dteselb» aussprechen, weil in bitter Richtung noch Studien gemacht werden müssen. DaS deutsch« Muster könne nicht einfach aus unsere ver- hältnisse applletrl werden, and »« müssen vorerst dl« für die Mög lichkeit einer zweijährigen Präsenzdlenstvslicht nolhwendlaen Vorbe dingungen hei un« geschaffen werden. Lief« Bedingung»» sind: 1) Ltn bedeutend erhöhter Präsenzstand, 2s llnterossicierschiilen in größerer AuSdehniiNg, wie sie seit Längein in Denffchland bereits bestehe»; 3- eine bessere SleUung der Ilntervsirciere, um alte llnterosficiere zu erhalten, und endlich 4> eine sichere Versorgung dieser llnterosficiere. Wenn diese Bedingungen geichnsje» wären »nd cS nur aus diese Frage hiuaus- käine, ob zwei Jahre genügen, um den Jnsanterisle» für seine Ver wendung vor dem Feinde anszubitden, dann glaubt der Minister, daß die zweijährige Präsenzdienstzeit möglich und daß hierzu eine praktische Erprobung nicht einmal nüthig wäre. Die Krieg-Ver waltung lasse de» Gegenstand durchaus nicht aus den Augen, sie sei aber der lleberzengung, daß vorerst den übrige» Bedingungen entsprochen, er»-o ein sehr bedeutender Geldaufwand geschaffen und dazu Zeit gelassen werden müsse. * Ter sranzösischeMinister rath beschloß, die Kammer auszusörderii, die Berathung über die Interpellation Hubbard, betreffend die Haltung des KlernS, bis nach Erledigung des Budgets zu vertagen. Der Minister Eonstans wirk der Kammer einen Gesetzentwurf vorlegen, betreffend die öffent liche Hygieine, wodurch insbesondere die Gemeinden und die Privatpersonen zur Ausführung der Assanirungsarbeitca ver pflichtet würden. * Die Asfaire Goutbe-Soulard schlägt in Frank reich immer größer« Wellen. Besonders bezeichnend ist, daß man in ultramontancn Kreisen mehr und inebr Neigung zeigt, die radicalr Idee der Trennung von Kirche und Staat zn adoplircn. So schreibt man der „Köln. Volkszlg." aus Pari«: Die Republikaner sind bcunrnbigl durch die Erklärung deS Erzbischofs von Aix vor dein Appellbose, die Regierung habe das Concordat zerrissen. Die Frage der Tren nung von Kirche und Staat ist damit ans die Tagesordnung gesetzt. Eine solche Erklärung war bisher noch nicht' ge schehen, daher ist dieselbe sehr bedeutsam. Wenn der Staat in der biSberigeu Weise sortsäbrt, ist die Trennung un vermeidlich. Der Staat zabtt die vertragsmäßig auS- bedungene Entschädigung sür das Kitchenverniogcii nur mit Widerstrebe» »nd beschneidet dieselbe willkürlich Dafür aber verlangt er auch noch nickt nur weitgehende Reckte bei Be setzung der geistlichen Stellen, sondern er will alle Geistlichen al» Beamte behandeln, sie als willenlose Werkzeuge gebrauchen. * Das demnächst in Petersburg znsammciitrclcnde „ComitS sür dir Bedürfnisse der Nothleidenden" hat in einer Vorberathung den General Annenkow, de» bekannte» Erbauer der TranSkaSpi-Babn, zum Mitarbeiter ersehen und will ihn mit der Aufgabe betrauen, den Transport des Ge treide« aus den transkaukasischen und de» südlichen Bahnen, dem die russischen Eisenbahnen sich wenig gewachsen gezeigt baben, in Ordnung zu bringen und weiter die Vorarbeiten znm Bau neuer Eiscnbabnc» zu leiten. Als eine der ersten ms Auge gefaßten Bahnstrecke» wird Pensa Sewastopol ge nannt. Dazu werden voraussichtlich noch die Linie» Kamtffchin und Ilralsk tzinzulomnicn, so daß dnrch diese Babilbanten ein großer Thcil der arbeitenden Bevölkerung reichlichen Verdienst linden wird und in dem Bahnnetz schon lange empsundene Lücken auSgesüllt werde». * Der orthodoxe Erzbischof von Warschau LcontinS ist »um Metropoliten von Moskau crnannt worden an Stelle deS Monsignore IoanniciuS, welcher znm Metropoliten von Kiew bestellt worden ist. DaS kaiserliche Ernennuugsrcscript an Monsignore IoanniciuS betont unter Anderem di« Nolb- wendigkeit einer energischen Bekämpfung der Stun- disten, welche den Glauben der Väter mehr und mehr schädige. * Wie verlautet, hat Präsident Harris»» seine Bot schaft an den nordamerikanisch«» Congreß schon fertig gestellt, doch soll sie erst kommentkn Dienstag ver öffentlicht werden. Dieselbe soll sebr nmsangreich sein. Wie es beißt, wird darin betont, daß die schwierige Lage deS Geldmarktes die diplomatischen Unterhandlungen, welche letzt im Fortschrciten begriffen seien, erschwert habe. Auch wird die Frage der Reciprocität ausführlich darin behandelt. In Anbetracht der zwischen bei» Prä sidenten Harris»» und dem StaalSsecretair Btaine betreffs der nächsten Präsidentenwahl bestehenden Rivalität, wie auch angesichts deS bevorstebenden politischen Wahlkampfes wird der Präsident dir ausgedehntesten Mitthcilunzen machen, um alle Schattlruiigrn der rcpndlikanischen Partei zufrieden zn stelle»«. Die Botschaft spricht sich auch noch über die Wohl tbätigen Wirkungen der Mac Kinley-Bill auf die ver schicdencn Industriezweige de» Lande- aus, wie über die lästigen Beschränkungen betreffs der Ausfuhr amerikanischer Flrifchsortcn seitens gewisser europäischer Regierungen. * Nach einer Mittbeilung aus Paris hat das sran zösisckc Cabincl, welchem die für die Europäer »nd Ebrisien äußerst bedrohliche Wendung der Tinge in Cbina lebbaste Besorgnisse cinslößl, seine diploiualischen Vertreter angc wiese», drn Regierungen, bei denen sie accreditirt sind, nal e zulegen, daß ein einmütbige» Auftreten der Mächte i» Ebina sich als eine dringende Nothwcndigkeit crwciie. Diese vom sranzösischcn Cabinctc gewünschte Entente Kälte nach den Anschauuiigen der französischen Regier»,igs- krtise vor Allem i» der Atzfenduna identischer Instructionen an dir in Icking accreditirten Vertretungen der Mäckle AuSdruck zn finden. Man betont zugleich in sranzösischcn RegiernngSkreisen, daß eS Frankreich nicht etwa darum zu Ibu» sei, die leitende Nolle in der seinerseits angcrcglcn gemeinsamen Action zu übernehmen, sondern daß einzig und allein die gerechtfertigte Sorge um da- Schicksal der Europäer und Christen in China und der Wunsch, zn deren Schutze ein geschlossene» Auftreten der Mächte hcrbcizuführcn, da» Motiv der französischen Initiative bilde. Lmin Pascha. * Die Boten, welche der Mali von Karagwc im Auftrag de» Lieutenant» Sigl, de» StationSckesS von Tabora, Emin Pascha nachfandte, find mit der Meldung zurückgekommcn, daß letzterer unaufhaltsam, gegen Norden vorkringc und gesagt habe, er werde nicht auf demselben Wege zuruck kehren. Die» stimmt mit der früheren Meldung uberein, wonach Emin sich mit der Absicht trägt, Afrika zu durchqueren und eventuell Kamerun zu erreichen. E< wäre zwecklos, Mutbmaßungen darüber anzustellcn, ob cS Emin gelingen werde, dieses Programm Lurchzuführen; eS hängt von drn Verhältnissen ab, ob er nicht in eine oadere Richtsüg
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