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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-01
- Monat1892-09
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Uber den Mainzer Katholikentag mehr eine Mabnung zur Mäßigung atS die Aufforderung zu eine», reckt kräftigen Auftreten hcrauSgelesen hätte. Ernst ist c» dem führenden CentrumSblatt aber mit dieser Auffassung kaum, denn es macht da» officiöse Organ böbnisch daraus aufmerksam, dgß die „curiose Mahnung" in Mainz zu spät ankoiiiinc» werde. Die Mabnung zum confesfioneUen Frieden verbittet sich die „Germania". Die katholischen Generalversammlungen Kälten „nock niemals dazu Anlaß gegeben, niemals. Als die „Germania" daS schrieb, die überaus aufreizenden Reden, Nicklultramontane in der ersten Mainz gehalten worden waren. Iesuitenkniff, daS Schwert zu zücken sichern, es sei ein Palmwedel, braucht weiter aufzuhaltcn. Ueberaus ibczeichncnd ist, daß die erste Rede mit einem Angriff aus den Fürsten Bismarck anhob. ES ist der Faden, den llr Lieber spinnt. Man ist, wie Ilr. Porsch meinte „unabhängig nach oben wie nach unten" und das ist auch glaubwürdig: man will vielmehr das „Oben" von sich abhängig macken. DaS hindert nicht, daß Dinge zum Besten gegeben werden, von denen man glaubt, baß sie oben angenehm berühren. Der Bischofvr. Hassner nannte zum Unterschiede von einem Vorredner den ehemaligen Reichs kanzler nicht,aber er sprach mit einer aus solchemMunde längst nicht mebr gebürten Heftigkeit und unter gröblichen Entstellungen de« EulturkampsS und der Schulpolitik des alten EurseS. Wenn ein römisch-katbolischcr Bischof leidenschaftlich redet, so ge schieht baö natürlich nicht in leidenschaftlicher Aufwallung, sondern ju kühl erwogenen Zwecken. Während der Rechts anwalt Schmitt auf die Wirkung einer Verunglimpfung des Fürsten Bismarck schlechthin speculirte, zog der feinere Prälat die vermutbete Neigung, überall auf eine der Politik des alten EurseS entgegengesetzte Weise zu ver fahren, in den KrciS seiner Berechnung. Befürchtungen, daS protestantische Gefühl in oberen Regionen zu ver letzen, hegt man in Mainz offenbar nicht. Nachdem Bischof Haffner dem Grafen Eaprivi wegen seiner Worte „hie Ehristcnthum, hie Atheismus" sein Eomplinient gemacht, ließ er eine regelrechte Berurtheilung der evangelischen Kirche — wenn auch in negativer Form — nebst Einladung zur Rückkehr in den Schooß der alleinseligmachenden Kirche folgen. „Freilich", meinte der Herr Bischof, „daö christlich" (des Grasen Eaprivi) muß noch einen kleinen (!) Beisatz baden. Der hohe Herr, der so gesprochen, hat gesagt, cS könnte christliche Religion nicht anders geben als durch die Evnfession und Eonscssion nicht anders als in der Kirche. Aber welche Kirche! Wenn wir unserin katholischen Glauben folgen, so gicbt eS nur eine Kirche, die heilige apostolische katholische Kirche! Ja, diese Kirche pflegt das Ebristenthum und stützt die Moral und die sociale Ordnung". Die Moral und die sociale Ordnung — der evangelische Gras Eaprivi, der gleichfalls evangelische Graf Zedlitz und »och andere „hohe Herren" bekommen Feuilleton. Hanniblü'g mächtiger Irrthum. Skizze aus dem Leben der Schwarzen. Bon Philipp Berges. Nachdruck verkote». I. Ueber den wogenden MaiSseldern, die daS kleine Dorf Pleasantville umgeben, schwamm der krystallene Duft einer südlichen Sommernacht. Im Zenith des HimmelSgewölbcS, von den» die goldenen Sterne in wunderbarer Klarheit herniederfunkelten, stand der Vollmond und goß seinen Schein auf die wasscrumsänmteu Pflanzungen, den P)ald, der in der Ferne gleich einer dunklen Mauer emporstieg, und auf die Wellen de« SabincflusseS, die emsig plätschernd tbalwärtS eilten. Ringsum war es still — das Zirpen der Heuschrecken, welches gedampft vom Boren der Felder emporklang, der gurgelnde Ruf der Eulen, der mit dem Nachtwind aus den Tiefen de» Waldes berüberwebte. das Sprudeln der Gewässer und das spontane Pfeifen der Fledermäuse, die unhörbaren FlatterflugcS durch die Lüfte schossen, vermcchte die allgemeine Rübe nickt zu beeinträchtigen Nur ab und zu, in langen Zwischenräumen, zog cS wie Musik und Schall von Mcnschen- stimmen daher, erbob sich — zwar unbestimmt und ver worren — zu untrüglicher Deutlichkeit und senkte sich mit dem Verebben bcS WnideS wieder zum Flüstern und Sänseln, bi- eS allmälig erstarb. Auf einem schmalen, von den mannSboben Halmen ver deckten Fußpfade, welcher mitten durch die Maissclder fübrte, schritten zwei Männer schweigend dabin Sie gingen nicht neben-, sondern bintereinander der (mebr Raum bot der Weg nicht), und lautlos sielen ibren Tritte ans den weichen Sand boden nieder. Was im Lichte des Vollmondes von dem Arußeren der beiden nächtlichen Wanderer zu seben war. schien von ziemlich zweifelhafter Beschaffenheit zu sein. Auf den Köpfen trugen die Genllemen — Nichts Zwar machten die Lecken ihrer Schädel den Eindruck, als seien sie von zwei es also zu Horen, daß sie zur Stütze von Moral und socialer Ordnung zwar den guten Willen haben mögen, aber ihr Ziel nicht erreichen können, so lange sie. wie der Bischof weiter sagte, „Halt vor den Stufe» von St. Peter macken." Man darf einigermaßen neugierig sein, was Herr Stöcker und die „Kreuzzeitung" zu diesen bundcSgcnössischcn Er mahnungen sage». Biel und Starkes wohl nicht, denn „katholisch ist beute Trumpf", rief in Mainz ein Pfälzer Dechant a»S. Und er hat nicht aus der bebten Tonne herausgtsprochen! Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Der Umstand, das; ein bestimmter Termin für de» Beginn der legislativen Arbeit und deren Aufgaben im Reichstage und im Landtage bisher authentisch nicht bekannt geworden »ft, hat den „Hannov. Lourier" und aus dessen Autorität hin eine Reibe anderer Zeitungen veranlaßt, sich in Combinationen über vermeintliche Differenzen in den leitenden Kreisen zu ergehe». Der „Hannov. Courier" spricht sogar von „Krisen", die „aus der Weit geschafft werden mußten." Diese Behauptungen entbehren jeder thatiüchlichen Grundlage; es ist in den „oberen Regionen" absolut nichts „kritisches" vor- gegangen, und mir tonne» versichern, daß hinsichtlich der Cinberusung des Reichstage- und des LandtagcS und der denselben zu machende» Vorlagen keinerlei Gegensätze existirt haben." Wir hatten von den Krisen - Gerüchten de- „Hann. Cour." keine Notiz genommen, sondern mir von einer zwischen dem Reichskanzler und dem Fiiianziniiiister bezüglich des ZeilpunetcS, zu welchem die Miluairvorlagc eingebracht werden solle, bestehenden Meinungsverschiedenheit gesprochen. Daran knüpften wir folgende Bemerkungen: „Würde die sofortige HcereSvcrslärkung an entscheidender Stelle alS eine Lebensfrage ausgcsaßt, so wäre» die einen Aufschub fordernden Sliinmen selbstverständlich von vornherein zum Schweige» gebracht worden. Es »Mssen auch inilitairische Cnvägunge» die Vertagung statthaft erscheinen lasse», sonst würde man de» „Civilisten" gar nicht darüber reden lassen. Andererseits darf man bei Ilr. Miquel denn doch nicht einen derart bornirten Ressort-Particulari-mus vorauSsctze», mit dem ein Minister behaftet sein müßte, der lediglich, um seine Vorlagen durchzubringen, sich einer allseits alS unabweisbar erkannten Erhöhung der Ber- theidigungssühigkeit widersetzen wollte. Vor diesem Verdachte schützt den vreußischeu Finanzminister seine Vergangenheit.": Wie im Berliner auswärtigen Amt, so ist auch an anderen Stellen seilen» dcS gegenwärtigen stellvertretenden Leiters des russischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenbeile», bcS GeheimratheS Schischkin, eine Note überreicht worden, worin die von bulgarischer Seite veröffentlichten ge heimen Actenstücke aus dem Bnckarester Archiv als Fälschung bezeichnet werden. Herr v. Gier» hat sich augen scheinlich nicht dazu bergegeben, der Wahrheit so offenkundig in daS Gesicht zu schlagen und man konnte nur Herrn Schischkin dazu verwenden, der selbst eine Zeit lang das asiatische Departement in Petersburg leitete unb — wenn wir nicht irren — gerade zu jener Zeit, als der Gesandte Hitrowo die berühmte Eorrcspondcnz mit Verschwörern, Gaunern und Mördern führte. Viel Glauben wird die russische Ableugnung nicht finden, auch wenn sie in amtlicher Form erfolgt; man wird immer Stambulow glauben, der die Schriftstücke für unzweifelhaft echt erklärte und der dieselben auch dem deutschen Generalconsul von Wangenhciin in Sofia, wie kürzlich in Kouslantinopcl dem Secrelair dcS Sultans, Kiazim Bey, im Original millheilte. Nun besitzt Stambulow aber noch eine Reihe wichtiger Docu mente; vielleicht übergiebt er dieselben als Antwort auf die russische Note der Ocffentlichkeit, wie er schon verlauten ließ, es werde eine Ausgabe der wichtigsten Schriftstücke im photographischen Lichtdruck vorbereitet. Neben Herrn Schischkin meldet sich jetzt auch Herr Tatistschcw zum Wort, von dem Stambulow in der Unterredung mit dem Berichterstatter deS „Figaro" gesagt hatte, er sei als Beauftragter des Zaren im August l800 zu ihm gekommen. Er schreibt dem „Figaro": „keineswegs als llurier des Zaren bin ich im Jahre 1800 nach Sofia gekommen, sondern al» unabhängiger Schristtteller, begierig, an Ori und Stelle die Situation Bulgariens zu studire», wohin kein Russe seit den, diplomaliichen Bruch von 188», seinen Fuß gesetzt hatte. Ich habe es übrigens Herrn Stambulow selbst gesagt, al» Antwort aus die erste Frage, die er mir vorlcgte. Ta ich von Memandem ein Mandat halte, konnte ich auch nicht der Träger der „Bedingungen" meiner Regierung sein. Teingcniaß waren die- jenigen, die ich i» der Thal mit Herr« Stambulow di»cutirt und von denen dieser Ihrem Berichterstatter ein ziemlich getreues Re- sumse gegeben, nur akademische Thesen, welche ich selbst in einem Werke über die Beziehungen zwischen Rußland und Bulgarien ent wickelt Halle rc." Dieser Brief', der wenigstens ei» halbes Zugeständnis; ent hält, fällt ganz in die Reihe der ossiciellcn russischen Wider legungen. Wenn die Alternative gestellt wird, einem russischen oder einem bulgarischen Slaatsmannc zu glauben, kann die Wahl nicht zweifelhaft sein. Die Führer, richtiger die Verführer, der englischen Arbeiter geben sich den Anschein, von den bisherigen RegierungSkandlungen Gladstonc's und seine» Eabinelö sehr wenig erbaut zu sein. Sie erklären, daß die Sache von dem jetzigen Premier ebensowenig zu erwarten bade, als von dem früheren unb baß die Arbeiter sich zu trösten wissen würden, wen» das raticale Ministerium sanimt der Par- lamentSmehrdeit, durch welche es auf den Schild gehoben worben» uitvermnthet plötzlich wieder von der Bild fläche verschwinden sollte. In Wahrheit liegt die Sache so, daß Niemand mehr als die Worthelden der revolutionairen Arbeiterbewegung i» England von ber mög lichst dauerhaften Installirung Mr. Gladstonc's auf dem Sessel deS Premierministers interessirt ist. Denn wenn Jemand wünschen muß, daß die Männer an der Spitze der SlaatSregiernng dringendere Sorgen haben, als den Draht ziehern und Nnynießcrn eer Arbeiterbewegung aus die Finger zu passen, so sind cs eben die Herren BurnS, Mann und lutti ijuunti. Diesen Leuten kann geholfen werten, oder viel mehr eS ist ihnen schon geholfen, da die Entwickelung der Dinge sich in einer Richtung zu vollziehen scheint, welche in dem Programm der neuen Regierung schwerlich vorgesehen worden sein dürfte. So bängt denn den Arbciterfübrern der Himmel einstweilen voller Geigen, und ihre gute Laune wird durch daS bärbeißige Gesicht, welches sie vor ber Oeffcntlichkeit beranSkebren, nur recht unvollkommen maSkirt. Es war auch die höchste Zeit, daß das Augenmerk weiterer Kreise von den FiaScoS, welche das Eonto der Arbeiterführer belasten, einmal aus andere Dinge gelenkt wurde In den Reiben der englischen Arbeiter hatte ein starkes Mißtrauen gegen die „Koryphäen" Play gegriffen, welche ihnen das Blaue vom Himmel versprachen und sie im entscheidenden Augenblicke mit einigen hochtrabenden Phrasen abspcisten. Jetzt speculiren die so Beargwöhnten aus kommende Verlegenbeilen der Regierung nach innen und namentlich nach außen, um alsdann im Trüben fischen, be sonders sich vor den Arbeitern durch den Hinweis entlasten zu können, daß sie stet» den Umständen »ach, d. l>. ganz correct verfahren sind. Für Vorkämpfer centrisugaler und umstürzlcrischer Bestrebungen ist ja jede Lockerung der Eenlral- gewalt der reine Gewinn, und daß unter Gladstone die Ideen der ReichSeinheit »nd RcichSgeschloffenheit einiger maßen in» Hintertreffen gcrathen dursten, bedarf keiner näheren Begründung. Wir baden schon mehrfach auf das lebhaftere Hervortrete» der Auswanderungs-Bewegung in Galizien kin- gcwiesen Die polnischen Blätter sprechen von einer maise» hasten Auswanderung ruthenischer Bauern aus Lit galizie» nach Rußland »nd lassen durchblicken, daß dieselbe vielleicht auf das Umsichgreifen ber panslawistischen Agitation wolligen Mützen auS schwarzem Lammfell überzogen, bei näherer Betrachtung erwies sich diese Annahme inbeß al» ein Humbug, den» die scheinbaren Mützen waren aus den Köpfen ihrer Träger sestacwachsc». Nach dieser Entdeckung wäre cS unschwer sestzustellen gewesen, daß die Mänucr eine glänzend schwarze Hautfarbe, wulstige, aufgeworfene Lippe», flache Nasen nnv auch im klebrigen in ihrem Wesen das Gepräge der dunklen Nachkommen des Ham besaßen. Die Oberkörper dieser Beiden um schlossen blaue oder grüne, vielfach durchlöcherte Hemden, während unterhalb des Ledergurles einige Fetzen herabhingcn, die wahrscheinlich Hosen verstellen sollten. Der Voran schreilende trug in seinen Hände» einen derben Stock, der Andere aber einen alten Korb, de» er bei jedem kleinen Geräusch niit einer Gebcrte in die Höhe hob, als wolle er ihn zwischen die MaiSbalme schleudern. DaS ganze Gebahren der beiden Neger war von der Art, daß jeder amerikanische Friedensrichter sie für Hühncrdiebc angesehen haben würde, denn diese Leute, die Friedensrichter, haben zuweilen ganz vernünftige Ideen. A» einem kleinen Graben, welcher zwei Anpflanzungen von einander trennte, blieben die Wanderer plötzlich sichen, und in demselben Moment flog ein dunkle» Etwas durch die Luft, das raschelnd im dichten Gewirr der Maishalme unlerging. Ter Vorderste drehte sich herum, sah seinen Genossen einen Augenblick grinsend an und brach in ein leises Lachen a»S. „Da haben wir'S! Ich will kein Nigger sein, wenn ich'S nicht geahnt habe!" „Was denn?" gal», der Andere leise zurück, während er sich scheu umsatz. „Daß Du Deinen Korb ins Korn werfen würdest!" „Nun, hörtest den» Du Nicht«. Eäsar?" „Natürlich, mit diesen meinen eigenen Obren hörte ich Etwa«, aber eS war Nicht-, darüber zu erschrecken!" Der Andere schü'telte den Kopf und watete i»S Korn, aus dem er nach wenigen Augenblicken mit dem allen Korbe zurückkehrte. „ES war nicht Furcht, Eäsar, waS mich diesen Korb fortschlcudcrn hieß", sagte er ernsthaft, „sondern ein Kaninchen. Man soll mich zu neunundncunzig Tagen verdonnern, wenn ich meinen Korb nicht »ach einem Kaninchen geworfen bade, das hier über diesen Weg lies. DaS, was Du gehört hast — eS klang wie Musik und Niggerstimmcn — war Nichts, Eäsar. DaS weiß ich. Es war Nichts als eine Art stimm licher Visien, die uns vor den Obren auf- und abschnurrlc." Eäsar brach in ein krächzendes Lachen aus und begann dabei so wild herumzuspringen, daß er beinahe in den Graben gefallen wäre. „Man soll mir die Haut abziehen, Solomon, wenn Du nicht der gelehrteste Nigger in Louisiana bist und Deinen Prvfcssortilcl mit Neckt führst. Diesmal bat Dich Deine gefährliche Gelehrsamkeit aber doch im Stiche gelassen, denn waS wir gehört haben, war keine stimmliche Vision, wie Tu Dich höchst bewunderungswürdig auStrückst, sondern eS ist wirklich Banjomusik und Gesang, und der Schall kommt von Plcasanlvillc, denn dort feiert man ein Fest!" „Ah — ein Fest in Pleasantville, das ist eS!" nickkopfte der gelehrte Solomon. „Nun wobl, ich gebe zu, Eäsar, daß auch wir Gelehrten uns irren können. Immerhin halte es viele Aebnlichkeit mit einer Vision, wie ich sie wobl tausend Mal gehört und geseben habe Riechen kann man eine Vision nicht. Wenigstens bade ich noch niemals etwas von riech baren gehört, Wehl aber von sliiiimlichen und gcsichtlichen. Eine der letztere» war vielleicht das Kaninchen, dem ich mcincn Korb an die Obren warf. Doch jetzt laß nnS weitergehen, es ist nach zwölf Uhr und hohe Zeit zum Geschäft." „Einen Augenblick noch," erwiderte Cäsar »nd trat dickt an den Anderen heran, „bevor wir wcitergehen, laß mich Dir sagen, daß da« Fest da drüben so etwa- wie eine Hochzeit ist —" „Well?" „Ta Du bis zu diesem gesegneten Tage im County gefängniß gebrummt hast, konntest Tu natürlich nicht vcr- muthen, daß Hannibal Millstone sich beute verhcirathct " „Aha, nun komme ich dahinter", lachte Solomon und schwenkte hoffnungsvoll seinen Korb, „nach HannibalS Hübner stall geht'-! Wenn er und seine Gäste in seinem verteufelt noblen Wohnkasten singen, spielen und tanzen, wird natürlich znrückzusübren sei. Diese Verinnlbungcn der polnischen Blätter dürften aber mit großer Vorsicht alifzuiicbmei, sei». ES ist kaum glaublich, daß sich das panslawistischeFiebcr des i uikenischen Bauers in Ostgalizien beinächligl bade» sollte. ? > Landvolk Galiziens ist zu unwissend, um sich mit Poliuk;» belassen. Ter Schub drückt ton aalizischc» Bauer wo ander». Die M, wirthschaft der polnischen Machthaber, von der von Zeit zu Zeit unglaub liche Tinge bekannt werten, bat die Aiikänglichleit de» gali- zischen Bauers an den ererbten Besitz gelockert und dem Heer der AilSwandcrungSagentcn den Boten geebnet, das Galizien überschwemmt und eine» »iiiiiiterbrocheiicn AuSwandcrerstrom nach Amerika in Fluß erkält. Die Auswanderung auf den bisherigen Wege» ist infolge ber immer mehr gesteigerten Wachsamkeit der Behörde» schwieriger geworden. Die Agenten geben dem Ansivandererstrom nun eine neue, durch die Wach- lanikoit der Behörde» weniger verlegte Richtung, indem sic idn über die russische Grenze lenken, was ihnen bei der Leicht gläubigkeit und Unwissenheit der galizischen AuSwanderungS- lustigen. die eö überall besser zu haben glauben, al« in ber Heimarb, nicht eben schwer fällt. Der Berichterstatter des Pariser „Figaro", welcher Unterredungen mit dem Fürsten Ferdinand, Stambulow und verschiedenen anderen bulgarischen Minister» hatte, setzt seine Berichte au» Bulgarien fort. Ter neueste ist einem Ausflug nach Pbilippopel und der dortigen Ausstellung gewidmet. Der Eorrespondent snkr mit Stambulow, der ihn zu sich in seine Wagenabkdeilung lud. UeberaU waren mili- tairische Vorkcbrunge» ;>»» Schutze de» Ministers getroffen, im Wagen selbst waren Geiidarmen postirt und im Abtbeil dcS Ministeriums lehnte am Tische neben einer Flasche Benedicliner ein geladener Earabincr Bei dieser Gelegen heit, erzäklt der Eorrespondent, während des letzten Bellsikcw Prccesscö sei die Frau eines der Angeklagten zu Stambulow gekommen und bade ibn um die Frei lassung ihres Gatten gebeten, Stambulow bade die Fenster geöffnet, auf da« Mililair verwiese», das sein Haus bewacht und ihm da» Aussehen mebr eine« Gefängnisses als eines MinisterdotelS giebt, und habe zu ibr gesagt: „Glauben Sie denn, Madame, daß ich frei bin?" Der Berichterstatter schildert dann, wie Slanibulow sich als gründlicher Kenner seines Lande« zeigt, und ist von der nationalen Au« stellung ganz entzückt; er läßt den Anstrengungen deS bulgarischen Volkes alle Gerechtigkeit witersabre» und be dauert, daß so wenig Franzosen kämen, um daS schöne Land und die Ausstellung zu besuchen. Dann fährt er fort: „WaS diejenigen betrifft, welche eine Freude an der Politik haben, so sollte» sic nur auch kommen! Ich verspreche ihnen, daß eS itmcn an Veraiilassnng zur Verwunderung in Bulgarien nicht fehlen wirb. Sie werten sich vergöttert seben durch Leute, die sic verabscheuen, und sie werde» da den Frieden finden, wo sic »ur die Revolution zu treffen glaubten. Ich sage nickt, daß ihnen Stambulow auf den ersten Blick sympatbijck wird, aber er wirb sie höchlich inlercssiren, und ick glaube nicht, daß er sie ausbängcn ließe. Cie werten vielleicht auch die Politik nicht billigen, die man in Bulgarien macht, aber wenn sie dieselbe mit der unscrigen oder auch mit einer anderen ver gleiche». so werden sie finden, daß der Unterschied nicht so groß ist. Einige werden eine Harle Prüfung dnrchzumachen baden, die Philosophen aber nicht, denen cü nur um die Wahrheit zu tbun ist und die ihren Ehrgeiz auf das bittere Vergnügen beschränke», alle« — ich sage nicht, zu billigen, sondern — zu begreifen." Deutsches Reich. * Berlin, AI. August. Die „Nationalliberale Cerrespon- bcnz" schreibt: Der Verlauf der Mainzer Katholiken- vcrsammlung und die dort gehaltene» Reden zeugen von der wachsenden Ueberhebnng und Siegeszuversicht, die im ultramontancn Lager herrsche». Eine bewußte Heraus. keine Seele aus den GeslngelstaU Acht geben. In der Tbat, Cäsar, Du bist, so wahr ick eine Wassermelone von einer Wasserratte unterscheiden kann, einer der schlauesten Burschen, die jemals diese Gegend unsicher machten." „DaS bin ich, Solomon, da» bin ich, ebenso wie Tu einer der gelehrtesten bist Weißt Tu aber auch, mit wem Hannibal sich verheirathet?" „Nein, 's ist auch verteufelt egal, wenn nur seine Hühner loS und ledig sind!" Cäsär grinste nicht mehr. Er machte ein bedenkliche- Gesicht, wand sich bin und der, sab bald den Vollmond, bald seinen Gefährten an und zuckte schließlich die Achseln. „Solomon", sagte er, „wissen mußt Dn's doch einmal, obgleich ich fürchte, es wirk Dir nickt ganz egal sein. Stelle Deine beiden Beine deshalb so fest wie möglich unter Deinen Leichnam, den» entweder wirst Du trotz Deiner Gelehrsam keit ohnmächtig werken und »msallen, wie die weißen Leute, cdcr Tu wirst vor Wnth einen Purzelbaum schlagen. Nun denn — bist Du bereit, zu erfahren, weshalb ich Dich hier her geführt bade? Du hast nun wobl schon gemerkt, daß es nicht allein wegen der Hühner geschah!" „Einen Augenblick noch", erwiderte diesmal Solomon, gog eine alte, ganz verbogene eiserne Schraube aus der Tasche und hielt sie seinem Genossen wie eine» Schild ent gegen. „Nun sprich, Eäser, hier dieser Talicman — die Schraube ist vom Sarg eines gehängte» Nigger» — wird alles Ungemach von mir abhalten." Der, dem die wundertkätige Schraube entgegengeballcn wurde, tbat einen schnellen Griff »ach ihr — offenbar wünschte er das Kleinod durch eine» kühnen Handgriff an sich zu bringen —, als aber der Besitzer des Talismans geschickt auswich und den letzten mit seiner ganzen, nicht gerade zierliche» Faust umspannle, gab Cäsar vortäusig die »ruchtlolen Versuche ans. „Das ist recht, Solomon", flüsterte er benchlcrisch, „halte die Schraube fest, denn wenn ihre Echtheit nachaewicscn werben kann, ist sie mindestens loOlx»» Millionen Dollar« wertb. Und nun köre an, WaS ich Dir zu eröffnen habe — Schate» kann die Mitlbeiliing Dir nun nicht mebr zufügcn, nachdem Du Dich hinter dieser Schraube verschanzt hast
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