02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911219026
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891121902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-19
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Abend-Ausgabe: die 6gejpa>tene Petitzeile 40 Reclamen unter dem Rcdactionsstrich !4 gefallen) i .X, Fainiliennachrichten und -Anzeigen verlorener Gegenstände ftigespalteni 20 Größere Schriften laut unjerem Preis- verzeichnisj. Dabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Loris. »rtra-Vetlagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbefSrderung 60-, mit Postbejorderung 70.—. ^nnatimeschlllk für Znsrrate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AllSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh 0 Uhr Bei de» Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde trüber. Inserate sind siet« an die <tzrpr»lti«n zu richten. ^°415 » Tonnabend den 19. Dccember 1891. 85. ZahMNg. Zur gtMigtll Lcachtung. Unsere Eipedition ist morgen ^ Sonntag, den 2V. Deeeniber, Vormittags nur bis LZ Uhr c.cossuer. I xpeiNtl«»»» <I<»8 I.eip/iut'r 'k'r>Li«'l>l.>tl< > Leipzig, 19. December. * Der Kaiser empssug gestern Abend zur Abendtafel im Neuen Palais in Potsdam eine Reihe ReichstagSab- aeordncter aller Parteien, mit Ausnahme der Socialisten. E«. Majestät brachte bei der Tafel ein Hoch aus auf den Reichskanzler Gras Eaprivi und äußerte, wir ständen am Wendepunkte der Geschichte und dieses wäre das Verdienst Eaprivi's. * In der am Donnerstag unter dem Vorsitz deS StaatS- secrelairS des RcichsschatzamlS Freiberrn von Maltzahn ab- geballcnen Plenarsitzung deS BundcsratbS wurde über incbrcre Eingaben in Zoll- und Steuer-Angelegenheiten, über zwei Eingaben, betreffend das Feilbieteu von Braunbier im Umherziehcn, über die Beschwerde eines früheren Zoll- aitfsebers wegen seiner Dienstentlassung und über daS RccurS- gcsuch einesReichsbeamten gegen seineunsreiwilligeVersetzung in den Ruhestand Beschluß gefaßt. Den Anträgen deS Reichs kanzlers wegen Millkeilung der von der obersten LandeS- »Finanzbehörde hinsichtlich der Zollcontrolen im Grenzbezirke und im Binncnlandc getroffenen Anordnungen, sowie wegen der Zulassung von Privattransitlagern ohne amtlichen Mitverschluß für kalifornischen Honig und für eingemachten Ingber, ferner den Entwürfen einer Kreisordnung, einer Gemeindeordnung und eines Gesetzes, betreffend Beschränkungen der Baufreiheit für Elsaß-Lothringen, wurde die Zustimmung ertheilt. Mit der Bvrberalhnitg der AuSführungsbestimmunaen für das Gesetz über das Reichs-Echuldbuch wurden die Ausschüsse für Rechnungswesen und Iustizwesen beauftragt. * Der Bundesrath wird voraussichtlich vor Weihnachten keine Sitzung mehr abbaltcn, sondern ebenso wie der Reichstag eine Pause in seinen Beratbungcn bis in die ersten Tage des Januar n. I. eiutrelcn lassen. *Die Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien und Belgien sind heute vom deutschen Reichstag endgiltig mit überwältigend großer Mehrheit angenommen worden. Es stimmten 21.1 Mit glieder dafür, 48 dagegen. Die andern betbciligtcn Parla mente haben sich mehr Muße gegönnt, so daß daS vollständige Zustandekommen der Vereinbarung erst nach Neujahr bevor- steht. Mit ganzem Herzen, schreibt die „Naticnalliberalc Correspondenz", haben die wenigsten den Verträgen zugestimmt und die GcsichtSpuncte und Vorbehalte, unler denen sich gleichwohl eine so große Mehrheit zusammenfand, waren sehr verschiedener Art: von der bestimmt ausgesprochenen Absicht, diese erste Bresche in das bestehende Schutzzollsystem zu weiteren Lturniläufen gegen dasselbe zu benutzen, bis zu der ebenso bestimmt abgegebenen Erklärung, allen ferneren Abbrvckclungs- versuchen entschiedensten Widerstand zu leisten. Die Ruhe und Stabilität unserer Handclsverhältnissc, welche uns als eine der wertbveUstcn Folgen dieser Verträge, namentlich auch vom RcgierungStisch gepriesen wurde, fordert entschieden daS Letztere, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir diese Auf fassung als diejenige sowohl der Regierung als der Mehrheit deS Reichstags betrachten. Daß die vollen Wirkungen der Verträge Niemand zum Voraus übersehen kann, wurde von allen weiten zugestanden; bisher sind aus landwirthschaft- l:chcn Kreisen nicht nur, sondern auch aus industriellen mehr Stimmen der Beforgniß und LeS Tadels laut geworden, als solche hoffnungsvoller Zustimmung. Man wird die praktische Entwickelung abwarten müssen, um zu beurtbeilcn, wer Reckt bat. Vcrmuthlich wird es sich zeigen, daß Gegner und Freunde de« neuesten handelspolitischen Vorgehens sich über triebenen Befürchtungen und Hoffnungen bingegeben baben. Zu klcininüthigeui Pessimismus ist wohl ebenso wenig Anlaß wie zu überschwänglichen Hoffnungen. Auf den unzweifel hafte» politischen Werth der Verträge als Befestigung des fricdenerhaltendcn Dreibundes haben wir oft genug bin- gcwiesen. Mancher, der von rein wirthschastlibcm Gesichts punkt an Vielem Anstoß nehinen inußlc, bat sich ans politischen Erwägungen mit den Verträgen befreundet. Aber auch die winhschafilichen Interessen, da« Gedeihen von Handel und Verkehr gebieten, daß man jetzt die vollzogene Tdatsacke obnc nutzlosen Widerspruch dinnimnit und redlich sich bemüht, auf der neuen Grundlage das Bestmögliche für das deutsche Erwerbsleben zu schaffe». * Die Bemühungen der ReichStagSvcrtretcr der wcinbau- treibenden Gegenden, eine gründliche Erörterung der für einen großen landwirtbschaftlichen GcwcrbSzweig hochwichtigen Wcinzollsragc berdeizufübren. Beruhigung. Aufklärung unk womöglich Abwendung der Schädigung durch Maßregeln auf anderem Gebiet zu schaffen, werden in der »»Frei sinnigen Zeitung" als ein Interesse der »pfälzischen Fiaschenbarone" abgetban. Wer niik der Sachlage auch nur aufs Oberflächlichste vertraut oder den Reichstags- Verhandlungen einigermaßen gefolgt ist. weiß, daß eS sich hierbei nicht im Entferntesten um ein Interesse der sogen. Flaichenbarone bandelt; die edlen pfälzischen oder ' rheinischen Weine bab«n keinerlei Concurrenz zu fürchten. Wohl ader handelt es sich um ein Ledciisintereffc des kleinen Winzer«, einer zahlreiche», hart arbeitenden, genügsamen und de« Schutzes ebenso bedürftigen wie würdigen Bevölkerung. DaS Eintreten für ein so berechtigtes und durch die Verträge in der Tbat schwer brtrobtes LebenSinleresse eines wichtigen Zweige« der nationalen landwirthschastlichen Production wird ,n dem Organ deS Herrn Richter dergestalt mit höhnischen und bochmürhigen Red-n-artcn abgescrtrgt. DaS wird man der sreßinrugen Partei wohl nirgeod« vergessen, wo Dein Wird. * In dem Schlußprotokoll zu dem Handelsverträge mit der Schweiz befindet sich folgende, für die Zollbchand- lung dritter Länder deachleuswerlbe Bestimmung: „Der chwcizeriscke Bundesrath erklärt sich bereit, für va« aus dem reien Verkehre der Schweiz nach Deutschland eingehende, au- einem in Deutschland nicht meisibegüusliglen Lande stammende Getreide, sowie für dergleichen Weine die deutschen Vertrags- zölle, auf Verlangen der kaiserlich deutschen Negierung, nicht zu beanspruchen." * Als eine der bauptsäcklichste» Ursachen deS Rückgang« der dcutschfreisinnigcn Partei bei der B a v re u t l>er Reich«- tagswabl wird »ns das über alle Begriffe gebässige und tactlose Auftreten des Abg. Tra eger bezeichnet. Eine Blütbe aus dem Vortrag dieses geistvollen Herrn war z. B. die Bemerkung, der Führer des „CartelreickStagS" von >887 sei Herr Boulanger gewesen. DaS abgeschmackte Zeug war denn dock vielen Wählern, die daS vorige Mal deutschsrri- sinnig gestimmt batten, zu toll, und sie enthielten sich der Wahl oder stimmten nationalliberal. Wenn er nur noch öfter austretcn wollte! * Bei der Re ick StagS Wahl im X. hannoverschen Wahl kreise erhielten, soweit bis jetzt bekannt, Slimmcn: Sander (Nat.-Lib.) 3818, Bauermeister (Cent.) 3570, Bertram (Soe.) 2715, Oeblmann (Antisemit) l2lü, Wendel (Freist) N86. Voraussichtlich Stichwahl zwischen den beiden Ersierc». * Die Erörterungen über die Mittel, die wirtbsckast- lichen Zustände in den östlichen preußischen Provinzen, namentlich Ostpreußens, zu verbessern, dürsten bereits in dem nächsten StaatSbaushaltSetat zu praktischen Folgen geführt haben. Abgesehen von der Bereitstellung der Mittel für eine größere Anzahl von Einzclanlagcn und Unternehmungen, durch welche die wirtbschastlichen Ver hältnisse jener LandeStheile gebessert werken sollen, wird dem Minister für Landwirthschast eine Pauschalsumme zur Verfügung gestellt werden, durch welche er die Entwickelung der Landwirthschast und der mit ihr zusammenhängenden ErwerbSzweige praktisch fördern kann. Für die Bemessung dieser Summe ist, abgesehen davon, daß man bei neuen Aus gaben dieser Art mit kleineren Summen ansangen muß, um an der Hand der Erfahrung daS dauernde Bediirfniß be messen zu können, die derzeitige Lage der Finanzen entscheidend gewesen, welche es bedingt, sich bei allen nicht absolut noth-, wendigen Ausgaben aus raS äußerste Maß emzuschräinen. ^ * Ter ostprcußische landwirthschaftlichc Ccntral- vcrein beschloß, die SlaatSrcgierung zu ersuchen, sic wolle den russisch-polnischen Arbeitern die Erlaubniß zum dauernden Aufenthalt in der Provinz geben. * Ucber Folgen deS neuen preußischen SteuergesctzcS erhält die »Schlesische Zeitung" folgende bcmerkenSwerthe Zuschrift: „Gegenüber der bisher ganz allgemein verbreiteten Annahme, das neue Einkommensteuergesetz werde einen erheblichen Mehr- enrag an direkter Steuer erzielen, macht sich in unterrichteten Kreisen neuerdings die Ausfassung geltend, daß aus den acker- bautreibenden Bezirken des Ostens der Monarchie nicht nur kein Mebrerirag, sondern sogar ein Minderertrag zu er warten sei. Gestützt wird diese befremdliche Auftaffung, die sich ja auch in einer Aengernng des Eentrumsmftgtieder v. Scholscha in der letzten Montagssitznng des Reichstages widersviegeit, durch die bei den Borardeiien siir dir Nenveranlagung zur Einkommensteuer gemachten Eriabrungen. Tie Bestimmungen des neuen Gesetze« über die abzugsahigen Theile de« Einkommens und besonders über die Ermittelung des Einkommens aus den Erträgen der letzten beiden Wirthschastsjalire b«be» nämlich vielfach zu überraschend niedrigen Eftikoninieiibercchniiiigcn geführt. Bisher ist die Ver- anlagung des steuerpflichtigen Einkommens aus Landwirthschast all jährlich, gleichviel ob die Zeiten schlecht oder gut waren, aus Grund einer Art von althergebrachten und stillschweigenden, zwischen der Behörde und den Steuerpflichtigen bestehenden Uebercinkommen nach festen Sätzen, unter Berücksichtigung vornehmlich der Fläche und der Bodengüte jedes Gutes, vorgenommen worden. In schlechten Jahren ist die so gefundene Ertragziffer all- gemein höher gewesen als der wirkliche Ertrag de« Gutes. Ta« neue Gesetz bietet nun, indem e« jene« Ucbereinkommcn außer Krast setzt, die den Laudwirlben nicht unerwünschte Möglich- kc>r. den wahren Ertrag jedes Gutes zu ermitteln und zur Besteuerung zu bringen. Ta die erste derartige Ermittelung aus Grund der wahren Erträge der beiden letzten, als nicht gut zu bezeichnenden Jahre erfolgt, so muß und wird die erste Ver anlagung in ihren Ergebnissen hinter den Ergebnissen der bisherigen Veranlagung zurückbleiben. Sie wird in dieser Beziehung von der nachjijährigen Veranlagung sogar noch überlrofscn werden, da dieser nach den, Gesetz außer den für die erste Beranlagung ,n Betracht zu ziehenden beiden ungünstigen Wirthschastsjahren auch noch das gegenwärtige überaus schlechte Wirthschasts,ahr zu Grunde zu legen sein wird. Der zu erwartende Ausfall an Steuer erweist sich schon siir da« erste Jahr der Geltung des neuen Gesetzes als so groß, daß sich die Hoffnung, ihn durch die Mehrerträge auS der Besteuerung anderer Gruppen von Einkommensteueipflichligeii ausgeglichen zu sehen, wohl in keinem ackerbautreibenden Kreiie erfüllen dürste. Tie Landwirthe sehen diese Wirkung des neue» Gesetzes, wie ich zu erfahre» mehrfach Gelegenheit halte, aus verschiedenen naheliegenden Gründe» nicht »»gern Namentlich wird von ihnen betont, von wie hohem Werthc e« sei, die Bedeutung der Landwirthschast für die Allgemeinheit einmal in eine völlig neue und dabei recht drastisch wirkende Beleuchtung gerückt zu sehen. „In der Lage, daß ihr Soll an Staats-Einkommensteuer, auf Grund de« neuen Gesetzes ermittelt, gegen den bisherigen Sollbetrag eine erhebliche Herabminderung erfahren wird, befinden sich serner auch die mittleren und kleine» Clodtgemrindeii des Osten« der Monarchie. TaS neue Gesetz entlastet die Eliikommen von 0000 -sl abwärts in progressiver und auch i» hinlänglich starker Weise, um dazu zu führen, daß jene Stadtgemeiudrn, in denen die Leute mit mehr als 9000 X Jahreseinkommen sehr selten sind oder ganz fehlen, aus ihren Steiieipflichtigen unmöglich den gleichen Sollbetrag der Staalssteuer wie bisher z» ziehen im Stande sein werden. Ter Umstand, daß LaS neue Gesetz vielsoch die Wirkung haben dürste, bisher »ichl oder nicht voll Hera «gezogene Einkommen zur Besteuerung zu bringen, kann die« nicht hindern. Denn u, den kleinen Gemeinwesen sind die Berbäliniise der Einzelnen so bekannt, daß eine Unterschätzung derEliikoiiimeu dajclbsl auch bisher schon zu den großen Seltenhelle» gebürte. Für die Allgemeinheit mag er »»» eine Thalsache von geringer Erheblichkeit sein, ob die kleinen Städte sorlan ein geringeres Soll an Staatssteuer oiisbriiigen werden oder nicht. Tenn man kann wohl hoffen, daß einciu Mindererlrag aus den kleineren Stadien ein um io bedeutenderer Mehrerlrag aus den großen Städten und auch auS den induslriereichrn Londbezirken au«, gleichend geqrnüberslehen wird Ader für die betroffenen kleineren Llädte ist die Thalsache erheblich und zugleich betrübend. Den» sie erheben die directe Gemeindest«»,r in der Regel in der Form von Zuschlägen zur CtanlSsleuer, und da der Gemeindebedars ketueSveg« mit dem Svlldetrnge der StontStzeuer znrtckgeht, so bleibt den betroffenen Gemeinden, wollen sie diesen Bedart auch serller ausreichend decken, nur übrig, zu einer Erhöhung des Zu- jchlagsiatze« zu greisen. Wenn es nun immerdi» auch möglich ist, daß der von dem einzelnen Bewohner der kleine» Städte iür Staat und Stadt aufzubringende Gcsaiiiiiilbelrag a» direkter «lener der gleiche bleibt wie bisher — da der Erhöhung des Satzes sur dir Stadtgenieinde eine Herabminderung des Bclr.iges s»r den Staat gegenüberiritt —, so ist cs doch mißlich, daß durch die bis- heriaeu auch amtliche» Erörterungen über das neue Gesetz die Hoffnung erweckt worden ist, der von den kleineren Einkommen auszuhil»ge»de Äcsainintbetrag an direkter Steuer werde fortan eine Hmubmiuderung erfahre». Diese Hoffnung wird fick im r.lien dev Monarchie für die Bewohner der möllere» und kleine» Siadle nicht eriülleu. Von der Mmiffelial-Jnsianz ist vor einiger Zeil Äkjung dahin ergangen, die>cnigen Gemeinde», ivclche aui Grund der (erhofften höheren) Ergebnisie der »euei» Slaais-Einkommeii- sleuer-Einichätzuug in der Lage sei» wurde», de» vo» ihnen als Geincindejteucr zu erhebende» Znschlagsjatz herahzusetze», bedürften hierzu nicht der besondere» Bewilligung der Ausffchlsbehvlde. L>e>e Weisung bat für die mehrerwähnleii kleineren Gemeu»vele» unieres Mens in keiner Weile einen praktischen Werth. Hier wird dieser Zzijchiagssatz allgemein nicht herabgesetzt, in der Mehrzahl der Falte wird er vielmehr erhöht werden muffe».' * Der »Rhein. Kurier" will w ffen, es wäre ei» Cstsctz- entwurf für Preußen zu erwarlen, rurw welchen die Erb- schaftSauflegiliig in allen Fällen, auch wenn überlebende Gotten und Kinder erben, verfügt wird. Der Entwurf hätte den Zweck, Slcncrliiiilcrzicliungcn ans Licht zu bringe». * Man schreibt uns auS Eisenach vom l8. Teccinber: Die Frage der Bodenbesitz Reform hat feit Monaten gerade bicr besonders Bedeutung gewonnen, weil der Reicks tagSabgeordnele unseres Wahlkreises, Ift Harmeniiig Jena, sich als eifriger Anhänger jener Bestrebungen össenllich bekannte. Das Organ der Freisinnige» unseres Wahlkreises, die hiesige »Tagespost", halte sick, trotz aller öffcntlickcn Auf forderung der Wähler, über diese Frage und die Stellung Harmening'S zu sc>»c» Wähler» bis jetzt nicht erklärt. Heule endlich gicl't das genannte Blatt „nach Kciintnißnahmc der grundlegenden Gedanken und Bestrebungen der Bodenbesitz reform", ohne sich aus irgend welche Details einzulasscn, der Ansicht Ausdruck, »daß die in Rede stehenden Bodenbesitz Reforinbcstrcbungcn sich mit dem jetzigen Programm der freisinnigen Partei nicht in Uebereinstiuimung befinden." Und ßierauf fügt dasselbe folgende Auslastung an: »Wir wollen Mleich -5er auch auSsprecheu — in der Ucbcrzeugung, unS in Uebereinttimninng mit den freisinnigen Kreisen unseres Wahlkreises zn befinden —, daß, nachdem unser Herr Reicks tagöabgeordncter die gedachten Bestrebungen bislang lediglich als Privatmann verfolgt bat, siir die Angehörigen der frei sinnigen Partei im Eisenacher Wahlkreis vorläufig keine Vcr anlaffung vorkicgl, zu diesen Bestrebungen Stellung^ zu nehmen. Wir sind schließlich überzeugt, daß Herr Iw. Har niening sein RcichStagSmantat ans Grund des freisinnigen Programms, auf das bin er gewählt ist, anSiibcn nnd so nach wie vor unser volle« Vertrauen besitzen wirk. * Der in der bayerischen Abgeordnetenkammer gestellte Anirag Buhl, die Regierung auszufordern, noch in der laufende» Session ein Gesetz, betreffend Entschädigungen aus der Staatskasse für wegen Milzbrandes getvtlcte, oder an dieser Krankheit verendcleThierc, vorzulegen, wurde einstimmig angenominen. Minister v. Fcilitzsch versprach die Einbringung eines solchen Gesetzes. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" batte in Bezug auf die Stellung der „Krcuzzcilnng" zn den Handelsverträgen letztere gesragt, „waS den» die „Krcuzzcitnng" »nd die von ihr vertretene Richtung eigentlich bezweckt, inkeni sie uns mit den führenden Faclorcn des befreundeten NackbarrcicheS Oesterreich-Ungarn zu verhetzen unk zu verfeinden sucht?" Daraus antwortet die „Kreuzzeilnng": „Die thatsächlich „füb renken Factoren" in Oesterreich-Ungarn sind in erster Linie da« Iudenthum nnd in zweiter Linie daS Magyarcn- thum. Diese bekämpfen wir, weil wir in ihnen die Todtengräbcr der hahSburgiscken Monarchie er blicken, in dem Iudenthum, weil es durch seine korrupte Herr schast und seinen täglich mehr zu Tage tretenden Einfluß aus ge wisse maßgebende Stellen in Oesterreich-Ungarn in dem braven kaisertreuen österreichischen Volke allinälig den Glauben an die Monarchie untergräbt und weil es ferner durch seine korrupten Mackenschasten in den Balkanstaaten — siehe die Tbätigkcit der Länderbank in Serbien und die Vorbereitung zu ähnlichen Dingen in Bulgarien — die Sympathie» der Balkanvölkcr Oesterreich entfremdet und Rußland zuführt. In dem Magyarcnlbum, weil es bewußt aus die LoStrcnnung Ungarns von dem österreichischen Gcsamintftaat binarbeitet und soniit dessen Auslösung vorbereitet, und weil cs turck seinen gegen die anderen Nationalitäten der Länder der Stepbanskrone, die Deutschen, Rumänen, Serben und Slowaken, geübten unerhörten Terrorismus die Liebe dieser Völkerschaften znr babsburgischen Monarchie allmälig vernichtet und sie den Feinden derselben in die Arme drängt. Wir Halle» diesen unseren Standpunct für i»i wahren Interesse des deutsch- österreichischen Bündnisses liegend nnd darum für patriotischer, alS e« derjenige der »Nordk. Allg. Ztg." ist, welcke die Fort dauer der Herrschaft dieser „führenden Factoren" in Oesterreich- Ungarn so warm vcrtbeidigt." * Daß die czcchischen Studenten, die sich von jeher durch Skandalsucht und Dentschenhaß mehr auszkichneten als durch Kenntnisse, das Blutbad von Kuchclbad anslislctc» und die Raufereien in der Prager Anssiellung in Scene setzten, der hochverrätberischcn Rede des Abgeordnete» Gregr Zn- stimniung zollen würden, war als sicher anzunebinc» Tic czechische Studentensckast veröffentlicht eine Zustimmnngs kundgcbung zur Rete Gregr's, worin dieselbe eine „erlösende Thal" genannt wirk. El» anderer czechitcher Verein er klärt, die Rede kabc de» letzten Rest von ServiliSmus aus dem Czechenvoll lmimcggescgt. sorlan müssen alle czcchischc» Abgeordneten so reden, ramit die Czecken wissen, in welcke» Empfindungen sic ihre Kinder großziclien sollen. Das find die echten hnssilischen Töne, die hoffentlich auch dem Blindesten die Bugen öffnen, der bisher noch an ein Oesterreich unter slawischer Führung glauben konnte. * Der bisherige englische Botschafter in Petersburg Sir Morier ist zum Botschafter in Rom ernannt worden * Man erwartet Veränderungen im portugiesischen Cabjurt. Ter Ministerpräsident General d'Abren e Sonza wolle feine Enllassung auS Gcsundbeitsrücksicklen cinreicken und der Minister des Innern, Lopopaz, solle die Präsidentschaft des Ministeriums iiherncbmcn. General O.uinliuS Maccdo ci zum Kricgsininister bestimmt. * Die »Nowoje Wrcinja" gicbt io einer Besprechung des Conslictes zwischen Bulgarien nnd »Frankreick der Meinung Ausdruck, daß das Reckt ans Seiten des letzteren sei, indem sie die principielle Wichtigkeit der Respcctirnng der Capilulalioncn betont Wenn Frankreich nackgcbe, fo würde cs einen in Egypten gefährlichen Piäkedenzfall schaffe». DaS Blatt meint, Frankreich werde sich nicht auf die Abberufung seines diplomatischen Ver Irclcrs in Sofia beschränken können, nnd nimmt au, daß der sranzösijchc Botschafter in Konsiantinopel, Cambon, dem Sultan nickt die Nolbwendigkeit vcrbclftt babe, daß die sranzösisckc Regierung nock weitergchendc Maßnahmen er greise. Sollte man Herr» Chadournc zum Ausrollen der Balkanfrage auSerschen haben? * Die Abreise der serbischen Dclegirlen zu den HandclSvertragsvcrbandlungen »ack> Wien hat, wie auS Belgrad berichtet wird, einen weiteren Aufschub erfahren, angeblich wegen andauernden Iliiwoblscins des Herrn Pac» Sollte uck die Abreise nock weiter verzögern, so dürften die Vcrbandlungcn überhaupt, stall jetzt eröffnet und über Weib nackten unterbrochen zu werden, erst nach den griechischen Feiertage» beginnen. * »Für de» Fall, daß der französische Vertreter in Sofia von kort abberuscn werden sollte, was jedoch zur Stiiiire nock nickt geschehen ist, trägt man sich, wie den ..Berliner Politischen Nachrichten" aus Sofia berichtet wird, sranzösischcrseilS mit der Absicht, dem griechischen Agenten in Bulgarien tic Bcrtrctung der sranzösisckicn Staatsangc bongen zu übertragen. Wenn sich diese Nackricht bestätigt, so ist diese deshalb von Interesse, weil erst die Rede kavon war, daß die Großmacht Frankreich die Großmackt England mit ihrer Bcrtrctung betraue» wollte. Es scheint daher von England ein nicht mißzuvcrstchendcr Wink gekommen zu sein. * Wie tic „Agenzia Stesani" aus Massauah meldet, ist durch einen Erlaß der Kriegszustand in der gcsainiiitcn erythräischcn Colonic vom I. Januar 1892 aufgehoben worden. * Das „Rculer'schc Bureau" meldet an« Kairo, her Pater Oberwalder habe, bevor er KoroSko verlassen, erklärt, eS befänden sich in Omdurma» gegen lo Gefangene, darunter der Kaufmann Nenseld und Slati» Bcy. Ncnscld sei in Ketten gelegt und Slatui Bcy aufmerksam bewacht. Tic Nahrungsmittel im Sudan seien billig, dock wünsche Jedermann, daß die Oberhoheit Egvptcnü wicdcrbcrgcstcllt werde. * DaS nordamerikanische Manne Tcpartcment zicbt eine große Flotte im südlichen Tbcil des Stillen OccanS zu sanlmcn. Zur Währung aller darauf beziigticke» Geheimnisse wird eö nnlersagt werden, über die Bewegungen anierikanisckcr Schiffe Meldnngcn zu verbreiten. Die Ciilcke des Kaisers. * Bei der Einweihung deö Teltower KrcisslänoekauscS hielt der Kaiser den bereits k»r; gemeldclen Toast auf Reicks kanzler von Eaprivi unk einen sich mit c>cr Lage der Landwirlk schast befassenden Trinlsprnch Nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" haben diese Toaste folgenden Wortlaut. Der erste, welcher an den Kaiscrtoast des Landratbs von Stubcnrauch anknnpst, lautet: Ich spreche Ihnen »nr die patriotischen und erbebenden Worte, die Sie soeben gesprochen, Meinen Dank ans. Wir feiern heute eine« von den wenige» Festen, um die uns jamnitlichc andere Nationen der Welt beneiden. Es sind dieses Feste, in denen der einfache Mann des Volkes mit seinem Herrscher zujainmenkonimt und sich nicht als Uuterlba» zun, Herrscher, sondern als Familienmitglied zum Familienvater fühlt: und das ist ein Band, welches nur in Deutschland »nd nur speciell bei nn« in Preuße» und Brandenburg möglich ist; eS ist ein attgeschichttiche« Band und ist um so schöner, enger und fester es sich schließen kann Daß es Mir vergönnt ist, mit Jbne» zuiamine» dieses herrliche HauS einzuwcihcn, von dem eS Mich freut, daß eS diesem hohen Kreise zuin Aufenthalt dient, gereicht Mir zur hohen Befriedigung. Sic erwähnten der beiden Hauptelemente, der Lust und des Lichts, der Gaben Unseres AUgütigen Gottes, dieser Grundclemente, die für den Landwirtb, wie er hier hauvtsöchlich vertreten ist, »oth wendig sind. Ich möchte glauben, daß der Geber von Luft und Licht Diejenigen, die berufe» sind, unter ihnen zu verweilen, in ihnen zu arbeiten »nd sich ihr Lebtag darin zu bewegen, die gerne Luft »nd Licht als ihr Eigen betrachten wollen, auch mit einem weiteren Blick und einem weitere» Horizont geschaffen hat. Ich habe das Gefühl und Ich hege keinen Zweifel, daß nicht nur die Landwirthe ipeciell dieser Provinz, sondern Meines geianimlen Reiches die Empfindung haben werden, daß nach wie vor Wir zusainmcngebören, Wir miteinander arbeite» und miteinander fühlen, und daß slels das alle Hohenzollernsche Wort .chuum cuiguo' auch im höchste» Maße auf die Landwirthschast in Anniendung zu bringen ist: Ich liege die lleberzeugung, daß dieses Wort bei Ihnen fest im Herzen »tzt trotz aller Versuche, wü ste von verschiedene» Seiten der zur Erzielung des Gegentheils bei Ihnen gemacht werden Ich erbebe Mein Glas und trinke es auf das Wohl de« Kreises Teltow mit deni Wunsche, daß die alte märkische Treue und die gute» märkischen Eigenschaften nach wie vor sich rn Ihnen entwickeln und in Ihren Nachkommen sortleben werden und nach wie vor werden beibchalten werfe». Der Kreis Teltow, er lebe hoch! — hoch! — hoch! Kurze Zeit nach dieser Ansprache wnrdc dem Kaiser daS Telegramm überreicht, welches den den Handels Verträgen günstigen Ausgang der Rcickstagsverbandluiigc» »leitete. Dieses Telegramm gab dem Kaiser Beranlassung, nockiiials zn folgenden Ausführungen das Wort zu nehmen: Meine .Herren, Ich habe Ihnen eine Miitbeilung zn machen, die vom Reichskanzler lomnil: Seiner Kaiserliche» und Königliche» Maieüal melde ich uiiterlhanigst, daß der Reichstag soeben die Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien nnd Belgien in dritter Lesung bei namentlicher Abstimmung mit 213 gegen 49 Stimmen angenommen hat. Meine Herren! Wir verdanken dieses Ergebniß der Arbeit des ReichSkanzlerS v. Eaprivi. Dieser schlichte preußische General bat es verstanden, in zwei Jahren sich in Themata einzuarbeiten, die zu liederlichen selbst sur den Eingeweihte» außerordentlich schwer ist. Mit weitem politischen Blick hat er cs verstanden, im richtig»» Attgenblick unser Vaterland vor schweren Gefahren zu behüten. Es
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