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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920827023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892082702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892082702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-27
- Monat1892-08
- Jahr1892
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88.25 102,52 87.L5 103,- 85,70 102,- 102,- 9«.— KM, — 107,- kl 18,50 71.- 110.- 44— 40,— 70,— 11150 112.25 17^— 69,— 218,— 148 — 138.25 106,— 148,— 20S2S 127.— 226,— 12 ?t«rk. Noä »drik >2 idr>k ibrik .K-r, ui» UK»I! Viele »»et.) »id«> n.-?. rt» lä, irsrii 8.-5 »um ikisn itm.) lipo» lOllk.) )i«kl> !-c°.) >kisr) rdit»> nerei .rnee) 1,t.L S an - sc tlinx) 1nui,c rik .r.-k. >re»r.) kisiei llenlli veil» t'»dr, rei denen Ibrix) eck» »ick, eick) ckert» 11»..e» rvit» nu»u> »'»»»« »leine litten toü-l', Vinn. , V.-k. n. nd.-V. >r L»llL"v Hn»s 137 8. 300 8. SV 8. und konä». 00,30 (1. 07,— 8. 06,VO 6. 88H0 O. 10.75 8. Sb,15 8. SV,70 8. 85,— 8. Ol.— 0. 103. — 8. Ol,— 8. 88,35 kr«. 102.75 0. Inleilisn. 104.25 (1. l03 — 8. 101.75 8. (01,60 (1, i04dl 103,75(1 103.75 (1. 104.25 (1. 104, — 8. 103,75 8, 103,75 6. 103,72 0. 103,75 (1. 103 75 6. 112.— (), 104,25 (1. 104,— 8. 104,— 0. 104,— 8. 103,75 8. ». ». Oonrivotir 1L3K0 123,50 34,50 101,75 8. 85 50 d» 86,— 8. 85,75 8. 85.75 8. 102.50 8. 101.50 8. 86.50 8. 88.50 6. 100,— 8. 87.50 6. 88,— 8. 103,— 8. 103,25 6. 158.50 8. 153.50 8. 116,— k- 115, -^6. 77,— 8. SO.— 8. 80,— 8. 121,— 8. 352,— d-8. 107.— 8. 151.75 8. 116, — 8. 200,— 8. 116,— 8. 82,— 8, 280,— 8. 176.50 8. 88,-^8. 185,-^6. n »ick pro Stück, »te» leleeremin.) -ort 1000 8, site» 7«iexr»wm.) iport XX») 8»Uen It »merik»vi»cds i-Kov»mk»r 3»« ». Abonnemevtspreis her Hauptexpedition oder den im Stadt» Bezirk and den Betörten errichtete» AvS» «abeslellen ab geholt: vierteljälirlich ^!4.L0, »ei zweimaliger täglicher ZusleUung inS Span« >ll 5,50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliädrlich 6.—. DIrecte tägliche Kreuzbandjenduug in- Ausland: monatlich S.—. DieMorgen-AnSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Redartion und Expedition: Iohaniirsgaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen gevjsnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: Ltt» tlemm's Eortiui. iAlsttö Hahn), Universitätsstrabe 1, Lauts Lösche, Lathariuenslr. 14, Part, und König-Platz 7. Abend-Ansgabe. Anzeiger. Legan säe Politik, LocalgesWte, tzandels- und Geschäftsverkehr. 4M. Sonnabend den 27. August 1892. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Sonntag, den 28. Angnst, Vormittags nnr bis Uhr lzevssuet. Lxz>e<1Ition <168 l eip/i^er FL^edlrrttes. Politische Tagesschau. * Leipzig, 27. August. Am 28, August beginnt in Mainz die General versammlung der Katholiken Deutschlands ihre Bcrathungen. Es scheint diesmal auf eine besonders grob- artige Kundgebung abgesehen zu sein; neben der Masse des niederen Volkes baden auch zahlreiche Führer und Parlamen tarier ihr Erscheinen angckündigt. Den wesentlichsten Inbalt der diesmaligen Generalversammlung wird der Ausdruck des Schmerzes und der Entrüstung über den Fall des Volks schulgesetzes bilden. Die Ver sammlung tagt unter dem Zeichen des gefallenen preußischen Schulgesetzes, verkündigt die „Germania". „Möge das Wort dcS Reichskanzlers v. 4>aprivi: Christlich oder atheistisch, das ist hier die Frage, auch das Losungswort der Generalver sammlung werden". Die Stimmung, in welcher die Ver sammlung zusammentritt, wirb durch die folgenden Be merkungen des leitenden Centrumsblattes beleuchtet: „Der acute, plumpe und brutale Cullurkamps ist zu Ende. An seine Stelle ist der chronische, stille und schleichende Cultur- kamps getreten, der auf mehr denn einem Gebiete, nament lich aber aus dem Gebiete der Schule und überhaupt dcS niederen und höheren Unterrichts, arge Verheerungen und Verwüstungen anrichtet und, einer geistigen Phylloxera gleich, allmälig den Leib der Kirche in Deutschland zu zerfressen droht. In den ersten Monaten dieses Jahres batten wir gehofft, daß das von der preußischen Regierung eingebrachte neue Schulgesetz die Morgenröthe einer neuen christlichen Aera heraufführen werde, und wie Worte der Erlösung von einem unheimlichen Banne klangen uns die herrlichen, von tiefer Religiosität, wie von echt staatsmännischer Weisheit zeugenden Reden des Reichskanzlers v. Caprivi und des Cullusministers v. Zedlitz. Unsere Hoffnungen sind getäuscht worden! Das prozectirte Schulgesetz ist dein Ansturm des Unglaubens und der Gottlosigkeit zum Opfer gefallen!" Die freisinnige Presse hat das Ausscheiden des Herrn Herrfurth aus dem Ministerium des Innern dazu benutzt, den Minister Miguel in eine reactionaire Beleuchtung zu bringen. Bekanntlich war eS der parlamentarische Corre- spondent der „Breslauer Zeitung", welcher zuerst mit der „Enthüllung" bervortrat, Herrfurtl, sei mit den weiteren Steuerpläncn Miquel's deswegen nicht einverstanden gewesen, weil letzterer den Großgrundbesitz begünstigen und in die Selbstverwaltung der Gemeinden cingreifen wolle. Ferner habe Herrfurth den sofortigen Erlaß eines Wahlgesetzes und die Reform des Dreiclassen-Wahlsystems gefordert, ohne damit durchdringen zu können. Diese angebliche Stellung des Herrn Herrsurth zur Wahlrechts-Frage wird von der „Boss.-Zeitz." in einem neuen Zusammenhang gebracht, indem sie schreibt: „Der Minister des Innern hatte im Abgeordnetenhaus? die Nothwendigkeit betont, das Wahlgesetz noch vor Le» nächsten Neu- wählen zu ändeni. Im Staatsministerinm aber sitzt Herr Miguel ein aus der nationalliberalen Partei hcrvorgegangcner Staats mann, der Herrn Herrsurth verdrängt hat. Er will die Wahlreform vertagt wissen, er will erst sehen, welche Wirkungen Feuilleton. Schloß Fenelrange. Nachdruck verboten. ;«»t. »»>»» 4- 0,02. - Dumpfer.ko»Uii- ck-8t»r-1,tll«-ko»r- io7ck-?a»d>1»wpk«r Sp»cktt»ur I» »t: „Horlkenck-n' i, ,k«d.rdoroll»k' i- Q- v»ck 8riw»dr. »» «d dl»r>« v»cd ' lluck <I,r 0»t»»«, , 4»m UIttt»1m»»r. Ein Roman aus den Vogesen. L3s Von O. Elster. (Fortsetzung.) Im Lion d'or gingen die Grenzjäger, der Maire und die Gendarmen ein und aus. Alle Schranke und Koffer waren versiegelt. Die Bediensteten des Hauses, die alte Haus hälterin, die Magd und die drei Knechte befanden sich unten in sicherer Bewahrung, und während die Knechte im mürrischen Schweigen vor sich hinstarrten, schluchzten die Frauenzimmer so herzzerreißend, als ob sie in der nächsten Stunde zum Schaffot geführt werden sollten. Wo aber war Maitre Bourgeois? — Er war nirgends zu finden, seit gestern Abend hatte ibn Niemand mehr gesehen. Im vorderen Gastzimmer saßen der Maire von Finstingen, der Obersteuercontioleur und der Lieutenant von Usedom beisamnicn. Man batte soeben daS Protokoll aufgesetzt und las es nun nochmals durch, um eS dann zu unterschreiben. Die Aussage dcS Lieutenants von Usedom lautete: „Gestern Abend, kurz nach acht Uk>r, brachte mir der Wirth Bourgeois das Abendessen auf mein Zimmer. Hierbei theilte er mir mit, daß er jetzt eine vollständige Aufklärung über die bekannte Schmuggclgeschickite ertbeilen könne, wenn ich ihm verspräche, während der ersten Untersuchung seinen Namen nicht zu nennen, da er fürchtete, von den Kameraden der Schmuggler an seinem Eigenthum oder gar an seinem Leben geschädigt zu werden. Ick wicS diese Znmutkung natürlich zurück und gab ihm anbeim, sich mit seiner Millbeilung an den in »rinstingcn Nationirte» Obersteuerconlroleur oder den Gendarmeriewachtmcister zu wenden; ich KLtle mit der Unter suchung nicht« mehr zu tbun. Ter Gastwirlb wollte indessen nur eine Mittbeilung machen, und da ich selbst begierig war, nähere Aufklärungen zu erhalten, so veranlaßte ich ihn, mir seine weiteren Steuergcsetze ansübc». Das heißt nichts anderes, als daß Herr Miquel an der Grundlage LcS heutige» Wählst,stcms cslhält, an der Bemessung des Wahlrechts nach dem Steuerbctrage. Für jeden wirklich liberalen Politiker oder bedarf die Nolhweudig- leit einer gänzlichen Beseitigung des Treiclasjcnjystcms keines Be- weises mehr u. s. w." Die Insinuation, daß anläßlich der Wahlrechtsfrage Miquel „Herrn Herrsurth verdrängt hat", ist die „Nat.- Ztg." in der Lage als völlig haltlos zurückzuweisen. Das genannte Blatt schreibt: „Wir haben, seit jüngst der Rücktritt des Herrn Herrsurth mit der Wahlrechts-Frage in Verbindung gebracht worden, Gelegenheit gehabt, un« darüber zu in formt reu, und wir können versichern, )aß diese Angaben vollkommen grundlos sind. Ganz ebenso grundlos war die Behauptung, daß die auf die Selbstverwaltung der Gemeinden bezüglichen Bestimmungen des Coiiiinunalsteuer- entwurfes einen Anlaß zum Rücktritt des Ministers Herrsurth ge- gegeben. Wir können den Blättern, welche für dieses Ereigniß — das Memand ausrichtiger bedauert als wir — noch immer nach Erklärungen suchen, nur rathcn, doch einmal authentisch sestzusteUen, welches Programm Herr Herrsurth in der Steuerresorm-Frage vertreten hat." In russischen Regiernngkreisen glaubt man bekanntlich, daß die Nihilisten bei den unglaublichen Ruhestörungen, die auS Anlaß der Cholera in einigen Städten ausbrachen, die Hand im Spiele gehabt haben. Und in der Tkat, es spricht Vieles dafür, daß jene Unrubcn auch von politischen Umstürzler» geschürt wurden. Die ganze Lage ist indessen nicht dazu angcthan, daß man den Nihilisten auch nur den geringsten dirccten Erfolg Voraussagen könnte. Es mehren sich allerdings die unzweifelhaftesten Anzeichen, daß man in fast allen gebildeten Kreisen mit der gegenwärtigen Politik iin hoben Grade unzufrieden ist, und immcr zunehmend börl man Klagen über die kirchliche Unduldsamkeit und Wünsche nach einem liberalen Umschwung im Regierungssystem. Man weiß aber sehr wohl, daß an einen Wandel in absehbarer Zeit nicht zu denken ist und daß daS heutige System wohl noch recht lange Vorhalten und daS herrschende bleiben wird. Von den Hoffnungen auf Einführung eines mehr oder miiidcr parlamentarischen Reaierungösystems ist es ganz still geworden, und selbst solche Personen, die der heutigen Regierung nichts weniger als günstig gesinnt sind, sprechen die Ucberzeuguug aus, daß die Massen viel zu sehr an ihr Elend und die rücksichtslose Bevormundung gewöhnt sind, um den gegen wärtigen Zustand als,unerträglich zu empfinden und sich zu einer Erhebung gegen ihn aufzurasfcn. Es kommt hinzu, daß die zunehmende Verarmung des Adels und der Bauern beide unfähig macht, öffentliche Pflichten zu übernehmen und andere als ihre nächsten Interessen zu verfolgen. Auch aus diesem Grunde eröffnen sich recht schlechte Aussichten für die Selbstverwaltung, die man vielfach als die Vorschule des Parlamentarismus zu betrachten gewohnt war. Ucber diese Lage geben sich die Nihilisten gar keiner Täuschung hin und sie setzen ihre ganze Hoffnung nicht mehr auf einen von innen kommenden Umsturz, sondern nur aus einen auswärtigen Krieg. Ihre Taktik besteht heute darin, die öffentliche Meinung zu beunruhigen und in erster Linie durch Einschüchterung auf die extreme Partei einziiwirken, damit diese energisch vergeht und zum Kriege drängt, von dem allein die Nihilisten sich noch Heil versprechen. Diese Be rechnung ist an sich wohl nicht falsch, doch glaubt man, daß sie durch die an böcbstcr Stelle bestehende Abneigung gegen den Krieg zu Schanden werden dürfte. Kaum ist Gladstone an die Negierung gelangt und sofort kommen aus Indien schwerwiegende Meldungen über das weitere Vordringen der Russen von Pamir aus in das afghanische Gebiet. Die Art, wie diese Nach richten auö Indien ausgenommen werden, nicht blos in Eng land, sondern in der ganzen Welt, darf als eine Folge der Beurtheilung von Gladstone's Politik im Allgemeinen gelten. Tbatsache ist, daß der in letzter Zeit den Engländern wenig gehorsame. Emir von Afghanistan jetzt von den Russen so die Mitteilungen zu machen, indem ich ihm versprach, dann selbst Anzeige bei der Bcbörde zu erstatten. Monsieur Bourgeois teilte mir daraus mit, daß er erfahren habe, der alte Zigcuncr-Iosepb und Jockel Schmidt hielten sich seit einigen Tagen wieder in Dachsburg auf. Sie versteckten sich in einem Fclsenspalt, der binter der Hütte des alten Joseph sich befinde und einen geheimen Ausgang oberhalb de« Felsens besitze. Meine Frage, ob er selbst den geheimen AuSgang kenne, verneinte er; er habe nur davon sprechen gehört. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß cs seine Pflicht gewesen wäre, diese Anzeige der Behörde zu erstatten; er entschuldigte sich daniit, daß er dann sein Geschäft geschädigt haben würde, wenn man erführe, daß er der Angeber sei. Wen» die beiden Schmuggler erst in Hast seien, wolle er gern, soweit er selbst könne, Aussagen machen. Mir erschien die Verhaftung der deidcn Schmuggler die zuerst zu erledigende Sache. Ich ver pflichtete den Gastwirlb, mit Niemandem über die bevor stehende Verhaftung zu sprechen, und erstattete die Anzeige, worauf die Grenzjäger und der Gendarr.icrie-Wachtuicister nach Tack'sburg ritten, um die beiden Schmuggler zu ver kästen. AIS ich nach dem Gastbause zurückkehrle und nach Herrn Bourgeois fragte, entgegncte mir die Wirthschaftcrin, daß derselbe soeben fortgcgangcn sei; er müsse noch einen kleinen Geschäftsgang macken, kehre aber binnen einer kalben Stunde zurück. Da ick keinen Verdacht gegen den Mann hegte, fand ich nichts Auffälliges in dieser Antwort der Frau und begab mick aus mein Zimmer. Heute Morgen cifubrich erst zu meinem Erstaunen das Verschwinden deö Winkes." Die Mägde und Kneckte de« Verschwundenen wußten nicktö von Bedeutung auszusagen, desto belastender war die Aussage Jockel Sckmidt's, der in rücksichtslosem Trotz die Tkeilnabme von Bourgeois an dem Sckmugaelacsckäst klar stellte. Mit richtigem Instinct ahnte er, daß Bourgeois sie verralhen halte, und so nahm er auch nickt den geringsten Anstand, den Gastwirth mit in das Verderben zu stürzen. Der alte Zigeuner saß wie ein gefesseltes Raubthier da- seine schwarzen Augen blickten mit düsterem, unbeimlichem Glanze unter den busckigcn, weißen Augenbrauen hervor, während sein bagerc-, gelbes Antlitz den Ausdruck finsterer Verscklossen- heit zeigte. Seine Aussagen waren unbestimmt und unsicher; Weit gebracht ist, daß er die indische Regierung um Hilfe gegen das Vordringen der Russen in Wachau angeht. Wackan liegt südwestlich des Pamir, dickt am Hiiidukusckgebirge. Tie bekannte russische „wisscnsckaftlicke Expedition" entpuppt sich jetzt thatsäcklick als daS, wofür sie von Kennern der russisckcn Politik von Anfang an gehalten worden war, als ein mili- tairischeS Corps von niedrere» Tausend Mann, daS in einem bisher für abhängig von Afghanistan gehaltenen Lande atS gebietende Macht austritt. Bei Somatasch hat der russische Oberst Ionow gegen die Afghanen, die ihm nicht zu Willen waren, schießen lassen. Ionow bat sich dann beschwerde- führend an den afghanischen Gouverneur der nächsten westlichen Grcnzprovin; Badaksckan gewandt und dabei selbst cingestanden, daß er bei Somatasch über l000 Be waffnete verfügte, für eine „wissenschaftliche Expedition" eine recht ansehnliche Bedeckung. Aus englisch - indischen Quellen weiß man aber, daß 400S Russen Weiler nordöstlich sieben. Es scheint also, daß die Russen sich der Hinduknsch- Provinzen Afghanistans, die der Emir allein, niil Ausständen im eigenen Lande bei Hcrat beschäftigt, nicht ballen kann, bemächtigen wollen. Es fragt sick nun, was Gladstone auf die Berichte dcS ViecekönigS von Indien zu tbun gedenkt. Das englische Tschitral an der Südgrenze des Hindukusch ist von Wackan kaum IW lcm entfernt. Will man Afghanistan als englischen Schutzstaat behalten, so muß man ihm auch Schutz augedcihen lassen — sonst wird eS sich, wie man lange befürchtet, von Englands Seite aus die russische schlagen und sick von dort aus gegen England beschützen lassen. Zunäckst wird also Gladstone nicht umhin können, in Petersburg Erklärungen über den Hergang der Dinge in Wackan zu fordern. Es fragt sich, wie diese auösallen; wahrscheinlich biuhaltcnd und beschwichtigend. Alles kommt darauf an, was unterdessen von dem russisckcn Befehlshaber und vom Biceköuig von Indien auf dem Schauplatze selbst weiter ins Werk gesetzt wird. Tic Opposition gegen Glad stone in England selbst wird sicherlick nicht vcrseblen, ihm bei der erste» auswärtigen Verwickelung auf die Finger zu passen. Mit aller Mackt hat sich in der letzten Zeit die jung- czcchische Agitation auf das österreichische Kronland Mähren geworfen, um das mährische Czechenthum zu ent- slammcn und gegen daö räumlich zersplitterte Deutsckthum in das Feld zu führen. Die jungczechiscken Aiistrengunge.i steigern für daö Deutsckthum in Mähren die Gefahr czcckischer Ueberfluthung, zumal die deutsch-nationale Widerstandskraft viel zu wünschen übrig läßt. In den letzten hundert Jahren haben die Deutschen Mährens mehr als 15V Ort schaften an daö Czcckcnthum verloren. Am stärksten sind die deutsche» Sprachinseln im Innern Mährens abgebrockelt, während die Deutschen in SüL-und Nordmährcn der Czechisirung besser widerstanden haben. Dieser Rückgang des Deutscbthums in Mähren bat verschiedene Ursachen. In erster Linie wird die czechische Ausdeknungsbewegung durch die häufigere Ehe schließung und den reicheren Kindersegen bei den Czechcn mächtig gefordert. Der czechische Nachwachs strömt in die deutschen Gegenden und verdrängt durch seine geringeren Lebensansprüche den deutschen Mitbewerber bei der Arbeit um Tagelobn in den unteren Dienststellen und im Handwerker stande. Einen Hauptanthcil an der Czcckisirung bat die Geistlichkeit. Der deutsche Priesternachwuchs ist unbedeutend, und das deutsche Sprachgebiet wird daher mit czccbi- schen Geistlichen durchsetzt, die fast immer als Bahn bischer der Slawisiruug wirke». Tie Erfolge der Czcchisirungsbewegung in der Aera Taasfc haben die Deutschen aus ihrer nationalen Gleichgiltigkeit aufgerüttelt. Sie riefen den „Nationalverciu deutscher Bürger und Bauern", sowie den „Bund der Deutsche» Nordiuäbrcnö" ins Leben, die im Verein mit dem „Deutschen Sckulverein" durch Errichtung von deutsche» Schulen, Kindergärten, Spar- und Vorschußcassen, VoltSbibtiotheken und durch Heranziehung deutscher Lehrlinge, Gehilfen und Dienstboten der Czechisirung augenscheinlich wußte er nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Soviel aber ging auS allen Aussagen hervor, daß man sich von denc schlauen Gastwirth wieder einmal batte bintergcbc» lassen und daß er, der Hauptverbrecher, den Behörden wieder entschlüpft war. Am frühen Morgen schon wurden die berittenen Gendarmen und Grenzjägcr zur Verfolgung des Verschwundenen aus gesandt. An alle Grenzstationen der Eisenbahn wurden telegraphisch Befehle geschickt, auf Bourgeois zu fahnde» und ihn zu verkästen. DaS Signalement des Verfolgten ward an alle Behörden telegraphirt, und diese wurden aufgesordert, den Gastwirlb sofort in Hast zu nehmen und nach dem Amtsgericht Zabern einzulicfern. So mußte man denn das Ergcbniß dieser Verfolgung abwarten. Tic Beamten und Lieutenant von Usedom batten soeben daS Protokoll abgcscklcssen, als der draußen vor dem „Lion d'or" wachthabende Gendarm eintrat und meldete, daß ein alter Mann den Herrn Maire zu sprechen wünsche. „Er soll ein andermal wieterkommen", ries der Maire. „Ich habe jetzt keine Zeit, gleichgilrige Dinge anzuhöreu." „Um Verzeihung, der Mann behauptet, Mittkeilungen über den verschwundenen Gastwirth Bourgeois machen zu können." „So fübren Sie ihn herein. Vielleicht hat der Mann den Flüchtling im Gebirge irgendwo getroffen." In dem nächsten Augenblick stand der alte Köhler Christoph vor dem Beamten. „Woher seid Ihr und was habt Ihr uns milzutbeilen?" „I bitt' schön um Verzeihung, i bin der Köbler Cbrislopb vom Dono», der Herr Förster auf Dachsburg kennt mi." „Schön, ick kenn' Euch auch", erwiderte der Maire. „Was habt Ihr zu sagen?" „I wollt' sagen, daß der Gastwirth Bourgeois schwer- verwundet in unserer Hütte aus dem Donon liegt." „Der Gastwirth Bourgeois? verwundet? Wie kommt er zu Euch? Wo ist er verwundet worden?" „Wann die Herren erlauben, wirb' i Alle- ordentlich der Reihe nach erzählen." „Gut, erzählt! Aber faßt Euck kurz!" Und dann erzählte der Alte, wie er vor einigen Monaten . JxsertiokspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 PsK Reklamen unter demRedaction-strlch (<g«S spalten) SO^z, vor den Famüieniiochricht«» (6 gespalten) 40 Größere Schriften taut unserem PrrlS- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AllSgabe, ohne Postbcförderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmrschluß für Znserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Expedit!««» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol, in Leipzig. 88. Jahrgang entgegenarbeiten. Der seit Jahrhunderten fortschreitende Czcchisirungsproceß wurde hierdurch wohl verlangsamt, aber ibn zum Stillstand zu bringen, dürfte den Dcutscken in Mähren kaum gelingen, wenn nicht dort, wo man bisher die staatlichen Machtmittel zu Gunsten der Czechcn verwendete und verwenden ließ, ein vollständiger Umschwung Platz greift. Der belgischen Volksvertretung steht eine sehr unlieb same Ueberraschung bevor, welche schon jetzt viel von sich reden macht. Die Befestigung der MaaSlinie hat schon 80 Millionen Franken verschlungen und es hat der Regierung große Mühe gekostet, diese Millionen bewilligt zu erkalten, aber man ist noch lange nicht am Ende der Kosten angelangt. Die Kammern müssen noch Millionen für Ge schütze und für die Anlegung einer die 21 MaaSfortS ver bindende» Heerstraße bewilligen. Nun ist dem belgischen Kriegöministerium ein arges Versehen zugestoßen. Fran zösische Unternehmer haben als die Mindestfordcrnten diese Befestigungen erbaut und sind nach dem Pflichten- besle verpflichtet, alle während eines Jahres von dem belgischen Ministerium geforderten Veränderungen und Aus besserungen aiiszuführcn. Jetzt bat das belgische Ingenieur- corpö eine Reihe von Erdarbeiten, Mauerarbeiten u. s. w. bezeichnet, welcke sofort auSzufübrcn sind und über eine Million Francs kosten. Ter belgische Kriegsminister forderte die Pariser Unteruckmcr zur sofortigen Ausführung dieser Arbeiten auf; die Herren waren daru bereit, aber — auf Kosten des belgischen Staates. Mit Reckt! Man hatte im Kricgöminislciium es übersehen, im Pslicktenhefte zu ver merken, daß die Ergänzungsarbeiten auf Kosten der Unter nehmer auSzuführen sind. Im Pariser „Figaro" wird seit Kurzem über den gegen wärtigen Stand der socialen Frage in allen Län dern Europas eine Art Nackfoisckung veranstaltet. Ein französischer Schriftsteller, Jules Huret, befragt Arbeiter, Capitalisten und Politiker der verschiedenen Länder. So kamen bereits der Großindustrielle Schneider, Director der Werke von Crcuzot. Bankier Hausemann in Berlin und der Herzog von Larockefoucautb in Paris zum Worte. Dabei ist aller dings »ock nickt viel ErwäbnenSwenbcS zu Tage getreten. Interessant ist dagegen eine Unterredung mit dem öster reichischen Abgeordneten Prinzen Alois Liechten stein, dom sogenannten „schwarzen Prinzen", der sein christlick- socialistisch antisemitisches Glaubensbckenntniß in einer Weise ablegte, welche vielen seiner gegenwärtigen Nachbeter die Augen über den „SvcialiSmuS" dieser hohen Herren öffnen dürfte. Die österreichischen Arbeiter sind 'dieser Gesellschaft zwar nicht auf den Leim geganAcn, aber die sogcnanmen „Kleingewerbetreibenden" in Wien blicken zu Liechtenstein und I»r. Lueger als zu den Propheten aus, welche nach Vertreibung der Juden ein goldenes Zeit alter bcrstcllcn werden. Wie dasselbe beschaffen sein wird, erfahre» sie ans der Unterredung mit Huret. Der Prinz begann mit einem antisemitischen Bokenntniß. Die Hauvtursache des Socialismns in Oesterreich, sagte er, seien die Inden, in deren Händen das ganze Credilwcsen liegt. Sie treiben damit einen schändlichen Mißbrauch. Drei Viertel der Wiener Wähler, sagte Liechtenstein, sind mit uns und außerdem auch der grvßie Tkcil von Nicderösterrcick. Unsere Partei wächst täglich mehr an und wir werden bald in der Lage sein, einen guten Theil unseres socialistischen Programms zu verwirklichen. Auf die Frage Huret): „Sie sind ein Prinz, welches Gefühl leitet Cie daöci. das; Sie s»r die Arme» gegen die Reichen ei», treten? Etwa die Nächstenliebe?" (In cknritd) antwortete Prinz Liechtenstein: „O nein, die Nächstenliebe wure nicht ausreichend, sondern die Gerechtigkeit. Was Eure» sranzüsii'chen ttteruS unpopulär machen wird, das ist die falsche, ungeschickte Auffassung seiner socialen Ausgabe. Man sagt den Reichen: „Gebet den Arme»!", den Armen wieder: „Verzichtet aus diese Erde!" Beides ist un genügend. Dagegen hat sich unser »lern« an die Spitze der socialen Reform gestellt und nimmt überall in unseren össent- den Gastwirth am TeufclSsteg getroffen, wie er später die Marianne mit zerschmetterten Gliedern gefunden und sie mit nach seiner Hütte genommen habe, da das Mädchen ihm leid getban und er es nach Finstingen bringe. „Wißt Ihr, daß Ihr Euch dadurch eines Vergehens schuldig gemacht habt?" „No, Herr, das bab' i net g'wnßt. Ich Hab' mir dacht, daS arme Ding könnt später seinem Großvater Nachreifen, wann es wieder gesund worden wär'. U» so bab' ich sie mitgenommen. Die Martha, meine Alte, hat sie g'pflcgt, und sie ischt wirklich wieder z'sund worden, am Leib nämlich, aber net am Geist, denn sie ischt bliewe, sic bat net mehr g'wnßt, was sic geschwätzt bat. Un gestern Abend ischt der Gastwirlb Bourgeois zu uns lumme und bat gesagt, er wolle nach der Schwyz, un > sollt ibm den Weg wiese, aber i bab' net g'wollt, weil i geahnt bab', daß cö mit ihm net richtig gewesen ischt. U» plötzlich isckt die Marianne aus meiner Hütte getreten, un Monsieur Bourgeois ischt arg erschrocken un eb ick bab's verbuttern gekonnt, isckt ihm die Marianne an die Kcbt g sprungcn und bat ibn q'würgt. Als i sie Hab' von ibm reißen wollen, hat sie ein Messer gezogen und hat es dem Gastwirlb in die Brust g'stoßcn. Un jetzt liegt der Gastwirlb droben bei mir in heftigem Fieber." „Wo ist die Marianne?" „Entflohen ischt sie. Wir haben sie net einholen können." „Weübalb bat denn die Marianne solch einen Zorn aus den Wirth gehabt?" „Ja, Ibr Herren, genau kann ich net sagen, weöhalb. Aber ich denk' mir, der Gastwirth hat damals die Zigeuner- dirn' de» Felsen binabg'stoßen." „Wie? Ihr glaubt, Bourgeois habe daS Mädchen tödten Wollen?" „Ja, Herr, daS glaub' i, denn die Marianne bat'S in ihren Ficbcrträumcn immer erzählt, wie sie von Monsieur Bourgeois geschlagen und über den Felsen hinabgestürzt worden sei." Jetzt kam endlich Licht in die ganze Angelegenheit. Rasch wurden die nöthigen Anordnungen getroffen, um den ver wundeten Wirtb nach Finstingen zu holen. Ein Wagen, begleitet von zwei berittenen Grenzjägcrn und von dem alten
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