01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920804017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892080401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892080401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-04
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Tabellarischer und Zifserasatz nach höherem Tarif. Extra'Beilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung ^4 60.—, mit Poftbesörderu», TO.^t Annahmoschluß fiir Inserate: «bend-AuSgabe: Vormtttog« 10 Uhr.,. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr^ Sonn- und Festtag- früh V,9 Uhr. s Bet den Filialen und Aunahmestelleo j, ein» halbe Stund« früher. Inserat» sind stet« -n dt« GOhrhiitia zu richten. Druck und Verlag von E. Pol« t» LeZszlg- 3V. Donnerstag den 4. August 1892. 88. Jahrgang« Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Unsere Bekanntmachung vom 18. Juni lf. I«. bezüglich der Sonntagsruhe im Haudctsgewcrbe wird zu -1 1 dahin abgeändert, Lag der Verlaus von Broü und weißer Backwaare, jedoch ausschtieß- lich der Couditvreiwaaren, an Sonn- und Festtagen früh bis 9 Uhr und Nachmittag» bis « Uhr stattfinden darf. Leipzig, den 3. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. X. 5714. vr. Tröndlin. Wotscam. Lekanulmachung, die Wafferveriorgung der Vororte Schleuhtg und iUriiizschochcr betrcsfcnd. Wir haben mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen, bei der bevorstehenden Ausdehnung der Wasserversorgung aus die oben genannten Vororte sür die Herstellung der Grundstücks, anschlüffe Ermäßigung der Paujchsätze sür die Strecke vom Straßen rohr bis zur Gruudslücksgreiize aus 100 bez. 128 .si bet 21 bez. 35 mm Lichtweite zu gewahren, unter der Bedingung, daß Meldung zum Anschlüsse und Hinterlegung des Betrages seitens deS Grund stücksbesitzers so rechtzeitig erfolgen, daß die Anbvhrung vor Füllung de« betreffenden Slraßcnrohres oorgeiivminen werden kann. Außer und zugleich mit diesen Pauschjätzen sind sür Verlängerung der Leitung in das Grundstück lö bez. 20 zur besonderen Ver rechnung zu Hinterleger». Durchbruch und Wiederherstellung der Grundmauer, die hierbei etwa vvrzunehmen sein werde», können von dem Grundstücksbesitzer selbst besorgt werden und bleiben dann außer Verrechnung. Der alsdann von der hinterlegten Summe übrig bleibende Betrag wird zurückerstattet. Nachdem die Verlegung der Rohrleitungen in Angriff genommen worden ist, fordern wir diejenigen GruuLslucksbesiycr der genannten Vororte, die ihre Grundstücke an die Wasserleitung anzuscbließeii beabsichtigen, hierdurch ans, die Meldung bei der Geschäftsstelle unseres Wasserwerks zu Plagwitz, Poslstraße 5, parterre, bei der die erforderlichen Meldungsbogeu unenigeltlich zu entnehmen und sonstige Auskünste, insbesondere über die Bedingungen des Anschlusses und der späteren Abgabe von Wasser, zu erholen sind, thimlichst bat« und sodann die Hinterlegung der G-ldbeträge bei der Eosse drS Wasterwerk«, Leipzig, Thomaskirchhos 18, 1. Etage, innerhalb der jenigen Frist zu bewirken, die aus der zur Bestätigung der Anmeldung dem Grundstücksbesitzer zuzustellenden ZahtuiigSanweijung angegeben werden wird. Bei Verjünmniß dieser Frist, bczw. bet nicht rechtzeitiger Mel- düng können Anbohrungc» nur zu den höheren Pauschjatzen von 125 bez. 160 .äi hergestellt werden. Die Herstellung der Leitungen innerhalb der Grundstücke ist nach 8. 9 der Wasserwerksordnung solche» Gewcrbelreibciide» zu über tragen, die von uns dazu ermächtigt sind, und ihre AnmelLung und Genehmigung bet der Geschäftsstelle zu Plagwitz rechtzeitig zu bewirken. Es bedarf auch seilen- derjenige» Grundstücksbesitzer eine» An- trag«, welche ihre Absicht, ihre Grundstücke an die Leitung anzu- schtteßeu, unS berelis io irgend anderer Weise zur Keuiilniß gebracht haben. Leipzig, am 29. Juli 1892. Ter Math drr Stadt Leipzig. Io. 4018. vr. Tröndlin. Liudner, Res. Lekamltmachlmg. Nachdem die <!ol»»gcr (sh.iuffce bis zur Südgrenze der Parcclle Nr 523 der Cvnnewitzer Flur — von Station 0—l,856, ferner di« Lützrncr t>ha»jscc bi« zur Ltndenau-Scbönoiier Flur- grenze — von Station O- -.100, sowie die Merseburger Ebaussec bis zum Ausange der östlichen Rumpe der Uebersührung genannter Straße über die Lcipzig-Zeitzer Eisenbahn, von Siatio» 0—1,375 in den Besitz und die Untcrhalrung der Stadtgeineinde übergegangeii ist, bringen wir dieses mit dem Bemerken zur öffentlichen Nennlniß, daß die aus diesen Straßen anliegenden Grundstücksbesitzer nunmehr gemäß den Bestimmungen LeS Straßen-Potizei-RegutativS vom >1. November 1885 die Reinigung der Straße vor ihre» daselbst gelegenen Grundstücken in der durch Las »»gezogene Regulativ vor- geschriebenen Weis« zu besorgen haben. Leipzig, den 3. August >802. Tcr Rath der Stadt Leipzig. Io 4110. vr. Tröndlin. LichoriuS. Leklinnlmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 21. bis 30. Juli 1892 im ArgauLbrenner bei 150 Litern stündlichem Consum das 18,7 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Ta« specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,45t. Leipzig, ain l. August 1802. Tca Natps Tcputatton zu den Ga-anftaltrn. Lekannlmachimg. Wegen vorzunehmender Reparaturen wird die Etftrrbrückc in Leipzig-Schltnßlg am k. und 6. »fs. MtS. gesperrt. Leipzig, am 3. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 1S8S0. vr. Tröndlin. Wirihgen. Grundkücksversteigtrunb. Von dem Unterzeichneten Gericht soll da» auf Fol. 1027 des Grund- und Hypothekenbuchs sür Glauchau, Fordergl. Antheils eingetragene, an der Waldenburgerstraße Nr. 41 gelegene, der Frau vrneftine Emilie verw. Flcdmtg aeb Schweiger in Glauchau, der Frau Caraliiit verehrt. Lehrer Lorfcr verw. gewes. Oerzt geb. Flrhmig in Leiozig-Volkmarsdorf, Johannen Theresen verw. Becker geb. Fletinug in Leiozig und dem Sattlermeister Faha»» Tbrtftlieb Flehmtg daselbst gehörige Grundstück, worin gegen- wärtig eine Bäckerei betrieben wird, am 24. September 1892 varmtttag« 1t Uhr an hiesiger Gertcht-stelle, Zimmer Nr. 24. sretwilligerweife ver- steigert werden Die Berstrigeruna«bedi»gungkn sind au« dem am diesigen Gericht«, bret aushäugenden Anschläge zu ersehen. Erstehung-lustig«, welche sich über ihre Zahlungsfähigkeit au«, zuwetsra haben, wollen sich zu der angegebeaen Zeit am ver- steigeruna-ort« einfinben. «««cha». a« SO. gal« 189». Otntgltchr« A«»«gertcht. »LtboB»»« kretmtlt«. «»»tmea-nrlete Lparcasse Fitberlwolkwitz. Unter Warantir der Etrinrindr. Ne,erneu: 320 226 88 Sparverkehr vom 1. Januar bis 31. Juli 1892: 6106 Einzahlungen im Betrage von 767 017 89 /H, 5275 Rückzahlungen ... 615309 - 69 - Verzinsung der Einlagen mit 3'/,"/,. Ezveditionszcit: Montags und TolüirrStagS. Tie ZivciggcschäftSstrlIc Stötteritz eppedin jede» DoiinerS- tag. Nuchnilttags von 5—7 Uhr. die Zwriggrschüsisstcltr Pa»»e- dors dagegen jede» Montag und Tonnrrstag, Nachmittags von 3—6 Uhr. Lparcasscn-Vcrwaltung. Dyck, Tirector. Erössiluny -es englischen Parlaments. Wir sieben am Abschluß einer Periode, in welcher die konservative Partei in England daS Scepter gefiibrt bat. Die letzten Wahlen baden zur Überraschung eines großen Theiles de« englischen Volkes eine liberale Mehrheit ergeben, die sich aber auf 12 Stimmen beschränkt, also nickt groß genug ist, um irgend welche Sicherbeil fiir entscheidende Abstimmungen im Sinne der Mebvbcit zu gewabre». Es ist schwer zu sagen, welche Gründe die Niederlage Salisburys bat. Man nennt die Stellung der Parteien zur Home-Nnlc-Frage, man spricht von der Einwirkung der Arbeiter auf die Wahle», man be ruft sich endlich auf eine Aenßerniig Salisbury'«, welche die Möglichkeit einer Aendernna der WirlhschaftSpolitik Englands nach der Richtung deS Schutzzölle- in Aussicht stellt; aber alle diese Gründe sind nicht durchschlagend, sie treffen nicht die LebenSbedingungen deS englischen Volkes. Es giebl alleidinz« leinen Zufall in der Politik. Abstim mungen entsprechen entweder den Wünschen und Absichten der Mäkler, oder sie sind künstlich bcrbeigcsübrt. I» einem großen StaalSwese» wie dem englischen gleichen sich diese Unregelmäßigkeiten aus und es kommt die öffentliche Meinung in der Hauptsache doch zum Ausdruck. In einem solchen Falle, wo die einander gegenübcrstehenden Parteien sich un- gefäbr daS Gleichgewicht halten, wie in dem vorliegenden, ist die Ursache dieser Erscheinung regelmäßig der Mangel einer Bewegung, welche da« Volk in seinen Hauptinteressen trifft; eS ist keine Frage zur Entscheidung reis, welche das ganze Volk bewegt, c« entweder auf die eine oder ans die andere Seite ruft. Für Homc-Nulc kann sich der englische Wähler nicht begeistern, in eine wirkliche Trennung Irlands von England und Schottland wird die Mehrheit niemals willigen und beobachtet deshalb eine abwartende Haltung; Glakstone selbst hat die Home-Nnle-Frage in seinen Wahlreden sehr vorsichtig behandelt und sich Wohl gehütet, ihr eine extreme Bedeutung hcizumessen. Ebensowenig hat Gladstone sür den Achtstundcn - Arbeitstag Partei er griffen, und so ist eS denn gekommen, daß die Wahlen in der Hauptsache einen persönlichen Charakter zeigte». Es bandelte sich dabei nicht um große grundlegende Frage», sondern man begnügte sich damit, die Popularität Salisbury'S gegen die Gladstone'S anSznspielen und umgekehrt. DaS in England herrschende parlamentarische System bringt eS mit sich, daß nach der Führung der einen Partei während eines gewissen Zeitraumes regelmäßig die Gegenpartei die Führung übernimmt, um auch einer anderen Meinung zu ihrem Recht zu verhelfen. Im Grunde genommen ist die Meinung« Verschiedenheit der beiden Hauplparteien in England gegen wärtig nicht groß, und daö Zahlcnverhäitniß bahnt sür Eompromisse jederzeit den Weg. Die äußeren Umstände, unter denen daS neue Parlament ins Leben tritt, sind der Fortsetzung der bisherigen Politik günstig, obwohl da« Ministerium Salisbury nicht mehr über die Mehrheit verfügt. Selbst ein Mißtrauensvotum, das Salisbury zum Rücktritt nölhigt, enthält keine Aufforderung für ein Ministerium Gladstonc, mit vollen Segeln in das durch dieses Votum eröfsuelc Fahrwasser einznlcnkcn, weil die Gegenpartei sehr leicht durch die zufällig: Abwesenheit einer Anzahl liberaler Abgeordneter die Mcbrbeit gewinnen kann. Ein Zustand, in weichem eine Hand voll Abgeordneter die Waagschale nach dieser oder jener Seite lenkt, ist über haupt unhaltbar, eS muß früher oder später Klarheit darüber einlretcn, wohin die össcnlliche Meinung neigt, und in diesem Sinne muß die Entscheidung anSfallcn. Es ist sehr möglich, daß Salisbury binnen Kurzem wieder an« Ruder gelangt, wie daS schon früher einmal unter ähnlichen Umstände» geschehen ist. Dann würden Neuwahlen die Folge sein mit einem Programm, daS der Parteigruppirung günstiger ist, als daS der soeben vollzogenen Wahlen. Tie öffentliche Aufmerksamkeit wendet sich dem neuen Parlament nur in sehr bescheidenem Maße zu, weil c» ein farbloses Parlament ist, dessen Ziele vorläufig nicht er kennbar sind. Unter den gegenwärtigen Parteiverhältnissen ist es sehr schwer, eine Thronrede abzufassen, weil st» doch ein objcctivcö Bild der Lage geben soll, während Niemand zu sagen weiß, wo der Schwerpunkt dieser Lage zu suchen ist. WaS von der Thronrede gilt, findet auch ans die Adresse Anwendung, durch die sich die neue Mehrheit einführen will und bei der es leicht geschehen könnte, daß die Auffassung der Minderheit die leitenden Gedanken lieferte. Der Unter schied zwischen den beiderseitigen Wünschen ist so gering, daß ein Mißtrauensvotum kaum zu Wege zu bringen ist, und deshalb hat man bereit« daran gedacht, daS Parlament nach dem Zustandekommen der Adresse bis zum Februar zu vertagen. Gladstone war noch kurz vor der Eröffnung des Parlaments bettlägerig, er wird also kaum in der Lage sein, für die Adreß Erörterung seine volle Kraft einzusetzen, vor ausgesetzt, daß er überhaupt im Parlament erscheinen kann. Die Parlaments Eröffnung findet unter so seltsam schwankenden und unsicheren Verhältnissen statt, daß die Parteien unmög lich daS Vertrauen auf die Dauer deS bestehenden Zustandes erlangen können. Die Zukunft deS neuen Parlaments ist vollständig in Dunkel gehüllt, eS spottet jeder Vermuthuiig und politischen Eombinalion, e- aiebt uns vorläufig ein Räthsel auf, dessen Lösung ihm selbst anheimgestellt werben muß, aber gerade diese Lage ist der vollkommenste Aus druck der bestehenden Verhältnisse, dir sich am besten durch den Satz kennzeichnen lasten, daß die Engländer selbst nickt wisten. wa< ste wollen. weil eS die Möglichkeit gewährt, daß die Meinung der Mehr heit zur Geltung gelangt, aber man täusche sich nur nicht Uber LaS Wesen des englischen Parlamentarismus. In Eng land kommt trotz der letzten Erweiterung deS Wahlrechts nicht die öffentliche Meinung des Volkes, sondern nur die Meinung der Besitzenden zum Ausdruck. Gleichviel ob Whig oder Tory, daS englische Parlamentsmitglied gehört mit verschwindend kleinen Ausnahmen stets den oberen Zehn tausend an, und innerhalb diese« kleinen Kreises von Män nern Werde» die Entscheidungen über die auswärtige und die innere Politik getroffen. Dadurch ist eine weit größere Stetigkeit der Negierung gegeben, als sie bei dem Wechsel deS ^arteireginiklitS sonst möglich wäre. Im Grunde ge nommen sinv beide Parteien einig, sie sind national durch und durch, die Iren ausgenommen, aber nicht ganz so, wie eS nach einem oberflächlichen Blick aus die Zustände scheinen konnte, und der nationale GefichtSpunct fallt stet- mit dem deS materiellen Vorthcils zusammen. Bei dieser Sachlage sind alle Bedenken haltlos, die sich an die cgyptische, marokkanische, afghanische und an die ost- afrikanische Politik knüpfen. Wo die Engländer im Vortheil gegen das übrige Europa sind, haben sie stets auf die Znstiinmnng der Mehrheit deS Parlaments zu rechnen, ob der Minister deS Auswärtigen Salisbury oder Roscbcry, ob er Derby oder Granville heißt. Kein Mensch in England denkt daran, Egypten ausnigeben oder die Aetion Sir Evan Smith'S in Marokko oder die Maß nahmen des Lord Lansdowne in Indien in Bezug auf Afgha nistans zu durchkreuze», und WaS die angeblichen Ab- »lachnngcn mit Italien betrifft, so sind sie vorläufig in Nebel gehüllt; sind sie aber den englischen Interesse» ent sprechend, so werden sie auch nach dem t. August in Kraft bleiben. England liebt e-, sich in Alles einzumischen. Es ertbeilt Rußland Rathschläge Uber die IudcnauSweisungcn, eS bemächtigt sich der armenischen Frage, um seinen Einsiuß aus die Türkei auSzuübc», es macht dem Sultan von Marokko in einem Augenblick VertragSvorschläge, da er im eigenen Lande kaum noch drr Herr ist» e- tritt in Uganda und am Niger den französischen Interessen entgegen, am Kilimandscharo und am Tanganyika den deutschen, eS spielt überhaupt in allen Äclttheilen die Rolle der Vorsehung und bleibt dieser Ausgabe unter allen Wechsel- sällcn getreu. Wir haben deshalb stets die Auffassung ver treten, daß wir auf dem Gebiete der auswärtigen Politik England gegenüber aus dem Kreise der schonklingenden Worte nicht hinauskvmmen, niemals aber von dieser Seite im Kriege aus Hilfe zu rechnen haben. Die englische Flotte ist nur für englische Interessen bestimmt; wer die Sache anders ansieht, täuscht sich. * Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 2. August. Von den „Genossen* und „Genossinen" einen Ersatz sür die total verregnete bezw. ver schneite Maisaicr zu schassen, soll die diesjährige Lassallkl frier in dem denkbar größten Stil begangen werden. Die Feier wird am Sonntag, den 28. August, stattsinden; zu Ehren dieses „Festtages" gicbt die jetzt mit der officiellcn Tocialdemokralic durch Dick und Dünn gehende „Volkötribünc" eine besondere Lassallenummer heraus. Während in früheren Jahren die Sociatdemokratcn zur Lafsalleseier meistens nach Grünan oder Fricdricksbagen hinauszogen, unterbleibt in riesem Jahre rer MassenauSslug; die Feier wird sich in einer größeren Anzahl Berliner oder ganz dicht bei Berlin gelegener Locale vollziehe». Der socialdeinokratische Wadl- verein für den VI. Wahlkreis hat vier Fcstlocalc sür die Feier bestimmt, darunter auch den in Berlin sehr be kannten „Eiskeller". Ihren MassenauSslug wollen freilich die Socialdcmokraten in diesem Jahre nicht entbehren; derselbe gebt am 7. August vor sich, an welchem Tage die in dem Arbcitcrsänzerbnnd vereinigten 162 socialdcmokratischcn Ge sangvereine in dem Müggelscklößchen bei FricdrichShagen ihr Sängcrfcst feiern werden. Es dürften rund 1500 Sänger sich vernehmen lasten, und >00 000 Genossen und Genossinnen werden sicherlich, wenn daS Wetter nicht zu scheußlich isl^dcm Gesäuge lausche». Auch sonst ist an socialdemokratischcil Heften kein Mangel; die Stiftungsfeste der ungezählten Vereine und ElubS jagen sich förmlich ; auf allen geht c» hoch her, und die Gcnosscn und „Genossinnen", letztere stellcnweis mächtig „auf gedonnert", müssen tief in die Tasche greifen. DaS Organ des Herrn Liebknecht scheint keine Ahnung davon zu haben, wie lächerlich eS sich auSnimmt, wenn eS über den ungeheuren Nothstand der Genossen nicht Worte genug des ÜrdarmciiS finden kann, während eS über die glänzenden außerordentlich besuchten Festlichkeiten berichtet und sein Inscratrntheil von VergnilglinzSanzeigen der Genossen wimmett. 6 Berlin, 3. August. Die gestern telegraphisch gemeldete Nachricht der „Voss. Ztg." aus Petersburg, die russische Regierung habe nunmebr Verhandlungen über eine wirlhscha flSpolitische Annäherung an Deutschland amtlich eingelcitet, wird vom „Börs.-Cour." aus specu- lative Bestrebungen zurnckgcfübrt, der „Köln. Ztg." dagegen bestätigt. Dem rheinischen Blatte wird nämlich von hicr geschrieben: „Tte plötzliche Zurilckbernsung de« Flnanzmiiiister» v. Wtschne grad-ktj au« Stockholm nach Petersburg, die unmittelbar nach der Rückkehr de« Zare» au- Kopenhagen erfolgte, lieh darauf schlichen, daß neue Schritte bevorstünden, um die russische Vvlkswirthschait u»d Getdlage zu heben, jetzt verlautet au« zuverlässiger Quelle, dah die ruisiiche Regierung sich angesichts der bevorstehenden Aushebung des Roggen-Aussuhrverbot« entschlossen hat, Verhandlungen mit der deutschen Reichsregierung hcrbcizusühren, um eine Beseitigung de« zur Zeit in Kraft befindlichen höheren Zolles aus russitche Getreide-Eiusnhr zu erlangen. Tie deutsche Reichsregierung nimmt bekanntlich im Einklang mit der großen Mehrheit des deutschen Reichstage« und de« deutschen Volke« den grundsätzlichen Standpunct ein, datz die an die Handel«, vertrogsstaolen bewilligte Herabsetzung de« Getreidezolle» von 5 .>« ans 3,50 nur geschehen ist aus Grund entsprechender Gegen- leistungen seiten« der Venragsstaaten, und dah «in» weiter« Aus dehnung dieser Herabsetzung aus andere Staaten nur unter der Vorau«ietzung entsprechender Gegenleistung«» erfolgen wird. Man wird also daraus gelpount sein könneu, zu tzSre«, welch« Geaenlelstungea Rußland der deutsche« Unlsuhr dorthin jetzt zu weniger Interesse daran, Rußland wichtige Zollherabsetzungen zu bewilligen, ohne dafür vollwerthtge Gegenleistungen zu erzielen." Dasselbe Blatt widmet dem Minister deS Innern, Herrn Herrfurth, bereits einen Nachruf. Bon anderer Seite wird dagegen daran festgebalten, daß die Nachricht über die RücktritlSabsichten Herrfurlh'S noch der Bestätigung entbehre und rin genügender Grund zum Rücktritt für ihn auch dann nicht vorlieae, wenn er mit den weiteren Steuerpläncn des FiiianzministerS nicht völlig übereinstimme. Letzteres ist richtig, )err Hcrrfurlh weiß aber ganz gut, daß an gewisser Stelle ein Rücktritt aus mehr als einem Grunde nicht ungern gesehen würde; es kann also nicht überraschen, wenn er eine an sich nicht tragische MeinungSdiffcrenz zum Anlaß seines Rücktritts macht und damit zugleich dem Grafen Euleuburg sch einem Ressort verhilft. — Unter der Spitzmarkt: Ministerkrisi« in Sicht — leistet Ich der heutige „Vorwärts" folgende Schamlosigkeit: „ ... Sollte Caprivi gehen, so würde der „allerneueste" Tur ba« Staatsschiff nicht um eine Hand breit aus seiner Fahrstraße bringen. Es wird bürgerlich<apttaltstisch fortgewirthschastet. Nur daß die caprivistische Methode nicht den Hochgeschmack der schnödesten ilolizeiwirthschast ausmeist, wie da« bei seinen Lebzeiten schon ver weste System Bi-marck, »ur daß der jetzige Reichskanzler zwar ein Reactionair, aber ein anständiger Mann, während Bi-marck jetzt ohne alle Scheu al« der feile Zuhälter auftritt, welcher eder Bourgeot-partei seine Dienst» leistet, di, ihn outenirt. — Eine öffentliche Versammlung der Gewerkschaften Berlins fand am Montag Abend in der Ressource zu dem Zweck iatt, über eine einheitliche Agitation bei den Wahlen zu den Ge- werbe-Schied«gerichten Beschluß zu falle». Redner war Redacteur Keßler. Dieser erklärte, daß e« sich beute um eiuen praktischen Zweck handle. Die Stadldehürd« habe dem Ober- Präsidenten das Ortsstatut für da« Gewerbe-Schiedsgericht schon vor geraumer Zeit zugehen taffen, und falls dieser seine Ge nehmigung ertheile, könne «S binnen einigen Wochen zur Wahl kommen. Man müsse sich daher baldigst über die Landtdatonlist» verständigen. Dir Streik - Contoolcommission habe dt« Sache in die Hand genommen und in Ermangelung einer anderen die von der Gewerbedrputation de« Magistrat« aufgestellte Statistik der Orts und Betriebr-ktrankencaffen al« Grundlage bei der Verthettuna der Beisitzer aus die verschiedenenGewerkschasirn benutzt. Auch den kleinen Gewerkjchasten werde ein Laudldat zugebilligt werden müssen, damit auch diese eine sachliche Vertretung hätten. Bei den größere» Ort«- Krankeiicassea, wie der neue» Maschinenbauer- und der Mcyer'schen Tasse, werde e« sich empfehlen, die Mitglieder zu einer besonderen Versammlung einzuladen, um eine Verständigung zn ermöglichen. Er chlage vor, die Streik-Lontrolcommission zu beauftragen, Gruppen- ijersainmlungki» verwandter Gewerkschaften «inzuberusen, in diesen aus Grund de« ausgestellten Schemas die Taiididatcn unter Berück- ichtigung der ca. 72 000 Mitglieder zählenden Meyer'schen Lasse aus die verschiedenen Berufe zu vertheiten, den einzelnen Gewerkschaften aber zu überlassen, die Wahlen selb» bis zu einem bestimmten Termin zu voll ziehen, und wenn die» bi» zu der festgesetzten Zeit nicht geschehen sei, die Streik-Tontrolcommission mit Ernennung der Candtdaten zu betrauen. Nach Aufstellung der Tandidaten werde noch eine Nach- Prüfung stattsinden müssen. Ferner empfahl Redner, beim Ober- präsldenten vorstellig zu werden, daß er jenem Punct de« Ort«- statut« seine Genehmigung versagen möge, welcher dt« Wahl nach Bezirken aiiordiiet. Die Wahlen müßten nach Gewerben statt- siiidt», andernsalls sei eine sachliche Vertretung tu Frag« gestellt. — In der Tiscussion traten neue Aesicht-puncte nicht hervor. ES wurde schließlich eine dem Vorschlag de« Referenten entsprechend« Resolution angenommen und das Bureau der Versammlung beauf- tragt, beim Oberpräsidenten vorstellig zu werden. * RuS Schlesien, 2. August, wird der „Bossischen Zeitung" geschrieben: Jetzt liegt auch vom Regierungspräsidenten tu Liegmtz eine amtliche Aeußerung über die Berechtigung der Mrth», wäkrenb der Sonntagsruhe über die Straße zu verkaufen, vor. Sie ist an di« Potizeiverwaltnng in Ltegntp gerichtet und lautet dahin, „daß keine Veraiilallung vorliegt, den Gast- und Schankwirthen gegenüber, insofern di» von ihnen betriebenen Geschäft« lediglich den Charakter de« Handelsverkehr» tragen, von der Anordnung ab- zumeichen, weiche unter V 2 der Mlnlsterial-Anwcisuog vom >0. Juni d. I. bezüglich der mit Tchankgenehmiaung versehenen Kausteute gegeben worden ist. Außerhalb der für da« Handels- gewerbe freigegebenen Stunden kenn »« hirruech nicht al« gestattet angesehen werden, daß Gast« und Schankwirth» am Gountag Getränke oder Eßwaaren, welch« tm Handelsverkehr in gteicher Form vertriebe» »erden, über die Straß« verkaufen. Soweit e« sich dagegen um die Ausübung de« Be- werbe« al» Garkoch handelt, also um di« Lieferung besonder» her- gerichlcter Speisen, auch ganzer Mahlzeiten vom Geschäftsbetrieb de» Speisewirth« au«, liegt gegeu den Vertrieb über die Straße kein Bedenken vor." tli. Jena, 2. August. Professor Ernst Harckel veröffent licht soeben folgende Erklärung: „lieber die großartige, am SO. und S1.'Jnli stattgehabte Bis marck-Feier in Jena sind in den letzten Tagen mehrere falsche, theits entstellte, theil« erfundene Angaben t« dt« Press« gelangt. Insbesondere hat di» Berliner „Freisinnige Zeitung" Nr. 1?7, vom 3l. Juli, einig« unwahr« Angaben über di« Vorgeschichte Liese« deutjchea National-Feste« gebracht, welch« in mehrere Blätter übergeganaen sind und den Unterzeichneten zunächst zu folgender Ihatiachlichcn Berichtigung zwingen. Tine nähere persönlich» Beleuchtung jener Unwahrheiten behält sich derselbe vor. Die „Freisinnige Zeitung" Rr. 17? bringt „über die Einladung des Fürsten Vt-marck «ach Jena und di« Nolle, welche Professor haeckel bei derselben spielte, solgeude interessante Mtttheilunae». Haeck^ hat die Einladmig Bi-marck « nach Jena mit ausdrücklicher Bewilligung de« Groß- herzog« von Weimar in Scene gesetzt. Haeckel hat nämlich erst bei dem Broßherzog angesragt, ob seiner Reis« »ach Kiffingen zum Zwecke der Einladung Bi-marck'- nach Jena Bedenken entgegen- stünden, und erst al» die« verneint wurde, hat sich tz. nach Ktsiingen begeben und dort seine Einleduug mit drr bekannten Mottvirung „Wir Thüringer kennen keine» Uuterschted zwischen Bi-marck von früher und jetzt" au den Mann gebracht, lieber den Erfolg seiner Reis« hat dann tz. au den Großherzog ouSjühr- lichen telegravhischen Bericht erstattet und dafür wieder von Elfterem ein sehr anerkennende« TankeS-Trlegramm erhallen." Diese „interessante Mitthrilung" de« Herrn Engen Richter ist Iheits erfunden, theil« entstellt. Wer bi« hiesigen Personen »nd Verhältnisse einigermaßen kennt, weiß von vornherein, daß dieselbe nicht wodr lein kann. Dt« Jenenser Deputation, welche am 10. Juli den Fürste» Bi»marck in Kiffiuge» d»arüßt« und zum Betuch« Jena« einlud, bestand au« 10 Mitgliedern lo Proselloren »nd 5 Bürgern); sie brachte nur privatim, nicht offictell. oe« Wunsch zahtrercher Thüringer zum Butdruck, daß der Begründer de- neuen deutschen Reiche« aus seiner Rückreise Jena berühre» und den schuldigen Zoll der Berehruntz und Dankbarkeit empfangen möge. Die «inmülhig« osficiell« Theilnahm« voa Stadt und Universität Jena wurde erst später beschlasim, nachdem dt« Zusage da« Fürste» Bi-marck er folgt war.
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