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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911208028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-08
- Monat1891-12
- Jahr1891
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All« für dks» Theil b«std»»tr» «ch vo» 4—5 Uhr Nach». 8062 Löhmische Eisenbahnen. ^-o. Prag, 7. December. Ukberblickt maa die vorliegenden Betriebsauswelse der böhmischen Bahnen, io gewinnt man sofort den Eindruck, daß nur ein Transport-Unternehmen sich stetig und mächtig weiter entwickelt, und dieses Unternehmen heißt Busch- tiehrader Bah». Mit einer solchen Regelmäßigkeit, wie sich die Mehreinnahmen bei der Buschliehrader Bahn einstellen, stellen sie sich bei keinem zweiten Unternehmen ein und diese Wahrnehmung kann man nicht seit 2 oder 3 Jahren, sondern schon seit etwa 7 Jahren mackfen. Tie Bah» ist eben vorzüglich veranlagt, sie be herrscht dir beiden Braunkohlenreviere, dominirt den süddeutschen Verkehr und verfügt über verlchiedene Anschlüsse nach Sachsen hinaus. Abgesehen hiervon, erfreut sich das Unternehmen einer streng soliden Leitung; in der Person des gegenwärtigen General-Direktors be- sitzt die Buschliehrader Bahn einen anerkannt hervorragenden Eisenbahn-Aachmann, der, selbst eine seltene Arbeitskraft, mit fester und sicherer Hand das Unternehmen zielbewußt leitet. Die übrigen Böhmische» Bahnen verzeichnen theilweise Mehreinnahmen von geringerer Bedeutung, theilweise Minderempsänge. Ein nennens- wertheres Plus erzielte die Böhmische Westbahn, ein geringeres die Böhmisch« Nordbahn. Im Rückstand« sind abermals die Einnahmen der beiden Duxer Bahnen geblieben, was jedoch einzig und allein den leidigen Slaatsbahntariien zuzuschrelben ist. Mit den Betriebs- Verhältnissen dieser zwei Bahnen werden wir uns speciell nicht mehr lange zu beschäftigen haben, denn vom 1. Januar ab soll schon der Betrieb für Rechnung des Staates geführt werden, und mit diesem Zeitpunkte verlieren die Ausweise dieser zwei Unternehmen das Interesse für die Oessentlichkeit. Vom l. Januar 1882 an wird übrigens die Publikation der Betriebsausweis« der Duxer Bahnen ganz und gar ailshüren. Wir wenden uns nun der Erörterung der uns vorliegenden Betriebsausweise der einzelnen Bahnen zu. Mit regem Interesse wurde dem diesmaligen Monatsausweise der Buschliehrader Eckenbahn entgegengesehen, weil im vor jährigen November eine Verkehrsstörung eingetreten war, die die damaligen Einnahmen nicht unwesentlich beeinträchtigt hatte. Mit Rücksicht daraus, knüpfte man an den Betriebsausweis pro November 1881 weitgehendere Erwartungen, die vollends in Erfüllung gegangen sind. Der Güterverkehr, welcher im November 1830 um 80000 t zurückgegange» war, ist diesmal um 76035 t gestiegen, wofür ein« Empsangserhohung von 80 236 fl. auSgewiesen wird Wir würden nun der Ansicht zuncigen, daß dar Einnahmeplus ein »och viel größeres gewesen sein mag und daß wohl an 20 Proc. der Mehr- einnahine „reservirt" worden ist. Durchschnittlich werden pro Tonne ungefähr 1,40 fl. eingenommen und für die mehrbesörderten 76 035 t müßte sich demnach ein Mehr von über 100 000 fl. ergeben haben. Ter Betriebsausweis führt indeß an: Eine Mehreinnahme von 35 700 fl. für Int. X und eine solche von 43 300 fl. für I-it. 8. Aus der Regulirung der August-Einnahmen resnltirte für das 8-Netz ein Plus von 6000 fl., so daß das frühere Mehr dieser Linie gleich einen »Zuwachs von rund 50000 fl. erhielt. Bei der X-Linie ergab sich ein Regulirungsminus von wenigen 835 fl. Vom 1. Januar dis Ende November liegen folgende Berkehrsresullale vor: Befördert wurden: 1 888 56.2 (-f-644 .3,51 Personen und 5008 642 (-s-215 233-t. Güter und eingenommen: für Personen und Gepäck 1 228 482 fl. (-s- 37 044 fl., und für Eil- und Frachtgüter 6 400 007 l-4- 303 57«» fl., zusammen 7 «>28 488 fl. s-s-340 614 fl.). Hiervon entfallen aus 1>it. X 3 120 407 sl. (-s- 8184!» fl.) und aus I-it. 8 4 5<B 082 (ft-258 765) Gulden. Ter letzte Monat des zu Ende gehenden Jahres dürfte wohl ein ähulicheS Plus liefern wie der November, denn die Ber ti hrsunlcrbrcchung, welche im vorige» Jahre eintrat, dauerte vom 24. November bis 7. Deeember, also volle 12 Tage, wovon sechs Tage ans den Monat November und ebenso viele aus den December entfielen. Im Hinblicke daraus dürste auch der Monat December ein ansehn- lichcs Plus liefern. Das Jaüres-BruttopluS der 8-Linie wird, wie wir schon vor Monaten in Aussicht gestellt, die Summe von rund .'lOO GO fl. erreichen, während die X-Linie aus eia GesammtpluS von mindestens IMOOO sl. lammen dürste. Ans das letztere Resultat war man weniger vorbereitet als aus jene- des 8-UnternehmenS und ist der Fortschritt der X-Linie auch für 8 insofern von Be- deutung, als die Möglichkeit gegeben ist, daß der Reingewinn von X über 10 Proc. hinausgehen wird, in welchem Falle auch X einen Theil des über 10 Proe. hinausgehenden Gewinnstes an 8 ab- zuaeben halte. Nach Le» bisherigen Resultaten zu schließen, darf auf eine Minimaldividende von 56 fl. für X und von 2150 fl. für 8 gerechnet werden, wobei jedoch sür die beiden Netze Rücklagen von miiidcstenü :»OGIO sl. gemacht und überdies ansehnliche Reslsaldi aus neue Rechnung gemacht werden können. So günstig be- urtheilen wir die Schlußrechnungen pro 1831. Und weil wir die günstigen Einnahmen im November und December voransgesehen und von dem sehr zufriedenstellenden Endergebnis; wie auch von der Weiterentwickelung de« Unternehmens die beste Meinung haben, sind wir der von einer Contremine-Clique beliebten Entwerlhung der Buschliehrader Actien entgegengetreten und haben vor Allem das Prwateapital vor Schaden bewahren wollen. Nun, die Verhältnisse haben nn» schon heute Recht gegeben, und sie werden es auch noch weiterhin tdnn. Heute stehe» Bulchtiehrader in Berlin 200 Proc., »nd als wir den Machenschaften der Contrcmine enlgegen- traten — »nd das ist gar nicht lange her — notirten sie 181 Proc. Es ist übrigen» lehrreich, den EourSgang der Buschtiehrader Aktien binnen Jahresfrist zu verfolgen. Im November I8»»0, also vor einem Jahre, imirden Bulchtiehrader in Berlin mit 215 Proc. bewertket: im April 1881, alS schon die Dividende von 20'/, fl. seststand, standen die Buschtiehrader ca 225 Proc. Schon diese Ziffern beweisen, daß es widersinnig war. die Buschtiehrader Actien beim Eourse von 181 Proc. als noch zu hoch zu bezeichnen. Bei halbwegs günstiger Strömung dürsten Bnschtiekrader wenigstens jene« Eoursniveau wieder er- reiche», welches sie im Vorjahre nin diese Zeit inue hatte». Hierzu berechtigt sie schon die voraussichtliche höhere Dividende. Und sollte man etwa wieder die Frage auswersen, ob die wirlhschaftlichen Verhält nisse besser geworden sind als im Jahre 188!», so würden wir die« in Bezug aus di» Buschtiehrader Bahn nur bejahen. Von allen böh mischen Bahnen durste die Buschtiehrader Bahn von den neue» .Handelsverträgen am meisten profitiren, denn diese ist unstreitig die wichtigste Transitlinie sür Süddeutschland uud die Schweiz, soweit hierbei die böhmisch - mährische» Gelreidetransporte in Betracht kommen. Auch mit Sachsen hat die Buschtierahder Bahn so viele Verbindungen wie keine zweite böhmische Bahn. Aus dem leb hafteren Güteraustausch, der Vertragest»,len würden also der Buschtie- braver Bahn ganz erhebliche Vorlheile zu proqnosticiren sein. Man siebt also, daß es an siimulirenden Momenten nicht fehlt, um die Buschtiehrader Bahn aus ihren früheren Eoursstand wieder zurück- zuiukren. Dabei »ins, man sich gar nicht erst mit der Eonversion der Prioritäten befassen, die ja zweifellos ebensalls von erheblichen Vortheilcn sür die Actionaire der Bahn verknüpft wäre. Es giebt auch ein börsentechnisches Moment zu berücksichtigen, das bei der Bulchtiehrader Bahn in nicht zu ferner Zeit eine gewisse Rolle spielen dürste. Die „Dux-Bodenbacher Bahn-Actie", welche so lange Zeit rin beliebtes Spielpapier der deutschen Börsen bildete, wird be kanntlich in kurzer Zeit als Staatspapier abgeslempelt und von diesem Augenblicke an der Speculation ganz und gar entrückt werden. Di» „Böhmische Weslbahn-Actie" dürste gleichfalls bald verschwinde», uud so wird dann neben der Nordbadn-Actie nur die Bulchtiehrader bleiben, welcher wohl die Führerrolle znsallen wird, zu der sie um so eher prädestinirt erscheint, als die Unternehmung Monat sür Monat so bedeutende Fcrtjchrlttr in der Entwickelung macht. Was die Eonversion der Prioritäten betrifft, so kommen wir aus dieselbe spater zurück, bis dieselbe greifbarere Formen an genommen haben wird. Die Wiener Bodencredit-Gesellschast, die sich sur das ganze Programm interessirt, wird dasselbe auch durch- zuinhren wissen, zumal als die Regierung eine wohlwollende Haltung beobachtet. Bei der Anssig-Teplitzer Bahn ergab sich Im November eine Mindereinnabme von 31 840 sl. obschon der Güterverkehr »m volle 40 000 t geineqen ist. Hier dürste die Regulirung da« Minus verringern, den» es ist schwer anzunelmien, daß die Herabietzuag der Daris« einen Io einschneidenden Einstuß aus die November-Ern- nahmen ausgeübt hat. Di» Regulirung der August-Einnahmen er- gab »in Plus von rund >5000 sl. Im Ganzen liegt ei» Minus von 61 800 fl. vor, das i» der Hanplfache de» «rmatzigten Tarssen zuzuschreiben wäre. Wohl dürste diese Ziffer durch Rectificationen verkleinert werden, allein immerhin haben die ermäßigten Tarife ihre Wirkung nicht verfehlt, denn sonst hätte sich angesicht« de» ? iachten.zpwachses von rund 30000 t ein entsprechende« Einnabme- v .> Herausstellen müssen. Eine Alimentirung des Unternehmens dori von den, neuen Eldehai'en erwartet iverdeo. Die Aussig-Trplitzer hu bat Lnl'en Haien aus eigenen Mitteln erbaut, wird jedoch eli ' .Halena,'-nl r einbebe». Abgesehen davon, wird sich der Kohlen- vrrledr der Ausüg-Tevli-er Bahn per Elb« durch den nenen Hasen weientlich steigern taffen. Der Frachteuverkehr der Böhmischen Nordbahn erfuhr »tu« watzl-, Steiger»»-, »elch« dt» Et»»ahm« «m 7854 fl. gehoben hat. Volkswirthschastliches. sind M richte» an de» verantwortlich«, Brdactrnr desselben E. «. Laxe tu Leipzig. — Sprechzeit: nur von Uhr Dagegen zeigt zum ersten Mal« seit etwa Jahresfrist der Personen- verkehr einen kleinen Rückgang tu der Zahl der beförderten Reisen den. wodurch die Geldeinnahme für Personen und Gepäck um 4748 Gulden geringer ausfiel als im November 1880. Die Monats- einnahme beziffert sich mit 382 50? fl. und überragt die entsprechende Borjahrszifier um 3504 fl Bei der definitiven Buchung der August. Eingänge hat sich gegenüber den publicirtrn provisorischen Ziffern eine Plus-Differrnz von 3504 fl. herausgestellt. Ja den verflossenen elf Monaten erfuhr die Perionenftequeuz eine Steigerung um nahezu 30 Proeent, der Güterverkehr hob sich um 71000 t, das ist nicht ganz 5 Procent. Die Empfänge betrugen: Für Personen und Gepäck 803187 fl. (ft- 68838 fl.) und für Eil- und Frachtgüter 2 788 922 fl. <-s-46 217 fl ). Zusammen 3 702 109 sl. (ft-115055 st.). DaS IahreSbrutto-PluS dürfte nach beendigter Regulirung die Höhe von rnnd 150000 fl. erreichen und die Verwaltung dadurch in die Lage kommen, die Dividende, welch« im vorigen Jahre 8'/^ fl. betrug, aus 9 fl. gleich 6 Proeent zu erhöhen. WaS die Investitionen der Nordbahn anlangt, so ist es damit noch immer ruhig. Der Ver- waliungsrath scheint in dieser Hinsicht kein« Eile zu haben und läßt di« ganze Angelegenheit so lange mrhcn, bis die Regierung daraus zurückkommen wird. DaS Allernothwendigste, wie z. B. Fahr- Betriebsmittel, wird allerdings angeschafft, dagegen verspürt man wenig Lust und Liebe, au gewisse kostspielige Bauten sich heranzumachen. Und bas ist ganz erklärlich. Die Böhmische Nordbaha ist keine Buschtiehrader 8 «Linie, welch« all jährlich um mehrere Hunderttausend Gulden in der Rentabilität steigt, und sie vennag sich deshalb nicht gleich jener den Luxus zu erlauben, reich« Investitionen vorzunehmen. „Der arme Mann kocht mit Wasser", sagt ein altes Sprüchwort, und die Böhmische Nordbahn wird eingedenk ihrer Berhältniffe bei außerordentlichen Ausgaben recht haushälterisch vorzugehen haben. Hier kann die Regierung nicht einmal auf Hohr Dividenden Hinweisen, was sie in der Regel thun soll, wenn sie irgend ein rentables Bahnunternehmen für ihre Ansprüche gefügig machen will. Die Monalsaiisweise der Böhmischen Westbahn verzeichnen eine Steigerung der Einnahmen um 11372 fl., hieran parlicipirt der Personenverkehr mit 7561 fl. und der Güterverkehr mit 3811 fl. Die rlsmonatlichen Einnahmen sind um 73678 fl. günstiger als im Jahre 1890, wobei zu brachlen wäre, daß aus dem Personenverkehr ein Plus von 114116 fl. resnltirte, während die Einnahmen aus dein Sachenverkehre ein Minus von 40 537 fl. ergaben. Gleichwie bei den anderen Bohnen, hat sich die Perionenirequenz der Böhmischen Westbahn gehoben, nur mit dem Unterschiede, daß hier der Zu wachs in der Zunahme der Einnahmen voll zuin Ausdrucke gelangte, während bei den anderen Bahnen die Einführung de- Zonentarife- einer gleichzeitigen Erhöhung der Geldempsänge aus dem Personenverkehr« hinderlich sich cntgegenslcllte. Tic Böhmische Westbahn hat es richtig durchgesetzt, den Zonentarif ignoriren zu dürfen. Würde sic bei dieser Weigerung nicht geblieben sein und den Zonentarif gleich allen anderen Böhmischen Bahnen über- noinmen hoben, so hätten ihr« Betriebseinnahmen pro 189l nicht nur keine Erhöhung, sondern einen Rückgang auszuwciscn gehabt. Bei Benrtdeilung der diesjährigen Betrievsrefultate wird sich die Regierung die» vor Augen zu halten habe», denn eS gilt als auS- gemacht, daß die Verstaatlichung der Westbahn zum concessions- mäßigen Zeitpunkte, das ist 30. Juni 1892, erfolgen werde. Man gebe sich >a keiner Täuschung hin! Die Westbahn wird von dem Augenblicke an, wo sie in den Besitz des Staats übergeht, nicht mehr die Rentabilität von ehedem bieten. Mit der Einführung der wesentlich billigeren Slaatsbahiientarise werden die Einnahmen der Westbahn einen gehörigen Rückschlag erleiden, und diesen wird der voraussichtliche Zuwachs an Gütern nicht paralysiren. Die hohen Gewinnst« der Westbahn waren daS Resultat der theueren Tarife, und aus Grundlage derselben soll nun die Verstaatlichung rrsolgen. Ueberdies befindet sich da- Bahnuntcrnehmen durchaus nicht in jenem guten Zustande, wie beispielsweise hente die Busch- tiehrader Bahn, die Anssig-Teplitzer Bahn rc. Mit der Uebcrnahme der Westbahn wird also der Staat kein glänzendes Geschäft machen, wenn er die hohen Betriebsüberschüffe der letzten Jahr« zu capitalisiren haben wird. Die Verwaltung der Westbahn hat eS eben verstanden, zu sparen und zu sparen und allen Anforderungen der Regierung gegenüber sich passiv zu verhalten; unausgetragen sind bisher die fragen wegen des Baue« deS Pilsener Bahnhofes und Westen Her- stcllung des Flügels nach Wegwanow, und da würde eS sich wohl geziemen, daß die Westbahnverwaltung an Nachgirbigkeit eS nicht fehlen lasse. Die Böhmische Westbahn zählt zu den wenigen öster reichischen Bahnen, die die starke Hand der Regierung am wenigsten zu verspüren bekamen, und deshalb will uns scheinen, daß die Westbahn ollen Grund hätte, mit der Regierung in Frieden aus- zukommen. Einen sehr namhaften VerkehrSznwach» hat die Dux-Boden- bacher Bahn ausznweisen. An Kohle wurden im November um 25 233 t mehr verfrachtet, und trotzdem wird ein» um 23 892 fl. geringere Einnahme aiisgewiksen. Man hat es hier fortgesetzt mit der Einwirkung der ermäßigten Tarife zu thun. Freilich redncirt sich daS Minus etwa aus die Hälfte, sobald die Rectificatioa durchgesührt ist. So ergicbt sich bei der definitiven Buchung eine Plusdifferenz von 13 750 fl. und bei den Gesammt- einnahmen von 2 603 376 fl. ein Totalplus von 90 276 fl. Nehmen wir nun an, daß aus der Regulirung der Monate September, Oktober und November ein Mehr von rund 30000 fl. resnltiren dürste, dann bekäme man es mit einem Geiammtplns von rund 120000 fl. zu thun. Diese Ziffer steht in keinem Berhältnih zu der Steigerung des Güterverkehrs, welche rund 250000 t beträgt. Würden die Tarife nicht herabgesetzt worden sein, dann würde die Dur-Bodenbacher ein Plus von sicherlich 2700l>0 fl. und nicht »in solches von voraussichtlich 120000 fl. erzielt haben. Das Unter- nehmen erscheint also bisher nm mindestens 150 000 fl. geschädigt. Die erste December-Woche dürste ein nennenswerlhes Plus zu Tage fördern, da im Vorjahre vom 2. bis 7. December in Folge einer Dammrutschung der Verkehr ganz unterbrochen war. Die damalige Wocheneinnahme zeigte dementsprechend einen starken Ausfall. Die Prag-Duxer Bahn zeigt bei einer Zunahme des Güter verkehrs um rund 20000 t eine um 9612 fl. schwächere Einnahme. Der Uohlenverkehr stieg um 10181 t und der sonstig« Güterverkehr nm 9726 t. Aus der Regulirung der Augnstftkinnahmen floß ein Plus von 14 331 sl.: die Gesammt - Empfänge stellen sich aus 2 617 561 fl., gleich 64 906 fl. weniger als zur selben Zeit des Bor- jahres. Au« de», Frochtenverkehr, der ,n den verflossenen elf Monaten nur um wenige l>25 t zurückgeblieben ist, resnltirte eine Mindereinnahme von 1l6 074 st., wogegen der Personenverkehr ein Plus von 51168 fl. lieferte. Man sieht, daß auch hier die Daris« eine schädliche Wirkung ausgeübt haben. Bei Fortbestand der alten Tarifsätze würde Prag-Dux nicht nur kein Minus, sondern ein Plus von etliche» 50000 fl. erzielt haben. Vermischtes. rciOzig, 8. December. *— Bon der Börse. Tie Contremine hat ihre maßlosen Ausschreitungen schwer gebüßt. Sie mußte sich schließlich den Be dingungen unlerwerien, die ihr von der dnu»« baugue dictirt wurden. Ob die vorwiegend dnrch Deckungen entstandene Erholung der Eourse von Bestand sein wird? Die Situation der europäüchen Essectenmärkte erfuhr eine wesentlich« Besserung. Zunächst gilt es, in Verücksichligung zu ziehen, daß die Beldaoth einen überwun- denen Slondpunct bildet. Ende des Jahres werden allerdings die Ansprüche de« legitimen Geschäfte« sich wieder beben, doch ist »ine Bersteisung der Zinsrate deshalb durchaus nicht zu fürchten. Ja, es darf sogar mit einiger Bestimmtheit vorausgesetzt werden, daß mit Beginn des neuen Jahres alle Begleiterscheinungen eines exorbitanten slufsigen Geldstand«- zu constaliren sein werden. Der Gcldüberfluß wird an den Börsen «ne toichttge Roll« spielen. Ist doch selbst Ende November, wo gewöhnlich der Geldbedarf seinen Höhepnncl erreicht, der Zinsfuß ein sehr niedriger gewesen. Die Ursachen des flüssigen Geld- standeS liegen — so unglaublich die« auch klingen mag — in den jüngsten krisenhaften Vorkommnissen. Die Erfahrung lehrt, dah reaelmäßtg nach einer Finanzkrists Geld im Wechsel- «nd Lombard-Verkehr dringend offerir« wird. Ls fehlt eben in solchen Perioden der Muth für neue Unter- nehmungen und di« privaten Eapitalskreiie sowohl, wie die maß- gebende» Finanzmächte suchen sich mit vorübergehenden Anlagen zu behelft». Eine zweite Stufe der Folgewirkunaen jeder Krisis bildet die erhöhte Beachtung der über ieden Zweifel erhobenen Staats- und dergleichen Fonds. Da« große Publicum geht wädrend dieser wirlhschaftlichen Phase den Dividendenpapieren aus dem Wege und begnügt sich mit der bescheidensten Verzinsung, nur um eine vollständige Sicherheit »« gewinnen. Und das ist der Moment, der diesmal von großer Bedeutung werden kann. Es dürfte sich schon binnen Kurzem eine günstige Gelegenheit sür di« Durch- sühruua der seit Monaten vorbereitete» großen staatsfmaazftNen Operativ»«» Oesterreich-Ungar»« ergebe». Dir Reift eines Direktor» der Oesterreichischen Creditanstalt nach Berlin ist, wie officiell be hauptet wird, ein« „Fleißousgabe". Bei ruhiger Ueberlegong muß sich Jedermann die Ueberzeuguna ausdrängen, daß sich di» allgemeinen Verhältnisse sür di« Valuta.Regelung in Lesterreich-Ungarn seit Kurzem wesentlich günstiger gestaltet haben. Selbst die wichtigsten Bedenken der Rothschild-Grupp« gegen eine beschleunigte Actio», nämlich die verminderten Goldbestände in Europa, sind mittlerweile hinfällig geworden. Die sür den Herbst befürchteten Goldobslüsse nach Amerika, welche eine Consequenz der amerikanischen Getreide zufuhren hätten bilden sollen, sind nicht eingetreten. Wohl hat Ai»erika große Getreidemengen exportirt, doch convenirt« es den Amerilanern, anstatt des entsprechenden Goldbetroge« amerikanisch« Papiere von London zu beziehen. Ter Goldbestand der Bank von England hat sich namhaft erhöht, und derselbe dürfte demnächst noch eine weitere Steigerung erfahren. Die Besorgniß, Rußland könnte in dem Augenblick, wo Oesterreich-Ungarn ernstlich daran geht, die Valuta zu regeln, seine ausländischen Goldgnthaben auf kurzem Wege kündige», ist gleichfalls gegenstandslos geworden, seitdem Herr Wischnegradsk» durch den russischen Nothstand gezwungen wurde, alle verfügbaren Castenbeständ« zurückznziehen. Nament lich in Deutschland und in England, die ja bei einer großen Action Oesterreich-Ungarns fast allein in Bettacht kommen, giebt es keine russischen Guthaben mehr und sind Machinationen der russi schen Finanzverwaltung nicht mehr zu befürchten. Mit anderen Worten, die Chancen einer Regelung der Valuta in Oesterreich- Ungarn haben sich wesentlich gebessert. Eine Quelle neuer Hoffnungen bilde» ferner die Handelsverträge, über welche nunmehr authentische Miuheilunge» über die Details derselben vorliegen. Es ist zu erwar- ten, daß dir Handelsbeziehungen der betreffenden Staaten flch fortab günstiger gestalten werden wie bisher. Der Güteraustausch -wischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz wird sich gewiß nicht ziun Nachtheile der gelammten wirthschast- lichen Entwickelung beleben. Wenn einzelne Industrien in Folge der verschärften Concnrrcn; vielleicht zu Schaden komme», so wird dieser Ausfall aus der anderen Seite reichlich hereingebracht. Die Hauptsache ist, daß für eine geraume Zeit die Zölle stabi- lisirt erscheinen. *— Bon der Productenbörse. In der letzten Zeit war von der fieberhaften Erregung und den starken Preisbewegungen, welche die russischen Ausfuhrverbote« hervvrgerufen hatten, keine Spur mehr zn entdecken, vielmehr ist an Stelle derselben eine Ab- schmachung getreten. Maßgebend hierfür waren die großen Bor- räihe, welche in allen Conjumländern nachgcwiesen werden und andererseits auch die relativ spärlichen Nachaiischaffungen der Mühlen, deren Erzeugnisse nicht den erforderlichen Absatz finden. Dabei hält die Exporttbätigkeit 'Amerikas ungeschwächt an, jo daß die Verladungen nach Europa ungewohnt große Dimensionen angenommen haben. Während der verflossenen Woche ist Weizen in Ncw-slork in alle» Sichten um 1' , bis 2',4 Cents, in Berlin um 4 bis 4'/, .sl, in Paris um ' < bis '/, Frcs. zurückgegangen, nur Roggen ist in Berlin pro Frühjahr um 3 bis 4 .sl gestiegen. An der heutigen Berliner Bor-Productenbürse entwickelte sich aus wesentlich höhere New-2)orker Notirungcn von gestern eine stattliche Hausse in Weizen, welche auch eine wesentliche Befestigung von Roggen zur Folge hatte. *— Acticn-Lagerbier-Brauerei von Schloß-Chemnitz. Nachdem die General-Versammlung die Verlheilung einer Dividend« von 28'/, Proc. --- 85 .4! genehmigt hat, gelangt solche von jetzt ab, und zwar am hiesigen Platze bei der Allgemeine,» Deutschen Credit-Anstalt, zur Auszahlung. *— Lübecker Actienbraucrei. Tie Angabe, daß die Divi dende in der am 5. d. stattgehabten General-Versammlung auf 7 Proc. festgesetzt worden sei, ist nicht richtig: dieselbe beträgt viel mehr 7',, Proc. uud wird hier bei der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt mit 37,50 -sl pro Tividendenschein bezahlt. *— Falsches Zwanzigmarkstück. An der Lasse eines Ge schäftes in Neu branden bürg wurde ein falsches Zwanzigmarkstück entdeckt, dessen Rückseite eine mattere Prägung alS die der Vorder- seit« aufweist. Kürzlich wurden bei der dortigen Polizei auch falsche Ein- und Zweimarkstücke eingeliesert. * Chemnitz, 7. December. Gestern feierte Herr Direktor E. W. Gebauer, Vorstand der „Chemnitzer Werkzeugmaschinen- sabrik, vorm. Joh. Zimmermann", den Tag, an welchem er vor 25 Jahren in dieses Etablissement eintrat. G Zwickau. 7. December. Tie Brauerei in CainSdors, die der Braugenossenschast gehört und sich sehr erfreulich entwickelt hat, wird ihr Capital vergrößern und 323 Stück Actien L 1000 -sl ausgeben. Eine große Brauerei bedarf, wenn sie Geschäfte machen will, großer Betriebsmittel; denn es ist einmal Brauch geworden, daß die Brauereien theilS selbst Restaurationen pachten, theils Restaurateure mit Geld unterstützen müssen. sf Dresden, 7. December. Lausitzer Maschinenfabrik (vormals I. F. Pcpold) in Bautzen. Die heute hier, unter Betheiligung von 6 Actionairen in Vertretung von 185 Actien und Stimmen obgehaltene 19. ordentliche Gcneral-Versammlung geneh migte einstimmig den eine weitere Erhöhung der Unterbilanz aus- weiienden Rechnungsabschluß sür!890/9l, sprach die Entlastung des Vorstandes aus und wählte das ausscheidcnde Mitglied Herrn Rechts- anwalt Gcrlach-Dresden wieder in den Anssickstsrath. Nach den Miltheilungen der Tireclion ist im neuen Geschäftsjahr eine mäßige Besserung des Geschäftsganges eingetreten. Ift TrrSdk», 7. December. Äctien-Bierbrauerei „Gam- brinuS" zn Dresden. Tie allgemein ungünstige Geschäftslage im Braiicreibetriebk, über welche die Geschäftsberichte aller Braue- reien Klagelieder Ieremiä anstimmen, ist natürlich auch im Betriebe der Gambrinns'Branerei empfindlich verspürt worden und zwar um so mehr, als schon in normalen Zetten die scharfe locale Concurrenz da? Geschäft erschwert. Die verlustbringenden auswärtigen Filialen wurde» wieder aufgelöst, was selbstverständlich eine Verminderung des Absatzes zur Folge hatte. Die Geiammtverschrotuna betrug 40237 lil, oder 4671 Iil weniger als im Vorjahre. Der Flaschen- bierverkaus belief sich auf 1 599 707 Flasche» und blieb hiuter dem deS Vorjahres um ', zurück Trotz dieser im Ganzen unerfreullchen Berhältniffe ist eS der neuen Verwüstung doch gelungen, einen etwas größeren Ueberichuß als im Vorjahre zu erzielen, und es ist nnn- mehr alle Aussicht vorhanden, daß bei dem jetzigen rationellen und sparsamen Betriebe die Actionaire bald wieder in den Genuß einer Dividende treten werden. Der letztjährige Gewinn beträgt 68 054 und soll zu Abschreibungen verwendet werden. Actien bierbra uerei „ConfolidirteS Feld schlößchen" zu Dresden. Im abgelausenen Geschäftsjahre 1890 91 hat da vorgenannte Unternehmen »inen höheren Absatz und ein größere- Erlrägniß erzielt als im Vorjahre und in finanzieller Beziehung eine weilere Kräftigung erreicht. Der Reservefonds erreichte durch die diesmalige Zuwendung die ansehnliche Höhe von 147 593 >1 gleich 12,5 Proc. des Actiencopitals, während die Abschreibungen innerhalb des siebenjährigen Bestehens der auf der Basis der alten Feldichloßchen-Brauerei enlstandenen neuen Gesellschaft aus 370 451 Mark -- 31,4 Proc. des Actiencapitals angewachsen sind. Dabei ist die Belastung der Grundstücke im Berhältniß zum Zeitwert-« eine mäßige zu nennen. Der letzlsSbrig, Bierabsatz betrug 58 622 dl oder 1716 dl mehr als im Vorjahre. In der Mälzerei wurden hergestellt 1295 657 dx Malz sür rigene und 476 455 kx für fremde Rechnung. Der erzielte Gnvinn beziffert sich auf 109330» Rach Abschreibungen im Betrage von 58 000 » verblieb ein ver- theilbarer Ueberschuß von 51 330 », wovon nach Totirung des Reservefonds und Abzug der Tantiemen eine Dividende von 5 Proc. auf di« Prioritäts-Acsten I,it. X und 8 verthcilt werden kann. *x* AuS Thüringen» 7. Deeember. Ti« Agitation für den Ban der Bahnlinie Tann-Bacha-Gerstungen ist jetzt auch von Berlin aus als eine auSsicht-loie bezeichnet worden, so daß den Interessenten nur empfohlen werden kann, schnell und kräftig für eine Linie Schlitz-Hünleld-Vacha-Gerstungen einzutteten. Die letzter« bietet unbestteiibore strategische Vortheile, so daß hier etwa das Nämliche ins Feld gciührt werden kann, was seiner Zeit sür die Strecke Eassel-Waldkappel gesagt wurde. Aus einen Tnrchgang«. verkehr wäre sür ein» 90 dm lange Bahn Gerstnngen-Tann^nlda schlechterdings nie zu rechnen I "Berlin, 7. December. Viehseuchen . Uebereinkoininen zwischen Deutschland und Oesterreich - Ungarn. Außer den Handelsverträgen ist dem Reichstage «in Bithseuchen-Ueberein- kommen zwischen Teulichland und Oesterreich-Ungarn zuaegangen. Dasselbe umfaßt 12 Artikel und soll gleichzeitig mit dem Zollvertrag« in Kraft treten »nd sür die Tauer deffelben in Wirksamkeit bleiben. Die vertragschließenden Theil» haben sich jedoch damit einverstanden erklärt, daß die bei Inkrafttreten des Ueberrinkommens noch bestehen den, mit den Bestimmungen deffelben nicht vereinbarten Beichrän knngen und Verbote während eines Jahres »ach dem Inkrafttreten de» Abkommens in -Geltung bleiben könne«. Nach dem Abkomme» wird der Verftbr mit Thiere» und thierischen Rohstoffen und mit Gegenständen, welch« Träger d«S Aasteckungsstoffrs von Viehseuchen ftiu köuaten, au« dem Gebiete des einen der vertragschließenden Theil« «ns de« Gebiet» de« andere» ans bestimmte Eia tritt«stattonen beschränkt und dort einer thierirzltche» llonttvle von Testen jenes Staates, in welchen der Ueberttltt slattfindel, unterworfen werden. Bei der Einfuhr ist ein Ursprnngszeugniß (Paß) beizubringen Mit Krankheiten behaftete Thiere sowie Thiere, die init kranken Thiere» in Berührung gekommen sind, können an der Einkritlsstation zurückgewiesen werden. Wenn die Rinderpest in dem Gebiete eines Reiches aus- tritt, so steht dem andern das Recht zu, die Einfuhr von Wieder- kauern, Schweinen und thierischen Rohstoffen sowie von gistfaugenden Gegenständen theilweise zu verbieten oder zu beschränken. So lange die Lungenseuche in deu Viehbeständen des einen der vertrag, schließenden Theil« herrscht, ist der andere Theil berechtigt, die Einfuhr von Rindvieh an- den verseuchten Gebieten (in Deutjchand Bundesstaaten, Provinzen; in Oesterreich Königreiche und Länder; in Ungarn Comitate) zu untersagen. Die vertragschließenden Theile räumen sich gegenseitig die Besugniß ein, durch Commissore in dem Gebiete des andern TheilS Erkundigungen über den Gesund heitszustand der Viehbestände, über die Einrichtung von Biehhösen, Schlachthäusern rc. einztehen zu lassen. Die übrigen Bestimmungen beziehen sich auf periodische Nachweisungen über den jeweiligen Stand der Viehseuchen, über da- Desinsectionsversahren der Eisenbahn wagen, über den Weideverkehr an der Grenze sowie aus die Ueber- schreitung der Grenze mit Thieren, die an eurem Pflug oder an ein Fuhrwerk gespannt sind, zum Zweck landwirthschastlicher oder gewerb licher Arbeiten ans eine Entfernung von nicht mehr alS 5 Icm. — Der Blehseuchenconvention ist ein Schlußprotokoll beigesügt, aus wrlchem zu erwähnen ist, daß di« Bestimmungen der Convention nur aus Provenienzen eines der vertragschließenden Theile An wendung finden. * Berit», 7. December. Der Deutsche Handelstag, welcher Mitte Januar zu einer Plenarversammlung hier zusammentrelen dürfte, wird sich auch mit den Gesetzentwürfen, betreffend die Tele- ' graphenanlagen und die Anlage von Elektricitätswerken, beschäftigen. l>r. Georg Siemens wird über dieses Thema reserrren und hat bereits folgenden Antrag angekündigt, den er in der Plenar versammlung deS Näheren motiviren wird: Es entspricht dem all- gemeinen Interesse, daß das Telegraphen- und Tclephonwesen, inso- weit eS dem allgemeinen Verkehr dient, als Regal verwaltet wird: ein Gesetz, welches analog dem Postgesetz vom 28. Oktober 1871 diefeS Berhältniß ordnet, ist daher mit Befriedigung zu begrüße». Ein Gesetz, welche- über diese Grenzen hinausreicht und zugleich die ausschließlich« Errichtung von Telegraphen- und Telephonlinien der Regalverwaltuna gewährt, ist nur dann zweck entsprechend, wenn zugleich die gcfammte Materie der Einführung der Elektticität in den allgemeinen Verkehr geordnet wird. Bei diesem Regal ist vorjusehen, daß über den Widerstreit etwa concurrirender Jntercsten zwischen verschiedenen Leitungen durch eine unabhängige oberste Spruchbehörd« entschieden wird, deren Urtheil sich auch die Telegraphenverwaltung zu unterwerfen hat. Dieser Spruchvehörde müssen außer rechtskundigen Personen auch sür elektrische Angelegenheiten sachverständige Techniker aaaehören. *— Di« neuen Zollsätze. In nicht ganz zwei Monaten sollen die neuen Zollsätze in Kraft treten, sollen die Grenzen von fünf Ländern, welche einen großen Theil Mitteleuropas Men, gegeneinander geöffnet werden, allein die Börsen haben sich die Tragweite der Angelegenheit noch nicht zurecht legen können. Sie weit das Bürsenpublicuin von einem Erfassen der Sach« enliernt ist, beweist seine Jnconsequenz. In Wien ließ man auf di« Ermäßigung 'der Äsenzöllc die Montanwerthe sinken. Wenn die Wiener Börse über die Eisenzülle weint, muß die Berliner Folge richtig lachen, denn die Ermäßigung der österreichischen Montanzölle soll >a zu- nächst der deutschen Eisenindustrie zu Gute kommen. Thatlächlich sind in Berlin die Montanpapiere höher bewerthet worden. Ter oft erprobte BSrseninstinct hat sich diesmal nicht rechtzeitig eingestellt, sonst hätte die Bewegung in den Eiserdahn. werthen bereits «ine viel intensivere sein muffen. Ten Exportbahuen eröffnet« die erzielte handelspolitische Einigung, sowie die weiter zu gewärtigen-« wttthschaftliche Verständigung mit anderen Staaten unzweifelhaft eine Perspective reger Thätigkeit. Der Güteraustausch zwischen Land und Land und zwischen Volk und Volk wird zuaehmen, cb nun ein Product oder Artikel mehr oder minder bevorzugt worden ist. Die Bahnen bekommen neue Transporte und eS ist euch noch nicht entfernt abzusehen, welche Dimensionen der Schienenverkehr in der Folge annehmen wird. *— Die Dividendenschätzungen der Banken haben das Publicum und die Börsen in der lichten Woche viel beschäftigt und einzelne Schätzungen haben aus die Conrse der Actien einen Einfluß ausgeübt, der kaum berechtigt sein dürfte. Ganz davon abgesehen, schreibt die „H. B.-H." sehr richtig, daß derartige Schätzungen de- Erträgnisses dreier Monate, ehe dasselbe wirklich sestgestellt wird, in he,:- tiger Zeit noch mehr Problematisches haben als fönst, könnten die>e Schätzungen in diesem Jahre manche Actionaire verleiten, sich odne weitere Ueberlegung ihres Besitzes zu Coursen z» ent- äußern, welch«, der gegenwärtigen pessimistischen Auiiajiung entsprungen, sich einem Niveau nähern, welches nur noch be< rechtigt wäre, wenn die Banken dauernd so mäßige Dividenden geben würden wie in diesem Jahre. Daß bei einer auf allen Gebieten rückgängig geweienen Conjunctur die großen Banken, welche weitverzweigte Verbindungen unterhalten und ihre? Emissionsgeschäfles wegen daraus angewiesen sind, erhebliche Effectenbeftände zu halten, einem großen Rückschlag« in ihrer Dividende ausgesetzt sind, namentlich wenn sie sich von Spe- culationen sernhalten und demnach die Baisse nicht auSnntzen konnten, ist selbstverständlich. Aber die Actionaire sollten vc» nünstigerweis« den Cours ihrer Actien weder unler Zugrundelegung einiger besonder- hohen Jahreserttägnisse ins Ungemefsene steigern, noch durch ein zeitweiliges niedriges Erträgnis, in den enlgegcn. gesetzten Fehler einer zu niedrigen Bewertdnna ihre- Eigen- thums versalleul Der wirkliche Werrh einer Bankarkie sollte sich nicht nach der augenblicklichen Verzinsung, sondern nach dem durchschnittlichen Erträgniß richten. Gewisse Loursschwankungen werden ja immer sta». finden: aber man vergegenwärtige sich, daß ein Lonrsobschlag von 50 Proc., wie viele der besten deutschen Bankactten ihn innerhalb der letzten 1'/, Jahre erfahren haben, schon bedeuten würde, daß diese Banken während zwölf Jahren 4 Proc. Dividend« weniger als früher geben werden. — So sicher aber, wie auf anffteigtiide Consuncturen und hohe Dividenden immer noch schlechte Zeiten ge- solat sind, so zuversichtlich darf man hoffen, Laß die gegenwärtige Krisis zu einer, wenn auch langsamen Besserung io allen Geschäfts- zweigen führen wird. Es fehlt nicht an Anzeichen dafür, daß das Schlimmste überstanden sein dürste. »— Dividendenschätzungen. Unter Vorbehalt geben wir folgende Dividendenschätzungen: „Anglo-Deutsche Bank" 5 Prec., (I8B0 6 Pro«.), „Breslauer Disconto-Bank" 4'/, Proc., „Darm- städter Bank" 5 Proc. (9 Proc.), „Münchener Bank. Kester Bachmann L Co." etwa 4 Proc., „Württembergilche Notenbank" 5'/, Proc.. „Württembergische Bereinsbank" und „Bankanstalt" nicht unter je 6 Proc. (je 7',, Proc.), „Mctallwaarensobrik Geislingen" ca. 15 Proc. (14 Proc.), „FilzsabrikGiengen"ca. 13Proc.(15Proc.>, „Lberbaherische Actien-Gesellfchast sür Kohlenbergbau" 9 Proc. (9 Proc.), „Holel-Actien-Gesellschaft in München" 6 Proc. (7 Proc «, „Actienbraucrei zur Krone in Ludwigsburg" 7'/, Proc., „Bereinigte Hotels Sendig in Schandau" K Proc., „Memclinger Actien-Brauerei ' 10 Proc-, „Zwickauer Steinkohlenbau-Berein" Abschlags-Dividend« 120 „Loatinental-Pserdebahn" 5 Proc., „Bergwerk Courl ' 6 bis 8 Proc., „Höchster Farbwerke" 25 Proc„ „Bergwerk Hugo" 10 Pro« . . Erlanger Spinnerei und Weberei" und „Baumwoll- Spinnerei Kolbermoor" voraussichtlich keine Dividend«, „Porzellan- sabrik Ludwig Wessel" 9 Proc. (9 Proc.), „Deutsche Hppotheken Bank" 5 Proc.. „Deutsche Genossenschaftsbank, Sörgel, Parrisius L Co." kaum hinter 6 Proc. (7 Proc ), „Saalbahn" Stamm»rioritätcn 4'/,—4' 4 Proc.. „Bank für Süddeutschland" 4'/, Proc. VT8. Kraxkfurt «. «.. 7. Decembn. Di« General-«er- sammlong der Frankfurter Bierbrauerei-Gesellschaft (Hrnutuger) genehmigt« dft Anträge de- «uisichtsratde«. Tcr vou Max Rosenihal >Berlin) gestellte Antrag, die Genehmigung kcr Bilanz zu vertagen, wurde m» 1211 gegen 328 Stimme» abgelehni. Serbstofs-Jmport-Actien-Gesellschaft, vormals Bisenberg öv Janke, Hamburg. In einer ans den 29. d. M. eiaberusenen außerordentlichen General-Versammlung soll über den Antrag aus Liquidation dieses Unternehmens Beschluß gefaßt werden. *— Dir Auswanderung über Hamburg bezifferte sich im Monat November ans 11 183 Passagiere; davon wurden 7207 Passagier« direkt von hier und 3976 Paffaglne von hier über Eng. land und ander« europäisch« Zwischenhäfen »xpedttt. O.8.Hck. G-rlttz. 7. December. Der Minister des Innern ver- sagte sämmtlichen in der außerordentlichen Geoeral-verso-nmlunz der Rothendurger Strrbecasse am 15 August gefaßte, Be- schlösse» bezüglich der Aenderung des Lereinsstatui« von 1889 jeiue Geuehmiyuny. Di« Sterbrcaff« »äßlt 150000 MttgUrd«, daruLter 40000 Berliner.
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