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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920827016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-27
- Monat1892-08
- Jahr1892
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Nbo»mementSprer- d« Hauptexpedittoo oder den im Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^! 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,äbrlich 6.—. Direct« täglich« KreuzbanLjenduag tu« Ausland: monatlich ^4 9.— Lle M orgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. NeLartioa und ErpeLitioa: JohannrSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags unouterbrvche» geüssnet von früh 8 bt« Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt« Klemm« Lortim. («lsre» Hahn), Universität-straße I. ... . L.niS Lösche. Satharstienstr. 14, pari, und «ö»tg»pla- 7. Morgen-Ausgabe. UpMer.EMblatt Aazelger. Drgan für Politik, LocalgeschWe, Handels- und GesMftsverkehr. JnsertionsprelS Die 6 gespaltene Petitzeile SO PfA» Reklamen unter demRedacttonsstrich l4gk« fpaltru) üO/ij, vor den Famtlieuaachrtchte» (6 gespalten) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« Verzeichniß. Tabellarischer und Zlffer-satz »ach höherem Tarif. Extra-vetlage» (gesalzt), »ur art» de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Jlnaahmeschlaß für Äuserate: Abeud-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Marge»-BuSgabe: Nachmittag» «Uhr. Sonn- und Festtag» früh V»9 Uhr. Bet de» Filialen und Annahmestelle» j» eia« halbe Stunde früher. Inserate fiud stet» an die Expedits«» zu richten. Druck »ud Verlag von E. Pol» in Leipzig. 438. Sonnabend den 27. August 1892. 88. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. August, Vormittags nur bis Vs9 Uhr geöffnet. Lxpeültlon ües Litzlp/j^er l'riAedlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» in den letzten Tagen au» Hamburg gemeldete Auf treten der Cholera hat die zuständigen Behörden hiesiger Stadt veranlaßt, sofort geeignete sanitäre Maßregeln zu ergreifen, um eine Verschleppung der Epidemie nach hier thiinlichst zu ver hüten. Zur wirksamen Durchführung einiger dieser Maßregeln erscheint es erforderlich aus eine ganz brsondcrS pünktliche vin- valtung nns Befolgung der über die polizeiliche Auuiclduiig der Fremden hier bestehenden Vorschriften zu achten. Ta« Polizei- amt bringt deshalb die nachstehenden 88- 12 und 13 des Melde- regnlativs für die Stadt Leipzig vom 4. December 1890 mit dem Bemerken in Erinnerung, daß Zuwiderhandlungen gegen dieselbe» nach 8- 28 des gedachten Regulativs unnachsichtlich veirrast werden. Das Polizeiamt wird durch Revisionen der Vlasthofc und Her bergen darüber sich vergewissern, daß den bestehenden Meldevor- schristen allenthalben nachgegangen wird, und hält sich überzeugt, daß di« Gastwirthe und Ouartiergeber im eignen Interesse den revidirenden Beamten jede verlangte Auskunft bereitwilligst «r- theilen werde». Leipzig, am 26. August 1892. Da» Polizeiamt »er Stadt Leipzig. V. L. S14S. Bretschuetder. Auszug aus dem Melderegulatio »er Stadt Leipzig. 8. 12. Jeder in einem Gafthofe oder in einem mit HcrbergSberech- tignng versehenen ähnlichen Hause «inkchrende und über Nacht bleibende Fremde ist vom Äastwirth oder Quartiergeber, und zwar fall» er vor 3 Uhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgende» Morgen spätestens »iS lO Uhr beim Meldeamt des Poiizeiamis Abth. II. oder der Polizeiwache des betreffenden Bezirks schriftlich mittels des sorge« schriebenen und für jeden Fremden besonders auszujnllenden For mulars anzumelden. Befinden sich in Begleitung de» Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, jo sind die selben aus dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch di« Ab meldung der inzwischen abgereisten derartige» Fremden zu bewirken. 8- 13. Die Inhaber von Gasthösen oder mit HerbergSberechiigung ver- sehenen Häusern haben nach einem bestimmten Schema Fremden bücher, welche vom Polizeiamte zu entnehmen sind, zu führen, auch dafür Sorg« zu tragen, daß die bei ihnen einkehrenden Fremden in denselben ordentlich eingetragen werden. Der Eintrag in die Fremdenbücher hat von den Wirthen oder deren Stellvertretern, und zwar dar Abgabe des Meldezettels an daS Meldeamt zu geschehen. Die Meldezettel der in den Gasthäusern einkehrenden Fremden sind von den letzteren eigenhändig auszufüllen und zu diesem Be huf« von den Wirthen den Fremden vorzulegen. Ten revidirenden Polizeibeamten ist di« Einsicht in die Fremden- bücher jederzeit unweiaerlich zu gestatten, und sind insbesondere die in den sogenannten Herbergen zu haltenden Fremdenbücher all- täglich ein Mal der betreffenden Poltzetbezirkswochr zur Einsicht nahme mttzuthetlen. Ausschreibung. Di« Lieferung der Mobiltargegenftände zum Anban der SS. Vezirksschule in Letpzig-Ltndenau, an der Schiller- und Gundorfer Strah« gelegen, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und da» Arbeitsverzeichntß für diese Liefern»! liegen in unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhau», ll. Stockwerl Zimmer Nr. 7 au« und können daselbst ringesehen oder gegen Entrichtung der Gebüdren im Betrage von 1,00 >l, welche auch in Briefmarken eingejendet wcröen können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: 23. Bezirküschule — iviobiltarliescruna versehen ebendaselbst, portofrei und zwar bi» zum 31. August d. I. Vormittag» 10 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bezw. di« Theilnng der Arbeite» und dt« Ablehnung sänuntltcher An- geböte vor. Leipzig, de» 22. Angwl 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 8897. vr. Georgt. Lekarmtmachu«-. Hierdurch machen »vir bekannt, daß «vir die Straße Nr. XU de» Bebauungsplan«» für Leipzig^Sellerhausen ans deren gesammter Au-dehnung von der Worzener Straße bi» zur Eisenbahnstrabe, jedoch mit Ausnahme der Fußwege, in da» Ligenthum und die Verwaltung der Stadtgemeinde überaommen haben. Leipzig, de» 22. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. « GeschiMsloca!. Im Neubau vom Rothen Lolleg an der Ritterstraße ist da» an der Einfahrt rechts gelegene Nelnere vcrkaufSloeal zu ver- miethcn. Die näheren Bedingungen sind bei dem Unterzeichneten Rent- amte zu erfahren. Leipzig, am 24. August 1892. llniverfitatS-Rcutamt. Gebhardt. Io. 448«. De. Georgt. Redlich. ^erstlieker LerrirkgvereiQ I^eipri^-Ltadt und -Und. 8it»»»g 30 k^i. Tdouck» ' ,« Idr ln» Allinuuel« Sa, »W a»v, /Ad IIM FRttI As »7gl«i»1«d«» Institut« (Uedigitr»,»« 24). T»g»«or4o»ug: Vorin« ü« Oak. tlockicinalratb« i'eot«m>r« Or. öottuaov: Hsdvr ckio Tüsbiaüoit cksr Xerut« b« »uttretenckon (Tbolorntdllev in I-«1p«ig nock lld«r cki« iuarbal ln öckantliod«» Int»«»» Uneeidrt«» »uck äaredrutltdrsvckeo «2 Vmdntt, . Vr. L«»rI«I. Zur Pamirfrage. Die Pamirfrage wird von der englischen Negierung mit einer Vorsicht behandelt, aus welcher ersichtlich ist, wie große Wichtigkeit sie dieser Angelegenheit zuerkennt. Während über Uganda und über Marokko Blaubücher zur Bertbeilung ge langt sind, beobachtete das abtretende Cabinet über die Pamirfragc Schweigen, die Kenniniß der Vorgänge auf dem Pamir-Plateau beruht noch beute auf Telegrammen des Neuter'schen Bureaus und sonstigen unverbürgten Nachrichten. Nun ist eS ja eine bekannte Thatsachc, daß Bunt bücher stet» in nsum Oolplünl zusanimengestelll sind, daß dazu nur solche Schriftstücke verwendet werden, die über den eigentlichen Kern der Sache nichts enthalten, aber sie geben doch wenigstens Ausschluß über den Verlaus der Sache. Wir wissen heute noch nicht, aus welchem Grunde Nüssen und Afghanen auf dem Pamir-Plateau in Kampf geratben sind und welche Nolle den dabei erwähnten Chinesen zuacfallcn ist, die vorliegenden Mittheilungen lassen der Ein bildungskraft des LeserS vollen Spielraum, und erst ein späterer Zeitpunct wird Aufklärung bringen, wenn die eng lische Negierung den Tag gekommen glaubt, um mit der Sprache herauszurückeu. Von den Russen ist man gewohnt, nur solche Darstellungen zu erhallen, die ihren Zwecken dienen, gleichviel ob sie mit der Tbatsache übereinstnnmen oder nicht, und deshalb legt man ihnen mit Recht einen sehr geringen Werth bei. Wir haben die Auffassung von Anfang an bestritten, daß über die Pamirfrage zwischen der russischen Regierung und dem Emir von Afghanistan ein geheimes Einverständniß herrsche, weil Abdurrahman Chan auS Erfahrung weiß daß er von Rußland niemals auf Achtung seiner Selbstständigkeit als Herrscher Afghanistans rechnen kann, während England lfgbanistan als Vormauer gegen die EroberungSpläne Ruß lands betrachtet und dem Emir von Afghanistan die Stellung eines Bundesgenossen zugesteht. Das war der Grund, welcher England veranlaßte, die Vereinigung Afghanistans unter dem Scepter Abdurrahman Chan's zu fordern und zum Abschluß zu bringen. Im Jahre 1885 bat Abdurrahman Chan erfahren, waS ihm von den Russen blükt, der Tag von Pulikisti hat ihm einen nickt unbeträchtlichen Tbcil seines Landes bis nach Bala Murgbab gekostet, und eine Erneuerung des Kampfes bedroht ihn mit weiteren Verlusten an Land und Leuten. Die Russen haben offenbar die schwierige Lage des EmirS von Afghanistan, der den Ausstand der Hararaö niederzu- werfcn hatte, benutzt, um eine» Vorstoß vom Pamir-Plateau aus nach Süden zu unternehmen, und wenn der Emir die wohlmeinenden Rathschläge der indischen Regierung, seine Kraft nicht im Kampf gegen einen übermüthigen Nachbar und Vasallen zu zersplittern, nicht sogleich mit der wünschenS- wertben Bereitwilligkeit befolgt hat, so ist daS Wohl auf ein heftiges Temperament, sein lebhaftes Herrscherbewußiscin md auf den Aerger über die Unbotmaßigkcit eines Theilcs einer Untertbanen ziirückzufUbren. ES war ja gewiß nicht der Lage entsprechend, daß Abdurrahman Chan das freund liche Anerbieten des Generals Roberts» in Dschellalabad mit ihm zusammenzutreffen, zurückwieS, aber man darf auch nicht vergessen, daß er damals von den aufständischen Hazaras hart bedrängt wurde. Heute scheint diese Gefahr in der Hauptsache überwunden, und der Emir hat volle Klarheit darüber gewonnen, was ihm vom Pamirgebiet aus bevor seht. Sehr bedenklich wäre es, wenn die Russen mit den Chinesen zum Einverständniß gelangt wären, aber was darüber verlautet, ist so verschwommen und unverbürgt, daß man darauf keinen berechtigten Schluß gründen kann. Bald sollen die Cbinesen auf GebietStheile freiwillig verzichtet haben, bald ist vom Berkauf des Pamir-Plateau-, soweit es China gehört, bis znm Hindukusch die Rede. Sicher scheint vorläufig nur, daß Russen und Chinesen sich noch auf dem Boden der Unterhandlungen befinden, und daß sich beide Theile scheuen, es zum Aenßersten kommen zu lassen. Gegenwärtig erregt die Melkung von Reuter s Bureau daß der Emir von Afghanistan auf Grund eine« Berichts den Oberst Janow über den Zusammenstoß der Russen mit den Afghanen erstattet bat, die Hilfe der indischen Regie rung gegen die Russen nachgcsucht habe, großes Aufsehen Die »Times" faßt die Sachlage als sehr ernst auf und er klärt, daß England, seinen vertragsmäßigen Verpflichtungen gegen Afghanistan entsprechend, die Russen auS dem afgha niscken Gebiet vertreiben müsse, sobald sie es betreten Diese Verwickelung ist für Gladstone gewiß sehr un bequem, denn schroffe» Auftreten gegen Rußland paßt nicht zu seinem Programm, wie er schon im Jabre 1885 be wiesen bat, al» er nach dem schroffen Friedensbruch durch den russischen General Kanarow sofort in GrenzregulirnngS- Berbandlungen mit Rußland eintrat. Dadurch ist natürlich Rußland der Kamm geschwollen, und es rückt jetzt in seiner bekannten hinterlistigen Manier von einer anderen Richtung au» vor, um seinen Zweck, die russische Herrschaft auch in Südasien zu begründen, allmälig und ohne große« Aussehen zu erreichen. Für da» Ministerium Gladstone ist jetzt die Zeit gekommen zu zeigen, in welchem Berhaltniß die inneren Angelegenheiten zr den auswärtigen unter der neuen Negierung stehen, ob Lord Rosedery wirklich Vollmacht bat, sein Reffort auf der Grundlage der bi-derigen Politik weiter zu führen. Wir haben diese« Berhaltniß für unhaltbar erklärt. weil sich ein Ministerium nicht in zwei getrennte Theile scheiden läßt, sondern genöthigt ist, die mnere Politik mit der aus wartizen in Einklang zu halten oder ru bringen. Wir sehen e« al« au-gesch lösten an. daß der Gladstone de« Jahre« 1892 eint Politik gegen Rußland befolgt, die seinen Thate» au« dem Jahr« IStt vollständig widerspricht, und daß er die Kraft Englands in einem Augenblick nach außen hin geltend machen könnte, wo er ihrer im Innern zur Ver wirklichung des Ausgleiches mit Irland in twhem Maße bedarf. Lord Rosedery hat lange geschwankt, bevor er das ihm angebotene Ministerium deS Auswärtigen übernahm, wie es heißt, aus Gesundheits-Rücksichten; wir glauben jedoch, daß er von Anfang an die Unmöglichkeit einsah, eine auswärtige Politik zu verfolgen, die mit den Plänen Gladstone« nicht in Einklang gebracht werden kann. Es mag sein, daß Gladstone in Bezug aus Egypten nach gegeben hat und den bestehenden Zustand dort erhallen läßt, es mag auch ein Einverständniß erzielt sein über die in Uganda und Marokko zu beobachtende Haltung, aber ein Kamps zwischen Rußland und England wegen Indien müßte noth- wendig das Programm Gladstone's über den Haufen werfen, weil er alle irgendwie verwendbaren Kräfte in Anspruch nehmen würde. Stellt sich Gladstone auf seinen alten Standpunct, daß er Krieg nur dann nnlernimml, wenn nach Lage der Machtverhaltniffe eine Niederlage Englands nicht möglich ist, dann muß er auch in der Pamirfrage muthig zurückmeichen und es Afghanistan überlassen, wie eS mit den Russen fertig wird, andernfalls müßte die Regelung der irischen Angelegenheiten auf eine passendere Zeit verschoben werden. Die vorliegenden Nachrichten aus Simla lauten zwar ganz bestimmt, aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen sind wir darauf angewiesen, die amtliche Be tätigung der erstatteten Meldungen abzuwarten. Nehmen die Ereignisse auf dem Pamir-Plateau eine ernste Wendung, welche die Sprache der „Times" rechtfertigt, dann ist das Ministerium Gladstone schon beute unhaltbar und es muß eine Regierung an seine Stelle treten, die in ihren Zielen nach Außen wie im Innern übereinstimmt. * Deutsches Reich« ^ Bcrli», 26. August. Die Bewegung aus Anlaß der neuen Sonntagsruhe im HandelSgcwerbe ist aus die Regierungskreise, wie a»S einem Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." zu schließen, nicht ohne Einfluß geblieben. Eine der erheblichsten Klagen, diejenige der Handel-gewerbetreibenden klci icr Städte, deren umliegende ländliche Bevölkerung von altcrSher gewohnt ist, am Sonntag Nachmittag ihre Einkäufe in der Stadt zu besorgen, wird in ihrer Berechtigung von dem ossieiösen Blatte unverblümt anerkannt. Damit wird zugestanden, daß der ministerielle Ausführungserlaß vom 10. Juni 1892 an einem Cardinalpuncte einen schweren Fehler begangen hat. Das Gesetz würde gestattet haben, daß die Polizeibehörden derartiger Städte die für die Sonntags arbeit >m HandelSgcwerbe zulässigen fünf Stunden so gelegt hätten, daß die Befriedigung des in Rede stehenden Bedürfnisses der ländlichen Bevölkerung nach wie vor möglich geblieben wäre. Der Ministerialerlaß jedoch nahm den Polizeibehörden diese Bcsugniß, indem er ausdrücklich an ordnete, daß die Feststellung der fünf Stunden durch die Regierungspräsidenten für den Unifang der Regierungsbezirke erfolgen sollte. Obendrein aber wurden die Regierungs präsidenten verpflichtet, ein Hinausschieben deS Endpuncles der Sonntagsarbeit über 2 Uhr nur in Ausnahmefällen und nicht über 2>/r Uhr hinan- zuzulassen. Es wäre nun nach dem Gesetze solchen Städten noch die Möglichkeit geblieben, die Stunden der SonntagSarbcit durch Ortsslatut festzustellcn; aber der Ministerialerlaß wies die Regierungspräsidenten an, darauf binzuwirkcn, daß Statuten, welche die Arbeitsstunden vorwiegend auf den Nachmittag, insbesondere den späteren Nachmittag legten, die Bestätigung deS Bezirksausschusses versagt werde. Nach der Absicht des Ministerialerlasses sollte also ein Betrieb des HaiidelsgewcrbeS am Sonntag Nachmittag unter allen Um ständen und überall verhindert worden. Diese überaus barte Maßnahme mußte um so mehr in Erstaunen setzen, als die Interessen der Städte mit großer Landkundschaft während der parlamentarischen Berathung der Gcwcrbeordnungs- novclle sehr eingebend erörtert und der Berücksichtigung der verbündeten Regierungen enipfoblen waren. Nunmehr schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." in Bezug aus die Klagen der fraglichen Städte: „Hier eine größere Freiheit der verschiedenen Nach geordnete» Behörden Platz greifen zu lassen und nicht daran festzuhaltcn, daß in einem Regierungsbezirke durchweg nach einem bestimmten Schema verfahren werde, liegt im allgemeinen Interesse. Denn die größere Sonntagsruhe, wie sie vom Gesetzgeber herbeizusiihren bezweckt ist, wird um so leichter zur Anerkennung aller Bolkskreise gelangen, je weniger rigoros man bei der Durchführung der Bestimmungen im Einzelnen verfährt* So erfreulich dieser vollständige Umschwung in der Anschauung der NegierungSkrcise ist, so bleibt eS doch bedauerlich, daß es der maßgebenden Stelle nicht schon vor zwei Monaten gefallen hat, die in Frage stehenden Interessen, obgleich dieselben schon damals offen zu Tage lagen, unter demselben Gesichtspuncte zu würdigen, wie eS jetzt in dem ossieiösen Blatte geschieht. Hoffen wir wenigstens, daß man sich bei dem demnächst bevorstehenden Erlaß der Anordnung über die Sonntagsruhe im übrigen Gewerbe die mit der Regelung des HandelSgewerbeS gemachten Erfahrungen zur Warnung dienen läßt. verlt«, 25. August. Die „Nationallib. Corresp." schreibt: DaS endgiltige Ergebniß der ReichStagSwahl in Sagan- Sprottau ist folgendes: Es wurden abgegeben für den con- servativen Candidaten v. Glitzing 6779, für den freisinnigen vr. Müller 5577, für den socialdcmokratischen Zubeil 1501 und gegen hundert zersplitterte Stimmen. Es findet also eine Stichwahl zwischen den beiden erstgenannten Candidaten statt, bei der Herr Müller wohl auf den Schultern der Socialdemokraten in den Reichstag getragen werden wird Auch unsere Parteigenossen möchten Wir anffordcrn unter den obwaltenden Umständen für den freisinnigen Candidaten einzutreten. Die Wabl zeugt von einem starken Niedergang der freisinnigen Partei, selbst wenn ihr Eandidat schließlich gewählt wird. Sie verlor gegen den ersten Wabl- aang 1890 Uber 2000 Stimmen, während der conservative Eandidat über 1000 Stimmen gewann; auch die Social- demokratcn sind um eine Kleinigkeit zurückgegangra. — Die „Köln. Ztg' steht den Grund für den Rückgang der frei sinnigen Stimmenzahl einersrit« in der antisemitsschea Be wegung, anders«»« in der Einseitigkeit, «tt »elcher der Deutschfreisinn die Börse als das Allerheilizste verehrt» da- zegen nur zu oft die ehrliche productive Arbeit in Landwirth- schaft und Industrie befehdet. — Der Kaiser soll, wie die „F. Ztg." hört, bei Dc- lcktizung der MvbelauSstelluna geäußert haben, er bcab- ächtige, die Ausstellung in Chicago zu besuchen. — Als einer der Gründe, welche zur Ablehnung deS WeltauSstellungSplaneS geführt haben, wird der „Köln. Volksztg." Folgendes bezeichnet: Es sei daraus binqewieien worden, daß dem Kaiser Napoleon III. zu der Pariser Ausstellung von 1869 angeblick, 40 Mill. Francs an Repräse» tat ionSkoste» bewilligt seien. Für eine Berliner Ausstellung würden in Anbetracht der Zeitvrrhälttiisse, der großen Zahl deutscherB»nd««fürsten ,c. noch mehr flüssig gemacht werden müssen. Man habe aber Bedenken getragen, neben den sonstigen große» Koste» der Ausstellung eine so hohe Summe vom Reichstag oder Landtag zu fordern, um so mehr, als in nächster Zukunft doch eine bedeutende Steigerung der Ausgaben, besonder» für Milltair- zwecke, erforderlich sei. Das ullramvntane Blatt meint, daß sich gegen eine solche Begründung nichts einwenden ließ. Wir sind mit der „V.-Z." anoerer Meinung. Gerade zu einer Zeit, da die wirthschastliche Leistungsfähigkeit Deutschlands sich in ihrer ganzen Größe aller Welt gegenüber erweisen würde, läge ! einerlei Nöthigung zu kvstspieligen prunkvollen Veranstaltungen des Hofes vor, welche obnekin nickt das Mindeste für die Macht und Größe deS Reiches beweisen. Oder war etwa das Ansehen Deutschlands ein geringeres zu jener Zeit, als der sparsame, jede überflüssige Auslage sorgsain vermeidende Großvater deS jetzt regierenden Kaisers auf dem Throne saß? An dieser Ucberlieferung sollte allezeit festgehalten werden! ranzösische Cäsarenübung und Nachahmungen des „König- Sonne" passen nickt für rin in ernsten Kämpfen und strenger Arbeit aufgebautos und nur durch strenge Arbeit, ernste Denkweise und nüchterne Lebensführung zu erhaltende» Reich. — Auch die „Köln. Ztg." bringt über die Militair- vorlage „auS zuverlässigster Quelle" stammende Angaben, welche sich mit denen der „Nat.-Ztg.", die bekanntlich von der „Nordd. Allg. Ztg." übernommen worden, decken. — An Stelle des bekanntlich auS Sparsamkeilörücksichtcn abberufcnen griechischen Gesandten Rhangabe wird fortan der erste Sccrelair bei der griechischen Gesandtschaft iu ariS, AntonopuloS, das Königreich in Berlin vertreten, err AntonopuloS war unter dem älteren Herrn Rhangabe und dessen Nachfolger Vlachos der hiesigen griechischen Gesandtschaft beigegcben. kennt also die deutschen und die Berliner Verhältnisse. lieber die Zeit seiner Ankunft ver lautet noch nichts Bestimmtes. — Ter Lieutenant Wilhelm Langheld, welcher im Frühjahre 1890 der Expedition Emi» Paschas zugetheitt war, hat Anfang August die Rückreise nach Europa angelreten und dürste in wenigen Tagen aus deutschem Boden anlangeu. Er hat im Jahre 1890 Kämpfe gegen die Wangoni und Wasongo in Uniamwesi mit- gemacht u»v zog thc,t» mit Einia Pascha, thetl» mit Stokes zu», Bictvria-Niansa. Tort wurde er der erste Leiter der Stationen Bukoba und Karagwe, denen später Muansa an der südlichen Aus- buchiuna des Sees hinzutrat. Langketd bat diese Stationen ein volles Jahr besehtigt; er bildete während dieser Zeit die einzige Vermittelung-steile, um von Einia mögllcherwetse etwa» zu erfahren. — Bei den jetzigen Truppenmanövern hat die Militairverwaltung an verschiedenen Orten zur Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln Manövermagazine cin- erichtel, für die große Mengen Fleisch, Gemüse. Heu und vtroh angekauft werden, wobei in erster Linie die Angebote von Landwirt hen und erst, wenn diese nicht passen, Händler in Betracht kommen sollen. Futtcrbcdarf soll nur von Händ lern gekauft werden. So weit wie möglich soll für die Mannschaften Magazinverpflcgung eintreten, so daß sie von den Quartiergcbern nur Wohnung und eine Feuerstätte zu erhalten hätte». Die VcrpfleaungSverhältnisse ordnen sich nach den bekannten, längst bestehenden Vorschriften. — Die freien Lehrervereine sind von den Regierungsbehörden aufgefordert worden, ihre Statuten und Mitgliedervcrzeichnisse einzureichen und jede Veränderung nach beiden Richtungen hin bei den Ortspoliz anzumelde». * Hamburg. 26. August. Den „Hamburger Nachr." wird zu dem Thema „Das Ccntrum und die innere Lage" auS „parlamentarischen Kreisen" geschrieben: „Die Auseinandersetzung, welche soeben zwischen ultramontanen und freisinnigen Blättern darüber geflogen wird, daß das Eentrum in zwei schlesischen Wahlkreisen, in weicht» es 1890 det den Stich wahlen die Freisinnigen unterstützte, jetzt seine Wähler von vor», herein auf die conservativea Candidaten cinjchwört, gewährt einen lehrreichen Einblick in die gegenwärtige innere Lage. Man erklärt von ultramonlaner Seite mit wänscheiismertbestcr Deutlichkeit, daß man di« conservative Partei unterstütze, welche in der Schulgesetzsrage Schulter an Schulter mit dem Centn»» gekämpst habe, und daß man einen Staatsmann nicht im Stiche lassen wolle, der al» seine Absicht verkündet habe, „unsere katholischen Mitbürger zufrieden zu stellen". Zugleich werden di« Mittel- parieien al« die schlimmste Gefahr für das Siaaiswesen dar- gestelli; es wird al» die Hauptaufgabe bezeichnet, die Wiederkehr irgend welchen Einflusses derselben unter allen Umständen zu ver- hüten. Die Lentrumspress« ist tm Lause diese» Sommer« nicht müde geworden, angebliche Demonstrationen gegen den Kaiser zu denunciren und ihre Partei als den schützenden Schild des Throne» zu preisen. E» dürste aber schwer sein, «ne augenfälligere Demo»- siralio» gegen den Monarchen zu finden, als die in Rede stehende Taktik de» Cenirum». Alle Welt weiß, daß das Schul- gesetz von der Krone fallen gelassen wurde, weil die Zu stimmung der Miiiciparteien zu demseiben nicht zu erlangen war, und daß Gras Laprivi wegen seiner Nichtübereinstimmung mit dieser Auffassung der Krone vom preußischen Msiiistervraiidiuin zurückgetrriea ist. Wenn das Ceatrum nunmehr dem Lrasea Caprivi und den Tonservativen für ihre Haltung in der Schui- geseyfraae und für ihre rücksichtslose Bekämpsung der Mittelparteicn leinen Dank durch die Thai abstatten will, so ist ba« sein gute» Recht, ober rin schärferer Gegensatz z» der Stellungnahme der Krone ist nicht denkbar. Die« jedoch nur nebenbei! Denn da« muß man dem Lentrum lasse»: r« ist nicht eine Pariei. die ans leere Demonstrationen ausgehi. Wenn es noch Möglichkeit eine Situation wiederherzustellen lucht, wir sie vor der Katastrophe de« Schulgesetzes bestand, so thui e« da« io der Hoffnung, praktische Erfolge darau« zu ziehen. Worauf aber gründet sich diese Hoff- nung? Gras Caprivi, zu weichem die Ultramoatane» ei» geradezu u»begre»zte« Vertraue« habe», ist i» ietoer Stelluog als Reich». k»»zlrr »ur wenig i» der " Di« Ha»ptt°rd«u»g. «<ch, iizeibehörden sofort Lag», th»e» Gefälli-tetbe» za erweise», da« »«urruu für fei»« Zweck» t» Reick«
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