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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920825012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-25
- Monat1892-08
- Jahr1892
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Tabellarischer und Zifferuja» nach höheren, Tarif. ^rtra-veilngr« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbeförderuug 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. ' Sonn- und Festtag- früh V,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserat» find stet» an di» Expedttt«» zu richten. Druck aud Verlag von E. Pol» tu Leipzig. ^« 434. Donnerstag den 25. August 1892. Amtliche Bekanntmachungen. LeklMlitmachnilg, krhebiingkn über ArbeitSzril »c. im Handelsgewcrbe, sowie im Bäckerei- und lkouditoreigcwerbe betr Ans Veranlassung der Rcichscommijsion für Arbciterstatistik hat der Herr Reichskanzler Erhebungen über die Arbeitszeit rc. im haiivklsgrwerbk, sowie im Bäckerei- und Conditoreiarwerbe cmgeleitet. Diese Erhebungen sollen sich aus etwa 10"/, derjenigen Belriebe beschränken, weiche regelmäßig wenigsten- eitle» Gehilfe» oder eine Gehilfin beschäftigen. Die Fragebogen sollen in der einen Hälfte der Betriebe aus schließlich vom Arbeitgeber, in der andern Häljte auSjchließltch von je einem Arbeiter beantwortet werven. Beim Handelsgrwerbe kommen nur diejenigen kausmännijchen Betriebe in Betracht, welche »urch Dctailverkanf in offenen Läden »er Befriedigung täg licher Bedürfnisse diene». ES gehören dahin : der Handel mit landwirthschastlichen Produkten, insbesondere mit Milch, Butter, Käse, Eiern, Obst, Gemüse, Mühlen- fabrikaten; der Handel mit Colonial-, Material-, Spezerei- uud Fleischwaarcn; der Fisch-, Wild-, Delikatessen- und Troauenhandel; der Handel mit Tabak und Cigarren; der Handel mit Manufaktur- (Schnitt-) Waoren, insbesondere mit Leinen-, Wollen-, Baumwollen-, Sammt- und Seiden waaren, der Posamenten-, Garn-, Band-, Handschuh- und Kinderhände!; die Krämerrien, Bazar« (Fünszigpfennig-Bazare rc.) u. s. w., sowie der Handel mit GlaS-, Porzellan-, Thon-, Holz-, Gummi-, Schuh- und Pelzwaaren, mit Hüten, Stöcken, Schirmen, Schreibmaterialien u. s. w. Air-geschlossen sind di« Ladengeschäfte für den Verkauf vou Back und Londtloreiwaaren. Beim Bäckerei- und Lonbitoretgewrrbe kommen in Frage die Betriebe der Brod-, Kuchen-, Zwieback-, BiScuIt-, Marzipan-, Zucker bäcker, der Loudltoreu, Lonsiseure, Lebküchler rc. Diese Erhebungen sollen in folgenden Bezirken erfolgen: im HandelSgeweroe in der Arimmatschen Straße, der Peter-straße, dem Brühl, in der äußeren Süd-Vorstadt (d. i, dem südlich der Körner- und Mahl maunstraßenaxe gelegenen Thetl« von Alt-Lrtpztg): lu den Stadtbezirken L.-Reudnitz, L.-Lind«nau, L-Connewitz, L.^>ohli«: L. im Bäckerei- und Londitoreigewerbe in der inneren Stadt (d. i. dem von der Promenade eingeschloflenen Theil von Alt-Leipzig); In den Stadtbezirken L.-Plagwid und L.-Neuschöneseld. Die Fragebogen sind nach folgender Ausstellung theilS von den Arbeitgebern, theil« von den Arbeitern zu beantworten, und zwar: >t. im Hnndrlsgewcrbe von den Arbeitgeber» in den Betrieben, deren Firmen die An sangsbuchsiaben >1—8 haben, von den Gehilfen in den übrige» Betrieben; L. im Bäckerei- und (Loiiditarctgewerbe von den Arbeitgebern in den Betrieben, deren Firmen di» An fangsbuchstaben ^—il haben, von den Gehilfen in den übrigen Betrieben. Sind in einem Betriebe m-hrere Arbeiter beschäftigt, so haben diese sich darüber zu einigen, wer von ihnen den Fragebogen behufs Beantwortung in Empfang nehmen soll. Ist beim Au-iragen der Formulare eine Einigung nicht erfolgt, so wird der Fragebogen dem am längsten im Belriebe beschäftigten Arbeiter behändigt, welcher dann die Beantwortung vorzunehmen hat. Die Fragebogen sind mit größter Sorgfalt auszufüllen uud werden binnen 5 Tagen wieder abgeholt. Bei etwaigen Zweifeln über Ausfüllung rc. wolle man sich an unser statistische- Amt — Kupsergäßchen 1, II. — wenden. Sollten innerhalb der vorgenannten Bezirke in einem Betriebe der obenbezeichneten Arten bis zum 27. d. MtS. Formulare nicht abgegeben worden sein, so sind solch« in unserem statistischen Amte zu verlange». Leipzig, den 24. August 1892. 8t. 1253. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Schilde Sprechverkehr mit Zehlendorf (ür. Tellow). Zwischen den Theilnehmern der Stadt-Ferusprecheinrichtungen in Leipzig und Markranstädt einerseits und der Eiadt-Fernsprech. einrichtung in Zehlendorf (Kr. Teltow) andererseits ist — „Iller Vorbehalt deS jeöerzeiligen Widerrufs — der Sprcchverkchr erössnet worden. Die Gebühr für das gewöhnliche Gespräch bis zur Dauer von S Minuten beträgt 1 Verzeichnisse der Theilnehmer an der Stadlsernsprecheinrlchtung in lehlendors sind bei dein Kaiserlichen Stadt-Ferusprechanite in Leipzig auslich zu haben. Leipzig, 22. August 1892. Der Kaiserliche Lbcr-P-ftdirertor. Walter.) Leklmutinachung. Die Leuchtkraft de« städtische» Leuchtgases betrug in der Zeit vom !5. bi- 21. diese- Monat« im Argandbrenner bei 150 Litern tündlichem Lousum das !8,7sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flaminenböhe. Das spccifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,446. Leipzig, am 23. August 1892. Des Ratva Deputation z» den Gasanstalten. Sekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kennlniß, daß eS sich bei den am 29. August dss. Js. in Leipzig-Eutritzsch, am 30. und 81. August dsS. JS. in Leipzig-Lindenau und am 8. September dieses Jahres in Leipzig-Volkmar-dorf stattfindenden Märkten aus schließlich um „Pscrdcmärkte" handelt. Ter Antrieb von Wiederkäuern (Rinder, Schafe, Ziegen) und Zchioeinen zu den obgedachte» Märkten, ebenso auch der Hausir- Handel mit jenen Thieren innerhalb de« Stadtbezirk- Leipzig, bleibt nach der anher ergangenen Verordnung der Königlichen KreiS- haupimannschast vom Il>. März dss. Js. auf Grund von K. 7l der Verordnung zur Ausführung des ReichSgejeyeS vom 23. Juni 1680, die Abwehr und Unterdrückung der Viehseuchen betreffend, vom 8. Mai 1881, der immer noch herrschenden Maul- und Klauen senche halber, auch jetzt noch und bi« aus Weitere« verboten. Leipzig, den 24. August 1892. Der Rat- »er Stadt Leipzig. VIII. 3688. De. Georgi. Dietrich Lekauntmachung. Wir haben, vorbehältlich der Zustimmung der Herren Stadl verordiieten, die Errichtung eine« ElektricitätSwerkS zu Kraft- und VelenchtungSzwecken für die inner« Stadt event. für di« inneren Vorstädte beschlossen. Zur Gewinnung von Unterlagen für da« Projekt fordern wir zunächst üie Bewobner der inneren Stadt und des diese umgebenden «roiiienadenring» (Fleischerplatz. Schulplatz, Löhr'S Platz, vlücherplatz, Bahnt,osilraße, Augustu-platz. Roßplotz, König-Platz, Obstmarkt, An der Pleiße) auf, baldmöglichst, spätestens aber »t« IS. Leptemdrr ». A. »nS schriftlich anzelgen zu wollen, ob ste gewillt sind, von den ge blauten Central-Anlagen elektrischen Strom für Beleuchtung«- oder andere Zwecke zu entnehmen und z» dieser Entnahme eventuell au längere Dauer sich zu verpflichten, gleichzeitig auch ihren voraus. Häubchen Bedarf an elektrischen Glühlampen, Bogenlampen Motoren rc. mitzutbeilen. Der städtische Beleuchtung-Inspektor, Herr Seemann, besten GeschäitSstelle sich Kurprinzstraße 14, I. befindet, ist angewiesen, in dieser Angelegenheit Au-kanft zu rrtheilen. Leipzig, den SO. August 1892 . Der R«th -er »ladt Leipzia. 4-7-. I»r. Georgi. vr. Stidltt Wurzelhanfen-Auction. Montag, den 2V. Anglist ». I., sollen von Nachmittags 3 Uhr an im sogenannten verschlossenen Holze in Abth. 32 », b, des vurganer Foastrevirr- ca. :!(>(> Hansen klar gemachtes trockencS Stockbolz gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: aus dem oben geuanuten Schlage. Leipzig, am 19. August 1892. Des Raths Forstdepntation. GeschiMslocal. Im Neubau vom Rothen Colleg an der Ritterstraß« ist da- an der Einfahrt recht« gelegene kleinere BerknufSlocal zu ve» miethen. Die näheren Bedingungen sind bei dem Unterzeichneten Rent- amte zu erfahren. Leipzig, am 24. August 1893. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. (Kongresse. Zu den alljährlich wiederkchreuden Vereinigungen gehören Friedens- und Socialisten-Contzresse. Die Verhandlungen in diesen Zusammenkünften beschäftigen die öffentliche Aufmerk samkeit nur in sehr beschränktem Maße, die der Socialislcn- Congresse, weil sie sich in einem geschlossenen Kreise bewegen, welcher neue Momente nicht erwarten läßt, und weil da- eigentliche Ziel, die Aufrichtung des socialistischen Staates, sich je langer desto mehr als unerreichbar erweist. DaS öffentliche Interesse an den Bestrebungen der Friedensapostel ist noch geringer, weil die ganze Bewegung theoretischer Natur und weil sie ihrem Wesen nach vhnniächlia ist. Als der Socialistencongrcß in Halle zusammcntrat, empfahl er sich der öffentlichen Aufmerksamkeit wegen de« Programms der Socialdemokratie, besten Formulirung man erwartete, aber gerade diese wichtige Angelegenheit blieb unerledigt, weil völlige Unklarheit und Ralhlosigkeit darüber herrschte, wie der socialistische Staat aufgcrichtet werden solle. Auch der Congreß in Erfurt ist die Antwort darauf schuldig ge blieben, weil sie überhaupt nicht ertheilt werden kann. Mit den FriedenS-Congressen ist eS noch schlimmer bestellt, da die Personen, welche die Welt mit dem ewigen Frieden beglücken wollen, nicht die Macht besitzen, um ihre Ab sicht zu verwirklichen. Es ist mil den FriedenS-Congressen etwa so wie mit Len Kannegießerest» über Krieg und Frieden. Wer hätte nicht den Wunsch, daß der Weltfrieden erkalten bleibt, eü sei denn, daß dynastische Interessen und nationale Lcidcnschaslen vorwalten, die dem Kriege den Vorzug gebe». Krieg und Frieden sind aber Zustände, die von den Wünschen der Völker nickt allein abhängig sind, ja über welche nicht einmal die Machthaber die Entscheidung in der Hand haben. Der Störenfried aus Grundsatz, mag er sick nun auf historische Ueberlicserungen oder auf nationale Wünsche und Bedürfnisse stützen, kann durch nichts an der Aus führung seiner Absichten gebindert werden, das beste und erprobte Schutzmittel bleibt die militairische Mackt und Leistungsfähigkeit de« anzugreiscnden Lande«, und des halb hat der Dreibund eine so große Frieden erhaltende Kraft, weil er den Friedensfeinden ein bedeutendes Hinderniß für ihre Plane in den Weg legt, über das sie nicht so stickt hinwegkommen. Der Friede ist nickt durch schwungvolle Reken, sondern nur durch zweckdienliche Borbereiluiigc» auf den Krieg zu erkalten, da« wußten schon die allen Römer, die u»S da« allbekannte Sprüchwort überliefert haben: Li vis purem, puru bellum. Die letzten Tage haben unS einen Socialistencongrcß in Malmö und einen FriedenScongreß in Bern gebracht. Die Spalten der Zeitungen würden kaum Platz bieten, über diese beiden Eongresse zu berichten, wenn nicht mit der großen Hitze und dem überall zu spürenden Wassermangel zugleich ein empfindlicher Mangel an Stoff zur Befriedigung de« Bedürfnisses der Leser eingetretcn wäre. WaS die Herren in Malmö verhandeln, ist in der Hauptsache eine Privat- Angclegcuheit, allenfalls kann man davon Kenntniß nehmen, daß die 32 009 Socialisten Dänemarks sich aus 400 Fachvereinc vertheilen und daß die letzten AuSstände den dänischen Arbeitern 600 000 Kronen gekostet haben. Die Resolution, welche die Errichtung deS socialdemokratischen Staate« al« da« Ziel der socialistischen Bestrebungen erklärt, entbehrt jeder praktischen Bedeutung, so lange nicht nach gewiesen ist, daß dieses Staatsgebilde überhaupt möglich ist Nach den Ergebnissen der Bemühungen, welche die oeutscke Socialdemokralie nach dieser Richtung ausgewcndct hat, muß man die Sache als aussichtslos betrachten. Die Socialdemokralie hat in der neuesten Zeit drei schwere Niederlagen erlitten; sie hat die Unmöglichkeit der vollen Durchführung de« Grundsätze« der Jnternationalität erkannt, sie hat eingeräumt, daß der socialistische Staat ein Phanlastegebilde ist, denn sie bat die Bedingungen noch nickt aufgesunden, unter denen er ausgerichtct werden könnte, und sie hat endlich die Bedeutung de« StaalSsocialiSmuS zu- gestand««. Rechnen wir noch hinzu, daß in ihren Reihen Streit auSgebrcchen ist und daß die sogenannten Entschiedenen mehr und mehr ihre anarchistische Natur hervorkehrcn, endlich daß die socialdeuiokralisckc Agitation auf dem Lande ohne den erwartclen Erfolg geblieben ist, so erscheinen die Aus sichten der Bewegung für die Zukunft nicht besonders günstig. Diese Verhältnisse haben auch dahin geführt, daß sich das öffentliche Interesse von der Bewegung mehr und mekr abwcndet, zumal auch die Lage de« ArbeitömarktcS nicht dazu geeignet erscheint, die Hoffnungen der Socialdcmvkratcii zu beleben. Wohin man blickt, zeigen die AuöslandSbewe- gungen nur Mißerfolge; der große Ausstand der Buchdrucker ist erfolglos gewesen, und noch jüngst bat der Boycott gegen die Brauereien in Hamburg und Ilnigcgend aufgehoben werden müssen, um die Entlassung zahlreicher Arbeiter rück gängig zu machen. Die Thalsachc kommt mehr und mehr zur Geltung, daß Arbeiter, welche die Arbeit niedcrlegcn, ibren Zweck nicht erreichen, wen» die Arbeitgeber zusainmeiibalten. Damit sind die äußeren Gründe, welche der socialistischen Bewegung in Teutschland die öffentliche Aufmerksamkeit zu- wendcle», vorläufig in Wegsall gekommen. Der FriedenScvngrcß in Bern ist in seinen Anforderungen sehr bescheiden. BundcSrath Ruchonnet begnügt sich mit der Erklärung: Wenn einmal die Masse der Bauern und der Arbeiter jür den Frieden sei, dann werde eS schwer halten, Krieg zu führen. Und vr. Richter ans Pforzheim sagte: In Deutschland werde der FriedenSgedanke in kurzer Zeit zu einem mächtigen Baume heranwachsen, die BolkSpartci habe die Friede,iSbestrcbungcn in ihr Programm ausgenommen. Erfreulich sei eS auch, daß die au« den HantelSverträgeu entstehenden Streitigkeiten nach der Entscheidung des Reichs tages schiedsrichterlich erledigt werden sollen. Gegen diese Erklärungen läßt sich nichlS einwende», soweit sie den Wunsch bekunden, der Sache des Friedens zu dienen, nur muß man sich vor Uebcrschätzung der Wirkung hüten. Gänzlich un wirksam ist die Gegnerschaft der Bauern und Arbeiter gegen den Krieg, so lange noch geordnete staatliche Verhält nisse bestehen. Auch im BcrsassungSstaatc hat das Staats oberhaupt die Entscheidung über Krieg und Frieden, und keine Volksvertretung wird sich weigern, die Mittel für die Ver- lheidigung gegen einen Angriff zu bewilligen, eben so wenig, wie der Bauer oder Arbeiter damit einverstanden sein wird, daß der Feind, ohne Widerstand ni finden, die Grenzen seines Hcimatblandes überschreitet. Mit solchen all gemeinen Redensarten, wie sie Herr Ruchonnet gebraucht bat, läßt sich gar nicht« auSrichten, und derselbe Redner hat die Mittel anstandslos bewilligt, um die nöthigen Befestigungen zur Bcrlheidigung der Schweiz zu errichten. In Deutschland braucht der FriedenSgedanke nicht erst zu einem mächtigen Baum emporzuwachsen, wie vr. Richter ans Pforzheim sagt, dieser mächtige Baum steht bereit« in voller Pracht da. aber wenn Frankreich und Rußland dem Drei bund den Krieg zu erklären den Muth baden sollten, so wird auch Herr Vr. Richter nichts dagegen rinwenden, daß der Dreibund diesen Angriff mit aller Kraft abwchren muß. Die Verfechter deS NativnalitätSgedankenS unter Führung der rumänischen Studenten haben bei den italienischen und französischen Theil»ehmera am FriedenScongrcß mil ihren Vorschlägen große Zustimmung erregt, ein Zeichen, daß sie von dem Verständniß für den Grundgedanken de« Eongresse« noch scbr weit entsernt sind. Sie wollen Frieden kalten, wenn sie ihre Wünsche, die sich nur durch einen Krieg ver wirklichen lassen, erfüllt sehen. Die bedingungsweise Auf- rechthaltung de« Friedens haben wir auch ohne Friedens- eongresse und die bedingungslose Unterwerfung unter den Friedensgedanke» können die FriedenScongresse niemals herber führen. Wozu also dir vergeblichen Anstrengungen? * Deutsches Reich. * Leipzig, 24. August. Soeben haben wir einen Brief von vr. F. Stuhlmann, datirt aus Bukoba am Victoria Nyanza vom 29. April dieses Jahres, erhallen. Darnach können auch wir bestätigen, daß er sich zu jener Zeit voll kommen wohlbefmiden bat und daß von einer Erkrankung, von der verschiedene Zeitungen gemeldet baden, nicht die Rede sein kann. Zugleich thcilt »nS vr. Stuhlmann mit, daß er obnc Unfall aus dem Innern Afrika« in Bukoba euigelrofsen sei, von wo er ini Begriffe stehe zuvörderst nach der Küste und von da nach Deutschland ziirückzukehren. Berlin, 24. August. Nochmals die Reichstags Wahl in Herford.) Herrn Richters „Freisinnige Zeitung" schüttelt bereits die Deutschfrcisinnigcn in Bünde, die ver ständiger Weise mit den Nationalliberalen gegen Herrn vou Hammerslein Zusammengehen wollen, als Pseudo-Frei sinnige ab. Der inzwischen veröffentlichte Aufruf der Frei sinnigen in Bünde trägt aber die Unterschrift von Männern die sänimtlich bisher an der Leitung der deutschsreisinuiger Partcigeschäfte in Bünde betheiligt waren und in regem Ver kehr mit der Parteileitung in Herford standen, dort auch als Parteigenossen stets anerkannt waren. Da wird die „Freis. Ztg." kein Glück haben, wen» sic diesen Männern die Lluali täten der Parteimitgliedschaft auch für dieVergaogeu heit abspricht. DaS mag sic für die Zukunft thun, dann werven die nach unserer Wahrnehmung »och recht zahlreichen Freisinnigen im Lande, denen zweifellos die Erklärung von Bünde vollkommen aus dem Herzen kommt, neuerdings zu Erwägungen über den Nutzen und den politischen Ernst ihrer Berliner Parteileitung veranlaßt sein. Vollends tböricht ist aber der Versuch der „Freist Zeitg", die Erklärung von Bünde al« ein plumpe« Wablmanvver in Verruf zu bringen. Der Vorwurf würde sick, wohl gemerkt, nicht gegen Nationalliberale, sondern gegen die bisherigen Vertreter des Freisinns in Bünde richten! Wir können also ihnen über lassen, mit der „Freist Ztg." darüber sich auScinanderzusetzen Ader zur Erhöhung der politischen Sitten dient eS gewiß nicht, daß Männer, die taktisch anderer Ansicht sind al« die «Freist Ztg." und den Mull, ihrer (Überzeugung haben, in demselben Augenblick, da sie zur Strafe dafür von der «Freist Ztg" verleugnet werden, auch noch den Vorwurf der politischen Unehrenbastigkeit hinnehmen müssen. Wa« den deulschsreisinnizen Führer in Herford, Herrn Brandt, be trifft, so hat derselbe allerdings in der nationalliberalen Versammlung in Herford am Sonntaa den Versuch gemacht. 86. Jahrgang die von der „Freist Ztg." vorgeschricbene Taktik noch ru ver- theidigen. Er bat aber offen bekannt, daß er gern slir den nationalliberalen Eandidaten und namentlich für Herrn DeliuS timineii würde, wenn man ihm den Beweis bringt, daß seine auf die Socialdemokraten gestützte Rechnung betreff« der Stichwahl falsch sei. Diesen Beweis zu erbringen, war nicht schwer, nachdem die SocialLemokrate» in ihren Blättern und auch in einer freisinnigen Versammlung i» Herford Herrn Brandt gegenüber offen und bestimmt erklärt batten, daß kein „Genosse" in der Nachwahl für den Freisinn stimmen dürfe. AnderrrseilS war auch leicht zu beweisen, daß nicht der Freisinn der natürliche „mittlere VereiniguiigSpunct" sei, andern die nationalliberale Partei, nachdem Herr Brandt elbst in der nationalliberalen Versammlung am Sonntag eingeräumt halte, daß von den Eonservaliven eine große Zahl nicht für Hanimerstein stimmen wolle. Das „Bert. Tagebl." glaubt unsere Mttlheilung deswegen bemängeln zu sollen, weil wir sagten, der freisinnige Führer in Bünde habe die Erklärung zu Gunsten der nationalliberale» Caudidatur abgegeben. Wir verweisen das „Berl. Tagebl." einfach auf das Namensverzeickniß unter dem Aufriis. Daselbst fehlt nur der Name de« Vorsitzenden des Liberalen Vereins in Bünde — eines Vereins, der bisher aus allen liberalen Kreisen sich zusanimeiisetzte, und dessen Vorsitzender ebenfalls zu den freisinnigen Führern in Bünde gerechnet wird. Ob er gerade „der" Führer wäre, mag dahingestellt sein. Wenn er cS ist — Herr Fritz Wellciisick nämlich —. so »iteressirt eS wobl, zu erfahren, daß dieser Herr, der sich ;. Z. auf Ge- chäftSrciscn befindet, vor seiner Abreise »och die national- ibcralen Freunde ennuutcrt hatte, eine» möglichst weit rcchtS- tehendeu, wenn es nicht anders ginge, einen sreiconservativcn Eandidate» ausznstellen, da die Aussicht aus Erfolg dann noch größer wäre. Herr Fr. Wellenfick batte nicht Anstand genommen, auch für einen solchen Eandidatcn seine Unter- tüyung znzusagcn; er ist also mit dem Vorgehen seiner Parteifreunde in Bünde ganz sicher einverstanden. * Berlin, 24. August. (Telegramm.) Tie Cholera» Nachrichten au« Hamburg verursachten an der diesigen Börse heute auf allen Gebieten CourSrückgange. Es war da« Gerücht verbreitet, daß die diesige Börse beule geschloffen bleibe. An dem Tclegraphenamte der hiesigen Börse wurde indessen folgender Aushang angebracht: „DaS Gerücht, daß die Hamburger Börse wegen der Cholera geschloffen, ist vor läufig unbestätigt.' Das Gerücht mag dadurch entstanden sein, daß die Hamburger Börsensirmen beute eine Scheu davor empfanden, die Telephonstellen zu benutzen. Der Verkehr zwischen der Berliner und Hamburger Börse wird aber vorzugsweise aus telephonischem Wege ver mittelt. Auch mag der sicherlich geringe Besuch der Hamburger Börse zur Entstehung dcS Gerüchtes bci- getragen haben. Im Verlauf der Börse wurde das Gerücht von der Schließung der Hamburger Börse durch die Tele- grapheiibchördc ohne Weitere« als falsch bczeiwnet. Tele gramme von der hiesigen Börse, welche die angebliche Schließung der Hamburger Börse meldeten, wurden von dem hiesigen Telegrapkenaml nicht durchgelassen. — Ein Telegramm des Neuter'schen Bureaus aus Zanzibar von beute sagt: Das gestern von hier gemeldete Gerücht von der Ermordung deS BaronS St. Paul, sowie von vier Führer» der Slras- expedition gegen die Moschi wird heute für unbegründet erklärt. Im Gegcitthcil hätte der Führer der Expedition, wie eS heute heißt, die Kilimandscharostation ohne Kampf wieder besetzt. Der District sei vollkommen ruhig. — Der „ReichSanzciger" schreibt: „Ein recht inter essante« Beispiel von den Mitteln, mit welchen polnisch» Agitatoren ihre Zwecke verfolgen, zugleich einen guten Maßstab für die Wcrtbschätzung ihrer Klagen giebt nach stehende Uebersetzung eine« Artikels aus Nr. 54 des in Beuthen erscheinenden „Katholik", welcher sicherem Bernebinen »ach allen Schulvorständen utraquistischer Schulen in Lber- schlesien von der Redaction de« „Katholik" al« Aufforderung zum einheitlichen Vergeben zugeschickt worden ist: Am 10. d. M. soll der Herr UnterrichlSminiftcr Bosse »ach Oppeln und nach Oberschlesicn gefahren komme», »m sich zu üdcl- zeugen, wle es hier mit den polnische» Kindern in der Sctntte >st. Wo eine Revision in einer Schule staltfinden wird, dort wird auch der Schulvorstand geladen werden, um sich nach der Schule zu de- geben. Es wolle sich der vollständige Schulvorstand gesielte». Lollle der Schulvorstand »ich: geladen werden, so mögen von >elbsl Diejenigen kommen, welche zum Schulvorstand gehören. Hieraus möge der Schulvorstand dreist und osse» dem Herrn Minister sagen, dass der größt« Thetl der polni schen Kinder da- Deutsche nur auswendig ierni, daß dies« Kinder ihre eigene Muttersprache nicht lernen, auch nicht .einmal lesen und schreibe», daß ein kleiner Theil sehr fädiger Kinder auch deutsch lernt. Der größte Theil der Kinoer verkümmert geistig. Mögen die Gemeinde-Lchulvorsteber den Herr» Minister bitten, daß er mit den voinischen Kindern über verschiedene Sachen deutsch spricht und sich überzeugt, daß ibr Olsten im Teutschc» (ihr Deutsches) damit zu Ende ist, was di.'ieibeu in der Schule aiiSwendig gelernt haben. Möge aber der Schul vorstand nur dreist hervortretr», der Herr Minister Bosse ist ein guter und freundlicher Mensch. Die Schul» inspectoren und Lehrer berichten ihm, daß die deutsche» öchiilen sür die polnischen Kinder sehr gut seien, die Ellern habe» wi-der eine Petition ringereicht, dainit die polnische Muiicrlvrachc in der Schule für die polnischen Kinder wieder eingcführl (zurück- gegeben) werde. Es kommt daher der Minister selbst hierher gefahren, um mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören, wie di« Sachen stehen. Der Minister will die Wahrheit, mögen ihm die Eltern, nameiillicki dcr Schulvorstand, zur Erleuntmß der Wahrheit Helsen. Tie Grisi« liehen werden ihm auch sagen, was sie sür ein« Nvth mit den polnischen Kindern bei Ertheilung des Re- ligionsunle nichts haben, daß die Kinder nicht vollständig deutsch könne», und zugleich nicht lesen können. Er ist daher lehr gut, daß der Mmisler zu uns gefahren kommt, nur müssen der Schulvorstand, die Eltern, die Geistlichen ihm dazu helscn, daß er gründlich Alle« erfährt." Ilr. Bosse ist noch rechtzeitig zu dcr Erkenntniß gelangt, welche Pläne und Erwartungen die polnische» Agilatoren an seine beabsichtigte Reise nach Oberschlesicn knüpften, und eS ist erfreulich, daß er trotz der gegenwärtigen gouverurnleutalen Haltung der polnischen Fraction nicht säuiule, k,e einzig zu lässige, für einen preußische» Minister freilich fast selbstver ständliche Folgerung zu ziehen: den Verzicht aus d»c geplante „Informationsreise." Nock erfreulicher wäre e«, wen» man in der Kundgebung de« „Reich-anz." den ersten Stritt
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