Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920803015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892080301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-03
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1» der Hallvtexpedttto» ob« de» t» 8»»d^ beztrk und den Borort»» errichteten La«, aabesiellea ob geholt: vierteljährlich ^4L0, bet zweimalig»» täglicher Zustellung tu» Hau» » LchO. Durch die Post bezogen für Deutschland »uh Oesterreich: vierteljährlich Direct, lägltch« Kreuzbandjendu», tu« Autiaad: monatlich -ck 9.—. DlrMorgen-AuSgab« erscheint täglich'/,7 Uhr, die «beod-AuSgah» Wochentag« 5 Uhr. Morgerr-Ausgabe. Ledarlion »ad Lkpe-ilioa: 2«h«u»e»,aSe L eMM.TlWblaü d Lgwhttta» ist Wochentag« »»»»terbroche» 0»^i»et »o» ftsttz « dH» Lbend« 7 Uh» Filistleu: vtt» Klemm « Eorti«. <Alft«9 Hotzaib UniversttätSstraß» ». Laut» LSsch«. »athorinmftr. ich pan. «ch KbutKspla» 7. Anzeiger. JnsertionSpreiS Die «gespaltene Petitzeile LO Pfg.' Reklamen unter dem RedcictionSstrlch «ge spalten) 50-4, vor den Familleanachrlchtea (ögejpailrn) »0^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzrichlliß. Tabellarischer und gifferufatz nach höherem Tarif. Optra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung M.—, uilt Pvstbesörderung 70.—> Ännahmeschluß für Inskrate: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Margeu-Au«gab«: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia» halb« Stund« früher. Inserat« sind stet« an die Grhrhiti«« zu richten. Lrgail für Politik, LocalMWe, Handels - nnd Geschäftsverkehr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Mittwoch den 3. August 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. »»« Wir Bekanntmachung, Wasiertzersorguna der Vororte Tchlentzig »lkinzfqocher betreffend, haben mit Zustimmung der Herren Stabil vorstehenden Au und Stadtverordneten beschlossen, bei der bevorstehenden Äuttehnüng der Wasserversorgung aus die oben genannten Vororte für die Herstellung der Grundstücks« anschlüss« Ermäßigung der Pauschsätze für die Strecke vom Straßen« rohr bis zur Grundstücksgrenz» aus 100 bez. 128 -/l bei 24 bez. 3b wm Lichtweit« zu gewahren, unter der Bedingung, daß Meldung zum Anschlüsse und Hinterlegung de« Betrages seitens des Grund. stückSbesitzers so rechtzeitig erfolgen, daß di« Anbohrung vor Füllung des betreffenden Straßenrohre« vorgenommen werden kann. Außer und zugleich mit diesen Pauschsätze« sind für Verlängerung der Leitung t» da- Grundstück 1b bez. 20 zur besonderen Be» rechnung zu hinterlegen. Durchbruch und Wiederherstellung der Grundmauer, die hierbei etwa vorzunehmen sein werden, können von dem Grundstücksbesitzer selbst besorgt werden und bleiben dann außer Verrechnung. Der alsdann van der hinterlegten Summe übrig- bleibende Betrog wird zurückerslattet. Nachdem die Verlegung der Rohrleitungen in Angriff genommen worden ist, fordern wir diejenigen Grundstücksbesitzer der genannten Vororte, die ihre Grundstücke an die Wasserleitung anzujchlietzcn beabsichtigen, hierdurch auf, die Meldung bei der Geschäftsstelle unseres Wasserwerk« zu Plagwitz, Poststraße b, parterre, bei der die erforderlichen Mcldungsbogen unentgeltlich zu «ntnebmea und sonstige Auskünfte, insbesondere über die Bedingungen de« Anschlüsse« und der späteren Abgabe von Wasser, zu erholen sind, thuilltchft hals und sodann die Hinterlegung der Geldbeträge bet der Lasse de« Wasserwerk«, Leipzig, Thoinaskirchhos 18, 1. Etage, innerhalb der« jenigen Frist zu bewirken, die auf der zur Bestätigung der Anmeldung dem Grundstücksbesitzer zuzustelleadeo Zahlungtaaweisuug angegeben werden wird. Bei Versäumniß dieser Frist, bezw. bet nicht rechtzeitiger Mel. dnng können Anbohrungen nur zu deo höhere» Pauschsätzeo von 12ü bez. 160 hergestcllt werden. Die Herstellung der Leitungen innerhalb der Grundstücke ist nach 8- 9 der Wasserwerksordaung solchen Gewerbetreibenden zu über tragen, di« von uu« dazu ermächtigt sind, und ihr« Anmeldung und Genehmigung bet der Geschäftsstelle zu Plagwitz rechtzeitig zu bewirken. E» bedarf auch setteu» derjenige» Grundstücksbesitzer eine« Au trag«, welch« ihre Absicht, ihre Grundstück» au die Leitung anzu schließ»», »»« bereit« tu irgend anderer weis» zur Kenntuiß gebracht haben. Leipzig, «» SV. galt 18SS. ' »er Natt s«r Ltadt Leipzig. ' ^ ' t. Liol Io. «01». vr. Tröudltu. Ltudnrr, Ref. Mit Zustimmung der Maßgabe de« Plane« Lekanutmachuu-. erreu Stadtverordnete» hab»n vir nach V. b42t. ^ Fluchtlinie» für folgende L. T. 5838. Straßen auf einem Theile der Wiesrngrundstück« in der Flur Leipzig Lindenau festzustellen bez. abzuänderu beschlossen: » für dt« Leutzscher Straße bez. deren Fortführung bis zur Flurgrenz« mit Leutzsch in der Weise, daß dir bereits vor der Einbezirkung de- Ortstheile« Leivzig-L>ndrnau beschlossene, ans dem Plane mit blauer Tusche ausgetragene Fluchllinie beibehalten wird, während di« nördlich« Fluchtlinie anstatt in einem Abstand« von 13,5 m in einem lolcheu von 18 w der südlichen parallel festgestellt wird: d. aus Antrag der Parccllanteu für vir neue Parallelstraße nördlich der Leutzscher Straß«, über di« Parcellen 688 bis 684, 687 bi« 702, 70« de« Flurbuch«« für Lindenau führend, aus dem Plane mit T bezeichnet, tu einem Abstand« (der Fluchtlinien) von Ichb m, v. in einem Abstande (der Fluchtlinien) von 18 m an Stelle eine« solchen von nur 15 w für die thetlweise schon be« schleußte Straße (über dem alten Bauerngraben) von der Kreuzung der Friesenftraße bis zur Flurgreaze mit Leutzsch, di« Parcellen 686. 887, 688, 688 bi« 683, 695, 697 bi« 702, 704 berührend, aus dem Plane mit ö bezeichnet, ck. für die Friesenftraße von der Kreuzung der unter o ouf- gesührteu Straße bi« zur Kreuzung mit der Wettiner, Wald- uud Leutzscher Straß« tu einem Abstand« von 23 w, au den Parcellen 68«. 68«d, 685 und 686 de« Flurbuches für Lindenau. Dieser Plan liegt in unserer Tiefbau-Berwaltung Zimmer Nr. 23, ll. Stock) vier Wochen vom Abläufe de» Tages nach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amts« btätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht au«. Widersprüche gegen den Plan sind tnuerhalb dieser Frist bei ns " deren Verlust schriftlich bet uns auznbrtngen. Leipzig. d«u 28. Juli 1892. Der Rath »er Stabt Leipzig. e. vr. Rel Io. 2944. vr. Tründltn. Redlich. Lekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten hoben wir be» schloffen, dt« Fluchtlinien der Elisabeth-Alle«, welche Lurch unseren Beschluß Ic 5753 vom 16. November v. I. in Gemäßheit de« Plane- D. ö. . 5207 ^ Feststellung gelaugt sind» in Gemäßheit de« L. T. 5682 Plaues D. S. V. 565« L. T. 5925 abzuäuLern. Dieser Plan ^liegt in unser« Ttefbauverwaltung lRalhhau«, Zimmer Nr. 21, 2. Stock) vier Wochen vom Abläufe de» Tage« nach der Autaab« der diese Bekanntmachung «nchaltr». den AmtSblätt« an gerechnet, zu Jedermann« Linsichi an« Widersprüche gegen den Plan, tnsowett st« di« beschlossene Ab änderung betreffen, sind innerhalb dt»s« Frist b«t deren Verlust schriftlich bet un< aazudrtngea. Letpzig, de» 27. Juli 1892. De« Rath de« Stabt Letbztg. Io. SÜSS. vr. Lrladlta. Redlich Im ulinui Äuction. Lekanntmachung. Vom Unterzeichneten Annenamie sollen Donnerstag. dr» 4. August 1892, vormittags von 9 Ubr an, tm Stadthause allhtcr, verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Betten. Wäscht, KletdnngSstückr. Halt»- und Kückengeräthe n. A. m. öffentlich versteigert werden. Letpzig, am 2. August 1892. Da» Armciiamt. Ludw^g^Wolf. . Artus. Lekanntmachung. Die Baulichkeiten auf den bisherigen Mititairschteßständcn in der Burgaue, bestehend in einer Wucht- und 2chcibei«gerätl>c- Baracke, einer Pferdrstall- und einer Adortbarnckr mit «rüden, „wie einem Strugelzaunr, sollen aus den Abbruch a» de» Meist- üetenden in 2 Loosen versteigert werden, ingleickcn soll der Abbruch ämmtlicher daselbst Wetter vorhandenen Baulichkeiten, sowie die Einebnung der Schießbahnen unv sonstiger Erdwerke re. in einem Loose (veranschlagt zu rund 19,560 .gl) an de» Mindestforberndea vergebe» werden. Die Eröffnung der Angebote findet am 12. August dss. A«. Vormittags 19 Uhr im Geschäftszimmer der Unterzeichneten Verwaltung, Pteißenburgcaserne, statt, woselbst auch die Bedingungen re. ansliegen. Die Besichtigung der vorstehend aufgeführten Bauten rc. an Ort und Stelle kann vom b. bi« mit ll. August dss. Is. Nach mittag» von 6 di« 7 Uhr erfolgen. Versammlung hierzu Punct 6 Uhr au der Schießstandwache. ttarnison-Berwaltung zu Leipzig. Lekanutmachun-. Lasernrn-Neubau vorua brtr. Di« Ausführung der EisenconstruclionS-Arbetlen, einschließlich Lieferung der Materialien, zu dem Mannschaslsgebäud« soll ver geben werden Die Verdingungsanschläge sind gegen Hinterlegung 1 -sl bet dem uutrrzeichneien Stadtralh zu entnehmen. Di« Zeichnungen, sowie die allgemeinen und speciellen Be diugungen können ebendaselbst oder bei Herren Architekten Schmidt L Kohltgr tu Leipzig, Weststrab« Nummer 10, «in gesehen werben. Die Angebot« sind mit entsprechender Aufschrift versehen bi« 12. «uaust 1892 Abend« S Uhr au deo Unterzeichneten Stadtrat- einzusenden. Die An«wahl uni« den Bewerbern und di« etwaig« Ablehnung aller Gebot« behält sich der Stadtralh vor. Borna, am S. August 1892. Der Stabtrath. I. 8.: Stopsknchen, Stadtr. Leklmnliilachung. In dem EoncurSversahren über das nachgelassene Vermögen des Agenten Otto Wlsttngvausru, in Firma M. Königs Nachfolger zu Weißens«!« ist der »taufmaua Otto Krancke hier definitiv zum Verwalter gewählt. WeißenlelS, den 30. Juli l892. Söut,licht« Amtsgericht, Abth. 1. Mittel- alten Btbliothrkt-GebLnde, Universität«ftraß» », paulinn«, soll Sonnabend, de« «. August 1892. vormttta»« 9 Uhr, »ine größere Parti« alte« Mobiliar (Tische, Schränke, Regal», Tritte, «nlegelettera ,c.) meistbietend gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werde». Da« verzetchniß der zu »«steigernden Gegen- stände liegt aebst den verstetgernogSbedinannae» im Universität». Rentamt zur Gtasich« an«, auch kann da« alt« Mobiliar Vormittag« von 10—19 Uhr besichtigt »«d«,. Schp^. «. «l Ms 1«L , Untp«rst»ät«»Ne»la»t. G bbartzp Die Jukunst des deutschen Reichstages. Fürst Bismarck hat in Jena die Forderunb einer nativ nalen Volksvertretung als Bedingung für eine nationale Politik aufgestellt. Zu ihrer Verwirklichung bat er daS iLrntrum al- Muster empfohlen, das alle Pariei- und Neben zwecke für einen großen Zweck opfere. Da- Zentrum ver einige heterogene politische lrtemcntc vom Absrlutisten bis zum Socialdemokraten und alle Mitglieder der Partei stimmten wie ein Mann, wenn der Borstand erklärt, daß e- daS Interesse der Kirche erfordere. „Könnten wir nun nicht", fragt BiSmarck, „da wir eine nationale Kirche nicht besitze», eine ähnliche dominirende Ueberzeugung über alle Partei regierung hinaus bei uns frstballe», daß wir entschlossen sind, für alle- :u stimmen, was unsere nationale Festigkeit und Sicherheit fordert und gegen alle«, waS sie untergräbt und hindert?" Diese Frage enthält den Schlüssel der Lösung unserer inneren Schwierigkeiten, aber sie ist offen; BiSmarck sagt, waS er für nöthig hält, um die innere Festigkeit des Reiche- zu erhöhen, aber er giedt den Weg nicht an, der zum Ziele führt. Im Jabre 1879 brauchte BiSmarck daS Centruin, um den neuen Zolltarif durchzusctzen, und betrat deshalb die Bahn der Unterbanblungen mit dem Centrum, und als im Jahre 1887 da- Srptennat erneuert werden sollte, verschmähte er sogar die Hilfe de- Papste» nicht, um diesen Zweck zu erreichen. DaS sind vergangene Zeiten und andere Zeiten haben andere Bedürfnisse. Damals bandelte eS sich um Dinge, die nach Ansicht der Reichsregierung unerläßlich waren, beute kommt der grundsätzliche ÄesichtSpuuct zur Geltung welcher dir Sicherstellung der Zukunft de« Reiche» als Ziel verfolgt. Ein nationaler Reichstag ist ein schöner Gedanke, aber wie soll er ins Leben gerufen werden? Wenn wir auch noch so sehr gegen da« FractionSwescn eifern und gegen die Leitung einer bestimmten Partei, besonders gegen die de- CentrumS. so bleibt immer die Wucht der Zahl, die in parlamentarischen Dingen den Ausschlag giebt. Die Negierung braucht da- Cenlrum für die Bewilligung von Ausgaben für Militair- »wecke und zur Verstärkung de» Gegengewicht« gegen die Socialdemokratir. und auS diesem Grunde sucht sie, mit ihm gute Beziehungen zu unterhalten. Da« Centrum verlangt ein preußische» Unterrichtsgesetz, da- den Wünschen und Interessen der katholischen Kirche entspricht: um diesen Preis ist ihr die Zustimmung zu Militairvorlagen seil. DaS ist die tbalsächlichr Grundlage unserer parlamentarischen Verhältnisse; sie hat mit nationalen Bestrebungen nicht« zu thun, aber wie soll der nationale Gedanke im Reichstage zur Herrschaft gelangen? Da« könnte nur dadurch geschehen, daß die Wähler die nationale Bedeutung ihrer Ausgabe im vollen Maße erfaßten und nur solche» Eandidatcn ihre Stimme gäben, von denen eine Förderung der nationalen Ausgaben mit voller Sicherheit zu erwarten märe. Die leidigen Interessen der katholischen Kirche sind e«, an denen wir im Innern kranken, im politischen Leben giebt e« aber kein kirchliche« Interesse, und an diesem mnern Wider spruch gebt unsere nationale Volksvertretung in dir Brüche Äst e« nicht rin» höchst brmerkenSwerlh« Erscheinung, daß Machtstellung eryatten vltivk, v>e «ym ipeiiwei Zeiten der Feudalherrschaft anbaftet. Jede L nach dieser Richtung macht ihn aussätzig uni verursacht eine Herabstimmung seinrr nationale gerade in dem katholischen Bayern der nationale Gedanke in den Huldigungen für Len Fürsten BiSmarck so überwältigend um Ausdruck gekommen ist? Die Leute sind in ihrem ganze» Denken und Empfinden national, und wenn eö zur Wahl kommt, dann geben sie ihre Stimmen einem Vertreter kirchlicher Interessen, statt zunächst an ihn die Frage zu richten: Wie seht eö mit deinem politischen GlaubenSbekenntniß alö deutscher KeichSbürgcr? In dem heutigen Reichstag spielt daS Centrum die maßgebende Nolle, aber eö steht zu hoffen, daß darin dereinst ein Umschwung cintrcten wird. Wäre das nicht der Fall, dann müßte ma» allerdings der Zukunft des deutschen Reiches mit großer Besorguiß entgegen sehen. Politik und Religion sind zwei wesentlich verschiedene Tinge, die nichts mit einander gemein habe», aber leider von politisch unreifen Wählern nicht getrennt gehalten werden. Bei allen KatholikemBersalumluiigen wird stets die Wieder- lerstclluiig der weltlichen Macht des PapsteS als Programm» !unet ausgestellt und natürlich einstiinmig angenommen, ob wohl nur ei» kleiner Theil der Stimmenden sich klar zu machen im Stande ist, daß diese Veränderung des bestehenden Zu- tandeS nur unter der Bedingung dcS Zerfall« der italienischen Großmacht möglich wäre. Nach laiiHcrZeil deö Schweigens hat sich der Führer deS Centn»»«, v. Schorlemer-Alst, endlich mit der Frage beschäftigt, ob der Dreibund mit der Forderung der Wiederherstellung der weltliche» Macht deö Papstes vereinbar sei, und hat sic bejaht. Von Rom an- ist ihm aber bedeutet Worten, daß er sich aus dem Holzwege befinde und daß dies keineswegs der Fall sei. Mit solchen Tbatsachen haben wir zu rechnen. Wir können eö ebenso wenig ändern, daß die Besitzlosen der Mehrzahl »ach Socialdemokraten i» den Reichstag wählen, und diese haben nur insoweit nationale Empfindungen, al- damit eiye Verbesserung ihrer materiellen Lage erreicht wird. WaS versteht man überhaupt unter „national" ? In der Theorie ist national daS, was da» Gedeihen und die Sicher heit de« ganzen Volke« fördert und gewährleistet, aber in der Praxis ist diese Begriffsbestimmung durch alle möglichen Sonder-Interessen durchkreuzt und verzerrt. Der Groß grundbesitzer ist nach seiner Ansicht gewiß ein Ausbund von nationaler Denkart und Handlungsweise, aber seine nationalen Empfindungen sind wesentlich davon abhängig, daß ihm die Machtstellung erhalten bleibt, dir ihm theilweise noch aus den ' ' Jede Beeinträchtigung itzig und kopfscheu und . . nationalen Begeisterung. Wir haben da« ^ei den Verhandlungen über dir Landgemeinde ordnung im preußischen Landtage und über die Handel verträgt im Reichstage gesehen, wo die Zustimmung von der Höhe de« Getreidezvlle« abhängig gemacht wurde. Der Begriff „national" ist auch au- dem Grunde sehr schwankend und unsicher, weil die Meinungen darüber, waS der Nation nutzt oder schadet, oft auseinandergehen. Aufrichtig national gesinnte Männer haben z. B. gegen die Handels verträge gestimmt, weil sie ihnen im wirtyschaftlichcn Inter esse nickt annehmbar erschienen. Mit der Colomalpolitik steht eö ebenso. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die national gesinnten Kreise sick für die Errichtung deutscher Colonicn in Afrika nnd aus Neu-Guinea begeistern, aber eS giebt auch in diesen Kreisen viele Männer, die auf dem entgegengesetzten Stand- puncte stehen. In der Militairfrage ist eS dir zweijährige Dienstzeit, die im regierungsfreundlichen Lager Anhänger und Gegner hat, und nach der Einbringung de« Volksscbulgcsetz cntwurss im preußischen Landtage haben wir gesehen, daß diese wichtige Angelegenheit von national gesinnten Kreisen tbeilS begeistert ausgenommen, theilS energisch belämpft wurde. Ucbcr den Begriff „national" herrschen in Deutschland ebenso verschiedene Meinungen wie über viele andere Begriffe und Dinge, und wir können von Glück sagen, wenn wir über einige ganz wesentliche Puncle, die für unsere zukünftige Entwicke- lung entscheidend sind, zu voller Genieinsamkeit der Auffassung durchtriiiarn. Die Mannigfaltigkeit der deutschen Verhältnisse, die für unsere Entwickelung in Kunst und Wissenschaft und auch auf dem Gebiete der Industrie und de« KunsthandwerkS so fruchtbar gewesen ist, hat aus bcr anderen Seite den Nachtbeil gehabt, daß wir in nationaler Beziehung nicht den Grad von Einigkeit erreichen konnten, der für unsere Zukunft so unentbehrlich ist. Fürst Bismarck, der sich durch die Ausrichtung der politischen Einheit Deutschlands ein unsterbliche- Verdienst erworben bat, fühlt das sehr lebhaft berauS, daß wir an den Folgen unserer vorangegangcnen Entwickelung leiden, und sein Wunsch nach einem nationalen deutschen Reichslage läßt zugleich die Klage durchklingen, daß von dem Wunsch bis zu seiner Ver wirklichung noch ein langer, dornenvoller Weg zurückzulegen bleibt. Da- nächste Ziel ist offenbar die Auflösung der CentrumSpartei in ihre natürlichen Bcstandtbcile, denn ihre gegenwärtige Zusammensetzung ist ein künstliches Erzeugniß, dessen Uiiuatur Fürst BiSmarck treffend dargelcgt bat. Bevor wir national werden können, müssen wir zunächst dir internationalen Vereinigungen abstrrisen, die unserer natürlichen Entwickelung störend in den Weg treten, dann wird siw da« nationale Bewußtsein schon allmälig finden. Deutsches Reich. * verlt», 2. Augufk. (Telegramm.) Wie wir aus »verlässiger Quelle hören, hat der Minister des Innern errsurth sein LntlassungSgrsuch einaereickt. Die formelle Entscheidung de« Kaiser« wird wahrscheinlich erst nach dessen Rückkunft au- England erfolgen. In unterrichteten Kreisen gilt die Annahmc des Gesuchs al» zweifellos. Al« Nachfolger gilt Gras Eulenburg» welcher in seiner Eigenschaft al« Ministerpräsident da« wichtige Ressort de« Ministerium- de« Innern übernehmen wird. — Der „Reichs- Anzeiger" veröffentlicht den Erlaß deS Minister« Herrsurth welcher die bei den ReichStagSwahIen voraekommenen Aus weisungen von Personen, welche nicht im Wahlbezirke wahlberechtigt sind, für unzulässig erklärt, tz. 9 de« Wahl gesetze- gestattet die Anwesenbeit bei der Wahlhandlung allen wahlberechtigten Deutschen, auch den dem Wablbezirt nicht Angehörcnden. — Wie der „Bosslschen Zeitung" au« Peter« bürg gemeldet wird, hat die russische Regierung nunmrbr Verhandlungen über eine wirthschast«- politische Annäherung an Deutschland amtlich ein geleitet und die Berathungen der Bevollmächtigten beider Reiche werden am nächsten Montag ihren Anfang nehmen. (Hoffentlich werden die russischen Bevollmächtigten gehörig desinsicirt. D. Red.) * Berlin, 2. August. Ueber die Militairvorlage äußert sich die „Post" folgendermaßen: „Die geplante OrganiialionSändernng bedingt eine erhebliche Vermehrung der Ausgaben für HeereSzwecke. Darüber, wie hoch der Mehrbedarf sich stellen wird, gehen die Angaben aus einander; sie schwanken zwischen 32 und 60 Millionen Mark im Jahr. Wir halten die höhere Zahl für die richtigere. Gleichviel aber, ob diese Annahme zutrifil oder nicht, so ist eS schon mit Rück- icht aus die Finanzlage Preußens unerlüßlich, daß der Mehrbedarf durch Erhöhung der eigenen Einnahmen deS Reiches und nicht durch Erhöhung der Matricularumlagen seine Deckung findet. I» Preußen hat das letzte Rechnungsjahr ein Deficit aufgewiesen, welches wir mit 40 Mill. Mark wohl noch um einige Millionen Mark zu niedrig beziffert habe» Ta- Wirlhschasten mit so Hoden Eisenbahn- ilberschüste», wie sie bisher in den Etat eingestellt sind, erscheint ür die Ziikunst dauernd ausgeschlossen. Das gesammte Strnerwesen lefindet sich im Zustande der Neuordnung; wie immer der Abschluß ich gesialien mag, gleichviel ob der umsassende oder der beschränktere Plan zur Ausführung gelangt, so ist die ganze Maßregel doch so eingeleitet, daß eine Vermehrung der Einnahmen an« directen Steuern aus absehbare Zeit ausgeschlossen erscheint. Soll daher nicht das Gleichgewicht im vrrußischeu Staatshaushalt ernstlich ae- ädrdet werden, so dars Las finanzielle Verhältniß zum Reiche sich nicht mehr verschlechtern. Dasselbe »st ohnehin erheblich ungünstiger, als dies bei der Neuordnung diese- Verhältnisses im Jahre 188? vorausgesetzt wurde. Die Schlußfolgerung auS diesem Vordersätze ist. daß Hand in Hand mit erheblichen Neuauswenduagen ür HeereSzwecke die geeigneten Vorschläge zu «nt- prechender Bermehruna der eigenen Einnahmen deS Reiche- gehen müssen. Äeide Seiten der Sach« hängen so un trennbar zusammen, daß dem Reichstage nicht wohl eine Beschlußfaffung angesonncn werden kann, bevor er nicht daS Ganze übersehen kann. Die Erörterung darüber, wie die finanziellen Vorschläge am zweck mäßigsten zu gestalten seien, ist nicht unsere Sache, da- ist die Ausgabe der Reichssiuanzverwaitung und der Finanzininister der Bundesstaaten. Ihre Vorschläge werden abzuwarten sein. Doch mag hier gleich im Voraus Verwahrung eingelegt werden gegen «den etwaigen Versuch, auch bei diesem Anlaß wieder in der Haupt- acb« Riemen auS der Haut Norddeutschlands, ins- besondere Preußens, schneiden zu wollen, wie die- beider Zucker- und Branntweinsteuer geschehen ist. Der zweite Gesichts- vunct, welcher für die Behandlung der Angelegenheit von ent scheidender Bedeutung sein muß, ist die unbedingte Nothwcudiakeit, die Anforderungen an die persönlichen und finanziellen Leistungen unsere« Volkes aus da« durch da« Interesse der kriegerischen Kraft absolut gebotene Maß zu de« schränken. Ist eS an sich eine schwierige Aufgabe, mit der schweren KriegSrüstuug, welch« wir zu tragen haben, mit andere» in dieser Htn- icht besser gestellten Völkern wtrthschasilich gleichen Schritt zu halten, v erheischt die in Folge zweier schlechter Ernten und einer seit längerer Zeit rückläufigen Bewegung der Industrie und de< Verkehr« eaenwärtig bestehende wirthschaitliche Lage besondere Vorsicht und ömonung. Soll die Kraft, da« Nolhwendige zu tragen, dauernd erhalten bleiben, so ist e« daher dringend geboten, mit äußerster Strenge olle Anforderungen zu vermeiden, welche außerhalb de« Rahmen- de« unbedingt Noidwendige» liegen. Zu diesen sachlichen Gründen tritt verstärkend eine taktische Erwägung von Gewicht hinzu. Man muß bezüglich deö Zustandekommen« der Vorlagen mit der gegenwärtigen Mehrheit deS Reichstage- rechnen. Lin süddeutsche« Blatt hat in Erwiderung aus unsere Ausführung darüber, daß da« Leutrum als nolhwendigeS Glied einer regierungsfähigen Mehrheit im Reichstage anzusehe» und zu behandeln sei, auf die Möglichkeit hingewiesen, durch Auslösung zu einer günstigeren Zusammensetzung de» Reichs« tages zu gelangen. ES wäre «in verhüngiiißvoller Jrrthum, wenn inan sich mit der Hoffnung eine« ähnlichen Ausgange« wie bei den Septennatswahlen trüge. ES ist vielmehr mit voller Sicherheit aiizuuehmen, daß jetzt ein« Auslöjung au« Anlaß militairischer Forderungen nur eine ungleich ungünstigere Zusammensetzung des Reichstages geben würde. Die Gründe liegen nahe. Ist dem aber so, so wird man im Interesse eines positiven Erfolge« di« zu stellenden Forderungen der Tragkraft des Reichstage« in seiner gegenwärtigen Zuianiiiieniktzung anpaffcn müssen. So sprechen auch gewichtige taktische Gründe für di« möglichste Einschränkung der zu stellenden neuen Anforderungen." — Herr Professor v. Herm. Strack schreibt dem „Berl. Tagebl." mit Bezug auf die Bemerkungen de« Herrn vr. W e iß b ach-Leipzig: „1> Gern habe ich auS den Zeilen de« Herrn Vr. Weißbach er« sehen, daß er nicht Correspondent de« „Osservaiore Laitolico" ist. Ich wäre aus die Vermulhung gar nicht gekommen, wenn nicht die Correspondcnz de« „Lsserv. Eatt." au« Leipzig datirt gewesen wäre. Jetzt erfahre ich ober, daß die Verleumdungen wider mich (außer von Prag) von Berlin auSgehen. — 2) Herr vr. Weißbach hat, wie ich aus bester Quelle mir initthellen lasse, fleißig Keil« inschriften und orientalische Münzen studtrt, und man erhofft tüchtige Leistungen aus diesen Gebieten von ihm. Es thut mir daher auf richtig leid, baß er sich dazu bergegeben hat, al« Sachverständiger der Leipziger Antisemiten zu fnngiren und ihnen zu Liebe von Un wissenheit zeugende Zeitungsartikel zu schreiben, und daß er in Folge besten von den aus dein Gebiete der jüdischen Literatur gleich un- wissenden deutschen Helsershelsern de« „Osserv. Eatt." al« «in brauch bare« Werkzeug für ihre Pläne angesehen zu werden da« Unglück hat. Davon, daß er aus dem hier in Betracht kommenden Gebiet« die zu öffentlichen Urtheilen erforderlichen Kenntnisse noch nicht besitzt, kann er sich durch einige Privatissima bei Herrn llo tlrool. vr. Gustav Dolman in Leipzig leicht überzeugen." — Der kaiserl. russische Botschaftsrath und Kammerherr v. Gier» hat Nach kurzem Aufenthalt Berlin wieder verlassen, um nach dem Süden weiter zu reisen. * Viflkallen, 1. August. Auch für weitere Kreise dürft« es — so schreibt die „Pr. Litt. Ztg." — interessant sein, zu erfahren, daß in der Gegend von La «dehnen sich eine ländliche jüdische Colonie befindet. Vor ungefähr 20 Jahren kaufte sich nämlich ein Israelit i» der Ortschaft Kackschen an. ihm folgten bald einige andere. Land zu Bau plätzen erhielten sie in Folge der Parcellirung von Gruud- itücken billig; eS gefiel den Leuten hier, und so kamen im Laufe der Jahre immer mehr, so daß jetzt über 70 Familien in etwa 40 Häusern wohnen. Etwa die Hälfte dieser Familien ist im Besitze kleiner Grundstücke von etwa fünf Morgen im Durchschnitt. Ackerbau wird aber nur nebenbei durch dazu ge» miethete Tagelöhner betrieben, der Haupterwerb ist der Handel, dem sämmtliche erwachsenen Familienmitglieder obliegen. Woche für Woche sabren oder gehen sie auS, ein schwere« Pack oder «inen Kasten auf dem Rücken, und erreichen oft auch entfernte Gegenden. In der Hauptsache erstreckt sich der Handel aus Federn, Kurz- und Scbnittwaaren, Wäsche, Knocken, Lumpen, Felle u. s. w. Zu jedem Sabdalh und zu den Festtagen sind sie io der Regel daheim, und die Nein« Gemeinde versammelt sich in dem mit großen Opsrru erbaute»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite