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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891121701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-17
- Monat1891-12
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Nbeod-Ausgad«: die «gespaltene Petitzeile 40 R e c t a « e a unter deu, Redacüoosßrrch <4 geipalten) 1 , Familieunachrrchleu nnd Anzeigen verlorener Gegenständ« (6 gespalten) AI ij Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zrgernjay nach höherem Tont- Extra-vcilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Postdesöcdernog >l üL—, «lt Postbesorderoag . ÄAuahmeschlnß für Inserate: Abeud-BuSgab«: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonir- und AesttagS früh S Uhr. Vri dm» Filialen und AinadmesteLe» je ein« halbe Stunde früher. Inserate stad stets an die Ex-rdttt*«r zu richten. ^°M. Donnerstag den 17. December 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Während der Zeit »a« 18. bis einschliehl. 24.Deckiubkr tritt die Schtutzieit sür die Etnlieserung va« dd vr»»,- »>»U l'«oltetnoi>«1ur»««?i» bei sämmtlichcn Postanstaltrn in LciPlig eine Stunde früher als acwvhulich ei». Es wird ersucht, hieraus bei Kintirscrung der Sendunge» zur Post während »er »orbezetchuete« Tage augemrssenc Nacksicht zu nehmen. Lei-U«, 14. December 18S1. Der llatserltchc Lber-Paftdtrectar. Walter. D. NuhholMttion. Freitag, den 18. December d. IS., sollen von Vormittags 9 Uhr an im Forstreviere Lonnewttz auf dem diesjährigen Latst. schlage in Rbth. 22« ca. 31 Eicheu-Llötzer von 30/103 emMittenstärkeu. 2/12 m Länge . 47 Wkibbuchen-Llätzervou23 42 - - - 8,8 - - . 72 Ahorn-Llötzer - 30,38 - - -2/9. - - 94 Eschen- - - 30 38 - - - 3/10 - - »116 Rüstern- » » 20/50 - - »4/15 » » . 27 Eller- - - 17 26 . - . S/S . . » 51 Linden- - - 23/55 - - - 3/14 - - sowie 10 Ahorn-, 113 Eschen- und 14 Rüstern-Schirrhölzer unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkaust werben. Zusammenkunft: auf dem Lahlschtag« an der neuen Linie in der Richtung nach Gautzsch. Leipzig, am 9. December 1891. De» Raths Forstdeputation. Sonnabend, den 19. d. M., vormittags 10 Uhr, sollen im Hose des alten Johannishospitals 2 Marstallpscrde, 1 brauner Wallach und I braune Stute, gegen Baarzahluag an den Meist bietenden versteigert werden. Die städtische cekonomie-Inspertion. Geschulte Wärterinnen gegen 360 ^ll JahreSgehalt und freie Station gesucht von der Psychiatrischen «n» RervrnNtntk der Universität Leipzig. Die DiffereuMncte im Reichstage. ES ist ein Uebeistand lang ausgedehnter Erörterungen über schwierige und verwickeite Fragen, daß sie durch den Meinungsaustausch selten der Lösung näher geführt werden. Wer eine bestimmte Ansicht hat, such» sic mit allen Gründen, die sich dafür geltend machen lasse», zu vcrlhcidigcn und sic den Gegnern annehmbar zu machen, er selbst ist aber taub gegen die Gründe, welche die Gegner entwickeln. Berhand- iungen beschäftigen die öffentliche Aufmerksamkeit nur so lange, als Hoffnung vorhanden ist, daß sich die gegenüber stehenden Meinungen auSgleichen lassen, schwindet diese Hoffnung, dann erlahmt daS Interesse, und der Wunsch wird lebendig, daß die unerquicklichen Wortgefechte ein Ende nehmen mögen. In diesen Abschnitt sind die Verhandlungen des Reichstages über die Handelsverträge jetzt eingelreten, Neues kann im Allgemeinen nicht mehr vorgebracht werden, und Ausstellungen gegen besondere Bestimmungen der Verträge sind zwecklos, weil die Verträge nur angenommen oder abgelehnt werden können. DaS hat seine Bedenken, aber wenn es anders wäre, würde überhaupt kein Vertrag zu Stande kommen. Wir haben eS bei den Verhandlungen über den Zolltarif im Jahre 1879 gesehen, was cs heißt, wenn die Sonbcrinleressen aller am Handel, Industrie und Lanbwirthschaft bethciligten Kreise gegen einander abgewogen werden sollen und die Interessenten selbst den Ausgleich in die Hand nehmen. Die Würde des Parlaments leibet darunter, und ein Ausgleich, welcher alle Einzel-Interessen nach Gebühr berücksichtigt, ist doch niemals zu erreichen. Tie Gegner der Handelsverträge richten ihre Angriffe dagegen, daß die Verhandlungen zwischen den Negierungen geheim geführt worden sind, daß der Abschluß auf zwölf Jahre erfolgt ist, daß die Interessen von Industrie und Landwirtbschaft nicht mit dem richtigen Maße gemessen worden sind, daß über Nachfragen vom grünen Tisch auS entschieden worden sei, statt Sachverständige darüber zu bören, daß die Veralhung überstürzt werbe, endlich, daß die Bündnisse durch die Vertrage gelockert, statt befestigt werden. Alle diese Beschwer ten sind vom Reichskanzler bereits in der großen einleitenden Rede beim Beginn der Bcrathungcn des Reichstages berührt und eingehend gewürdigt worden. Ter Eindruck der Rede war groß, sie wurde von allen Seite» beifällig ausgenommen, und ibrc Wirkung war so durchschlagend und nachhaltig, daß am Schluß deS dritten BerathungstagcS der Antrag des Freiherr» von Massow, welcher nur 36 Unterschriften trug und die com- miffarische Berathung empfahl, mit großer Mehrheit abgelchnt wurde. Die Mehrheit war zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Annahme der Verträge auS wirthschafilichen und politischen Grünten geboten sei, und daß desbalb commiffarischc Be- ralhung nur eine zwecklose Verzögerung der Entscheidung bedeute. Diese Auffassung hat sich im Lause der nunmehr stcksiägigen Verhandlungen nur von Tage zu Tage mehr befestigt und als richtig erwiesen. Klarheit ist durch die bis beriaen Reden in die Sache nicht gebracht, im Gegen Ibeil sind Zweifel rege geworden, die sich nur durch die Erfahrung beseitigen lassen. Wenn man dir Cache so auf- saffenj wollte, dag die von den verschiedenen Intercffentcn- Gruppen geäußerten Bedenken gegen die einzelnen Vertrags' Bestimmungen zu einer Revision der Verträge führen müßten dann wäre die bisher verrichtete Arbeit vergeblich gewesen Denn dir Beschwerden würden nicht nur au« Deutschland kommen, sondern ebenso von allen anderen bethciligten Staaten, auS Oesterreich-Ungarn, Italien, Belgien und der Schweiz Deshalb war eS ein glücklicher Gedanke des Reichskanzlers, daß er die Beschleunigung der Cache von deutscher Seite anrmpsahl, um den übrigen VertragSstaateu dadurch ein Bei spielzu geben. Wir haben an den Vorgängen im österreichischen Ab- geordneteohaus«, welche durch die Rede Luegers veranlaßt ««da, gesehen, wie »othtvendig diese« Beispiel ist, denn wenn die Gegner der Verträge in den übrigen VcrtragS- laatcn nach dem Muster Lueger'S zu Worte kommen, dann ist kein Ende abzusehcn. DaS haben die Vertreter der Mehrheit im österreichischen Abgeordnetenhause erkannt und das Uebereinkvmmen getroffen, die AuSschußberathung über die Handelsverträge noch vor Weihnachten zu Ende zu führen. Darin liegt eine Beschleunigung der Be- ratbung, aber keine Ucbcrstürzung, denn andernfalls würden nur unfruchtbare Erörterungen unabsekbar in die Länge gezogen worden sein, welche dem Zustande kommen der Verträge vielleicht schließlich Hindernisse bereitet hätten. Gras Kanitz bat sich über die Geheim rathsarbeit beklagt, welche bei Abfassung der Verträge die bestimmende Kraft gewesen sei, und Herr von Kardorsf hat die Dauer von zwölf Jahren als HinbcrungSgrund be zeichnet, der ihm die Annahme erschwere oder unmöglich mache, aber beide Herren haben den Fall außer Acht ge lassen, daß die Verträge ohne die Arbeit der Geheimrälhe nnd ohne die Ausdehnung auf eine Reihe von Jahren über haupt nicht zu Stande gekommen wären. Wie denkt sich Graf Kanitz überhaupt die Bedingungen sür den Abschluß von internationalen Verträgen? Sollten vielleicht Großgrundbesitzer und Groß-Industrielle, überhaupt Landwirthc, Industrielle und Kaufteutc nach Wien gesandt werden, um dort über Tarif-Verträge zu verhandeln? Der Reichskanzler hat darauf hingcwiesen, das; dieselben Räthe, welche bei der Abfassung der Tarif-Verträge mit den VerlragSmächten thätig gewesen sind, in derselben Weise seit einer langen Reihe von Jahren ibrc amtliche Wirksamkeit entfaltet haben. In den Ministerien sür Handel und für Landwirtbschaft stießen alle Berichte über den Stand von Handel, Gewerbe und Land- wirthschast im ganzen Lande zusammen, dort ist mau in der Lage, die Meinung der Handelskammern, die Beschlüsse der landwirthschaftliwen Vereine, die Geschäfts-Ergebnisse aller auf die Entwickelung der Hauptzweige der menschlichen Thätig- keit bezüglichen Vorgänge kenne» zu lernen und mit einander u vergleichen. Der grüne Tisch ist ein Begriff, der gewöhn- ich als die Summe aller Unkcnntniß der einschlägigen Vcrbältnifse und der lebendigen Bewegung im Volke auf gefaßt und angewendet wird. Nun, wenn wir diesen jogcnannten grünen Tisch nicht hätten, dann hätten wir keine Ministerien, keinen Generalstab, auch keine Redactioncn, denn ohne die Nothwendigkeit, Mittelpuncte zu schaffen, an welchen der täglich sich anhausendr Stoff für die Beurtheilung des wirthschaftlichen und politischen Lebens gesammelt und gesichtet wird, wäre überhaupt jede kritische und leitende Thätigkeit unmöglich. Der grüne Tisch hatte seine ihm mit Unrecht noch heule angcsvnnene Bedeutung in einer Zeit, als Leute durch Gunst in einflußreiche Stellungen gelangen konnten, ohne ihre Befähigung dazu nachzuweiseu, die ledig lich die Vortheile ihrer äußeren Lage genossen, während untergeordnete Personen die Arbeit leisteten. Heute ist eS ini Ganzen und Grosien so, daß Vortragende Räthe in den Ministerien ihre Stellung auch aussüllcn müssen, wenn sie nickt Gefahr laufen wollen, daß ihre Unfähigkeit öffentlich bekannt wird. Mit der Lehre von den urtheilsloscn Geheimen Räthe» kommt man heutzutage nicht mehr durch, denn diese Räthe sind die Hauptstütze der ministeriellen Thätigkeit, sie haben nicht bloS einen Titel, sondern sie müssen auch geeignet fein, über den Zweig ihrer Berufslhätigkcit wirklich Rath zu er- theilcn, andernfalls würden sofort zahlreiche tüchtige Beamte zur Verfügung stehen, welche ihren Platz einzunehmcn im Stande sind. Man kann nicht gleichzeitig Groß-Industrieller, Groß-Kaufmann oder Großgrundbesitzer sein, welcher die Ver waltung seinerGüter sclbstthatig leitet.und Referent in einemMi- uislerium. Es ist nicht ausgeschlossen, daßdieMlnistcrialreserenten au» solchen Kreisen hcrvorgegangen sind, wie z. B. der frühere preußische HandelSministcr v. d. Heydt, der vorher in Elber feld ein Banquicrgeschäft leitete, aber im Allgemeinen sind die Ministcrialrcferentcn Theoretiker, die aber mit der Praxis in täglicher lebendiger Verbindung leben. Die wichtigste Seite der Handelsverträge ist die politische, denn diese übt eine» Einfluß aus die Erhaltung deS Friedens aus, der alle andern Interessen weit zurückdrängt. Die Frage kann natürlich nicht so gestellt werden: Ist ei» Handelsvertrag politisch nützlich, zugleich aber wirthschastlich schädlich, und soll er trotzdem m Kraft treten? Es ist klar, daß die wirtbschaftlichen Bedingungen die Voran« sctzung sür die Annabme eines politisch wichtigen Ver träges sind. Aber die wirthschaftliche Tragweite läßt sich selbst unter der Mitwirkung Sachverständiger, welche ihr Berständniß au« ihrer persönlichen Thätigkeit ber- lciten, nicht mit voller Gewißheit vorauSbcslimmen. Man kann von einem Tarifvertrag nur verlangen, daß er unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Ver hältnisse »nd Tbatsachen mit größter Sorgfalt abgcfaßt und scstgesleUt ist. Wenn sich im Laufe der Zeit Unvoll kommenhcite» ergeben, so werden sich Acnterungen bei gutem Willen der Betbeiligtcn jeder Zeit erreichen lassen. Ohne diesen guten Willen haben Verträge überhaupt keinen Werth, denn Verträge sollen keine Last für die Betbeiligtcn sein, sondern die Feststellung von Leistung und Gegenleistung, welche den Vertrag schließenden Theilen auf beiden Seiten entspricht. * Leipzig, 17. December. * Die bis jetzt vorliegenden Ziffern lassen die Wahl de« Nationallibcralcn Casselmann in Bayreuth als un zweifelhaft erscheinen. * Uebcr die Vorgänge bei der Wahl de« General- synodalvorstandc« bringt der .Reichsbote' eine neue ausführliche Darstellung, au« der zunächst hervorgeht, daß Herr Stöcker von .niedreren seiner Freunde' dringend gebeten war, von der Wahl zurückzutreten, daß er aber den Bitten dieser .Freunde" kein Gehör gegeben hat. Weiter wird zu dem Vorwurf der .byzantischeo Träumereien gesagt: Es bandelt« sich — um das zunächst einmal klar zu stellen — um die Frage: ob es gerade in diesem Bugeubllck» wohlgethan sei, die Generalsyuode der preußischen Landeskirche durch die Wahl Stöckers in eine kirchenregimentliche Vertretung, der er bilder uicht angehSrt hatte, für sein» Person at« solch« zu eugagtreo. wen» Mä»»«r, dl« waßrUch nicht nur »och ob«, dt» vor Allem in di« Weite blicken, sich diesem Vorhaben widerictztcn, o stand ihnen dabei die Oiesahr vor Augen, daß durch einen unbesonnenen Schritt der SegenSertrag der synodalen Arbeit, und zumal der imponderabile Lern desselben aufs Spiel gesetzt werden könne. Dieselben Männer, die dem hochverdienten Kampfer und Zeugen so oft treu zur Seite gestanden haben, sahen ich vor die schmerzliche Alternative gestellt: entweder aus seine Wahl zu verzichten, oder aber dem Lirchenregiment in seinem preiswürdigen, ncn eingeschtagenen Curs thatsächliche, vielleicht verhängnißvolle Schwierigkeiten zu bereiten. Was hierüber von Mund zu Mund ging, war eben nicht teere, am wenigsten „byzan- tinische" Träumerei, sondern beruhte aus wohlverbilrg- ten Aeußerunqen, die nicht überhört werden dursten. In einer Sache, bei der eS sich nicht »in ein Princip, sonder» um eine Personenirage handelte, konnte hiernach zwischen der Sympathie sür den Freund und der Pflicht gegen da- Interesse der Kirche die Entscheidung nur so aussallen, wie es geschehen ist. Die- die Mo- live der Abstimmung, sür die wir auch heut« uoch getrost die Ver antwortung übernehmen." Diese Aussührung bestätigt nur, daß Einflüsse von außer halb bei der Wahl maßgebend gewesen sind. * Die Kammer der bayerischen Abgeordneten ge nehmigte heute einstimmig den Militair-Etat im Gesammt- betrage von 58 023 345 * Die Handel«- und Schifffahrtsverträge zwischen Italien und Oesterreich, sowie zwischen Italien und Deutschland sind gestern Nachmittag in einem einzigen Bande in der italienischen Kammer vertbeilt worden. In dem Motivenbericht heißt eS, ein vorau-sebendeS Bünduiß, welche« ein Unterpfand des Frieden« ist, vereinige Italien mit den beiden centraten Kaiserreichen. Man wolle jetzt da« Hricdenswert auch in der materiellen Sphäre fördern. * Wie man auS Bern meldet, werden als Candidaten für die Neuwahl eines Bundespräsidenten an Steile Wclti'ü in erster Linie der schweizerische Gesandte in Berlin, Oberst Roth, und der gewesene eidgenössische Commifsar im Canton Tessin, Künzli, genannt. * Der Correspondent der .Polit. Corr." schreibt aus Paris, 13. December: Angesicht« der von unerwarteter Energie getragenen Rede, welche Minister-Präsident Freycinet im Senate gegen den Klerus gehalten hat, drängt sich all gemein die Frage auf, ob Frankreich etwa vor einem Cultur- kampse stehe. Das Auftreten deS Herrn Freycinet mußte um so mebr überraschen, al« gerade dieser Staatsmann in der Regel große Mäßigung beobachtet. Man darf sich übrigens nicht an diese Kundgebung allein halten, sondern man muß auch die beruhigenden und zur Beruhigung ausfordcrnden Aeußerungen des CultuSminisierS Herrn Fal liere S berücksichtigen. Zieht man außerdem in Betracht, daß auch von Seite deS VaticanS an die französische Geist lichkeit Rathschläge zur Vorsicht und Versöhnlichkeit ergehen, so erscheint die Hoffnung auf Herstellung der Eintracht oder doch mindestens ans gegenseitige Toleranz zwischen Staat und Kirche nicht unberechtigt. Eben wegen dieser Wahr scheinlichkeit sind die Radikalen trotz der entschiedene» Sprache deS Minister-Präsidenten keineswegs schon befriedigt. Sic erblicke» in dem Auftreten des leitenden Staatsmannes nicht« als Worte und sie würden wünschen, Thaten zu sehen, daS heißt: die Trennung von Kirche und Staat. Man gicbt sich eben in diesen Kreisen, die jederzeit zu Agitationen bereit und den Erwägunge» deS Opportunismus unzugänglich sinv, keine Rechenschaft von den Gefahren, die mit der Uebcrstürzung noch nicht spruchreifer Fragen verknüpft sind. Es wäre eine sehr gewagte Politik, im jetzigen Augenblicke das Concordat zu kündigen. Es ist auch gewiß, daß die Re gierung diesen Schritt nicht thun wird. Allerdings muß aber auch der KleruS eine entgegenkommendere Haltung annehmen, falls er auf den Weiterbestand de- ConcorbatS Gewicht legt, und da« ist gewiß der Fall, da er nicht den Krieg gegen die Staatsgewalt will. Bei der Fortsetzung der Agitation und gar beim Bruche hat Niemand etwas zu ge winnen, weder die Republik, noch der KleruS. Herrn Freycinet ist dies vollständig klar, und aus diesem Grunde leistet er dem Andrängen der Radikalen Widerstand und will er sich mit der Frage der Trennung von Staat und Kirche gar nicht befassen. Man darf auch nicht übersehen, daß die großen Massen der Bevölkerung für den Frieden mit der Kirche sind. Immerhin muß man sich angesichts der vorherrschenden Stimmung im Parlamente, welches zu strengen Maßregeln ziemlich geneigt ist, auf Conslicte gefaßt machen. Diese jeden falls unerquickliche Situation ist auf daS Zusammenwirken verschiedener Umstände zurückzufllhren, wie die Zwischenfälle von Rom, da« Circular des CultuSministerS, die Briefe der Bischöfe, die in Folge derselben vorgenommrnen gerichtlichen Verfolgungen. * Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Bulgarien stellt sich als ein taktischer Fehler dar, den man den sonst nicht ungeschickten französischen Diplomaten kaum hätte Zutrauen sollen. DaS kleine Bul garien behält nämlich die Lacher aus seiner Seite und im ganzen Orient kann da« Prestige Frankreich- nur dadurch ver tieren, daß man sieht, mit welchem Muth da« winzige Fürsten thum dem übermüthigen Frankreich »u trotzen wagt. Daß die große Republik ihre diplomatischen Beziehungen zu Bulgarien abbrach, imponirt im Orient wenig, aber auch andere Staaten werden über da« „Ereigniß" befriedigt zur Tagesordnung über gehen, und darin liegt die diplomatische Schlappe für Frankreich, das sich eine- Störenfried« in einer die Grenze de« Zulässigen weit überschreitenden Weise angenommen batte. ES ist be kannt, daß da- französische Consulat der Sitz aller anti bulgarischen Umtriebe war. Auch ist es offenes Gehcimniß gewesen, daß Frankreich Rußland zu Liebe die seine ganze Vergangenheit verleugnende antibulgarische Politik verfolgt und im Orient eine äußerst fragwürdige Rolle spielt. Jetzt erst dürsten friedliche Verhältnisse Play greifen, oder Ruß land sieht sich nach einem anderen Staate um, dessen Ver treter in Sofia die Minirarbeit zu leisten übernimmt. * Eine auS K onstan t in o pel zugehende Meldung tritt den Nachrichten entgegen, welche von einer wegen Kreta« zwischen der Türkei und Griechenland eingetretenen Spannung sprachen. In der kretensischen Frage sei in der jüngsten Zeit keinerlei Wendung ringetreten, welche aus die Be ziehungen zwischen Konstant,nopel und Athen eine un- ünfiige Wirkung hätte au«übrn können. Nicht« deute darauf in, daß die griechische Regierung rin Aufrollen dieser Frage, die gegenwärtig als ruhend angesehen werden kann, beabsichtigen würde, und die Pforte betbätigt ihren aufrichtigen Willen, durch Verbesserung der VcrwallungSzusläiidc aus Kreta die Erkaltung der Rübe daselbst zu sichern, Lurch die Vorbereitung ver schiedener Reformen, insbesondere auf dem Gebiete des Gerichtswesen«. DaS Verbältniß zwischen der Türkei und Griechenland ist ein durchaus normales und freundschaftliche«, uiid specicll al« ein Anzeichen sür die Vortrcfflichkeit der Beziehungen der beide» Höfe lasse sich der Umstand ansübrcn, daß der Sultan durch seinen Obersteeremoniennicisler Munir Pascha bei dem griechischen Gesandte» Herr» Mavrocordato über das Befinden de« leicht erkrankten Königs Georg von Griechenland Erkundigungen einzichcn ließ. Locilildemokralisches. 8. 0. In Bezug auf die in Vereinen und Versammlungen vor- kommenden Telterjammlunge», welche von den Gerichten häufig unter den Begriff der Collecten gestellt werden, hat der Eirassenat des preußischen Kammergerichts als höchster Ge richtehof sür die Landesslrasgesctzgebuiig gestern eine wichtige, nun mehr maßgebende grundsätzliche Entscheidung gefällt. In dem ersten der beiden ganz gleichartigen zur Entlcheidung anstehenden Strasproccsse waren mehrere Pcrione» angeltagt worden, weil sie ohne vorherige behördliche Genehmigung bei Gelegenheit einer am 24. April er. in Merseburg stailgehadtc» Volksversammlung in dem zum Local führenden Hausflur mittelst zweier Teller Eintrittsgelder von 10 Psenlügen eingesammelt hatte». Das Schöffengericht zu Merseburg verurtheitte sie hierauf wegen unbefugten Collectirens zu je S Gt Strafe. Die Ctraskammer zu Halle aber sprach sie i» der Berufungsinstanz frei, indem sic näm lich in dein vorliegenden Thalbcsiand gar nicht die Merkmale des Collectirens fand und deshalb auch gar nicht erst auf die Prüfung der Frage, ob die bezügliche Polizeiverordnung der Regierung zu Merseburg überhaupt zu Recht bestehe, einging. Zu den Merkmalen einer Collccte — so wurde in de» Entscheidungsgründcn aus- gesührt — gehört ein Einsammein freiwilliger Gaben und Bei steuern zu einem angesagtcn Zwecke, wobei gleichgiltig ist, ob die Geber in Folge der Aussorderung oder aus freien Stücken gegeben und ob dt« Einsammluiig von Haus zu Haus oder von einer Stelle aus erfolgt, so daß der Geber in letzterem Falle die Gabe bringt, aber ein wesentliches Merkmal ist es, daß dem Geber selbst für sein« Gabe entweder keine Gegenleistung, oder zwar eine solche, aber unter Umstünden gewährt wird, aus denen gefolgert werden muß, daß die Gebenleistung lediglich zur Verdeckung der Eollecte, als des hauptjächtichsten Zwecks der Einsammluiig, geschieht. Im vorliegenden Falle ist aber die Gegenleistung jedem der cin- tretendcn Geber durch Gewährung de« Aujentdatts in einem er- leuchteten Saale und des Vortrags des bezahlten Resereoteu ge- wähn, und das Recht daraus durch jeden eintretenden Geber erworben, sonach der Thatbcstand der Collect« nicht erfüllt. — Die biergcgen eingelegte Revision der Staatsanwaltschast wurde vom Lammergericht, welches in der Vorentscheidung keinen Rechts- irrthum zu finden vermochte und das eiitschclöcude Kriterium namentlich in dem Umstande sah, daß die Gaden keine freiwilligen waren, zurückgewiesen. Im zweite» Falle handelte es sich um eine in Hohenmölsen slatt- gehabte Botksversammlung, zu welcher ein Vorslaiidsmitglied von den Besuchern 10 EntrSe erhöbe» hatte. Er halte hierzu sogar die behördliche Genediiliguiig nachgcsucht, die ober nicht erfolgt war. Das Schöffengericht zu Hohenmülsca hatte hieraus wegen unerlaubten Collectirens aus 3 ./L Geldstrafe, die Strafkammer zu Naumburg aber unter Hinweis daraus, daß eS sich nicht um freiwillige Gaben gehandelt habe, aus Freisprechung erkannt. Auch hier wies das Kammergericht aus den gleichen Vorenvahnteu Gesichtspunkten die Revision der Staatsanwaltschaft zurück. Winke für Ämateur-Photographen. Selten hat wohl in kurzer Zeit ein Sport solche Verbreitung gesunden, wie die Liebhaber-Photographie Di« immensen Er leichterungen, welche die photographische Technik durch die Er findung der Trockenplatte und durch mauchc andere im Ver gleiche hierzu freilich geringwerthige Verbesserungen ersahren, bewirkte, daß alle Beriifsarten die photographische Kunst als willkommene Hilssarbeiterin in ihre» Dienst zogen. Wo früher die persönlichen Anlagen und langwierige Studien er fordernde Zeichenkunst allein Helsen konnte, da tritt heutzu- tage die in vcrhällnibmüßig kurzer Zeit zu erlernende Photo graphie rin. Aber nicht nur als praktische Helferin, auch als willkommene Freundin tritt diese Kunst aus sür alle Jene, die sich ihrer ats einer angenehmen Unterhaltung i» ihren Muhesluiideii ln- dienen. Selten wird ein anderer Sport so viel Freude machen, wird so viel dauernde Unterhaltung und Belehrung bereiten al» die Photographie. Heutzutage, wo das Reisen so sehr erleichtert ist, hat man natürlich den doppelten Genuß davon, wenn man die schönen Gegenden, die man passirt, wenigstens im Bilde feslhalten kann, wenn man hervorragende Puncte, besondere Ereignisse und dergl. mittelst der Handcainera, die man unauffällig und bequem bet sich führt, sofort sür alle Zci. sizire» kann. Natürlich bedarf auch der photographische Proceß eines sorg sättigen Studiums; doch je mehr man praktisch arbeitet, desto schneller vervollkommnet man sich, und bald wird man mit Stolz die gelungenen Bilder betrachten, die man selbst serüggcslcllt I m; Die Fabrikation photographischer Apparate und Ariitel hat in letzter Zeit bedeutend zugcnviiiuic». Tas hat den günstigen Erfolg gebabt, daß sür verhällnißmaßig billige Preise doch sehr solide Waai> getiesert wird. Den Leipziger Lledhaber-Photograpbr» und sol.l cn. die es werden wollen, kann ats sehr vertrauenswürdige Bezug-.gnclle die rüstig vorwärts strebende Handlung von Earl Grün dm an», Nicolaislraße 41, angelegentlichst empfohlen werden. Sämmtlichc Apparate und alle Hilssmittel sind hier, wie der Schreiber dieser Zeiten selbst genügend ousprobirt hat, in bester Qualität vorhanden. Sehr interessant ist eine Besichtigung deS reichhaltigen Lagers und in besondere der so vcrschiedensachen Apparate. Die sogen. Gebeinicamero.. erfreuen sich zur Zeit der größten Beliebtheit; leichte Haiidhahui g, wenig Gewicht und Umfang, verhäiniißmaßig billiger Preis lag n das erklärlich erscheinen. Ganz besonders haben uns unter diese» tzlpparaten die beiden Fichtner'schen Geheimcameras „Excclsior" und „Furor" gefallen, die in ihren besseren Nummern allen an einen guten Apparat zu erhebenden Ansprüche» kntsprechcn. Buch die von Herrn Grundmann selbst construtrte Universal- Reise-Camera kann ihres geringen Gewichtes und der viel seitigen Berwcndbarkeit wegen sehr empfohlen werden. Geübte Liebhaber-Photographen machen wir aus Gnindmann - Zaspci s Magazin - Wechselcaffette sür 12 Platten ousmerkiam, eine überaus praktisch« Neuerung, die sich bald in weiten Krege» eiiisührc» wird. Die AlbumS mit auswechselbaren Blättern und die Umschläge zur Aufbewahrung von Negativen sind weitere interessante Ncuheilen. Jedensall« wird eia Be>uch de« Grundinann'jchen Magazin sich sür alle jüngeren und älteren Amateur-Photographen als fehr vortheil- haft erweisen. 0. 8.
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