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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920830014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892083001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-30
- Monat1892-08
- Jahr1892
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eim.soo. '.88 K2.7W ZIiI.S7.S0S. ^USSIKS. AbonnementSprei- kn ber Hauptexpedtttoa oder den tm Stadt» tezirk und den Bororten errichteten Aus- Ladestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haas 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbaiidiendung in» Ausland: monatlich 9.—. TleMorgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Uhr, di« Abeud-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. Nedarlion und Lrpeditioa: Johannr-aaffc 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geiijsurl von ftüh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtttz Mttnm's Terttm. («lfre» Hahu)» Uulversitätsstraße 1, ^ „ L-nt» Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Köuigsplatz V. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. DkM für Politik, Localgeschichte, Handels- mid GcschüstsveMr. InsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Ogt Reklamen unter dem RedactionSsttlch l4geg spalten) üO/ij, vor den FamNieanachrtchleH (6 gespalten) 40-^. Erötzere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zifferasatz nach höherem Tarif. Pplra-Betlagr» (gesalzt), nur mit beß Morgen.Ausgabe, ohne Poslbeförderuna ./! 00.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännalsmelchluß für Znseratei Abeud-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen. Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eint halbe Stund« früher. Inserate sind stets an dle Ertzebltlon zu richten. Druck und Verlag von L Polz tu Leipzig. ^-^3. Dienstag den 30. August 1892. 88. Jahrgang. »1t«a. a. tl«»!»«». 2 v 2 8. 2 8. U.k. 2 vs UI.1MU. 2 U. 2 ü. 2 8. !80 2 8.M.V.P1 7 0 8. t. 03.Usr1VS.bO 2 S. 2 8. o 8. ei 8. s. lS n. U) s. 1. i» 8 n (1. >1. 8. !» 8. t0 8. 10 8. 8. 8. 8. 8. 8. ZS 8. >». 22 8. I». e 8tUc» «»'k 0. »It,«8. 8. 8. 8. 8. I.v. II). 8. S0 8. ! 8. >>sci 8. ,20 018. l,2S 8. r e-tUo» Uars > 8. > 8. > 8. >S 8. > 8. ' 8. ) 8. Z 8. 2 8. 1 8. 2 8. 2 8. 2 8. 2 8. 2 8. 20 8 3 8. 20 8. 12 a. 00 8 » SU—. - SU Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmllchung. Tie Aerzte des hiesigen Verwaltungsbezirkes werden hierdurch aus die Verordnung de» Königlichen Mtniftcrium» des Innern vom v. Mat 1890 (abgrdruckt in der Leipziger Zeitung Nr. 112) nochinalo besonder» auimrrkiai» gemacht. biernach haben Dieselben, um die ersordrrltchcn Lchntz- maßregeln ungesäumt tressen zu können, jegliche» Fall von Cüoleiarrkranknng bet dem sür den Ort der Nrank- >>cit znständtgcu VrzirkSarzt sosort aiiznzrigr». Tie Formulare z» diesen Anzeigen, welche von den Bezirk«! ärztcn zu beziehen sind, gehe» unter dem vermerk „porto pflichtige Dienstsache" und unter dem Namen des abseuScndcn Arztes nnsrankirt an den Bezirks,nzt zurück. Die Ntchtbcfolgnng dieser Anordnung ist für jeden einzelnen Fall mit bteldstrase bis zu 1L »u ahnden. Leipzig, am 2V. August 1802. Ter Math der Ttadt Lei V41I. 3702. 1>r. «eoryi. Ass. Lpe. Sekannlmachung. Zur Unterstützung der ans den Bahnhöfen stationirten Aerzte n»d zu allen sür den Fall des Ansbrnchs einer Eholeracpidemie sonst sich nöthig machende Ticnstlrift»n->rn werden greignetc Personen, insbesondere frühere Lazareth- gehtlfen gesucht. McISniigkn nimmt die RathSwache im SiathbauSdnrch- gang entgegen. Leipzig, den 28. August 1802. Ter Math der Ttadt Leipzig. Ile. Georgi. ^.errtlielier Lerrirksverein Iä6LpxjF-8tn6t unci -I-.rui6. 8ltrnntz am 30. bja. ^bend» ' ,3 Ode im Ullrsualo de» d^pieal^elieu Instituts (lllledigstesss« 24). D»g»»oriinoag: Vortrag dos 6od. hledioinalralün» Lroksssor« Vr. llvüoanu: lieber die 1'stittixieeit dor Zerrte bei cuittretondeu OdolsiEllon in I-eiprips und über dio hierbei io i-üeutliedom IniereoLtz ise^tüirien und dureb^iMbrenden koblltr- und VerMIregeln. Nr. 8lexol. Lr. tieorlcl. Lekanutmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgaies betrog in der Zeit vom ! 23. bi« 38. dieses Monats Im Argandbrcnner bei 150 Litern stündlichem Consiim da» i8,6fache der Leuchtkraft der deutschen 1 Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhühe. Das specifische Gewicht stell! sich im Mittel aus 0,448. Leipzig, am 39. August 1892. Des RathS Depntatton zu den MaSanftalten. Wege» Reiniguug der Räume de« Leihhauses und der Sparcass« ' werden diese Dienstag, den 30. August 1892 sür den Geschäftsverkehr geschlossen sei». Leipzig, den 22. August 1892. Des RathS Depnii Stocklilch-Äuction. Mittwoch, den 31. August d Iz., sollen im Forstreviere! Connewitz von Nachmittags 3 Uhr au aus dem Mittclwald-1 schlage in Abth. 15, 16 und 17 ca. 400 Hansen hartes, kleingemachteS Ttockholz unter den im Termine vssentlich aushungcuLen Bedingungen und! der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dein Mittelwaldschlage Im Ttreitholjk § an der neuen Linie hinter der Ltavlwassrrkunst. Leipzig, am 5. August 1892. Des RathS Forstdcpiitatlon. Städtische Volksschulen. Am 2. Scplcmber als dem dklitschen Nationalfesttage wird! in sämmillche" hiesigen Volisschulen Würger- und Bezirlsschulc») eine patiiotlschc Tchniseicr obgehaUen. Sie beginnt in der 1. höheren Bürgerschule sür Knaben j um 8 Uhr, iathS ation sür Leihhaus und Cparcasfe. In der Nacht des 17. d. M. ist an der Reihenhainer Straße, in der Nähe des Napoleonstein«, »in anscheinend dem Arbeiterstande j angehüriger Mann erhängt aufgcfnnden und polizeilich aufgehoben worden. Da über die Persönlichkeit des nachstehend näher beschriebenen I Ausgesundenea bi» jetzt hier Nicht» bekannt geworden ist, erjnchen wir alle diejenigen, weich« ein« Lulkuaft ,u geben vermögen, sich I ungesäumt bei uv« zn melde». Leipzig, am 27. August 1893. La» Valtzetamt tzer Ttadt Leipzt». IV. 4827. Bretschneidrr. P Signalement: Alter: 40—45 Jahr«, Grüße: 1.K5 w, Haare:! dunkelblond, Stirn: hoch, Augen: blau, Nase und Mund: gewöhn lich, Bart: kleine» blondes Schnurrbürtchen, Gestalt: mittel. Bekleidet war der Tobte mit graucarrirtem Iaquet, blauer! Blouse, grau- und brauncorrineu Hosen, schwarzieidener Mütze, schwarz- und weißgestretstem Barchenthemd, braunen Strümpfe» uud gestickten Hosenträgern. Gefunden wurden vor einigen Tagen in einem Pserdebahnwagen » Stück Ltnscoupon«, wa« hierdurch zur Ermittelung de« EigenthümerS öffentlich bekannt gemacht wird. Leipzig, de» 23. August 1892. Da« Polizeiamt der Ttadt Leipzig. III. 4551. Uretschueider. mit Innern Diebstahls-Lekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silbern« Chltnderuhr mit Secund« ohne doppeltem Goldrand. Favriknummer 5,9465 und dem elngekritzelten Namen ,.il 8iedart", am 30. d. M.; 2) eine silberne Ctzlinderuhr mit Secnnde, geriefter Rückseite mit Schildchen und einem blauen Ring um das Zifferblatt, mit anhängender langgliedriger Ntckrlkette, am 19. d. M.; 3) eine stlbrnre Remontoirnhr mit buntem Zifferblatt, Gold rand und Fadrtknuinnier 34520, am 19. L. M.; 4) eine silbern« Cllltnderuvr mit Secnnde, aerleflem Rande und Fabriknnmoier 71412, sowie anhängender Ttahlkette, am 25. d. M 5) eit.« silberne Ankeruhr mit Goldrand, Secnnde, geriefter Rückseite uno dem ün Innern eingravirteu Namen „8. kkoinig", inst anhänatnder kurzer breiter MkrtallkeNe mit daran befindlichem Thalerstkck v. I. 1809, am 18. d. M.; 6) ein silberner Tsilöffel, gravirt r. D. V5." und rin Neiüzr», mit einer größeren Anzahl Instrumente und der Aus schritt „lllemeno kieffer. älllucksn , am 20. d. M; 7) i40 Ttück schwarze Felle in 14 Stück Bunden, mit blau geränderter Eitquett« „O. tt. är 8 Letraeknn L. O." ,m 2b L. M. 8) ein Handwagen, vierrädrig, dunkelblau gestrichen, mit Schoß- keilt und einem Stücke Sette an der Deichsel, »tu getragene« Plüsch- tackct, eine weih« Vfrrtzedelke mit rother Saat«, 3 Olech- «ns 3 Holzmaafze. am 24 d« Mr« : 9) ein au»,«schlachtete» halbe» Tchwetn. mit der Nr „253 gezeichnet, am 18. d«. Mt». Etwaig« Wahrnehmunaen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Lhäter sind ungesäumt bei unserer ilrimtnal- Adtheilung zur Anzeige zu bringe». Lslp^g. am »». Miaust 1892. »a« Waltzeiamt »er Etabt Lelpzla. Veetschueldee. ve. in der 6. Bürgerschule (für die Knaben) in der 6. Beztrksschule sür Knaben in der 3. höheren Bürgerschule in der 6. Bürgerschule (sür d>« Mädchen) t um 10 Uhr, in der 20. Bezirksschule ! in allen übrigen Lchiilen um 0 Uhr. Zur Thcilnahine an dieser Feler beehren wir uns hierdurch er- gebenst einzuladcn. Leipzig, de» 29. August 1892. Tie Tirectoren der voll»schnleu. LeklUlntmachuttz. Im Arbeits- und Landariuenhause zu ttosten sind die Arbeitskräfte von ca. 130 inämislcheii und ca. 90 weiblichen Corrigeuden, welche bisher mit Cigarren-Fabrikalion und anderen gewerblichen Arbeite» beschäftigt waren, zu beliebigen industriellen Arbeite» — und zwar im Ganzen oder getheill — unler günstigen Bedingungen zu vergeben. Ansrageu und Angebote sind bis zum 20. 9. 9? zu richten an vie Direktion. Die Schtcsrrcindeckuug von 340 gm Dachfläche des Waisen hauses hierstibsi soll am September öffentlich vergeben werden. Reflektanten wollen sich an uns wenden. Lützen, den 27. August 1892. Der Magistrat. Der Muisterkiechsel in Serbien. Serbien ist dem Beispiel Griechenlands gefolgt und bat eine Regierung eingesetzt, welche die Mehrheit der BolkS Vertretung gegen sich Hai. Ueber die Ursache der Veränderung herrscht vSllige Unke»»t»ih, cs bandelt sich um Dinge, die vorläufig nur wenigen Personen bekannt sind, aber so viel ist unzwcifclbaft, daß cS nicht allein politische Gründe sind, welche den Rücktritt Pasitsch'S berbeiaefübrt haben, sondern auch persönliche und vielleicht bauptsächlich finanzielle. Auf die letztgenannten weist die Absicht des neuen Ministeriums bin, eine unparteiische Commission zur Untersuchung dcö Standes der Finanzen, der Sleuerrückstande und der schwebe» den Schuld zu wählen zu dem ausgesprochenen Zweck, Er sparungen einzusührcn. Also genau dieselbe Erscheinung wie in Griechenland, wo ebenfalls die schlechte Finanzwirthschafl den Ausschlag für die Absetzung des Ministeriums DelvanniS gegeben hat. Dort gebt man so weit, daß man sogar die Gesandtschaften zeitweise einziebt, um das Gleichgewicht im Staatshaushalt wieder hcrzustellen. In Serbien kommt der Gegensatz zwrschen den russischen und österreichischen Interessen, der Zwist in der königlichen Familie, daS gänzlich zerfahrene Parteiwesen und das Unglück binzu, daß die Regierungs« ewalt in den Händen einer Regentschaft liegt, die kein esleS Regiernngsprogramm hat, sonderu sich nach den Um ständen richtet. Für die russische Auffassung der Sachlage in Serbien er scheint bemerkenswerth, waS die „Rowojc Wrcmja" sich an- Belgrad schreiben läßt: Der Rücktritt des Ministeriums Pa- silsch habe eine allgemeine Auslegung im Lande erzeugt. Zn der Ernennung Bogitschewitlch'S, eines nahen Brr- wandten Milan'S und Ristitsch's, zum Kriegsminister, nachdem er gcbcime Unterredungen mit Milan gehabt und nachdem daS Ministerium Pasitsch seine diSciplinarischc Bestrafung gefordert, erbickten Alle eine gefährliche Herausforderung durch Ristitsch und die Möglichkeit einer Verwendung der serbischen Armee entweder gegen die Freiheit der bevorstehenden Wahlen oder zu einer StaalSumwäliung. Natürlich ist dieser Mittbeilung, soweit sie thatsächlicher Art ist, keine Bedeutung beizulegen, man erkennt daraus nur, daß man in Rußland mit Riftisch unzufrieden ist und daß man eine Stärkung des österreichischen Ein flusseS als die nothwcndige Folge des MinisterwecbselS betrachtet. Da Milan bei der Sache die Hand im Spiele haben soll, so ist der Ministenvechsrt notbwendig ein feindseliger Act gegen die Königin Natalie, die in dem Kampfe der Mcinun,zcn und Intercssen in Serbien aus Seiten Rußlands steht. Die Verhältnisse liegen in Serbien so verwickelt, daß die Parteien selbst nickt mehr wißen, WaS sie wollen. Die Radicalen haben sich zwar ganz correct auf den rein parlamentarischen Standpunct gestellt, indem sie die Regentschaft tadeln, daß sie ein neues Ministerium gebildet hat ohne die Mitwirkung der Volksvertretung welche dazu berufen sei, eine Regierung abzulebnen. der sie nicht ihr Vertrauen schenkt; aber im blcvrigen baden sie Schweigen beobachtet. Es muß also die Bevölkerung zum Staats oberhaupt größere» Vertrauen haben als zu dem entlassenen Ministerium. In halbcivilisirtcn Staaten, zu denen Griechen tand und Serbien geboren, bleibt cS selten a»S, daß die an der Macht befindlichen Personen ihre Stellung für persönliche Zwecke mißbrauchen, daß sie sich zu bereichern suchen und ihre ^Schützlinge in hohe Stellungen bringen. Da« geschieht in anderer Form auch anderswo, wie bei Gelegenheit de» neulichen MinisterwechselS in England zur Sprache gekommen ist und wie e- sich bei jedem PrästdentenweLsel in den Ver einigten Staaten von Nordamerika zeigt. Dir Gefolgschaft Pasitsch'S hat überall weichen müssen und die radicalen Prä fetten sind durch liberale ersetzt worden. Es ist schwer zu sagen, wie sich die Verhältnisse ,n Serbien voraussichtlich weiter entwickeln werden; so glatt wie in Griechenland wird der Verlauf kaum sein, dazu ist die Autorität Ristitsch'« nicht groß genug. Ristitsch ist über Haupt ein politische« Lhamäleon, heul« schillert er russisch grün und morgen schwarz-gelb, wie cS gerade die Umstände erheischen, er hat es stets so zu drehen gewußt, daß seine Handlungsweise uicht den Interesse» einer der beiden Mächte, Rußland oder Oesterreich Ungarn, sondern immer nur den Interessen Serbiens gedient bat. Dadurch ist eS ihm möglich geworden, der leitende Geist der Regentschaft zu werden und sich immer nach beiden Seilen hin möglich zu erkalten. Slebl Ristitsch auf Seite» Milans oder Nataliens, hält er es mit dem Metropoliten Michael, handelt er im Einverständniß mit dem Vertreter Rußlands oder mit dem von Oesterreich-Ungarn, ist er Bulgarien freundlich oder feindlich gesinnt, ist er ein aufrichtiger Freund der Türkei, oder sucht er nur den Schein eines solchen zu wahren? Keine dieser Fragen läßt sich mit Sicherheit be jahen oder verneine», nur so viel kann man behaupten, daß Ristitsch ein gcsducklcr Diplomat ist, der eS stets verstanden hat, mit dem Strom zu schwimmen. Oesterreich-Ungarn trägt der Schwierigkeit der Verhältnisse in Serbien Rechnung; eS begnügt sich damit, dem Nachbar lande seine Theilnahme bei der gegenwärtigen KrisiS kund zu geben, ohne narb einer Seite hin Partei zu ergreifen. Das entspricht den Umständen und ist vor allen Dingen geeignet, Rußlands Empfindlichkeit zu schonen. Daß die Hoffnungen nicht allzu groß sind, die Ocstcrrcick-Ungarn aus die Ent wickelung Serbiens setzt, haben die Erklärungen des Grafen Kalnoky in mehreren Tagungen der Delegationen und ferner die Auslassungen des Wiener „FremdeiiblatteS", seines Organs, bei verschiedenen Anlässen bewiesen. Serbien wird von Oesterreich-Ungarn als unsicherer Cantonist angesehen, dessen Verhältnisse sich erst dann klären werden, wenn der junge König Alexander di: nöthigc Reife erlangt hat, um zu er kennen, welchen Weg er zum Heile Serbiens einzuschlagcu hat. Alle Maßnahmen der Regentschaft, die jetzt gewaltsam in den Gang der Ereignisse cingreiscu, sind nur als Vor bereitungen sür die Regierungs-Mündigkeit Alexander s I. anzusehen, von dem man noch nickt recht zu wissen scheint, ob er nach Rußland oder nach Oesterreich-Ungarn neigt. Der junge Manu hat bereits seine Wünsche dahin zu erkennen gegeben, daß sich die Regentschaft nicht in seine Familien- Angelcgenheilen einmische» möge, da er später doch in dieser Beziehung nach eigenem Crmesien handeln werde. Eine solche Aeußcrung beweist, daß der junge König schon aus der gegen- cärtigen Stufe seiner Entwickelung sclbslsiäudig zu denken unv zu handeln bestrebt ist, daß also die Macht der Verhält nisse, denen er schon im Knabenalter überantwortet wurde, cht dazu gedient hat, ihn zum Spielball der Wünsche seiner Umgebung zu macken, sondern ibm die Nothwondigkcit znm Bewußtsein brachte, seine Gedanken und Pläne sür sich zu be halten, damit er im geeigneten Augenblick in der Lage sei, selbstständig über daS z» entscheiden, waS er zur Richtschnur seiner Handlungsweise wählen will. * Deutsches Reich es. Berlin, 29. August. Tie deulschfreistnnigen Blätter entrüsten sich, daß die Nationalliberalen im Wahlkreise Lagan-Sproltau nicht nur nicht für den dcutschfreisinnigen Cankidaten eingetrcten sind, sondern daß auch Natioualliberale den konservativen LandratbSverwescr von Klitzing unterstützt haben. Dabei vergessen sie, daß der Letztere Wege» seiner Beliebtheit" als Mensch und Beamter auch sehr viele dentschsreisinnige Stimmen auf sich vereinigt bat. Diese allerdings merkwürdige Erscheinung ist u. A. von einem Berliner deutschsreisiiinigc» Blatte ohne Widerspruch fest gestellt und beklagt worden. Bei den Parteiverbältnissen im Wahlkreise ist cS mebr als wahrscheinlich, daß die Zahl der sür Herrn von Klitzing abgegebenen dcutschfreisinnigen Stimmen größer ist als die der ans ibn gefallene» national liberalen. Tie Deutschsreisinnigen thäten mithin klug, Über die ganze Sacke stillschweigend binwcgzugehe». Im Uebrigcn ist die Äabrbeit, daß die meiste» Nationalliberalcn sich der Wahl enthalten baden und zwar auSgesprocheuermaßen wegen der vom Deulschfreisinn vor Kurzem betriebenen Verunglimpfung des Fürsten Bismarck. Zablreiche Wähler, dir sich der Nothwendigkcit bei der gegenwärtigen innerpolitischcn Constcllation, den Conservativcn Abbruch zu lhun, keinen Augenblick verschlossen, vermochten es anderer seits nicht, mit ihrem Empfinden und ibrer Selbstachtung in Einklang zu bringen, einen Mann zu wählen, dessen Partei eS als zu ihrem Programm gebörig zu betrachte» scheint, den großen Mitschöpser des Reich« in einer Weise zu beschimpfen, die daS patriotische Gefühl aufs Tiefste verletzt und die deutsche Nation im Auslande in einem verächtlichen Lichte erscheinen läßt. Die „Münchener Allg. Ztg." bat kürzlich Namens der Süddeutschen erklärt: „In diesem Puncte (die Verlästerung BiSmarck'S) verstehen wir keinen Spaß." Nationalliberalcn in Schlesien und überall stehen auf dem selben Standxuiittc und die Deutschsreisinnigen werten sich entschließen müssen, nicht nur ad lioo, d. b. angesichts einer Nachwahl, sondern überhaupt und angcbrachtermaßcn da« scheußliche Treiben gänzlich einznstellen, wenn ander« sie nicht auf nationalliberale Stimmen verzichten wollen. * Berlin, 2V. August. (Telegramm.) Der „Kaiser adlrr" ist in der Nacht nach Swiuemünke gegangen, da der Kaiser seine Reise »ach Gothenburg nicht von Kiel, sondern von Swinemünde aus antrrten will. — Ueber die Dispost tionen sür die Reise des Kaisers zu den Manövern der Gardrcorps wird gemeldet: Der Kaiser trifft am 2. September früh 4 Uhr über Stargard in Pyritz ein und begicbt sich zu Wagen nach Leine ins Manöverfetd. Zwischen N und 12 Uhr kehrt er nach Pyriy zurück und reist von dort ncuh Stettin weiter. — Der Kaiser verlieh dem Erz bisch vs Kremeny von Köln den Stern de« rvthcn AdlerordenS H. Claffc mit Eichenlaub. — Die „Kreuz Zeitung" vernimmt, daß der Oberconststorialrath Brückner um seinen Abschied als Generalsuperintrndent von Berlin nackgcsucht habe. Die Stellung als Propst von St. Nicolai sowie di« sonstigen Aemter wolle derselbe beibehalten. — Der Fragebogen, den di« badische Negierung in Be treff der deutsch-russischenHandelsbezieoungen an die badischen Handelskammern versendet hat, läßt den Umfang der Mitthrilungen erkennen, welche von hier auS über die Verhandlungen au dir Bundesstaaten gerichtet worden sind Trotz de« Widerspruch» von einer oder der andere» Teile will man, wie die „M. Z." hört, wissen, daß die noch von anderen Regierungen aiigcstclllcn Erhebungen in dieser Rich- sung auch in Preußen im Gange wären. Die Erstattung und nachberige Prüfung der Gu'.achteu nimmt selbstverständ lich erhebliche Zeit i» Äiist'iuck, so daß sich Ergebnisse der Verhandlungen sür die nässte Zeit schwerlich erwarten lassen. - Ueber seine Amtsenthebung wegen „beginnen den Oucrulautcnwahns" hat der Pfarrer an St. Gel- gatba in Berlin, Carl Witte, soeben bei F. Fontane u. Co. in Berlin eine gegen 299 Seiten lange Broschüre erscheinen lassen. Ein großer Tbeil der Schrift ist einer Kritik deS Gutachtens gewidmet, welches der königliche GerichlSpbnsikuS De. Millcnzweig üdcr den Geisteszustand deS PjarrerS Wrlte abgegeben bat. Tie Berlbeidiguugsschrist des durch seine Kämpfe mit Stöcker bekannten Predigers bietet noch in anderer Bezicbung ein ganz besonderes Interesse. Das Verhalten von Mitgliedern deS ConsistoriumS in dieser Angelegenheit wird nämlich, zum große» Theil unter Be rufung aus Schriftstücke und ausführlich skizzcrte Gespräche, eingehend erörtert. Herr Witte spricht in dem Vorwort die Ucberzeugung auS, daß das Geschick, welches ib» betroffen hat, mit der Entwickelung unseres KirchenthumS während der letzten Jahrzehnte in innigem Zusammenhänge steht. Das Vorgehen der geistlichen Behörde gegen ihn hat de» mulhig sür sein Recht kämpfenden Pfarrer natürlich mit einer gewissen Webninth erfüllt; indeß wundert er sich über nichts, da er niemals den Aberglauben gehegt bat, „daß kirchenregimcntliche Beamte mebr als andere Leute vom heiligen Geiste erleuchtet wären." AuS seinen Darlegungen gehl bcrvor, daß das, was er zu erleiden batte, eine Haupt wurzel in seinem Conflict mit „Hofprediger Stöcker" hat. In diesem Conflict sei er von vornherein vom Consistorirm änzlich ohne Ursache als Deliguent bclianvelt worden. Di« uernlanteiiwabilsiiius Angelegenheit liegt jetzt dem Ober- kirchenratb zur Entscheidung vor. Diese erwartet Herr Witte mit Gleichmuth. — Der conuiiaiidlrende General des Garbccorps, General der Infanterie Frhr. v. Meerscheidt-HlNleslcm, wird sich am 31. August mit seinem Stabe in da-Manöverterrain des Gardecorps begeben und dem Kaiser das Corps cm 2. Ceplember in der Nahe von Ptzritz vorftikre». Es dürfte dies Los letzte Mal lein, boß L r General das Corps vorexercirt, da nunmehr sein wiederholt em- eiugerrcchtes Uhschiedsgechch genehmigt wc.Lra dürste. - DaS Verhalten der Regierung in der Militairfrage giebt der „Tchlcs. Ztg," den Anlaß zu folgender Betrachtung: „Wir Hobe» schon oft Gelegenheit gehabt, daran zu erinnern, daß La« Minislerium seine Ausgabe unmöglich mit der bloßen Aussührung Allerhöchster Wünlche für erschöpft halte» kan». Wenn das Ministerium wirklich seine Bedeutung als eine die Krone berathenke kollegiale Körperschaft sich erhalten will, muh eS in principielleu Fragen unbedingt eine festere Homogenität an den Tag legen, als es bisher bewiesen har. Tic hrrabminderuug der mlmairischen Dtenftzeit ist eine Frage von so weittragender Bedeutung, daß die Negierung nicht früher zu deren Lösung die Hand biete» darf, al» bis sie selbst >n dieser Frage einen festen, unverrückbaren Boden gewonnen bat, ans drm allein sie zu stehen und zu fallen rnlfchloffen ist. Daß das Ministerium im gegen wärtigen Augenblicke abdanken müsse, wie von deinvkratischer Seite mehrfach gefordert worden ist, meinen wir kestie-wegs; wohl ober halten wir eS nicht sür richtig, daß dos Ministerium sich sür die Bertretung elner bcstlnimic» Ansicht in dieser Frage entschlossen hat, ehe cs einen unverrückbaren Slandvüncl In derselbe» ge wonnen hatte, nitt dessen Aufgeben dann allerdings eine wenigsten« theiiweife Neaenerirung der Negierung hätte geboie» sei» müssen. Weder den, Anfebe» der berufene» Berather der Krone, noch dem pvlilijchen SicherheitSgesüh! der Bevöckerung kann es förderlich sein, wen», wie in der Behandlung des Zedlitz'jchc» VolkSschnlentwurseS und nun gar der Mililaitvorlage, ein gewisses Schwanken zu Tag« tritt, welches den Gedanken nahe lege» muh. daß den bei diesen beabsichtlgtc» Neuordnungen in erster Linie bethcillnten Ressorts daS rechte Bewußtsein der eigensten Verantwortlichkeit für die von ihnen inaugurtrten Maßregeln nicht in «rwünschlem Grade vor handen ist. Man wird uns schwerlich von irgend einer Seite Unrecht geben, wenn wir diesem gewissen Schwanken die Schuld an der großen und gänzlich zwecklose» Beunruhigung geben, welche sich auS Anlaß der genannten in Angriff genommenen Neuordnungen der öffent lichen Meinung unseres Vaterlandes zeitweilig vemächtigt bat. ES geht doch auf die Dauer nicht an, daß die Re gierung Fragen von unberechenbarer Tragweite ge wissermaßen in die Bevölkerung hineinwirst, um dann plötzlich deren Beantwortung ad aalsnü»-, ^raoc», zu Verlagen. Der Standpunct der Regierung muß fest und unwandel bar sein. Sie kann, wenn der Widerstand der Volksvertretung unüberwindlich scheint, auf die Durchführung ihrer Ideen verzichten, dieselben gewissermaßen vertagen. Sie brauch! dann keineswegs zut-llck- zntrete», da sie ihr Amt aus der Hand de» Monarchen und nicht von der Volksvertretung übernommen bat; aber sie kann und darf sich nicht, wie tn den angeführten Fällen gescheben Ist, immer wieder selbst desavvuiren. Raiioniiemeul» über die Plötzlichkeit Allerhöchster Entschließungen sind hier i» keiner Weise am Platze. Wenn eine solche Plötzlichkeit wirklich zu Tage tritt, so erklärt sich dieselbe sür uns tn erster Linie durch di» nicht genügend feste und daher nicht genügend überzeugende Stellungnahme der Regierung. Et» Princip kann verlassen werden; aber dann lönnen die über zeugten Vertreter dieses Princips unmöglich bei der Ergreifung principlell entgegengesetzt zu beurtbeilender Maßregeln hilfreiche Hand leisten. Also nochmals: Nicht, daß das Ministerium in den in Rede stehenden Fällen auf seinem Posten verblieben ist, finden wir bedauerlich, sondern daß e« sein« Stellung so wenig fest ge nommen hatte «nd daß es ihm nur dadurch möglich war, aus seinem Posten zu verbleiben." — Bon den Maßnahmen der Regierung gegen die freien Lehrcrv,reine, Uder die in der Presse mehrfach berichtet wurde, ist, wir die „Voll. Ztg." hört, bisher weder dem ge- schästSsübrenden Ausschnß de« deutschen Lebrerverein», zu dem auch dir überwiegende Mehrheit der preußischen Lehrervereine mit ca. 45 909 Mitgliedern gehört, noch dem Vorstände de» Berliner Lrhrerverein» etwa« bekannt. Wahrscheinlich bandelt eS sich um ein Mißverstcindniß oder um eine von einer Nachgeordneten Behörde beliebte Maßregel. Die RrgierungSbebördln sind mit den Tendenzen der freien Lrhrer- vereine durchaus vertraut. Vertreter derselben nehmen ge wöhnlich an den Jahresversammlungen der Prvvinzialverbänve Theil. Einzeln«KreiSbrhörden haben allerdings mehrfach ver sucht, die Lehrervereine zu Vereinen für öffentliche Angelegen- heilen oder gar zu politischen Vereinen zu stempeln» ohne indessen bei den Vorgesetzten BrzirkSbehörden Zustimmung zu finden. Eine derartige Auslegung de« vercinSgesetzeS würde auch nur möglich sei«, wenn rin großer Thett der übrigen Fach»««»»» m gleich er Weis» behandelt würbe, ba die Lehren
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