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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920811013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892081101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892081101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-11
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(Als«» dadulb Anzeiger. Abend»Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Margeo-AuSgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Inserat» find stet« an di« Grtzeditisn zu richten. L-ut« LSs»e. Kakhariuenstr. 14. pari. «G »uigsplatz 7. DWn fiir Politik, LocalgeMte, Handels- und GeMtsMkehr. Druck und Verlag von L. Pol» t» Leipzig. ^41)8. Donnerstag den 11. August 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Das 12. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangen und wird bis zum 26. dsS. MtS. aus dem Rathhaussaate zur Ein- sichtnahme ösfentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 65. Verordnung, die Landes.Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische zu Hochweitzschea betreffend; vom 8. Juli 1892. Leipzig, den 8. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. in. Krum 1)r. Tröodlii rumblegel. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Einlegung von Wasserlcitungsröhren wird der Lchtcutziger Weg in Leipzig-Kleinzschocher auf der Strecke zwischen der Elsterbrücke und der Eltsabech-Allee vom II. ds. Mrs. ab, während der Däner der Arbeit, für alle» unbefugten Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 10. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 14361. vr. Tröndltn. Stahl. Bekanntmachung. Die beiden Obergeschosse und das Dachgeschoß des rechten Seitengebäude- im städtischen Grundstück UnivcrsilätSstraße Nr. 20 sollen TonnerStag, den 18. dS. MtS., Vormittag« 11 Uhr im Saale der Alten Waage, Katharineustraße Nr. 1, II. Obergeschoß, auf den Abbruch versteigert werden. Die Berstcigerungsbcbingungcn liegen von jetzt ab bei der Hoch- bauverwallung unseres Bauamis zur Einsichtnahme aus. Die Besichtigung des abzubrechenden Gebüudctheiles kann am 16. und 17. d«. MtS. Vormittags von 11—12 Uhr erfolgen. Leipzig, den 4. August 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröudliu. Krumbiegel. Äuction. In den NnivkrsitätSräume» des alten Convikl» und der PolttltNtl, Universilätsstraße Nr. 3. soll Freitag, den 12. August VS. IS., von Vormittags 9 Uhr ab eine Partie altes Mobiliar (Speisetascln, Tische, Bänke, Ncgale, Thürcn, Fenster rc.) meistbietend gegen Baarzahlung öffentlich ver- steigert werden. Das Verzeichniß der bctr. Gegenstände nebst den Versteigerungs. bedingungen liegt im Universitäts-Renlamte zur Einsicht aus, auch kann das alte Mobiliar Vormittag« von 10—12 Uhr besichtigt werden. Leipzig, am 9. August 1892. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Ministerwechsel in Preußen. Der schon vor einiger Zeit als bevorstehend angekündigte Rücktritt de- preußischen Ministers des jJnnern Herrfurlh ist nunmehr zur Thatsache geworden; der „Reicks- und Staats- Anzeiger" veröffentlicht die Entlassung des Ministers unter Verleihung des GroßkreuzeS des Rothen Adler-Ordens mit Eichenlaub und Krone und unter Betastung des Titels und Ranges als Staatsminister, also in sehr gnädiger Form. Um so mehr ist es zu beklagen, daß der verdiente Staatsmann, der Schöpfer der Landgemeinde-Ordnung, den Umständen weichen mußte. Als Ursache des Rücktrittes wird angegeben, daß der Ministerpräsident Graf Eulenburg eines Portefeuilles bedurfte, daS sei entscheidend gewesen, die Meinungsverschiedenheit mit dem Finanzminister soll nicht so ins Gewicht gefallen sein, daß sie ein ferneres Zusammen wirken der beiden Minister unmöglich gemacht hätte. Der Nachfolger ist kein Neuling in seinem Ressort, er hat den gleichen Posten schon früher inne gehabt, bevor er das Oberpräsidium der Provinz Hessen-Nassau verwaltete, und ist auch in seinen Anschauungen von denen seines letzten Vor gängers wenig verschieden, so daß in dieser Beziehung kaum etwas zu erinnern ist. Aber ein Wechsel in den höchsten StaatS- ämtern bleibt, wenn er nicht aus sachlichen Gründen unab wendbar erscheint, stets bcklagcnswertb, die Gleichmäßigkeit der Verwaltung gewinnt durch solche Veränderungen nickt, und cs bedarf stets längerer Zeit, bis die dadurch berbei» gefübrten Schwierigkeiten überwunden sind. Leider ist die wllnschcnSwcrtbe Festigkeit und Dauer in der Amtsführung der preußischen Minister in der neuen Aera noch nickt erreicht worden, der Ministerwcchsel in Preußen ist sehr häufig. In einzelnen RefsortS, wie in dem des Krieges und tcS EultuS sowie im Präsidium, ist schon ein zweimaliger Wechsel seit dem Regie rungsantritt Kaiser Wilbclm'S II. geschehen, der Rücktritt des Minister- Herrfurtb vermehrt diese Reibe um eine Nummer. Auch alle übrigen Minister sind neue Männer, wie rer Finanz minister Miquel, der Hanftelsminister v. Berlepsch, der Eisen bahnministcr Tbielen, ver Landwirthschaftsminister v. Heyden, der Justizminister v. Schclling. Alle diese Veränderungen sind die Folge des neuen CnrseS und der Vorlage des Volks schulgesetzcntwurfS mit Ausnahme de- Wechsels im Kriegs Ministerium und der neuesten Veränderung im Ressort deS Innern. Allem Anschein nach ist nunmehr ein Abschluß er reicht, der sick als Ergebniß des gewonnenen Einklang- der einzelnen Tyeile mit der Leitung de- Ganzen darstellt. Preußen steht freilich mitten in einer Entwickelung, die noch schwere parlamentarische Kämpfe in Aussicht stellt und dem gemäß auch ihre Wirkungen auf die Regierung äußern wird. Die Steuerreform ist erst in ihren Grundrügen festgestellt und bedarf jetzt der Probe in der Praxis. Ser Streit wegen der Declaration ist keineswegs beendet und die Grund» und Gebäudesteuer bedarf der anecrweiten Regulirung. Auch die VolkSschulgcsetzfrage greift aus da« finanzielle Gebiet binübep und rS kommt daraus an, ob nicht Herr Bosse wenigstcn- nach dieser Richtung hin den Versuch einer neuen Gesetzgebung machen wird, nachdem sich de« Zedlitz'sche Entwurf als un ausführbar erwiesen hat. Der Krieg«minister nimmt in Preußen bekanntlich eine Zwitterstelluog «in; er hat dße Milirairvorlage» vor dem Reichstage zu vertreten, ist also zugleich NeichSkriegsminister, ungirt aber als solcher nur in seiner Eigenschaft als Be vollmächtigter beim BundcSrathe. Mit der angekündigten Militairvorlage würde natürlich auch der Minister v. Kalten- born-Stackau fallen. Ebenso sind aus dem Gebiete deö Justizwesens wichtige Gesetze in der Vorbereitung begriffen, wie dad Gesetz über das Zubälterwcsen und die damit in Verbindung siebende Kuppelei; ferner drängt die Forderung nach Entschädigung unschuldig Verurteilter zur Entscheidung, desgleichen die Frage der Berufung in Strafsachen, der Reform der Gesetze über dis Gerichtskosten nnd über die Gebühren der Rechtsanwälte. Bedeutende Reformen sieben auch auf dem Gebiete von Handel und Verkehr in Aussicht. Tie neuen Handelsverträge greisen tief in den GcschäftskreiS des HaiidclSministers ein, und daö Eisenbahnwesen stellt an seinen Leiter ebenfalls Hobe Anforderungen. Hier gilt es, die Sicherheit des Betriebes zu gewährleisten und zugleich die Einnahmen zu erhöhen, damit nickt der Minder ertrag sich zu einer dauernden Einrichtung gestaltet, nachdem durch die großen Ueberschüsse der Vergangenheit in dieser Beziehung Hoffnungen erweckt worden waren. Wobin man auch die Blicke wendet, überall ist eine starke Be wegung erkennbar, die durch die veränderten Zeitverhältmsse hervorgerufen ist. Die Gegenwart neigt zur Erweiterung der politischen und der Handlungsfreiheit aus allen Gebieten der menschlichen Tbätigkcit, aber die ungesunden socialen Ver hältnisse bringen eine Menge von Ucbelständcu mit sich, denen mit größter Thatkrast entgegcngctrclen werden muß. Die Sucht, mühelos reich zu werden, bat ein ungesundes Concurrenzwescn groß gezogen, daS sich durch Umgebung und Verachtung der bestehenden Gesetze gellend macht; die Solidität deö Handels hat darunter schwer gelitten, und das Mittel, um dagegen mit Erfolg aufzutrcten, ist noch nicht gefunden. Die Schwierigkeit des Erwerbes siebt mit den socialistischen und anarchistischen Bestrebungen in Wechselwirkung, nnd die öffentliche Sittlichkeit ist eine Angelegenheit, die der größten Aufmerksamkeit der Behörden bedarf, damit durch ihre Schä digung nicht das Niveau der Civilisation und de« Tones, welcher den öffentlichen Verkehr beherrscht, herabgedrückt wird. Der Minister des Innern ist der Wächter der öffentlichen Ordnung, er bat dafür Sorge zu tragen, daß. alle im Staate wirkenden Kräfte im Gleichgewicht erhalten werden. Daß diese Aufgabe außerordentlich schwierig ist und die volle Kraft eines tüchtigen ManueS erheischt, bedarf keines Wortes. Aber eS muß gesagt werden, daß die Kritik kaum an einem anderen Posten so schonungslos geübt wird, als am Ministerium dcS Innern. Wenn die Aufführung eines dramatischen Werkes aus Rücksicht der Sittlichkeit oder der gesetzlichen Ordnung untersagt wird, so ist ein großer Tbeil der Presse sofort geneigt, dahinter daS Walten einer unberechtigten Eensur zu wittern. Und doch muß sogar in der Republik Frankreich, dem Lande der allgemeinen Menschenrechte, die Eensur oft recht nachdrücklich sichten. In welcher Weise soll die Polizei ihres Amtes walten, ohne jemals Privatinteresscn zu verletzen, oder auf daS Gebiet binüberzugreifc», welches der Rechtspflege Vorbehalten bleibt? Ein Minister deS Innern, der eS Allen recht zu machen vermöchte, ist noch weniger denkbar, als ei» auf allen Seiten beliebter CultuSiniuister. Selbst wenn er seine Verwaltung nach großen GcfichtS- puncten leitet, so muß er zur Bekämpfung von Zuständen, die von den kleinlichsten, erbärmlichsten und niedrigsten Trieben der Menschen abhängen, sich sehr häufig solcher Mittel und Werkzeuge bedienen, welche die beste» Absichten uukcnntlich machen. Diese Dinge sind bisher fast ausschließlich in der Presse zur Sprache gebracht worden, aber nickt in den Parlamenten, wohin ihre Kritik doch in erster Linie gekört. Es liegt wohl zum Tbeil in der Natur von VerwaltuiigS-Aiigelegen- heilen, daß sic mebr Sacke der persönlichen Geschicklichkeit, des guten Willens und Geschmacks sind und daß sich dafür schwer oder überhaupt nicht feststehende Weisungen crtbeilen lassen. Aber die leitenden Gesichtspunkte für die Thäligkeit eines Ministers deS Inner», besonders in polizeilicher Be Ziehung, lassen sich zweifellos zum Gegenstände einer parla mcntarischen Erörterung machen. Es liegen in dieser Be Ziehung auS neuester Zeit, besonders aus der RcichShaupt- stadl und anderen großen Städten, vorzugsweise in Preußen, so viele bemcrkcnSwerlbe Tbatsachen vor, daß sich eine Be sprechung darüber im Parlament sehr empfiehlt. * Deutsches Reich. ss. Berlin, lO. August. Nachdem der Gencrallieutenant v. Bo guSlawöki als nationalliberaler Candidat im Wablkreise Löweuberg ausgestellt ist, verstebt eS sich von selbst, daß Herr Richter die bekannte Schrift deS Generals über den Krieg zum Gegenstand einer abfälligen Betrach tung macht und darin eine tiefe Kluft zwischen bürgerlichen Anschauungen und soldatischen Vorurtbeilc» sich auflbuii siebt. Seine „Kritik" in der „Freis. Ztg." ist so tendenziö- alS möglich zureckt gemacht. Sie iguorirt, daß Herr von BoguSlawSki scharf zwischen kriegerischem und chauvi nistischem Geist unterscheidet und daß er unter kriegerischem Geist nicht etwa die Lust zum Kriege, sondern den Inbegriff jener Tugenden versteht, welche die Kriegstüchtigkeit auS machen. Daß diese Tugenden ausnahmslos die Voraus setzung der bürgerlichen Tüchtigkeit bilden, entgeht Herrn Richter selbstverständlich. Doch hätte, um nur ein Beispiel anzusübren, selbst er sich erinnern können, daß die Engländer, wenn sie sich über die Ecncurrenz LeS deutschen Handels auf dem Weltmarkt beklagen, niemals binzuzufügen vergessen, baß das Gcbrimniß der Erfolge der Deutschen vorzugsweise in ihrer größeren Anspruchslosigkeit zu finden sei. Und An spruchslosigkeit ist eben, daö ist nicht die Schuld deS General« v. BoguSlawSki, auch eine kriegerische Tugend. Was aber die Hauptsache ist: die „Freist Ztg." unterschlägt dir auSdrück liche Erklärung deS Generals, daß er eine historische Be> tracktung anstelle. Den leitenden Staatsmännern weist auch er die Aufgabe zu. nach dem Beispiele BiSmarck'S Alle- aus zubieten, um den Krieg bintanzubalten. — In der geschmack vollen Hetz« gegen Professor Häckel ziehen deutschfreisinnige > Blätter und dir „Kreuzitg." an einem Strang. Dl« erstrren sind sogar so selbstlos, die vom orthodoxen Geiste ringegebcncn Angriffe dcS reaktionären Blattes nachzudruckcn. Immer und überall kehrt natürlich der Hinweis wieder, daß Häckel vor 14 Jahren einmal bemerkt hat, er verstände nichts von Politik. Die Leute, welche die Hecrcörcforin in den 60 er Jahren und daun noch die Neichöverfassung, sowie zahllose andere nunmehr bewährte Reformen bekämpft haben, sollten doch nicht so rigoros sein. Sie haben für ihre Person durch die Thal bewiese», was der bescheidene Jenaische Professor von sich nur gesagt hat. 6. II. Brrltn, lO. August. Die Stellung der in dem Ilnterstützungsverein deutscher Buchdrucker vereinigten Buch drucker zur Socialdemokratie ist in der letzten Zeit etwas schleierhaft gewesen. Innerlich haben diese Herren schon längst zur Socialdemokratie gehört, aber äußerlich haben sic nock eine Art Scheidegrenze aufrecht zu halten ge sucht; „der Kastengeist steckt noch zu sehr in den Buch druckern" hatte neulich ein socialdemokratischcr Agitator erklärt; und dieser Kastengeist war es wohl auch, der den Gesangverein „Berliner Typographia" bisher veranlaßt hatte, seinen Beitritt zum socialveinokratischen Arbeitcr-Säuiigerbund nicht zu vollziehen. Ob dieses Frevels entzog der Berliner Buchdruckerverein mit etwa Stimmen Majorität der Typograpbia die bis dahin gcwäbrte pecuniärc Unterstützung; eS batte schwere Kämpfe im Berem gegeben, aber dre Radikalen halten gesiegt. Vier Monate blieb die Typographia trotz aller Anfechtungen standhaft, jetzt ist sie unigcfaUen, bat ihren Beitritt zum socialdemokratischen Arbeiter- Sängerbund erklärt, und damit ist auch äußerlich die letzte Scheidegrenze zwischen dem UnterstützungSverciir deutscher Buchdrucker und der Socialdemokratie gefallen. DaS ist für zukünftige Kämpfe bemerkenSwerth. Im klebrigen sei noch mitgetheilt, daß aus dem jetzt im August srattfiudeilden inter nationalen Buchdruckercongreß in der Schweiz von den deutschen Buchdruckern die Schaffung eines internationalen Verbandes der Buchdrucker deutscher Zunge in erster Linie erstrebt werden soll und, wie es den Anschein hat, auch erreicht werden wird; die Schaffung eines internatio nale» Verbandes aller Buchdrucker gilt vorläufig für aus geschlossen. lH Berlin, lO. August. Die meisten Ausflüge der Social- dcmokroten werden zu agitatorischen Zwecken auSg«. beutet, und kein Sonnlag vergeht, an dem nicht mehrere Agitation«, touren unternommen werden. Diese Thättgkeit dürste aber nicht mehr von langer Dauer sein, weil die großen Ausgabe», die sie verursacht, in keinem Verhältniß zu den Erfolgen stehen. So hat eine solche Tour, welche dle Ostsection des vierten Wahlkreises in der verflossenen Woche nach Weslpriegnitz unternommen, nicht weniger al« 700 .« gekostet, wovon etwa ein Drittel auf die zur Vertheilung mitgenommenen Broschüren und zwei Drittel aus Fahr- und Zehr, kosten entfalle». Die arbeitslosen Theilnehmer erhalten außer freier Fahrt auch sreie Verpflegung für den Tag. Tie beffergestclllen Parteigenossen nehmen an der Landagitation nur selten The». Für den Tag der Lajsalleseicr, die am 3. September stattfindcn soll, plant der Wahlverein für den zweiten Wahlkreis eine Agitation?, tour nach den Wahlkreisen Potsdam-Westhavelland und Jüterbog. Zauchc-Belzig. * Berlin, lO. August. (Telegramm.) Der Kaiser wohnte heule Vormittag dem Ercrcircn aus dem Bornstädter Felde bei, empfing sodann den Reichskanzler Grafen Eapripi, den Cbef deS EivilcabinetS von LucannS und Nachmittags um 1 Uhr den Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg zum Vortrag. — Der „Reichs-Anzeiger" meldet: Anläßlich der beträchtlichen Steigerung der Ueberweisungcn der Zollüberschüsse an die Coiiimunalverbände ersuchten die Minister deS Innern und deS EultuS die Regierungs präsidenten durch Runderlaß, um das Bedürfniß der Schul- vcrbände hinsichtlich der Volksschulbau teil gegenüber den Communalverbänden zur Geltung zu bringen, dabin zu wirken, daß letztere bei der Verwendung von Zollüberweisungen Unter stützung an unvermögende Schulverbäiite bci VolkSschulbautc» in einem dem Bedürfniß entsprechenden Umfange cintreten lassen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt ru den Conjec- luren der Blätter betreffs der Motive des Rücktritts deS Ministers Herrfurth: Dem Vernehmen nach machte Herr furth als RücklritlSgründe nur geltend die bekannte Meinungs verschiedenheit hinsichtlich der Steuerreform und gesund heitliche Rücksichten. — BaS „Berliner Tageblatt" will wissen, der Gouverneur von Deutschostafrika, Freiherr von Soden, habe sein Abschiedsgesuch eingereicht. — Zum Ausscheiden deS Ministers Herrfurth schreibt die „Köln. Ztg": „Wie wir crsahrcn, hat der Kaiser auf der Fahrt von Spandau nach Potsdam den Vortrag dcs Chefs des Civilcabinetö, De. v.Lucanus, eiitgegeiigeiiommen und bei dieser Gelegenheit auch über das ihm schon in Lowes unterbreitete Abschiedsgesuch desMinistcrs Herrsurth entschieden. Der Kaiser hat dem scheidenden Minister in einem besonders warmen Handschreiben seinen Tank und seine Anerkennung für seine Thättgkeit ausgesprochen und ihm gleich, zeitig die neue Dekorativ» de« Großkrcuzes de« Rothen Adlervrden« verliehen. Morgen Vormittag wird sich Minister Herrfurlh von den Rüthen und Beamten seine« Ministerium« verabschiede». 22 Jahre lang hat er mit einer großen Anzahl derselben gemein- sam gearbeitet, ul« Vortragender Rath, als Ministerialdireclor, als UnterstaatSsecretair und als Minister. In jeder Stellung hat er es verstanden, sich reiche Lieb«, warme Anhänglichkeit und aus. richlige Freundschaft zu erwerben. In wenigen Ministerien ist das Verhältniß zwischen Vorgesetzten nnd Untergebenen ein so Vorzug- liches, wie es ii„ Ministerium de« Innern unter Herrsurth der Aall war. Der Abschied wird deshalb morgen vielen Beamte» recht schwer werde», und allseitig wird den scheidenden Minister der Wunsch in den freiwillig gewählten Ruhestand begleiten, daß es ihm noch lange beschicden sein möge, in besserer Gesundheit, als sie ihm die letzten zwei Jahre gebracht hatten, die Früchte seiner fleißigen Arbeit, vor Allem den Segen und die Fortschritte seiner Landgemeinde-Ordnung zu beobachten und sich an ihnen zu er- freuen. Vor Allem ist mit Freuden zu begrüßen, daß der Minister Wechsel, wie er beute vollzogen worden, keinen Ev st ein Wechsel bedeutet. Gras Botho Eulenburg ist in den Anttsräumen seine« Vorgänger« wohl bekannt. Man weiß von ihm, daß er ein streng konservativer Mann ist; aber nion weiß nicht minder, daß er weder reactionair noch piettstisch gesinnt ist. Die Herren Stöcker und v. Hainmcrslein waren sich dessen be. wußt, al« sie dem Grasen Eulenburg bei seinem ersten Auslrelen tm Abgeordnetenhaus« mit Zischen und Scharren einen Empfang bereiteten, wie er in der parlamentarischen Geschichte Preußen« bisher nicht vorgekommen war. Sie wußten, daß dieser Minister nicht Fleisch von ihrem Fletsche, nicht Geist von ihrem Geist« war. Ebeuso ist e« gewiß, daß Graf Eulenburg diese» parlamentarischen Empfang, der freilich noch aus einen Höher» ab« zielte, nicht vergessen hat. Wir zweifeln nicht, daß da« jetzige Herandrängcn derselben Herren, die das Christenthum stet« aus der Zunge, nicht aber im Herze» tragen, bei ihm da« richtige Verstäub, nitz finden werde, und so hegen wir zuin ihm da» Vertraue», daß es ihm in Preußen gelingen werde, alle staatserhaltcndcn Kräfte um das Banner der Monarchie zu sammeln und zu vereinigtem Kampf und Siege geschlossen zu halten." — Die „Nat.-Ztg" macht darauf aufmerksam, daß von den Ministern, welche in der ersten Zeit der Regierung Kaiser Wilhelm'S ll. fniigirtcn, jetzt nur noch Herr von Boelticher und Herr von Schilling im Amte sind. — Der deutsche Botschafter am Wiener Hose, Prinz Neuß, wird der „Köln. Ztg." zufolge demnächst auf einige Tage nach Berlin kommen, um sich, wie üblich, beim Kaiser zu melden. Desgleichen werden in nächster Zeit die Botschafter Fürst Radolin und v. Radowitz und die Gesandten v. Bülow, Itr. Busch und Gras Wedel ihre Meldungen beim Kaiser persönlich abstatten. — Die Nachricht, daß J>er deutsche Botschafter in St. Petersburg, General von Schweinitz, in naher Zukunft durch den designirte» Gesandten am dänischen Hofe, Gcucral- adjutanlen Grafen Wedel, ersetzt werden solle, war von uns als unglaubwürdig gekennzeichnet worden. In diesem Sinne schreibt jetzt die „Köln. Ztg.": „Es wird zwar alle Vierteljahre einmal vom bevorstehenden Rücktritt de« deutschen Botschafters in Petersburg, Generals v. Schweinitz, geredet und geschrieben, doch liegt kein besonderer Grund vor, derlei Gerede jetzt ernster zu nehmen al« früher. General v. Schweinitz vollendet am 30. December sein 70. Lebensjahr, er ist in den letzten Jahren vielfach leidend gewesen: auch seiner Familie bekommt da« Petersburger Klima nicht sonderlich. So hat er wiederholt den Wunsch aus- gesprochen, sich in den Ruhestand zurückzuziehe»; ober bisher ist es »och stets gelungen, ihn von der Ausführung seines Vorhabens abzubciugen. Zur Zeit befindet er sich aus Urlaub, und seine Rückkehr nach Petersburg, nach Ablaus des Urlaub», steht außer Zwciiel. Ein Botschafterwechsel in St. Petersburg würde zur Zeit durchaus unangebracht sein; Herr v. Schweinitz kennt Rußland und die Russen wie wenig aiidere Diplomaten; seit 1876 ist er jetzt ununterbrochen in seiner gegenwärtigen Stellung. Er hat die besten Beziehungen zum Zaren und genießt daS volle Vertrauen Kaiser Wilhelm'« und des Reichskanzlers. Wenn daher der Ge- sundheilSzustaud de- Herrn v. Schweinitz sich »ich: sehr verschlechtern sollte, ist auzunehme», daß vor der Hand ein Botschasterwechsel in Petersburg ausgeschlossen sein wird." — Die „Neue Pädagogische Zeitung" theilt mit, daß von den preußischen Behörden mehrere Schulbeamte wegen ihrer Stellung, nähme zum Zcdlitz'schcn Schulgesetzentwurf zur Ver- antwortun g gezogen worden sind Bisher war nur die Maßregelung deS Barmer HaupllehrerS Grcßler bekannt. Bekanntlich haben aber auch höhere Schulbeanfte au« ihrer Gegnerschaft gegen die Borlage kein Hehl gemacht und ihre Anschauungen in der Presse vertreten. — Die Leitung dcZ PreßbureauS im Auswärtigen Amt, welche seit dem 1. August in Stellvertretung des beurlaubten Geh. Raths Ur. Coustaniin Rößler in den Händen des Regierung-. assessorS Gabriel liegt, wird vom 15. d. MtS. ab bis zur Rückkehr de« Geheimraths Rößler der Vortragende Rath im Auswärtigen Amt Herr v. ttiderlen-Wächter übernehmen. — Wie der „Pharmaccul", osficlclles Organ deS Deutschen Pharmaceuten-Verein». mitlheilt, ist der Vorsitzende de» Central. Vorstandes, Apotheker C. Dörrten, von dem Geheimen Ober- Regiernngsrath vr. Hops, als dem Vertreter de« Staats-Secretairs I>r. von Boetticher, gestern Vormittag empfangen worden. Ter Zweck der Audienz ift, die Regierung zu ersuchen, bei der Neu- regelung de« Apothekcnwcsens neben den Besitzenden auch die Nicht besitzenden der deutschen Apotheker zur Bcrathung hin- zuzuziehen, uiusomchr, als ja die Reformen in erster Linie darauf Bedacht nehmen sollen, durch Beseitigung so mancher Mißstände auch den weniger Bemittelten die Aussicht aus Selbstständigkeit im Berufe zu geben. — Gegenüber der auch von uns übernommenen Angabe der Münchner „AUg. Ztg ", welche die Zahl der Tabakbauer in Deutschland auf 22 000 bezifferte, bemerkt die „Schles Ztg.": „Diese Zahl ist, wie auS dem ersten Hefte der Statistik des deuijchen Reiches für 1892 zu ersehen, unrichtig. Der Tabakbau Ist in Deutschland viel verbreiteter, er ist auch im Wach«, thum begriffen. Ls gab im Ernlejahre IctiiO 91 in Preußen 16 485, in Bauer» 14 869, in Baden 40 551 Gewichlrsteuer zahlend» Tabuls- Pflanzer; ferner wurden deren gezählt in Württemberg 2496, in Hessen 217!», in Elsaß-Lothringen 5472, in Thüringen 576, in Anhalt 498, in Braunschweig 253, in Mecklenburg IM. Tie Gesainmtzahl der Gewichtssieuer zahlenden Tabakspflaiizer in Deutschland war 83 039 mit 1 952 065 n bepflanzter Grundstücke und 41 276351 bps geernteten Tabaks, gegen 73573 Tabakspflanzer mit 1 6941304» bepflanzter Grundstücke und 38110 034 bk geernteten Tabaks im Ernlejahre 1889/90. Dazu kommen an Flächeusteuer zahlenden Tabakspslauzer» in Preußen 82 843, im ganzen Reiche 97155 mit 59 219» bebauter Fläche und 1092 203 fix Ertrag — gegen 89 760 Pflanzer mit 45 054 » Fläche und 894 025 kx Ernte im Vorjahre. Mithin gab es insgesamt»! in Deutschland im Jahre 1890/91 180 294 Tabakspslanzer mit 2011 314» bepflanzter Grundstücke und 42 368 554 kx geernteten Tabak«." — Der Streit zwischen Frankreich und dein Palästinaverein Ist, der „K. V.-Z." zufolge, jetzt erledigt. Das Recht Deutschlands aus ein eigene« Protectorat über die Gründungen des Vereins ist durch die Türkei und den Vatican anerkannt und den deutschen Lazaristen zugesichert worden, daß Frankreich sie nicht weiter be- belügen werde. — Am 16. Juli hat das Kanonenboot Hyäne nach einem vier- wöchigen Aufenthalte die Kapstadt verlassen, um wieder nach Kamerun zu gehen. Aus ihr fuhr nach der Walfischbai Berg, reserendar Dust, der sich tm Regierungsauftrag« nach den deutschen Gebieten begiebt. In seiner Begleitung befindet sich, wie die „Süd afrikanische Zeitung" meldet, Herr v. Bülow, ein Bruder des in Ostafrika gefallenen Osficier«. Nach Port Rolloth reise» die Gebrüder Grasen Pscit. Graf Joachim Pfeil, der bekanntlich einige Zeit in Kapstadt weilte, um die Besiedlungssrage von Klein- Windhoek in Fluß zu bringen, begiebt sich nun in Begleitung seines Bruder» an de» Bestimmungsort. Die Reise geht im Ochsenwogen von Port Nolloth au« durch Klein- und Groß-Namaqualand nackt dem Norden und gilt in erster Linie dem Zwecke, Las Land auf seine landwirthschaftüchen Verhältnisse zu vrllsen. Anfang« No- vember werden die Reisenden wieder tn Kapstadt zurückerwartet. * In der gestrigen Abendnummer batten wir einer telegraphischen Meldung Raun, gegeben, nach welcher der Oderregicrungsrath I>r. Siefsert dem Vorsitzenden de« Verbandes der deutschen Perrückenmacher und Barbiere erklärt dab«, die preußüche Regierung sei bereit, die Handwerker in dkr Frag« der Einführung de« Besähigung-nachwetse- zu unterstützen. Die Nachricht ist in dieser Fassung durchaus falsch. Herr Siefsert sogt« nämlich: .die Regierung sei gern bereit, die Handwerksmesster zu unterstütze»; fi« würd» auch ein treten den Fall« bereit setn, für de» Befähigung«.
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