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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891121601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-16
- Monat1891-12
- Jahr1891
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Aborniemerrtsprei- E der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichtete» Au«» qavestellen ab geholt: vierteljährlich ^442)0^ bei zweimaliger täglicher Zustellung ml Hau« >l 5.50. Durch di« Post bezogen sür Deulschlaad a»d Oesterreich: viertelpldriich » L—. Direct« täglich» Kreuzbaadse»d>i»g tut Nutiaub: mountUch ^4 . Dte viorge».>»<gab« erscheint täglich '/,7U-r. di« Llstud-Äutgub« wocheatag« 5 Uhr. Le^arliou va- Lrie-itio«: Aatz»a»r«,affe 8. Di« Lrvedttt»» ist ,»unterbrach»» 9» Ks»«1 ,» früh 8 bi« Abead« 7 ühr. Filiale»: »'« Tartim. («fr«» Laiaersitätrstrai« l. Laut« Lösch«. 14. patt. »»» «»»s^tzlcktz 7. -I-, — S E.l, 9, L^G. Morgen-Ausgabe UciWM Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. JnsertionspreiS Morgeu-Au-gab«: die 6gespaltene Vetkt- »eil« 20-E, Reclameo unter dem Nebactions« strich (4 gespalten) 50 <j, vor den ,Vam>Uea- uachrichten (6 gespalten) 40 i^. Abend-Au-gabe: die 6 gespaltene Pentzeil« «V^Reclamea unter dem Retarttousstrich <4gripalteu> 1^4, Aamtlieaaachrichle» und Anzeigen verlorener Gegeasitilb» >6gespalte») 20-4 Größere kchristen laut »»seren, PeriS- verzeichoiß. Tabellarischer und Zcherosatz »ach höherem Darts. ExtrO-Verlagen (gesalzt), nur mit der Morgea-Lu-gade, ohne Postdesörderuag ^4 «üc—, mit PoftdesSrdenm, ^4 10o—^ L»vah«eschluß f»r Zuseratr: Adeud-AuSgabe: vormittag« 10 llhr. Morgea-Au-gabr: Nachmittag- 4 Uhr. So»»- n»L Festtag- früh 9 llhr. vet da» Filialen und AunahmesteL«» M «st» halbe Stund« früher. Inserate stud stet» au bst " zu richte». ^138. Mittwoch den 16. December 1891. 85. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. vährrntz »er Fett v«« 18. bis rtnfchlte»l. 24. December tritt bte Gchlukzeit kär »ie Ginlieseruu« »an bb>ett» uiict I»»est«4»«m«tui»»«m bet sSmmtlicheu Postanftalten tu Leitzzi, eine Stunde frktzer als acwöhnltch rin. ES wird ersucht, hieraus bei Ginlieserung der Sendungen zur Past während ber »srbezetchneteu Lage angemessene Racksicht 1« »rtzme». LetpztO, 14. Leeember 18S1. Der kaiserliche Vber-Paftdireetar. — Walter. D. Lekanntmachung. Nährend des diesjährigen Christmarkt««, d. h. dom 16, bi« 24. dirse« MoaatS wird die vr a r I t H « l l « täglich bi- Abend- 8 Uhr geöffnet bleiben, und zwar Sonnabend- oit am heiligen Abend uutinterbrache«, an dev Übrigen Wochen- tagen mlt einer Mittagspause von 1—3 Uhr. Ebenso wird di» MarkthaNe Sauutag, den 20. diese« MoaatS, Nachmittag« von L llhr ab geöffnet sein. Leipzig, de» 2. December 1891. I». 5571. Lrr Rath der Stadt Lrtgztg. vr. Dröudtta. Wirthgeu. 1813. löekaautmachung. Die Unterhaltung und nach Befinden Erneuerung der Papp dächer aas den städtischen Grundstücken soll aus 10 Jahr« im Wege öffentlicher Ausschreidung vergeben werden. Tic Bedingungen sür Uebernahme dieser Arbeiten und Ber- zeichuifft der vorhandenen Pappdächer können gegen eine Vergütung von l ^l, welche bei rechtzeitiger Abgabe der Angebot« den nicht berücksichtigten Bewerbern zurückgegedea wird, bet unserer hoch- damxrwaltung, Rachhau«, 2. Odergeichoß, Zimmer Rr. 5 entnommen »erden. An derselben Stelle sind die antgefüllte» Angebot« — 88 der Bedingungen — in verschlossenem , mit der Aufschrift „Angebot ans Unterhaltung von Pappdächern" versehenem Umschlag« bt« 28. December d. Z., Abend» S Uhr zurückzugebeu. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, de» 12. December 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. Id. 5731. vr. Tröndltn. Rüting. Letumvtmachmlg. Die Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 7. bi« 14. December 1891 im Argandbrrnuer bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum da- 18,5sache der Leucht, käst der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Jlammenhühe. Da« spenfische Gewicht stellt sich im Mittet aus 0,443. Leipzig, am 14. December '.891. De» AathS Deputation zu den Gasanstalten. Gesucht »Kd di» am ü. März 1870 io Witzschersdors geborene Falzerin Amalte Pantine vetdemüiler» txlche zur Fürsorge sür ihr ia Waiseupslege befindliches Kind a». schatten t^. Leipzig, den 11. December 1891. Der Rath der Stadt Leipzig, Armen-Amt, Adttzettn«, IV». ä. L IV» 3513. Hentschel. Hr. Lekanntmachung. Am 9. diese- Monats ist in dem Eonnewitzer Holz« der Leichnam de- unten näher beschriebenen, bi- jetzt hier unbekannten Mannes i» dem Pleißenflusse oufgefunden und polizeilich ausgehoben worden Wir bitten, all» Wahrnehmungen, weiche zur Ermittelung der Persönlichkeit de« Entseelten diene» können, schleunigst uu« mtt- zatheileu. Leipzig, den 12. December 1891 Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. IV. 6931. Bretschueider. Mühlner. Signalement: Alter: ca. 28 Jahre, Stand: anscheinend Arbeiter (Knechl), Größe: 1,74 w, Haare: dunkel, fast schwarz, Stirn niedrig, Augenbrauen: stark »nd dunkel, Nase und Mund: gewöhn, lich, kleine- dunkle- Echnurrbärtchen, Zähne: im Lberkiescr desect, Gesicht: voll, Gestalt: mittel. Besondere Kennzeichen: starken Leisten, bruch ia der rechten Seite. Kleidung: Ein schwarzbraun, großcarrirtes Jockei, »ine dunkel grau gestreifte Weste, schwarz gestresste Hosen, braune Unterhose, ein Paar rind-lederne Schaftstiefel mit Eise», ein Paar braunwollene Strümpfe, ein Paar deralcichen Pulswärmer, ein hellbraune« Hal- tuch mit blaugestreifter Kante (Halbseide), »in schwarzer Shlips mit mißen Streifen, ein kleine« Borhemdcheu mit Papterkragen und grengestreiste« Barchenthemd. Di« Leibwäsche ist ungezeichuet. Bekanntmachung. Nach K. 57 der Schulordnung für die hiesigen städtischen Volk- schulen vom 2. Januar 1891 find in den Schulau-schuß für da- Jahr 1892 ^ städtische ständige valttschullehrer von den ständigen Lehrern und Lehrerinnen dieser Schulen zu wählen Di« Wahlhandlung wird Sanaadrnd, de« fp. December 1891» r . r . . Nachmittag 2 V Uhr t» Saal« der I. höheren Bürgerschule siatrfiuden. Au einer gütigen Wahl ist absolute Stimmenmehrheit erforderlich »« wenn eine solche auch im zweiten Wahlgaoge nicht erreicht wird, eitscheidet im dritten Wablgange dir relativ« Stimmenmehrheit, Die Stimmberechtigten werden hiermit zum Erscheinen im Wahl- trrmtn« und zur Vornahme her Wahl geladen. Leipzig, am 11. December 1891. Der varsitze»de he» Sch«1ail»sch«ssrS Walter. Lekauutmachung. Für die städtische «»«.Anstalt »n Zntz wird behvf« Antritt« am I, April i892 et» Buchhalter gesucht, welcher mit der doppelten Vichmhrun, vollständig vertraut sB» muß. Anstellung erfolgt ,u vierteiiähriich« Kündigung bet 1200 ^4 «nsang-gehait. Vewrrber, beiouder« solch«, ivelche i, ähnlich«, Stellungen bereit« mit Erfolg thttig gewesrn sind, wollen ihr, Gesuch« nebst ^ugnissl «d «Me» seibstgesthriebeae» Leben«laus, s«h«l» «l» mpglich ei Zeitz» h» 11. vmrmber 1891. Dar Magtftrgt. >r»»lh. Sonnabend, den 19. d. M., vormittag« 10 Ubr, sollen im wse de- alten Iohanni-ho-pital« L Marstallpserde, t brauuer Pallach »nd 1 braune Stute, gegen Baarzahlung an den Meist bietenden versteigert werden. Die städtische Vekauomie-Znspektia«. Die politische Leite der Handelsverträge. Die Verfechter der hoben Kornzölle haben dafür gesorgt, daß bisher die wirthschaftliche Seile der Handelsverträge bei der ersten Berathung der Vorlagen fast ausschließlich berück- ichttAt wurde, man bemühte sich, darüber Klarheit zu schaffen, ob d,e Höbe de« Kornzolle« wirklich von so entscheidender Be deutung für die Landwirthschast sei. daß man deshalb auf die Handelsverträge verzichten müsse. Au» den Verhandlungen bat ich ergeben, daß diese Auffassung unzweifelhaft unrichtig ist, und je mehr Redner zu Worte kommen, je eingehender sich die Presse mit dieser Frage beschäftigt, desto klarer tritt dir Thalsache hervor, daß die Bedeutung hoher Kornzölle sür die Landwirthschast in den Kreisen der Großgrundbesitzer weit überschätzt wird, und daß sie ihre eigenen Interessen mit denen der Gesanimtheil verwechseln, «selbst innerhalb de« Kreises der ländlichen Grundbesitzer sind die Meinungen über den Werth hoher Getrcidezölle gethcilt. Diese Seite der Handelsverträge darf somit al« abgcthau gelten. Die Mehr heit der Bevölkerung muß daraus verzichten, di« Vertreter de« Großgrundbesitze« eine« Besseren zu belehren, aber daß diese im Unrecht sind, darüber stimmen alle übrigen Parteien und Berufskreise überein. Die politische Bedeutung der Handelsverträge tritt in dem Maße stärker hervor, al« die wirthschaftliche sich mehr und mehr als ein Kampf materieller Interessen darstellt, in weichem nicht die Gesammtwohlsabrt, sondern einseitige Ge- schästS-Iiiteressen das entscheidende Wort beanspruchen. Wenn t> z. B. in der Pfalz eine den Verträgen feindliche Strömung abn bricht, so kommt darin lediglich das vielleicht falsch verstandene Interesse der Weinbauern zum Au-druck. Diese Herren fassen die Handelsverträge nicht al» Ganze» aus, sondern sie greisen die Tarifposttion heran», welche die Einfuhr italienischer Weine erleichtert. Vielleicht haben die Weinbauern in der Pfalz wirklich dadurch GeschäftS- nachtheile, vielleicht auch nicht, weil nach Lage der Sache dir italienischen Rolhweiue nur mit den Bordeaux-Weinen in Wettbetrieb treten und diese theilwcise verdrängen werden, aber die Besorgniß mag nicht unbegründet sein, daß die Ein fuhr italienischer Notbweinr auf das Weingrschäft überhaupt Einfluß üben wirk. Da- bleibt abznwarten, und dagegen werden sich wohl Mittel und Wege finden, aber zu sagen: Weil wir die Einfuhr italienischer Weine nickt wünschen, deshalb lehnen wir die Handelsverträge ab, ist gewiß ei» falscher Standpunct. Wenn alle Intereflcntengruppcn gleiche Grundsätze befolgen, dann kann niemals ein Handelsvertrag zu Stande kommen, denn eS wird dabei stet» Zufriedene und Unzufriedene geben. In Oesterreich treten derartige Bestrebungen einzelner Interessen-Gruppen lange nicht in gleichem Maße hervor als in Deutschland, und da- liegt gewiß nicht daran, daß man dort weniger Ursache hätte, den Maßstad de« materiellen Bortheil« anzulegen. Herr von Karvorff hat ja nachgcwiescn oder nachzuweisen versucht, daß die ungarischen Grundbesitzer nur zu einem geringen Procentsatz von der Herabsetzung der deutschen Kornzölle Nutzen ziehen, daß der Hauptvortbeil Rußland in den Schooß fallen wird. Also ist der angebliche Hauptgrund sür die Herabsetzung ber Gctreidezölle gar nicht einmal vorhanden. Prinz (Larolalb Schönaich sagt: „Ich halte die Ermäßigung der Getreidezölle für eminent wichtig in socialer Beziehung", und er bat damit den Nagel auf den Kops getroffen. Ganz abgesehen von der landwirthschast- liHen Interesscnpolitik sind billige LebenSmittel von der größten Wichtigkeit für den inneren Frieden. Kein wirksamere« Agitationsmittel sür die socialistischen Bestrebungen kann ge dacht werden, al- e» hohe Getrcidezölle gewähren, und wa- Prinz Earolath in dieser Beziehung gesagt bat, erscheint uns höchst beachtenSwcrth. Er führt die Erweiterung der Kluft zwischcnGroß-»iidÄlc»n Grundbesitzern gerade auf dic hohenGe trcidezölle zurück, und auch damit hat er, wie alle Berhand lungen der letzten Monate über Getrcidezölle beweisen, ent schieden Recht. Ter StaatSsecretair v. Marschall hob als besonder» in» Gewicht fallend für die Handelsverträge hervor, daß wir ohne diese Verträge mit Oesterreich-Ungarn in einen Zoll krieg gcrathen waren. Herr v. Kleist-Retzow warnte vor einer Verquickung der wirthschaftlichen mit den politischen Interessen. Herr v. Marschall erwiderte daraus unsere» Er achten» treffend: „Bei einem Zollkriege mit Oesterreich sind nicht nur einzelne Interessen-Gruppen, sondern die beiden Nationen bctbciligt. Die Verträge dienen der Erhaltung de« Frieden», wenn sie bei dem Andern die Ueberzeugung erwecken, daß sie der Ausdruck der Einmülbiakeit sind." Im österreichischen Abgeordnetenhaus! ist dieser GesichtSpunct am Montag sehr scharf zur Erscheinung getreten, al» Graf Taaffc den Abge ordneten Lueger aus da» Unpatriotische seiner Angriffe gegen dcn deutschen Reichskanzler aufmerksam machte. Gra Taasfe wie» aus dcn Wertb der Verstärkung der Friedens bürgschaften hin, welche die Ergänzung de« politischen Bünd nisses mit Deutschland durch ein wirtbschaftlicheS bat, ja er bezeichne»! cS sogar als eine Ausgabe, die Oesterreich-Ungarn al» Großmacht zu erfüllen habe, die WirtbschastSpolitik be- ReichcS mit der auswärtigen Politik in Einklang zu halten, und er fand dabei die Zustimmung von Herbst und Pleoer und deS Polen BilinSki. Dir Iungczechen werden gegen den Handelsvertrag mit Deutschland stimmen, weil der Dreibund durch diesen Vertrag eine Stärkung erfahren würde. Hier baden wir einen untrüglichen B:weiS für die hochpolitische Bedeutung der Handelsverträge. Die Gegner der Handelsverträge würden im Recht sein wenn sic behauvten könnten, daß durch die Handelsverträge eine schwere Schädigung der wirthschaftlichen Interessen eine« oder mehrerer der belbeiligten Staaten cintrcten würde. Eine solche Behauptung ist aber bisher nur von Seiten der deutschen Großgrundbesitzer ausgestellt worden, und ihr Beispiel hat bei den Weinbauern der Pfalz Nachahmung gefunden, im Ucbrigen ist in weiten Kreisen der Bevölkerung da- Berständniß für die große wirthschaftliche und politische Bedeutung der Haudelpvettrig« i» dem Sm»e vorhanden, daß dir Verträge einen Fortschritt in wirtbichastlichcr Beziehung und eine werth volle Befestigung deS Dreibundes bedeuten. Die Untersuchung, welche von den Vertrag schließenden Mächten und Intcrcsjen- kreisen den^Vortheil oder Nachtheil haben werden, iit von Hause au» zu beklagen, denn sic läßt die höheren Gesicht»- punctc, welche für den Abschluß der Vertrage maßgebend waren, vollständig außer Acht. Die Regierungen der Ver- tragSmächle sind bemüht gewesen, die wirthschaftlichen "ntcr- essen der Völker im Ganzen wie im Einzelnen »ach Mog- lichkcit zu berücksichtigen, um ein Werk zu Stande zu bringen, welche» weder der Landwirthschast noch der Industrie bestimmte Vortbcile oder Nachtbcile gewährt, sondern, welches den Zweck hat, den friedlichen Aeußerungen der Volkskraft m Irder Richtung den Erfolg zu verbürgen. E« ist unmöglich. Sonderwünsche in dem Maße zu berücksichtigen bei Er füllung eine» großen Gesammtwerke«. daß jede einzelne Interessengruppe zufrieden gestellt wird. Selbstverständlich >st, daß die Rücksicht aus da» Wohl de« Ganzen auch nickt zu weit getrieben werden darf, daß Jedem nach Lage der Ver hältnisse da- Seine gewährt wird, aber e» ist unvermeidlich, daß in dem Widerstreit der verschiedenen Interessen, der auch ohne Handelsverträge stet» bestanden hat und ferner, ab gesehen von solchen Verträgen, bestehen wird, dieser oder lener Zweig der menschlichen, aus Erwerb gerichteten Tbatig- keit sich benachtheiligt glaubt oder auch thatsächlich im Ver gleich mit anderen Zweigen benachtheiligt ist. Woran un entwegt festzuhalten »st, bleibt die Rücksicht aus die Erreichung und Bewahrung de« inneren und äußeren Friedens. Wenn wir eS erzielen, daß kein triftiger Grund vorliegt, um ein feindliche« Berbältniß zwischen verschiedenen BevölkerungS- classen aufzurichten oder wenn eS besteht» cS fortzusetzen, wenn die Beziehungen zu dcn übrigen Nationen auf dauerhafte Grundlagen gestellt werden, dann haben wir da» Ziel erreicht, wonach wir streben. * Leipzig, 16. December. * Kaiser Wilhelm verlieh dem Professor Barde leben anläßlich dessen bvjährigeu Doctorjubiläum« den erblichen Adel. * Die alljährliche Veranstaltung de« sogenannten Minister- dinerS beim Kaiser findet am lS. Dccewher im Neuen Palais statt. Geladen sind der Reichskanzler von Caprivi, sämmtliche Minister und StaatSsecretair«, der Obrrpräsident von Achenbach und Andere. * An der Berliner Börse wurde die Nachricht ver breitet, daß solchen Banken, welche Depositen annehmcn, Zeitgeschäfte verboten werden sollen. Dieser Gedanke Ist gelegentlich von Professor Adolf Wagner angeregt worden. In Schoenberg'S Handbuch der „Politischen Oeko- nomie", 3 Auflage, Band I., Seite 474, erörtert Wagner, ob nicht die Depositenbanken gesetzlich verpflichtet werden sollen, stet- rin bestimmtes Mindestmaß von Baarvorräthen im Verhältniß zu dcn in weniger al» einem Monate fälligen Passiven zu halten, und dann fahrt er fort: „Es liehen sich noch allgemeinere gesetziichr Beschränkungen einzelner Geschäfte für Depositen- und ähnliche Banken erwögen, so namentlich in Betreff des Esseclengklchöst« und der Zeitgeschäft« in Maaren und Werthpapiereu. Letztere gönzlichau-zu schließen, wie bei Zetteibaukeo, erscheint auch bet Depositen- banken nicht zu weitgehend. Für di« Anlage in Effecten aber könnte wenigsten- «ine Maximalquote der gesammien Activa bestimmt und zugleich vorgeschriebe,» werden, daß diese Effecten genau nach Gattung und Betrag, Ankauf«-, Bilanz- und Eurswertd in den Au-wrisen müssen angegeben werden. An das Effectengeschäst knüpfen sich besonder- leicht bedenkliche Praktiken an." * Im Wahlkreis Hilde-Heim, in dem die Ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten von Hake (Welse) in den nächsten Tagen stattfindet, steht der Wahlkampf auf seiner Höhe. Von allen Parteien sind Redner und Agitatoren thätig; alle Parteien halten dieser Tage Wahlversamm lungen ab. Indessen scheinen sich die Verhältnisse doch etwas geklart zu haben, und zwar insofern; al» der nationallrbcrale Eandidat AmtSratb Sander-HimmelSthür auch der Eandidat der gemäßigt conscrvativen Wähler geworden zu sein scheint. Wenn auch die „Kreuzzcitung" die conservativen Wähler anssordcrt, sür den antisemitischen Candidaten zu stimme», so schreibt doch der „Hildesheimer Courier", da- Organ der Conscrvativen im Wahlkreise: „Wir glauben der Zustimmung sämmtlichcr conservativen Elemente sicher zu sein, wenn wir die Aufforderung anSsprechcn, sür den bevorstehenden Wahlkampf alles Dasjenige zu vergessen, wa« sie von der nationalliberalen Partei trennt, und cinmüthig für den von dieser Partei ausgestellten Candidaten, dcn Herrn AmtSrath Sander-HimmelSthür, einzutrctcn." — Man kann diesen Entschluß der gemäßigten Conservativen in Hilde-Heim nur dankbar anerkennen. Die Deutsch-Hannoveraner, denen in der letzten Wabl der Krei» zuficl, befinden sich in sehr übler Lage; sie müssen nothgevrungen sür den Ultramontanen stimmen, dadurch werben viele libcraldcnkendc Deutsch- Hannoveraner der Wahlurne fcrngebaltcn oder sie schlagen sich zu dem Freisinn. Seiten« de« letzteren werben alle mog lichen Anstrengungen gemacht, die welfischen Stimmen rin zusangen. * AuS München geht unS folgende- Privattelearamm zu: Aus die gestrige Interpellation wegen der zweijährigen Dienstzeit antwortete am DirnStag der bavrrisihc Krieg- minister: Militairische Kreise haben hierüber noch keine übcr> zeugte Ansicht, eine Aenderuna beanspruche große Kosten durch CadrrSvrrmehrung. Der Minister warnte, eine bewährte Einrichtung gegen ein Ungewisse» aufzugeben. » * « * In den Wiener Morgenblättern spiegelt sich der starke Eindruck der gestrigen Debatte im Abgeordnetenbause wieder. Da» „Fremdrublatt" sagt. Dank dem Eingreifen de» Ministerpräsidenten Grasen Taaffe sowie der Führer der Linken und der Polen habe sich die Sitzung, für den Urheber de» Zwischenfalle« unerwartet, zu einer LoyalitätSkundgebung für die Staatsmänner der verbündeten Reiche gestaltet, deren Lauterkeit und Bundc-trcue hier dem vollsten Vertrauen begegne. Die „Presse" reiht dir schwerwiegenden Erklärungen de- Ministerpräsidenten Grafen Taaffe dcn wichtigen Kundgebungen de« Minister« Grafen Kalnokp, de« Reich-kanzlcrS v Caprivi und de« Ministerpräsidenten di Rudini an. welche in-grsammt die wachsende Festigkeit de« Friedro-buude« sowie di« hohe Bedentung und Erweiterung desselben zu eurem wirthschaft lichen Bunde dargelcgt Härten. Die „Deutsche Zciluna" constatirt die volle Wirkung der Worte deS Grasen Taasic. DaS „Vaterland" bezeichnet die Rede Lueger'» als mißglückt; derselbe habe auö dcn Erwiderungen entnehmen können, wie efädrlich eS sei, leichthin da» Gebiet der Ausschlag gebenden ußcrcn Politik zu betreten. * Es war ein Pyrrhussieg, den die französische Regierung am Sonuabend in der Kirchenfragc >n der D eputirtcnkammcr errungen hat. Mil nur 20 Stimmen Maiorität, nämlich mit 213 gegen 22.3 Stimmen, ist cS ihr gelungen, dieselbe Tagesordnung, welche am Mittwoch im «rnate acceptirt worden war, ^ur Annahme zu bringen. Die Regierung wurde durch diese Tagesordnung ausgcsordcrk, alle ihr zur Bersüaung stehenden gesetzlichen Mittel anzu wenden, um dcn KlcruS zur Achtung der republikanischen StaatSsorm und der bestehenden Gesetz« zu vermögen. Diese Tagesordnung wäre wohl in ihrer unbestimnilcii Fassung ganz geeignet gewesen, eine größere Mehrheit zu ver einige», wenn Herr de Freycinet der Abstimmung über die- elbe nicht eine Erklärung vorauögcscdickt hätte, welche wohl keine Partei zufricdenstcllcn konnte. Mit der Erklärung, daß er die Trennung der Kirche vom Staate als inopportun und unklug betrachte, verstimmte der Conseils-Präsident vre Radicalen, während die Ankündigung, daß er vorbereitende Gesetze für diese Trennung einzllbringcn gedenke, von der Rechten als eine Drohung ausgesaßl werden mußte. Einer solchen Erklärung konnte nur das opportunistische Centrum rustimmen, während jene fortgeschrittenen Republikaner und Radicalen, die nicht beabsichtigten, den Sturz deS CabioetS hcrbeizusührcu, gezwungen waren, sich der Abstimmung zu enthalten. In der Thal haben sich etwa l lv Mitglieder der Kammer an dem Votum nicht betbciligt, während die 170 klerikalen Monarchisten, die 26 Bvulangisttn und etwa 25 Mitglieder der äußersten Linken gegen da« Ministerium stimmten. * Die von der französischen Deputirtcnkammer beantragte Einverleibung der Güterstcuerresorm in daS Budget wurde mit 333 gegen l96 Stimmen angenommen. Darunter befindet sich der Artikel, betreffend dir zebnprooeutige ZuschlagSsteurr aus Eilgüter. Die Eisenbabngesellschaften haben den der Herabsetzung entsprechenden Tarifsätzen in dem gleichen Betrage zugestimmt. * In der Allocntion am Montag vcrurlbeilte der Papst in entschiedenster Weise duS Vorgehen anläßlnb der Pilger fahrten im October und beincrktc, wenn sihcn seine Lage im Frieden durch so ernste und bedeutende Schwierigkeiten be droht sei, so könne Niemand sagen, wie diese wachsen würden, wenn erst Unruhen auöbrächen oder ein Krieg entstände. Bezüglich der römischen Unruhen erklärte der Papst, daß er die Stellung einnchmcn werde, welche PiuS IX. und er selbst beobachtet hätten. Er werde dabei beharren, für die Stadt Rom besondere Unabhängigkeit zu fordern. * Der „Agcnce de Conflautinoplc" zufolge erklärt die Pforte, die ZeituugSmelduiia, daß eine Bande von Alba nesen vier macedomsche Ortschaften geplündert habe, für vollständig unrichtig. * Die „Agcnce balcanique" ist ermächtigt, die Mittheilungcu der französischen Presse, der französische Corrcspoodcnt Chadourne sei von 15 Gendarmen ergriffen, auf die Präfrctur geführt und von dem ihn di» a» die Grenze be gleitenden Polizeicommiffar geschlagen Worten, für grundlos zu erklären. Chadourne sei nur von zwei Gendarmen an die Grenze gebracht worden; eia Commissar war dabei nicht bctheitigt. Landtag. Erste Kammer. Dresden, 15. December. Sechste öjsrntUch« Sitzimg Mittag» 12 Uhr. Am Regieruug-tische waren anwesend die CtaatBmiaistcr vr. v. Gert>«r, v. Thümmei, Gehelmrath Hermann. Nach Eröffnung der Sitzung erhob sich der Präsident Ercellenz Gras Könn «ritz, um den Gefühlen des Bedauerns über das Sr. königl. Hoheit den Prinzen Georg betrogene Mißgeschick Au-druck zu geben. Ans Grund aulhenttscher, neuester Nachrichten könne er niitthetlen. daß der Bruch »ur ein leichter ist. und zu er- hoffen stehl, daß S«. köuigt. Hoheit baldigst wieder wird in unserer Mitte erscheinen können. Mit ersichtlicher Freude nahm die Kammer hiervon Kenntnis;. Nach Verlesung der ständischen Schrift über das königliche Decket, betreffend die Fortcrhebung der Steuern und Abgabe», durch Bicepräsident vr. tztübel trat di« Kammer in die Tage--- ordnung ein. Excellenz von Zehnten erstattete mündlichen Bericht der ersten Deputation über daS königl. Decret 11, dcn Entwurf eine« Gesetzes über die Aushebung der Befreiung der Geistlichen und Lehrer von persönlichen Anlagen für Kirchenzweckc. Der Entwurf ist bereits von den Ständen und von der Landesshnvde vorbereitet worden uud beantragte der Referent zu beschließen: „8. 1. Die den Geistlichen und Lehrern nach Len bis herigen Bestimmungen eingeräumtc Befreiung von Perlon- ttchcn Anlagen sür Kirchenzwecke blcidl nur noch bezüglich der bereit« angestellten Geistlichen und Lehrer so lange aus- recht erhalte», al« dieselben nicht in andere Stellen übergehen oder Gehaltserhöhungen erhalten und annehinen. 8. 2. Die dem 8- > entgegeusteheoden gesetzlichen Be- stimmungen werden ausgehoben. 8. 3. Unser Ministerium de« LnitnS und vffenUichrn Unter richt- Hai den Zeitpunkt zu bestimmen, mit welchem diese- Gesetz iu Wirksamkeit tritt'* unverändert anzunehmen und hiermit deu gesammten Gesetzentwnrs sowie Eingang und Schluß desselben unverändert zu genehmigen. Nur Lderhosprediger Vr. Meier erbat sich da« Wort, um er neut zu coastatiren, daß di« Geistlichkeit des Lande« willig und gern aus d»e in der Vorlage bezeichnetcn Vonbeile verzichtet habe. Er ersuche dagegen die Kammer und insbesondere die zuständige Depu tation, bei den Geistlichen iu Autsicht stehenden Zuwendungen, z. B. den Alter-zulagebewilligungeu, deuselbea ihr Wohlwollen nicht vor- zuenthalten. Ter Gesetzrutwues sa»d hieraus Annahme gemäß dem Deputation«, gatochien. Mitglied Peltz erstattete sodann Bericht der zweiten Deputation über da- königl Decret 2V, die summarische U,verficht der Ein nahmen und Au-gab«» bet dem Domonevsond- in den Jahren I1-V9 und 1890 betreffend Er beantragte, da die Deputation nicht« zu erinnern gesunden Hobe: „die Kammer wolle mit deu 1889 und 1890 vorgenomme««» Beräuderuuaen sich etoverstaudrn erklären und den- selbeu, soweit Solche« versehuug-mäßig »öttzi^ ihr« Genehmigung
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