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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911209025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891120902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891120902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-09
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Nachrichten (6 gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Prtitzeile 40 Reklame » unter dem Redaktion-strich l4gk)palten> l./!. Familiennachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände iOgespalteni 20ü Olrästere Lcbnile» lani un'ereu, Prei». verzeichniß. Tabellarischer und Zifserniatz nach höherem Tarif. Anzeiger. Lrga» für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. ^426. Mittwoch) den 9. Deccmber 1891. «rtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörd»>rung 60.—. Mit Posibesörderung 70.—. Ännalsmeschluk für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr Morge ii-An-gabe: NachnnuagS 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen i« eine halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die t-rpetztttON z» richten. 85. Jahrgang. Amtlicher- Theil. Lekanntmachimg. Aus die für da- Jahr 1891 festzusetzende Dividende der Reichs- hankantheile wird vom 15. d. Mts. ab eine zweite halbjährliche Abschlagszahlung von ein und drei Viertel Procent oder 52 Mark 5V Pfennige kr den Dividendenschein Nr. 2 bei der Reichsbankhanpicasie In tzerlin, bet den Reichsbankhauptstellen, Reichsbankslellen, der kommanditr in Insterburg, sowie bet sämmllichen Reich-bank- rebenstcllen mit Casseneinrichlung erfolgen. Berit», den 5. December 1891. Ter Reichskanzler. In Vertretung: v. Boetttcher. Vie Äadtverordnetenwahlen. * Mitten in der Zeit der Vorbereitung zum WeihnachtS- scst ergeht der dringende Ruf an die Bürger unserer Stadt, daß sie wieder einmal den Gang zur Wahlurne unternehmen und eins ihrer wichtigsten politischen Reckte auS- üben sollen. Ack waS, so Horen wir Manchen auSrufen, jetzt, wo nach langer Zeit der Ebbe endlich einmal Aussicht ausBerdienst winkt, alle Kraft und Zeit zusammgenommen werden müssen, um die häuslichen und geschäftlichen Arbeiten zu erledigen, da soll ich mich in dieser notbwcndigcn und nutzbringenden Tbätigkcit durch die Wahl stören lassen ? Mögen Andere, die mehr Zeit dazu haben, wählen, auf meine Stimme wird eS nicht ankommen! Und trotz alledem ist ein solcher Stand punkt nicht zu rcchlfertigrn. Es sind die Stadtverordneten- wablen, welche auf daS Entschiedenste gerade dieses Mal an Leipzigs Bürgerschaft die Anforderung stellen, daß ungeachtet der augenblicklichen Unbequemlichkeit Keiner zu Hause bleibt, sondern daß eine möglichst große Wahlbeteiligung stattfindet. WaS ist cS, WaS in diesem Jahre die Stadtverordneten» Wahlen ernster und bedeutungsvoller als je macht? Wir sollten meinen, eS müßte eigentlich Jedermann darüber im Klaren sein, denn wer in den letzten Monaten sich nur einigermaßen um die öffentlichen Dinge bekümmert hat, der muß die Gewißheit erlangt haben, daß eS gilt, eine drohende, höchst unliebsame Ucberraschung von unserer guten Stadt abzuwehrcn. Da eS leider aber nur zu Biele giebt, die gleichgiltig in den Tag hineinlcben und in Folge dessen in Unkenntniß über daS bleiben, WaS um sie herum vorgebt, so bleibt nicht- übrig, al- immer und immer wieder diese Unwissenden und Gleiwgiltigen auf das Kerbholz zu nehmen und zu versuchen, sie zu besseren Menschen und Staatsbürgern zu machen. ES ist schon zu vielen Malen darauf hingewiesen worden, daß in Folge der Einverleibung der zahlreichen starkbevölkerten Bororte die Zahl der Wahl berechtigten eine weit stärkere geworden ist. Allein gegen daS Vorjahr zählt die Wählerliste über 6000 darin Eingeschriebene mehr und wir sind gegenwärtig auf die Zahl von 21 000 Wahl berechtigten angclangt. Nun ist ferner kein Zweifel, daß diese ganz bedeutende Vermehrung in der Hauptsache der Arbeiter devolkerung und damit der socialdemokratischen Partei zu Gute kommt. DaS ganze Jahr über sind die Leiter und die Presse dieser Partei leidenschaftlich bemüht gewesen, deren Angehörige in den neu zu der Stadt gekommenen Orten zur Erwerbung deS Bürgerrechtes zu veranlassen, und man braucht nur die jetzt aufgejtellte Wählerliste flüchtig in Einsicht zu nebmen, um den Beweis darin zu finden, daß jenen Be mühungen von Tausenden entsprochen worden ist. Wir sieben also der unabänderlichen Thatsache gegenüber, daß die früher so reichstreue und ordnungsliebende Bürgerschaft von Alt-Leipzig durch die Einverleibung von Lindenau, Plagwitz, Kleinzschocher, Connewitz, Thonberg und wie alle die Vororte heißen, von Elementen durchsetzt worden ist, welche gewohnt sind, hinter der rothen Fahne der socialdemo kralischen Umsturzpartei her zu maschiren. Auch wenn man nicht zu viel auf das Geflunker der socialislischen Preßorgane giebt, die ihre Leser bereits mit ausschweiscnden SiegeShofsnungea tractiren, so würde eS doch ein großer Fehler sein, den Ansturm, welchen die Socialdemokratie diese« Mal auf daS Stadtverord nelen-Collegium unternimmt, gering zu erachten. Wir haben schon daraus bingewiesen, welchen geradezu lächer lichcn Eindruck die socialdcmokratischc Eandidatenliste bcrvor- bnngt, die daS schier unglaubliche Ansinnen an die Bürger schaft Leipzig- stellt, lauter Handarbeiter, Kncipwirthe, Eizarrcnmacher rc. von dieser Farbe in das Gemeinde Eollegium zu wählen, jedoch die socialdcmokratische Arbeiter well pflegt blind und taub für solche Eindrücke zu fein sie folgt wie eine Hammelheerdc ihren Führern und wählt obne jedes Bedenken die ihnen bezeichnet«» „Gr »offen", auch wenn diese gar nicht aus dem geistigen Niveau lieben, das zur Ausübung eine« öffentlichen Ehrenamtes nöthig ist. Weil nun aber sicher darauf zu rechnen ist, daß die socialdemokratischen Arbeiterbataillone geschlossen bei der Staktverordnetenwabl aufmarschirrn, so ist der hierdurch unserer Stadtverlrrtung drobenden Gefahr nicht anders zu begegnen, als daß die Wahlberechtigten und Bürger der L rknung-parteien ebenfalls Mann für Mann am Wahl log sich ihrer Pflichten gegen die Gemeinde erinnern und ihr Wahlrecht au-üben. Eine Wahlbrtheiligung, wie sie i». Lause der Jahre daher stattsand, wobei etwa die Hälsie der Stimmberechtigten wählte, genügt diese« Mal au keinen Fall, sondern wenn die Socialdemokratie in dem Maße, wie eS zu wünschen ist, besiegt werden soll, dann müssen wir zu einem Brrhältniß wie bei den Reich-ragSwahlen zu ge langen suchen. Leipzig hat sich bis jetzt mit rühmlicher Kraft »nd AuS dauer bei allen politischen und Gemeindewahlen der socialistischen Springfluth zu erwehren gewußt In die Haud seiner ord nungsliebenden Bürger ist es gegeben, daß trotz der ungünstiger gewordenen äußeren Verhältnisse auch bei den bevorstehenden Staktverordoeteuwablen der rothen Umst.irzpartri da« gleiche wohlverdiente Schicksal bereitet wirb. Möge am Wahltag, den 15. December, kein Bürger, dem daS Wohlergehen unserer lheueren Stadt am Herzen liegt, von der Wahlurne fern Leipzig 9. December. * An dem gestrigen letzten parlamentarischen Diner bei dem Reichskanzler »ahmen die Minister Herrsurth, Schilling »nd v. Berlepsch, die UnlerstaatSsccretairc Aschenborn und v. Weyrauch, Abgeordnete aller politischen Karteien (mit Ausnahme der Socialdemokraten) und der Professor vr. Delbrück Theil. * Wie die „Nationalliberale Correspondenz" hört, wird in allernächster Zeit dem Reichstag auch noch ei» Sonder- bkommen zwischen Deutschland und den Ver- inigte» Staaten von Nordamerika vorgelegt werden, wonach gegen die Gewährung der in dem deutsch österreichischen Handelsvertrag herabgesetzten Gelreidezölle unserer Zuckcr- industrie gewisse Vergünstigungen zugesichert werden. Be kanntlich ist die Frage deS McistbcgüiistigungSvcrhältnisscS mit Nordamerika eine etwas zweifelhafte. * Die Börsen an träge werden erst nach Neujahr im Reichstag zur Berathung kommen. Es scheint, daß die Re gierung einen Aufschub wünschte, um ihrerseits zu der An gelegenheit Stellung nehmen zu können. * Die Verweisung der Handelsverträge an eine Commission wird in Äbgeordnelenkreisen für wahrscheinlich gehalten. * In der vergangenen Woche ging die Mittheilung durch die Zeitungen, daß Dclegirte deS Ausschusses des deutschen HandelStages in Sachen der in Berlin zu veranstaltenden Ausstellung mit Vertretern der Staats- und Rcichs- behörden berathcn haben, daß die Abhaltung der Ausstellung im Princip allseitig gebilligt worden sei und daß man sich für eine internationale Ausstellung entschieden habe. Ausschlag gebend sei daS Urtheil deS Geh. Eommerzicnratbs Krupp in Essen ewescn, der eine Betheiligung »n großartigen Maßstabe in Ans icht gestellt habe, wenn die Ausstellung einen internationalen Charakter erhalten sollte. — Zu dielen Mittheilungen sind die „Berliner Politischen Nachrichten" in der Lage, Folgendes zu bemerken: Daß Mitglieder vom Ausschüsse des deutschen Handrl-tageS nach der Sitzung desselben, in welcher über die ÄuSstellungSfrage bcrathen wurde, als „Dclegirte" mit Reich«- und StaatSbrhörLen über diese Frag» verhandelt haben sollten, ist schon um deswillen falsch, weil von dem Ausschüsse weder ein solches Mandat auSgegebcn worden ist, noch Dclegirte ernannt worden sinv. Ferner ist vollkommen aus der Lust gegriffen, was in Bezug auf den Geh. Com- merzienratb Krupp in Essen gesagt worden ist; denn wir können aufs Bestimmteste versichern, daß derselbe sich zu der ÄuSstellungSfrage überhaupt noch nicht geäußert hat. * Wie die „A. R. C" erfährt, befindet sich ein Gesetz entwurf, betreffend Regelung des Schutzes der Brief tauben, in Vorbereitung. Man glaubt, daß der Gesetz entwurf noch in dieser Session dem Reichstage zur Beschluß fassung zugcben wird. * Ter Vereinigte Staaten Ackerbau-Minister ist osficicll seitens deS Auswärtigen Amtes davon in Kenntniß gesetzt worden, daß mehrere Sendungen von amerikanischem Schweinefleisch, ohne mit seitens deS Ackerbau-Ministeriums ausgestellten Jnspections-Ccrtificaten versehen zu sein, in Deutschland eingetroffen sind. Die betreffenden Sen dungen seien infolge dessen von den deutschen Zoll-Beamten zurückgewiesen worden. Der Ackerbau-Minister macht an läßlich dieser ihm gewordenen Mittbcilung abermals darauf aufmerksam, daß kein amerikanisches Schweinefleisch in Deutsch land eingelassen wird, wenn dasselbe nicht mit dem Stempel und dem JnspectionS-Certificat de- Ackerbau-Ministeriums versehen ist. * Dem bekannten Großindustriellen und ReichStags- abgeordncten Frhrn. v. Stumm ist durch CabinctSordre vom 18. November gestattet worden, sich in Zukunft „Freiherr v. Stumm-Halb erg" zu nennen. Halberg ist, wie die „Magd. Z." berichtet, ein Rittergut im Kreise Saarbrücken, das Herr v. Stumm erworben hat und auf dem er seit Jahren meist wohnt. Vor einiger Zeit ver lautete, daß er damit beschäftigt sei, ein Fideicommiß zu errichten. Die NamenSerweitcrung läßt darauf schließen, daß er diese Absicht mitlerweile auSgefuhrt hat. (Wie erinnerlich, wurde auch dem Minister Lucius nach Errichtung eines FideicommisscS gestattet, sich statt des Namens „Freiherr v. Lucius" deS Namen« „Freiherr Lucius v. Ballbausen" zu bedienen.) Der Geh. Commerzicnrath Stumm wurde 1888 von Kaiser Friedrich mit dem Areiherrntitel ausgezeichnet; gleichzeitig erhielten auch seine beiden Brüder diesen Titel. * Nach Mitthrilungen des Ingenieurs Proksch, welcher im Aufträge der Interessenten die Vorstudien für den Bau der Eisenbahn, dir ihren AuSgangSpunct in Bagamoyo nebmen soll, an Ort und Stelle gemacht hat, erscheint das Project wegen zu großer Kosten unausführbar. * Aus Altenburg wird uns vom 8. December geschrieben: Heute Nachmittag b Uhr wurde die 3. öffentliche Sitzung de- LandtagS abgehalten. Zunächst wurde bekannt gegeben, da» Hoheit der Herzog den an erster Steve vorgeschlagcnen bisher, Mce.Präiidenten Herrn Oberbürgermeister Oßwald-Bltenburg als Landschaft-Präsidenten bestätigt hat, worauf derselbe sein Amt mit einer terntgen Ansprache antrat. Noch dem Vortrage aus der Registrande, erstattet vom LandschoftSsyndicuS Justizrath Große, wurde die Wahl deS Bice.Prisidenten vorgenommc» »nd als solcher Herr Geh. Regierung-rath Landrath Gersieabergk-Roda gewählt. Ten Berichten der Wahlpriisung-commission folgten solche der Finanzcommission. Der Sem rinde Reichstädt wurden zu den Kosten de- Neubaues der Sprottenbrücke 1500 ed und der Gemeinde Wilch- Witz zu den Baukosten einer Brücke über die Pleiße 3000 al- siaatlicher UnterstützungSbeitrag gewährt. zogen, der BundeSpräsident Welti hat seine Ent lassung gegeben. Die Enilassungnabme des BundeS- präsidenien, gleichzeitig des ChesS des eidgenössischen Eisen bahn- und PostdepartemcntS, ist der Bundesversammlung mitgetheilk worden, nachdem alle bisherige» Versuche, diesen Einschluß rückgängig zu macken,gescheitert sind. Einen besonderen Anstrich erhält dieAngclegcnbeil durch denUinstand.daßWcllivor 25 Jahren von der Bundesversammlung als BnndcSralh gewählt worden ist, als welcher er stets eine hervorragende Rolle spielte. Wie verlautet, würde gelegentlich der demnächst erfolgenden periodischen Wahl eines Präsidenten der Eid genossenschaft seitens der Bundesversammlung ein letzter Schrill bei Welti versucht werden, um denselben zum Bleiben im Amte zu bewegen. Dr. Wclli hatte sich für die Verstaatlichung der Centralbalm ganz besonders eingesetzt, er batte die Verhand lungen geführt, die Acticn deS schweizerisch-deutschen Syndikats ans Widerruf gekauft, und inverschiedenenVersamnllnngcn war er in wärmster Weise siir den Ankauf der Bahn eingclrcten. Seine letzte in Basel gehaltene Rede war ein nicislcrkastes Plaidoyer für die BerstaatlichungSivec, und wenn irgend ciwaS hätte einen Umschwung der Gesinnung hcrbeisiihrcn können, wäre cS die mit Ziffern belegte Rede Wclti'S ge wesen. Die Gegner der Vorlage ließen sich jedoch von anderen Erwägungen, nicht von denen der Nützlichkeit leiten, und so kam eS zur Ablehnung. Welti zieht die Folgerungen a»S dicseni Volum, und eS ist kaum aiiziinchmcn, daß die unternommenen Schritte wegen Rücknahme der Demission einen Erfolg aufwciscn werden, wenn er auch eine bestimmte Antwort auf beute verschoben hat. * Tie Bndgetberathnng im schweizerischen National- rathe ist bereits beendigt. Die Einnahmen sind auf 69 »35 000 Franken, die Ausgaben nach Redncirung der Bauten und deS MilitairctatS ans 8t 766 300 Franken festgesetzt. DaS Deficit berechnet sich demnach auf l2 73l 300 Franken. * Die vom schweizerischen Mililairdcpartcmcnt ge forderten Creditc für die KricgSdereitt'chasl betragen ca. 7 Milli oncn. Für die projcetirten Befestigungen in Wallis werde» vorläufig noch keine Creditc verlangt, da hierüber noch weitere Studien gemacht werden sollen. Infolge des tadelnden Gutachtens der ^italienisch afrikanischen Commission über die durch die Generale Baldissera, Coffato und Orcro anbesoblene Beseitigung von acht Verräthcrn obne vorhergehendes Kriegsgericht jollcn die drei Osficiere, einem Gerüchte zufolge, vor einen KriegSrath von fünf CorpScommandantcn geladen werden. Das Vor ehen der drei Osficiere wird jedoch in mit den colonialen erhältniffcn vertranten Kreisen gebilligt. * Der Beschluß der französischen Kammer, den Berg euten in Monthicux 50 000 Frcs. zu bewilligen, scheint noch manche Schwierigkeiten im Gefolge zu haben. Der Köln. Ztg." wird darüber geschrieben: Man mochte doch nicht ganz offenbar einer Arbeitergenossenschaft staatliche Mittel zur Führung eines genossenschaftlichen Betriebes bewilligen und gab also die Gelder unter der Firma „Unterstützung eines NothstandeS". DaS Syndicat I,n ölino aux Lliuours" hatte nichts Eiligeres z> thun, als mit einem Acte der Unduldsamkeit zu ant Worten und alle Bergleute, die nicht dem Svndieat an gehören wollen, von der Arbeit in der nunmehr ihm ge hörenden Mine selbst dann auSzuschließcn, wenn sic vorder auf diesem Werk gearbeitet batte». Diese dagegen berufen sich darauf, daß die Kammer das Geld zur Abstellung eines NothstandeS unter den Bergarbeitern von Montbicux be willigt hat, und verlangen ihren Anthcil. Wird diese ganz natürliche Forderung bewilligt, so bekommen aber die Leute von der,Hlino nur lUiuvur»" nicht ihr BctriebScapital, und der Zweck der Bewilligung ist dann verfehlt * Die französische Deputirtenkammer hat drei aus gedehnte Sitzungen nach einander der Erledigung deS Colonialbudgetö der französischen Republik ge widmet — Beweis genug, wie ernst man in Frankreich daS coloniale Thema nimmt, und wie wenig dort der von oben herab absprecbcnde oppositionelle Dilettantismus in colonialen Dingen Spielraum findet. Nur die Qucrköpfe der äußersten Linken, fanatische Schwarmgeister, die von Niemandem ernst genommen werden und welche in ihren seltenen lichten Augenblicken sich selber nicht ernst nebmen wagten sich mit der Behauptung hervor, daß das fran zösische Volk keine kolonisatorischen Fähigkeiten habe »nd deshalb bester thue, aus colonialpolitische Lorbeeren zu vcr zichten. Unter dem Beifall der ganzen Volksvertretung wurde dieser Standpunct von dem Berichterstatter, übrigens einem gewiegten Kenner der französischen Colonialverbält nifse, als paradox mit allem Nachdruck bekämpft, und eS im Gegentbcil als einer der höchsten Rnl'incStitc! Frankreichs bezeichnet, in den überseeischen Regionen des Erdballs die civilisatorischc Initiative unter colonialem Banner ergriffen zu haben. Nicht minder entschieden sprach sich der UnterstaatSsccrctair des colonialen Ressorts dahin * Wie aus Wien berichtet wird, hat der uun bekannt gewordene Inhalt deS deutsch-österreichisckcn Handels vertrags in allen dortigen Kreisen eine freundliche Aus nähme gefunden. Großes Gewicht legt man bezüglich der nadme gesunden, lvroyes (»ewimr legt man dezuglich der Hebung de« Verkehrs auf die daS Eisenbahntarifwesen betreffenden Bestimmungen, an welche sich mit Rücksicht au die in Aussicht gestellten gegenseitigen Erleichterungen und aus die zugesichertc gleichmäßige Bern Erwartungen knüpfe». * Die Verwerfung de« Ankäufe» der schweizerischen Centralbahn hat ganz unvorhergesehene Folgen nach sich ge V de» an erster Steve vorgeschlägenen bisherigen aus, baß Frankreich rur Behauptung seiner sämmtlichen colonialen Errungenschaften fest entschlossen sei, und weigerte sich, die von anderer Seite verlangte Verpflichtung ein;»- geben, wonach Frankreich auf jede künftige Erweiterung seiner colonialen Machtspbärc verzichte. Im Einzelnen erscheint bcmerkcnSwerth, daß die ehemals so überaus gereizte Stim mung wegen TonkinS entschieden im Rückgänge begriffen ist. Selbst die Radikalen stellten diesmal ihre Philippiken gänzlich ein, und mit3l> gegen nur 67 Stimmen sprach die Kammer den Entschluß aus, die Stellung Frankreichs in Tonkin scstlialteii zu wollen. DiescErklärung dürfte vonNiemandcm mit größerer Gcnugtbnung als von Herrn JuleS Ferry entgegcngenonimcn werden, dem „Tonkinescn", dessen Rebabilitirung bei der öffent lichen Meinung immer sichtbarere Fortschritte macht. Auch daS Vorgehen der französischen Colonialpolitik im westlichen Sudan, mit dem Ziel der Einbeziehung der TsadsccS stimmt Umgebung in die französische Machtspbärc, wurde seitens der Kammermehrheit ausdrücklich gut geheißen. ES scheint hier^ nach nicht, als wäre Frankreich den colonialen Unter nebmungen trotz der enormen Opfer, welche sie dem Lande an erlegen, so abgeneigt, wie c» der Fall sein müßte, wenn der politische Radikalismus unserer westlichen Nachbarn von keinem besseren Schrot und Korn Wäre als der unsere. Im Grgenthril, gerade der RadicatiSmuS tritt in Araukretch au« Ueberzcugung für die Pflege und Förderung der colonialen Interesse» cm. überzeugt wie er ist, daß ein ausgedehnter Colonialbcsitz mächtig zur Entwickeln»,; kcS Selbstgefühles, der Tbatkrast und Opfcrsrendigkeit der Nation beitragt. * Die französische Tcpntirtcnkammer setzte die Be rathung deS Marine Etats fort. Ter Marincininister Barbey wieS die Beinängelnngen verschiedener Redner zurück: die Marine beginne Aant den bewilligte» Mitteln de» maritimen Streitkrästcn anderer Staaten ebenbürtig zu werden. Vvn de» seitens deS Tcpntirten Brisson gemachten Vorschlägen werde er die iinn nützlich erscheinenden annehmen. TaS Programm für die Neukonstruktion befinde sich in rege fortschreitender Verwirklichung: in Bezug auf die Fabr cschwindigkcit seien erbeblickc Fortschritte gemacht worden, ^cr Minister schloß, die französische Marine werde im Jahre >892 ei» snhmarincS Torpedoboot answciscn können, aö allen bekannten Constrnctioncn überlegen sei, wie die clbc schon gegenwärtig schncUfcucrnde Geschütze besitze, die alle bisherigen Systeme überträscn. * Mit der Ncnbildnng deS rumänischen Mini- eriumö wurde nicht General Florcscn. sondern LaSkar Cat arg in betraut, welcher dein .Könige seine Anträge noch nicht unterbreitet hat. Es dürfte also wiederum ein con crvativcS Cabinct gebildet werden, daß jcdock Mitglieder der Richtung Verliesen-Blarcinbcrg nicht enthalten wird. Catargiu will erst mit der parlamentarischen Mehrheit, und das ist die konservative Gruppe. Rücksprache nehmen, zu welchem Zwecke vorgestern Abend eine Versammlung derselben lattsindcn sollte. * Nach einer Blättcrinelkniig auS London ist in Kon stantinopel ein Militaircomplot entdeckt worden, welches die Absetzung deS Sultans bezweckte. Mehrere Adjutanten deS Sultans wurden verhaftet. ^ In den letzten chinesische» Nachrichten finden sich einige llnklarhcitc», die mit Hilfe der gewöbntichc» Oricn tirungSinittcl sich nicht ansllären lassen. Es ist dieselbe eine Zuschrift an die „Naiional-Zcilnng", welche diese von einem zenanen Kenner CbinaS erhielt, von Belang. Derselbe schreibt: t) New Tschwang ist nich! Tientsin, wndern der Vertrags- Hasen ?)ing-hc-st»l jn der Nmdostecke des Gelben Meeres, an der Mündung des Lian-Ho, in der Provinz Sching-king,Mandschurei'. Die von dort kommende» Nachrichten, die den .Nanips bei Mufde» belressen, haben mit de» Vorgängen, die ans Peking resp. Tientsin berichtet werden, »icht-s zu tbn». 2) Der Schauplatz der letzteren ist die Provinz T sch i I i resp. der nördlich davon gelegene Tbril der Mongolei. Wie cS hier steht, ist »och ganz unklar. Beide Schauplätze müssen durchaus unter- chieden werden. Die von Li Hnng Tjchnng entsendeten Truppe» haben mit der Bekämpfung des Aufstandes in der Mandschurei (bei Mnkdcn) nichts zu schassen. Mnkden ist vv» der Grenze der Provinz Ti'chili bei Schan- bai-kwan ea. 50 deutsche Meilen, Schau bai-kwan von Tientsin, dem Sitze Li Hung - Tschang's, einige :tO Meilen entfernt, macht zu- amiiien 80-!-» Meilen oder 30 Tagemarsche. 3) Wohin Li Hung-Tichang seine Truppe» geschickt hat, ist noch ganz unklar. Als Sitze des Nnsslandes in seinem Bereich iTschili und nördlich anschließender Verwaltung-sbenik der Mongolei' wurde» bis jetzt Schan-hai-.ywan-FeeIwl (Tschaiig-te-sn mit kaiserlichem Palast »nd Jagdrevier', sowie Si»a»-Hoa >a» der Straße »ach .ü»>ga»> genannt, was die Ausbreitung des Ans'landes im ganzen Norden, vom Gelbe» Meer bis über das Naiikoii'Gebirge biiiaus bedeute» wnrde. Bis zum Zergehen des Eises, d. l>. cuva bi.- Mille März, beruht also die Sicherheit des diplomatischen Eorps in Peling »nd der Evnsnln in Tientsin, sowie der europäischen Eolonien an beiden Orten lediglich auf Lern Schutze, de» die chinesische Regierung resp. Li Hung - Tschang , der General - Gouverneur der Provinz Tschili, gewähren können oder wolle». Sollte es an der Macht oder dem Willen fehlen, jo wäre für die Europäer dort nn ein Entkommen während des Winters nicht zu denken. Aus Li Hung-Tschang vor Allen kommt es an. Wäre inan seiner nicht sicher, so müßte er durch Versprechungen geködert oder durch Drohungen gcnöthigt werde», g. B. da» man i»m seine Flotte <die „nördliche Flotte'') nehmen ober zctjlörc» würde, die ihm viele Millionen gekostet hat und ans Herz gewachsen ist. — Dabei ist noch unbekannt, wo eigentlich das aueli genannte Takn liegt, und gerade die- scheint der wichtigste, weil vß'enbar zunächst an Tientsin gelegene Ort zu sein, weil gerade dorthin zuerst Truppen entsendet sind. Ware das an der Mündung deS Peiho liegende Taku in Händen der Rebellen, so wäre der Zugang z» Tienlsin Vvn der See auch dann gcjährdet, wenn der Peibv noch nicht gefroren sein sollte. Letzteres scheint aber bereits der Fall zu sein, da neulich schon be richtet wurde, daß die Schisssabrt geschlossen sei. Inzwischen haben die Wirren in ter Mongolei bc reitS die selbst durch die HungcrSnoth nicht zu bändigende Eroberungssucht der russischen Chauvinisten an geregt. Der „Sswct", um ein Beispiel anzusübrcn, bcsür- wvrlet die Vorrückung der russischen Grenzsteine vom Svjan Gebirge in südlicher Richtung bis zn dem in der nördlichen Mongolei gelegenen Tannn-Gcbirge. Erst dort finde sich eine Kette chinesischer Wachtposten. Auch sei ter Kamm tieicS Gebirges die „natürliche Grenze" zwischen beiden Wackt- gcbietcn aus dieser Strecke. * Nach weiteren Mittlicilungc» über die Bewegung in Brasilien, welche indessen der Bestätigung noch bedürfen, waren die Ruhestörungen viel bedeutender, als zuerst gemeldet. In fast allen Orten bat ein Ausrukr statt gefunden. In Rio de Janeiro wurden etwa 300 Personen verwundet; in San Panlo betrug die Zahl der Tobten l50, in Rio de Janeiro wurden 50 Franzosen, welche gegen Fonscca nianisestirlen, angegriffen und 12 derselben aetödtet. Fonscca ließ etwa looo seiner Gegner ge sangen setzen und zahlreiche summarische Hinrichtungen voll zilhen. — Nack, einer durch Fernsprecher gemeldeten Depesche deS „Rcuterschcn BurcauS" aus Rio de Janeiro vom 8. d. M. wird die Lage im Staate Rio de Janeiro eine kritische Die einander gcgciiüberstcbcndcil Parteien be waffnen fick. Ter Gouverneur Carlclla hält sich tapfer um Niclhero. Die Aufständischen vraanisircn eine provisorische Regierung, als Führer wurde Parlwba gewählt, dieselben organisircn eine Slreilmackt, um Nictbcro anzngreiscn. Die Centralregicrung verhält sich tbrilnabmloS. * AuS Peking wird gemeldet: Tic kaiserlichen Truppen sind nach einem Kampfe, welcher mit einem Siege der selben endete, in der Richtung nach Chao-Hang vorgerückt. Die Niederlage der Aufständischen wird ferner als sicher an gesehen. Die Letzteren seien überall umzingelt.
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