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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911212021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891121202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
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Abormement-vreis d> d« -auptexveditton oh« den t» 1 bezirk uad den Vororten errichtete» Aus gabestellen abgeholi: vierteljährlich ^S4ch0. bei zweimaliger täglicher Zust«llu»g t»< hau« Ü.Ü0. Durch die Post bezogen fär Leusschland und Lesterreich: vierteljährlich >4 L—. Direcle tägliche Lreuzbandjenduilg i»t Ausland: monatlich 2.—. LteMorgen-Ausgabe erschein, täglich '/,7Uhr, dt« Abend-Ausgabe Wochentags ä Uhr. vedaclion unt Lrpeditioa: AohauueS>aGe 8. Die Expedition ist «nunterbroche» g» öffnet von früh S bi« LbeudS 7 Uhr. Filialea: VN« M««»'« Lorti«. (Alfretz Htth»), Uaiversitätsswaße 1, Lout» Löscht. tathariuenstr. 14. Part, und KöntgSplaH 7. Druck u»d Verlag von E. Potz tu Leipzig Abend-Ausgabe. nWM„TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnfertionSpe 8166 Morgen-Ausgabe: die 6gr< »eile 20 Reel amen unter de. , . strich ^«geipalteal S0>j, vor den'P''^" Nachrichten (Ügeivallen) 40-L Ge- Bdend-Ausgabe: die 6 gespaltene Prtttzev.c 40 Reklamen unter dem Redactionsstnch l-lge>vallkn I ./l. Familiennachrickien und 2!.zeigen verlorener lande lLgcipalten) 20^. Gröbere Schritten laut unserem Pre>s- vcrzeichniß. Tabellarncher und Zifiernsatz nach höheren» Tarif. chptra-Verlagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuag >t 6V.-. mit Postbesörderaug 70.—. ÄnnalMeschlnß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 lltzr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr Lei den Filialen ,»»d Annahmestellen ;e rin« halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an drr vrprdtti«» zu richten. ^432. Sonnabend den 12. December 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 13. December, Vormittags nur bis S Uhr gchsfilec. I xpi slltlnn «los I-elp/.lxer l'Lxeirltttte«. Die Lla-toeror-neten-Wahlen. * Wir haben in unseren bisherigen Artikeln über die bevorstehenden Stadtverordnetcn-Wahleu immer darauf hin- gewiesen, daß c- in der Hauptsache daraus ankommt, in den weiten Kreisen unserer Bürgerschaft die Ucberzeugung von der unbedingten Nothwcndigkeit einer lebhaften Wahl- betheiligung zu erwecken. Je mehr eine Partei in Be tracht kommt, die sicher daraus rechnen kann, daß ihre Angehörigen Mann für Mann an die Wahlurne eilen und sich dabei durch keine Unbequemlichkeit abhaltrn lassen, um so mehr tritt auch an die OrdnuagSparteien die Ver pflichtung heran, diesem Beispiele zu folgen und ihr unbedingt vorhandenes numerisches Uebergewicht zur Geltung zu bringen. Tie Zeiten, wo man cS einer Minderheit von Burgern über lassen konnte, die Arbeit drr Ergänzung des Stadtverord- ilklen-EolleginmS zu vollziehen, sin) unwiederbringlich dahin — beute heißt eS zahlreich und wachsam auf dem Posten zu sein, wem, nicht die gemeinsame Sache aller sried- und ordnungs liebenden Bürger Schaden erleiden soll. Wir verkennen nicht, daß sich zu dem Maugel an Wähl est» innerhalb der Ordnung-Parteien auch äußerliche Schwierigkeiten hinzusügen, die es vielleicht Manchem, der gern seiner Pflicht genügen will, die- nur unter persönlichen Opfern ermöglichen. Dazu gehöre» in erster Reihe die großen Entfernungen, welche viele Wähler bis zu ihrem Wahl- lecal zurückzuleaen haben. Wir haben von vornherein eS als einen großen Uebelstaiid angesehen, daß für die gesammtc Wähler schaft von weit über 20 000 Personen im Ganzen nur acht Wahl locale eingerichtet worden sind, so daß auf jedes Wahllokal fast 3000 Wahlberechtigte entfallen. Faßt man in da« Auge, daß für die Wahlhandlung nur ein einziger Tag anberaumt ist, während früher für die Stadtverordneten Wahlen zwei und iogar drei Tage angcsetzt waren, und muß man sich ferner darauf gewärtig machen, daß dieses Mal vielleicht zwei Drittel der Wähler von ihrem Rechte Gebrauch machen, so kann man schon ungefähr ein Bild davon gewinnen, welcher Andrang in den einzelnen Wahllocalen entstehen wird, zumal da die Wablbetheiligung sich nicht gleichmäßig auf die einzelnen Stunden zu verlheilen pflegt. Aber die hieraus hervorgebende, für ältere und schwäch liche Personen besonder- fühlbare Unbequemlichkeit ist es nicht allein, welche sür den Wahlsieg der Ordnungsparteien als ein nickt förderlicher äußerer Umstand angeseben werden muß, sondern daS mit den schon betonten weiten Entfernungen zu den Wahllokalen für Biele verbundene Opfer an Zeit ist cS rornehnilich, waS hinderlich in die Waagschale fällt. Ver schiedene uns zugegangene Zuschriften lasten nach dieser Richtung hin keinen Zweifel. So schreibt uns ein Wahl berechtigter aus dem OrtStheilr Eutritzsch: „daß Bororte, wie der »nseriae, mit 10000 Einwohnern nach Gohlis wählen gehen sollen, ist eine etwas starke Zumuthung. Angestellte, wie Schreiber Dieses, gehen früh an ihre Be schäftigung, haben Mittag« l—l'/« Stunde Pause und davon benutze ich t Stunde, um meiner Wahlpflicht zu genügen. Urlaub dazu zu nehmen, bei. solchen zu erbitten, kann ich meinem Ches m belebter Geschäftszeit nicht zumutben. In unserem neuen RathhauS ist gewiß genügender Raum zu einem Wahllocal und die dazu nöthigen Personen würden sich wobl auch finden. Solche- Sparen kann sich einmal bitter rächen." Ter Mann, der da- schreibt, hat gewiß Reckt, und in seiner Lage werden sich Tausende befinden. Wir baden im Augenblick nicht volle Kenntniß darüber, ob eS, wie uns versickert wird, begründet ist, daß die Bestimmung binsicktlich der WablkreiSeintheiluiig und^ der Zahl der Wakllocalc durch OrtSslatut gegeben sei. Sollte das in ver Tbal der Fall sein, dann empfiehlt cs sich nach unserem Tasürbalten bringend, daß nach Maßgabe der hervorgetretencn Bedürfnisse und gemachten Erfahrungen das OrtSslatut ent sprechend geändert wird. Es müßte'daS Bcrbältniß wie bei den RcichsiagSwablen zu Grunde gelegt werden, wo auf 20 000 Wahlberechtigte inindestens 3o Wahllocalc entfallen. Für diese« Mat läßt sich freilich die Sache nickt mehr ändern, wir müssen uns niit der getroffenen Wahl- Irelseintbeilung und den acht Wahllokalen begnügen und die dadurch bedingten Unbequemlichkeiten schlechterdings mit in Kauf nehmen. ES wird sich sür Diejenigen, die über ihre Zeit frei verfügen können, dringend cnipseblen, daß sie zur Stimmenabgabe schon die ersten Vor mittagsstunden benutzen Die Wahlhandlung beginnt nm 2 Ubr LormittagS und wird ununterbrochen bis 0 Ubr Nach mittag« fortgesetzt Ter größte Andrang seitens der Aibeitcr- bevölkeruug wird jedenfalls in den Mittagsstunden erfolgen. Wen» in der obengedachten Zuschrift gesagt ist, cs werde Schwierigkeiten haben, zur Ausübung des Wahlrechts die CbesS der Geschäft-firmen um einen kurzen Urlaub zu bitten, so möchten wir da« nicht unbedingt glauben. In den allermeisten Fällen wird eS wobl angänglick sein, wenn die wahlberechtigten Angestellten entweder am Mittag sich eine balde oder ganze Stunde zu dem gedachten Zweck trüber ent fernen oder etwa« später wieder im Geschäft rintreffen. Wir irauen unseren GeschästSinbabern und Arbeitgebern so viel Patriotismus zu. ein solches kleines Opfer zu bringe». Bei nur einigem guten Willen wird die Angelegenheit zu beider seitiger Zusriedenbeit zu erledigen sein. In Betreff der »n Staat« und Eonimunaltienst an^estellten Beamten ist dies-« Berhältuiß überhaupt unseres Wisse»- so geregelt, baß ihnen zur Abgabe ihrer Stimmzettel die nöthige Zeit ein- geräumt wird. Wenn wir also vorstehend aus verschiedene Schwierigkeiten hmgewiesea haben, mit denen die Ordnung-Parteien bei der bevorstehenden Stadtverordnetenwabl kämpfen müssen, so können wir doch auf keinen Fall einraumen, daß diese Hinder nisse nicht zu überwinden sind. Auch die Socialdemokratcn »nd davon betroffen, aber sie finden gewiß Mittel und Wege, ihnen zu begegnen. WaS aber die Socialdemokraten fertig bringen, da« muß auch den Ordnung-Parteien möglich ein. Für sie gilt am nächsten Dienstag die Parole: Alle Mann an Bord! Leipzig, 12. December. * Der Handelsvertrag mit der Schweiz ist dem BundeSrath nunmehr zugegangen. Tie Berathung in den Ausschüssen soll heute, die im Plenum Montag stattfinden. An diesem Tage wird dann auch die Borlegung an den Reichstag erfolgen. In maßgebenden Kreisen de- Reichstage« besteht die Annahme, daß die Berathung der Handelsverträge bis Mittwoch dauern werde und in diesem Falle die zweite Berathung vor Weihnachten nicht slattsinden könne. * Die im Reichstag eingebrachtc Interpellation v. Stauffenberg-Sieale bringt einen seit tanger Zeit schmerzlich empfundenen Mißstand zur Sprache, nämlich den überaus mangelhaften Schutz des literarischen und künstlerischen EigeulhumS. In der neuen Aera der Handelsverträge ist eS durchaus zweckmäßig, daß auch auf diesem Gebiet die Beseitigung von Mißbräuchen und Unbilligkeiten, von unberechtigter Ausbeutung des geistigen und künstlerische» Schaffens ernstlich in« Auge gefaßt wird. Ver treter sämmtlicher Parteien außer de» Socialdemokralen haben die Interpellation unterstützt und daS beweist schon, wie allseitig daS Vorhandensein von Mißständen auf diesem Gebiet anerkannt wird. Die Interpellation weist insbesondere auf die mangelhaften und unsichern Rechtsverhältnisse hin, welche gegenwärtig in dieser Beziehung mit den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie mit Oesterreich-Ungarn bestehen. Eine allgemeine Prüfung und Reform unserer zum Schutze de- geistigen EigcntbumS bestehenden Abmachnnacn mit aus wärtigen Ländern wäre sehr erwünscht. Die Interpellation hat folgenden Wortlaut: Der Schutz der deutschen Urheberrechte an Werken der Literatur und Kunst tu außerdeutschen Staaten ist nach dem bet-ehende 11 Zustande uoch ein sehr mangelhafter. Nach zwei Richlnugen ins- desondere bestehen schwere Mißstände und Gefahren, welche eine Abhilfe dringend erheischen. I. Tos neue Copyright-Gesetz der Bereinigten Staaten sichert allen Ausländern den gleichen Schutz wie den Amerikanern zu, sofern die betreffende Regierung den Nachweis erbringt, daß die Amerikaner ebenso wie die Angehörigen des betreffende» Staates behandelt werden. Die Regierungen von England, Frankreich, Bel gien und der Schweiz baden diesen Nachweis erbracht und ist das amerikanische Gesetz in Folge dessen mit dem Tage seiner Berkündi- gung aus die Angehörigen dieser Staaten sür anwendbar erklärt worden. Eine gleiche Erklärung ist bis jetzt bezüglich des Deutschen Reiches nicht erfolgt, und die deutschen Urheber sind in Folge dessen in Amerika vollständig schutzlos. Di« schwerwiegenden Interessen der deutschen Urheber, des deutschen Buch-, Kunst-, Musikalien- und Kartenverlags verlangen eine baldigste Bcnderung dieses Zustandes. II. Auch die literarischen Rechtsverhältnisse zwischen Deutsch- tand und Oesterreich-Ungaru, welche, da Oesterreich.Ungarn der Berner Uebereinkunst noch nicht beig«>reten ist uad ei» Litera» vertrag zwischen beiden Staaten noch nicht besteht, zur Zeit lediglich durch tz. «2 des Reichsgesetzes vom 11. Juni 1870 und durch 8. 2t des Gesetzes vom 9. Januar 1876, sowie durch Artikel 38 und 39 des österreichischen Patents vom 19. Lctober 1846 geregelt sind, erweisen sich sür die Interessen des deutschen und österreichischen Buch handels at« durchaus unzureichende. AuS diesen Gründen stellen wir an den Herrn Reichskanzler die Frage: 1) Gedenkt die Reichsregierung die Bedingungen de« ameri kanischen Gesetzes für die Anwendung desselben auf deutsche Reichs- angehörig« zu erfüllen und wird sie dem Reichstage eventuell hier- über eine Vorlage mache»? 2) Gedenkt die Reichsregierung den Abschluß eiues Vertrags mit der öslerreichisch-ungarischen Regierung anzubahnei:, durch weichen den bestellenden Mängeln abgeholsen und insbesondere die Ausdehnung deS Urheberschutzes auf die gelammte österreichisch-ungarische Monarchie herbeigesührt wird? * Angesichts der übermäßigen Beschleunigung, mit welcher jetzt über eine wichtige Wendung unserer Zoll- und Handelspolitik entschieden wird, ist vielleicht die Erinnerung am Platze, daß da« Zolltarifgesetz vom Iabre 1879 im April im Reichstag eingebracht und die Schluß abstimmung trotz fast ununterbrochcr Beratkungen erst am 12. Juli vorgenommcn wurde. Die Zollgesetzberatbnugcn im Iabre 1885 dauerten von Februar bis Mai, die vom Jahre 1887 von Ende November bis Ende December. Auch eine Erinnerung an die Mehrheit-verhält nisse bei de» früheren schutzzöllncrischen Tarifzesctzeii ist im gegenwärtigen Augenblick von Interesse. Der Zolltarif von >879 wurde mit 2l7 (Conservativc, Eentrum, wenige Nalionallibcrale) gegen ll7 Stimmen angenommen; da« Zollgcsctz von 1885 mit 199 (Conservative, Ccntrum. die Halste der National- liberalen) gegen 105, daS Zollgescy von 1887 mit 203 tEonservativc, Ccntrum, ei» Viertel der Nationallibcralcn) gegen 116 Stimmen. * Eine Berliner Mittbeitung de« „Pester Llood" hatte die bekannte Tbatsachc, daß dir Ansange der Handelsverträge aas die Robnstockcr Entrevue von 1890 zurückreichen, mit dem Zusaye in Erinnerung gebracht, dem neuen Kanzler sei als bald nach der Uebernabme des Amte« von höchster Stelle die Linie sür sein banvelspolitische« Verhalten vorgeschriebe» worden. Die „Münch AUg Ztg." macht dazu die An merkung: Die« würde die vielfach verbreitete Annahme recht fertigen, daß der eiacnllichc Träger dieser handelspolitischen Wendung — Herr Miguel ist und daß die letztere ari dem Frankfurter Besuch de« Kaiser« im November 1889 datirt. * In der Commission zur Berathung de« Gesetz entwurfs, betreffend einen Zusatz zu Artikel 3l der Reich-Verfassung (Immunität), ist die national liberale Fraktion durch die Abgeordneten llr Boettchcr und I>r. Bürklin vertreten. * Wie die „Kreiszeitung" vernimmt, wird dem Reichs tage demnächst ein Spion-Gesetzentwurf zugehrn * Morgen findet in Neustadt a d. H eine große Ver sammlung pfälzischer Delegirten zur Besprechung der Wein- zollsraae Katt. Abg l)r. Bubl und andere pfälzische ReichS- tasSwitatttder werden an der Versammlung theilnehmen. * Bei der Ersatzwahl eines preußischen LandtagS- abgeordnetcn an Stelle de- verstorbenen Abgeordneten !ZouiS Berger wurden l 122 Stimmen abgegeben Hiervon erhielten Ebrenamtman» Schulze-Vellinghausen in Stockum (nationaltiberal) 1230 Stimmen, und Ekrcnamlman» Wcstcr- mann in Lütgendortmund iiiationaUidcral) 189 Stimmen. Ersterer ist sonach gewählt. * In Frankfurt a. M. bat der LandtagSabgeortneie Hergenbahn sein Mandat niedcrgclezt. Die Neuwahl ist auf den l2. Januar k. I. angesctzt worden. Die National- liberalen haben den Stadlrath Grimm in Frankfurt als Candidaten ausgestellt. » * Bei der fortgesetzten Budgetdebatte im östcrreichis che n NcichSrathe drückte der Instizministcr Gras Schönborn sein Erstaunen über die Behauptung des Abgeordneten Va- schaty an«, daß der deutsche Botschafter Prinz Rcuß Emsluß aus den döhmischen Ausgleich genommen bade. Ter Bol- schastcr werde sicherlich nicht weniger erstaunt sein. Der Ausgleich sei allerdings eine Privalabmachung, aber nach den Erklärungen der Negierung sür dieselbe bindend. Der Minister kündigte alSdann an, in der Wintersession würde eine Reform der Civilproceßordnung cinzebrackt werden, wiewohl die unter dem Zeichen der VolkSwirlbschast stehende Gegenwart den großen Codificationen ungünstig sei. Die Consiscationen von Zeitungen seien eine natürliche Folge der Schreibweise der Blätter: insbesondere sei daS Vorgehen gegen die irre- dentistische» Zeitungen natürlich. V)ic weit übrigen« der Haß der Iungczechen gegen die Altczechen geht, beweist die Aeußerung Vaschaty'S, daß der srühcre allczcchischc Justiz- minister Prazak nichts weiter in seinein Amte gethan hätte, als daS Gehalt zu erheben, eine Anschuldigung der scharf cntgegcngelreicn wurde. * DaS Wiener „Frcmdcnblatt" erfährt von competenter Seile, Erzherzog Leopold Ferdinand, welcher als Fähn rich auf einem Linienschiff des österreichisch ungarischen Mittel- meergc^chwadcrS sich eingcschiffl batte, habe, von der Hochzeit seiner Schwester in Wien zurückkcbrend, allerdings in strengstem Incognito Konstantinopel passirt, jedoch wahrend seine- kurzen Aufenthalts daselbst keinerlei Besuche abgestatlet. Die an diesen Aufenthalt qeknüpfteu politischen Combinationcn seien schon wegen der Jugend des Erzherzogs ausgeschlossen und müßten auch von vornherein zuriickgcwiescn werden, fall« der Erzherzog etwa seine» derzeitigen Aufenthalt im Orient zu einem instructivcn Besuche KonslantiiiopelS be nutzen wollte. * Das statistische LandcSbureau in Pest bat seine Arbeit über daS cndgillige Ergebnis; der letzten Volkszählung beendigt. Die Gesammtbcvölkerung Ungarn« «mit Ausschluß von Kroatien und den Garnisonen! beträgt >5 151 880 Seelen gegen 13 728 022 im Jahre 1880. Die Zabl der Magyaren ist bei Weitem nicht so groß, als sic »ach den fabelhaften Angaben des Direktors des statistischen Amte- Karl Kclcti (einst Klette) früher sein sollte. Klette halte im Februar in die Welt hinausposaunt, daß 54,22 Procent der Bevölkerung Ungarns, rund 8 200 000 Köpfe, Magyaren seien. Jetzt wird bekannt, daß nur 48 Procent der ungarischen Bevölkerung, also etwa 7 275 000 Köpse, dem magyarischen Stamme an- gehörcn. Im Jahre 1880 wurden «>200 000 Magyaren gezählt, sie bildeten damals 40,65 Procent der Bevölkerung. ES ist also der Volksstamm rer Magyaren reichlich um eine Million Köpse gewachsen, weniger durch natürliche Ver mehrung als vielmehr dadurch, daß fast alle Israeliten Ungarns, die vor lO Jahren sich »och zur deutschen Um gangssprache bekannte», jetzt in das magyarische Lager übcr- gegangen sind. Auch d»c Magyarisiruna der deutschen Städtc- bürger bat viel zum WachSlhum der Magyaren beigetragcn. * Bei der Berathung der Interpellationen über die afri kanischen Angelegenheiten in der italienischen Kammer waren die Tribünen überfüllt, die Diplomatentoge ziemlich besetzt. ES wurden 8 Interpellationen über die Ergebnisse de- Processes in Massauah, über die Colonialpolitik der Regierung und über da« Verhalten mehrerer Generäle be gründet. Der Deputirte Cetali krstisirte daS Verhallen der Regierung Bovio zog seine Interpellation zurück Imbriani erklärte, wie schon kurz telegraphisch gemeldet, die Generale Baldissera, Orcro und Cosato müßten von der strafenden Gerechtigkeit getroffen werden, welche der Ausdruck der Gefühle Italiens und der italienische» Armee sein solle. Hierauf fragte Imbriani an, ob die Regierung Jene ver folgen werde, welche ihre Schuld gestanden Kälten Pcrrone di San Martins drückte seine Entrüstung über die gegen die Ofsiciere der Armee geschleuderten Anschuldigungen aus. Der von Imbriani angeregte Proceß in Rom gegen die Generäle wäre einer jener politischen Proeesse, die mit einem un- erechten Urtbeile abscklössen. Imbriani betycuerte, die Armee ochzuachtcn. Marinelli sprach sich dafür aus, daß die Generäle eventuell vor da« eompetente Gericht verwiesen würde» Campi und Bonahi vcrthcidigten die Generäle. Der Ministerpräsident di Rudini erklärte, was in Afrika gescheben sei, sei vollkommen gesetzlich gewesen. Eine Ab anderuna der Iustizorganisation in Massauab sei notbwcndig, sie müsse jedoch unter Abwägung der dortigen Verhält nisse geschehen. Die Aushebung des Kriegszustandes sei bereit- angeordnet. Da« Reiultat der Unlersnchungen habe sestgestcllt, daß die Generäle ihre Vollmachten überschritten hätten. Rudini theilte alsdann mit, der Mili- tairanwalt habe die Einleitung eines Processc« sür unnölhig erklärt; ebenso habe eine Jury von Generälen die Frage, ob ein DiSciplinarvergeben vorlicae, negativ beantwortet ; er habe die Acten deS ProccsseS in Massauab dem Militairanwalt mit der Ermächtigung übersandt, sich »ach Massauab zu be geben. Mehr habe er nicht tbun können Den politischen Leidenschaften werde er nicht Weichen. Der Krieg-minister schloß sich den Ausführungen deS Ministerpräsidenten an. * Die Rede de« Herrn de Frcycinet im französischen Senat, welche durch öffentlichen Anschlag in sämmllichen Ge meinden Frankreichs der größtmöglichen amtliche» Publicilät theilhastig werden soll bezw. geworden ist, wird durch ihre Animosität gegen den KleruS charaktcristrl. Wenn der In halt derselben in der Thal daS RegicrungSproaramm in geist lichen Dingen darstellt, so wäre heute die Möglichkeit eine« Sampse« zwischen der weltlichen und geistlichen Macht auf französischem Boden ungleich nähcrgerückt.alS eS noch vor.Kurzem den Anschein hatte. Dein Geiste der politischen EntwickelungFrank- rcich« während der letzten Jahre entspricht die kritische Znjpitzung deS verborgenen Gegensätze« zwischen »Ltaak und Kirche so wenig, daß man dreist behaupten darf, die Republik de« Herrn Earnot mit ihrem Programm der inneren Versöhnung und der russischen Allianz werte sich nur mit äußerstem Widerwillen in das Abenteuer eine« Culturkampse« stürzen, wa« gleich bedeutend wäre mit einer unbestimmten Vertagung aller sonstigen ZukunslSprojcete, denen zu Liebe Frankreich seil nunmehr 20 Iabren die größten materiellen und ideellen Opfer gebracht hat. Tie eigentlichen Dränger und Schürer de« Conslict« mit dein Klerus sind die Intransigenten der äußersten Linken, deren grundsätzliche Verabscheuung aller und jeder Autorität den Fall de« Erzbischofs Goulbe-Soutard mit Fanatismus ausgreist, »in daran« den Strick zu dreben, welcher zunächst dein widerspenstigen KleruS und später vielleicht noch manchen anderen Leuten um den Hal« gelegt werden soll. Läßt sich die Regierung aus den Weg drängen, welcher ihr von den llinstürzlern als obligatorisch vorgeschriebe» wird, so unterzeichnet sie daniit in Wahrheit ihre eigene Abdankung, gleichviel ob sic einstweilen noch >»» tori»a am Ruder bleibt. Thatsächlick wäre sie binfort nicht« mebr und nichlü weniger als der Geschäftsführer des IakobinerlbumS. da» sich jetzt am Hellen Tage im Senat nicht minder wie >n der Deprilirteirkainnier süblt und sich anmaßt, der Regierung mit souveräner Willkür ihre Vorschriften zu machen. Da« hcrariSsorderndc Gebabren der Klerikalen beweist zur Genüge, daß man dort sich der Schwächen der gegnerischen Position klar bewußt ist und nicht daran denkt, auch nur einen Schritt zurttckzuweichcii. * Die Königin von England hat der Ernennung Lord DutscrinS an Stelle deS Earl of Lylton zum Botschafter in Paris ihre Zustimmung crtheilt. < * In der Confcrc»; zur Besprechung der nothwentigcn Reformen sür die Besserung der LebenSvcrhältnisse in länd lichen Kreisen Englands waren gegen 500 Vertreter au« allen landwirthschastlichen Bezirken von England und Wale- anwesend. Vv. Spencer Waffon, Präsident des nationalen Verbandes der liberale» Vereine, führte den Vorsitz; auch batten sich zahlreiche liberale Abgeordnete eingesunken. 58 Vertreter, größte»IbcilS Ackerarbcitcr, äußerten sich über die dringendsten Bedürfnisse ibrcr Classe; unter Andern, verlangten sie die Einführung von Dorfrälhen mit der Befugnis;, Schulen, Armenhäuser und die Zu tbeilung von Land zu überwachen, die Beschaffung eine« öffentlichen Locales zur Abhaltung vou Versammlungen frei von der Einmischung des Geistlichen, die Freiheit, Wild zu tödten. Schließlich wurde ein Antrag angenommen, welcher Befriedigung darüber auSdrückt, das; die liberale Partei sich der Besserung und Hebung der Verhältnisse der ländlichen Bevölkerung widme, und die Hoffnung ansdrückt, eS würden nach der Confcrenz weitere Anstrengungen in dieser Richtung gemacht Werken, daniit im nächste» Parlament eine Gesetz gcbuiig darüber ermöglicht werde. Die Ansprache Gladstone's wurde bereit« im Auszüge gemeldet, ausführlicher »heilen wir die Ansichten Gladstone's hier mit: Gladstone führte aus, das; sich die Confcrenz durch Einigkeit, Mäßigung und Entschlossenheit auszeichne, welche Eigcnschasten die Vorboten des Liege« seien. lBeoall.i Was die Agrarsragen betreffe, so habe er durch eine» langen Ausemhalt aus dem Lande und viele Wahrnehmungen unler de» Landbe wohnern die Ucberzeugung gewonnen, daß die Zeit geloininen sei, um Aiislrenguiige» zur Wiederaufnahme der große» Streii- frage betreffs der Home Rule für Irland zu mache». Diese Frage sei wirklich ei» Theil der groyen Arbeiterfrage. >Beifall.) Niemand bedauere den Abfluß des tlcberschnsscS der Land bevölkerung in die Ltädle. Es zeige sich in manchen ländlichen Tistricle» eine Abnahme der Bevölkerung, aber eine Zunahine der selben aus dem Lande halte er sür eine allgemeine Ealamitäl. Die andauernde Äuswailderung der Laiidbcvülkeruiia beweise die Triiigiichkeit der Frage betreffs der >ändliä>eii Arbeiter. Er hoffe, daß die Zahl der Arbeitercandidalcii fürs Parlament sich erhöhe, doch sollten denselben nicht die großen er wolle nicht sagen »»erschwinglichen — Äonen einer Wahl zur Lasl falle». Die Frage einer Lteuerrevision sei eben io wichtig für de» Arbeiter wie sür de» Pachter. Auch hoffe er, eine Revision des gemeine» Rechts betreffs der Bcrjchworuuge» aus- gesührt zu iehe», da die Richter häufig von Vvrurihcile» besangen seien. Es wäre noihig, z» wissen, was ei» Vergehen sei, es muffe im Interesse der Landbevölkerung wie des irischen Volkes seslgenellt werde», daß nichts als Verbreche» ausgclegl werde, was durch Ver einigungen in Bezug auf die Arbrilsinlereffe» geschehe, wenn es iiichl ein Verbrechen »» »nd sür sich ielbst sei und gegen de» Buchstaben wie den Geist des Gesetzes verstoße. (Beifall.) Auch die Eiiirichlung von Kirchsprengcl-Rältic» als Ergänzung zuiii Lusteni der Lvcalverwallung sei nölhig. Gladstone berührte uuch geiundkeils- polizeilichc Puncte und Lchulsrage» Er hofft, daß es dem Arbeiter eines TageS leichter gemacht werde, Grundbesitz zu erwerbe», obgleich in dieser Beziehung Lchwicrigkeilc» zn überwinden seien. Er hofft zuversichilich ans einen guten Erfolg betreffs dieier letzteren Frage. Tie Rede Gladstone's endete nnler großem Beifall. * In Folge der von dem serbischen Ministerpräsidenten Paste gewnnscl'lcn Rckuclionen des HccrcSbudgcts haben der Kriegsminister und andere seine» Standpunct unlcrslützendc Minister temissioiiirt. Die Regentschaft lcbntc jedoch die Annahme der Dcinissioiic» vor dem Zusammentritt der Skupschtina ab. * Ans Santiago wird unter dem 8. b. gcmctkct: Die an die hiesige Regierung gerichtete» beleidigende» Noten des Herrn Cgan und seine Telegramme nach Washington, die in vieler Hinsicht ungenau sind, wie auö der eben cingetrossenen amerikanischen Post hcrvorgckt, haben Veranlassung zu einem Anträge in der gestrigen Sitzung de« Finanzausschusses ge geben, daß die chilenische Gcsanrlschasl in Washington aui gehoben weiden solle. Der Antrag wurde in Folge der starken Opposition seitens der Regierung verworfen. * Die Beziehungen der Engländer in Oberbirma zu Cdina sind inuncr noch scor unfreundlicher An. Tic Handelsstadt Ohamo, am Ciiislusse des Taping in den Trawaido gelegen, ist von de» Chinesen l88t zwar vorüber gehend besetzt worden, als die gegen den König von Birma rebellisch gewordenen Sckans deren Hilfe aiiriescn. .'Iber obgleich jene schon nach wenigen Monaten die Stadt wieder räumten, erhoben sic aus angrenzendes Gebiet immer »o<l, Ansprüche Kürzlich bat nun der ct»»csische Commandanl am östlichen liier de« Namprmig Flusses de» englischen Commissar in Ohamo aujgesordert, das Wcstuser zu raumen.
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