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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920726013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892072601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892072601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-26
- Monat1892-07
- Jahr1892
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AborinemeutSprei- E» der Hauptexpeditio» oder den im Stad» tezirk und de» Vororte» errichtete» Aus gabestelle» «bgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustelluag tu« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich -4l S.—. Direct» täglich« Arruzbaadjeaduag AuAlasd: mbüLtUch ^ 8."-. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, dt« Abrud-Ansgab« Wochentag« 5 Uhr. NrLactioa un^ LrpeLitio»: Johanne»,affe 8. Di« lkrpeditiou ist Wochentag« »nunterbroche» geästaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uh». Filiale«: vtt« «emm» Dorti«. («ls»^ HahnH UuiversitLtsstraß« Ö Lonl« Lösche. Kathorinenstr. 14. pari, and K»^g«pla» 7. Morgen-Ausgabe. LMM TaMM Anzeiger. Organ fiir Politik, LocalgesWte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 PfL Reklamen unter dem Redactiontstrich (4g^ spalten) 50/H, vor den Familiennochrichte» <6gc,palren) 40/H. Gröbere Schriften laut uxserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und gissernsatz nach höherem Tarif. Srtra-Vellage» (gesalzt), nur mit dtr Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—> Annahmrschluß für Inserate: Abend-AuSgabe: Bormtttags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtags srllh V,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate find stet« an die ErpeditiH» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^° 378. Dienstag den 26. Juli 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekamltmachmlg. Die Stücke 10 und 11 des diesjährigen Gesetz- und Ver ordnungsblattes sür da- Königreich Sachsen sind bei uns ein- aegangcn und werden bis zum 8. Anglist diese» Jahres auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben enthalten: Nr. 59. Bekanntmachung, die Postordnung vom 11. Juni 1892 betreffend; vom 17. Juni 1892. Nr. 60. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer schmatspurigen Secundäreijenbahn von SauperSdorf nach WilzjchhauS betreffend; vom lö. Juni 1892. Nr. 61. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes ans der normaispurigen Secundäreijenbahn Schönberg.Hirschberg a. d. Saale betreffend; vom 22. Juni 1892. Nr. 63. Bekanntmachung, die Begründung und Abgrenzung des katholischen PfarrbezirkS zu Plauen i. V. betreffend; vom 1. Juli 1892. Nr. 63. Verordnung, die Liquidalionsbesugniß der Superintendenten betreffend; vom 2. Juni 1892. Nr. 64. Verordnung.dieEiniührungeinerumgeändertcn Hebammen ordnung und Hebammcntaxe, ingleichen einer abgcänberten Eidesformel zur Verpflichtung der Hebammen, einer neuen Instruction sür die Hebammen zur Verhütung des Kindbettstebers und von Borschristen für das Verhallen der Hebammen bei der Augenentzündung der Neugeborenen betreffend; vom 22. Juni 1892. Leipzig« am 22. Juli 1892. Ter Math der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wagner. Ausschreibung. Für den Anbau der X. Bürger-Schule in Leipzig-Volkmarsdors zollen die Maurer-Arbeiten vergeben werden. Die AnjchlagSsormulare nebst Bedingungen können im Bureau deS Architekten Herrn Hannrma»», Alte Elster Nr. 10, gegen Zahlung von 2 entgegcngenvmmcn werden, woselbst auch die Zeichnungen einzusehen sind. Die Angebot« sind versiegelt und mit entsprechender Aufschrift versehen bis 1. August Abend« 5 Uhr, Raihhaus, II. Obergeschoß, Hochbauamt, Zimmer Nr. 5 «inzureichen. Leipzig, am 22. Juli 1892. Ter Rath -er Stadt Leipzig. Id 3232. vr. Tröndlin. Donndorf. Das für Olga Ulrich aus Jeßnitz von der Polizeiverwaltung daselbst iiiiterm 2. Januar 1890 ausgestellte Dienstbuch ist in hiesiger Sladl verloren worden und im Auffindungssallc anher abzulicjern. Leipzig, den 21. Juli 1892. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. IV. 4254. Bretschneider. M. LeksNllltillachung. Kasernen-Nenbau i» Varna brtr. Die Ausführung der Zimmere» arlicitr», einschließlich Lieferung der Materalien, zur Herstellung des Mannjchaslsgebäudcs soll vcr- geben werden. Die Veröingiinqsanschläge sind gegen Hinterlegung einer Mark bei dem Unterzeichneten Smdtrath zu entnehme». Die Bauzeichnungen sowie die allgemeine» und speciellen Be- dingungen können ebendaselbst oder bei Herrn Architekten 8el»»ickt und.koliligv in Leipzig, Weslstraße 10, eingesehcn werden. Die Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen bi» 2. August 1882, Abends 6 Uhr, an den Unterzeichnete» Sladtrath einzuscndcn. Die Auswadl nnler den Bewerbern und die etwaige Ablehnung aller Gebote behält sich der Stadtralh vor. Borna, am 23. Juli 1892. Tcr Stadtrath. Löscher. Diebstaljls-üekatttttmachttug. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) kl» goldener Klemmer mit Schildkrolsattel, Ende vor. M.; 2) ein Kinlagrbuch dies. Sparkasse, Nr. 157 389, mit 568 Einlage, Ende Mai d. I.; 3) eine »cue Hose von grau und weiß lchmalgestreiftcm Stoff, eine säst nrne Hose von schwarzem, wcißgestreiftem Stoff, cin säst ncner Taillcnrock von schwarzem Tuch, mit schwarzem Futter, ubersponnenen Knöpfen und der Firma: „Laut Llüller, Orion»»" im Henkel, am 18. d. M.; 4) ei» Paar Herren-Stiefeletten, fast neu, mit Gummizug, grauem Futter, verzierten Spitzen und eine Reihe schwarzer Knöpfe, sowie kt» Paar Herre»-Proi»enadc»sch»hc mit grauein Futter und schwarzer Ledcrichleite versehen, am 20. d. M.; 5) et» Tamr»-Rkge»schtriu mit schwarzseidenem Bezug und geradem Elsendeingriff, am 8. d. M.; 6) ein Kopskisscnübcrrug, rothgemustert, enthaltend circa 38 Paar Strumpfe — schwarzwolleoe Herren- und grauwollene Damen-Strümpse — am 20. L. M.; 7) ca. 38 Stück Frühbeetgurken» auffallend lang und stark, theils gelb, am 17. d. M.; 8) eine Kiste mit Shirttngkilöpfe», signtrt ,I. 840", 59 kx schwer, am 12, d. M.; 9) eine Kiste uitt Zuckrivaarcn, stgnirt „S. 8. 38081", 18,5 kg schwer, am 24. vor. M.; 10) ein Sitzwagen, 3rädrig, dunkelblau lackirt und aus- geschlagen, mit schwarzem Schutzleder «ad Lcderknöpsen, am 17. d. M.; 11) ein Handwagen, Nein, 2rädrig, braungeslrichen, mit 2 eisernen Haken versehen, am 18. d. M.; 12) ein Handwagen, 4rädrig, mit Kastenauffatz, braun ge strichen, säst neu, beladen mit einem Tragkorb, einer sogenannten Flechte, 3 Leiuwandsäckcn und einem schwarzen Tuch, am 19. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäler sind ungesäumt bei unserer Erii»i> nal-Adtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 25. Juli 1892. Da» Polizciamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. W. Leklillillniachullg. Zum Behuf dec gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu hallenden Revision der Universitäts-Bibliothek werden die Herren Studirenden, welche Bücher aus derselben entliehen haben, ausge fordert, diese am 28. Juli, 38. Juli und 1. August gegen Zurückgabe der EinpsangSbescheinigungen abzuliejern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die- jenigen, deren Namen mit einem der Buchsluben II ansangen am 28. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 3—k beginnen, am 30. Juli, und di« Uebrigen am 1. August (srüh zwischen 10—1 Uhr- abliefern. Bll« Übrigen Entleiher werden ausgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 3.. 4. «der 5. August (während der gewöhnlichen OeffnunaSstunden) zurückzugeben. Während der Revtsionszeit >28. Juti — 10. August incl.) können Bücher nicht ausgeliehen werde». Der Lesesaal ist während der selben nur Vormittag« (von 9—1 Uhr) geöffnet. Leipzig, de» 25. Juli 1892. Tie Tirceti«» der Uuidrrsttöts-Vidli.thek. Bekanntmachung. Die Lieferung der innerhalb der Zeit vom 10. August ». o. bi» 30. Juni 1893 ungefähr beaölbigten 8888 kg Kartoffeln und 1588 kg Mohrrüben soll unter den zur Einsicht und Unterschrift Vier ausliegenden Bedingungen in Submission vergeben werden Verschlossene, mit der Antichrist: „Kartoffeln pp." versehene Offerten sind zum Eröffnungsternftn. den 28. Jnli ». e.. Vorm 10 Uhr, portofrei hierher einzusenden. Leipzig, de» 24. Jul« 1892 Königliche« Garnilonlazareth. Die marokkanische Frage. Die Episode Evan Smith, welche in den letzten Wochen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt bat, ist jetzt beendet, nachdem der Gesandte und sein Gefolge wohlbehalten in Tanger eingetrosfen sind; aber Mnley Hassan ist trotz seiner Weigerung, den ihm von Smith vorgelegten Vertrag zu unter zeichnen, nicht als Sieger ans dem Kamps mit England her- vorgegangen. Im Gegentbcil hat die Zurückweisung der vcr suchten Bestechung des Gesandten und kessen ganzes übriges Verhalten einen unstreitig günstigen Eindruck gemacht, weil es sehr vortbeilbast absticht von der Rolle, welche Eva» Smith früher als Vertreter Englands in Zanzibar gespielt bat, als die Jntrigue gegen Deutschland wegen angeblicher Duldung von Sclavenmarkten angezcktelt wurde. Der angebliche Handelsvertrag, den Evan Smith mit Muley Hassan abschließcn wollte, liegt jetzt in seinem wescnt lichen Inhalte vor, daran« ergicbt sich aber, daß der Vertrag jede andere Bezeichnung, nur nicht die eines Handelsvertrags verdient. Bon den sieben Puncten des Vertrags beziehen sich nur zwei auf Zölle und unter diesen auch nur einer ans die AnSsubr. In der Hauptsache ist der Vertragsentwurf der Versuch einer sehr tief in die inneren Verhältnisse Marokkos eingreifenden Einmischung deS Auslandes, und da sic unter Führung Englands geschieht, speciell dieser Macht. Alle Forderungen, welche der Vertragsentwurf stellt, ent sprechen dem Bcdiirfniß, aber sie beruhen auf der Voraussetzung, daß Marokko kein selbstständiger Staat ist, sondern cin Staatsgebilde, welches der Bevormundung und der Aufsicht der auswärtige» Mächte bedarf. Die Zustände in Marokko sind unzweifelhaft der Art, daß Leben unk Gesund beit der dort wohnenden Europäer gefährdet ist. Schützende Gesetze giebt es dort nicht, alle Maßregeln hängen von der Willkür der Gouverneure ab. DaS Kat die Aufführung der marokkanischen Truppen, das hat die Mißhandlung von Aus ländern bewiesen. Unter den heutigen Verhältnissen ist in Marokko Niemand, gleichviel ob Ausländer oder Inländer, seines Lebens sicher. Die fortwäbrcnden Ausstände, die den Sultan selbst stets vor die Möglichkeit stellen, daS Opfer seiner Angreifer zu werden, baben eine solche Verachtung gegen Leben und Sicherheit der Untertbancn und der fremden Bcwobner des Landes in dem Herrscher erzeugt, daß nur kräftige und durchgreifende Maßregeln deS Auslandes darin eine Aendernng ermöglichen. England hat dazu den ersten Sckritt gethan, aber wie man annimmt, in eigennütziger Absicht. Die Beweggründe der menschlichen Handlungen sind oft schwer feststellbar, aber im Allgemeinen sind sie aus den Vor tbeil der Handelnden gerichtet, und Vvrkbcil würden ia die i» Marokko lebenden Engländer unzweifelhaft davon haben wenn der Sultan Muley Hassan auf den Vertragsentwurf tcS Gesandten Evan Smith eingegangen wäre. Eine Polizei in den Knslcnstädtcn unter gemeinsamer Aussicht des Sultans und der Vertreter der fremden Mächte würde wesentlich zur Erhöhung der Sicherheit der Marokkaner wie der Fremde» dienen, die Erbauung einer Wasserleitung in Tanger würde der Gesundheit aller dort lebenden Eingeborenen und Ausländer förderlich sein. Tie Freigabe rcS Rechts, Häuser zu erbauen und Grunreigcntbnm zu erwerben für die Fremden, welche Marokko zu ihrem Anfeiitbail gewählt haben, ist eine für d Europäer sebr wünschenswerthe AuSdcbnung ihrer Rechte, aber alle diese Zugeständnisse setzen einen Koben Grad von Unbefangenheit des Unheils und rer Geiicigibcit znni Vcr zicht aus wichtige Rechte bei dem Herrscher deS Landes voraus Wenn er fick dieser Rechte aus eigenem Antriebe entänßerte so wäre das eine bochberzige Thai, die zugleich ein großes Sicherbeitsgesübl deS Sultans sür den Bestaub seiner Herr schaft bezeugen würde; wie die Dinge in Marokko aber liegen bat er niit Vorurtbeilen der Untenkancn zu rechnen, die tcr Gewährung wichtiger Rechte an Fremde unzweifelhaft ab hold sind. Die Unterzeichnung de- englischen Vertragsentwurfs durch Muley Hassan würde fast einer Abdankung gleich kommen denn sie entbält da- Geständniß. daß der Sultan au- eigener Kraft in seinem Lande nickt Ordnung schaffen kann. Daß dem wirklich so ist, unterliegt keinem Zweifel, aber »>» durchzudringcn mit seinen Forderungen, hätte England nickt allein vorgeben dürfen, sondern sich vorder der Zuftimminig der Mächte versickern müssen. Nun beißt es freilich, taj; der Dreibund und Spanien die Forderungen Englands unter stützt batten, aber irgend eine amtliche Bestätigung dieser Nack rickt liegt nicht vor, ebensowenig wie die Meldung, daß ein in San Sebastian tagender Ministerrath beschlossen babe, eine europäische Eonferenz zur Regelung der marokkanischen Frage in Anregung zu bringen. Das Vergeben Englands in Ma rokko erscheint vielmebr al« der Ausfluß einer Politik, welche englische Interessen verfolgt, abgesehen von den allgemeinen europäischen Interessen, die ja in dem Vertragsentwurf voll kommene Berücksichtigung rrsabren. England will auch bier wieder al- der Vorkämpfer sür die allgemeinen mensch lichen Interessen erscheinen, während eS in der Thal nur der eigene» Herrschaft neue Gebiete unterwerfen will. Frankreich schlägt den entgegengesetzte» Weg zur Erreichung einer Zwecke ein, cS unterstützt die englische Politik so wenig, wie cs sie bekämpsl und läßt den Dingen i» Marokko ihren natürlichen Laus. Es baut seine Eisenbahnen bis a» die Grenze Marokkos, unterhält Verbindungen mit den mächtigen Stämmen des Landes und sichert sich die Oasen in der Sahara, welche ikm die Verbindung mit dem Tschadscc ichcrn. Im Uebrigen giebt cS sich den Anschein, als ob eS panicn in seinem Streben, Marokko zu erwerben, gewähren ließe. DaS sind Schackzügc, welche das Enke der Herrschaft Muley Hassan'S zur Voraussetzung haben, während England die Erbschaft des SuttanS schon bei dessen Lebzeiten an- utrelcn sich anschickt. England hat sich stets des Aushängeschildes allgemeiner Interessen für die Erreichung seiner tLondcrzwccke bedient. In Indien und Ehina ist es als Vorkämpfer des Cbristen- rbnms ausgetreten und zugleich als Bahnbrecher für die Eröffnung neuer Wege des Welthandels, aber die Ein geborenen wissen diese Zwecke sehr wohl von dem der Unter jochung zu nnlerscheiden, der im Hintergrundc lauert. In Indien ist dieser Zweck erreicht worden, in Ehina sucht man ich dagegen durch unwürdige Mittel zu schützen, wie durch die Erfindung des Masselimordes von Kindern. Der eigentliche Sinn dieser Erfindung ist aber doch nur die nickt un begründete Furcht vor der immer näher dringenden Gefahr der Ausbreitung der englische» Herrschaft. England har eine lange Erfahrung ais colonisircnde Welt macht die Hk vor allen übrigen Staaten Europas voraus; ihm stehen Mittel zu Gebote, um seinen Zweck von langer Hand her vorzubcreileu »nb im geeigneten Augenblick zu erreichen. Deshalb ist die Bcfürchkung wohl begründet, daß England auch durch seine gegenwärtigen Maßnahmen in Marokko nur die Besitzergreifung des Landes vorbereitet. In Frankreich herrscht nur eine Stimme darüber, daß Marokkos Unterwerfung durch den Vertragsentwurf Evan Smith's vorbereitet werden sollte, und darum ist die Aufmerksamkeit ans alle Schritte gerichtet, die England nach dieser Richtung hin thut. Die Niederlage Evan Smith's ist mebr als ein Kälber Sieg, Muley Hassan hat sich durch eine Handlungsweise ins Unrecht versetzt und dadurch England den Weg zur Erreichung seines Zweckes geebnet. Evan Smith hat die Lage richtig gekennzeichnet, als er sagte, daß eine andere Gesandtschaft daS von ihm angestrcbte Ziel er reichen werde. Vorläufig rst eS sehr wünschenSwcnh, daß die Sicherheit der Fremden in Marokko gewährleistet wird; wen» daS geschickt, hat aber England noch keineswegs Voll macht, in Marokko den Herrn zu spielen. Deutsches Reich. SS. Berlin, 25. Juli. Graf Frd. Frankcnberg ver öffentlicht in der „Deutschen Laudwirthschasllichc» Presse" einen Artikel gegen die geplante Fortsetzung der preußischen Steuerreform im Allgemeinen und die Beseitigung der lex Huene insbesondere. Bei der wohlerworbenen Autorität dieses Politikers läßt sich an seinen Ausführungen um so weniger stillschweigend vorübergcbc», al- er die preußische Frage mit nicht geringem Geschick auf das deutsche Interessengebiet hinübcrzuspielen sucht. Gras Frankenbcrg behauptet nicht mehr und nickt weniger, als daß die Erhaltung der deutschen landwirthschafilichen Zölle von der Erkaltung der preußischen Ivx Huene abhängig sei. „llnscre Kornzölle sind nur zu ballen durch und mit der jex Huene. Nähme man dem Lanlmann diese Beihilfe des Reichs wieder weg, dann siele cin guter Tbeil seines Interesses an den herabgcmindertcn Kornzöllen und sie würden in der Thal dem ersten Ansturm der vereinigten Dcmotralie, socialer und nicht socialer, erliegen." Das beißt den» dock, sebr gewaltsam argnmenliren. Man kann zugebcn, daß die istuslbeftung von Erträgnissen an die Kreije dem Bauer» sinilsälligcr ist, als die Uebcrweisung an die Einzel ftaaie» oder gar die Einnahmen der Rcickscasse, aber sür die »n Gcltpnnete durchaus gut entwickelte Sehkraft unserer deutschen Landlcuic bedarf cs solcher Winke mit dem Echeuncntbore keineswegs. Tie kleinen Landwirtbe wissen die velkswirlbsck-,östliche» Vorthcile des Zollscbutzcs und die durch seine Erträgnisse bewirkte Steuererleichterung auch ebne eine llcbcrweisnng in ikre nächste Iiitercsscnspbärc sebr Wohl zu schätzen. Herr Gras Franlenbcrg übersieht gänzlich, daß daS zäheste Festhalten an den Kornzöllen bei den kleine» Bauern nicht preußischer RcichSibcilc zu finken ist, die keine lax Huene oder etwas ibr Aebnlichcü kenne». Sv kaben z. B. in Preußen die Handelsverträge mit ikrer Hcrabi- tznug der landwirtbschastlichcn Zölle nur m cvnservative» .Kreisen Unzufriedenheit erregt, während in ankere» Bundesstaaten auch liberale Landwirtbe Mißstimmung über die Zoll Minderung bekundete». Tie lex Huene "besitzt mitbii, gar keilten Belebniu^swertb in Bezug aus die vollswirthscbaftliche Tragweite des Schutzzolles. Es muß daher gegen den Versuch protcstirt werde», allgemeine deutsche landwirthschastliche Interessen vor den Wagen eines in jeder Beziehung ver werflichen Particutargcsetzcs, wie c« die lex Huene ist, zu spannen. OH. Berlin, 25. Juli. Der XIV. VerbandSIag der HauS- »nd städtischen Grundbesitzer-Vereine Deutschland-, welcher in den Tagen vom 7.— I I. August in Hamburg abgebaltcn werten wird, verspricht diesmal ganz besonders intcrcssanl zu werten, denn vom VerbankS- dircctorium sind niedrere Gegenstände von großer Tragweite auf die Tagesordnung gesetzt worden. Ta ist zunächst der Antrag: Ausstellung eines volkswirthschastlicken Programms der Hausbesitzer-Vereine. In Berlin selbst baben bekanntlich bei den letzten Stadtverorbnctcn- wablen die Hausbesitzer-Vereine besondere Candi- daten ansgcstelli, und bier »nd dort ist bereit- die Forderung erhoben workcn, daß unter den Eandidaten zum Landtag sich cin Delegirter der Hausbesitzer-Vereine befinden solle. Cs dürfte sebr zu bedauern sein, wenn die Mnsterkarte der politischen Parteien in Deutschland durch eine neue „Hausbesitzer-Partei" vermehrt würde, speciell die SpecieS, welche man Berliner Hausbesitzer- Partei nennt, erfreut sich absolut keiner Sympathien. Ein weiterer Antrag des VerbandSdirectoriumS geht auf die Gründung eines deutschen PsandbriefamteS aus und soll darüber vr. Gaßmann-Stettin referiren. Ferner dürfte die Eommunalsteiierfrage. über welche Fabrik besitzer L. vom Hose-Aachen und AmtSgerichtörath Schmitz- Ecke lenz Bericht erstatten werden, einen breiten Raum in den Debatten und Verhandlungen einnchmeli. Daß die Haus besitzer ganz besondere Wünsche lediglich der Commuiialsteuer- rage haben, ist ja bekannt und begreiflich. Sonst werden sich die Herren nock, sehr eingehend mit der complicirten Frage die Rechtöverbältnisse der Hausbesitzer zur Reichöpost- verwaltung Telegraphen- und Fernsprechanlagen" beschäftigen. * Berlin, 25. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser trifft übermorgen (27. Juli) am Geburtslage seines vorletzten Sohnes, des Prinzen Oscar, von seiner Nordlandfahrt in Spandau ein und begiebt sich auf dem Dampfer „Alexandra" »ach Potsdam, wo er Abends eintrifft. Er wird daselbst einige Tage verweilen und dann nach England abreisen. — Die „Kreuzzeiluiig" erklärt die Nachricht von einer Candidatur des Oberpräsidentcn v. Gvßler sür den Oberbürgermeister- Posten in Berlin für vollständig unbegründet. — Mit der Vertretung des in den nächsten Tagen auf Urlaub gehenden Geh. LegationSralhS Ilr. Rößler wird der Wirkt. Geh. Legativiisralh v. Kiderlen-Wächter aus dem Auswärtigen Amt betraut werden, der den Kaiser auf der Nordlandsrcise begleitet hat und mit diesem in den nächsten Tagen zurückkchrt. Herr v. Kiderlen-Wächter ist noch unter dem Fürsten Bismarck in den hiesigen Dienst deS Aus wärtigen Amtes berufen. Vorder war er lange Jahre als BotschastSsecretair, dann als Botschaftsrats- bei den Botschaften in Petersburg, Paris und Konstantinvpct thälig. * Cuxhaven, 25. Juli. (Telegramm.) Ans bester Quelle wird nun mehr bestimmt versichert, daß der Kaiser den großen Marinelandungs Manövern beiwohnen wird. * Magdeburg, 21. Juli. Der Verband zur Besserung der ländlichen Arbeitervcrhältnisse in Halle (dem eine große Anzahl Landwirthe aus der Provinz Sachsen und dem Herzogthum Braunschwcig angehören) theilt seinen Mit gliedern über daS Angebot ländlicher Arbeiter mit, der Er folg verschiedener Anzeigen habe dargcthan, daß gegenwärtig vielfach die Neigung bestehe, auS der Stadt zur länd lichen Arbeit zurückzukchren. Es hätten sich u. A. Sattler, Fuhrleute, Eanalarbeitcr, Vichsütterer u. s. w. zum Theil mit Familie, sämmtlich vom Lande gebürtig, gemeldet. Die Mitglieder werden deshalb ausgeforbcrt, die Vermittelung des VcrbanLcS zu benutzen, um Vacanzen, soweit möglich, mit einheimischen Leuten zu besetzen. (Frkf. Ztg.) z. Ans Thüringen, 21. Juli. In den thüringischen Staaten sind jetzt die Gewerbevxreine daran, ihre Gut achten über die Ersprießlichkeit einer Berliner Weltausstellung abzugeben. Denjenigen zu Gotha hat das herzogliche Staatsministerium durch den Stadtrath zur Stellungnahme auffvrtern lassen. Vorstand und Aus- jchnß haben sich nun ganz entschieden für die Weltausstellung ausgesprochen, die nach ihrer llebcrzenguiig nicht nur für die Großindustrie, sondern auch sür die kleinen Gewerbetreibenden, welche Spccialitäte» erzeugen, sowie sür das Knnstgewerbe nützlich und förderlich sein werde. Der Gewerbcverein zu Greiz, welcher sich mit derselben Materie zu befassen hatte, bat folgende Resolution gefaßt: „Mit Rücksicht aus den großen Nutzen, welchen Weltausstellungen ebensowohl den Ausstellern, wie de» Bewohnern bieten, erachtet der Gewerhe- vcrein cs für wünschcnswertb, daß in Deutschland vor dem Jahre 1900, und zwar in Berlin, eine solche abgehalten werde." -s- Nltcnl'urg, 25. Juli. Eine große Zahl Bürger und Bauern aus dem Altenburger Lande rüstet sich zur Reise nach Jena, um den Fürsten BiSmarck sehen und be grüßen zu können. Die Bcwobner des SaalethaleS wollen, während der dctresfcnbc Eisenbahnzng daS Thal durchfährt, Bcrgfeucr entzünden oder in anderer Weise dem Altreichs kanzler auS der Ferne ihren Gruß entbieten. * Crklirt, 21. Jnli. Heute bat hier eine Versammlung von Freunden des Fürsten Bismarck getagt, in der eine gemeinsame Fahrt nach Jena zur Begrüßung d-S dort cintressenken Staatsmannes beschlossen wurde. Die Fabrt wirb voraussichtlich mittelst ExtrazugcS stattfinden, da die Bethciligniig eine ziemlich lebhafte werden dürfte. In Jena selbst soll dem Fürsten seitens deS Sprechers cin großer Lorbecrkranz überreicht werden, dessen Beschaffung der RcickS- tagSabgcordncte GeV. Eommcrzicnrath Lucius übernommen bat. In der Besprechung über taö Arrangement der ganzen Angelegenheit wurde bauplsäcklich hcrrorgcdoben, daß die dem Fürsten Bismarck seitens der Hauptstadt Thüringens zu bringende Huldigung keineswegs den Edarakler einer Kund gebung zu llngunstcn der Regierung tragen solle, sondern lediglich als cm Act dankbarer Bercbrnng für den großen Einiger des deutschen Reicks auszufasscn sei. Schließlich wurde ein Ausschuß zur Einleitung der vorbereitenden Schritte gewählt: dicjem Ausschuß gehören auch Vertreter der städtischen Behörden an. * RiiSolstaVt, 21. Juli. Ta eS noch zweifelhaft war, ob Für ft BiSmarck seine Reise nach Jena über Rudolstadt nimmt und auch vr. Ehrysandcr aus ergangene Anfrage geantwortet bat, daß die Reiseroute noch nicht seststebe, hat eine sebr gut besuchte Bürgervcrsanimlung telegraphisch an den Fürsten die Bitte gerichtet, bei seinem Besuche der Stadt Jena „auch Rudolstadt berübrcn und eine ehrfurchtsvolle Begrüßung aus dem Babnhofe huldvollst cntgegcnnchmen zu wollen". Eine Antwort ist noch nicht ergangen. Sollte der Fürst seinen Weg über Erfurt ncbmcn, so soll eine Abordnung nach Jena zur Begrüßung Namens der Statt Rudolstadt entboten werben. * Coburg, 25. Juli. (Telegramm.) Der Herzog von Coburg-Gotba ist gestern nach seinen Besitzungen in Oesterreich abgereist. * Köln, 25. Juli. (Telegramm.) Die „Köln. Zeitung" meldet aus Berlin: Angesichts der Fortschritte der Cholera in Rußland werden von den deutschen Grenzbehörden in den allernächsten Tagen dir Einfnbr von Lumpen, getrage nen Kleidern, Wäsche, Obst u. s. w. au» Rußland Uber
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