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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920728017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892072801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892072801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-28
- Monat1892-07
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Tadellarücher und Zifferusatz »ach höherem Tarif. Extra-VeilagkN (gesalzt), nur mit der Morgen - Aufgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung 7V.—» Annahineschluß für Inserate: Abend«Au»gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AnSgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stet» an dl« Gxtzedttt«»« zu richten. Druck und Verlag von E. P olz in Leipzig. ^° 382. Donnerstag den 28. Juli 1892 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachun-. Wegen vorzunehmender Einlegung von WasserleitungSröhrea wird »«» heute ab die Elisabeth-Allee in Leipzig-Kleinzschocher während der Dauer der Arbeiten für alle» unbefugten Aahr- vertehr gesperrt. Leipzig, am 27. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 18233. Or^ Trbndltn. Manack. Lekanntmachung. Die Pflasterung in der Bayerschen Straße zwischen Arndt- und Moltkestratze, «inschlietzlich der Kreuzung mit Letzterer soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23, aus und 'önaen daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von bO H, welche auch tu Briesumrken eiugesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Angrbot auf Pflasterung der Vahersche» Strafe zwischen Arndt- und Moltkestratze" versehen ebendaselbst, und zwar bt« zum v. August d. I b Uhr Nachmittag» einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzu- lehneu. Leipzig, de» 2Ü. Jnli 1892. De» Rathe» der Stadt Leipzig Io. 3769. Stratzenbau-Teputation. ivekanntmachun-. Tie Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 17. Juli bi» 23. Juli 1892 im Argandbrenner bei ISO Litern stündlichem Lonsum da» I8,9sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von SO Millimeter Flammenhöhe. Da» lpectfische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.4S0. Leipzig, am LS. Juli 1892. De« Rath« Deputation zu den Ma-anstalte». Lekauutmachung. Zum Behuf der gegen Ende >ede» akademischen Halbjahre? zu haltenden Revision der UniversitätS-Blbliothek werden die Herren Siudireodeu, welche Bücher au» derselbeu entliehen haben, ausge- fordert, diese a« 88. Juli. 3«. Juli und 1. August gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliesern. Dt« Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die jenigen, deren Nameu mit einem der Buchstaben ll ansangen, am 28. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 3—tt beginnen, am 30. Juli, und die Uebrigeu am 1. August (früh zwischen 10—1 Uhr) adliesern. Alle übrige» Entleiher werden aufgeforderl, dt» au sie verliehenen Bücher am 8., 4. »der S. August (während der gewöhnlichen OessnungSstunden) zurückzugeben. Während der Revisiou»zeit (28. Juli — 10. August incl.) können Bücher nicht auSgelieheu werden. Der Lesesaal ist während der selbeu nur Vormittag» (von 9—1 Uhr) geöffnet. Leipzig, de» 8S. Juli 1892. Die Direktion der Nniversititta-Vibliothek. Der Vorstand de» Strchrnbauvcretn» zu Letpitg-Conuewtlz besteht z. Z. au» salzenden Herren: Kaufmann Amy Peter ArUx, Stellvertreter Le» Vorsitzenden; Cassircr und Standerbeamter Karl Armand Otto «rasselt, Schriftführer; Fabrikbesitzer Wilde,in Schirmer, Lass,rer: Fabrikbesitzer Guido Georg Fischer; Architekt Friedrich August Franke; Eantor Berlhoid Haserland; Lehrer Friedrich Oskar Lehmann; Odersörster Theodor Hugo Schünherr, Beisitzern, sowie dem Unterzeichneten, al» Bor- sitzendem, sämmtlich zu Leipzig-Eonnewitz. Solche» wird gemäß S. 6 der Beretn»satzungea hiermit bekannt gemacht. Letpzig-Louuewitz, am 27. Juli 1892. «. Martin Haffe. ?. Norwegen und Schweden. Seit einer Reihe von Jahren macht sich in Norwegen die Neigung bemerkbar, da» Verbältniß zu Schweden zu lockern und einen Grad von Selbstständigkeit zu erlangen, der Schweden in die Lage setzen würde, jür Norwegen Lasten zu tragen, aber dafür keine entsprechende Gegenleistung zu er halten. Der Standpunct Norwegens in der schwebenden Streitfrage ist durch die Rede bezeichnet, die Björusterne Björnson bei der großen Kundgebung in Christiania für den Minister Steen am 3. Juli gehalten hat. Der nordische Dichter und Politiker sprach sich dahin au», daß eS der Wunsch aller BaterlandSsrcunde sei, mit Schweden ein Ver- theidigungSbündniß zu unterhalten, im Uebrigen aber Nor wegen vollständige Freiheit und Gleichstellung zu sichern. Im Kriegsfälle ist e» den Norwegern recht, wenn Schweden sie beschützt gegen feindliche Angriffe, sonst aber wollen sie nach eigenem Gutdünken schalten und walten. Es brhagt ihnen nicht einmal, einen Beitrag zur Eivillistr des König- zu ent richten, und jetzt machen sie sogar den Versuch, selbstständig internationale Beziehungen anzuknüpfea. Es verletzt den Stolz der norwegischen Bauern, daß ihre Consuln schwedische Beamte sind, sie wollen norwegische Consuln haben, daS paßt bester zu der ganzen Ausfassung, di« Norwegen von seiner politischen Stellung hat. Mit vollem Reckt hat König O-kar sich diesem Anspruch widersetzt und den Versuch gemacht, eia Ministerium an die Stelle de» bestehenden zu setzen, da« die gesammlstaallichen Interessen Schweden« und Norwegen» im Gegensatz zu der norwegischen Sonderpolitik vertritt. Der Versuch ist an der Halsstarrigkeit der Norweger gescheitert, weder Slang noch Tborne haben den Auftrag zur Neubildung de» Ministeriums übernommen, und der König hat sich genöthigt gesehen, wieder auf Steen »urückzugreisen, wa« ihm dadurch «leichten worden ist. daß sich die dervrn Parteien im Storthing dahin geeinigt haben, die Consulat»sragr bi« auf Weitere« zu vertagen. Damit ist allerding« die bisherig« Krisis beendet, aber die Spmuuotß Mische» Schweden and Norwege» bleibt, und st« wird nickt eber weichen, als bi» ein lebensfähiges Verbältniß zwischen den beiten durch Personal-Union verbundenen Staaten zu Stande gekommen ist. In dieser Beziehung ist ein Artikel des Organ» dcS chwedischen Ministeriums Loström, der „Nva Tagligt Alle- handa", von Richtunggebender Bedeutung. I» diesem Artikel wird erklärt, daß Schweden in politischer Beziehung von Norwegen nichts zu hoffen habe, im Kriegsfälle stehe von Norwegen kein Soldat, kein Kriegsschiff zur Verfügung, der Beitrag Norwegen« für da« Königshaus, für die diplomatische Vertretung und für da« EonsulatSwesen sei gering im Ver hältnis zu den Opfern, die Schweden bringen müsse, um Norwegen im Kriege zu schütz»». Deshalb müsse daS nutz lose und bemütliigeiide Eoncubinat mit Norwegen je eher desto lieber gekündigt werken. Wenn dann Rußland seine Hand nach eiuem der eisfreien norwegischen Hafen ausstrecke, brauche Schweden keine Hand zu rühren, denn es werde die Sache Deutschland« und Englands sein, den russischen Anfall abzuwehrcn oder vielleicht durch die Besetzung anderer norwegischer Häfen sich ein Gegengewicht gegen die drohenden Pläne Rußland« zu verschaffen. Hier ist einmal die Dickköpfigkeit der norwegischen Bauern in ihrer ganzen Beschränktheit treffend gekennzeichnet. Diese Knie führen da« große Wort, als ob sie aus eigenen Füßen sänken, und dabei sind sie so hilfsbedürftig wie die Kinder. Schweden bat bisher gegen Norwege» einen hohen Grad von Nachsicht bewiesen, cü hat sich mit ikm in Kämpfe eingelassen, die man sonst »ur gegen Gleichberechtigte liefert, aber diese Gleichberechtigung ist keineswegs verbanden, obgleich sie von Björnsterne Björns»» und seinen Hintermännern mit erhobener Stimme behauptet wird. Gleichberechtigung ergicbt sich nur au« der Gleichheit der Pslichle», und die>e sieben in Norwegen in schreiendem Mißverhältniß mit den beanspruchlen Rechten. Die Frage, ob Rußland die Absicht hat. gelegentlich seine be gehrliche Hand auch nach Norwegen auSznsirccken, ist freilich offen, aber daß die Möglichkeit dazu vorlicgt, zeigt ein Blick aus die Karie, auf welcher Schweben und Norwegen »ur als eine Ergänzung des russischen Reiches erscheine». Ob aber vieler Besitz für Rußland so wcrlhvoll ist, um deshalb Mittel zu einer Erwerbung aufzuweiideu, die mit dem Werthc dcö zu erwartenden Gewinnes außer Verbältniß siehen, muß doch bezweifelt werben. Schweden und Norwegen liegen außer halb der Sphäre der Welthandel, sie führen ein beschauliches Sonbcrdascin, daö nur durch ihren eigenen Willen verändert werden kann. Deshalb schwebt daS auch in der Luft, was „Nya Dagliegt Allehanda" über eine Angriffobewegung Ruß lands und deren Abwehr sagt, aber die Wechseffällc cincü allgemeinen Krieges lassen fick nicht vorher bestimme», und eS liegt nicht außerhalb der Möglichkeit, daß selbst Schwebt» und Norwegen dadurch irgendwie berührt werden, wenn cs auch kaum >:n Plane Rußland« liegt, eine solche Möglichkeit zur Tbatsache zu entwickeln. Auf diese Freiheit von der Bctbeiliguna an einem großen Kriege baut Norwegen seine trotzigen Forderungen gegen Schweden, die »ur durch das Streben zu erklären sind, Laß Derjenige, welcher viel erreicht hat, darin nur de» Antrieb erkennt, Unbilliges zu verlange». Norwegen ist dem Schwestcrstaate Schweben gegenüber so günstig gestellt, daß eS als Bermcsscnhkit gelten muß, die Geduld Schwedens noch ferner aus die Probe zu stellen. Die sehr beachte»« werlbc Stimme auS Schweden nennt das Verbältniß dieses Staates zu Norwegen bereits bcmiithigeud für Schweden. Wenn die Trennung der beiten Verbündeten cinträtc, so würde sie nur Norwegen zum Schade» gereichen, das dann seines natürlichen Schützers beraubt wäre und vicllcichl gerade dadurch eine Begehrlichkeit errege» tonnte, die ohne solches Reizmittel nicht hcrvortrcten würde. Die gegenwärtige Sachlage macht den Eindruck, als ob die Norweger zum Bewußtsein darüber gekommen wären, was ihnen die Vereinigung mit Schweden werib ist. Ter Beschluß, die EvnsulatSsrage auf unbestimmte Zeit zu ver tagen, ist gleichbedeutend mit dem Verzicht ans die Erfüllung der so laut erhobenen Forderung. Damit dürste die Sache aber nicht abgelban sein, Schweden ist eS müde, sich sortgesctzi durch Norwegen in seiner Ruhe stören und Aufregung in der Well verursachen zu lassen. Schweden liegt der allgemeine» Entwickelung näher als Norwegen, selbst die eisfreien Häsen dieses Landes sind nicht geeignet, die Begehrlichkeit einer benach barten Macht zu reizen, und aus diesem Grunde ist cs eine lächerliche Eitelkeit, daß Norwegen ein besondere« Evnsulais- wesen haben will. Man fühlt sich außerhalb Norwegens davon etwa so berührt, als ob irgend ein Gcrngrvß seine Stimme erhebt, um auch ein Lebenszeichen von sich zu geben. Norwegen birgt gewiß viele tüchtige und cntwickelungSsähige Kräfte, eS hat in geistiger Beziehung einen beachlcnSwerthen Aufschwung genommen, und dieser hat in der Entwickelung seiner Hauptstadt lebendigen Ausdruck gefunden; aber alle diese Regungen einer erhöhte» Lebens- ihätigkcit deutelt keineswegs auf eine bevorstehende Ent wickelung in politischer Beziehung. Man sollte meine», die Norweger müßten eS als einen besonderen Vorzug betrachten, daß sie sick^in der glücklichen Lage befinden, gleichsam außer halb der Frage zu stehen, welche Kriegs und Frieden zum Gegenstände hat. Norwegen soll mit Schweden einträchtig zusammcnhaltLn; zieht eS aber vor. seine eigenen Wege zu geben, so wird deshalb die Welt nicht auS ihren Bahnen ge drängt werden. » Deutsches Reich. Q Leipzig. 27. Juli. Ein junger Leipziger, der in Heidel berg studirt und sich an der BiSmarckfeier in Kissingen betdeiligt bat, schreibt darüber an seine Eltern: „DaS war ein Ereigniß, das zunächst, wenn es sich nicht wiederholt oder überholt wird, einzig in seiner Art dasteht. Denkt Euch: Gegen lO Extrazüge eilen auS den verschiedensten deutschen Gauen zusammen, vom Bodensee, vom Schwarzwald, von der Pfalz, von Hessen, von Frankfurt, aus Thüringen, LOOV Menschen, um Bi»marck auf eine Stunde zu sehen! Ich weiß nickt, ob dergleichen schon geschehe» ist, seil e« Eisenbahnen giebt. Und Alle« so vorzüglich ein gerichtet, daß jeder Einzelne befriedigt werden konnir. Biele- mündlich. jetzt nur die», daß ich wohl 2»/, Stunden lang de» herrlichen Mann au« geringer Kerne — 20 di« 2!; Schritte — deutlich beobachten und dann jede« Wort vernehmen konnte. Von welch' riesigem Werth, diesen größte» Zeitgenossen auS persönlicher Anschauung j.u leimen! E« ist im höchsten Grabe unwahrscheinlich, daß ich, sollte ich auch ein hohes Alter erreichen, je wieder so elwa« erlebe.. . Natürlich war daS Ganze sehr anstrengend, >ür die Heidelberger nock längst nicht am ärgsten. Wir waren gerade 24 Stunden außerdalb Heidelberg», wovon 7 Stunden auf die Hi»- und 8 Siunden auf die Rückreise kommen ... Al» wir zuerst an den Fenstern vorbcizogen, an deren einem Bismarck stand, »abm ich einen sehr traurigen Eindruck mit hinweg und war so ergriffen, daß ich nicht „Hoch" rufen konnte; die herrliche Gestalt in Thräncii! Unwillkürlich kam ich zu dem Gedanken: dieser große Man» muß jetzt furcht bar leide» — nicht unter dem Unrank de« einen TbcilcS seiner Mitbürger, sondern unter der Verbannung aus seinem Wirkungskreis, in dem er so Herrliche« geschaffen bat und natürlich noch weiter schasse» möchte.... Aber er selbstnabi» ber- nach in einer wohl '/«stündigcn RcdeJcdcm eine derartige Sorge. Er ist körperlich und geistig so rüstig und widerstandsfähig, elastisch und kraftvoll, wie nur jemals ein 77cr sein kann. Tie Jahze kommen eigentlich nur in den tiefen Furchen eine« Antlitze« zum Ausdruck. Die eigentliche Feier fand in dem Hofe de« großen GutSbauseS statt, in dem Bismarck wohnt, außerhalb der Stabt. Die Reden werdet Jbr ja lesen; sie e,«toasten wieder viel Schönes und höchst Interessantes. Unvergeßlich!" 8ü. Berlin, 27. Juli. Wie bereit« telegraphisch gemeldet worden, erfährt die „National - Heilung", es sei von ver schiedene» Bundesregierungen, darunter von einer der größte» (Sachsen'?), auf die Anfrage binsichtlich de« Berliner WeltauSstclluiigSplaneS ciu ablehnender Bescheid erfolgt. Auch aus den Kreisen der Industriellen seien zahlreiche ungünstige Änlworlen cingctroficn. Die Nachricht mag richtig sein oder nicht — im Augenblick Halle die Presse keine V rauiafsuug, die WestauSstellungsfrage zu erörtern, da die Entscheidung alsbald falle» wird. Bon mancher Seite ist man aber emsig beflissen, Stoff zu Vorwürfen aller Art für den Fall einer vernciiieuecn Einschließung zusammen zulragcn. Dem entgegenzutretc» haben selbst Freunde de« Plaue« Ursache, denn e« kann bei der gegenwärtigen Verwirrung der Geister nicht ersprießlich sein, wenn nach einem etwaigen Fall des Projccle« die Gegnerschaft gegen dasselbe zu den Merkmalen der „Reichsfeiiitschaft" neuester Ordnung hinzntrilt. Derartiges wird aber vor- bercitel, inan wird cs erleben, daß die Gegner aller nationalen Unternehmungen seit 1866 die der WellauSstellung Ab geneigten zn den Feinten nationaler Größe werfe». Ein rheinisches Blatt hatte kürzlich gellend gemacht, baß die Aufwendung von 20—30 Millionen Mark aus Rcichs- iuillestl schon deshalb bcdciitlich sei, weil Deutschland alle seine Mittel für Verlheidiguiigszwecke zusammcnhastcn müsse. Run wird man allerdings cinräuinen müssen, daß gegenüber einem Beschlüsse die Weltausstellung abzuhaltcn, dieser Gesichtspunel nicht festgchaitc» werden darf und eS dem Neiä Stage sehr zu verargen wäre, wollte er einen der Würde reS Reiches entsprechenden Zuschuß verweigern. Wenn aber in dem jetzigen Stadium des ErwägenS cm Berliner deutsch-freisinniges Blatt diesem Eiittvand mit Hob» und Ent rüstung begegnet, so fordert dies um so mehr Widerspruch heraus, als dieses Organ mit seinen sämmtliche» Gesinnungs- genossen viel geringere Aufwendungen für die in nationaler und wirlbschaslstchcr Hinsich: weil betcnlcndcre Eolouial- polilik mit maßloser Gehässigkeit bekämpft hat und noch bekämpft. So „kleinlich" wie der Pariser Corrcspondciit der „Voss. Ztg." löniien wir cö nicht sinden, wcnn man die finanzielle Seile einer Weltausstellung inö Auge faßt. Wir leben in einer Zeit wirlhschastlicher Stagnation und geminderter Cleuerkrasl; die Laurwirthschafl kann auch im Falle des glänzcndsteii Erfolges keinerlei Vortheile von der Weltausstellung haben und dasselbe gilt, vom Kunstgewerbe etwa abgescdcn, auch vom Handwerk Dafür stellt im nächsten Winter eine Militairvorlage in ziemlich sicherer Aussicht, welche eine sianzielle Mililair- bclastung und eine doch vorzugsweise den tlcincn Mittelstand treffende Ausdehnung der T>c»stpslicht mit sich bringt. Wenn Jemand diese Umstände nicht zu ignorireu im Stanke ist, so verdient er deshalb noch lange nicht, als ein engherziger Philister gebrandniarkl zu werden, der wcrtk wäre, »och unter dem seligen Bundestage zu leben — demselben Bundes tage nebenbei, de» wir ganz gewiß noch besäße», wenn die Politik teS plötzlich mit nationaler Empfindlichkeit auö gestatteten Fortschriltöphilisterlhums siegreich geblieben wäre. Bei alledem wäre cS in der Tbat kleinlich, vom Gelkpnnctc zu reden, wenn die Veranstaltung einer Weltausstellung wirklich als nationale Ehrensache und als wirlbschastlick, vortbcilhaste« Unternehmen allgemein anerkannt wäre. So lange die« nicht der Fall ist und e« ist nicht der Fall — man denke nur an den Beschluß der in gleicher Weise durch nationale- Empfinden wie durch industrielle Einsicht ausgezeichneten Augsburger — so lange daS Projcct nüchtern angeseke» werden darf und soll, so lange muß cS auch un- verwebrl sein, daran zu erinnern, daß 2«» bis 30 Millionen Mark für un» keine Bagatelle sind. In Berlin freilich und auch bei den« erwähnten Pariser Eorrespondenlen steht außer allem Zweifel, daß der volkswirtbschaftliche Erfolg der An stellung ein glänzender sein wird, und daß die dem Reich erwachsenden Kosten beiden Einzelstaaten durch einen Mebrei trag an Steuern ulid Eisenbabnerträgiiissen unbedingt wieder bcrcin- kommcn müssen. Diese Prognose stützt sich natürlich ans Pariser Erfahrungen, aber ein anderer scharf blickender Pariser Eorre- sponkent, derjenige der „Tägl. Rundschau", behauptet, gestützt auf eine überaus einleuchtende Wahrscheinlichkeitsrechnung, das gerade Gegentbeil. Er stellt ein ganz kolossale« Besucher- deficit gegenüber der letzten Pariser Ausstellung für Berlin auS Spanien, Belgien, Rußland und Südamerika in Aus sicht und vermutket nickt obne Grund, daß Berlin ein Mebr nur au- Deutschland selbst, aus Oesterreich und etwa auS Skandinavien haben wird. Für uns bat da« nicht« Ab schreckende«. Wenn einmal eine Weltausstellung stattfinden soll, so ist unsere« Erachten« da« Gelingen mit einem direkten Verlust der ReicbScasse von 10—l5 Mill. Mark nicht zu Ibeurr bezahlt. Eine Verketzerung derjenigen, die über diesen Puncl ander» denken und dir namentlich in einer noch so freigebigen Dotation durch da« Reich keine Gewahr de« Gelingen« erblicken, scheint aber auch un« nicht angczeigt. * Berlin, 27. Juli. (Telegramm.) Der „ReichS- anzcigcr" publicirt über die jüngsten Vorgänge im Kilimandscharo-Gebiet inehrere Berichte, welche die bekannten Meldungen bestätigen. In dem Bericht de« GouveliieurS von Soden heißt e«: Dir englischen Missionare waren stets bemüht, die Beschwerden der deutschen Beamten über die zunehmende feindselige Haltung der Eingeborenen als unbegründet hinzustellen und betheuerten die Unschuld und die deutschfreundlichen Gesinnungen ihre« Schützling«, dcü SullanS Meli. — Die „Nordv. Allgem. Ztg." bezeichnet die Auffassung, als ob die Entscheidung der WeltauSstellungssrage bereit« in den nächsten Tagen zu erwarten sei, schon deshalb als unzutreffend, weil die seiten« de« Reichskanzlers von den verbündeten Regierungen erbetenen Acußeninzen erst zum kleinsten Tbeile eingegangen seien. — Die „Post" schreibt beute: Durch Erkimbigungen an hiesiger Stelle haben wir über den bevorstehenden Besuch de« Fürsten Bismarck Folgende« festgesteüt: Fürst Bis marck bcal'sichlizt, wie schon gemeldet, am Sonntag Abend 8 Ubr hier einzutressen und sein Absteigequartier beim Grafen Hcncket von DonnerSmarck, also im 2. Stock werk de« fürstlich Bliicher'scken Palais am Pariser Platz, zu nebmen E« ist dieselbe Wohnung, die mehrere Jahre dem Präsidenten deö Reichstag« zur Verfügung gestellt war. ES liegt in der Absicht de- Fürsten BiSmarck, von hier auS nach Pommern zu reisen, um dort seinem einzigen Bruder einen Besuch abzustalten. — Uebrigen« scheint c« noch nicht ganz sicher, ob dieser Plan, soweit er Berlin betrifft, zur AuSsübrung kommt. Die Frage war, ob dem Fürsten Bis marck unmittelbar nach der Kissinger Eur eine Nachteisen- bahnsahrt gestattet sei, oder ob er unterwegs übernachten müsse. Dafür komme auch Schönkausen i» Betracht, der Fürst scheint zwischen diesen beiden Orten noch nicht rndgiltig ent schieden zu haben. — Das „Militair-Wockcnblatt" veröffentlicht in seiner neuesten Nummer Folgende-: T»oiiiioe, an Bord «. M. Pachi „Kaiseradler", den 1b. Juli 1892. Gras v. Wedel, Generallicuteiiant und diensithnender General a la -mito Seiner Ma,eslät des ttai crs und »ünigS, bisher coin- inaiidirt zur Tiensllcistunq bet dem AuSwärttgcn Amt, behuf'S definitiver Verwendung im diplomatischen Dienst, ans seinem bisherigen Dieilstverhältniß auSgeichiedci, und gleichzeitig zum Generai-Adjutanteil Seiner Majestät des Kaiser» und Königs «rnaiink. Mil Rücksicht auf daS von unS erwähnte Gerücht, Graf Wedel sei zum Nachfolger des Prinzen Neuß be stimmt, erscheint die Ernennung beachtenSwcrth. — Prinz Oskar, der fünfte Sohn unseres Kaiserpaares, vollendet heute sei» vierte« Lebensjahr. — Ter Minister Lcs Innern hat im Einverständnisse mit dem Justizininister bestimmt, dag an Stelle des bisher etwa noch bestehen den Verfahrens, wonach auch bet Benutzung der Eijenbahn jeder Ge ja „ge ne nur von einer Transporlstelle zur andern befördert und dann von der betreffenden Behörde weitergeschafft wird, künftig allgemein thunlichsl das allgemeine Beförderung-verfahren cinzusuhre» ist. Le,»gemäß werden die Transporte von Gesangenen möglichst ohne Unterbrechung von ihre», AuSgangSpuncte bis zum Bestimmungsorte durch ei» und denselben Begleiter auS- zuiiihrc» sein, so weit nicht die Nothwendigleit des Ueberuachtens die Ablieferung der Gefangenen an die StalionSbehörde erforde» lich oder die Anstrengungen einer tangeren Reise und die damit verbundene Abnahme der Aufilierksamkeil des Begleiters »inen Wechjel in der Verso» des letzteren erforderlich machen. Den einzelnen Lber-Prastdenten bleibt es überlasten, wegen des Höchst- mages der Entfernungen, die von einem und demselben Ge- sangenen-Begleiter zuruckzulegen sind, sür ihre Provinz weitere Aiivionlingcn zu treffe». Was die Nostenrechiiuiigcn anlangt, so sind dieselben in dciiienigen Regierungsbezirken zahlbar zu machen, aus welche» der Bcgleiier gestellt wird, ohne Rücksicht darauf, ob die Beförderung über die Grenze dieses Bezirks hinauSgcht. Von diesen Bestimmungen bleiben unberührt die Sammelbesörderungen, wo dieselben bestehe», und der in einzelnen Provinzen eingerichtete Gc»darinericdie»st. Ebenso wenig werden hierdurch die Grundsätze berührt, die bezüglich der Uebernahme der Transportkosten aus den Justlzsonds bestehen. * Willi«lmolKiven, 27. Juli. (Telegramm.) Der Stapellaus de« PauzerfabrzeugS l.1 ging glücklich von Stallen. Der Kaiser taufte dasselbe „Heimval". Brrolan, 20. Juli. Auch in dem fractionösroiumen Breslau hat sich eine socialdemokratische Opposition gebildet, irotz der Kuncrl und Geiser. Und daran ist einzig und allein der „Vorwärts" schuld, der während der Ab- wcsenhcil Liebknecht s die Gciscr'sche Geiiossenschafls'Grü»dl»iz- Svlitarität" als „dreisten Schwindet" bczeichncie, „gegen kesse» Urheber die SlrcuSberg und Spitzcter Waisenkinder seien." Das mußte gerochen werden und zu dem Zweck be riefe» die Führer eine VcreinSversammlung. Ein Herr Hauch lrat in derselben als Redner aus und wusch dem Rcdactcur tes „Vorwärts" gründlich den Kopf. Er nannte den „Vor wärts" das sogenannte Eentralorga» der Social- demvkratie Deutschlands. Dasselbe habe gegen die Gründung einen Leitartikel gebracht, der cbenfo gut im Slöckcr'schcn „Volk" Kälte stehen können. Es werde darin einfach geschimpft, und zwar auf de» Breslauer Vertrauens mann, der das Statur gedruckt habe. Die Form des Artikels sei eine derartige, daß man darauf im persönlichen Verkehr mit Ohrfeigen antworten würde. Man bade nicht die Absicht, die Production in Breslau oder Schlesien zu regulircn, sondern nur innerhalb de« Vereins. (Davon ist im Statut aber nichts enthalten.) Auch das diesige Parteiorgan nahm der Referent unter die Lupe. Dasselbe habe erst die Gründung begünstigt, nach dem Erscheinen des Vorwärts Artikels aber dagegen Stellung genommen Der Vonväris-Redacteur sei ein ganz bornirter Mensch. Bcmcrkciiswcrth war eine Erklärung Gciscr'S, des Inhalt«, die socialdcniokratische Partei sei durchaus nicht den Genossenschafts-Gründungen abgeneigt. Herr Geiser, der Schwiegersohn Liebknechl'S, muß eS ja wissen! Nachdem die „Genossen" eine stundenlange Debatte geführt hatten, stimmten sie für eine Prvtestresolutiou gegen den „Vorwärts". S Reitze. 26. Juli. Bezüglich Emin Pascha» lassen seine hiesigen Verwandten erklären, daß sie von dem Afrika reisenden Westmarl mißverstanden sein müßten. Ti»
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