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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892071901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-19
- Monat1892-07
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W14 Leopold vo» Slovkg-DreSde» and Rittergutsbesitzer Otto Beidlich-Eo-puden. Da- Fesm^hl, verschöllt durch den Gesang der Lieder: „Wo zur frohe» Feierstunde" und „O alte Burschenherrtichkeit" und bedacht mit «i»«r Festcompositio» de- Seniors I)r. Adlerberg, verlies in «hobenster Weise. Seine materielle Ausrüstung brachte Herrn Hof lieferanten Stob. Börner allseitig verdiente« Lob. Die ««»fahrt. Hatte da» Lorp» Saxonia bisher seiner Frier einen mehr internen Charakter gegeben, so war der Montag Nachmittag dazu bestimmt, «S auch »ach außen hi» repräsentativ zu zeigen. Die« geschah in einer glänzende» AuSsahrr, welche.vorn Eta blislementBonorand seinen AuSgana nehmend, dt« innere Stadt—Promenade, Grimmaische, PeterS- »nd Weststraße — berührt« nnd BödUtz^Lhrcnberg als Endziel nahm. Da» LrompetercorpS der Königin-Husaren eröffnet« in altdeutscher Tracht mit schmetternden Musikweisen de» Zug. Seine Steiler trugen grone» WammS mit den LorpSfarbrn aus dem Brnstschilde, graue Tkhlappbüte mit lvallendeu Federn in blau-blau-weiß und große gelbe ReÜerfttefel. Hinter ihnen sprengt» hoch zu Roß eine Schaar Acliver mit d«» Standartr» de» LorpS, woraus er» sechsspänniger, von blau coftümirte» Spitzrureitern geführter Wagen mit den Ehrenmitgliedern folgte, und daran schloß sich ein fast unabsehbarer Wagenzug, den der Leutralbazar sür Fuhrwesen gestellt hatte, gegen 4(1 Zweispänner, mit deu alten Herren, mit den Ehrengästen und Acliven. Berittene Acttv« bildeten den Schluß des Ganzen, das ein farbenprächtiges, eindrucksvolle- Bild einer studentischen Auffahrt in vollem Wichs geboten hatte. I» allen Straßen, welche dir Auffahrt berührte, standen Hunderte von Zuschauern, die mit lebendigein Interesse sich dem eigenartigen Anblick diese» studentischen Schauspiel« Hingabe». " Musik. UniversitätS-Siingervereiu zu St. Pauli. FeftcommerS -L- Leipzig, 18. Juli. Reichen Schmuck wie- gestern der Theater- >l de, " saal ies Krystall-PalästeS auf, der die Stätte bildete, woselbst nach dem geistlichen Eoncert in der Thomaskirche eia glänzender Fest comm er» di« ehemaligen und aktiven Pauliner, zu einem nicht geringen Theile auch ihre Angehörigen, sowie zahlreiche Gäste ver einigte. Zu beide» Setten vor der Bühne waren Lorbeerhaine errichtet, ans deren Immergrün sich die Büste unsere- geliebten LandeSvaterS, d«< Rector- Magnificentijsimus der Universität, de« Königs Albert, wirkungsvoll abhod. Der Borhang der Bühne, die Arbeit «tnrS PauliuerS, zeigte da« kunstvoll ausgesührte Wappen der Sängrrvereinigung, blauweiß waren die Brüstungen der Galerie geschmückt, von denen herab die Banner deS Paulus in den Saal grüßten Nach 7 Uhr hatte sich der große Raum gefüllt mit einer hoch ansehnlichen Bersainnilung, in deren Mitte auch der Rector der Universität Professor I)r. LipsiuS Play genoinmen hatte. Der Gesang des Liedes „Sind wir vereint zur guten Stunde" leitete die Feier" ein, woraus der Ehrenvorsteher des „Paulus", Herr Geheimer Hofrath ProfessorIlr.Heinz«, sympathisch begrüßt, eine von Begeisterung getragene, den JubelcommerS eröffnende An sprache hielt. Rückblickend gedachte der Redner des Begründung« jahres, 1822, und der politischen Wirren jener Zeit. Tie es damals wagten, von einem deutschen Reiche zu spreche», hatten «S schwer zu büßen an sich selbst. In dieser Zeit entstand der „PauluS", der sich al« Aufgabe und Ziel die Pflege de« Gesanges und der frohen Geselligkeit gesteckt hatte. Damit trug er aber auch für seinen Theil dazu bei, die deutsch« Einigkeit zu fördern. An der Hand der ge- Ichichtlichrn Lhatsachen streifte der Redner den Werbeproceß deS Reiche» und den Anthril, den gleichsam auch der Jubelvrrein daran genommen hat. Die heute acttv sind, haben die trübe Zeit vor 1866 nicht erlebt; sie wissen aber, wie groß die Verdienste sind, die Kaiser Wilhelm I. und Fürst BiSmarck (bei der Erwähnung dieser beiden Namen ging «ine mächtige Bewegung durch den Saal) sich erworben haben, alt sie nach langer Schande Nacht ei» einiges großes deutsches Vaterland schufen. Der Redner kam dann au Kaiser Wilhelm II. zu sprechen, der seine mächtigste Stütze in dem allezeit treuen Paladin König Albert hat. (Lebhafter Beifall.) Der verehrte Herr Redner, dessen zündende Darlegungen hier im Hin blick aus den Raum nur haben kurz skizzirt werden können, schloß mit einem jubelnd ausgenommen«» Hoch aus Kaiser und Reich König und Vaterland. Eine so reiche Fülle von Trinksprttcheu folgte im weiteren Ver laus« deS Abends, daß e« uns nicht möglich erscheint, selbst die vielen vortrefflichen Darlegungen eingehend würdigen zu können Wir müssen uns daher aus solgende kurze Angaben beschränken. Der Vorsitzende, Herr »tust. zur. Jrmer, wies daraus hin, wie der PauluS seit dem letzten Jubelfest, dem 60 jährigen, sich in stetem Gleichmaß weiter entwickelt hat und gefördert worden ist. Schmerz liche und frohe Ereignisse sind eS, die dem Verein in diesem Jahr zehnt beschiedrn waren. Zwei verdienstvolle Männer sind heim gegangen, denen wir «in schmerzliche» Gedenken weihe». Stolz können wir aus Die sein, di« die Aufgabe Jener wcitersühren (Beifall.) Sieben diesen schmerzlichen Erlebnissen ist das vergangene Jahr zehnt aber auch nicht arm an freudigen Ereignissen gewesen, wie die gute» Beziehungen der alten Pauliner zum Verein, die Begründung eine« Unicolorenverbande«, der Zusammenschluß der Carlelvercine zu Halle, Jena, Prag und Leipzig beweisen. Der Paulus hat auch im letzten Jahrzehnt rin seiner würdiges Leben geführt. In deu günstigsten Beziehungen hat der PauluS zur Universität gestanden, und auch an der heutigen Jubelfeier sehen wir den Reclor der Universität und viele Professoren theilnehmen. Bon auswärt« sind gleichsall« viele Gäste erschienen, sogar auS Amerika; von den akademischen Vereinen haben der „Arion", die Lausitzer Prediger- gesrllschaft, der Verein deutscher Studenten u. v. a. Vertreter ent sendet. Alle hieß der Redner aus da» kHerzltchste willkommen. Er schloß seine Ansprache, indem er auf das Wohl der Gäste einen donnernden Salamander reiben ließ. — Herr stuck, zur. Auster charakterisirte daS gegenwärtige Fest als Zeitpuuct de« Rückblicks aus die Vergangenheit, de» Ausblicks auf die Zukunft; er erwähnte, daß das Paulinerhetm ein andere« geworden, da es in La« vormalige Gebäude de« Museums für Völkerkunde übergesicdelt sei. In lähmendsten Worten gedachte der Redner sodann der »Im» mnter I-ipsiensis und weihte ihr gleichfalls «inen begeistert au-ge- führten Salamander. Die« gab Herrn Rector Profrssor vr. LipsiuS Veranlassung, sür die Grüße, di« von dem Vorredner der «Um» mater und ihren Lehrern entboten worden waren, den aufrichtigsten Dank zu sagen. Wie der PauluS da« fünfzigjährige und später da« sechztgjihrige Jubiläum seine» Entstehen« gefeiert habe, o sei er vor Allem auch berechtigt, da- siebzigjährige zu feiern, tehe er doch jetzt bei einer bed«utsamen Wendung: er habe ein seither innegehabte« Heim verlassen, aber dir Universität habe ihm rin neues würdiges Domicil geboten. Der Redner be rührte dann di« Pflege des Liede» durch den Verein, eine Perle de« Männergesangs ist da« echte Paulus-Lied. Einzelne« vergeht, nur daS Ganze besteht. Die Pauliner kommen und gehen, der PauluS bleibt. Seiner blühenden goldenen Zeit weihte der Redner ein drei- acheS Hoch. Noch einmal sprach sodann Herr Geheimer Hosratb Professor vr. Heinz», indem er de« ganz besonders bedeutungsvollen letzt- vergangenen Vereinsjahre-, de« siebzigsten gedachte. Einer allen Gewohnheit bet den Stiftungsfesten des Verein« entsprechend, gab der Redner einen kurzen Rückblick aus da« letzte Jahr und gedachte der Verdienste der in diesem Zeiträume Heimgegangene» fünfzehn „alten Häuser", denen er ein „ttavelv pi»o »mm»«" nachries. Die Alken scheiden, im PauluS aber pulst« ein fröhliches Leben, auch im letzten Jahre trat dies hervor, was der Redner im Hinblick auf die verschiedenen festlichen und sonstigen Veranstaltungen der Mit glieder im letzten Jahre besonder- erläuterte und seine von rauschen dein Beifall begleiteten Darlegungen mit einem „Hoch Paulus in »etvruum" schloß. In lebendigen Worten schilderte sodann He« stuck. Böhme die großen Verdienste des Ehreiivorstchere, Herrn Geheimen Hosrathe« Professors Vr. Heinze, Herr stuck. Michael diejenigen des hoch verehrten Dirigenten, Herr» Prosessor« Kretz sch mar um den PauluS. Nun vollzog sich ein Act, der bei allen Anwesenden den lautesten Jubel hervorrief: Vor dem Vorhang aus der Bühne erschien eine Anzahl Jungfrauen, deren Sprecherin Frl. H. v. Bose in ge bundener Rede drei kostbare Schläger dem „PauluS" über reichte; jeder derselben war mit dem goldenen Wappen der Stadt Zwickau geziert und trug die Widmung: „Von den Daiilen Zwickaus. Zur Erinnerung an die Tage vom 12. bis 14. März 1892." DaS war die Zeit, in der die Pauliner in Zwickau weilten und dort von der Bürgerschaft in der herzlichsten Weis« gefeiert wurden. Ein donnernder Salamander lohnte den Spenderinnen, und nicht eher ruhte der rauschend« Beifall, al« bi« die Damen wiederholt aus der Bühne erschienen waren. Ferner übergab Herr Polizeirath vr. Schanz im Nanien der Vereinigung alter Pauliner von Leipzig und Umgegend dem PauluS ein Geschenk von 70 Kronen ---700-6, die voraussichtlich zu einen, Theile dazu verwendet werden, die 7üjährige Jubelfeier des Paulus zu begehen, bezw. eine» Fonds zu einem Stipendium für active Pauliner zu bilden. Immer höher gingen nun die Wogen der Begeisterung, Toast auf Toast folgte. Herr stuck. Hel mH old feierte den Fürsten BiSmarck unter dem jubelnden Beisall der Theilnehmer, Herr stuck. Reichelt weihte den alten Herren, Herr stuck. Kötzschke der üarteloereinigung einen Salamander. Im Nanien de« gilial- PauluS in Dresden überreichte Herr Apotheker Franz eine große Photographie, darstellend das dem unvergeßliche» Langer errichtete Denkmal, als Angebinde. Sodann überbrachten die Vertreter hiesiger und auswärtiger Corperattonen Namens ihrer Bereinigungen herzlichste Grüße und Glückwünsche ; so sprachen in diesem Sinne die Herren stuck. Kautzsch Namens de« EartelvereinS „Fridericiana" in Halle, »ruck. Liebe im Aufträge des Jenenser Paulus, stuck. Martin NamcnS der Liedertafel deutscher Studenten in Prag. Der Letztgenannte hob hervor, daß die Deutschen in Oesterreich nicht aushören würden, das deutsche Lied zu pflegen und im Herzen zu tragen. In längerer, witziger und von politischen Anipielungen nicht freier Rede dankte Herr DiakonuS Richter sür die den Güsten ge weihten sympathischen Kundgebungen. Im Weiteren entboten noch die Herren vnnck. weck. Hossmann im Namen deS „Arion", stuck, tkeol. Müller im Aufträge der Lausitzer Predigergesellschast, stuck, zur. Schmidt Namens des Vereins deutscher Studenten die Herz lichsten Glückwünsche. Interessant ist, daß noch ein Begründer de« Leipziger „Paulus", Herr Obcrkirchenrath Maaß in Wismar, lebt; ihm weihte die Versammlung eine ganz besonders herzliche Kund- gebung. Daß vielfach Gesang den Abend verherrlichte, versteht sich ebenso von selbst, als wir daß zahlreiche Telegramme Einzelner eingegangcn waren. Di« feierliche Ausführung des Landesvater beschloß den FeftcommerS, der allen Theilvehmcrn in steter Erinnerung bleibe» wird. nicht erfolgter Anstellung im ElvilstaakSdienste kür die nun wertbloS gewordenen EivilversorgunaSscheine entweder durch monatliche Zu lagen mit rückwirkender Kraft oder durch eine dementsprechend« Abfindungssumme oder durch noch zu bewirkende Anstellung im Eivilstaatsdienste mit de» ohne Eivilversorgungsschei» und mit höherer Pension verabschiedeten Militairs eine Gleichstellung zu geben, oder ihnen auch dieselbe Brrgünftigung wie denjenigen, welche ihren Versorgungsschein im Jahre 1874 gegen eine monat liche Entschädigung zurückgcgeben haben, zu gewähren. Die Ver- sammlung beschloß »ach dem Anträge des Vorsitzenden einstimmig die nochmalige Einreichung besagter Petition an den Reichstag. Ein weiterer Antrag des Vorsitzenden, die Gründung einer Ver- einigung der Militairanwärter bcMs Förderung der Interessen derselben fand ebenfalls Annahme. Es wurde ein vorgelegter Etatuteneniwurs berathen und angenommen und hieraus die Herren Biesold al- Vorsitzender, von Drcchsel als Schriftführer, Lutz als Cassirer und die Herren Obst, Flemming und Singer als Ausschußmitglieder der neuen Vereinigung, welche den Namen „Verein der Militairanwärter von Leipzig und Umgegend" führen soll, gewählt. Internationaler Schachrongreß zn Dresden. Ll. Sonntag, den 17. Juli, wurde in den festlich geschmückten Räumen der „Philharmonie" zu Dresden der VII. internationale Schachcongreß des Deutschen Schachbunde« eröffnet. Nachdem der Vorsitzende deS Dresdener Schachclubs He« Landschaftsmaler Schütz die anwesenden Gäste herzlichst bewillkommnet hatte, wurde zunächst die Zahl der definitiven Theilnedmer am Meisterturnier festgestellt, owie zur AuSloosung der beiden ersten am Montag, den 18. Juli, Vormittag resp. Nachmittag zu »heilenden Runden geschritten. In der ersten Runde daben den Anzug v. Scheve gegen Porges, Maco gegen Mieses, Blackburne gegen Albin, v. Bardeleden gegen Makovetz, «chottländer gegen Non, vr. Tarrasch gegen Alapin, Lomann gegen Walbrodt, W. Pauljen gegen Mason, vr. v. Gottschall gegen Winawer. Am Nachmittag spielten: Winawer gegen v. Scheve, Mason gegen vr. v. Gottschall, Walbrodt egen Paulsen, Alapiu gegen Lomann, Non gegen vr. Tarrasch, Nakovctz gegen Schottländer, Albin gegen v. Bardeleden, Mieses gegen Blackburne und Porges gegen Maco. Die Preise im Meisterturnier sind 1000 .6, 700 X, 500 -6, 300 .6, 150 ^li. Die Ausstellung weiterer Preise ist Vorbehalten. Tie AuSloosung zum Hauptturnier, zu welchem sich eine stattliche Anzahl zum Theil recht starker Spieler gemeldet hat, findet erst am Montag statt. Die Leitung sämmtlichcr Turniere ruht, wie bisher stets, so auch diesmal, in der bewährte» Hand des Herrn Generalsecretair Herrn Hermann Zwanzig aus Leipzig. 8. Daß wirklich gediegenen Leistungen die verdiente Anerkennung nicht versagt bleibt, zeigte einmal wieder so recht der Sonntag- Abend im Coiicert^ktablissement Hotel Stadt Nürnberg. Trotz deS wenig zum Gartenbesuch rrmuthigenden Wetters hatte sich doch ein recht ansehnliches Publicum eingcfunden, ein Zeichen, daß Stadt Nürnberg Vielen ein lieber, ungern gemißter Erholung«ort geworden ist. Eine Huldigung schönster Art wurde während deS EoncertS dem Dirigenten der dieses aussühreuden Neue» Leipziger Loncert- Lapelle, Herrn Günther Cvblenz. In Anerkennung der vielen genußreichen Stunden, die er den Besuchern von Stadt Nürnberg schon verschafft hat, wurde ihm von einer Abonncntcn-Vereinigung ciu prächtiger Lorbecrkranz mit seidenen, die Leipziger Stadtfarben zeigenden Schleifen überreicht, auf denen sich die cntprcchende Widmung eingestickt befand. Gewiß der schönste Ausdruck der An erkennung und Sympathien, deren sich der rastlos thätige und streb same Directvr beim Publicum zu erfreuen hat. Von de» Programm Nummern des Sonnlagk-Eoncertes seien nur genannt die Ouvertüre zu „Rienzi", der unverwüstliche Walzer „Lustige Brüder" von Voll- stadt, der „Glockcnmarjch" von Ziehrer, dir Ouvertüren zum „Glöckchen de» Eremiten" und zur „Leichten Eavallerie". Alles wurde mit gewohnter Vollendung zu Gehör gebracht. Versammlung der Militairanwärter. ar. Leipzig, 18. Juli. Gestern Vormittag taate im Restaurant zum „Reichsgericht" eine zahlreich besuchte Versammlung vor Militairanwärter», welche, obwohl sie mit Llvilversorgung« schein entlassen wurden, bis letzt noch nicht im Eivilstaatsdienste Anstellung finden konnten. Ter Einberuscr und Leiter der Ver sammlung, Herr Biesold, verlas, nach einer kurze» Begrüßung der Erschienenen, die Antwort, welche auf die von den Militair- anwärtern an den Reichstag gerichtete Petition «ingegangen ist, und rmpsahl die nochmalige Einreichung der Petition, welche nach dem Bescheide de« Reichstage- dem Reichskanzler al« Material sür die zur Bcrathuug stehende Gesetzvorlage, dir Militatrinvaliden-Pensione» betreffend, überwiesen worden ist. Al« ein weitere« günstiges Zeichen für die Wünsche der Petenten theilte der Vorsitzende mit, daß der ReichstagSabgcordncte Herr Goetz die Unterstützung der Eingabe zugcsichcrt hat. In der Hauptsache enthält die Petition die Bitte: „den in Frage kommenden Militairanwärter» wegen vermischtes. II. Gotha, 16. Juli. In der gestrigen Stadtverordnete» Sitzung machte der Senator Pleßner Mittdeiluiigcn über den Stand der elektrischen Anlage für Straßenbahn, Beleuchtung und Kraftübertragung. Tie Borerbebiingc» seien in der ganzen Stadt gemacht worden, nnd wolle die Gescll- ckast an die Ausführung der Anlage geben, wenn neben der Betbeiligung deS Stadtraths 2000 Flammen mit Millionen Brciiiistniiden gewährleistet werden. Diese Zahl würde jeden- alls bis zum nächsten Montag nicht allein erreicht, sondern ogar überholt werden. Zm nächsten Frühjahre könne Alles m Gange sein. DaS Staatsiiiinlstcrilim interessier sich sehr ür die Sacke und beabsichtige eine elektrische Beleuchtung der Räume im Residenzschloffe, LandrathSamt, Seminar, im Ge bäude der Lundescreditcasse rc. Die bezüglichen Ausnahmen eien gemacht und würde» die Erklärungen ebenfalls bis Montag einzeben. ES sei also die allerbegrünbetsle Hoffnung vorhanden, daß die Stadt Golba ohne besondere« Nisico der Gemeinde die erste Stadt in Thüringen sei, die mit dieser Anlage versehen werde. (?) ----- München» 15. Juli. Durch die Presse ging in diesen Tagen eine, auch von uns wiedcrgegebcne Mitibeilung, daß der kranke König Otto plötzlich zu geistigem Fühle» erwacht sei, in die Resident habe fahren, unterwegs einen Vergißmeinnicht-Strauß für seine bekanntlich nicht mcbr unter den Lebenden wandelnde Mutter habe pflücken wollen und daun erschöpft von der Wiese weg wieder mS Schloß Fürstcn- ried gebracht worden sei. Die Mitlheilung entbehrt, wie jetzt bestimmt versichert wird, jeglicher Begründung. Der kranke König hat Schloß Fürsteuried seit mehreren Jahren nicht mehr verlasse». Früher wurden noch ab und ru AuS sahrlcn in den nahen Wald mit kurzen Spaziergängen ge macht, auch diese sind seit mehreren Jahren eingestellt. Seit geraumer Zeit vor dem Thronwechsel ist kein Augenblick cin- gclrelen, welcher für die Umgebung des Königs den Schluß zuließe, daß auch nur ein kurzes, rasch vorübergehendes Be wußtsein deS Geiste« eingetreken sei. Man Hut auch gar keinen Anhalt dafür, daß der König eine Almmia davon habe, daß die Krone ans ihn übcrgegangen sei. Ein formeller Ael der Mitthcilung hat s. Z. stat»gefunden, aber der König gab kein Zeichen dafür, daß er die Mittheilnnz aufgcsaßt habe. Auch später ergab sich kein Anzeichen hierfür. Sein Zustand wechselt fortgesetzt zwischen kataleptischer Unbeweglichkeit und Verwirrtheit, zwischen Neigung zur Aufnahme von NahrungS- mittcln und absoluter Verweigerung der letzteren u. s. w. Die Wechsclpcrioten sind ganz unregelmäßig und von ver schiedener Dauer, doch wird, wenn die Neigung zum Eiu- nehmcn der Mahlzeiten wieder cintrilt, der körperliche Nachthcil der vorauSgcgangencn Verweigerung stets wieder ausgeglichen. ----- München, 16. Juli. Eine ernste Mahnung für junge Leute ist daS Urtheil, das gestern daS Landgericht München l gegen die beiden Gymnasiasten Spann und Rickerl fällte. Um daS Schulzinimer so zu beschmutzen, daß der Unterricht einige Tage auSfallcn muß und die Schüler für diese Zeit frei bekommen, haben die beiden leichtsinnigen jungen Leute eine Explosion im Ofen de« Klassenzimmers verursacht, die größere Verwüstungen anrichlete, als die Attentäter jedenfalls beabsichtigten, und die auch durch daö sogenannte Sprenamittclgesetz mit keiner Strafe bedroht ist, von deren Höbe die Beiden sicherlich keine Ahnung hatten. Die niedrigste Strafe für ein derartiges Real ist ei» Jahr Gefängniß! WaS sind nun die Folgen deö leichtsinnigen Streiches? Vor Allem wurden die beide» Gy»i»asiasle» excludirt, d. h. von allen Suidicnaiistallen des Königreichs sür immer ausgeschlossen. Dann wurden sie vor Gericht gestellt, und obwohl das Gericht in richtiger Würdigung der Sachlage auf daS geringste Strasmaß erkannte, erhielt jeder ein Jabr Gefängniß! Außerdem mußren die ohnehin schwer gestraften Eltern noch einige Hundert Mark Schadenersatz leiste». Schwer müssen die beiden jugendlichen Sünder für den dummen Streich büßen, schwerer noch die Eltern, welche ihren ganzen Plan hinsichtlich der Zukunft ihrer Söhne zerstört sehen. Schon auS Rücksicht auf die hart geprüften Eltern dürfte hinsichtlich der schweren Freiheitsstrafe das schönste Recht der Krone, die Gnade, in Wirksamkeit treten, denn trotz der richtigen Anwendung deS Gesetze« ist doch ein Jahr Gefängniß eine recht schwere Strafe für einen Streich dummer Junge». ---- Slrnftbiirg, 16. Juli. Ein vor 38 Jahren aus Ostheim bei RappoliSweiler nach Amerika ausgewanderter Mann war kürzlich nach seinem Heimatborte zurückgckehrt, angeblich ui» seine zahlreiche Verwandtschaft wieder zu sehen. Damit begnügte er sich aber nicht, er wollte die ganze Einwohner schaft Ostheims kennen lernen und hielt zu diesem Zwecke abwechselnd bei seinen Verwandten „religiöse" Versammlngen ab, die sich zahlreichen Zuspruch« erfreuten. Von Religion war dabei freilich nicht die Rede, wohl aber von childerunaen des herrlichen Leben« in Amerika, wo man keinerlei Abgaben zu zahlen brauche, wo Jedermann leben könne, wie cs ihm autdünke, wo eS Polizei und Obrigkeit nicht gebe u. s. w. Mit solchen Schilderungen gelang eS dem geübte» Auswanderungsagenten, die Gimpel »u fangen. Es entstanden in Folge seiner aufreizenden Ansprachen ernst liche Ruhestörungen, bis endlich die Polizei einschritt. Alles Uebel hat sie leider nicht verhindern können, denn etliche Ackerbürger des Ortes Hallen bereits Hab und Gut verkauft und sind bereit, einem ungewissen Schicksal in dem gelobten Lande eulgegeuzusteuern. Die gesammte Einwohnerschaft be findet sich in Aufregung und ist von dem Zug inS Ungewisse erfaßt. Einstweilen hat man den Verführer — sein Name ist Johann Sturm — unschädlich gemacht, indem er seilen der Regierung a»S dem RcichSlande auSgcwiescn worden ist. Hoffentlich werden jetzt die aufgeregten Gemülher wieder zur Ruhe kommen. ----- Dem „Berl. Tagebl." wird aus Gervais gemeldet, daß ein junger Mann, NamenS Schubert, Sohn eines GroßiildustricUen auS Berlin, in Gervais »mherirre und die Leichen seiner Mutter und Schwestern suche. Da neue Einstürze befürchtet werden, sind die Ränmungsarbeiten eingestellt worden. ----- 2ofia, l8. Juli. Die sieben Mitglieder der Räuber bande des AkhanaS, welche kürzlich in der Nähe der tür kischen Grenze verhaslet wurden, sind jetzt bier eingeliefcrl worden. Es ist den Behörden gelungen, fünf weitere Mit glieder der Bande zu verhaften. Vach Schluß der vcdactiou eingegangen. * Wie», 18. Juli. (Abgeordnetenhaus.) Bei Be ratung deS MünzgesetzeS erklärte der Finaiizmiiiister, daß die Silberzulden auch nach der Einführung der Kronen- wäbrung alS Zweikroneustücke mit voller Zahlkraft bestehen blieben. Tie Silberschnlben würden auch in Eourantsilbcr getilgt werden könne», sofern solches vor und »ach der Auf nahme in Baarzahlungen bestände. * Triest, 18. Juli. (Privattelegramm.) Heute Vor mittag trafen hier über Tausend sächsische Turner ein. Sie wurde» vom Fcstcomitö und Publicum herzlichst begrüßt. 450 Turner reisten sofort mit zwei Lloyddanipsern weiter »ach Dalmatien, Griechenland und Konstantinopcl. * Paris, t8. Juli. Der Oberschulrath untersagte den Gebrauch des vom Erzbischof Gontbesoulard herauS- gegebcuen Katechismus in den geistlichen Privatschule». Der „TempS" meldet: Anläßlich der Reise des Königs Humbert zur EoluinbuSausstellung in Genua dürste ein fran zösisches Geschwader in dem dortigen Hafen eintressen, als Erwiderung der durch ein italienisches Geschwader erfolgten Begrüßung des Präsidenten Earnot bei seiner Anwesenheit in Toulon. * London, 18. Juli. Bis Nachmittags 4 Uhr würben gewählt 261 Eonservative, 50 Unionisten, 271 Gladstoneaner, 9 Parnellitc» und 67 Aiitipariielliteii. Zwölf Waylcn sind noch zu vollziehen. Nach einer Meldung des „Neutcr'schen BurcanS" beschloß das Eabiuet in Folge der gestrige» Audienz Salisbury'« bei der Königin von der Einreichung einer De mission wegen deS ungünstigen Ausfalls der Wahlen vor läufig abzustcbcn. Die Minister würden vor vem neuen Parlamente erscheinen und abwarten, ob eS in einem Amende ment zur Adresse oder in irgend einer anderen Resolution dem Eabinet ei» Mißtrauensvotum ertheile. * Dar-es-Lalaa»«, 18. Juli. Die Nachricht Über die Einnahme von Tembe nnd den Häuptling Likki wird durch den amtlichen Bericht des StationSchefs von Tabora, Vr. Schweslngcr, bestätigt. Lieutenant Graf Schweinitz und die Lazarcthgchilfen Jurok und Weidner wurden leicht ver wundet. Allrrheiligste eine« für mich scheinbar unnahbaren Gelehrten versetzt hatte. Ich dachte an da« Mädchen, daß liebe freund liche Geschöpf, da« mir wir ein lichter Engel auf meinem dunkeln LebenSpfad erschienen war. Es wehte um mich wie Frühlingshauch. Mir war », als säße ich wieder als Knabe daheim vor dem kleinen Förstrrhause und sähe die Strahlen der Morgensonne über die Thautropfrn der Waldwiese zittern und Körte da« Rauschen der Bäume und da« Zwitschern der Vögel. Dann kam mein Vater, der Förster, und ich ging glückselig mit ihm nach dem Rehstand. Da setzte er sich hin mit mir; ich war ganz still, rührte mich nicht und wagte kaum dir Augen zu bewegen, obgleich die Mücken um mich summten. Endlich kamen zwei Rehe langsam auS dem Ge büsch hervor, streckten dir Köpfe vor, äugten nach recht- und nach links und blieben hart am Rande de« Gehölze- stehen. Dann erschien plötzlich mit mächtigen Sprüngen ein Bock und pflanzte sich mitten in der Lichtung auf. Ich sah, wie da» stolze Thier zu un« herüberblickte, wie e« stutzte — dann — ein furchtbarer Knall, ein Schrei — ich fuhr er schrocken auf, rieb mir die Augen und sah in der Morgen dämmerung vor mir di« Magd de« Professor«, dir bei meinem Anblick vor Schreck den Kohlenkastrn hatte fallen lassen. Ich sprang entsetzt auf und stierte sie wie geistes abwesend an. Ich sah» wie sie gelähmt dasiand und nach Luft schnappte, um Hilfe zu rufen. Diesen Augenblick benutzte ich und stürzte Hals über Kopf au» der Thür. Im Borsaal ergriff ich irgend einen Hut, und wäbrend mir die gellenden Rufe: Ein Dieb, rin Dieb! nachschallten, stürmte ick durch den kleinen Garten auf die Straße. Dann lies ich wir ein gehetzte« Wild über den IohanniSplatz nach meiner Wohnung. Meine Wirthin war schon auf und stand da, mit den Fäusten an den Hüften und mit einer Miene wie der leib hastige Satan: Ei HerrjersrS! Da« nennen Se solid? Sie fia mer e netter »solider Mlether". E Schwicmelante^in V«l Sich dir ganz« geschlagne Nacht rumzutrribrn! Und Sie wollen Pastor werden? Schäme» sollten Se sich. Wie sehen Se auS? Wie ne Kalkwand! Nee so was! So zeterte sie, während ich hastig ihren Milchtopf ergriff und ihn, ebne abznsetzen, auötrank. Dann warf ich mich, wie ich war, ins Bett und schlief rin. Als ich erwachte, war e« elf Ubr vorbei. Ich sprang er schrocken auf, denn um elf Ubr begann die Vorlesung bei unserm Decan, und die wollte ich wegen deS ConvictS unter keinen Umständen versäumen. E- sunimte mir im Kovfe, als ich über den AugustuSplatz ging. DaS ganze Schillertest mit seinen Aufzügen, Reben und Gesängen, die Nachtsccne in der Wohnung des Professor-, seine Declamatione», daS Schlaf zimmer. mein Traum, die Dienstmagd, meine Flucht, Alle« ging mir wirr durch einander. AuS diesem Nebel aber traten immer deutlicher die Umrisse einer einzigen Gestalt hervor, die Wolken sanken, und schließlich sah ich im Geiste weiter nichts, als sie — daS holde, liebenswürdige Geschöpf I Ich kam zu spät nach der Universität; die Vorlesung hatte schon begonnen, die Höse waren leer, und ich ging langsam und verstimmt im Kreuzgang auf und ab, ohne auszuschaucn. Plötzlich hörte ich eine bekannte Stimme: Ah, da treffe ich Sie ja gerade! Ich sab aus und da stand sie vor mir! Ich war vor Ueberraschung und Glück ganz sprachlos und nahm nicht einmal den Hut ab. Aber sie gab mir die Hand und lagt«: Ich wollte eben zum Pedell gehen, um mich nach Ihrer Wohnung zu erkundigen. Der Vater wollte an Sie schreiben und Sie bitten, »u ihm zu kommen. Nun kommen Sie nur gleich mit! Sie haben übrigen« Ihren Hut bei unS gelassen. Ich griff nach meinem Hute. Wahrhaftig» es war ein fremder, und da« merkte ich erst jetzt! Sie lachte — r« klang mir in de», allen Gewölbe wie EngelSgesang. Dann gingen wir nach ihrer Wohnung. Dieser Weg aber wurde für mich der Anfang eine« neuen Leben«: ich bin der glücklichste Mensch geworden, sehen Sie, und daS Alles nur durch den alten Krcuzgana! Ter Pfarrer machte eine kleine Pause und stellte seine Pfeife weg. WaS ist denn auS Fräulein Müller geworden? fragten wir gespannt. Da kominl sie ja! rief der Pfarrer fröhlich lachend und wieS auf die eben geöffnete Thür, wo die Frau Pfarrern» mit einer Kosleprobe duftenden heißen Speckkuchens erschien. Er eilte auf sie zu, nahm ihr den Teller ab und gab ihr einen herzhaften Kuß. Die Frau Pfarrerin wußte gar nicht, wie ihr geschah, sie wurde roth vor Verlegenheit und wehrte ihn mit einem Blick auf uns etwas unwillig ab. Aber er r,es: Laß nur, vor denen haben wir keine Ge heimnisse, das sind Leimiger! Prosit, meine Herren! Stoßt an! Leipzig soll leben, hurrah doch! E» war spät geworden, als wir unS von den lieben PfarrerSlenten verabschiedeten. Wir batten zwei Meilen WegS nach unserem Stävtchen zurückiniegen und schickten unS an, den Weg durch die entzückende Sommernacht zu Fuß zu mache». Aber davon wollte der Pfarrer nichts missen; er ließ die Braunen anspannen, der Knecht schwang sich auf den Wagen, und fort gingS über da« holprige Dorf- pflastcr nach der Ehaussee. Wir fuhren eine kurze Strecke, dann bog der Wagen links in eine Landstraße, die unS durch einen dichten Buchenwald führte. Der Weg war etwas sandig, und der Wagen bewegte sich langsam vorwärts Die feierliche Stille, die milde Lust, daS zauberische Mondlicht, da« durch die Wipfel flulhete, der lebenvige, beseligende Eindruck, den daS freundliche Pfarr haus mit seiner Welt von Glück und Liebe in unfern Herzen zurückgelaflen hatte, Alles beschäftigte unS so, daß wir lautlos dasaßen. Als wir durch einen dichten Laubgana fuhren, der. wie bei dem alten Krcuzgange, vorn eine kleine Lichtung zeigte, unter brach Fritz daS Schweigen: Kennst Du die kleine Bergmann? Dunkle Augen, lange, ichwarze Zöpfe, feine, zierliche Gestalt, ein biininlilches Mädchen! äch treffe sie fast täglich nach zwölf Uhr auf dem Steinweg, wenn ich a»S dem Colleg komme. Herr Gott, wenn ich doch auch einmal das Gluck hätte, den Alten im Kreuzzang an die Wand gelehnt zu finden! Mit welcher Inbrunst wollte ich den nach Hause schleppen I Ich lachte laut auf» denn mir stand deutlich da« Bild vor Augen: die mächtige, hünenhafte Gestalt Bergmann « und dazu als Schlepper über den AugustuSplatz der kleine schlnächllge Theologe. Du lachst, sagte er ärgerlich, ja, giebt r< denn noch einen andern Weg. wie sich unsereins auf anständige Weise in diese mit Stacheldraht umgebene Profefforeagrsellschaft hineinstehlen kann? — Ich hatte diese Erinnerungen gerade »irderaeschrirben, als ich davon körte, daß nächstens auch der letzte Rest deS alten Leipziger UniversitälSgebäude«, da« Pa»>lin»»n mit seinem Kreuzgange, nietergerissen werden soll. So wirst denn auch du verschwinden, du alter WeiShritStunnel, durch den Jahr hunderte lang unzählige Meister und Jünger der Wissenschaft gewandelt sind, durch den wie durch einen mächtig fliithenden Eanal dem deutschen Geistesleben Jahrhunderte lang neue Kräfte und Säfte zugefloffen sind. Für viele bist du wohl auch ein Kreuzgana im andern Sinne gewesen Wie mancher ist unter deinen Bogen mit gesenktem Haupte einher ge wandelt, da« Herz voll düsterer Zweifel und bitterer Ent täuschung! Aber wie viel stolze Hoffnungen, wie viel frische Jugendlust und wie viel echt deutscher Geist sind auch zwischen deinen Mauern fast vier Jahrhundert« lang getragen worden! So leb denn wohl. Ich werde deiner stet« gedenke», wenn auch nicht mit der hohen GlückSeinpsindung de« Landpfarrer« von Bröhentien!
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