6 i n I e i l u n g. Zu denjenigen Arbeiten der angewandten graphischen Kunst, von denen gegenwärtig am häufigsten die Rede ist, die die Auf merksamkeit von Künstlern, Kunstschrift stellern und weiten Kreisen des Publikums am lebhaftesten erregen, gehören neben den Bildpostkarten und den Plakaten vor allem die Exlibris. Museen haben Ausstellungen von ihnen veranstaltet, Wettbewerbe sind ausgeschrieben worden, zahlreiche Kunstzeit schriften, buchgewerb- liche Fachorgane, Familienblätter, ja, sogar die für an gehende und fertige Backfische bestimmte Kränzchenbibliothek haben Aufsätze über ihre Bedeutung und Entwickelungs- geschichte veröffent licht. Und doch habe ich oft die Beobach tung gemacht, daß selbst Leute von man nigfachen Interessen und vielseitiger Bil dung von dem Zweck und dem Aussehen eines Exlibris keine Ahnung hatten, und als ich mich einmal nach Wien wandte und einen dortigen Schriftsteller ersuchte Abb. 1. Exlibris des Fürsten Olto von Bismarck Gezeichnet von Frau Lina Burger, Leipzig, 1895. von Zur Westen, Exlibris. in litterarischen Kreisen nach Exlibris zu fahnden, kam die Rückfrage: „Exlibris — ist das a Mehlspeis' ?" Da sich dies Büch lein keineswegs in erster Linie an zünftige Exlibrissammler wendet, denen es bei seinem bescheidenen Umfange unmöglich viel Neues bringen kann, sondern hauptsächlich für den weiten Kreis der Kunstfreunde bestimmt ist, deren Gunst es den kleinen Blättern ge winnen möchte, so wird es nicht überflüssig sein, zunächst die Be deutung des Aus drucks: „Exlibris" zu erklären. Man versteht darunter Blätter meist beschei denen Formates, die in ein Buch geklebt werden, um dies als das Eigentum einer bestimmten Person in geschmack vollerer Weise zu be zeichnen , als es durch Einschreiben des Besitzernamens möglich ist. Zu die sem Zwecke sind die Blätter mit einem Namen bezw. Mo nogramm oder mit einer zeichnerischen Darstellung oder endlich — und das ist heute der regel- 1