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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189209025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung, Seitenzählung unkorrekt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-02
- Monat1892-09
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1892
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A-om,emetttSprei- d« Hauptexpeditio» oder den lm Stadi- dezirk und den Bororten errichteten AuS- vabestelle» abgeholt: viertet!Lhrlich^l«chO, «ei zweimaltarr täglicher Zustellung in« Lau» K M. Durch dir Bost bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Dirccte tägliche KreuGandjenduag tu« Ausland: monatlich V.—. Dle Morgen-AuSgube erscheint täglich'/,? Uhr, die Abeud-Au-gad« Wochentags b Uhr. Ledactioa und LrpeLUio»; JohauneSgassr 8. Die En>edit1on ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 dt» Abend» 7 Uhk. Filialen: vtt« Dl«««'» Sartim. tAlsred Haha), UaiversitätSstraße 1, Loui» Lösche, Kalharinenstr. 1», Part, »od Köuig-platz 7. lWM.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. J»sertio«SpreiA Die K grspaltme Petitzeile 20 PsK Reclameu unter dem RedactionSftrich (»ge« spalten) bO/>j, vor den FamilieaaachrtchtK (6 gespalten) 40^. Größere Echristen laut unserem Preis« derzrichniß. Tabellarischer und Ziffern!»» nach höherem Tarif. krtra-Beilagen (gesalzt), »or mit Le» Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuag SO.—, mit Postbesbrderuns 70s—, Ännahmeschluß für Inserat»» Abend-Ausgabe: Bonnittagt 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« »Uhr. Soun- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei de» Filialeu und Aunahmeilellea je eia« halbe Stund« früher. Inserat» find stets au die Expedits«» zu richten. Druck und Verlag von <k. Pokz in Lelpzlg. ^-4tS. Freitag den 2. September 1892. 86. Jahrgang Wegen-es Sedantages fällt die heutige Abend-Ausgabe aus Zur gefälligen Beachtung. Heute Freitag, den 2. September, wird aus Anlaß der Tedan-Feier unsere Expedition von 1Ä Uhr ab geschloffen bleiben. Lxpeältiou ües luslprlxer ^N8edlatte8. Amtliche Bekanntmachungen. Scknntttmachnng, die Wahl von Wahlmännrrn zur Äcwerbckammer bctr. Wegen der LieS,ährigeu ErgäuzungSwahl für die «ewerbr- kammer hat dar Königliche Piinistcriuni der Innern in Gemäßheit von tz. K der Verordnung, die Handels- und Gcwerbekamincrn betr., vom 16. Juli 1863 die Gesammtzahl der für die Gewerbe- kammer zu Leipzig zu wählenden Wahlmauiier wieder auf 87 sesl- gesetzt, von welcher Zahl in Leipzig und den einverleibten Vororten 89 zu wählen sind. Wir haben nun im Einverständniß mit der hiesigen Gewerbe- kammer für die Abgabe der Stimmzettel folgende Wahlbezirke gebildet, ferner die nachgenannten. Herren als Wahlvorsteher und Stellvertreter ernannt und die beigesetzten Wahllocale bestimmt: 1. Bezirk. Alt-Leipzig mit den vormaligen Gemeinden Reudnitz, Nrureuduitz und Thonberg. Wahlvorsteher: Sattlerobermeister und Stadtverordneter Stellvertreter: BSckerobermetster und Stadtverordneter Arneckr, Dahtlocal: Stavlvcrordtteken-Sitzungssaal. alte HandrlSdörse am Naschniarkte. » 2. Bezirk. Vormalige Gemeinden Anger-Crottendorf» Neu- fchönescld, Nruseverhausc». Neustadt, Sellerhausrn und Volkmar sdars. Wablvorsteher: Schlossermeisler und Localrichter Mühlig» Stellvertreter: Uhrmacher Göttlich Hermann Lrhmanu, Wahllocal: „Retchühallcn" in Lkipzig-VollmarSdors, Vlijabrthstratze 8. Bezirk. Vormalige Gemeinden tsonnelvih und LöfkNig. Wahlvorsteher: Maurermeister Jätticke, Stellvertreter: Zimmermeisier Franke, WahNocal: Winters Kaffeegarte» in Leipzig-Counetoty, Leipziger Ltraste 54. ch Bezirk. Vormalige Gemeinden Kleinzschocher, Ltndenau, Plagwiy und Lchlcutzig. Wahlvorsteher: Kohlenhändler Treyer, Stellvertreter: Klempnermeislcr Frauenhcim, Wahllocal: „Felsenleller" in Leipzig-Plagmitz, Zschochcrschc Straffe »6. 5. Bezirk. Vormalige Gemeinden Eutritzsch und VohliS. Wahlvorsteher: Architekt Junimrl, Stellvertreter: Baumeister Schließer» Wahllocal: Präsiirr's Lchankwirthschast (Jnhabrr Gentze) in Lktpztg-vohltS. Augustenstratzr 24. Ltlmmberechttgt zur Wahlmännerwahl für di« Gewerbe- kammer sind: ». die hier wohnhaften Kaufleute und Fabrikanten, welche mit höchstens 1900 aber mit über 800 Einkommen nach tz. 17 ck deS Einkommensteuergesetze« vom 2. Juli 1878 im Ortssteuerkataster eingeschützt. d. alle nicht zu den Kalisleuten und Fabrikanten zählenden Ge- werbetreibenden, die im OrtSsteuerkataster mit über 600 Einkommen der vorerwähnten Art besteuert, sowie e. Lö Jahre alt und ck. nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrecht« in der Gemeinde oder in Folge Perübung eine- Verbrechen- von den staatsbürgerlichen Rechte» ausgeschlossen sind. Diese Stiminberechliglcn werden geladen, zur Ausübung ihres Wahlrechte- und bet Verlust de« letzteren für die gegenwärtig vor- »uuebmend« Wahl Montag, de» IS. September I8N2, in den Stunden von v—12 Uhr Vormittags und 3—6 Uhr Nachmittags in demienigen der vorverzeichneten Wahllokale Per sönlich sich einzufinden, welches in dem Bezirke, in dem die Wohuung de» Stimmberechtigten liegt, eingerichtet worden ist, und einen Stimmzettel, au, weichem 18 Name» mähtbarer Personen verzeichnet sind, abzugebcn. Zur Legitimation chinsichtlich seines Wahlrechts hat jeder Wäh lend« die Quittung über Entrichtung der Einkommen,teuer aus den 1. Termin d». IS. vorzuweisen, auch, soweit nülhig, da» Vor handensein der unter e und <i ausgesuhrtei: Bedingungen darzulhua. Wahlbar ist jeder Stimmberechtigte. Leipzig, am 31. August 1892. .. Der >ath dn: Stadt Leipzig, tti 85. Or. Georgt. Staub Bekanntmachung. Hierdurch machen wir bekannt, daß wir die »wischen der , llchen Fluchtlinie der Fabrikstrabe und der Grenze der Parcel Nr. 60 und St de« Flurbuch« für Eutritzsch gelegene Strecke Schulstrab« in Leipzig^tutritzsch in da» Sigenthum «od io Verwaltung der Sladigemeind« übernommen haben. Leipzig, am 2«. August 1892. D«r Aath der Stadt Leipzig. Io. 4103. Or. Georgt. Or. Redlich Bekanntmachung. DI« Umlegung und Ergänzung der Fußwege de« Nanft'schrn Gählcht«» soll au einen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unierer Tiesbao- Verwaitung, Ralhhau«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 28, au» und können daselbst eingesehea oder gegen Entrichtung der Gebühren km Betrage von 50 /H, welch« auch in Briefmarken »ingesendet werden könne», »uinommen werden Bezüglich» Angebot« sind versiegelt und mit der Auischrift: „Fußwege »e» Ranft scheu »aszchrn«" versehen, ebendaselbst, und zwar dt» zum 12. Leptember d. 5 Uhr Nachm., rinzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmllich« Angebote »»lehnen. Leipzig, de» LS. Aogost 1892. . Do« Mat»«« »er Stadt Leipzig io. 4S2S. Gtratzenbaudeputottou. Bekanntmachung, die Wahl »on Wahlmäunern zur Handelskammer betr. Zur diesjährigen ErgänzuiigSwahl sür die Handelskammer sind zunächst die Wahlmänner durch Urwahl, für welche wir Herr» Stadlrath Scharf als Wahlvorsteher und Herrn Stadtrath Mrifznrr als stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung berusen haben, zu ernennen. Es werde» daher alle in Leipzig, sowie im vrztrke der Königlichen AmtSbaiiPtmai»,schuft zu Leipzig wohnhaften Kaus- leute und Fabrikanten, welche a. mit über 1900 Einkommen nach 8. 17 unter ck deS Einkommensteuergesetze» vom 2. Juli 1878 im Ortssteuer- kataster cingeschützt, d. 2ö Jahre alt, o. nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde oder in Folge der Verübung eine- Ver brechens von den staatsbürgerlichen Rechten ausge schlossen sind, sowie die Vertreter und bez. Besitzer der im Bezirke gelegenen siSca- lischen und communlichen Gewerbsanstalten, Eisenbahn-, Schisssahrts-, Bergwerks- und StetnbruchSuiiternchmungen, soweit sie Len unter d und o angegebenen Bedingungen genüge», bez. den unter a an gegebenen Cen,us erreichen, geladen, zur Ausübung ihres Wahlrechts unv bei Verlust des letztere» sür die jetzt vorzunehmende Wahl Sonnabend, den 17. September 18S2, in den Stunde» von S—12 Uhr vormittags und 3—6 Uhr Nachmittags im Wahllacale. bcm Stadtverorviirtrii-Sitzungs- saalc in der alte» Haudclöbörsc am Naschmartte hier, in Person sich ciuzusiiiden und einen mit 66 Namen wählbarer Per sonen versehenen Stimmzettel abzugeben. Zur Legitimation hinsichtlich seines Wahlrechts bat jeder Wäh lende dir Quittung über Cntrtchtung der auf de» 1. Termin ds. Js. zu zahlen gewesenen Einkommenstener oder ein an der betreffenden Stenerhrbestelle kostenlos »u erlangende»Zeugnis;, daß er — der Wählende — mit dem znr Ttzetlnahmc an der Wahl berechtigenden Einkommen veranlagt fei und die dies- bezüglichen Stenern entrichtet habe, vorzuweisen. Außerdem haben diesenigen Wähler, welche ihr Wahlrecht als Vertreter eine- Geschäftes, dessen im Ortskatastcr eingetragenes Einkommen nach §. l7ck deS Einkommcusleuergesetzes nicht anS- reich!, um sämmtliche Theilhabcr als wahlberechtigt zu betrachten. auSüben wolle», sich durch ein Zeugniß der persönlich hastende» Theilhaber des von ihnen vertretenen Geschäftes zu legitimircn, ebenso Vertreter juristischer Personen, bezw. fiscalischcr und commun- lichcr Unternehmungen durch ein Zeugniß der Vorstände und Dienst- behörden. Wählbar sind alle Stimmberechtigten. Leipzig, am 80. August 1802. Der Rath der Stadt Leipzig. IL 8S. Or. Georgsi Tlauß. Ausschreibung. Zum PfarrljauSba» sür dir AndrraSgrmrtnde sollen nach, stehende Arbeiten tm Wege de» öffentlichen Angebot- vergeben werden: 1) Grd- und Maurer-Arbeiten, 2) Steinmetz- - 8) Zimmer- » einschließlich Herstellung der Parquet» ic. Fußböden, «) Pisen-bonstrnettonS- » Asphaltirnngs- - Die Bedingungen und AngeLotSformulare liegen bei unserem baulettenden Architekten Herrn R. Fussel, Lessingstraße 13, aus und könne» daselbst gegen Entrichtung der Gebühren für 1 bi» mit 3 von je 2 entnommen werden. Ebendaselbst sind Zeichnungen gegen Hinter legung von 10 welche bei unversehrter Abgabe der Pläne zurück- erstattet werden, zu erlangen. Bezügliche Angebote sind versiegelt «nd mit der Aufschrift: „Angebot sür Herstellung der Arbeiten" versehen bis zum 8. September Abends 6 Uhr in unserer Expedition. Arndt- strasze 36 d, einzureichen. Leipzig, de» 29. August IMS. Ter Kircheiivarstand zn St. Andreas. Or. pü. Schumann, Ps. Submission. Di« !^lltffdelEcr«irbeiteN für die Neubauten der II. katholischen Kirche und des Pincentius- ftiftcG in L.-9Ieudnih sollen im Wege der Submission vergeben werden. Kostcnanschlugssormulare sind lm Bureau der Architekten Kräh A- ÄHIeurer hier. Bayerische Straße Nr. 42d, oder am Neubau selbst zu baden. Die Offerten sind mit diesbezüglicher Busschrist bi» zum 8. Sep tember an da- Katholische Pfarramt abzugebea Leipzig, am 31. August 1892. Hubert Schmittmann, Superior und Psarrer. Bekanntmachung. Dir Entschädigung sür die I. in Leipiig-Nruschäiicfkld vom 36. Juli bis mtt 6. Augntt d. IS In der Clara Lonrad-, Eisenbahn-, Friedrich-, Gustav Harkortstraße, tu Letpztg-Volkmarsborf in der Elisabetbstraße, ll. «n Lripetg-Eutrttzlch vom 36. Jult bis mtt 3. Anglist d. I». in der Albert-, Delipscher und Hauvlstraße, jowi« M. t» Leipnu-Suniiewttz vom rit Anti dt» mit 27. Juli d. I». in der Eisen bahn-, Herrmann., König-, Leipziger, Lang« und Probslheidaer Straße eknanartiert aeweienen Truppen vom 2. Königin Husaren Regiment Nr 16 kann in den nächsten 14 Tagen bei unserem Oaartieramle, Raschmarkt Nr. 2, tm Erdgeschoß liuk», Zimmer Nr. 80 ialte« Poltzeigebändeh erhoben werden. Der da» Qnariterbillet Bonreisend« gilt al» zur Emps«ui»ahme berechtigt. Leipzig, am 29. August 1892. Der >«t» der St«dt Leipzig. »4 T./N. 13227. v,. U«,rgi. Namprecht Sedan-Feier. Mehrfacher Anregung zufolge rlchlen wir an die Geschäfts- Inhaber die Aufforderung, zur Feier de« morgenden Nalional- FesllagcS auch diesmal, Ootz de« Wegfall» deS FestzugeS, durch Schltctzniig brr Geschälte beizulragen. Leipzig, den 1. September 1892. Die Handrlökamnicr. Dlilomo, Vorsitzender. Or. Gensel, S. Sie Börse )» Beipsig bleibt Freitag, de» 2. September d. I., anläßlich der Skdan- AestkS, gcschlosscu. Leipzig, Leu LL. August 1802. Ter Bsrsknvo»stand. Für den Vorsitzende» der 1. Ablheliung: A. F. DUrbig. Blcyl, Börsensecrelär. Städtische Bolksschnten. Am 2 September al» Scm deutschen Natioiialfesttage wird in sänimllichen hiesigen Volksschulen iBurgcr- und Bczirksschulen) eine patriotische Schnlscier abgehalten. Sie beginnt t» der 1. hüderen Bürgerschule für Knaben i in der 8. Bürgerschule (für die Knaben) l um 8 Uhr, in der 8. Bezirksschule für Knaben I in der 3. höheren Bürgerschule : in der 6. Bürgerschule (sür die Mädchen) ! um 10 Uhr, i» der 20. Bezirksschule 1 in allen übrigen Schule» um v Uhr. Zur Tveiiuahme an dieser Feier beehren wir un» hierdurch er- gebenst einzuladen. Leipzig, den 29. August 1892. Tie Tircctoren der Volksschulen. Ernste Gedanken )UM Scdantage. es. Der Tag von Sedan ist wiedergekehrt und erfüllt alle deutschen Herzen mit dem Hochgefühle patriotischer Erinne rung an die größte und folgenreichste That deutscher Geschichte seit vielen Jahrhunderte». Die verheerende Seuche, welche die deutsche Küste hcimsucht, steht auch in unserer Stadt der Veranstaltung des gewohnten, glanzvollen Feste» im Wege, aber das crnst sreudige Gedenken an daS unbeschreiblich Be glückende, welches der heiße Scptembertag von 1870 sür unsere Nation berbeigefübrt hat, spottet aller Sorgen »nd Be kümmernisse der Zeit. Ist doch schon früher der Sedantag, entsprechend seiner volkSgeschichtlichen Bedeutung und dem innersten Wesen unseres BolkStbumS gemäß, mehr und mehr aus einem Tage lauten Jubels ein Weibctag deutscher Nation geworden. Und dies insbesondere seit jenem Scdan tage vor vier Jahren, da Deutschland zum ersten Male mit herbem Schmerz die Stelle leer sah, zu der cS mit un begrenztem Vertrauen emporzublicken gewöhnt war, die Stelle, von welcher der gute alte Kaiser schlichten Herzens, treuen SinnS und fester Hand über daö Vaterland wachte, durch die Kraft seines Wesens allezeit ein wahrhafter Mehrer des neuen Reiches, dessen Schöpfer er gewesen. Seit jenem ersten Sedanlagr ohne Wilhelm I. hat sich noch Vieles zu- gclragcn, was mehr auf ernstes Besinnen al- auf frohhcrzigcS Feiern bindrängt. So stolz wir Deutsche auf die unerhörten kriegerischen Erfolge des l. und 2. September l870 sind und immer sein werden: Sedan bedeutet weit mehr als eine ge wonnene Schlacht, mehr als die Gefangennahme einer Armee und eines mächtigen Monarchen. Kriegöruhm bedeckte Deutschland schon genug und übergenug, als seine Söhne vor zwciuiidzwanzig Jahren die Lauter über schritten, und in berrtichcr Weise war dieser Ruhm bereits gewahrt, als der Tag von Sedan anbrach; auch die Ent scheidung in dem großen Völkerringen brachte er nicht, noch viele Monate mußte gekämpft und gelitten werden, bis bas stolze Frankreich sich ergab. Was die Schlacht bei Sedan so groß und heilig gemacht, daS ist der Eindruck, den sie in Deutschland erzeugt, die iuncr- staatliche Wirkung, die sic hcrvorgcbracht hat. Aus den blut- gedünglen Gefilden um die nordfranzösische FestuugSstadt ist die deutsche Einbeit emporgcwachsen; auf ihnen ist der deutsche Kaiserthron gezimmert worden. Als die RuhmeSbotschaft von Sedan nach Deutschland gedrungen war, da ging im Norden und Süden, im Osten und Westen nur die eine Rede; so wie wir nach Frankreich hineingezogen sind — getrennt in «inen Norde» und einen Süden — so rürfen wir nicht wieder heraus ziehen. Und diese durch den Tag von Sedan ge schaffene allgewaltige Strömung hat die Willigen und die Widerstrebenden nach dem Bildersaal in Versailles getragen, dort dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt zu setzen. DaS ist dir Bedeutung des SedantageS, und weil sie cS ist, darum beschleichen bei seiner heutigen Wiederkehr so ernste Gedanken das deutsche Herz. Die Ein heit, die lange entbehrte und endlich vor zweiunvzwanzig Jahren gegen zahllose Widersacher, die durchaus nicht alle auf dem Schlachtfelde stritten, erkämpfte Einheit, gilt heute so Manchem als ein selbstverständlicher Besitz, der keine- SchutzcS mehr bedarf, ja, der sogar an Werthschätzung hinter anderen Gütern zurückzutreten bat. Wir müssen eS erleben, daß von Personen, dir bestimmend in die Schicksale Deutschlands einzugreisen amtlich berufen worden sind, die Thaten Wilhelm - l. und seiner Paladine al» Geschehnisse beurtheilt werden, über dir Deutsche verschiedener Meinung sei» köuuen, wir hören philosophische Erörterungen über da» Bedenkliche einer Pflege des nationalen Gedankens in Deutsch land — des nationalen Gedankens, der, wie alle Aelteren unter unS wissen, eine junge zarte Pflanze ist, die nicht hingehend genug gewartet werden kann. Diese kalte Objek tivität beruft sich allerdings aus die vorgeblich gemachte Beobachtung, daß die Gegner der Einheit aus den deutschen Gauen verschwunden seien, aber der unbefangene Blick muß erkennen, daß die alten Feinde jeder nationalen StaatS- bildnng so eifrig wie nur jemals am Werke sind, wenn sie auch die KampscSwcise geändert haben und unter Nutzung der Zcitunistände in der Maske von Freunden austreten. Wir können uns heute, zweiundzwanzig Jahre nach Sedan, nicht der schmerzlichen Beobachtung entziehen, daß sich traurige Er scheinungen aus den traurigsten Zeiten deö alten Reiches zu wiederholen beginnen: wir seben den Kampf zwischen Welf und Waiblingen wieder ausleben und die Welsen sich mit einem erschlichenen Schein von Berechtigung als die Schutz truppe deö Kaisers gegen die wahrhaft Kaisertreuen geberden. Sind diese Scdangedanken nicht freudig, so vermögen sie unS doch keinen Augenblick de» unerschütterlichen Glauben an den Bestand deS Baues zu rauben, den die Helden von 1870 mit ihrem Blut gekittet haben. Die deutsche Nation erinnert sich zu gut an di« Schmach »nd das Elend, das sie in ihrer Zer rissenheit hat erdulden müssen, als daß sic ruhig zusehen könnte, wenn an den Grundvestcn des Hauscö, uuler dem sie endlich ein sichere» Dach gesunden, gerüttelt würde. Und monarchisch bis in die innersten Fasern seine« SeinS, wie daS deutsche Volk ist, wird eS die deutsche Monarchie, ohne die rin deutscher Nationalstaat nicht gedacht werden kann, gegen Jedermann vertheidigen, und mit unbestechlicher Wachsamkeit vorzüglich Jenen entgcgentreten, welche sich unterfangen, de» Kaiser thron im Namen des Kaisers zu unterwühien. Das große Erbe wird nicht durch Verbrechen noch durch Jrrthümer ver loren gehen, dessen sind wir getrost. Der große Weise der Nation wird daS deutsche Bürgertbum nicht vergeb lich gemahnt baden, der ihm von der Zeit übertragenen Aufgabe gerecht zu werben. Da» Klagen und Ver klagen, das nach einem jähen Wechsel der Tinge sich beim Volke einzulcbcn begonnen, weicht mehr und mehr dem männlich-freudigen Entschluß, den Gefahren scharf inö Auge zu blicken und zu handeln, um daö in heißen Kämpfen Erstrittene zu bebaltcn. So wenig wie sür die Furcht, itt sür thalcnlose Schwarzsehcrei Raum in deutsche» Herzen. Die Zeit ist gewißlich ernst, aber in Erinnerung an die Groß- thaten der Väter und umwebt von dem Geiste seine« Hcldcn- kaiserö, gelobt das deutsche Volk, heute an dem eigentlichen Geburtstage des Nationalstaates, mit unverbrüchlicher Treue scstzuhalten an dem Errungenen: an Kaiser und Reich. Deutsches Reich. * Berlin, 1. September. (Telegram m.) Vor dem Schöffengericht stand beute gegen den Rector Ablwardt Termin wegen Beleidigung an. Kläacr war der in llntcr- suchungsbaft befindliche Rechtsanwalt Or. Stein. Ablwardt sollte Beleidigungen durch Aeußcrungen begangen haben, die daraus hinauSgcben, daß Stein sich zu iciner Gegnerschaft gegen ihn durch jüdisches Geld habe bestimmen lasten. Nach längere» Zengenvcrncbmnngc» wurde die Weilerverhandlung bis aus Weiteres vertagt. Einer der Hauptzeugen war der ReichSIagSabgeordnete Pickend ach. — lieber die Voraussetzungen, welche — abgesehen von der Erhöhung der Recrutcnzahl — nach der Ansicht mili- tairischcr Sachverständiger ersüllt werden müssen, wenn in wci Jahre» die Soldaten vollständig kriegSlüchtig auSgcbildct ein sollen, hört die „Köln. Z." Folgende«: „Man stellt nun dort (in militairischen Kreisen. D Red.) die Ansicht aus, daß »S möglich sei, in zwei Juffren den einzelnen Mann kriegsmäßig auszubilden, wenn das Ausbildungsprrsonal i» allen Ebargen erhöht wird und den Compagnien kein, Kräfte mehr siir Dienstzweige entzogen werden, dt« der eigentlichen Ausbildung sernticgen. Bei den jetzigen Verhältnissen siebt sich der Eompagnicchcs fast immer au, die Unterstützung eines einzigen, meistens sehr jungen Osficters beschränkt; ebenso steht e« mit den Unterofsicicren, von denen stet- einige zu den verschiedenen militatrischen Behörden, zur Probedienstleistung bei den Eivilbebördea u. s. w. abcommandirt werden, ohne daß ihre Stellen »tatSmäßig frei und neu besetzt werden könne». Die Com pagnie verliert also Chargen und erhalt keinen Ersatz. Da« Gleiche trifft für di« als Burschen u. s. w. verwandten Mannschaften zu. ES müssen Einrichtungen getroffen werden, die eS ermöglichen, daß die Etalsslärke an wirklich diensltbucnden UnteroiNcieren stet» vorbanden sein kann und die Mannschalten nicht durch Heranziehung zum Arbeit«- oder Wachdienst in irgendeiner, die Truppe nicht vtrcct angehenden Art von der Förderung ihrer kriegsmäßigen Aus bildung ierngehaUkn werden. Um die» zu erreichen, erscheint es nolhwendig, au« den jetzt der Ersatzrejerve überwiesenen HeereS- pslichtigen bet den Regimentern u. s. w. besondere Compagnien, „nou rnlour," oder wie man sie nennen will, auszustrllen, die den Arbeitsdienst zu übernehmen haben, denen Weiler die abcommandirten Unterosficiere und Maunichasten zuzuzahien sind, deren Chargen bei den Landwehrüdungen da« nolhwendig« Personal an Berufssoldaten adgeben, ohne daß die Truppe dafür geschwächt zu werden braucht. Ta mit der Ti-positton-benrlaubung auch der sehr wirksame Hebel für gut» tzübrung und Eiser, nämlich die Möglichkeit der kruder» Entlastung, sortsällt, so darf während der Dienstzeit kein Urlaub über 8 bt« 4 Tag« «rthrttt und muß jeder Lag Arrest nachgedieat werden." — Die obrrschlesischen Polenführer tragen sich anscheinend mit Plänen, welche da« Licht der Oeffentlichkeit nicht recht vertragen. Wie nämlich dem .Oberschl. Anz." von zuverlässiger Seit« mitarthrilt wird, soll eine für den 2v. September »„gesagte IffeatUch« Kundgedurig der Pol«
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