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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920728017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892072801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892072801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-28
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Mlseum für Völkerkunde. IV. * Im gegenwärtigen Augenblicke ist cS unser cstäfrikanischeS Schutzgebiet, welches vor unseren übrigen colonialen Unter- ucbnuingcn gau; besonders die Auf>nert>anileit auf sich zieht. Viele Sorgen hat uns schon dieser Besitz bereitet, von dein das sachgemäße Urtheil Wissinann'S lautet: „Zwei Zehntel unseres OjtasrikaS sind gutes Land, acht Zehntel sind trockene Savannen." Unserem Mitbürger Herrn lw. HanS Meyer haben wir eS zu danken, wenn wir von diesem (Gebiete eine richtige Anschauung erhalten haben. Während PeterS in seiner hochtrabenden Weise sich äußert, daß das dcutsch-osl- ajrikanische Schutzgebiet, „was Ucppigkeit und Großartigkeit der Bildung betrifft, kaum den Vergleich mit irgend einer anderen tropischen Colonie der Erde zu scheuen braucht", sagt Hans Meyer: „Ich kenne die wichtigsten Tropencolcnien der Erde, wie Indien, Ceylon, Java, Philippinen, Cuba. auS eigener Anschauung und kann darum die Meinung des Dr. Peters durchaus nicht thcilcn." Und dabei sind wir so klug und weise gewesen, bei Tbcilung des ostafrikanischen Gebietes daS schlechte für uns zu be- balten und das Gute den Engländer:! abzutretcn. Land und Leute baben durch McyerS Forschungen yier eine treffliche Beleuchtung ersabrcn, ganz besonders aber dürste durch die jüngsten Ereignisse gegenwärtig daS Kilimandscharo- gebiel interesstren, aus dem Du. Meyer vorzugsweise seine Tbätigkeit entfaltet hat und über daS er »nS so wertbvvlle Aufschlüsse in seinem Werke: „Oslasrikanische Gletscherfahrtcn", giebt, wie ihm denn auch die werthvolle und prächtige Samm lung zu danken ist, welche durch ihre Reichhaltigkeit wie Schönbeit einen Glanzpunel der afrikanischen Abtheilung der vom Museum für Völkerkunde veranstalteten Souder- anSslellung bildet. In einer Höhe von 1000 bis 2lüO Meter bilden die Tschaggastaatcn einen Gürtel um das Bergmassiv deö Kili mandscharo, den sie in seinen westlichen, südlichen und östlichen Abbängen bewohnen. Sie nehmen einen Raum von ungefähr 800 Quadratkilometer mit zusammen 46 OOO Einwohnern ein, so daß ungefähr 60 Menschen aus den Quadratkilometer kommen. Die Wadschagga, das Volk von Dschagga, haben am Abbange deö Kilimandscharo durch ausdauernden Fleiß das Land bebaut, so daß man überall die Anzeichen einer hochgradigen Cultur erblickt: schmucke Felder und üppige Gärten. Wie das Land, so machen auch dessen Be wohner auf den Reisenden einen sehr günstigen Eindruck. Man sieht hier zuweilen unter den Männern schöne kräftige Gestalten, und selbst unter den Frauen und Mädchen bemerkt man einige, die sogar nach europäischem Geschmack angenehme GcsichtSrügc haben. Bei ihnen trifft die allgemeine afrika nische Regel nicht zu, denn die Weiber sind in der That hübscher als die Männer. Bei den Wadschagga herrscht die seltsame Gewohnheit des AnspuckenS von Dingen und Personen zum Gruße oder zum Zeichen der Dankbarkeit. „Ich erinnere mich", erzählt Iohnston, „daß einst, als ich von einem kurzen AuSflngc von Tawela zu meiner Ansiedelung in Dschagga zurückkehrte, ein Mann sich so erfreut über meine glückliche Rückkehr zeigte, daß er meine Hand ergriff und wiederholt nach oben auspuckte, wobei er beständig auSrief: „Lrurra itselirr!' (Gott ist gut!)" Religion haben die Wadschagga wenig oder gar nicht, aber dagegen desto mebr Aberglaube» und Furcht vor Zauberei. Die Geister bewohnen nach ihrer Meinung große Bäume, und deshalb bleiben diese von der Axt unberührt. Ihre Tobten begraben sie in der Einsamkeit deö Waldes, bald in hohlen Bäumen, bald in der Erke. Die Hyäne» wühlen sie dann gewöhnlich heraus und verschlingen sie, doch darum kümmert sich dieses Volk wenig. Die Wadschagga sind, wie die meisten afrikanischen, dem Bantustamme augekörcnden Völker kunstgerechte Schmiede, leisten aber in dieser Beziehung ganz besonders Hervor ragendes. So verfertigen sie alle Arten HauSgcrätbe, Waffen und Schmucksachen aus Roheisen, welches in der Landschaft Usanga in der Nähe des Dschipe-SceS gewonnen wird. Die Ausstellung des Museums für Völkerkunde entbält zahlreiche und sehr schöne Belegstücke hierfür. Die Schmiede besteht lediglich aus einem Paar Blasebälgen ans Ziegensell, welche in einem ausgeböhltcn bölzernen Kegel zusammcnlaufen; an den Kegel sind zwei gleich falls durchbohrte Steine gesteckt unk davor wieder eine steinerne Düse, welche daun in das Holrkohlcnseuer führt. Tic Blasebälge werden an verschiedene» Pflöcken befestigt und öfters ein großer Stein auf die Mündung des Blascrvbreö gelegt, um sie festzuhalten. Nachdem das Eisen in dem Holzfeuer weißglübend gemacht worden ist, wird eö mit eisernen Zangen herauSgenommen und auf einem Ambos von Stein verarbeitet. So fertigen die Wadschagga lange, prächtige Cpecrklingcn von brcitlanzctförmiger Gestalt, die an den Rändern scharf geschliffen sind, wie die Ausstellung deren niedrere aufwcist, so auch Messer anscheinend aus anzelasscnem Stahl. Auch andere Gegenstände von feinster ,nd zartester Arbeit stellen sic mit viel Geschick aus Eisen der. Tie großen schaufelartigcn Sperre sind furchtbare Waffen in der Hand der Wadschagga. Obgleich sie bereits Flinten haben, so sind diese, wie Iobnston berichtet, in /er Hand un geübter Wilden, welche nicht zu fielen versteden, fast un schuldige Waffen, während die Sperre im Haiitgemenge schreckliche Wunden zurücklassen. Ma» sab Leichname, denen durch einen Stoß und nachfolgende Drehung eines solchen EpeereS die sämmtlichen Eingeweide herausgcrissen waren Andern war der Rücken buchstäblich ganz gespalten dem Rückgrat entlang. Auch ein Schwert besitzen die Wadschagga, das dem kurzen römischen Schwerte ähnlich ist und mit dem sie dem Feinde die Köpfe abschlagen. Iohnston hat solch ab geschlagene Köpfe gesehen, die vermuthlich durch ein derartiges Schwert vom Körper getrennt waren. Aus einem RbinoceroShorn stellen die Wadschagga schön abgedrebte und polirte Keulen her, die sie in Ermangelung einer Drechselbank mit der Hand abrunden. Die Töpferkunsl ist fast unbekannt bei ihnen. Korbflechterei wird in hoher Vollendung betrieben und sie verstehen ihre Körbe so dicht zu siechten, daß man in diesen Geräthen von gewebten Gräsern oder Banancnsasern Milch sicher tranSportiren kan». Die von ihnen angefertiaien bölzernen Schüsseln vcrratben gleichfalls keine geringe Geschicklichkeit, weil sic aus massiven Holz blöcken geschnitten und in keiner Weise zusamnicligcsügt werden. Am meisten zeichnen sich die Wadschagga durch ihre HauS- wirthschast auS. Die wunderbare Geschicklichkeit, mit der sie die terrassirten Bergwände mit winzigen Canälen voll Wasser bewässern, welches sic aus einem Bache abgeleitet haben, beweist einen beträchtlichen Fortschritt im Ackerbau. Sie bringen ihre ganze Zeit damit zu, den Boden umziigraben, die Ländereien" vom Unkraulc zu reinigen, welches sie in grcßen Haufen Zusammentragen und, wenn eS getrocknet ist, dann verbrennen. Mil der Asche düngen sie dann den Boten, den sie Harken und mit hölzernen Karsten umhacke». Alle Ackergeräthe sind, mit Ausnahme der Futterschneiremesser, Acxte und Sichel», von Holz, so baben sie hölzerne Hacken, Harken, Psähle und Anderes mehr. Dabei verstehen sie es anögezeichuek. eine gegebene Oberfläche gleichmäßig zu be wässern. Da die kleinen Wassercanäle immer böhcr liegen als das bebaute Stück Feld, so zapfe» sic diese an einer passenden Stelle über dem zu bewässernden Gebiete au und leiten den Strom mittelst einer kunstlosen Rinne, die sie aus hohlen, »iillenentzweigcspaltencn Bananenzwcigeu machen, deren Enden imiucr über de» Anfang der folgenden Rinne gelegt werten. Sobald das Wasser turchzusließen beginnt, wenden sie die letzte Rinne nach Belieben »ach rechts und links, um so die belebende Feuchtigkeit überall hin zu ver- thcilcn. Das Land zeichnet sich auS durch seine Fruchtbarkeit wie durch seinen Rindviehrcichthum, namentlich sind Kühe schöne fette Thiere, die übrigens nie ins Freie auf die Weide hinauS- kommeu, sondern mit geschnittenem Futter ernäbrt werte». „Ich habe noch nie eine entzückendere parkartigc Lautschast gesehen", sagt Tbomscn über das schöne westliche Tsckagga- Laiid. Von der Küste — von Monikas — bis Tawcta soll nach dcm Gcnaunten daS Land fieberfrei sein, kein europäischer Reisender brauche sich hier vor einer Reise in daö Biuuen- land zu fürchten, wenn er nur Vorsicht im Trinken beobachtet. Die Lust wirke aus der ganze» Strecke stet- stärkend und erheiternd. Die kühlen Nächte sickern erquickenden Scklaf. In folgender Weise schildert er einen Urwald dieses Lande-: Wir sind in Verwunderung verloren über die erstaunliche Masse des PslanzcuwuckseS, der überall in die Augen fällt Tie Natur spielt hier mit der Erzeugung großartiger Bäume, welcke bäusig süiifunkzwauzig bio dreißig Meter doch astlos ciuporwachsen, bevor sie ein prächtiges schattiges Laubdach ent fallen. Tann verschlingen sich die Zweige mit denen der um stehenden Bäume, bis nur noch schwaches, bunlsarbig.'s Licht turck- dringt, welche- in unzähligen Reflexen uuibcrtanzt und zittert. Obgleich die Bäume bis zu jener Höbe ohne Acste sind, so hat es doch nicht den Anschein, als ob wir iu einem Walte von Stämmen wanderlcu, wie zwischen den Masten eines gefüllten Häsens. Ganz im Gegentbeil! Von jedem günstigen Puuctc schwingen sich biegsam mit Laub bedeckte Schling pflanzen von Baum zu Baum oder hängen in zierliche» dunkelgrünen Gefleckten am kräftigen Skaiume veruiiter. Schöne Palmen, blühende Gesträuckcr, eine Anzahl Farrcu und dann wieder blühende Pflanzen erfülle» die Zwischen räume, bis das Auge an dem üppigen Wackstbnine und der tollen Verschwendung ganz irre wird. Affen, Hornvögel, Ei.hl'öruckcn und das liebliche Geplätscher rer Wässer des schiic.gesäliigien Lumi, der den herrlichen Wald von Tawcta ernährt und ibm fruchtbare Feuchtigkeit das ganze Jahr hindurch zusübrt, beleben das herrliche Bild. Von Tawela auS genießt inan aber auck schon den Anblick des durch seine Silberkroue als König der Berge auSgezcichucteu 5870 Meter hohen Kilimandscharo, dessen Spitze, den höchsten Punct afrikanischer und deutscher Erde, Han» Meyer mit dem Rechte des ersten Ersteigers „Kaiser-Wilkclin-Tpitze" getauft hat. Kein Wunder, daß uns unsere lieben, so uneigennützigen Freunde, die Engländer, aus welche sich daö Sprichwort: „Gott beschütze uns vor unseren Freunden, vor unseren Fein den wollen wir uns schon selber schützen", tresflick anwenden läßt, dieses schöne Stück afrikanischer Erde, das Beste unserer sonst so traurigen ostasrikanischen Besitzung, mißgönnen und cS uns so gern verleiten möchten, wozu diese» Biedermännern alle Mittel, auch die gemeinsten und niederträchtigsten, recht sind, wie die jüngsten Vorgänge beweisen, die Folgen der Ränke und Machenschaften der Herren Engländer, denen anck zwei unserer besten unk erprobtesten Lfsicicre in Teutsch- Ostasrika zum Qpfcr gesaUcn sind. Auf diesem herrlichen Stück Erde ist natürlich auch kein Mangel an Lebensmitteln: Fische, Geflügel, Eier, Hammel-, Ziegen- und Rindfleisch, Tomaten, süße Kartoffel», L)amS, Maniok, Mais. Zuckerrohr, goldige Bananen und Gemüse verschiedenster Art, wie Bobnc». Hirse, Erbsen und andere, sind reichlich vorhanden, so daß, wie man sieht, der Reisende keine Roth zu leiden braucht, ja üppig leben kan». Tie Kost der Ein geborenen ist bei reichen animalischen Lebensmitteln doch eine vorwiegend vegetabilische. Fische halten sic nicht für eine Speise, sondern stellen sie vielmehr ans eine Stnse mit den Schlangen. Das in großer Menge vorhandene Geflügel wird nur zum Verkauf an die von derKüste durchziehendenKarawanen gehalten, während sie selber Hühner als Nahrungsmittel ver werfen, da sic diese für ungesund und unmännlich halten. Ihre übrigen Haustbiere sind, wie schon oben angeteutct, Rinder, Ziegen, Schafe unk Hunte, obgleich man letztere nur selten zu sehen bekommt. Rinder werden hock, geschätzt. Sic gehören zu der höckerigen Zcb» Raffe Die Ziegen sind klein und zierlich, mit dürstig entwickeltem Gehörn, herabhängenden Obren unk vsters zwei kleinen Anhängseln von Haut an Stelle des üblichen Bartes. Tie Schafe sind groß, behaart, mit schönen Wampen und herabhängenden Obren. Ter Beck hak einen ungeheuren Fcttsckwanz, welcher eine solche Größe annimmt, daß er die Beweglichkeit wirk lich bindert. Ein schönes Schaf kann man für drei und einhalb bis sieben Meter Tuch, eine fette Ziege etwa für denselben Preis, eine Milchzicgc für ein Geringes mehr kaufen. Milch bildet einen Haupttkeil der Kost bei den WadsckaggaS: auch lieben sie leidenschaftlich da» frische Blut eines eben geschlachteten Tbieres, das sie mit äußerstem Be hagen und dem Frohlocken eine» Feinschmeckers auS ihren hölzernen Gefäßen schlürfen. — Tabak wird stark angebaut; die Eingeborcuen kauen ihn oder gebrauchen ib» als Schnupf tabak »ach Beimischung von Natron. Honig wird in un geheueren Blaffen von den halbwilden Bienen gewonnen, welcke ihre Stöcke in den hölzernen Kästen anlegen, die von den Eingeborenen an den Waldbäumc» anfgebängt werden. Ein große» Faß roll Honig kann man für zwei Meter Tuch kaufen. Die Männer gehen alle nackt, nur «in kleiner Mantel oder Ueberwurf von gegerbtem Pclzwerk bängt über der Schulter. Die Weiber tragen rorzugSweisc dicke Bänder mit Perlen und allgemein eine kurze lederne Schürze und Untcr- rock. Uebcrbaupt wird ein großer Werth auf Zierrat!) und > Schmuck gelegt. Bei Männern und Frauen werden die Ohrläppchen ge schlitzt und im Laufe der Jahre durch immer größere hineiu- gestcckte eylinderische Holzstückchen schließlich bis auf die Schultern hcrabgezogen. In den auf diese Weise verschönerten Ohrläppchen werden dann noch namentlich von den Frauen große scheibenartige Messing- oder Eiscndrahtspiralen getragen. Um den Hals tragen die Frauen entweder einfache Perlen schnüre ans große» blauen und weißen Perlen, oder fünf- bis sechsfache Schnüre auS kleinen rothen und blauen Perlen. Ter Halsschmuck der Männer besteh! in Ringen ans starkem Eiscndraht, welcher mit dünnem Kupscrtrabt umwickelt ist, oder aus kleinen Eisenkettchen mit ovalen Gliedern. Die Haare werden von den Männern entweder zn zahl reiche» dünnen Strähne» zusammengedrrbt, die vom Wirbel auS nach allen Seiten gleichmäßig vertheilt sind, oder sie werden wie bei den Frauen kurz geschnitten getragen. Arm- und Fußgelenke werden durch außerordentlich starke Eisen oder Mcssingdrablriuge verziert. Für ganz besonders schön wird cs aber gehalten, den Körper mit der dort überall vor- bandeuen rothen Erde und mit Fett einzureiben, ein Ver schönerungsmittel, welches weder von Männern, noch von Frauen verschmäht wird. Tie Wadschaggaö wobnen in bienenkorbförmigen Hütten, welche meist zu zweien oder dreien nebst einer kleinen Vor- ralhühültc innerhalb eines Palissadcnzaunes auf einem Hose zusammen inmitten der Bananenpslanzung de» Hofbesitzers stehen. Einen dorfartigc» Hüktcnkauscn bat HanS Meyer an dem Wohnplatze des Häuptlings Marcale von Marangu gesunde». Tein Dschaggagebiete benachbart ist daS Land der wilden Massai, welche zwischen dem 35. und 37. Grad östlicher Länge von Greenwich und südlich vom Aequator bis zum 5. Grad südlicher Breite wobnen. Tic äußere Erscheinung de» unver- sälschteu Massai-Räubers, sagt Iobnston, ist prächtig. Ein Freund antkropologischcr Studien muß seine Freude daran haben, solch herrliche Modelle von Fechtern anzustannen. Ihre Kleidung ist zwar dürftig, aber malerisch. Im gewöhnlichen Alltagsleben tragen sie nichts und gehen umher in ihrer strahlen den, schamlosen Nacktheit, oder wen» sie etwas Toilette machen, vielleicht LaS Lager verlassen wollen, so hängen sie einen Ledermantel über die Schultern oder über eine Schulter, binden einen schmalen Lckergürtel um die Hüfte, in welchen sie ei» Messer oder eine hölzerne Keule stecken, und legen ihre ledernen Sautalen an. Ziehen sie aber in den Krieg, so wird dieser einfache Schmuck beträchtlich vermehrt, der Leder mantel wird entfernt und seine Stelle nimmt erstlich ein langes Stück Tuck» ein mit einem farbigen Streifen in der Mitte, zweitens eine dicke Haube von Habichtsedern oder ein Mantel ans den Fellen des ColobnS-Asfen. Eine Mütze von ColobnSfcll kann auch auf dem Kopf getragen werten oder ein prächtiger Kopsputz von Stranßfedern, welcher etwa die Gestalt einer Ellipse Kat. Ter Ledermantel, welcher gewöhnlich von der Schulter hing, wird jetzt um die Hüfte geschlungen wie ein i'Mrtel unk in seinen Falten der Strcitkolben und daö Schwert befestigt. Zuweilen wird noch ei» Ring von Ziegensell, mit den Haaren nach außen oder ei» Streife» Colvbussell uni die Knöchel getragen, und darauf wird mit einem lang- blatlizen Sperre, wie ihn auck die Wadschagga tragen, und einem über einen Meter hohen Schilde die Ausrüstung eines Massai Krieger» vervollständigt. Tic hauptsächlichsten Gcrälbe der Massai sind aus Kür bissen und den großen Früchten de» AsfenbrotbaumeS ge fertigte Kalabasse». Lcterbculel. Töpfe und Lössel ans weichem Holze und zum Kochen aus Tbon hcrgcstellt. Schnupslabak- doscn und Pseisi-iiköpfc werden aus den harten Schalen ver schiedener Früchte, oder aus Elfenbein oder RbinoecroSborn gemacht. Sperre, Messer, Nasirmesser, überhaupt alle Metall- wcrkzcnge werden von Leuten auS dem merkwürdigen Elko- »cmo-Stamme angeferligt, welche unter ihnen als Vasallen und Sclaven leben. Tie Ackerbau treibenden Waknasi bauen ihre Häuser ge wöhnlich »ach der Art der Bantu und anderer fremden Stämme, in deren Nähe sie sich niedergelassen haben. Tie halbncmadischcn Massai aber machen keine große» Ansprüche an die Baukunst. Ihre rasch aufgebauten Dörfer, deren Baumeister meist die Weiber sind, bestehen aus einem großen Kreise niedriger Lehmhütten, welcher mit einer dornigen Hecke umgeben ist In der Milte diese» umschlcssencii Rau me» bringt das Vieb die Nacht zu. Tic Hütten sind in der Regel so gebaut: zuerst macht man ei» robc» Fackwcrk von biegsamen Zweige», welche überbogen und mit beide» Enden in die Erde gesteckt werten, dann wird die» mit einer Decke von Lcbin und Viebtüngcr belegt, und zum ferneren Schutze gegen heftige Regengüsse werden außen Thicrfelle über da» Dach geworfen. Diese Wohnungen sind im Ganzen etwa eine» Meter hoch. Ten Emgang bildet eine Art überdeckten Ganges. Ter einzige Anlauf zur Möblirung bcslcbt in einem auf eine Reihe von Stäben gelegte», als Bett dienenden Felle. Tie Länge eines solchen HaiijcS beträgt drei Meter, die Breite ein und ein bald Meter, das Dach ist gewöhnlich ge rundet, wie daö Fachwcrk es ergiebt. vkutsch-sormlcr vtform-vcrein. sr. Leipzig. 26. Juli. Im Fclscnkcller zu Plagwitz fand gestern Abend eine vom „Drusch-socialen Reform-Verein" cinbernsene Versammlung statt, die von eiwa 1800 Personen besucht war, unter denc» sich auch eine größere Anzahl Social- dcmo'raten befand. Trr Vorsitzende, Herr Uhl, eröffnet«; die Ver sammlung mit Lein übliche» voch ans König Albert und Kaiser Wilhelm, worauf Herr ttr. Erwin Bauer in einem l'..stündigcn Vorträge das Tbc,na „Ter Fall Buschhoss" he- handetle. Redner erklärte zunächst, daß er nicht näher aus die Einzelheiten LeS Pivccsscs riiigchen wolle, daß eS ihm fern- liege, LaS gefällte blilhcil zu kritchrcn, und er auch die Ucbcrzeugung habe, daß das Urlhcil der Elljchworencn nach bestem Wissen und Gewissen geiällt worden sei. Rur gegen die gehässigen Angriffe und Lchinttlungen. welche die JuLenprcsse infolge des ProcesseS über die Antisemiten auS'cbüite, wolle er sich wenden und cinige bei», Falle Buschhoss zu Tage getretene eigeiiihiimliche Ersweinungen beleuchten. Redner ging dann aus die Vorgeschichte des ProceffeS rin und hob hierbei bcjondels Folgende- hervor: ES sei ein Verdienst der antiiemitischcn Partei, daß der Proccß ein- geleitet worden sei Die erste llnieriuchung sei sehr lau betrieben worden und der RnSsvruch, daß Herr Ainl-ratb Briziu« Bnichhvss verhastet habe, um ihn zu schützen, sei widersinnig. In Laute» habe der Anlisci»ili-»i»S keinen Boden gehabt, die Bewegung lei in der Bevölkerung selbst entstanden. Wenn nicht ein so schwer gravirendcS Belastungsmalcnat Vorgelegen hätte, würde die Wieder- verhastung Buschhofs'S nicht stattgesunden baben. Es sei eine überraschend verschiedene Art der Behandlung zwischen dem Fall Buschhoss und den Fällen Paasch und Ahlwardt zu erkennen. Die Letzteren seien wegen Beleidigung verhaftet worden und nur gegen hohe Laution entlassen worden. EigenihiimUch berühre daS Verhalte» der jüdischen Presse, die sich während der Verhaftung Buschhoss'- auffällig still verhalten habe, »ach Beendigung des Processe« aber mit einer wahren Fluth von Schmähungen und Beschimpfungen über die Antisemiten hergesallen sei und eine außergewöhnliche Freude über den Ausgang deS ProcesseS an den Tag lege. Dieser Freudentaumel laste vermuthen, daß man alle Ursache gehabt habe, den Autgang des ProcesseS zu fürchten. Redner wie- dann noch auf de» Widerruf des Gutachtens von vr. Steinert und aus das Gutachte» des Professors Rv hling hin, der behaupte, daß der Blutmord bei den Juden Tdatsache sei. Sonderbar müsse eS erscheine», daß die belastenden Momente theils nicht beachtet, tdetlS al- nebensächlich behandelt worden seien und daß die Aussagen von b—6 Zeugen sich direct gegenüber ständen, so daß eia Theil von ihnen einen Meineid begangen haben müsse. Ein be unruhigendes Moment fei ferner die offen gebliebene Frage: „Wer ist der Mörder?" Diese Frage müsse so lange an die Behörden gerichtet werden, bis sie erschöpfend beannvortet sei. Zu denken gebe auch das Nachspiel des Processe-, die Be mühungen der Juden, einen Scnsationssall aus demselben zu machen und das Urtheil als eine Widerlegung der Behauptung hinzustellen, daß überhaupt Ritualmorde bei den Juden vorkämeu. Zweierlei lehre der Proccß, einmal das Zusammenhalten und die Solidarität der Indenschast, für uns Deutsche sehr nachahmungSwerth, und die Dreistigkeit mit Sicherheit de- AujtretenS, womit die Glaubens- genossen des Angeklagten den Fall zu ihren Gunsten und Zwecken anszunutzen bemüht seien. Der Proceß Buschhoff habe zwar mit der Freisprechung Buschhoff'S trotz des vorliegenden Beweismaterials geendet, aber keinen Beweis gegen den Ritualmord erbracht. Redner schloß seine Ansprache mit den Worten: Es giebt eine Macht in Deutschland, die gegen Aller, was Deutsch ist, kämpft; man soll deshalb die deutschen Mitbürger in diesem Kampfe unter- stützen und nicht bei Juden kaufen. An dem Beispiel der Juden müßten die Deutsche» lernen, znsammenzuhalien gegen Die, welche keine Arbeit kennen, sondern nur von unserer Dummheit leben, und die wieder den Beweis geliefert haben, Laß wir un- von den Juden haben an der Nase herumsühren lassen. (Stürmischer Beifall.) Nach einer kurzen Pause forderte Herr Uhl zu einer Sammlung sür ein Denkmal, da- dem gemordeten kleinen Hegemann gesetzt werde» soll, und sür die Unterstützung der unglücklichen Eltern des selben aus. In der hierauf »öffneten DiScussion traten drei socialdemo kratische Redner ans, die sich der angegriffenen Juden annahmen und de» Kampf nicht nur gegen das jüdische, sondern gegen da- Eapilal im Allgemeinen gesührt wissen wollten. Vr. Bauer widersprach den Ausführungen seiner Vorredner in scharfer Weise »nd hob besonder- den Unterschied zwischen dem unproductiven Eapilal eines Blcichrödcr und dem productiven Capital eines Krupp hervor. Weiter behauptete er, daß die Socialdemokratie von Juden geleitet und gefördert werde. Es wurde dann noch eine ziemlich umfangreiche Petition ver lesen. die sich gegen die angeblichen proceffualen Verstöße in dem Bmchhoss-Proceffe richtet und an den Reichskanzler, bezw. den preußischen Juslizmiiiisier eingereicht werden soll. Gegen dir Petition stimmten etwa 50 der anwesenden Sociaidemokraten. AlS die Letzteren aus den Schlußworten des Vorsitzenden er kannten, daß die Versammlung mit dem üblichen Hoch auf das deutsche Vaterland geschlossen werden sollte, stimmten sie die Arbeiter- marseillaise an, unter deren Klängen sie in geschloffener Lolonne den Saal verließen. Die Zurückvleivendea sangen ihnen „Deutschland, Deutschland über Alles" nach. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen viensk. Letiartement des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige Lehrcrslelle zu Babisnau. Collatort daS König!. Ministerium des EultuS und össenttichen Unterrichts. Einkommen: lOOOneben freier Wohnung und Gariengcnuß; frühere Auszahlung der ersten Alterszulage bei guter Amtsführung in Aussicht gestellt: außerdem 80 für FortbildungSschul- und 60 ./l für Turnunterricht, 70 ./tl Holzgeld und cvent. an die Frau des Lehrers für weiblichen Handarbeitungsunterricht 60 ^l. BewerbungS- Gesuche sind bis zum 3. August bei dem König!. Bezirk-schulinspector, «chulrath Grüllich in Dresden, einzureichen. Literatur. Tic biittuickcl»»» der Menschen im Lichte christlich- rationaler Weltanschauung von E. Andres«». 2. erweiterte und umgearbeitete Auslage. Berlagsanstalt und Druckerei A-G. (vormalS I. F Richter) in Hamburg, 1892 , 222 S. 3 ^l — In wissenschaftlicher, aber nicht nur sür den Gelehrten ver ständlicher Darstellung weist der Verfasser nach, wie die Darwinsche Lebre nur zum kleinen Tdcile die Entstehung des Menschen erkläre, dieselbe vielmehr planmäßig vorbereitet und geleitet sei. Es bilde sich im Menschen ein geistiger Charakter, welcher sich im Kampf ums Dasein zu bethäiigen habe und nach dem Absterven des Körpers wiedergebore» werde. Verfasser erkennt die göttliche Persönlichkeit Christi — freilich nicht im Sinne der Kirchkittehre — a» und fordert in der Ueberzeugung, daß christliche Religion und Philosophie iibereinslimmen, als Abschluß der Ent wickelung, in der wir seit dem Zeitalter der Reformation leben, die Bildung einer Confessio» unter einem christlichen Dogma und Or- ganisiruna einer Kirche, welch« Gott in der Natur uiit» den natür liche» Gesetzen seiner Weltordnung, anstatt in kirchlichen Satzungen sucht. Die Losung der socialen Fragen wird erwartet von Durch- sühning einer möglichst natürlichen Gesellschaftsordnung. Mit vrophetischen Ausblicken in den Gang der weiteren Entwickelung der Mcnschheit iZusammcnsioß der westliche» und östlichen Lulturvolker) schließt das Werk, welche- dem denkenden Leser viel Anregendes bietet. 1>. Belt Wolsrnm, Superintendent zu Zwickau, 1393—1686. Eine Studie zur sächsischen Kirchengeschichievon H. Klotz, Diaconu» in Zwickau. Zwickau, Druck von R. Zicklcr, 1892. 84 S. 1 ^i Als Festgabe zum Aint-iubiläum de» verdienten, derzeitigen Super- inlenventen in Zwickau, I)r. Meyer, bietet der Versasser im vorliegenden mit großer Gewiffenhastigkeit nach den Quelle» bearbeiteten Schristchen das Lebensbild eine« Vorgänger« de- Jubilar«, der vor 300 Jahren drin wegen calvinistischer Gesinnung abgesetzten Superintendenten -l. Woligang Held folgte und als Vertreter de» strengen LutherthumS vielr Kümpfe mit Le» zahlreichen Catvinisten Zwickau« zu bestehen hatte, ober Loch durch seine edle und ehrliche Gesinnung sich bald die Herze» seiner Geineindeglteder zu gewinnen verstand. Neben seinem geistlichen AussichtSamte war er noch al« erster Assessor de in Zwickau errichteten EonsisloriumS sür dar Vogtland beschäftigt, sand aber auch noch Zeit, wöchentlich mehrere Stunden in orten- tauschen Sprachen im dortigen Gymnasium zu geben, ja sogar dessen Rector Zeibendorf in das Arabisch», wat er selbst erst im 39. Lebens jahre erlernt hatte, einzusithren. — Die Verlag-Handlung hat eü sich angelegen sein lassen, die anziehend geschriebene Schrift in Druck und Ausstattung einer JubiläumSgab« würdig zu gestalten. nach dem großen Ecklocal (Grimmaische u. Ritterstraßen-Eckc) sollen folgende Artikel, um schnell zn rüumcn, zn erstaunlich billigen Preisen ausverkaust werden. SvLNene LüaNer, SpttLeu, «ümmtNeNe »ei», von 1 20 Mk an von IS Pfg an, HteNa», SeNIeilen, ILr»ßse», OravrNten etc. Garnirte Damen- u«d Kinderhüte in großer Auswahl z» jedem aiiiichmdircn Preise. Ungarnirte Strohhüte von 10 Psg. au. Grimmaische Ltrafie 27. U. Iltlannkvimsi'.
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