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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189208282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-28
- Monat1892-08
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1892
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A-o«neme»tSprei- «> der Hauptrxpedttto» vd» de» t» Stadt« Bezirk und den Vorort«n errichteten Lu«- pübestelle» abgeholt: vierteljährlich ^4L0, vci zweimaliger täglicher Zustellung iu< Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich v.—. Direkte tägliche KreuzbanLseuduug in« Autlaud: monatlich ü-i 9.—^ Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-AuSgab» Wochentag« b Uhr. Nrdartion und ErpeLUioa- Aohaune-gaffe 8. LieErpeditio» ist Wochentag« nnonterbrochet» g«»8»et von früh 8 bl« Abend» 7 Uhr. Filialen: vtt< Me««'» Sortim. tdllfretz Hatz»), Universität-straß« I« LoniS Lösche, Sathakiveostr. 1«, Part, nad Königlptztz 7. Anzeiger. Om« für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsverkehr. JnsertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 W-, Reklamen unter dem Redaction-strich (4 ge spalten) üO^j, vor den gamilieanachrichte» (6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Prel«- Verzeichnis. Tabellarischer und Ztffer-satz nach höherem Tarif. Extr«-Beilagen (gefalzt), onr mit de« Morgen-Ausgabe. ohne Postbesördernog 60.—» mit Postbeförderuag 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abeud-Su-gab«: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/F Uhr. Bei da» Filialen und Annahmestelle» je ein« halb« Stunde früher. Inserat« sind stet« an die ErT-tzttt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» ia LeWg/ Sonntag den 28. August 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachlmg. Am gestrigen Tage ist et» Schlossergeselle, der vor 8 Tagen, um Arbeit zu suchen, von hi« nach Hamburg gereist war, nach seiner gestern von dort erfolgten Rückkehr unter den Symptomen der Cholera «rkrankt und tu da- städtische Krankenhaus gebracht worden, wo er sich noch in Behandlung befindet. Ob «S sich um einen Fall der asiatischen Cholera handelt, wird sich erst morgen srststellen lassen; selbstverständlich sind alle in Bezug aus De-insiciruna der Wohnung, au« welcher der Kranke abgeholt worden ist, und sonst erforderlichen Maßnahmen sofort getroffen worden. Wir bringen dieses Borkommaiß pflichtgemäß zur allgemeinen Kenutniß, werden auch, weaa weiter« ErtrankungssAle eintreten sollten, amtlich« Mittheilung hierüber machen, bemerken aber aus- drücklich, daß von einer hier autgebrochenen Cholera-Epidemie nicht die Red« sein kann und daß der dermalige Gesundheitszustand unserer Stadt als sehr günstig bezeichnet werden muß. Leipzig, am 27. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Der Stadtbezirksarzt. vr. Georgi vr. Siegel. ivekannlinachuug. Da» in den letzten Tagen au» Hamburg gemeldete Auf treten der Cholera hat die zuständigen Behörden hiesiger Stadt veranlaßt, sofort geeignete sanitäre Maßregeln zu ergreisen, um eine Bcrschleppung der Epidemie nach hier thunlichst zu ver hüten. Zur wirksamen Durchführung einiger dieser Maßregeln erscheint es erforderlich aus eine ganz bksondcrS pünktliche <->»- haltung und Befolgung der über die polizeiliche Anmeldung der Fremde» hier bestehenden Vorschriften zu achten. Da» Polizei- amt bringt deshalb die nachstehenden 88. 12 und 13 des Melde regulativs für die Stadt Leipzig vom 4. December 1890 mit dem Bemerken ia Erinnerung, daß Zuwiderhandlungen gegen dieselben nach ß. 28 de- gedachten Regulativs uunachsichtlich bestraft werden. Da« Polizeiamt wird durch Revisionen der Vasthöfe und Her bergen darüber sich vergewissern, daß den bestehenden Meldevo» schristcu allenthalben vachgegangeu wird, und hält sich überzeugt, Laß die Gastwirth« und Quartiergebcr im eignen Interesse den revidirenden Beamten jede verlangte Ausknnjt bereitwilligst er- theileu werden. Leipzig, am 28. August 1892. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig v. L. 3146. Breischaeider. AnSzng au» dem Melderegulattv der Stadt Leipzig. 8. 12. Jeder in einem Vasthofe oder in einem mit HerbergSberech- tignng versehene» ähnlichen Hause einkehrende und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirth oder Quartiergeber, und zwar saus er vor 3 Uhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen spätesten- bis 10 Uhr beim Meldeamt des Polizriamts Abth. II. oder der Polizeiwache des betreffenden Bezirks schriftlich mittel» der vorge- jchriebtncn und für jeden Fremden besonders auszusüllendcn For mulars anzumelden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind die selben aus dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Ab meldung der inzwischen abgereisteu derartigen Fremden zu bewirken. 8. 13. Die Inhaber von Gasthöfen oder mit Herberarberechtigung ver- sehenen Häusern haben nach einem bestimmten Schema Fremden bücher, welche vom Polizeiamt« zu entnehmen sind, zu führen, auch dafür Sorge zu tragen, daß di« bei ihnen eiukehrendea Fremden in denselben ordentlich eingetragen werden. Der Eintrag in die Fremdenbücher hat von deu Wirtheu oder deren Stellvertretern, und zwar vor Abgabe de» Meldezettel» au da» Meldeamt zu geschehen. Die Meldezettel der in den Gasthäusern einkehrenden Fremden sind von den letzteren eigenhändig an-zufüllen und zu diesem Be huf« von den Wtrthen den Fremden vorzulegen. Den revidirenden Polizcibeamten ist die Einsicht in die Fremden bücher jederzeit unweigerlich »u gestatten, und sind insbesondere di« in den sogenannten Herbergen zu haltenden Fremdenbücher all täglich ein Mal der betreffende» PolizeibeztrkSwache zur Einsicht nahme mitzutheileu. Bekanntmachung. Unsere Bekanntmachung vom 18. Juni 1692 bezüglich der Sonntagsruhe im Handclsgewerb« wird zu IO 2 und zu -1. 3 dahin «bgeändert, daß der Verkauf 1) von Fischen an den Sonn- und Festtagen mit Ausnahme der 1. Oster-, Psingst- und WeihnachtSseiertag« von '/,6—'/,9 Uhr BormittagS und vo ll—1 Uhr Mittags, 8) von Blumen, Blumengewinden und Pflanzen an den Sonn- und Festtagen mit Ausnahme deS CharsreitagS, der Bußtage und de« TodtenfestjonntagS, jedoch einschließlich der 1. Feiertage der drei hohe» Feste, von 11 Uhr Bormittag- bi» 6 Uhr Nachmittag stattsinden darf. Leipzig, den 27. Angust 1892. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Lekanntmachrmg. Der tn unserer Bekanntmachung vom 23. April 1892 für den Jmpfbezirk L.-Üindenau, Plagwitz. Kleinzschocher und Schleußig au den 5. September dis. I«. angesetzte Impftermin fällt wegen Be- Hinderung de« zuständigen Jmpsarzte« au«. Di« Impfungen für den gedachten Jmpfbezirk beginnen am 12. September c. uns endigen mit dem 28. desselben Monat«. Im Uebrigen bewendet e» bet der oben gedachten Bekanntmachung, deren Inhalt demnächst wieder an den Placatiaulen veröffentlicht werden wird. Leipzig, am 23. August 1892. Der Rath de« Stadt Leipzig. VMd. 57IS. Vr. «eorgt. N. Lekanulmachuuz. Wegen Au«sühruag von Pflast«ruag«arbeiten wird V0« TO diese« «onat» «h Pie Bayerisch« Striche auf der Streck« von der Arndtstraße bi« zur Moltkestrah« ans die Dauer der Arbeit für »len Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am LS. Augnst 1892 L. 1««?. Der Rath »er Stadt Leipzig. ve. «eorgt. Stahl. Wurzelhaufen-Äuction. Montag, den 2N. August d. I., sollen von Nachmittags 3 Uhr an im sogenannten verschlossenen Holze in Abth. 32 a, d, des ISurgauer Forstreviers ra. 300 Hauscii klar gemachtes trockenes Stockdolz gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem oben genannten Schlage. Leipzig, am 19. August 1892. TeS RctthS Forsidcputätion. Die Königliche Daugcwerkenschuie zu Plauen i. v. eröffnet am 8. Lktober «inen neue» LchrrurS. Anmeldungen sind bi» zum 20. September zu bewirken. Prospekt« mit den Aufnahmebedingungen übersendet Vtv vireettoo. Löwe. Lau-Areal in nächster Nähe der vahnhosa und der Harthwaldung, schön gelegen, hat billig zu verlausen Ter Stadtrath zu Zwenkau. Die Lage in Ostafrika. Der Nachrichtendienst zwischen Dcutsch-Ostafrika und dem deutschen Mutterlandc wird nach wie vor aus daS Aeußerste beschränkt. Die einzige Neuigkeit von Belang, die wir seit dem Tobe Bülow'S erhallen haben, ist die Wiedcrdesetzung der Kilimandscharo-Station ohne Kampf, welche der Chef Johannes, der Führer deS BortrabS der Expedition des MajorS von Man- teuffel, am 29. Juli ausgeführt hat. Die Hiobspost von der Er mordung des Herrn v. St. Paul und vier anderer Hauplsührer der Expedition hat sich glücklicherweise nicht bestätigt, Gou verneur v. Soden berichtet vielmehr, daß nach den letzten Meldungen von der Kilmiandscharo-Station vcm 19. August dort Alle« Wohl ist und daß die mächtigsten Häuptlinge aus Seiten der Deutschen stehen gegen Meli, der wegen des Friedens unterhandle. Diese Mittheilnugen würden noch viel erfreulicher sein, wenn sie mit einer solchen über die exemplarische Be- strasung Meli'S verbunden wären; denn Uder die Vorgänge bec Moschi, die uns zwei der tüchtigsten Officierc gekostet haben, kann man doch nicht den Mantel der christlichen Liede breiten, bevor dem Burschen Meli die Macht Deutschlands rum vollen Bewußtsein gebracht worden ist. Seit der Be setzung der Kilimandscharo-Station ist jetzt ein Monat verflossen, Briefe deS Herrn v. St. Paul, die bis rum 26. Juli reichen, liegen bereits vor, aber über die Um stände, unter denen sich der Umschwung in der Gesinnung der Eingeborenen im Kilimandscharo-Gebiete vollzogen hat, wissen wir noch nichts, ebenso wenig darüber, welche FriedcnSdedingungen Meli angeboten hat und ob sie Aus sicht aus Annahme von deutscher Seite haben. ES wird in dieser Beziehung in einer Weise zurückhaltend verfahren, die geradezu unerträglich ist. Wir haben ein Recht auf aus führliche Mitlhcüuugen über die Sachlage, durch Mel dungen von lapidarer Kürze ist unS nicht geholfen, wir wollen den Gang der Ereignisse verfolgen, damit wir in die Lage kommen, uns ein Urtbeil darüber zu bilden, ob die deutschen Interessen den Verhältnissen entsprechend wahr- genommen werden. Leider mußten wir aus dem Briefe, den Herr v. Bülow acht Tage vor seinem Tode an einen Berliner Kameraden gerichtet hat, ersehen, daß ihm zur Er füllung seiner Ausgabe, daS Kilimandscharo-Gebiet in Ver tretung des vr. Peter- zu verwalten und unbotmäßigen Häuptlingen die Wege zu weisen, ganz unzureichende Streit- kräfte zu Gebote standen. Er war daraus gefaßt, in einem Engpaß von einer zwanzigfachcn Uedermachl angefallcn zu werden, und erst, als er em Opfer seines MutheS und seiner Pflichttreue geworden, wurde eine Expedition ausgerüstet, die, wenn sie früher auf dem Kampfplatze erschienen wäre, die ganze Sachlage zu unseren Gunsten verändert hülle. WaS die amtlichen Berichte verschweigen, ergiedt sich mit ziemlicher Sicherheit aus der Lage der Verhältnisse. Die Kiroa- und Sinna-Leule hätten sich schwerlich mit Meli vereinigt, wenn ibnen eine deutsche Macht gegenüdergetreten wäre, die idnen die erforderliche Achtung eingeflößt hätte; nur die Schwäche der deutschen Streilkräsle hat sie zum Ab fall bewogen und den Lockungen Meli'S zugänglich ge macht. WaS im Juli möglich war, die Adsendung ausreichender Verstärkungen, batte auch im Mai geschehen können, aber die Friedensliebe am Unrechten Ort, näm lich halbwilden, nach Unabhängigkeit von fremden Eindring lingen verlangenden Völkerschaften gegenüber verdirbt nur die gaiize dis vor Kurzem so erfolgreiche Arbeit der Coloni- sation Deutsch-Ostasrikas. Jetzt, da eine Achtung gebietende Macht aus dem Schau platz erscheint, kehren die treulosen Häuptlinge plötzlich auf die deutsche Seit« zurück aus Furcht, daß ihnen übel mitgespielt werden könnte, aber solchem Gesinnungswechsel ist keine Be deutung beizulegen. Wenn sie erst erkannt haben, daß sie mit solchen Mitteln ihren Zweck erreichen, dann sind sie nach Zurück ziehung der verstärkten deutschen Streitkräfte wieder auf der Seite Meli'S zu finden. Lieutenant Wolfrum, auch ein Opfer deS Kampfes bei Moschi, hat die Eingeborenen deS Kilimandscharo- aebietes in seinem letzten Berichte charakteristisch geschildert. Man ersieht daraus, daß sie mit den gewöhnlichen Hilfsmitteln, die sogenannte schlaue Leute überall anzuwenden pflegen, auch in Afrika Deutschen gegenüber ihren Zweck erreicht baden. Es ist aber ein schwerer Jrrthum, zu glauben, daß wir un- ans den guten Willen so wandelbarer Leute verlassen dürfen, sie können nur durch Furcht zur Pflichterfüllung genöthigt werden, aber nicht durch wohlwollende Behandlung und durch Verzeihung für ibr treuloses Thun. Mit den Waffen müssen die Kiroa- und Sinnaleule zu Paaren getrieben werden, eS muß ihnen durch schlimme Erfahrung zum Bewußtsein kom men, daß sie di« deutsche Autorität nicht ungestraft verspotten dürfen. Unsere braven Soldaten zuerst in einen Hinterhalt locken, die Führer nieverfchießen und den Rest durch Ueber- macht zum Rückzug zwingen, sind Thaten, die nachdrücklich zu ahnden sind, mit solchen Leuten unterhandelt man nicht, sondern bekämpft sie bi- zur Vernichtung. ?»reor« »ukjsctis «t ckekellaro enperko, (dir Unterworfene» schonen und dir Uebrrmütdigen demüthigen) ist noch heute die allein richtige Art, wie Feind« von den Eigenschaften der afrika nischen Eingeborenen durch die Vorkämpfer der Civilisation behandelt werden müssen. Die Colonisatoren romanischer Nasse, wie Spanier, Portugiesen und Franzosen, haben den altrömischcn Grundsatz zu erweitern gesucht, indem sie die Schonung der Unter worfenen auS ihrem ColonisationSprogramm gestrichen haben. Das ist allerdings ein schwerer Fehler gewesen, der sich nach Gebühr rächte, aber wir dürfen den Grundsatz auch nicht umkehren und die Uedermütbigen nach dem gleichen Recept behandeln wie die Unterworfenen. Das ist cS, woran das System Soden hauptsächlich leidet; es ist auf Friedens stiftung ohne vorangehende Demüthigung der Ucdcrmüthigcn bedacht, und daran muß cS zu Grunve geben. DaS Ergebniß der persönlichen Anwesenheit deS Leiters der Colonial-Abtbeilung im Auswärtigen Amt vr. Kayser an der dcutsch-ostafrikanischen Küste ist amtlich noch nicht bekannt, er hat nur den Zustand der Küsten-Fabrzeugc als unzulänglich und sogar gefährlich dargestellt, also etwas gerügt, WaS streng genommen in den Geschäftsbereich der Marine ge hört, dagegen bat er den Stand der Colonie im All gemeinen sehr günstig beurthcilt, besonders vom GesichtS- punctc der Civilisation aus. DaS Maß an Bildung und Gesittung, welches er in den ostafrikanischen Küsien- städten antras, scheint ihm imponirt zu baden. Wir zweifeln nicht daran, daß Herr v. Soden nach dieser Rich- lnng hin alle Anerkennung verdient, aber es erscheint zwecklos, der Civilisation Aufmerksamkeit und Anstrengung zu widmen, so lange nicht der Bote», auf welchem sie ihre Segnungen ausdrciten soll, gegen Vernichtung sicher gestellt ist. Daß die civilisalorischen Bestrebungen des Herrn von Soden über haupt möglich waren, hat er den siegreichen Kämpfen des Majors von Wissmann gegen Buschiri und Bana Hcri zu verdanken, sowie dessen Züge gegen Sinna und Machcmba, endlich den Bemühungen, die Wissmann zur Sicherung der Karawanenstraße über Mwapwa nach dem Seenacdiet ausgewendet hat. Jetzt bat cs sich aber gezeigt, daß diese Kämpfe nur ein guter Anfang waren, um die Eingeborenen für die deutschen Absichten zu gewinnen, keineswegs aber daS Mittel, um jeden weiteren Versuch zur Undotmäßigkcit adzuschneiden. Eine Bevölkerung von der Wildheit der Wahehe und Mafiti ist nicht durch einige sieg reiche Schläge zur Unterwerfung zu bringen, sie kommt viel mehr erst allmälig zum Bewußtsein der Bortheile, die ihr Klima, Bodenbeschaffenbeit und Schwierigkeit der Verbindung mit dem deutschen Heimatblande gewähren. Die hieraus abgeleitete Vorstellung der Überlegenheit muß als unberech tigt erwiesen werden. * Deutsches Reich. Fß Berlin, 27. August. Der CultuSminister vr. Bosse, Welcher allerdings bereit« am 5. Juli auf Urlaub gegangen war, ist auch als erster unter den preußischen Ministern nach Berlin zurückgckchrt. Er hat sich in erwünschter Weise erholt. Obgleich nicht daran gedacht wird, zu nächst wieder einen Bolksschiilgesetzentwurf vorzulegcn, liegt doch auch im CultuSministcrium reichlicher ArbcitSstosf vor; außer dem Etat werden auch ein paar kleine Vorlagen für den Landtag vorbereitet. Ob vr. Bosse die Provinzreisen fortsetzen wird, steht noch dahin, in keinem Falle aber wird er vorläufig nach Oberschlcsicn gehen, nachdem bekannt ge worden, in wie plumper Weise von den Agitatoren die An wesenbeit des Ministers auszubeuten geplant worden ist. — Da die anderen Mitglieder deS Staatsministeriums erst gegen Ende Juni oder im August ihren Urlaub angetrcten haben, ist nicht zu erwarten, daß das Ministerium vor Mille September wieder vollzählig in Berlin ist. Als dann dürsten allerdings auch die meisten Gesetzentwürfe, welche dem Landtage für die nächste Session zugedacht sind, in den einzelnen Ministerien fertig gestellt sein, und es werden bc- huss Berathung und Feststellung deS Gcsammtetats und dieser Vorlagen Sitzungen des <staatsministeriums adHehalten werden. Alsdann wird sich das Ministerium auch über die Militairvorlage schlüssig machen und auch darüber, ob sie noch in der Session 1892/93 dem Reichstage zu gänglich gemacht werden soll. Den Ausschlag für die Ent scheidung dürfte, da die Erledigung der Militairvorlage nicht unmittelbar dringlich sein soll, wohl die Erwägung geben, ob neben der Erledigung der preußischen Steuerresormgesetze, des preußischen und des Neichshaushalts - Etats, sowie einer Reihe minder wichtiger Vorlagen, sich noch die Zeit »nd Möglichkeit zur Erledigung der Militairvorlage findet. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß zunächst der Fort gang der parlamentarischen Arbeiten adgewartct, und falls die anderen Arbeiten genügend gefördert sind, die Militair - Vorlage erst im Frühjahr eingebracht wird. Wie wir Hören, ist eS auch wahrscheinlich, daß der Landtag bereits in den letzten Tagen des October einberufen wird, während der Reichstag erst Mitte November zn- sammcntreten soll. In jedem Falle soll daS Miguel'sche Reformwerk allen anderen Vorlagen vorangeben und in der bevorstebcnden Session zum Abschluß gebracht werden. Auch der BundcSrath wird Mitte September, wo die Chefs der ReichSämter ebenfalls vom Urlaub zurück sind, seine Arbeiten wieder aufnehmen. Wie man weiß, werden den Reichstag da- Auswanderungsgesetz , daS unerledigt gebliebene Checkgesey, die Vorlagen über die einheitliche Zeit, das Gesetz über den Schutz der Waarenbczeichnungen und die Convention mit der Schweiz, betreffend den Patent- und Musterschutz, zugehen. Ob auch daS TrunksuchtS- und daS Zubältergcjey wieder ausgenommen werden, steht allerdings noch nicht fest. 6.8. Berlin, 27. August. Die Berliner Gewerkvereine baden bekanntlich beschlossen, sich ganz energisch an den Gewerbegerichtswahlen in Berlin zu bethciligcn; und eS scheint in der Thal den Gcwcrkvereinen heiliger Ernst um die Sache zu sein, denn in einer combinirten Ausschuß- siyung waren sämmtliche 40 Gewerkvereine vertreten und einmüthig war man mit Herrn Pioch der Meinung, daß e« eine Ehrenpflicht der Gewerkvereine sei. Alle- daran zu setzen, um in diesem Kamps Erfolge zu erzielen. In den nächsten Tagen werden die Gewerkvereine ein sehr povulair gehaltene« Flugblatt unter die Berliner Arbeiter vertherlen; d», Social demokraten glauben freilich, daß trotz aller Anstrengungen der Hirsch-Duncker'schcn ihnen alle Sitze zusallen werden. — Um den Verband der rheinisch-westfälischen Berg leute, der immer mehr auseinander zu fallen drodte, wieder zu befestigen, hat Herr Schroeder, der erste Vorsitzende, eine längere Agitationöreise unternommen, wie eS heißt, mit recht wenig Erfolg. Der Borstand oder vielmehr der Ver band hat sich übrigens jetzt auch eine Druckerei zugelcgt; er hat die Jeup'sche Druckerei, in welcher bisher das BerbandSorgan gedruckt wurde, für 6800 ^l angckauft. * Berlin, 27. August. (Telegramm.) Die deutsche, englische und amerikanische Negierung baden ihre Consuln in Sanioa ermächtigt, behufs Vollstreckung der von dem Ober gericht in Apia getroffenen Entscheidungen erforderlichen Falls die Mitwirkung der dort stationirten Kriegsschiffe in Anspruch zu nehmen. Der neue italienische Botschafter Graf !?anza ist heute Morgen hier eingelroffen. — Die „B. P. N." schreiben: Die Vorarbeiten für die Ausgestaltung des nächstjährigen ReichShausdaltsetats werden gegenwärtig stark gefördert. Dazu gehören auch die Be- rechuungen, aus welchen sich die Summen aufbaucn, die als Ncichszuschuß für die Invalidität«- und Alters- Versicherung verlangt werden. Dieser Reichsznschuß ist zuerst cm Etat für 1891/92 verlangt worden. Er betrug damals 6,2 Millionen und war, da die Invalidenrenten der UebergangSzeit erst vom 22. November 189l ab beansprucht werden konnten, fast gänzlich für Zuschüsse zu Altersrenten bestimmt. Im Etat für 1892/93 wurde die Summe um 3 Millionen erhöht, und zwar entfielen von der Erhöhung 1,3 Millionen auf die Alters- und 1,7 Millionen auf die Invalidenrenten. Wie hoch sich die Vermehrung für 1893/94 belaufen wird, steht noch nicht ganz fest, jedoch ist eS schon nach den im laufenden Jahre mit der Bewilligung von Invalidenrenten gemachten Erfahrungen nicht wahrscheinlich, daß die Steigerung deS ReichSzuschusses eine beträchtlich höhere sein wird als die von 1891/92 auf 1892/93. — Zu der Mittheilung des „Reichsanzeigers" über die Agitation, welche der „Katolik" im Hinblick aus die jetzt aufgcgedene JnspectionSreisc des CultuSminister« nach Odcrschlesien inS Werk setzen wollte, macht das polnische Blatt „Orendownik" folgende ausfallende Bemerkung: Den Artikel des „RcichSanzcigcrS" könne man verschiedentlich deuten. Vielleicht habe das amtliche Organ dadurch zu er kennen geben wollen, daß eS mit der Politik deS Herrn Joseph v. KoScielSki und seiner Freunde nunmehr zur Neige gehe. Dies sei wohl da« Wahrscheinlichste; denn mit dem „Kalolik" und mit Oberschlesien würde sich der „ReichSanzeigcr" sonst nicht befaßt baden. — Ander- siebt der „Kuryer PoznanSki" die Sache an; er meint, die Polen hätten selbst Anlaß zu der Warnung deS „ReichSanzcigerS" gegeben und durch „unvorsichtige (!) Worte" der gegnerischen Presse in die Hände gearbeitet. Das Blatt fährt dann fort: „Es ist die» schon aus dem zu sehen, was sich öffentlich in der deutschen Presse offenbart, und maS erst mag da geschrieben und gesprochen werden, wo unser Ohr und Auge nicht hinreicht. Tie Folge dieser antipolnischen Hetze ist schon die. daß sogar der „Reichsanzeiger" uns einstweilen nur einen Nasenstüber gegeben hat, um uns zur Mäßigung zu veranlassen. Mäßigung ist auch in Wirklichkeit für uns Polen sehr erwünscht, und eine schwere Verantwortung nehmen dicienigen Phrajeunuicher aus sich, die da glaubeu, überall und immer Alles sagen zu müssen, was ihnen aus die Zunge kommt. Man muß kühn und entschieden, aber gleichzeitig überlegt und maßvoll sein. Wer dies nicht vermag, der werfe die Politik in den Winkel." — An die Verwirklichung der ncnestens wieder auf- getauchten Hoffnung auf Eindringung einer ReichStagS- vorlage, welche das Versicherungswesen einheitlich regeln sollte, ist, wie mehreren Blättern ubereinstimmeno geschrieben wird, kaum zu denken. Versuche, zu einer solchen Gesetz gebung zu gelangen, werden seit vielen Jahren gemacht; die Anordnung von Erhebungen in dieser Richtung war eine der letzten Diciistharidlungen des damaligen „Präsidenten deS ReichSkanzlcramtS" lir. Delbrück. Seitdem hat die Frage säst ganz geruht. Die Schwierigkeiten, welche ihr damals entgegenstanken, sind noch nicht gehoben, so daß für die nächste ReichStagStazung die Einbringung einer entsprechenden Vorlage nicht zu ermöglichen sein wird. — Die „Nhein.-Westf. Ztg." schreibt: Die Ucberzeugung, daß seitens des Reiches ein Menscheuseuchen-Gesetz un umgänglich nothwendig sei, hat allmälig auch unsere Negie- rungökreise ergriffen. Wir wir hören, sind bezügliche An regungen von maßgebender Seite bereits ergangen, und eS werden nach der Rückkehr des Staatssccretairs von Boelticher im Neichsamt deS Innern die Vorarbeiten für ein einheit liches Reichsgesctz, betreffend die Abwehrmaß- regcln gegen ansteckende Krankheiten, inAngriff ge nommen werden. — Ende 1891 gab eS in Preußen 18 051 Schicdsmüuner gegen 18118 im Vorjahre; 1889 waren vorhanden 18 212. — Im Ministerium für Landwirthschast fand vor einiger Zeit eine in der letzten Plenarversammlung des preußischen Lande».Oekonomie-CoilegiumS beschlossenen CoininissionS- sitzungstatt, um die Errichtung von LandwirthschastSkaminern einer Berathung zu unterziehen. Den Vorsitz führte der Präsident de» Lande-.Oekonomie.LollegiuinS UntersiaatSsecretair I-r. v. Marcard. An den Verhandlungen »ahmen außerdem Lheil: die Rittergutsbesitzer v. Below-Saleske, v. Remberg-FlamerSheim, Londes-Oekonomierath Bokelinaau (Kiel), Landes^ekouomierath Freiherr vr. v. Canstein (Berlin), Rittergutsbesitzer von Donat (Lhinicllowitz), Oberlandes- Cultur-Gertchts-Präfident Glatze! (Berlin), Landesdirector Freiherr v. Hammersiein (Hannover), Rittergutsbesitzer Freiherr v. Hövel (Herbeck, Westfalen), Justiz-Rath Reich (Me«keu, Ostpreußen), Professor Ilr. Schmoller (Berlin), Generalseerctatr Stöckel (Inster- burg^. Geh. Ober-RegierungSrath Prof. vr. Thiel «Berlin), Amis- rath v. Zimmcrmann (Benkendorf) und HandelSkammersecretatr vr. Stegemaun (Lppelnj. Nach kurzer Verhandlung, in welcher von allen Seiten di« Wichtigkeit einer Vertretung nicht blo» de» Grundbesitze», sonder» de» gejammtea loadwirthichasilichen Berufe« betont wurde, wurde folgender, von dem Vorsitzenden sormutirter Beschluß gefaßt: „Unter LandwirthschostSkommera ist ein« solche staatlich anerkannte Gesammtvertretuug der Laudwirth« eine» be stimmten Bezirk» verstanden, welche anS Wahlen hervorgegangen, dazu berufen ist, die Gesammttotcreffeu der Landwirthschast ihre« Bezirk» zu vertreten und durch zweckentsprechende Einrichtungen zn fördern, auch befugt ist, die Berus-genoffen innerhalb der gesetzlich fest- oeftellten Grenzen zur Decknag der an« ihrer Tdätigkeit entspnugcnde» Kosten im Weg» der Besteuerung -erauzuzteh«». ' — Hieraus »nrd» di«
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