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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920730024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-30
- Monat1892-07
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Neclamen unter dem Redactiontstrich «ge« spalten) bO^j, vor den Fainilieunachrtchte» (6 qespaiien) 40-H. Grössere Scheislen laut unserem Preit- verzcichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vktlage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesörderuitg M.—, »nt Pvstbesörderuiig 70.—t Annahmkschluk ffir Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,8 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Znserate sind stets an die Expedits«» zu richten. Truck »nd Verlag von E. Polz in Leipzig. > 86. Jahrgang 11320 86,— 308,— 143,— 130,— 148^— IS».— 22,— 133,— 63,— 122.— 46,— 66,— 207,20 127.— 327.— ISO,— 182.— 130^— 27.20 36.20 40.— 40,22 bH— 133,— - 123 — 3120 0. <1, ^onäi. > O 8. > L > 6, 8, > 6. 8, 8. 6, 8, 8. 8. 8. SN. 8, 6. 8. 6, di«. 8. 8. 8, 8. 8. L de 8. 6. 8, 0. 8. 8. 8. 8. luotir 8, 8. 8. 8. 8. 8. > 8. 8 8. 6. 8. 6. 6. 6. 8. 8. 8. d-S. 8. 8. 8. 6. 8, 8. ti. 8. 8. 8. de 6, Stlldr. i-enun.) eeomi ÜLllen ni,cd» >,, 8«p- »llnar- 1.«, - :ko»U- I-dlsil. atuil^ ordam li so» , Zur gefälligen Geachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 31. Juli, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpetlllloi» üe8 I-eip/txer I'aKvdlFtteb». Die Huldigungen für den Fürsten Bismarck. * Heute trifft Fürst BiSmarck in Jena ein, wo sich da» gewaltige Schauspiel Wiederbolen wird, daS kürzlich in Kissingen sich abgespielt bat. Ein Leipziger, der an der Bismarckseier in -kissingen lkcilgenommen batte, schrieb »nS, die Begeisterung, die dort gcberrscht, lasse sick, nur vergleiche» mit jener, die in den glorreichen Jahren I870/7l das ganze Deutschland bei jeder neuen Siegesnachricht durchstammtc. Die gleiche Empfindung werden die Theilnebmer an der Feier in Jena haben, wenn sie von Angesicht zu Angesicht den Mann sehen, der allein von den Unsterblichen noch lebt, denen daS Hauptverdienst an der Niederwerfung des frevelnden Friedensstörers, an der Einigung Deutschlands und vor Allem daran gebührt, daß die Feder nicht abermals verdarb, was das Schwert errungen. In unserer Zeit voll der widerwärtigsten inneren Kämpfe, die das Bewußtsein nationaler Zusammengehörigkeit aller Elasten, Stämme und Eonsessionen zu ersticken droben, ist cs eine Erquickung zu seben, daß Tausende von Männern zusammenslrömen, um dieses Bewußtsein in sich lebendig zu machen, die alte Be geisterung aufs Neue in sich zu entzünden und dem Manne, der durch seine unvergleichliche Energie und Staatskunst Deutschland zu einer Nation gemacht, den Zoll der innigsten Dankbarkeit zu zahlen. Freilich mischt sich in dieses Bewußtsein, diese Begeisterung und diesen Dank auch eine d e m o n st r a t i v e A b s i ch t; sie fehlt auch da nicht, wo sie abgelcugnet wird. Und sie kann nicht fehlen und darf nichtsehlen. Wer sich anschickt, eine Pflicht des DankeS für große nationale Verdienste abzuzablen, der muß sich auch verpflichtet fühlen, Protest cinzulcgen gegen jenen schmählichen Undank, mit dem „Deutsch-Freisinnige", „Deutsch- Hannoveraner", das „deutsche" Centruin und ähnliche Parteien dem Manne lohnen, der ihnen den Boden für ihre „nationalen Thaten" geschaffen. Wir, die wir im Geiste theil- »ehmen an der Huldigungö- und Dankesseier in Jena, erheben laut und im Namen von Tausenden auch offenen und feierlichen Protest gegen jenen schmählichen Undank, der die ganze Nation in den Augen des Auslandes nicht nur schänden, sondern auch in den gefährlichen Verdacht deö Ab falles von ihren höchsten Idealen bringen müßte, wenn nicht auS jedem Hoch auf Bismarck ein Pereat für die Entartung deutschen Wesens klänge, die das Höchste in den Staub zieht, um das eigene Haupt sichtbar zu machen oder im Trüben Beute zu fischen. Aber der Protest richtet sich noch weiter und muß sich noch weiter richten, schon deshalb, weil die Undankbarkeit und Schmäbsuchl kleinlicher und eigensüchtiger Parteifanatikcr auf eine Aechtung sich beruft, die der Nachfolger des Fürsten über diesen feierlich verkündet. Wie die deutsche Diplomatie sich mit dieser Aechtung absindet, ist ihre Sache; die Nation aber will ihren HeroS nicht geächtet sehen, auch wenn sie mit manchen seiner Schritte nicht völlig ein verstanden war und ist. Sie nimmt in ihm den ganzen Mann, der nicht anders sein kann, als er ist, und will am wenigsten einen Schatten auf ihn geworfen sehen von der Seile, deren höchste Aufgabe eS sein muß, nicht nur die Schöpfung BiSmarck's zu erhalten und zu sichern, sondern auch jene nationale Begeisterung zu pflegen, die Bismarck Lurch seine Thaten und für seine Tbaten entzündet hat. Sie alle, die in Kissingen dem Fürsten Bismarck zugejubelt haben und ihm beute in Jena zujubcln, gehen ohne Abstimmung über jene Accktung zur Tagesordnung über. Und ohne Absiimmuug rufen sie durch ihre Ovation für BiSmarck cinmülhig seinem Nachfolger neck, einen weitere» Protest zu, dem Worte zu geben wir für unsere nationale Pflicht kalten, DaS weiß nachgerade jeder Deutscbe, daß Bismarck gefallen ist, weil er cS mit seinem Pflichtbewußt- fein nicht vereinbaren konnte, Kanzler zu beißen, ohne es zu sein, und daß Graf Eaprivi sein Nachfolger wurde, weil er die Genügsamkeit besitzt, ans eine eigene Politik zu verzichten. Diese Genügsamkeit mag für einen „einfachen General", um ein charakteristisches Wort des Kaisers zu gebrauchen, eine böchst schätzenswerthe Eigen schaft sein; die Nation aber verliert durch diese Genügsam keit jene Stelle, an die eine freie Kritik sich offen wagen, die man verantwortlich machen kann für auf-> regende Worte und Thaten. Ter Kanzlerposten ist nicht mehr, was er war, weil der Träger dieses Postens keine eigene Politik mehr bat, für ein Estsctz ebenso cinlritt, wie für daö wesentlich verschiedene andere, den einen Eoues zu steuern verspricht und den anderen thatsächlich steuert. Nicht für oder wider die vom Kanzler mit dem Haupte des Reiches vereinbarte Politik nehmen jetzt die Parteien Partei; um den Kanzler herum tragen sie auf Hintertreppen ibrc Wünsche dahin, wohin keine Kritik sich richten kann. Ein Kriechcrtbuui und Strcbertbum ohne Gleichen macht sich offen breit; die eingefleischteste Dcinokralie rutscht auf den Knien vor dem Snstcm, das die Kanzlerschaft aus den Kaiser über trägt, und Blätter, die »ach bekannten Kaiserworten so weil sich hervorwagten, daß sie der Anklage wegen Majestätsbelcieigung verfielen, fallen, um an der unverantwortlichen höchsten Stelle sich zu insinnirc», den Fürsten BiSmarck an, weil er sich und der Nation das Recht der freien Meinungsäußerung nicht verkümmern lassen will. Und derselbe Man», ecr dieses Recht dem Fürsten nehmen möchte, um sich und eine ibin dictirle Politik vor jeder Kritik sicher zu stelle», ahnt nicht, daß dieselben Parteien, die ihm deshalb zujubcln, dies nur thun, um ans Umwegen seine Herren zu werten und ihn zum Vollstrecker ihres Willens zu mache». Es ist kein Lob und kein Respect, was aus diesem Jubel heraustönt, eS ist vielmehr die Hoffnung und Erwartung, mit diesem Kanzler fertig zu werden. Lob und Respect klingen aus den Hochrufen auf Bismarck, der Kanzler und Ratbgcbcr sein und nicht nur heißen wollte, um seine breite Brust vor den jungen Kaiser und die Kritik stellen zu können, und der jetzt für sich und die Nation um das Recht kämpjt, jeder zeit ein freies Wort an die Stelle zu richten, die verantwort lich ist und bleibt, auch wenn sie aus den Rath verzichtet und vom Kanzlerposten nur den für Krone und Nation minder- wichtigen Thcil ausfüllt, Lob für BiSmarck und Respect für ikn tönen aus dem Jubel und ein Protest gegen ein -ianzler- tbum, welches das Ansehen der unverantwortlichen Krone schädigt, der berechtigten -Kritik den Mund zu schließen sucht und das politische Slrebcrlbum grcßzieht. Unsere Schuld soll eS nicht sein, wenn Graf Eaprivi den dreifachen Protest nicht versteht, der in den Jubetrnsen für den Fürsten Bismarck liegt, und die Schmähungen mißdeutet, die scheinbar zu seinem Ruhme, thatsächlich aber in der Hoffnung, ihn aus einem Werkzeug des Kaisers zu einem Wcrtzcug eigensüchtiger Parteien zu machen, gegen seinen Vorgänger geschlenkert werten. Seine Wirksamleil, seine Zukunft und sein Nachrubm hängen von dem Verständnis; ab, daS er der Bewegung für und wider Bismarck entgegenbringt. politische Tagesschau. * Lei«,««. 30, Juli. Directe Angriffe, welche in einem Tbcil der Presse gegen den Reichskanzler Grasen von Eaprivi gerichtet werden, müssen der Ansicht Raum geben, daß sich der sogenannte BiSmarckstrcit zu einem Kampfe um Eaprivi's Stellung als Reichskanzler zuspitzt. Aus der einen Seite sind eS Erwägungen der inneren Politik — die ausfallend regierungs freundliche Haltung des Eentrnuis und das Wohlwollen der „Nordd. Ällg.Ztg," gegenüber einem conservativ-nltramontancn Bündniß — welche die „Kölnische Zeilg," zu einem drohenden „Mahnruf" veranlassen, ES beißt darin in einer Sprache, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig läßt: „Fährt Gras llaprivi fort, sich von den Junker», Muckern »nd Ultrainoiilanen in- Schlepptau nehmen zu taffe», so wird »uscrc Losung sein: „Ter Reichskanzler muß weg von seinem Platze", »nd wir werden uns dabei selbst nicht durch den Gedanken beirren lassen, daß ihm zunächst möglicher Weise ein »»bequemerer Mann folgen würde." Von anderer Seite» dein frciconscrvativen „Deutschen Wocbcublalte", werden vorzugsweise Rücksichten der auswär tigen Politik geltend gemacht, um die Nolbwendigkcit von Eaprivi's Rücktritt darzulhun. DaS „Deutsche Wochenblatt" schreibt nämlich: „Tie Mehrzahl denkender Männer und Vaterlandssrcnnde kann einem Wirken nur mit Beiorgniß entgegensehen, welches zuerst den demülhigeilden Zanzibarvertrag, bann die ungünstigen mitteleuro päischen Handelsverträge »nd schließlich die diplomatische Niederlage Deutschlands vor Frankreich in der Wettalisstcliungssragc gezeitigt hat Offen tprechen wir es heute ans, laß wir Unheil für das Reich fürchte», wenn nicht die gegenwärtigen Ruthgebcr de» ltaikerS abgelöst werden vo» solchen, die im Stande sind, den ab gerissene» Verbindniigssadcn zwischen TeutichlandS onc-wärtiger Politik von heute «ich derjenigen, die im März Idtn» ihr Ende erreichte, wieder herznslellen, Gras v, tlavrivi hat bewiese», daß er daS nicht leisten laiin, und die letzten Wochen haben gezeigt, baß er eS auch nicht leisten will." Aus Wien meldete heute früh der Telegraph, Kaiser Franz Josepb habe in Jsck'l den Grasen Taaffc in Andicnz empfangen und die „N. Fr. Presse" lege diesem Empfange besonders d -halb große Bedeutung bei, weil man eine Reihe politischer Entschließungen erwarte, welche dazu beitragen sollten, Klarheit in die politische Lage zu bringen. In der „Post" finden wir nun folgendes Telegramm ans Wie» vom gestrigen Tage: „Mittlsterpräsidcnt Gras Taaffc erschien beule zum Vortrage beim ilaiser am Hoslager zu Ischl. Allgemein verlautet, cS werde in de» nächsten Tagen ein Schrill der Regierung ersotgcn, der ei» weiteres Entgegenkommen derselbe» der de ntjch - I i bcra le» Partei gegenüber inaniseslirt. LaiideSpräsident Winkler in -trai», mit dessen Namen manche Sioiveiiisirungsmaßregel» verknüpft sind, tritt z»m Herbst in Ruhestand, Fürst Alsred Windisch- grätz »nd dcsie» Anhänger unter den Feudalen des böhmische» Landrogrs, die bei de» LandtagSverhcindlungen sich dem Am-gieicbe und den Tculschen entgrgc»koliiiiiendcr zeigten als die Gruppe Schwarzenberg, baben ihre La» d lag Smandate »jede rg et e gt, auch dies Ereignis) laßl eine de» Tentschen güii'liqe Teutung zu," Man kann nur wünschen, daß Gras Taasse sich wirklich entschlossen bat, den LandeSprästtente» Winkler in Krain. der schon dieser Tage als „reis" bezeichnet wurde, sallen zu lassen. Freilich wäre daS nur ein erster Schritt, dem noch weitere folgen müßten, wenn vo» einem genügenden Ent gegenkommen gegen die dculsch-libcrale Partei sollte die Rede lein können. Hoffentlich war die Prager „Politik" reckt unterrichtet, als sie, wie wir gestern meldeten, andcutetc, auch die Tage deö Zustizniinistcrs Schönborn, des Ackerban- »linisters Fallenbayn »»k des czechischen LandsmannministcrS Baron Prazak seien gezählt. In Ungarn bat sich in aller Stille ein Act vollzogen, der für die innere Politik des Landes und in gewissem Sinne auch für die Haltung der Gesammlmonarchie von Bedeutung ist. Die Pcster Hoskanzlci hat durch daS Hermannstädtcr Vicegespanamt dem Fübrer der vielgenannten Rumäncn- abordnung nach Wien, Dr, Ratiu, daS überreichte Memorandum mit den Beschwerten der ungarische» Rumänen ebne jede Bemerkung zurückstcllen kaffe». Diese kurze Erledigung, die mit dein Nichtempsange der Ab ordnung durch Kaiser Franz Joses vollkommen im Ein klänge steht, wird die letzte Illusion zerstören, als ob die mit Antisemiten und Panslawisten verbundene rumänische ActionSparlci aus Erfüllung ihrer Wünsche rechnen könnte. Es wird nun behauptet, Iw. Ratiu und Genossen seien sich von Anbeginn bewußt gewesen, daß ihr Schritt erfolglos bleiben müsse, sie bältcii aber das Volk gerade damit für den JrrcdcntisninS gewinnen wollen, daß sie ibin klar »nd deut lich vorfübrten, cS gebe überhaupt keine Stelle mebr, an welcher die Rumänen Gebör fänden. Von diesem Gcsichtö- punele auö ist vielleicht die einfache Zurückweisung der Bc- schwerdcschrifl zu bedauern, den» die im Königreich Rumänien entfesselte maßlose Hetze gegen Ungarn wird jedenfalls neue Nabrung aus diesem Vorfälle zicbcn. Für die Pestcr Re gierung erwächst jekoch imiiier mebr die Notbwentigkeit, mit den gemäßigten Elementen der Rumänen in Siebenbürgen und Südnugarn in Verbindung zu treten und vielfachen wirklich vorhandenen Beschwerden Abhilfe zu verschaffen. Dadurch würde dem Bukarefter Eabinet die Eindämmung der irredculistischen Kundgebungen wesentlich erleichtert werden. Den Franzose» von beutzulaae scheint eS schlechter dings eine Unmöglichkeit, mit ihren Nachbarn in Frieden und Frcuiidschast ;» leben. Wie sic eS in Europa treiben, ist notorisch, so daß ei» näheres Eingehen darauf überflüssig er scheint, Aber auch in überseeischen Ländern kann man die selbe Beobachtung machen, Französisch-Ostasien gewährt seit laugen Jahren den Anblick eines unter der Hand ge führte» Jnlrigucnlampfes mcl Ehina im Norden, England im Sütc», I» Afrika spitzen sich die Verhältnisse ganz ähnlich zu. Wie Frankreich unermüdlich trachtet, unsere Kamcrnner Eolouie von der Verdintung mit ihrem natür lichen Hintcrlande abzudrängen, wie a»S den An schuldigungen. welche der französische Asrikareisende Lieute nant Mizon gegen den Leiter der britische» Nigcrgesellschast Lord Aberdace erbebt, die coloniale Eifersucht der ganzen französische» Nation spricht, so macht Frankreich jetzt auch Ansprüche an de» junge» Eougostaat geltend, welche nur aus der sönnlich krankvastcn Sucht erklärlich sind, sich um vermeintlich gekränkter Reckte willen mit aller Welt zu Über werfen. Ter unter dem Scepter König Leopold'« von Belgien siebende Eougostaat wäre gewiß der allerletzte, mutbwillcger Weise einen Eonfliet mit dem im belgischen Mutlcrlankegeradezu vergötterten Frankreich vom Zaune zu breche». Trotzdem muß er cS sick» gefallen lassen, von cinjlußrcicheii PariserPrcßorganen der Jllcualität nnd der Verletzung der Verträge gczicbcii zu werden. Belgische Agenten solle» die Hand ans Gebietsftücke gelegt baden, welche dcr sranzösischeii Interessensphäre zuerkannt waren, Hand in Hand mit dieser Beschuldigung geht die Ankündigung, eS seien bereits sranzösische Expeditionen unterwegs, um das widerrechtlich dem Eongostaale angcgliederte Territorium seine»» „rechtmäßige»" Eiqeulbümcr, t. h, den Franzosen, znrückzngcbcn. Natürlich ist Frankreich an allen derartigen Hcnfocle» so unschuldig, wie ein neugeborenes Kind, „Es wünscht aufrichtig den Frieden »nd wird i» Zukunft mit seinen Sympathien nickt geizen," Nur soll man ihm vorerst eine» ganz kleinen Gefalle» erweisen, indem man einfach seine Grenzen respeetirt. Diese Redewendung der „Röpiiblique fram.'aise" ist für die französische Anschauungs weise typisch. Man gebe Frankreich „seine" Grenzen, d. h. die Grenze», nach denen jeweilig der Sinn rer Nation steht, »nd die Franzose» sind die liebenswürdigsten, harmlosesten Leute von der Welt, Wen» nicht, dann waschen sie ihre Hände in Unschuld »nd machen de» andern Tbeil für alle ,folgen verantwortlich. Nach dieser Theorie ist in Europa bekanntlich Deutschland der stete Frictensbedrobcr, weil daS deutsche Bolk nun einmal so anmaßlicki ist, Elsaß-Lotl,ringen sammt dein linken Rlicinufer als sei» Eigentbuni zu betrachten, unk sich absolut nicht dazu versieben will, durch Darbringung dieser Gabe an Frankreich sich dessen „Verzeihung" zu er kaufen. In London hat der Ministcrrath, wie bereits im Morgenblatle gemeldet worden, den Entschluß der Regierung, im Amte zu bleiben, bis sic durch ein Mißtrauensvotum des Untcrliauses daraus verdrängt wirb, bestätigt. Gladstone, von diesem Beschlüsse sofort verständigt, bat sich mit seinen Ge treuen dabili geeinigt, die neue Majorität alsbald beschließen zu lasse», daß die Regierung nicht länger das Vertrauen keS Landes genieße. Ta am l. August das nengewählte englische Parlament ziisammentritt und die Majorität zweifellos dem Vorschläge ihres FübrcrS cinslimmig deitritt, so wird Herr Gladstone voraussichtlich in der Milte des nächste» MonatS in Downing Street seinen Einzug ballen und die Verwirk lichung seiner Pläne in Angriff nehmen. In erster Linie steht die irische Homerule; in dieser Hinsicht dlcidt Gladstone seinem Versprechen getreu. Er findet Unlcrstützung bei den radikalen Elementen seiner parla- Feuillrtsii. Der Letzte seines Stammes. 26s Licht« und Schattenbilder von Woldemar Urban. Raiddruck «erboten. (Schluß.) Schweigend und etwas verdutzt verbeugten sich Herr Coldiy und Herr Doctor Flinder vor dem Grafen und gingen etwas betreten davon. Beide sprachen, auch lange schon auf der Straße angekommen, kein Wort miteinander. Der Gras batte ihnen imponirt, war ihnen so sonderbar, so unnahbar, so unheimlich vorgekommen. Auch die küble, feuchte Luft und die dämmerige Finstcrniß war ihnen drückend geworden; sic waren Beide froh, als sie wieder draußen in freier, frischer Winterluft waren. Als sich der Graf wieder allein befand, verfiel er in sein dumpfes, schweigendes Brüten zurück und lange war in dem Zimmer Nichts zu hören als von Zeit zu Zeit ein stöhnendes seufzen. Die Welt wollte den letzten Grafen Eoda nicht mebr verstehen, wollte die Ideale des Adels, seine Cultur- mission in ibin nickt mebr schätzen und auch er verstand die Welt nicht mehr Er schien ibr Opfer zu sein, nicht seiner Thaten wegen, sondern wegen der Erfolglosigkeit seiner Thaten, die an sich in jeder Hinsicht gerechtsertiHt erschienen und stets vom Beifall oder doch von der Zustimmung der Menge begleitet gewesen waren. Nicht sein Leben an sich war eS, was ibin die Verdammung, die Verfolgung, die Vorwürfe und Beleidigungen seiner Mitmenschen brachte, sondern lediglich die totale Erfolglosigkeit seiner Absichten nnd Bemübungen, Er war sicher, daß dieselben Menschen, die ihn beute als Schurken und Gauner betrachteten und »folge einer höchst fatalen Offenheit auch behandelten, eine unzweiselhast vorhandenen guten Eigenschaften an erkennen würden, ihre aufdringlichen Grobheiten nnd Maß regelungen unterdrückt hätten, wenn der Grubcnbrand in den Werken de- GebeimratbS MariuS nicht stattgefundc» bättc. Wie konnte ein Naturcreigmß auS einem ehrlichen Menschen einen Schurken machen? Konnte eS ibn überhaupt bester oder schlechter macken? WaS konnte er dafür? Wie konnte die Welt ihm daraus einen Vorwurf machen? Und dock geschah es! Hatte er vielleicht nickt immer nach den Gesetzen der Ehre gebandelt? Dock»! stets! Da Fräulein Marius arm wurde, mußte er sie aufgeben, denn er Kälte sie sonst mit in sein Unglück gerissen. Wo war seine Schuld? Wo begann die schiefe Ebene, ans der er hinab- geglittcn war? Graf Eoda verstand die Welt nicht mebr. Er stand in einem Anfall von verzwciflungSvoller Wnth und Scham ans und rang mit schmerzlichstem Ausdruck die Hände, Es schien sich um einen Abschied zu bandeln, der ibm schwer und unendlich hart ankai»; daber sein Stöbncn, seine Seufzer, seine Verzweiflung, Bald krampfte er die Fäuste zusammen und rollte mit tiefster Verachtung die Augen, um gleich darauf mit änglickstcr Hilflosigleit um sich zu blicken, als ob er in tiefster Seclenangst nach einem Strobbalm suchte. NicktS, Nichts bot sich ibm, kein Halt in sich und außer sich, kein Entweichen und Fliehen. Ein Coda konnte sich nicht irgend wo verkriechen vor der Schande, Vorwärts, daS Ente ist da! murmelte er und setzte sich mit entschlossener Miene zum Schreiben nieder. Er schrieb: „Geehrter Herr Gernot, Sie baben mich in einer Weise beleidigt, die nur den Tod als Sühne kennt. Indessen sind <Lie meinen An schauungen, die mir Tradition und Charakter eingeben, nickt gewachsen und ick kann deshalb von einer Sühne absehcn und Ihnen verzeihen. Ich tbne das gern in der Ueberzengung, daß Sie suchen werde», wahrhaften Atel in Gesinnung und Tradition zu verstehen. Ich Ihne das auch, weil Sie einschcn werden, daß ein Edelmann, der den Traditionen seines Geschlechts, die von Jahrbiindert zu Jahrhundert geben, gerecht werden will, sich nicht immer an die hausbackene, woblseile Lebensweisheit des Augenblicks knüpfen kann und daß scheinbare Differenzen, in die kr mit den Anschauungen seiner Mitbürger gerätb, aus dieser böbercn Warle ver schwinden. Ich tbne das endlich, weil ick, Ibrc eigenen Anschauungen, aus denen heraus Sie bandeln zu müssen glaubten, als ebrlicbe und tüchtige anerkennen muß und deshalb die zwischen uns entstandenen Differenzen be klage. Ich will nickt ein bosinungSsreukiges, arbeitsames Leben zerstören, meinem gebrochenen Dasein zu Liebe oder zur Ebre. Ick schreibe Ihnen dies als ein Sterbender. Wenn Sie daS Blatt in den Händen ballen, wird mich der Tod schon umfangen baben, Leben Sie also in Rübe und werden Sic glücklich. Von mir aber denke» Sie nicht mehr niedrig, sondern bewahren Sic mein Andenken als daS eines wabrcn EtelmanncS, der vielleicht irre geleitet, aber nie wissentlich irre gegangen ist, dem das Princip der Ehre böber steht, als das Leben, nnd der sick selbst von einen, widrigen Schicksal nie eine Niedrigkeit bat abtrotzen lassen, Ties sei Ihre Sühne zu meiner Ehre. Adelmar Graf Eoda," Als der Gras das geschrieben batte, legte er sich einen Augenblick in den Stubl zurück. Der Brief entbielt sein innerstes GlaubenSbekenntniß, er war sein Lebtag ein — Idealist der Ebre gewesen. Würde die Welt daS verstehen? Würde sie ibm das glauben? Würde man begreifen, daß sich in ihm nur die Niedrigkeit »nd die Habgier, und die Eitelkeit — Anderer gespiegelt? Daß eS nur ein Spiegel bild war. wenn er in eiuem iiackitbeiligen Lickt erschien, ein Reflex Anderer? Seine Schuld war die Schuld der Well! Oder würde sein Andenken als da- eines — verkrachten Speculanlen in emcin gehässige» Lichte erscheine»? Er wußte eS nicht, cS war ihm auch gleichgiltig. Für ibn war die Rechnung gemacht, die letzte Stunde da; er stand vor dcni Schritt in da« große Unbekannte — in daS Nichts? Gleichviel, er mußte ibn tbii». Er faltete den Brief zusammen und rief nach seinem Diener. Lautlos trat dieser ein. Besorge sofort diesen Brief, Sie wollen allein bleiben, Herr Gras? Tn wirst ja wobl bald zurückkommen. Er war sehr unbefangen und so ging der Diener fort. An der Wand bingcn zwei Degen, kreuzweis darunter zwei Revolver, Alles mit einem großen welken Lordeerkranz umgebe»; darunter »nd darüber befanden sich einige Portrait« von gräflich Eota'schen Almen, seine Eltern, die beide früh verstorben, und auch ein Bild von ibm selbst — als kleiner etwa elfjähriger Knabe auf einem prächtigen Schimmel, Eine Weile blieb Gras Adelmar vor den Bildern sieben. Dann traten ibm die Tbräne» in die Augen und er küßte daS Bild seiner Mutter mit großer Rührung. In diesem Augenblick kam er sich plötzlich vor wie ein armer Sünder, der »m Vergebung unk »in Verzeihung bitten mußte. Er schluchzte laut ans und stöbnte unter dem Bewußtsein eines verfehlten Lebens, für da« er seinen Eltern und Aknen Rcebeiischast schuldig war »nd Abbitte leisten mußte. Da war Nichts mehr von seiner akncnstolzcn nnd traditionellen Weltpkilosopbic zu seben, da war nur noch der verlorene Sobn vor seinem Vater. Plötzlich griff er rasch und energisch nach einem der Revolver und gleich daraus tönte ein dumpfer Schuß durch das dämmerige Zimmer Gras Adelmar wankte leicht, ließ die Waffe fallen und sank langsam ans den Teppich, Nur wenige Minuten später snbr ein Wagen in großer Eile vor dem Hause des Grasen vor, hastige Tritte stürzten die Treppe heraus und Herr Gernot trat laut rufend ins Zimmer, gefolgt von dem Diener dcS Grasen. Es war zu spät! Es war nur noch zeitig genug, um an das Begräbmß zu denken!
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