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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-22
- Monat1892-08
- Jahr1892
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^kt <>in-1 4nsz>rücbcv tce diesiger Icken Vcr- o<1er selb»! eichen be ll er»»rien. e1>e/ic4 ^e> tc-ise^i-cz>» tc- b ^ W — Abonnementspreis i» dn Hauptexpedition oder den im Ttadk» bezirk und den Vororten errichteten AuS- zabestellea abg « holt: vierteljährlich ^l 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus -ck 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteljährlich -lt 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandsendung tit< Ausland: monatlich u« 9.— Tie Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. Redaktion und Expedition: Johanne»,affe 8. T!eErvedition ist Wochentags nnunterbrochett geossaet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: ttt« Klemm'« Sortim. iAlsred Haha), Universitätsslraße 1, Louis Lösche. Laiharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. ripMer «Malt Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die «gespaltene Petitzeile 20 Psg? Reklamen unter dem Redocttonsstrich (4ge- spalten) bO^j, vor den Familiennachrichtea <6 gespalten) 40/H- Größere Schriften laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarilcher und Zisserojatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung M.—, mit Postbesörderung 70.—. ÄnnMmeschluß für Zuserate: Vbend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgrn-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn« und Festtags früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Aunahmeslelleu je «In» halbe Stunde früher. Inserat» sind stet» an die Ertzrtztttoa zu richten. Druck und Verlag von E. Polz ta Leipzig. 428. Montag den 22. August 1892. 86. Jahrgang !ir» ilien g >ü . . I,i - . . 11 - . . z>! >il «!>c: 2 > l, . . . :> ... ^; . . . >ä . . . «d . . . >zr ^Ie>cl>^e»>e»le 1 über rvecll Nickt »n llii Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der diesjährige II. Vieh- und Krammarkt im Stadtbezirk Lcipzig-Lindcnnu findet am 3V. u»d 3t. August dieses Jahres statt. Etwaige Gesuche »nd Anfragen find an unsern Marktinspector Rentsch, Najchmarkt Nr. 1. III. Obergeschoß zu richten. Im Uebrigen bewendet es bei der durch unsere Bekanntmachung vom 27. December 1890 anderweit zur Kennlniß gebrachten Be- fifinmung in 8. 2 der hiesigen Vieh- und Schlachihvsordnmig, nach welcher alle» Schlachtvieh von diesem Markte ausgeschlossen bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. IX.14008. Or. Tröndtiu. Stahl. Bekanntmachung. Der diesjährige U Roß- und Biehmarkt im Stadtbezirke Lripzig-Bolkmarsdorf findet Donnerstag, den 8. September dieses Jahre» statt. Etwaige Gesuch« und Anfragen sind an unseren Marktinspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, HI. Stockwerk zu richten. Im Uebrigen bewendet es bei der durch unsere Bekanntmachung vom 24. December 1889 anderweit zur Kcnntnih gebrachte» Bestim mung in 8 2. der hiesigen Bich- und Schlachthosordnung, nach weicher alle» Schlachtvieh von diesem Markie ausgeschlossen bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. H. 14010. vr. Tröndlin. Stahl. Bekanntmachung. Der N<tz» u»d Biehmarkt im Stadtbezirke Leipzig-Eutritzsch wird wa«tag, den 2S. August diese» Jahre» abgehalten. Etwaige Gesuche und Anfragen sind an unseren Marktinspector Rentsch, Naschmarkt Nr. 1, lll. Obergeschoß, zu richten. Im Uebrigen bewendet es bet der durch unsere Bekanntmachung vom 24. December 1889 anderweit zur Kennlniß gebrachten Be- siimmuug tn K. L der hiesigen Vieh, und Schlachthosordnung vom l4. Juni 1888, nach welcher alle» Schlachtvieh von diesem Markte anageschloffeu bleibt. Leipzig, am 10. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. H.14009. vr. Tröndlin. Stahl. Bekanntmachung, Eascrnen-Rcuba» tn Borna betreffend. Die Ausführung der Landstein-Arbrttrn, einschließlich Lieferung der Materialien, zur Herstellung des Mannschaslsgebäudes soll ver- geben wecden. Die Verdingungsanschlägr sind gegen Hinterlegung 1 bei dem Unterzeichneten Stadtralh zu entnehmen. Die Bauzeichnungen, sowie die allgemeinen und speciellen Be- dinaungen können ebendaselbst oder bei Herren Architekten 8etimi«I1 »! äodllg« in Leipzig, Wcststraße 10, eingcschen werden. Dt« Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen bi» Sonnabend, Sen 27. August diese» Jahre», Mittags 12 Uhr au den Unterzeichneten Stadtralh einzusenden. Die Auswahl unter den Bewerbern und die etwaige Ablehnung aller Gebote behält sich der Stadtralh vor. Borna, am 20. August 1892. Der Stadtrath. I. V.: Stopsknchen, Stadtr. Bekanntmachung. Die Arbeiten wegen Verbreiterung und Tieferlegung der Rampe In der Deliäscher Straße sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 16. August 1892. Io. 4354. Der Rath der Stadt Leipzig. Oe. Tröndlin. Cichorius. politische Tageeschau. * Leipzig, 22. August. Trotzdem eine amtliche Bestätigung hinsichtlich der bekannten Aeußerung des Kaisers über die zweijährige Dienst zeit biSbcr nicht erfolgte, ist dock kein Zweifel mehr darüber, baß der Monarch sich thatsächlich gegen die Verkürzung der Dienstzeit ausgesprochen hat. Die Folgerungen, die auS der Entscheidung des Kaisers ans liberaler Seile gezogen werden, bestehen in der sicheren Erwartung, daß in der bevor stehenden Session weder eine Militair-Borlage von Bedeutung noch neue Steuerpläne werden ein- gebracbt werden. Zn diesem Sinne schreibt auch die „Nat.- Lib. Cvrrcsp.": Ter kaiserliche Ausspruch, welcher alle Gerüchte über die bevor- stebcnde Einführung der zweijährigen Dienstzeit sür unbe gründet erklärt, wird manchen unnützen Erörterungen, die in den letzten Wochen und Monaten angcstellt worden, ein Ende machen. Man wird aus den kaiserlichen Worten auch schließen dürfen, daß militairische Neusorderungen von großem Umfang in der bevorstehenden RctchSmgsscjsio» überhaupt nicht zu erwarten sind; denn solche hätten nur in Verbindung mit der Einführung der zweijährigen Dienstzeit im Reichstag einige Nnssich! aus Erfolg gehabt. Auch das Auftreten neuer Steucrptäne im Reich wird inan bei dieser Sachlage sür die nächste Zeit schwerlich zn erwarten brauchen. Es wird wohl nirgends bedauert werden, daß diese großen gewichtigen Vorlagen verichobe» sind. Bei der gegenwär tigen Zujammensetzung des Reichstages wäre ein- Verständigung über so schwerwiegende Frage» äußern unsicher gewesen oder hätte aus unsere gcsammtpoliiijche Situation leicht wieder von bedauer licher Rückwirkung werden können." Die Hoffnung der Liberalen, daß nnnlnebr neue Militair- und Stcuerforderungcn nicht erfolgen werde», wird aber von der Münchener „A. Z." als versrübt bezeichnet. Auch die „Köln. VoikSztg." stellt große Mebrsorderungen für militai- riscke Zwecke „auf alle Fälle" in Aussicht, und die Ofsiciösen beeilen sich, der liberalen Anschauung entgrgenzntrelen. So orakelt die „Nordd. Allg. Ztg." am Schluß eines Artikels, der gegen die von freisinniger Seite ausgestellte Behauptung einer Kanzlerkrisis polemisirt: „Anderweit« irrig« und mißverständliche Voraussetzungen der Zeitungen eingehender zu besprechen, liegt, wie bereits bemerkt, ein Anlaß schon deshalb nicht vor, weil alle Schritte, weiche miiitainicher- seils zur Prüfung der Organisationssragen ins Werk gesetzt sind, zu abschließenden Ergebnissen bisher nicht geführt haben und auch nicht dahin führen konnte." Klarer äußert sich der „Hamb. Eorresp.", indem er schreibt: „Aus den ersten Blick konnte man geneigt sein, aus den Worten des Kaisers, er wolle lieber eine kleinere Armee mit längerer als eine größere mit kürzerer Dienstzeit, den Schluß zu ziehen, daß nunmehr nuf die Vergrößerung der Armee überhaupt verzichtet werden solle und daß also der Reichstag mit einer Miliiairvorlage frühestens in der übernächsten Session besaßt werden solle. Freilich könnte man die Aeußerung des Kaisers auch so inierpreiiren, daß er zivar eine Vergrößerung der Armee durch Abkürzung der Dienst zeit nicht erkaufen will, daß er aber an dem Verlangen einer Vergrößerung ohne Aenderung der Dienstzeit iesthält, und zwar innerhalb des in der Erklärung Caprivi'S im November vorigen Jahres bezeichnet«»! Rahmens, d. h. lediglich zur Verwerthung der steigenden Bcvölkerungszifser Teuischlands. Darüber wird ja ohne Zweifel sehr bald Klarheit gegeben werden." Aus der anderen Seile scheint die Negierung bestrebt zu sein, der Popularität, welche der Gedanke der zweijährigen Dienstzeit in den breitesten Schichten der Nation unbestreitbar genießt, in Etwa» Rechnung zu tragen. Zu dem Behuf wird die Abneigung keS Kaisers gegen die Verkürzung der Dienst' zeit officioS als eine nur vorläufig vorhandene geschildert Hu dieser Beziehung schreibt der „Hamb. Eorresp.": „Indessen wird inan doch wohl gut thu», die in Rede stehende Aeußerung des Kaisers nicht allzn buchstäblich auszusassen und in derselben nicht die Absicht zu sehen, ein sür alle Mat di« Frage der Einführung der zweijährigen Dienstzeit von der Tagesordnung abzusetzen. Die Aeußerung hatte dann nur den Zweck gehabt, vorläufig die Aus rcchterhallung des Ltrttuz quo anzutündigen, ohne daß in näherer oder sernerer Zukunft eine anderweitige Entschließung ausgeschlossen iväre . . ^ Die Audienz, welche der bulgarische Ministerpräsident Stambulow vor Kurzem beim Sultan batte und seine längere Zusammenkunft mit dem Großvezicr Dschewad Pascha bildet, wie der „Polik. Corr." auS Konstantinopel geschrieben wird, noch immer den Hauptgesprächöstoff der dortigen politischen Kreise. Neues ist jedoch über den wahren Zweck der Reise und den Inhalt der Unterredungen Stambulow'S nicht zu Tage gefördert worden. Eines wird aber von allen Seilen bestätigt, die Tbatsachc nämlich, daß diese Audienz mit der Frage der Anerkennung des Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien in keinem direclen Zusammenhänge land. öS kann denn auch, wie man in den erwähnten Kreisen betont, der türkischen Regierung nicht zugemnthct werden, daß sie die Entscheidung einer Angelegenheit, deren Lösung nicht von ihr allein abbängt und deren Schwierigkeiten ganz anderwärts liegen, als in Konsiantinopcl, sozusagen durch einen diplomatischen Handstreich berbeizusühren versuche. NichlSdestoweuiger batte der Besuch Stambulow'S in Kcn- tantincpel seine allgemein anerkannte Wichtigkeit und bildet derselbe sür dir Bulgaren ein Ereigniß von außerordentlichem Werth. In den diplomatischen Kreise» der türkischen Haupt- radl glaubt man, daß der Unterredung, welche Herr Stam bulow mit dem Großvezier wäbrcnd de« Diners hatte, eigentlich mehr praktische Bedeutung beizulege» sei, als der Audienz bei», Sulla». Entgegen der bisher allgemein ver breiteten Versio» solle» diesem Diner Vertreter der Diplomatie nicht, beivcwohnt haben, so daß die beiden Persönlichkeiten Gelegenheit batte», eine vertrauliche Zwiesprache zu führen. Es wird als selbstverständlich angesebe», daß Herr Stam bulow diesen Anlaß nicht Vorüberathen ließ, ohne mit Dschewad Pascha alle zwischen Sofia und Koustantinopel schwebenden Fragen mit loyaler Offenheit zu besprechen. Und an einer andern Stelle heißt eS in demselben Blatte: „Die Aeußerung ivar keine unbedingte Ablehnung jeder Aenderung der Dienstzeit und bezweckte, die zuin Theit sehr kühnen Erörter ungen über eine noch nicht feststehende Militairvorlage abzuschneiden." Freisinnige Berliner Blätter stellen in der Frage der zweijährigen Dienstpflicht den Reichskanzler Grafen von Eaprivi als den unterlegenen Tbcil bin und Wersen aus Grund von besten Acußerungen im Reichstage und unter Hinweis auf Zeitungsnachrichten, welche ibn früher als Vor kämpfer der zweijährigen Dienstzeit bezeichnete», die Frage aus, obGraf Caprivi Reichskanzler bleiben werbe. Dem gegenüber erinnert die „Nordd. Allg. Ztg." an Eaprivi'S ReichSlagSredc vom 16. Mai l890, welche seine Stellung zu der in ßrede siebenden Frage wie folgt beleuchtet: Nun liegt ja der Gedanke so nahe — und uns Aclteren ist er ja aus der Coiiflictszcit »och ganz geläufig —, daß, wenn von der Erhöhung der Präsenzstärke gesprochen wird, sich uiimitlei- bar dann die Forderung nach einer Reduktion der Dienstzeit an- schließt, und ich kann sagen: ich habe mit Freude die Rede des Herrn Abgeordneten Häncl injoweit gehört, als ich seine Ansicht vollkommen theiie, daß zwei- und dreijährige Dienstzeit mit der Zeit zu varlainentarischen Stichwörtern geworden mären, dir auch da angewcndet wurden, wo die einfache nüchterne miiilairlechnstche Erwägung ain Ort gewesen wäre. (Sehr richtig! rechts.) Es ist Thelsachc, daß wir bei einem Theil unserer Armee die dreijährige Dienstzeit sacttsch gar nicht haben; sie aber princivell aufzu- geben, würde ich nicht ratben können. Wir wissen nicht, vor welche» technischen Veränderungen wir in Bezug aus dir Bewaffnung stehen. Es ist neulich hier der vollkommen zuireffeiide Vergleich ge macht worden zwischen einer Flinie und dem Gewehr II. 88: in dem Maß«, als diese beiden Waffe» von cinonder verschieden ind, sind auch die Ansprüche, die an die Ausbildung de» oldaten gestellt werde», verschiedene. Als ich eintral, schoß der Jnsantcrist, — und ich bin jo ausgebildet, — 18 Kugeln in einem Jahre gegen eine Scheibe von reichlicher Größe (Heiterkeit), und wenn man Las Geschoß abgefeuert Halle, so war nur die Frage, hat das Gewehr sehr gestoßen oder nicht? (Heiterkeit.) Heutzutage schießt nian, wenn ich nichl irre, 150 Kugel». Der Soidar muß gewisse Bedingungen erfüllen, er muß sich der Theorie des Schießens jo Herr erweisen, Laß er unter verschiedenen Lagen sich sage» kann; jetzt wird Las Geschoß die und die Flugbahn haben, folglich muß ich so hatten. I», bitte um Entschuldigung wenn ich als Reichskanzler in ..... ...... der Ausbildung in den letzten Tecenuien entstanden find, sind koivssalc, und nicht allein jeder Ossicier wird Ihnen da» sagen; ich de Haupte: die Physiognomie von Berlin beweist das Ter spazieren gehende Soldat ist au Wochentagen von der Straße verschwunden fiehr richtig! rechts); an den Sonntagen können Sie vielleicht noch eine» oder den anderen sehen, und dann auch nicht mehr immer in io angenehmer Gesellschaft, weil ihm eben an den Wochentagen die Möglichkeit gcschlt Hai, Beziehungen anzuknüvse». (Große Heiter keil.) Aber, meine Herren, ei» anderes Moment, das ich gegen jede principreUe Verkürzung der Dien st zeit von meine in rejsornnäßigen Standpuncte auS antühren würde, liegt in der Schwierigkeit, die Truppe zur DiSciptin zu erziehen. Wir werden Alle darin cinverstandc» sei», daß eine Armee ebne Tiscipiin das Geld nicht werth ist, was sie kostet, daß man sogar noch etwas zugeben tünittc, wenn inan sie los wäre «Heiterkeit); denn sie wird eine Gefahr sür den Staat. Eine Armee deren Kraft ich nicht zur gegebenen Zeit an der gegebenen Stelle unter den denkbar schwierig»«» Verhallnissen verwerihen kann, ist mir nntzlos und die Schwierigkeiten sind doch nicht unbedeutend. Wenn ich von der Discipiin verlangen muß, daß sie die Untergebenen des Vorgesetzten dazu befähigt, ihm, oh»e auch nur zu reflectiren, in den Tod zu folgen, so ist das eine Leistung, die, glaube ich, von keiner anderen Jiislitittion im Staate gesorüert wird, die einer so vorsichtigen Be- kandlung bedarf, daß ich einer Aenderung der Dienstzeit, welche die Discipiin gefährden könnt«, nur schwer zustiniinc» würde. Daß aber die Erhaltung der TtSciplin ungleich schwerer wird als früher, das, glaube ich, beweist ei» einfacher Blick auf die Agitation, die in> Lande seitens einer zahlreiche» Partei getrieben wird, (sehr richtig! rechts.) Noch hat die Partei zu meiner Freude, so weit mein Auge hat sehen können, nicht den mindesten Einfluß aus di« Tiscipiin in der Armee geübt; aber wir müssen berücksichtigen, daß »ns eine zuchtlose Jugend heranwächst (sehr richtig! rechts), die zur Tiscipiin zu erziehen ungleich schwieriger ist, alS dies früher der Fall war. (Sehr wahr! rechts.) Wenn das einmal zugegeben wird, so bin ich weiter der Meinung, daß von einer principiellen Verkürzung der Dienstzeit nicht die Rede sein könne." (Bravo! rechts.) DaS neue englische Cabinet hielt am Freitag bei Gladstone seine erste förmliche Beratbung ab und vertagte sich dann bis Ende Ociobcr. Am Sonnabend bat Gladstone London bereits verlassen und Lord Nosebery gedachte, nachdem er zuvor, wie bei», Amtsantritt üblich ist, das diplo matische EorpS empfangen batte, dasselbe zu ibun, um seine arbcituug der irischen Homerulevorlage wurde ein engerer Aus schuß gebildet, dem Gladstone, John Äiorley, Sir William Har- ccurl, Earl Spencer, Lv .d Hcrschcll, Marquis Ripru, Earl Rose- bery, Eamphell-Bannerman, EarlKimbcrley angeboren. Getreu seinen Versprechungen ist Gladstone bestrebt, ohne Verzug die Homerulcfragc zu lösen. Die conservativen englischen Preß- vrzane beurtbcilcn daö neue Eabiuct im Allgemeinen mit einer würdevollen Zurückhaltung, die angenehm gegen die Ungebühr absticht, womit die liberalen Blätter das gestürzte Ministerium verfolgen. „Standard" will den neuen Männern ehrlich Zeit lassen, sich zn bewähren. Gladstone, so meint daS conscrvative Blatt, übernehme eine vorzügliche Erbschaft; England lebe in Frieden mit aller Welt und in Irland herrsche Gesetz und Ordnung; man würde sich freuen, wenn die neue Regierung SaliSbury'S auswärtige Politik sort- setze und die Irländer nicht crmulhige, die Grundlagen der Gesittung zu verachte». „Times" sind der Meinung, daS Eabinct Gladstone habe darin ein Element der Schwäche, daß es zu wenig selstständige Männer zähle. Dagegen schreibe» „Daily NewS": „Herrn Gladstciie's viertes Ministerium ist mancher Beziehung das Stärkste, daS er je gebildet bat; in cü ist besonders bemerkenswcrtli durch die glänzenden Talente seiner jüngeren Mitglieder. Ohne Zweifel ist es nicht über alle Kritik erbabc». Hie und da ist ein runder Mann in ein viereckiges Loch gesteckt worden. Allgemein redet man über daS Traußcnbleiben Labonchöre'S; überhaupt batten mehr Radicale berangezogen werden können. Aber ein Premier minister bat viele Tinge zu berücksichtige» und auch die Empfindungen Ihrer Majestät selbst müsse» gelegentlich in Betracht gezogen werden". Von fremden Preßstunmen cilirt „Standard" mit Gcnugthnnng eine Aeußerung der Erispi'scken „Risorma", die in Lord Noscbcry'S Ernen nung eine beruhigende Gewähr für Englands zukünftige Haltung gegen Italien sieht und der „Opinione", welche Feuilletoi,. Line Mendelfahrt. sia-druä «irb-nn. von I. Osterloh. (Schluß.) Nach verschiedenen Richtungen zweigen sich nun die Straßen ab, nach Girlan, nach St. Pauls, nach Kalter« und nach Oberplanitzing, oberhalb dessen die Meudel- straße ihren Weg nimmt. Hier an der Wegscheide erinnern vir unS mit Vergnügen einer Tour, die wir im zeitigen Frühling gemacht und bei welcher unser Weg bis jetzt der heutige gcfvesen; damals wendeten wir uns von bier ans Kalter« i tu, dem Hauptorte der Ueberctsch und dem gelobten Laude deS Weinbaues; Kälterer Scewein bat einen berühmten Namen. Wir hatten damals Gelegenheit die Frömmigkeit der Kälterer kennen zu lernen, die nicht ohne Grund: „die HerrgottSkinder" beißen und glauben, dem Himmel ein gut Tbeil näher zu sein als entere Menschenkinder. Zwei herrliche Besitzungen de- Baron« Tipauli gewährten unS einen reizenden Ausblick auf daS ge segnete Ueberetsch; in oder vor der Kirche fanden wir manche« Isnrlte Grabdenkmal von längst erloschenen Geschlechtern und I« einer kleinen Capelle da« Heiliglbum der Kälterer, eine Ivnnderibätige Madonna in Goldmosaik. Hier lebte auch zu Iklnsang des Jahrhunderts die berüluntc Heilige und Propbelin, IMaria Mörl, zu deren Lager Hunderttausende wallfahrtetcn, Genesung und Erleuchtung zu empfangen. Sonst sinv Ibi« Kälterer ein sehr schlagfertiges Völkchen, denn als einst It>» Fremder beim Hcrumtragen der großen Fahne mit Idem Wappen der Stakt, einem Siedekessel, eLlckarinm, Ifiagte, zu was dieser aus der Fahne sei, wurde ihm die promp- Ikste Antwort: ,Lum Sieden der fremden Stockfische!" Ihre Imömmjgkeit übertrifft aber noch ihre Schlagsertigkeit. Eben Iv>4 ein Fremder wunderte sich einst, daß am Cbarsreitag - der Sterbeik,iure Christi nur mit der kleinen Glocke ge» ' werde, während doch sonst anderswo dir große Glocke üblich sei. Da wurde erdabin belehrt, daß Christ ns kein Kälterer Bürger gewesen sei und für Fremde immer nur die kleine Glocke geläutet werde. Hier in Kalter» giebt cs auch einen wundertbätigen heilige» AmoninS, welcher besonders geneigt sein soll, die Bitten von Jung frauen, welche nicht gern allein durchs Leben geben wollen, zu erkören. — Von Kalter» führte uns damals ein sebr hübscher Weg entlang des See« um da« Mittelgebirge herum bis Gmund, wo wir mit der Fahre nach Auer über die Etsch binübersetztcn. Nun ging es auf der vorzüglichen Kaiser- oder RcickiSstraße Weiler über Branzoll, wo die Eisck schiffbar wird, nach Leiser«, einem Orte, der früher be deutende Seidenspinnereien batte, entlang der Seilcrwände und deS Kollern zurück nach Bozen, eine sebr lobnende Rund- sabrt. — Heute führt unS unsere Mendclstraße nun bintcr St. Michael zuerst durch ein unglaublich wüste« Meer von FclStrümmcrn, welche, im Lause der Zeiten mit MooS be wachsen, große und kleine Höblcn bilden und den, kriechenden und schleichenden Gewürm willkommenen Unterschlupf bieten. Mächtige Edelkastanien haben sich bier angesiedelt, und die stachligen Hüllen ihrer Früchte, der Maronen, bedecken den Boden. Der ganze Bergsturz rührt vom Gant- kosel der, besten einer Theil vor undenklichen Zeiten herab gestürzt ist und Alles unter seinen Trümmern begraben hat. Unser Kutscher behauptete zwar, seine Großmutter bade diese Katastrophe mit erlebt, wir setzen aber be scheidene» Zweifel in diese Aussage, denn sic soll sich zu An fang deS elften Jahrhunderts ereignet haben. Fußgänger machen an dieser Stelle gern einen Abstecher nach den Eis löchern; die« sind Höhlen, am Fuße des Berges gelegen, in denen »n heißen Sommer durch Verdunstung sich Eis bildet, welches sogar in dicken EiSzapsen von den Wänden dernnter- bängt. Hier in dieser kühlen Luft findet man alpine Flora, Alpenrosen und Gentianen, während eine kurze Strecke davon Mantelbäunie und Granaten, Weinreben und Feigen üppig gedeihen. Nun wird auch der Umblick freier und größer, allmälig taucken die Dolomiten ke» tzleimser und Fassathale», die beschneiten Spitzen des Weiß- und Schwarzhorn» und di« Trientiner Berae über den be waldeten Vorbergen aus; ein AuSrus der Bewunderung entfährt Aller Munde, und doch sind wir noch wenig über die Thalsohle gestiegen. Ein Wald nimmt »ns aus, ini Bogen führt unsere Straße auswärts, da lichtet sich recht« da« Walresduntel, und eine reizende Besitzung mit bohen, schattigen Bäume» und grünen Matten erscheint rechts im Vordergründe; Baron Dipauli, ein König unter den Kälterer Weinbergsbesitzern, hat sich hier einen reizenden Soniuier- ausenthalt geschaffen. Der Besitzung gegenüber links an der Straße steht daS sreundlichc Gasthau« zu Mat- schatsck, wo unsere Pferde abermals getränkt werden. Viel Rast ist uns hier nicht gegönnt, doch benutzen wir die wenigen Minuten, plündernd in die Wiesen des Baron« Dipauli emzusallen und in diesem Jabre die ersten Gentianen und Himmelschlüssel zu pflücken. — Nun beginnt der schönste, großartigste Tbeil der Mendclstraße. Höher und steiler icbwingt sich die Straße empor, bald künstlich mit undenk licher Müde in den Felsen gesprengt, bald kübn binweg- setzend über Abhänge und ausgewaschene Bäche, bald an schwindelnden Abgründen vorüber, wo da« Auge sich scheut, in die Tiefe zu blicken und ein stille« Stoßgebet auch dem Beherzteren und Schwindelfreien sich über die Lippen drängt. Hier ein Unfall am Geschirr der Pferde oder am Wagen, oder ein FelSstück, welches sich loslöst, wenn cS ini Frübjahr apert, d. h. der Schnee aufzutbanen anfängt, und dann — Herr, sei unserer armen Seele gnädig! — Hier begegnen wir Radfahrern, welche tollkühn genug sind, die Mentelstraße abwärts auf ihren zerbrechlichen Nädern zu fahren! Wir kommen an dem Straßen-Ein- räumerhanse vorüber, und ein stilles Gefühl des NefteS der herrlichen Aussicht wegen, die dessen Bewohner Tag für Tag genießen, beschleicht unS; da fällt uns ein, wie öde und ob seiner Koben Lage von der Welt abgeschnitten diese Leute im Winter leben, wenn der Schnee meterhoch die Straße be deckt und die Stürme hier oben ungefesselt sich auStoben können. In zablreichcn Serpentinen, man zäblt deren sechzebn von Eppan auS. führt unsere Straße immer böher. Ad und zu ladet un« blendend weißer, in den der Sonne ukuuaänalichen Schluchten aukaestapelter Schnee »u munterem Cchneeballwersen ein, »nd wir vergessen für Arizenblicke, daß wir uns in der Milte de- Mai befinden. Doch daS frische Grün des gemischten Waldes, die Polster von Gentianen, Primeln, die frischen Blätter des Alpenveilchens, welches leider erst später blübt, führen nnS wieder in die Wirklich keit, den Frühling, zurück Unterdrücken wir aber einst weilen die Lust zum Botanisire». obwohl wir reiche Ausbeute sinken würden; lenken wir daS Auge hinweg von der ver lockende» Flora und lassen wir es frei und ungebindert in die Ferne schweifen! Dort, im Eüdosten grüßen sie zu unS herüber, die beschneiten Gipsel der Tridcntincr Alpen, die Berge des Fleimser Tbalcs überragend, zu denen die Bergstraße fübrl, welche bei dem Orte Auer an Castell Födcr vorüber in Windungen in die Höbe steigt, sich anlebncn. Nördlich von diesem Gebirgszuge streben die Gipsel des Weiß- »nd Sckwarzbor», die grotesken Dolomitengebilde deS Zanggen, Latcmar und Rosengarten empor, sich wunderbar klar vv» dem blauen Himmel abbebend! Tort liegt auch Weißenstein, ein Wallfahrtsort ersten Ranges, daS Ziel so mancher gläubigen Tyrolerin! Gewähren die Zinnen und Zacken de» Latemar und Rosengarten in ibren bizarren Formen dem Auge keinen Rubcpunct» so kann letztere- ungehindert ans dem Schiern verweilen, welcher breit und massiv und dadurch so überwältigend sich im Eisacktbal erbebt. Himmelhoch streben seine scheinbar losgelösten Zäbne, darunter die Saulnerspitzr, in die Höbe, und an ibne» vorüber gewahren wir in weiter Ferne die Rieserferner, welche in das Pufier- tbal berniederschauen. Wir überspringen zwei Tbäler, das Eisacktbal mit dem Ritten und dem Rittncr Hornc, wo auf de« Ersteren Scheitel von dunklem Grün fast versteckte Häuschen zu angenehmem Sommerausentbalte einladen, und daS Sarntbal. dessen jetzt noch mit Schnee bedeckte Hoch warte. die steilabfallende Sarnerscharte, bi« in das Gebiet der Möltener Berge hinübergrcift. Wie aus einer Spielzeug- schachtel zierlich ausgebaut stehen im breiten Thalarunde di« Häuser von GrieS-Bozen; sie scheinen uns so nabe ^u sein, daß wir vermeinen, da- MittagSgeläutr de« zierlichen Bvzner PfarrkircktburmS berübertönen zu hören. E» er scheint un« säst unglaublich, daß fünf Stunden Wagrnf»tzrt
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