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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920831016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892083101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892083101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-08
- Tag1892-08-31
- Monat1892-08
- Jahr1892
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AbsnnementöpreiS En der Hanptrxpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^>4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandstildung ins Ausland: monatlich ./l 9.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags S Uhr. Ledaction und Expedition: Johaniieügasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbräche» geöffnet von früh 8 bis Aveud« 7 Uhr. Filialen: vtto Klrmm'S Sortim. lAlfre» Haha)» Uuiversilätsstraße 1, Louis Lösche, Kathanuenstr. 14, pari, uud König-Platz 7. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels' nnd Geschäftsverkehr. JnsertionsprelS Die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg/ Meclamen unter demRedactionsstrich <4g«s spalten) 50/^, vor den Familieunachrichtel (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» Verzeichniß. Tabellarischer und Zisferujatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuug ./i 60.—, Mit Postbesörderung ^4 70.—. Ännahmtsktilliß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: NachniitlagS 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen uud Aunakmeslellea je ein» halbe Stunde früher. Inserat» fiud stets au die Expeditiori , zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. » Mittwoch) den 31. August 1892. 86. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Wir inzwischen fcstgrstcllt worden ist. hlindeit cS sich bei dem am 2«. d. Mto. im hiesigen LtadtkrankeiihaiiS »ntcr- gcbrachte» Schlosser,irsrllcn, der sich in Hamburg anfgrhalte» batte und nach seiner Rückkehr von dort nntrr verdächtige» Lhmptomr» erkrankt war, in der Thal n»i einen Fall asiatischer tkhotera. Doch ist dieser, an« Hamburg cingcschlepfite Fall bisher der einzige geblieben, und der Kranke besindet sich zur Zeit ans dem Wege der Besserung. Das Hans, in dem er erkrankte» ist, soweit erforderlich, gründlich drsiiificirt worden; ein in demselben später an Brcchdurchsall er kranktes Kind ist in der Genesung begriffen. Bet einigen anderen, zur amtliche» Krnntnih gelangten Erkrank»,igen handelt es sich ebenfalls nur nm die in der heißen Jahreszeit alljährlich wirdrrtrhrendrn Brechdurch fälle, nnd insbesondere ist der am vergangenen Sonntag in Leipzig-Plagwitz »ach kurzer Krankheit und unter ver dächtigen Umstände» verstorbene Mann, wie die Unter suchung mit Grwlsthcit ergeben hat» utirUt an asiatischer Eholrra verstorben. Ter Gesundheitszustand unserer Stadt kann nach wie vor als ein günstiger bezeichnet werde». Leipzig, am Sv. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Gcorgt. Ass. Lpe. Leklumtillllchung. Die Arrztr des hiesige» BerwaltiingSbezirkeS werden hierdurch auf die Verordnung des Königlichen Ministeriums des Inner» vom 9. Mat 1899 (abgcdruckt in der Leipziger Zeitung Rr. 1l2) nochmals besonders aujlnerkiam gemacht Hiernach habe» Dieselben, um die erforderliche» Lchutz- maßregeln »»gesäumt treffe» zu könne», jeglichen Fall von Svolrrarrkranknng bei dem für den Ort der Krank- beit zuständigen Bezirksarzt sofort auzu,eigen. Tie Formulare zu diesen Anzeigen, welche van de» Bczirks- arztcn zn beziehen sind, gehen unter dem Vermerk „vorto- pffichttge Dienstsache ' und unter dem Rameir de» adscr.Seudcn Arztes nnsrank,, t an Sen Veurksarzt zurück. Die Rtchtbcsolquug dieser Anorünuiig ist für jeden einzelnen Fall mit Geldstrafe bis zu 15 >4 zu ahnden. Leipzig, am SS. August 18S2. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. S7S2. Dr. Georgi. Ass. Lpe. Leklimltmlichung. Zur Unterstützung der aus Sc» Bahnhöfen stationirtcn Aerzte und zu allen sür den Fall des Ansbrnchs einer Vvolrracpidrmie sonst sich »öthig inachciidc Ticiistlcistuiige» werden geeignete Personen, tnsbcsoudcre frühere Lazarcth- grhiiscn gesucht. Meldungen nimmt die Rathswache im RathhauSdurch- gang cntgegru. Leipzig, de» 28. August I8S2. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Lekanntnlachung. Die nächste Anmeldung der Ziehkinder findet in dieser Woche nicht Freitag, sondern Donnerstag, den I. September ». Rachmittagü von .,4 —ä Uhr statt. Leipzig, den 29. August 1892. Das Arnienamt. IVd Nr. 2007. Hentschel. Hsr. Rekanntmachnng. In dem der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Eckgebaude an der Markthalle — Kiirprinzstrasje Rr. 1-t — sind folgende Mieth. räume, als: 1) das an der Brüderstraße gelegene VerkaufSgewölbe 4 von 37,74 gm Flächengebalt mit einem Nebenraum von 17,80 qm und einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 36,10 qm; 2) das an derselben Straße gelegene BcrkausSgewölbc N von 32,19 qm Flächengehalt mit einem größeren Ncbcn- raum von 60,80 qm und einem kleineren von 2,35 qm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befind- liehen Lagerraum von 2l,70 qm; 3) das an derselben Straße gelegene BerkausSgewölbe O von 32,10 qm Flächengehalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 21,70 qm; 4) das an der Ecke der Brüder- und Kurprinzstraße gelegene BerkausSgewölbe D von 56,30 qm Flächengebalt (ohne Nebcnraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befind lichen Lagerraum von 45,50 qm sofort auf sechs Jahre zu vermiethcn. Miethgeiuche werden aus dem Nachhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegcnommen. Leipzig, den 29. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumbiegel. Lekauntmachun-. Die Lieferung des Schreib-, Pack- und Eopir-Papiers, der Acten- decke! und der Briefumschläge für den Bezirk der Obcr-Postdirection Leipzig soll vcm 1. Januar 1898 ab gethetlt oder ungelheilt neu vergeben werden. Der jährliche Bedarf belänst sich ans etwa 425 RicS Kanzlei- Papier, 300 Nies Lonceptpapier, 1400 Ries Packpapier, lOO Ries Copierpapier, 10 Ries Actendeckelpapier und 600000 Stück Brics- umschläge. Die Bedingungen können in der Kanzlei der Kaiserlichen Ober- Postdirection eingeseben oder von dieser gegen Einsendung einer Schreibgebühr von 60 bezogen werden. Di« Angebot« sind frankirt in versiegeltem Umschlag» mit der Ansschrist,,Angebot aus Lieferung von Pavier ,c." bi- znm 5. Oktober 1892, Vormittags 11 Uhr, an die Ober - Postdirection in Leipzig etnzusevden, wo »ur angegebenen Stund« die Eröffnung der «ingegangenen Angebot« in Gegenwart der etwa erschienenen Bieter staitffnden wird. Leipzig, d«» »9. August 1892. Der »«tserltche Ober»P«ftdirrtk«r. «alt»» ÜtKlllUltmalllllNg. Ani Nationalicsttagc Drutschlanös, Freitag, den 2. Scptbr., wird Bormittags S »hr ei» Tank- und FrstgottesSirnst m der Ricolaikirchr slatisinden. Für die Mitglieder der kaiserlichen, königlichen und städtischen Behörden, sowie des Stadtverordneten-CoUegiums werden, soweit thunlich, Plätze Vorbehalte» werden. Leipzig, den 30. August 1892. Die Üirchkn-Iiispertiün für L'tip)iq. Ter Sliprrtiitendrilt. Ter Rath Ser Stavt Leipzig. I. B.: 1). Hartung. Dr. Georgi. Wirthgen. Ltkamltmachttilg. Zur Feier des SedantageS werden wir auch in diesem Jahre die öffentlichen Gebäude mit Flaggenschinuck versehen. Wir ersuchen die Bewohner unserer Stadt, ihrerseits in gleicher Weise zur Verschönerung der Feslseier beitragen zu wollen. Leipzig, am 30. Aunust 18!»2. 3830 Der Rath Ser Stadt Leipzig. iMI Dr. Georgi. Ass. Lpe. LekaimtilMllillllg. Dle städtischen Verwaltungs- und Cassenstellc», sowie das städtische Museum sind am 2. September ds. Js. vollständig, der städtische Vieh- und Echlachthof von Nachmittags 1 Uhr ab geschlossen. Leipzig, am 30. August 1892. Ib. 3830. Der Rath der Stadt Leipzig. 1301. Dr. Georgi. Ass. Lpe. Des Scdaufcstes wegen bleibt die Expedition unserer Spar- casse am 2. September R I. geschlossen. Leipzig-Reudnitz, Grcnzslraße Nr. 2. am 30. August 1892. Spgrcasje in der Parochic Lchöneseld zu Lripzig-Rcudnitz. Robert Liebert, Direktor. Nicolln-Gymnaslum. Zur Feier des LcdniitagS findet Freitag, den 2. September, Vorm. 8 Uhr ein feierlicher ActuS staik. Zu geneiater Thcilnohiiic daran beehre ich mich hierdurch im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst einzulcidcn. Leipzig, 30. August 1892. De. Otto Realschule üI^eipütz-Reudnil;. Zu der am Scdantagc Vormittags 9 Uhr im Bctsaale unserer Anstalt statlsindcndeii patriotischen Schulfeier beehrt sich im Nomen des Lehrercollegiums ergebenst einzuladea Leipzig-Reudnitz, den 30. August 1892. 1. ^cl. v. I!in»80, Realschuldirector. städtische Fortliitdungsschulen für Knaben. In der I., II. und III. Fortbildungsschule für Knaben findet die diesjährige Scdanscier ToiliicrStag. de» 1. September, Abends tt Uhr statt. Es loden zur geneigten Theilnahme an derselben ergebenst ein Leipzig, den 31. August 1892. die Direktoren. I. A.: Dr. Stoerl. Ausschreibung. Zum Psarrhauöbai» sür die Andrräsgeineiiide sollen nach- stehende Arbeiten im Wege des öffentlichen Angebots vergeben werden: 1) Herd- und Maurer-Arbeiten, 2) Steinmetz- - 3) Zimmer- - einschließlich Herstellung der Parquet- rc. Fußböden, 4) Niscn-isonttrnctionS- - 5) Asphaltirungs- - Die Bedingungen und Angcbotssorinulare liegen bei unserem bauleitendcn Architekten Herrn N. Füssel, Lessingstraße 13, und können daselbst gegen Entrichtung der Gebühren für l bis mit 3 von je 2 -4- -5--1- entnommen werden. Ebendaselbst sind Zeichnungen gegen Hinter legung von 10 welche bei unversehrter Abgabe der Pläne zurück- crstattet werden, zu erlangen. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Nusschrist: „Angebot für Herstellung der Arbeiten" verscden bis zum 8. Sevtember Abends 6 Uhr in unserer Expedition, Arndt- strastc 396, einzureichen. Leipzig, Len 29. August 1892. Der Ktrchcnvorstaiid z» St. Andreas. Do. pk. Schumann, Pf. Gesucht wird der am 30. August 1858 zu Grcudnitz bei Torgau geborene Arbeiter Friedrich Wilhelm Schammclt, welcher zur Fürsorge sür seine Familie auzuhalleu ist. Leipzig, den 24. August 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. lArmrii-Amt, Abth. U.) X. kl. H, I. SIIS. Hentschel. Rußland und China. Der chinesische Gesandte in Berlin, der zugleich in St. Petersburg beglaubigt ist, bat sich nach St. Petersburg begeben, nm im Aufträge seiner Negierung die Räumung des Pamir-PlatcauS zu fordern. Die „Kölnische Zeitung", welche diese Miitheilung aus Berlin erhalten hat, fügt hinzu, daß Somatasch, wo die Russen mit Len Afghanen zusammen- gcstoßen sind, ebenfalls chinesisches Gebiet sei, denn die Chinesen hätten, als sic vor einiger Zeit durch die Afghanen von dort verdrängt wurden, beim Auswärtigen Amt in London dagegen Widerspruch erbeben. Jetzt werde China auch von den Russen die Räumung des Sarakol-PlateauS fordern. Durch das Eingreifen Chinas in die Pamirsrage erhält diese eine ganz andere Gestalt; sie wird aus einer russisch- afghanisch-englischen zu ein.az russisch-chinesischen Angelegenheit, denn Rußland bat sich ohne Rücksicht auf den Besiystreit zwischen Afgbaiiislan und China des Pamir-PlatcauS zu be- mächtigen gesucht. Do Bcsihstreitigkeilen bestehen, liegen die Grenzen nicht fest, sonst würden die Afghanen schwerlich mit den Chinesen in Kampf geralücn sein. Jetzt wird es auch klar, weshalb die englischen Ossicicre in Gilzit cingetrvffcn sind, sie wollten dort bi« chinesisch-afghanische Grenze rcgu- lircn, und nach den Aeußernngen der „Times" und des „Standard" zu urtheilen, sind die Engländer entschlossen, Somatasch al« afghanische- Gebiet zu erklären. Bon diesen Vorgängen haben die Russen Wind bekommen nnd deshalb die „wissenschaftliche" Expedition des Oberste» Janow aus gerüstet, die scilsamer Weise über 2000 Manu russischer Truppen und 6 Kanonen verfügt und die Afghanen auö Somatasch zu verdrängen gesucht bat, um selbst von diesem zwischen Afghanistan und China streitigen Gebiet Besitz zu ergreifen. Man sicht daraus, daß in die Pamirfragc weit angelegte und von langer Hand vorbereitete Pläne hineinspiclcn, die ihr noch eine weit größere Tragweite sichern, als inan bisher anznnchmen geneigt war. Wir haben bei der ersten Kunde von dem Zusammenstoß zwischen Russen und Afghanen bei Somatasch sogleich die Meinung ausgesprochen, daß cü sich dabei um eine Dvppclbewcgung Rußlands gegen Indien und China handele, und daS der Vorstoß gleicherweise nach Osten wie nach Süden zu wirken bestimmt sei, »nd diese Meinung wird durch die gegenwärtige Lage der Tinge be stätigt. England befindet sich dabei in großer Verlegenheit, aber bei der bekannten Neigung dieser Macht, Streitigkeiten, aus denen sie Gewinn sieben will, nicht selbst auözusechten, sondern sie durch andere entscheiden zu lasten, liegt die Annahme am nächsten, daß England sich weder mit Rußland gegen China, noch mit China gegen Rußland verbünden, sondern die Austragung des Streites Rußland und China überlassen wird. Die Kunde ven dem chinesischen Einspruch beim Aus wärtigen Amt in London gegen die Besetzung chinesischen Gebietes durch die Afghanen dringt erst jetzt in die Lesfent- licbkeit. Im englischen Parlament ist kein Wort darüber ge fallen, obwohl doch sonst die Opposition sich so leicht leine Gelegenheit entgehen läßt, der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Russische und chinesische Interessen sind schon öfter mit einander in Streit gerakben, und beim Vordringen Ruß lands nach Osten ist das ebenso unvermeidlich wie Zusammen stöße mit Afghanistan und in der Folge mit England bei dem Streben, die russische Macht auch auf Südasien auszudelnicn. Das Pamir-Plateau ist ei» unwirthbarcö Land ohne Wege und von außerordentlich rauhem Klima, aber gerade darum für die wetterfesten Russen ganz besonders geeignet, cs als Operationögruudlage sür mililairische Zwecke zu benutzen. Die Engländer haben sich gleichfalls durch die klimatischen vi'd topographischen Ech,oie'rigk"'te^ nicht abhaltc» lasten, das Pamir-Plateau „wissenschaftlich" zu erforschen, aber um mit so bedeutende» Truppcuiuasscn auf dem Schauplatz zu erscheinen, wie cs die Russen unter Janow gethan habe», dazu reichte doch die Energie und Entsacsungsfähigkeit dcrEngländcr nicht aus. Jetzt stellt sich die Sache so, daß England Asgbanistan vorschicbt, um sich mit Cbina und Rußland wegen des Ge bietes von Somatasch auSeinandcrzusetzcn und cs China über läßt, die Russen aus dem Sarakol-Plateau zu verdrängen. Soweit China in Betracht lomnit, ist dieser Standpunct politisch richtig, wenn auch nicht militairisch zu rechtfertigen, aber in Afghanistan ist auch ein politischer Rechenfehler vorhanden, weil Abdurrbaman Chan nicht mächtig und widerstandsfähig genug ist, um gleichzeitig einen gefähr lichen Aufstand zu unterdrücken und die Russen auö dem Gebiete von Somatasch zu verjagen. Diesen ganz un gewöhnlichen Schwierigkeiten gegenüber verhält sich die indisch- englische Negierung in der Weise unthätig, daß sic sich daraus beschränkt, dem Emir von Afghanistan eine Zusammenkunft in Dschellalabad anznbictcn, um über geiileinsame Schritte gegen die Gefahren zn berathcn, von denen Afghanistan be droht ist, während doch Abdurrhanian augenblicklicher Hilfe bedarf, nm sich der HazaraS zu erwehren nnd de» Besitzstand im Norden gegen russische Angriffe zu behaupten. Wenn man demgegenüber die Befürchtung äußert, daß der Emir von Afghanistan sich den Russen in die Arme werfen könnte, so bat das insofern einen Sinn, als ein zur Verzweiflung ge triebener Mann schließlich auch eine Thorbeit begeht, um aus einer unerträglichen Lage befreit zu werde». Für England ist eö verbäiignißvoll, daß in einem so wich tigen und entscheidenden Zeilpuncte wie der gegenwärtige ein Regierungswechsel ciiiaetretcn ist, der die Thal'rast Englands »ach außen lähmt. Die russische Diplomatie ist von jeder als besonders geschickt bekannt, und sic hat ihren Ruf namentlich seit Beendigung des Krimkrieges in jeder Bc ziehung bewährt. Ter Pariser Friede des JahrcS 1856 ist heule ein wcrthloscs Stück Papier, und wenn die Losung auSgcgcben wird: „Rußland sammelt sich", oder „Rußland kann warten", so bedeutet das etwa so viel, als wenn ein beutegieriger Tiger den geeigneten Augenblick ablauert, in dem er sich aus kein Opfer stürzen kann. Rußland sucht stets den Schein aufrecht zu Hallen, als ob es von den besten Absichten beseelt wäre; diese Politik beobachtet cS in der Baikansrage und sie kommt auch jetzt Cbina gegenüber wieder zum Vorschein. Das AnSbanzeschilv bildet der Vor schlag, in Cbina eine Anzabl russischer Consnlat« zu gründen, und in der Thal ist Rußland bemüht, ein chincsiiches CKbict als AnsgangSfunct sür die Auölelmung der russischen Macht nach Indien zu benutzen. Daß Afghanistan hinsichtlich des Pamirplalcaus als Wettbewerber auslritt, ist tbcilo die Felge alter Besitzansprüche, tbcilS kcmmt darin der Wunsch Eng lants zum Ausdruck, sich gegen russische Angriffe auf scm indisches Gebiet zu sichern. Das unwirthbare Pamir-Platea» ist der wichtige strategische Pnnct, welcher für die russisch-indische Frage wahrscheinlich die Entscheidung zu bringen bestimmt ist. Die russisch- chinesische Strcilsragc spielt dabei nur eine Nebenrolle, und es ist sehr zweiselbaft, ob Rußland die Absicht hat, gleich zeitig gegen Indien und China vorzugehcn. Dadurch würden Kämpfe hcraufbescbworcn, deren Umfang und Tragweite sich nicht ermessen läßt, und die Russe» sind viel zu gute Diplomaten, als daß sie sich auf eine so weit ausseheiide Unlcrnehmnng einlaffcn sollten, die mit Hilfe der alles besiegenden Macht der Zeit weit sicherer zuin Ziele führt, als durch große militairische Anstregungen. Der Koloß China ist nicht von heute aus morgen seiner Machtstellung zu entsetze», dazu gehört Zeit, viel Zeit, und deshalb ist es unzweifelhaft, daß Rußland sich mit China zu einigen suchen wird, um seinen Haupt zweck, die AuSdelmung seiner Macht bis an den Indischen Ocean, zu erreichen. Wahrscheinlich sind wir von dem Hauptschiage, zu dem Rußland ausholcn will, noch weit ent fernt, aber die gegenwärtige Lage bildet eine Vorstufe zu der späteren Entscheidung. * Deutsches Reich. 88 Berlin, 29. August. Das Thema „Cholera" hat jedes politische Interesse in den Hintergrund gedrängt, und seitdem heule Vormittag durch rothe Placate die polizeiliche Meldung verbreitet wurde, daß der erste Fall asiatischer Cholera in Berlin amtlich scstgcstellt ist, wird in der Pferde- bahn wie im Bureau^ im WirlbSbauS und daheim nur noch von der tückischen Seuche gesprochen. Allerdings ist der Berliner in, Allgemeinen nicht gerade ängstlich, und wie er der Behörde Vertraue» cntgcgenbringt. wie er weiß, daß daS leidige VcrtuschiiiigSsystcm, welches sich andern OrlS so ver häng» ißvoll erwiest», liier nicht Platz greifen wird, so weiß er auch außerdem die lchgieiiiischen Vorzüge der Reichshanpt- stadt wohl zu würdige». Beruhigend ivirlcn auch die Be- ratbungcn und Maßnahmen deS ReichsgesundheitsamtS und der städtischen SanilätS-Commission. Allseitig hört man die Ucberzcugung aussprcchen, daß cS in Berlin „nicht schlimm werden könne", worin auch zugleich die Ber- sicherung enthalten ist, daß von Berlin aus die schreckliche Krankheit nicht in daS übrige Deiitstbland getragen werden würde. Das Eiiiverständnijj der bckhciligte» deutschen Re gierungen ist schnell erzielt worden und der „ReichSanzeigcr" darf der Bevölkerung die beruhigende Versicherung geben, daß allerorts mit der größten Energie gegen die Seuche und ihre weitere Verbreitung vorgegangen wird. Mit Gcnug- thuung köniien wir aber auch fesistellen, daß auch der Ein zelne, hock, und gering, sich seiner Pflicht in so schwerer Zeit, der Pflicht der Vorsicht und Gewissenhaftigkeit, sich selbst und der Allgemeinheit gegenüber bewußt ist. Die Hoffnung ist darum wohl berechtigt, daß in kurzer Zeit eine Ab nahme uud ein Erlöschen der grausigen Epidemie cintritt. Noch gehl Alles in gewohnter Weise seinen Geschäften nach, nnd die Behörden gehen mit bestem Beispiel voran. — Wir haben telegraphisch gemeldet, daß von Seiten Preußens dem BundeSrath Novellen zum Pensionsgesetz, zum ReichSbcamtengesetz und zum Ncichöiuvälidcugesetz z»gegangen sind. Der BundeSrath soll, wie wir hören, bereits in den nächsten Tagen seine Arbeiten wieder aus- nchmcn und, sobald die Cholerasrage mehr in den Hinter grund tritt, wird sich auch das Staatsmiuiflerium über die Termin!: der Einberusung des Landtags und des Reichstags, sowie über die Einbringung dcr Militairvorlage schlüssig machen. — Wenn in der Presse und mit besonderem Behagen in der „Freist Ztg." von einer Krisis im Ministerium und von einer Stellungnahme des FinanzministerS gegenüber dem Reichs kanzler gesprochen wird, so liegt dafür scblechthin gar kein thatsächlichcr Grund vor. Daß Herrn Di'.Mig ucl außer ordentlich viel daran gelegen ist, die Stenerreforwgesctze in der bevorstehenden Session znm Abschluß zn bringen, ist ein leuchtend, aber dieser Wunsch wird vom gcsammtcn StaatS- ministcrium und von Graf Caprivi gctheilt und unterstützt, und eS ist begreiflich, daß diese Absicht sich um so schwerer durchführen läßt, je mehr Reichstag und Landtag gleich zeitig mit anderen schwierigen Ausgaben betastet sind. Hierdurch allein würde ein Zurückstellen der Militair- vorlage bedingt werden. Aber man wird deshalb wahrscheinlich die Erledigung dieses wichtigen Gesetze- nicht hinanSschieben bis zur Session 1893/94, vielmehr cS in der kommenden Session, aber erst »ach Ostern, ei ti li rin gen, da man an maßgebender Stelle sich wohl bewußt ist, daß einerseits alle Einzelheiten eines solchen Gesetzes sich nicht Jahr und Tag geheim halten lassen, anderseits doch wiederum so viele halbwahre, falsche und übertriebene Mit- thcilungen über den Inhalt verbreitet werden, so viel Unruhe und Erregung vorhanden ist, daß es sich empfiehlt, möglichst bald Klarheit zu schaffen und die Entscheidung des Reichs tages herbeizufuhre». Wir glauben Wohl, daß diese Erwägung de» Ausscklag geben wird, daß also auch die Militairvorlage in der nächsten Session zur Erledigung gelangt. Und bei planmäßiger Einthcilung und Weiser Ausnutzung der Zeit, zumal wenn der Landtag bereits Ende Oktober cinberusen wird, dürsten beide großen Aufgaben, Steuerreform und Militairgesctz, bis Juni nächsten Jahres zum Abschluß ge bracht sein. * Berlin, 30. August. (Telegramm.) Generalmajor Villaume wurde unter Entbindung von seiner Stellung als Militairbevollmächtigtcr in Petersburg nnd unter Be lastung in dem Verhältnisse als General ä In miito de- Kaisers zum Eommandcur der zweiten Fcldartilleric-Vrigade ernannt. — Der Kaiser empfing heute Mittag im königl. Schlosse in feierlicher Audienz den italienischen Botschafter General Lanza, welcher sein Beglaubigungsschreiben über reichte. Der Reichskanzler General v. Caprivi wohnte der Audienz bei. — Ter Kaiser wird am 2. September früh 4 Uhr mittelst SonderzugcS über Stargard in Pvritz einlreffen und 'ich vom Bahndosr sofort zu Wagen nach Leine ins Manövcr- seld des GardccorpS begeben. Die Rückkunft nach Pyritz er folgt Vormittag zwischen ll und 12 Ukr und alSdann so gleich mittelst SonderzugeS die Weiterreise über Stargard nach Stettin, wo der Kaiser den bereit liegenden .Kaiser adler" besteigt und die Fahrt nach Swinemünde fortsctzl, dort das Geschwad er besichtigt und nach Schweden weilerfährt. — Der Wiener „Pol. Corresp." wird zu der Militair- frage anscheinend rfficiös geschrieben: Die in der letzten Woche über die neue Militairvorlage verbreiteten Nachrichten, namentlich aber die aus denselben ge zogenen Schlüsse hoben sich i» der Hauptsache als unrichtig er wiest». Tic Vorlage ist im Wesentlichen scrtiggesstllt »nd wird dem Reichstage ziigrhen, ob in der bevorstehenden oder erst i» der daranf- solgendcn Eksfiv», hängt noch von weiteren Erwägungen ab. Die Bedandlung, welche die Frage in einem großen Theile der Presse ersäbrt, leidet an dem Fehler, das; man jetzt, wie bei früheren ähnlichen Anlässen, nur zu sehr geneigt ist. jede Vermehrung der deutschen Wehrkraft als von einteilig milikairischer Liebhaberei eingegeben zu betrachten uud die Regierung von vornherein der mangelnden Rücksichtnahme aus die bcichräntstn finanziellen Hilss- kcäste der Nation zu bezichtigen. In weiterer Folge ergeht man sich dann in Tadel gegen das .,freiheit-feindliche Ueberwuchern des Militarismus" und die ganze Sache stützt sich alsdann zu einer großen pnrlaincntarisch-volltffchen Frage zu, bet der di« Opposition >«to.< plirirso vielfach als geboten erscheint. Die« zeigte sich bei den verschiedenen Eepiennatsvorlagen, uud nur bei der Wehnwrlag« im Jahre 1888 zeigt« sich ein« hochherzige Einmitlhigkeit der Port«ien. Die Frage der wehrhaiten Erhaltung de» deuljchen Reiche» ist unzweiselhast eine politisch«, insoserv« si, eng mit der auswLrttge»
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